Theoretische Grundlagen des Marxismus
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schlag 1." "Sollte irgendeine der drei Gattungen von<br />
Bewufstseinselementen (Erkennen, Fühlen und Wollen) als<br />
fundamentale Form <strong>des</strong> Bewufstseinslebens angesehen<br />
werden, so müfste es offenbar der Wille sein" 2, bemerkt<br />
der bekannte dänische Philosoph Harald Höffding in seiner<br />
"Psychologie". Die Unhaltbarkeit der von den englischen<br />
Psychologen so beliebten Erklärung <strong>des</strong> Denkprozesses aus<br />
passiver Vorstellungenassoziation ist von Windelband in<br />
einem seiner geistreichen Essays meisterhaft ·bewiesen. Das<br />
gefühllose Denken existiert in der Wirklichkeit gar nicht.<br />
"In dem Turniere <strong>des</strong> Seelenlebens sind die Vorstellungen<br />
nur die Masken, hinter denen sich die wahren Streiter,<br />
die Gefühle, vor dem Allge <strong>des</strong> Bewufstseins verbergen.<br />
Was ist denn aber dies Interesse, was sind diese Gefühle,<br />
deren Einfiufs in dem wirklichen Gange unserer Vorstellungen<br />
so unverkennbar die Hauptrolle spielt? ~ie alle<br />
sind nichts anderes als Formen und Erregungsweisen <strong>des</strong><br />
unbewufsten Willens 3 • "<br />
Jeder Organismus ist dem Einflusse· unendlich mannigfaltiger<br />
Kräfte der ihn umgebenden äufseren Natur ausgesetzt.<br />
Alles in der Natur steht in einer durchgängigen<br />
Gemeinschaft - dieser, von Kant in seiner "Kritik der<br />
1 Wilhelm Wundt, Logik, 2. Aufl., 1895. - Methodenlehre<br />
11, S. 17.<br />
9 H öff d ing, Psychologie. Dritte deutsche Ausgabe, 1901, S. 184.<br />
3 Windelban d, Präludien, 2. Aufl., 1903, S. 229. Riehl weist auf<br />
die Verdienste Schopenhauers als <strong>des</strong> B~gründers <strong>des</strong> modernen Voluntarismus<br />
hin. "Von philosophischer Seite hat diese Verhältnisse niemand<br />
tiefer erfaCst und anschaulicher dargestellt als Schopenhauer. Seine<br />
hierher gehörigen ÄuCserullgen stehen, von der Willensmetaphysik abgesehen,<br />
in vollem Einklange mit unserer heutigen entwicklungsgeschichtlichen<br />
Ansicht über die funktionelle Bedeutung <strong>des</strong> Bewurstseins ...<br />
Der Intellekt ist nach seiner wie nach unserer ~egenwärtigen wissenschaftlichen<br />
Anschauung etwas Hervorgebrachtes, Sekundäres, ein Produkt<br />
der Organisation, nicht der Produzent derselben. Er hat Dasein<br />
und Leben zur Voraussetzung, und es wäre daher verkehrt, vielmehr<br />
ihn dem Dasein und dem Leben voraussetzen zu wollen." A. R iehI,<br />
Der philosophische Kritizismus 11, 1887, S. 204.