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Forschung 8<br />
Abb. 2. Modell für die Initiation epigenetischer<br />
Transkriptionsaktivierung<br />
(siehe Text).<br />
Zusammengefast deuten diese Untersuchungen<br />
an, dass Ash1 die in vitro identifizierten Zielaminosäuren<br />
in Drosophila methyliert um Genexpression<br />
zu aktivieren.<br />
Basierend auf diesen Ergebnissen stellt sich die<br />
Frage, wie das von Ash1 vermittelte Methylierungsmuster<br />
Transkriptionsaktivierung auf<br />
molekularer Ebene bewirkt. Untersuchungen<br />
mit dem Heterochromatin bindenden Protein 1<br />
(HP1) haben gezeigt, dass dieses Protein spezifisch<br />
methyliertes Lysin 9 in H3 bindet (Bannister<br />
et al., 2001; Lachner et al., 2001). Dieses<br />
und andere Ergebnisse haben zu der Hypothese<br />
geführt, dass methylierte Aminosäuren als<br />
Erkennungssequenz für spezifische Proteine<br />
dienen können, die diese methylierten Seitenketten<br />
erkennen, binden und dann die Ausführung<br />
eines spezifischen biologischen Prozesses<br />
steuern. Basierend auf dieser Hypothese<br />
haben wir mit Hilfe von Protein:Protein Interaktionsexperimenten<br />
versucht Proteine zu<br />
identifizieren, die spezifisch an das Ash1<br />
Methylierungsmotiv binden oder deren Interaktion<br />
mit Chromatin durch dieses Methylierungsmuster<br />
inhibiert wird. Wir konnten eine<br />
Gruppe von potentiellen epigenetischen<br />
Repressoren isolieren, deren Interaktion mit<br />
Chromatin durch Ash1-vermittelte Methylierung<br />
von H3 und H4 inhibiert wird. Diese<br />
Repressoren sind HP1, der epigenetische<br />
Repressor Polycomb, und die p55 Untereinheit<br />
des «chromatin-assembly factors» CAF-1, die<br />
in verschiedenen, an Chromatindynamik beteiligten<br />
Faktoren nachgewiesen wurde (Paro and<br />
Hogness, 1991; Ridgway and Almouzni, 2000;<br />
Bannister et al., 2001; Lachner et al., 2001). Ferner<br />
konnten wir zwei Proteine nachweisen, die<br />
spezifisch an das Ash1 Methylierungsmuster<br />
binden: der epigenetische Aktivator BRAHMA,<br />
eine ATPase, und MOIRA. Beide Proteine sind<br />
Bestandteil eines «chromatin remodeling complexes<br />
(CRF)» (BRAHMA-Komplex). CRFs können<br />
energieabhängig die Struktur von Chromatin<br />
verändern und spielen daher eine wesentliche<br />
Rolle fur die Ausführung DNA-abhängiger<br />
Prozesse im Chromatin. So vermittelt z.B. der<br />
BRAHMA-Komplex in Drosophila epigenetische<br />
Transkriptionaktivierung und vermutlich andere<br />
Transkriptionsereignisse. Diese Ergebnisse<br />
zeigen, dass das Ash1 Methylierungsmuster<br />
zum einen vom BRAHMA-Komplex erkannt und<br />
gebunden wird, und zum anderen die Interaktion<br />
von potentiellen Repressoren mit Chromatin<br />
inhibiert. Um nachzuweisen, dass Ash1-<br />
abhängige Transkriptionsaktivierung mit der<br />
Rekrutierung des BRAHMA-Komplexes korreliert,<br />
haben wir wie oben beschrieben mittels<br />
XChIP die Interaktion des BRAHMA-Komplexes<br />
mit Ash1 Zielgenen in Beinimaginalscheiben<br />
untersucht. Diese Untersuchungen zeigen, dass<br />
der BRAHMA-Komplex nur in Gegenwart des<br />
Ash1-spezifischen Histonmethylierungsmusters<br />
an die Enhancer/Promoter Region von Ash1<br />
Zielgenen rekrutiert wird. Ferner konnten wir<br />
zeigen, dass die Repressoren HP1 und PC nicht<br />
an den trankriptionsaktiven Ubx-Promotor binden.<br />
Diese Ergebnisse deuten an, dass Ash1-<br />
abhängige Transkriptionsaktivierung mit Histonmethylierung<br />
und Rekrutierung des BRAH-<br />
MA-Komplexes korreliert. Zusammengefasst<br />
ergeben unsere Untersuchungen folgendes<br />
Model für die Initiation epigenetischer Aktivierung:<br />
Im ersten Schritt assoziiert Ash1 in einer<br />
derzeit noch unbekannten Weise mit spezifischen<br />
DNA Zielsequenzen (trithorax response<br />
elements) (Abb. 2a) und methyliert dann seine<br />
Zielaminosäuren in H3 und H4 (Abb. 2b). Das<br />
etablierte Methylierungsmuster ist ein Erkennungssignal<br />
für den BRAHMA-Komplex, der an<br />
dieses Signal bindet (Abb. 2c) und dessen Aktivität<br />
dann vermutlich transkriptionskompetente<br />
Chromatinstrukturen in Ash1 Zielgenen etabliert<br />
(Abb. 2d), die Transkriptionsaktivierung<br />
ermöglichen (Abb. 2e). Zudem verhindert das<br />
Methylierungsmuster die Bindung von Repressoren<br />
an den transkriptionsaktiven Ubx-Promoter<br />
(Abb. 2f). Diese Untersuchungen zeigen,<br />
dass ein komplexes Histonmethylierungsmuster<br />
bestehend aus drei methylierten Lysinresten<br />
ein Signal für Initiation epigenetischer<br />
Transkriptionsaktivierung ist. Ob dieses Methylierungsmuster<br />
tatsächlich ein epigenetisches<br />
Signal ist, d. h. sowohl die Initiation als auch<br />
die Aufrechterhaltung epigenetischer Transkription<br />
vermittelt, ist das Ziel derzeitiger<br />
Untersuchungen.<br />
Korrespondenz:<br />
Frank Sauer<br />
Zentrum für Molekulare Biologie<br />
der Universität Heidelberg (ZMBH),<br />
Im Neuenheimer Feld 282<br />
69120 Heidelberg, Germany<br />
Phone: +49-6221-546858<br />
Fax: +49-6221-545894<br />
f.sauer@mail.zmbh.uni-heidelberg.de<br />
Literatur<br />
· Bannister, A. J., Zegerman, P., Partridge, J. F.,<br />
Miska, E. A., Thomas, J. O., Allshire, R. C. and<br />
Kouzarides, T. (2001). Selective recognition<br />
of methylated lysine 9 on histone H3 by<br />
the HP1 chromo domain. Nature 410, 120-<br />
124.<br />
· Beisel, C., Imhof, A., Greene, J., Kremmer, E.,<br />
and Sauer, F. (<strong>2002</strong>) Histone methylation<br />
by the Drosophila epigenetic transcrip-<br />
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