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Theoretische Grundlagen des Marxismus

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licher geworden, der Menschenmord wie andere Formen<br />

der physischen Gewalt werden mehr und mehr verabscheut<br />

und nur in seltenen Fällen, wie im Kriege, den Feinden<br />

gegenüber für erlaubt anerkannt. Die Kriege werden seltener<br />

und weniger andauernd. Wir sind gewifs weniger grausam<br />

als unsere Vorfahren. Aber für die Verbreitung <strong>des</strong> wahren<br />

Altruismus, <strong>des</strong> uneigennützigen Wohlwollens unter den<br />

Menschen gewährt die kapitalistische Gesellschaftsordnung<br />

wenig Spielraum. Die Gewalt hat weichere Formen· angenommen,<br />

aber bei weitem nicht aufgehört, da die kapitalistische<br />

Gesellschaft nicht minder als die Sklaven- und<br />

Feudalgesellschaft auf der Ausbeutung der grofsen Mehrzahl<br />

der Bevölkerung durch wenige beruht. Die schonungslose<br />

Konkurrenz, die die kapitalistische Wirtschaftsweise zum Gesetz<br />

<strong>des</strong> wirtschaftlichen Gedeihens gemacht hat, erwies sich<br />

als eine kolossale Steigerung und Verschärfung der Heftigkeit<br />

<strong>des</strong> Kampfes ums Dasein, welcher, obwohl dem Anschein<br />

nach weniger grausam geworden, eine gröfsere Anstrengung<br />

seitens <strong>des</strong> Individuums heute erfordert. Auf der Gnmdlage I<br />

<strong>des</strong> von Carlyle genannten "cash-nexus" können sich schwerlich<br />

altruistische Gefühle entwickeln.<br />

Es scheint also, dafs altruistische Gefühle nie im Laufe<br />

der Geschichte eine solche Kraft gehabt haben, dafs sie<br />

mächtige Triebkraft der sozialen Entwicklung würden.<br />

Das gilt für die neuere Geschichte nicht minder wie für<br />

die ältere. Nur in engeren Menschengruppen erhält das­<br />

Sympathiegefühl, als Untergrund <strong>des</strong> menschlichen Handelns,<br />

eine gröfsere Bedeutung. Das Sympathisieren mit Anderer<br />

Leiden und Freuden beruht ja auf der Fähigkeit <strong>des</strong><br />

Menschen, das Bewufstseinsleben anderer Menschen in<br />

seinem eigenen Bewufstsein hervorzubringen. Diese Fähigkeit<br />

aber setzt voraus ein, genügen<strong>des</strong> Verständnis <strong>des</strong>'<br />

Bewufstseinslebens <strong>des</strong> anderen Menschen, was, seinerseits,<br />

nur in dem Falle möglich ist, wenn beide Individuen viel<br />

Gemeinsames in ihren geistigen Erlebnissen haben. Je<br />

enger der Kreis der unter sich verkehrenden Menschen, um<br />

so stärker das Sympathiegefühl zwischen ihnen. Im Schofse

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