Smart Investor - SOLIT Kapital GmbH
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Phänomen Geld<br />
Vom Wert der besseren Ideen<br />
Die Essenz der Österreichischen Schule der Ökonomik<br />
Foto: Kristof Berking<br />
von Ron Paul<br />
Dr. Ron Paul, geboren 1935 in Pennsylvania, von Hause aus Arzt, ist zum elften Mal Abgeordneter<br />
im US-Repräsentantenhaus und bewirbt sich nach 2008 zurzeit erneut um die Nominierung<br />
der Republikaner zu deren Kandidaten für die Präsidentschaftswahl 2012. Sein Name ist die kürzeste<br />
Benennung für das gesamte Programm des klassischen Liberalismus (nicht zu verwechseln<br />
mit dem derzeitigen Parteiliberalismus in Deutschland), und hinter ihm steht eine breite und<br />
wachsende Graswurzelbewegung für die Freiheit (mehr über die „Ron Paul Revolution“ siehe<br />
www.smartinvestor.de/ronpaul/). Ron Paul verlangt seit Jahren eine Wirtschaftsprüfung der<br />
Federal Reserve und führt die „End the Fed“ Bewegung an. Sein gleichnamiges Buch ist bereits auf Deutsch erschienen („Befreit die<br />
Welt von der US-Notenbank“). Bei dem nachfolgenden Beitrag handelt es sich um das Kapitel „Austrian Economics“ (Österreichische<br />
Schule der Ökonomik) aus seinem allerneuesten Buch „Liberty Defined – 50 Essential Issues that Affect Our Freedom“, New York 2011.<br />
Dass der Ausdruck „Austrian School“ oder „Austrian Economics“<br />
jemals Eingang finden würde in den Wortschatz der Politik<br />
oder der Medienkultur, hätte ich mir nie träumen lassen.<br />
Seit 2008 hat er das aber. Journalisten benutzen den Begriff mit<br />
durchaus einiger Kenntnis seiner Bedeutung und offenbar in<br />
der Annahme, dass die Leser und Zuschauer ihn auch verstehen.<br />
Das ist für mich einfach umwerfend, denn ich bin ein<br />
langjähriger Student dieser Denkschule.<br />
Der Ausdruck Austrian Economics wird oft als Synonym verwendet<br />
für free market economics [freie Marktwirtschaft]. Ich<br />
will dieser Charakterisierung gar nicht widersprechen, aber sie<br />
trifft die Sache doch nicht ganz genau. Es ist möglich, die Rolle<br />
freier Märkte zu schätzen zu wissen, ohne gleich auch der<br />
ganzen Denktradition der Österreichischen Schule zu folgen,<br />
und es ist möglich, von der Österreichischen Schule zu lernen,<br />
ohne deshalb gleich auch eine bestimmte politische Richtung<br />
zu vertreten. In jedem Falle hat uns diese Schule viel zu lehren,<br />
und sie geht über die bloße Wertschätzung und Verteidigung<br />
der freien Marktwirtschaft weit hinaus.<br />
Der Graben in Wien um 1900, zur Zeit, da die Österreichische Schule der<br />
Nationalökonomie aufblühte. Foto: wikipedia<br />
Foto: Wikipedia/Photoglob AG, Zürich, Switzerland<br />
or Detroit Publishing Company, Detroit, Michigan<br />
Am Anfang war die subjektive Wertlehre<br />
Die Denkschule ist benannt nach dem Land ihres Begründers<br />
oder eigentlich Wiederbegründers, Carl Menger (1840–1921),<br />
eines Wirtschaftsprofessors der Universität Wien, der sehr bedeutende<br />
Beiträge zur Wert- und Preistheorie geleistet hat. Er<br />
schrieb, dass der wirtschaftliche Wert allein dem menschlichen<br />
Gehirn entspringt und nicht als etwas existiert, das den Waren<br />
und Dienstleistungen als inhärenter Bestandteil anhaftet; der<br />
Wert hängt von den Bedürfnissen und den Umständen der Menschen<br />
ab und ändert sich mit ihnen. Wir brauchen Märkte, um<br />
die Bewertungen durch Konsumenten und Produzenten zu entdecken,<br />
und zwar mittels des Systems der Preise, das in einer<br />
Marktordnung herrscht. Indem er dies lehrte, entdeckte Menger<br />
im Grunde nur alte Wahrheiten wieder, die vor ihm im Laufe<br />
der Geschichte schon Frédéric Bastiat (1801–1850), J.B. Say<br />
(1767–1832), A.R.J. Turgot (1727–1781) und viele andere erkannt<br />
hatten. Aber die Geschichte braucht Menschen wie Menger,<br />
die verloren gegangene Weisheiten wieder entdecken.<br />
Menger begründete eine neue Denkschule in Österreich, zu der<br />
Denker gehören wie Eugen von Böhm-Bawerk (1851–1914), Ludwig<br />
von Mises (1881–1973), F.A. von Hayek (1899–1992), Henry<br />
Hazlitt (1894–1993), Murray Rothbard (1926–1995) und Hans<br />
Sennholz (1922–1993). Aus dieser Tradition ist bis heute eine<br />
große Anzahl von Philosophen, Autoren, Finanzanalysten etc.<br />
hervorgegangen, die alle von ihr gelernt haben. Die Österreichische<br />
Schule verfechtet privates Eigentum, freie Märkte, gesundes<br />
Geld und überhaupt eine freiheitliche Gesellschaft. Sie ermöglicht<br />
uns, die Wirtschaft unter Berücksichtigung der Unvorhersagbarkeit<br />
menschlichen Handelns zu verstehen – absolut niemand<br />
kann die Zukunft rechnerisch bestimmen; sie berücksichtigt die<br />
enorme Rolle, die die Wahlhandlungen der Einzelnen spielen – auf<br />
Märkten werden Produktionsentscheidungen letztlich von den<br />
Konsumenten bestimmt; und sie erklärt, wie aus dem scheinbaren<br />
Chaos individueller Handlungen Ordnung entsteht. Kurz: Die<br />
Österreichische Schule liefert die stärkste Verteidigung der für eine<br />
freie Gesellschaft notwendigen Wirtschaftsordnung, die jemals<br />
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<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong> „Gutes Geld“