Theoretische Grundlagen des Marxismus

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~geschichte die ~usschlaggebende Bedeutung für die Schick­
~ gale des Menschengeschlechts solcher an sich schwachen
Triebe, wie der Erkenntnistrieb , nicht leugnen. Wäre im
menschlichen Geiste die interesselose Neugier, die Freude
an Erkenntnis der Wahrheit nicht vorhanden, so hätte kein
noch so wichtiges praktisches Bedürfnis zur grofsartigen
Entwicklung des menschlichen Intellekts, worauf alle
Zivilisation bernht, geführt. Man soll die Bedeutung der
praktischen Bedürfnisse des Lebens nicht überschätzen.
Der Mensch (und der Naturmensch insbesondere) ist ein
träges Wesen, das sehr ungern etwas unternimmt, was ihm
keine unmittelbare Lust gewährt. "Man ist immer wieder er·'
staunt", sagt Ratzei, "über die geringe Zahl selbständiger
Erfindungen bei Völkern tieferer Stufen, die selbst Nächstliegendes
übersehen 1." Alle Schilderungen der Naturmenschen
stimmen darin überein, dafs die Sorge um Zukunft
diesen unbekannt ist. Bei solcher psychologischen Natur
des primitiven Menschen ist es ganz unwahrscheinlich, dafs
irgendeine nützliche Erfindung je gemacht würde, gewährte
nicht die Tätigkeit des Intellekts auch dem Naturmenschen
eine selbständige Lust. Noch weniger kann man nur durch
praktischenNutzenderWissenschaftihre späterenauffallenden
Erfolge erklären. Die intellektuelle Arbeit ist für jeden
wahren Forscher die gröfste Lust, welche mit dem Selbsterhaltungsinstinkt
psychologisch nichts gemeinsames hat.
I
l.
Ist also die materialistische Geschichtsauffassung als
"'1 ein einseitiges und irreführendes System einfach zu ver-
;: .. werfen? Ich glaube nicht. Ich glaube vielmehr, dafs dies
,.. ,.\" System einer Rekonstruktion fähig ist, welche sie zur ganz
~ ~.. brauchbaren wissenschaftlichen Theorie machen wird.
, . Als das faule Element des historischen Materialismus
~. betrachte ich vor allem den ganz verkehrten Begriff von
Wirtschaft, wovon Marx und Engels im Ausbau ihrer
1 RatzeI, Anthropogeograp"hie 11, S. 711.