16.11.2013 Aufrufe

Theoretische Grundlagen des Marxismus

Theoretische Grundlagen des Marxismus

Theoretische Grundlagen des Marxismus

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

- 40 -<br />

Bildung, nicht die Meinungen, nicht-die Ideen der Menschen,<br />

sondern die Interessen den Lauf der Weltgeschichte be­<br />

. herrschen, und ist damit in entschiedenen Gegensatz zu der<br />

~ Aufklärungsphilosophie getreten. Durch die Anerkennung<br />

/ <strong>des</strong> Primats <strong>des</strong> Willens über den Verstand huldigt Marx, wie<br />

gesagt, der voluntaristischen Psychologie <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts<br />

1. Trotzdem hat Marx nicht vollständig mit der<br />

Psychologie der Aufklärungsepoche gebrochen. Zwar betrachtet<br />

er die Praxis <strong>des</strong> sozialen Lebens für das ursprüngliche<br />

und primäre, das Bewufstsein aber für das<br />

sekundäre Moment <strong>des</strong> Gesellschaftslebens. Aber das Charakteristische<br />

der psychologischen Ansichten von Marx besteht<br />

auch in der Ignorierung der Mannigfaltigkeit der<br />

menschlichen Interessen, welche an "esprit classique" der<br />

Aufklärungsepoche stark erinnert. Aus all dem bunten Gewebe<br />

der menschlichen Motive wird von Marx fast nur<br />

ein einziges berücksichtigt -- das ökonomische Interesse<br />

im engsten Sinne, worunter Marx das Streben nach unmittelbarer<br />

Selbsterhaltung versteht. Es scheint sogar, dafs<br />

die Marxsche Psychologie fast ärmer ist als die der Aufklärer:<br />

diese kannten nur einen Beweggrund <strong>des</strong> menschlichen<br />

Handeins - das Streben nach Lust; nun will Marx den<br />

menschlichen Willen in einen noch engeren Kreis einschliefsen<br />

, indem nur eine Art von Lust - die <strong>des</strong> unmittelbaren<br />

Lebensunterhalts - als sozial bedeutender<br />

Beweggrund <strong>des</strong> menschlichen Handeins betrachtet wird 2.<br />

Zwar leugnet Marx nicht die Mannigfaltigkeit der menschlichen<br />

Bedürfnisse und Triebe; aber er glaubt, dafs das ökonomische<br />

Interesse das historisch bei weitem mächtigste<br />

und ausschlaggebende unter allen ist. So geht er in der<br />

Vereinfachung <strong>des</strong> Bewufstseinslebens <strong>des</strong> Menschen noch<br />

weiter als die Aufklärer.<br />

1 Auf die Verwandtschaft <strong>des</strong> <strong>Marxismus</strong> mit dem Voluntarismus von<br />

Schopenhauer weist M a s ary k hin. Vgl. seine Schrift: "Die soziologischen<br />

und philosophischen <strong>Grundlagen</strong> <strong>des</strong> <strong>Marxismus</strong>", 1899, S. 1561f.<br />

2 Vgl. W undt, Ethik, 1903, I, S. 510 ff.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!