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Smart Investor - SOLIT Kapital GmbH

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Epilog<br />

Ehrlich währt<br />

am längsten<br />

In dem selben Jahr, als dieses „Bildnis der Lais<br />

Corinthiaca“ von Hans Holbein dem Jüngeren<br />

entstand, 1526, legte Nikolaus Kopernikus, der<br />

große Astronom, geboren in Thorn 1473, gestorben<br />

in Frauenburg 1543, eine Denkschrift zum<br />

Münzwesen vor. Seinen Vorschlag für eine Münzreform<br />

hatte er bereits 1517 formuliert und 1522<br />

vor dem Preußischen Landtag in Graudenz vorgetragen<br />

(das überlieferte Protokoll der Sitzung ist<br />

gleichzeitig ein interessantes Dokument des<br />

Frühneuhochdeutschen). Die 1526 auf lateinisch<br />

veröffentlichte Denkschrift „Monete Cudende Ratio“<br />

beginnt mit den Worten:<br />

„Unter den unzähligen Übeln, welche den Zerfall<br />

ganzer Staaten herbeiführen, sind wohl vier als<br />

die vornehmlichsten anzusehen: innere Zwietracht,<br />

große Sterblichkeit, Unfruchtbarkeit des<br />

Bodens und die Verschlechterung der Münze. Die<br />

ersten drei liegen so klar zutage, dass sie schwerlich<br />

jemand in Abrede stellen wird. Das vierte Übel jedoch, welches<br />

von der Münze ausgeht, wird nur von wenigen beachtet,<br />

und nur von solchen, welche ernster nachdenken, weil die Staaten<br />

allerdings nicht gleich beim ersten Anlauf, sondern ganz allmählich<br />

und gleichsam auf unsichtbare Weise dem Untergang<br />

anheim fallen.“<br />

Kopernikus wendet sich gegen die anhaltende Münzverschlechterung,<br />

also in modernen Begriffen gegen eine Inflationierung<br />

des Geldes, wenn er feststellt: „Münze ist geprägtes<br />

Gold oder Silber und dient dazu, die Preise käuflicher oder verkäuflicher<br />

Dinge zu berechnen und zu zahlen, je nach Festlegung<br />

durch das Gemeinwesen oder dessen Oberhaupt. Sie ist<br />

also gewissermaßen das Maß für Bewertungen. Nun muss aber<br />

das Maß eine feste und beständige Größe haben, sonst würde<br />

die Ordnung des Gemeinwesens zwangsläufig gestört.“<br />

Das verstand 400 Jahre später auch Wladimir Iljitsch Uljanow,<br />

Kampfname Lenin, als er proklamierte: „Um die bürgerliche Gesellschaft<br />

zu zerstören, muss man ihr Geldwesen verwüsten.“<br />

Und der österreichisch-deutsche Ökonom Joseph A. Schumpeter<br />

befand zur gleichen Zeit: „Im Geldwesen eines Volkes spiegelt<br />

(sich) alles, was dieses Volk will, tut, erleidet … . Von (ihm)<br />

geht ein wesentlicher Einfluss auf sein Wirtschaftsleben und<br />

sein Schicksal überhaupt aus … . (Es) ist ein Symptom aller seiner<br />

Zustände.“<br />

Die schöne Lais sollte eigentlich das Covergirl dieses Heftes werden. Nun grüßt sie uns zum Schluss. Ihre<br />

Goldmünzen sind heute noch Geld – zinslos und schuldenfrei – und haben nichts von ihrer Kaufkraft eingebüßt.<br />

Scheingelder kommen, Scheingelder gehen – ehrliches Geld bleibt bestehen.<br />

Noch einmal 100 Jahre später ist das Geldwesen der ganzen<br />

Welt verwüstet. Das Übel der Schuldgeldschöpfung aus dem<br />

Nichts wird mit noch mehr Schuldgeldschöpfung bekämpft, um<br />

ein System zu retten, das nicht mehr zu retten ist. Die Überschuldung<br />

der Staaten ist dabei nur ein Aspekt. Praktisch alle<br />

Verhältnisse und Beziehungen der Wirtschaft und der Gesellschaft<br />

sind vom schlechten Geldsystem negativ beeinflusst und<br />

in Unordnung gebracht, was den Staat – gefangen in der Interventionsspirale<br />

– zu nur noch immer mehr Eingriffen veran -<br />

lasst. So entfernen wir uns weiter und weiter vom Ideal des<br />

selbstbestimmten und selbstverantwortlichen Bürgers.<br />

Die gute Botschaft ist: Da das perfide Geldsystem die Wurzel so<br />

vieler Übel ist, ist eine Geldreform auch der Schlüssel zur Lösung<br />

unendlich vieler Probleme, die sich mit einem ehrlichen Geldwesen<br />

alle von alleine erledigen. Viele Bemühungen zum Abbau der<br />

Staatsschulden, wie z.B. Privatisierungen des Tafelsilbers, sind<br />

für die Katz oder sogar kontraproduktiv, wenn nicht zuerst das<br />

Geldsystem reformiert wird. Eine Geldordnung kann und muss so<br />

einfach sein, dass jeder sie verstehen kann. Aber die Politik, liebe<br />

Leser, wird sich in dieser Angelegenheit nur so weit und so schnell<br />

bewegen, wie sie Druck von der Öffentlichkeit verspürt. Die Geldordnungsfrage<br />

– nicht bloß die Geldpolitik im Rahmen der bestehenden<br />

Ordnung, sondern tatsächlich die Systemfrage – gehört<br />

ganz oben auf die Tagesordnung.<br />

Kristof Berking<br />

62 <strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong> „Gutes Geld“

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