Smart Investor - SOLIT Kapital GmbH
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Geldreform<br />
schaft – Ist unser Wohlstand noch zu retten?“ Wiley-Verlag,<br />
2011, und www.dr-hankel.de. Gemeinsam ist allen Forderungen<br />
nach einem neuen Bretton Woods, dass sie das herrschende<br />
Scheingeldsystem vom Prinzip her nicht in Frage stellen, die<br />
aktuelle Krise als ein Problem der Reglementierung der Finanzmärkte<br />
sehen und zumindest nach einer Weltreservewährung<br />
streben, die den US-Dollar in dieser Funktion ablöst.<br />
■ Weltwährung<br />
Die Liste der Vorschläge für eine Weltreservewährung oder sogar<br />
eine echte Weltwährung, die die nationalen Währungen ersetzt,<br />
ist lang. Am berühmtesten ist der Plan des englischen Ökonomen<br />
John Maynard Keynes von 1943, der für nach dem Krieg<br />
die Einführung eines „Bancor“ als internationale Verrechnungseinheit<br />
vorsah, an die die teilnehmenden Währungen gekoppelt<br />
werden sollten. Auf der Konferenz von Bretton Woods 1944 setzten<br />
sich jedoch die Amerikaner mit einem Dollarstandard durch.<br />
Der Nobelpreisträger Robert Mundell<br />
gilt als ein Vater des Euro und kann mit<br />
seiner Forderung nach einer Weltwäh -<br />
rung als guter Indikator dafür ange -<br />
sehen werden, wohin der Hase läuft.<br />
Foto: Dept. of Economics<br />
Columbia University, N.Y.<br />
Der Nobelpreisträger Robert<br />
Mundell schlug in seinem „Plan<br />
for a World Currency“ von 1968<br />
einen „Intor“ vor, der von einer<br />
International Central Bank, ICB,<br />
emittiert werden solle, gedeckt<br />
von Gold und den „besten“<br />
Wäh rungen der Welt, allerdings<br />
nicht als eine einzige Weltwährung,<br />
sondern als Welthandelswährung<br />
bei Fortbestehen<br />
nationaler Währungen für den<br />
inländischen Gebrauch. Robert<br />
Mundell gilt auch als Mastermind<br />
hinter dem Euro, was<br />
deutlich macht, dass regionale<br />
Währungsunionen von manchen<br />
ihrer Architekten nur als<br />
Zwischenschritt zu einer Weltwährung<br />
betrachtet werden. So dürften auch die durchaus manifesten<br />
Gerüchte einzuordnen sein, es werde auf politischer Ebene<br />
über eine Nordamerikanische Währungsunion nachgedacht,<br />
einen „Amero“ für die USA, Kanada und Mexiko. Die Weltwährung<br />
könnte dann irgendwann aus einer Währungsunion von<br />
Euro und Amero hervorgehen. Mundell plädierte 2001, also gerade<br />
nach Einführung seines Euro, in einem lesenswerten Streitgespräch<br />
mit Milton Friedman – „One World, One Money?“<br />
(www.irpp.org/po/archive/may01/friedman.pdf) – für eine Fixierung<br />
der Wechselkurse zwischen Dollar, Euro und Yen als Plattform,<br />
aus der dann unter Federführung des IWF eine Weltwährung<br />
hervorgehen solle, die bei Mundell seit 2003 unter dem<br />
Arbeitstitel „Dey“ firmiert (Dollar-Euro-Yen).<br />
Seit Beginn der Finanzkrise 2007/<br />
2008 reißen die Rufe nach einer<br />
Weltreservewährung, die den Dollar<br />
ersetzen könnte, nicht mehr ab.<br />
Im Oktober 2009 berichtete The<br />
Independent, dass China, Russ -<br />
land, Brasilien, Japan sowie einige<br />
Golfstaaten planen, den Ölhandel<br />
bis 2018 nicht mehr in US-<br />
Dollar abwickeln zu wollen. Ein<br />
Währungskorb aus Yuan, Yen,<br />
Rubel, Euro, Gold und anderen<br />
Rohstoffen soll stattdessen entwickelt<br />
werden. Im April 2010 veröffentlichte<br />
der IWF eine brisante<br />
Studie mit dem Titel „Reserve -<br />
akkumulation und internationale<br />
Titelgeschichte der Zeitschrift The<br />
Economist im Jahr 1988<br />
Währungsstabilität“. Der Bericht erläutert, warum die neue<br />
Weltwährung nicht in einem landesspezifischen Geld („inside<br />
money“), sondern in einem grenzüberschreitenden Geld („outside<br />
money“) bestehen sollte, das von den Regierungen gehandelt<br />
wird, wie die Sonderziehungsrechte des IWF, und wie dieser<br />
Übergang langfristig bewerkstelligt werden könne.<br />
Der Finanzmogul George Soros hat mit 50 Mio. USD eine Gruppe<br />
von 200 Akademikern finanziert, die Pläne für eine Reform des<br />
Weltwährungssystems ausarbeiten soll und die am 8. April 2011<br />
in Bretton Woods eine größere Konferenz abhielt; Soros strebt<br />
offenbar eine Weltwährung an. Für eine Aufwertung der Sonderziehungsrechte<br />
(SZR) des IWF zu einer Weltreservewährung plädierten<br />
bereits 2009 der französische Präsident Nicolas Sarkozy<br />
und – am gewichtigsten – der Governor der People’s Bank of<br />
China, der diese Forderung im August 2011 erneut bekräftigte.<br />
Eine Aufwertung der SZR des IWF zu einer internationalen<br />
Reservewährung scheint der von den westlichen Finanzeliten<br />
favorisierte Weg zu der von ihnen gewünschten globalen Zentralbank<br />
und globalen Währung zu sein. Siehe hierzu das Interview<br />
„Wie wahrscheinlich ist eine Weltwährung?“ mit Anthony<br />
Wile von TheDailyBell.com in der Langversion der Sonderaus -<br />
gabe „Gutes Geld“ auf Seite 94.<br />
Kristof Berking<br />
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Die englische Zeitschrift The Economist hat bereits im Jahr<br />
1988 eine bemerkenswerte Prognose abgegeben, als sie titelte<br />
„Get ready for a world currency“: Im Jahr 2018 werde es eine<br />
weltweite Einheitswährung geben. Unter dem Eindruck des<br />
Börsencrashs von 1987 entwickelte man die Idee einer gemeinsamen<br />
Währung namens „Phoenix“, die quasi aus der Asche<br />
wiederaufersteht.<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong> „Gutes Geld“<br />
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