Smart Investor - SOLIT Kapital GmbH
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Phänomen Geld<br />
Die ewigen Finanzkrisen<br />
bei der Wurzel packen<br />
Wie das Elend vor über 200 Jahren begann und wie allein es beendet werden kann<br />
von Jesús Huerta de Soto<br />
Dieser Beitrag beruht auf einem Vortrag, den Jesús Huerta de Soto<br />
am 28. Oktober 2010 im Rahmen der Friedrich August von Hayek-<br />
Gedächtnisvorlesung an der London School of Economics and Political<br />
Science für ein englisches Publikum gehalten hat.<br />
Alle finanziellen und wirtschaftlichen Probleme, die uns heute<br />
plagen, haben auf die eine oder andere Weise mit Fehlern der<br />
herrschenden Geldordnung zu tun. Spürt man der Geschichte<br />
falscher Weichenstellungen nach, aus denen sich das heutige<br />
Finanzsystem entwickelt hat, so verdichten sich die Wurzeln in<br />
einem Ereignis des 19. Juli 1844 in Großbritannien. An diesem<br />
Tag wurde das Peel’sche Bankgesetz verabschiedet. Zuvor hatten<br />
die damaligen beiden großen Richtungen der Finanztheorie,<br />
die Banking School und die Currency School, jahrelang<br />
über die wahren Ursachen der künstlichen Wirtschaftsbooms<br />
und stets darauf folgenden Finanzkrisen diskutiert, die England<br />
seit Beginn der industriellen Revolution beutelten.<br />
Robert Peel (1788–1850),<br />
Premierminister des United Kingdom<br />
1834/35 und 1841–1846<br />
Das Bankengesetz von 1844 setzte<br />
erfolgreich die fundierten<br />
geldtheoretischen Erkenntnisse<br />
der Currency School um. Diese<br />
Schule hatte korrekt erkannt,<br />
dass der Ursprung des Boomand-Bust<br />
Zyklus in der künst -<br />
lichen Kreditausweitung lag, die<br />
durch private Banken orches -<br />
triert und nicht durch vorherige<br />
und tatsächliche Ersparnisse<br />
der Bürger finanziert wurde,<br />
sondern durch enorme Mengen<br />
von Scheingeld. In der damaligen<br />
Zeit geschah das vor allem<br />
durch papierene Banknoten<br />
oder Zertifikate auf Sichteinlagen bei Banken, die weit über die<br />
tatsächliche Menge des in ihren Tresoren hinterlegten Goldes<br />
hinausgingen. Das Peel’sche Bankgesetz schrieb daher eine jederzeitige<br />
einhundertprozentige Deckung von herausgegebenen<br />
Banknoten vor. Das tat nicht nur den grundlegendsten<br />
Prinzipien des römischen Rechts genüge, indem die betrügerische<br />
übermäßige Ausgabe von Einlagezertifikaten unterbunden<br />
wurde, sondern war auch der erste und positive Schritt zur<br />
Vermeidung der ständig wiederkehrender Zyklen aus Boom<br />
und Depression.<br />
Prof. Jesús Huerta de Soto, geboren<br />
1956 in Madrid, ist promovierter Jurist<br />
und Wirtschaftswissenschaftler, Inhaber<br />
des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik<br />
an der Universität Rey Juan Carlos<br />
in Madrid, außerdem Rechtsanwalt,<br />
Versicherungsmathematiker und Inhaber<br />
eines großen Versicherungsunternehmens.<br />
Als Autor, Übersetzer, Herausgeber<br />
und Lehrer ist Prof. Huerta<br />
de Soto einer der aktivsten Botschafter<br />
des Klassischen Liberalismus weltweit<br />
und ein führender Vertreter der Österreichischen<br />
Schule der Ökonomik. Er ist Fellow des Ludwig von Mises Instituts<br />
in Auburn, Alabama (USA). Sein Hauptwerk zur Geldtheorie ist soeben auf<br />
Deutsch erschienen, übersetzt von Philipp Bagus: „Geld, Bankkredit und Konjunkturzyklen“,<br />
Lucius & Lucius 2011. Siehe auch www.jesushuertadesoto.com<br />
Der fatale Fehler des Peel’schen Bankgesetzes<br />
Und dennoch war das Peel’sche Gesetz – entgegen seiner guten<br />
Absichten und soliden theoretischen Grundlagen – ein enormer<br />
Fehlschlag. Warum? Weil es die Deckungsanforderung nur<br />
auf Banknoten verlangte und jene der Sichteinlagen übersah.<br />
Leider waren zu Peels Zeiten einige Einsichten in Vergessenheit<br />
geraten, die schon die spanischen Scholastiker während des<br />
Goldenen Jahrhunderts gehabt hatten. Die Scholastiker hatten<br />
bereits mindestens 300 Jahre früher erkannt, dass Sichteinlagen<br />
– die sie auf Lateinisch chirographis pecuniarium nannten,<br />
oder Geld, das allein durch die Eintragung in die Kontenbücher<br />
der Banken erschaffen wird – Teil des Geldangebots sind, d.h.<br />
der verfügbaren Geldmenge. Sie hatten auch realisiert, dass<br />
vom rechtlichen Standpunkt aus die Unterlassung, für Sichteinlagen<br />
eine einhundertprozentige Deckung zu unterhalten, eine<br />
tödliche Sünde und ein Verbrechen darstellt – nicht jenes der<br />
Fälschung, wie im Falle einer übermäßigen Ausgabe von Bank -<br />
noten, sondern eines der Veruntreuung.<br />
Dieser Fehler des Peel’schen Bankgesetzes, oder vielmehr einer<br />
Mehrheit der damaligen Ökonomen, die sich einer sehr viel<br />
älteren Erkenntnis der spanischen Scholastiker nicht bewusst<br />
waren, sollte sich als ein fataler Fehler erweisen: Denn auch<br />
nach 1844 fuhren die Banken mit der Bruchteilreserve fort<br />
(„fractional reserve“), zwar nicht mehr auf Banknoten, denn<br />
das hatte das Gesetz ja verboten, aber auf Sichteinlagen. Mit<br />
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<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong> „Gutes Geld“