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Smart Investor - SOLIT Kapital GmbH

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Finanzkrise und <strong>Kapital</strong>schutz<br />

Pest und Cholera<br />

Warum der Euro im Hässlichkeitswettbewerb der ungedeckten Währungen<br />

derzeit vor dem Dollar liegt<br />

von Bruno Bandulet<br />

Eine der einfältigsten Behauptungen, die in den letzten Monaten<br />

von Politikern und Ökonomen verbreitet wurde, lautete, dass von<br />

einer Euro-Krise keine Rede sein könne. Denn es handele sich ja<br />

nur um die Schuldenkrise einzelner Euro-Mitglieder. Unsinnig ist<br />

das, weil Überschuldung eine normale Begleiterscheinung von<br />

Währungskrisen ist und weil eine so kleine Volkswirtschaft wie<br />

die griechische den Euro nur deswegen an den Rand des Zusammenbruchs<br />

bringen konnte, weil er von Anfang an eine Fehlkons -<br />

truktion war. Jetzt bleibt nur noch die Wahl zwischen einem<br />

Schrecken ohne Ende und einem Ende mit Schrecken.<br />

Vom Nagel in der Wand zum beweglichen Ziel<br />

Das eben erwähnte Missverständnis beruht auch darauf, dass<br />

Erfolg oder Misserfolg des Euro mit Vorliebe an seinem Wechselkurs<br />

zum US-Dollar gemessen wird. Insofern hat der Euro in<br />

den letzten Jahren nicht schlecht abgeschnitten. Nach seiner<br />

Einführung als Buchgeld Anfang 1999 konnte er zwar die Parität<br />

zum Dollar nicht verteidigen, rutschte im Jahr 2000 bis auf 82<br />

Cent, fand dann aber einen Boden und erreichte 2008 sein Allzeithoch<br />

bei 1,60. Seitdem geriet die Einheitswährung zweimal<br />

stark unter Druck: 2008 durch den offenen Ausbruch der Welt -<br />

finanzkrise und 2010, als mit Griechenland das erste Euro-Mitglied<br />

seine Schulden nicht mehr bedienen konnte.<br />

In dem Monatsmagazin eigentümlich<br />

frei (ef-magazin.de) erscheint<br />

seit 2009 als Sonderkorrespondenz<br />

von Bruno Bandulet dessen „Deutschland<br />

Brief“, ein politischer Hinter -<br />

grunddienst, den er seit 1995 publiziert.<br />

Das Problem liegt darin, dass ungedeckte<br />

Währungen nur relative<br />

Größen sind. Wenn eine beliebige<br />

Währung gegen den Dollar steigt,<br />

ist dies per se noch kein Ausweis<br />

ihrer Qualität. Seit der Dollar im<br />

August 1971 von Gold gelöst wurde,<br />

taugt er nicht mehr als Fixpunkt.<br />

Seitdem wurde er selbst<br />

zum beweglichen Ziel. Seitdem<br />

fehlt der Nagel in der Wand, wie<br />

es der Wirtschaftspublizist Wolfram<br />

Engels einmal formulierte.<br />

Analytisch sauberer wäre es,<br />

Dollar und Euro am Gold zu messen<br />

und die üblichen Charts auf<br />

den Kopf zu stellen. Dann sähe<br />

man, dass beide seit der Jahrhundertwende<br />

gegen Gold fallen,<br />

dass man für einen Dollar oder<br />

Dr. Bruno Bandulet ist der renommierteste<br />

Goldexperte in Deutschland. Seit<br />

1979 gibt er den auf Edelmetalle und<br />

Devisen spezialisierten Finanzdienst<br />

„Gold & Money Intelligence“ heraus<br />

(www.bandulet.de). Er ist Autor zahlreicher<br />

wirtschaftspolitischer Bücher,<br />

insbesondere über Gold und – als Euro-<br />

Kritiker der ersten Stunde – über das<br />

Projekt der Europäischen Währungsunion,<br />

zuletzt mit „Die letzten Jahre des<br />

Euro – Ein Bericht über das Geld, das die<br />

Deutschen nicht wollten“ (2010).<br />

für einen Euro im Trend immer weniger Gold bekommt. Der Begriff<br />

Abwertung bezieht sich aus dieser Sicht auf Gold als Maßstab<br />

– und nicht anders wurde er in den Zeiten des Goldstandards<br />

und der Goldbindung offiziell verwendet.<br />

Stabil ist der Euro ebenso wenig, wenn wir auf sein Verhältnis<br />

zum Schweizer Franken schauen. Noch 2007 bekam man mehr<br />

als 1,60 CHF für einen Euro, Mitte Juli 2011 waren es nur noch<br />

1,15. Übrigens notierte vor 40 Jahren auch der Kurs zur D-Mark<br />

in der Nähe von 1,15. So gesehen, hat die Währung, in der die<br />

Deutschen zahlen, innerhalb von 40 Jahren um 50% abgewertet.<br />

Euro und Dollar schlecht vergleichbar<br />

Wie also sollen wir aktuell die Qualität von Euro und Dollar vergleichen,<br />

um eine Vorstellung von der künftigen Kursentwicklung<br />

zu bekommen? Die Lehrbücher sagen uns, dass die<br />

Währung eines Landes mit höherer Inflation und einem höheren<br />

Leistungsbilanzdefizit als die Vergleichswährung langfristig abwerten<br />

wird. Das ist so, weil mit der schnelleren Geldentwertung<br />

die Kurve der Kaufkraftparität und damit der „faire“ Wert der Devise<br />

sinken wird, weil sich am Leistungsbilanzdefizit die Verschuldung<br />

sowohl des Staates als auch des privaten Sektors ablesen<br />

lässt und weil ein hoher Schuldenstand das Wirtschaftswachstum<br />

dämpft und Anreize zur Inflationierung schafft.<br />

Aus dieser Perspektive schneidet die Euro-Zone im Vergleich<br />

zu den USA nicht schlecht ab, bisher jedenfalls. Für 2011 wird<br />

der Verbraucherpreisindex in den Vereinigten Staaten auf 2,8%<br />

geschätzt, für die Euro-Zone auf 2,6%. Die amerikanische Leis -<br />

tungsbilanz wird 2011 nach den letzten Prognosen mit 3,4%<br />

BIP im Minus sein, die der Euro-Zone mit nur 0,4%. Und das<br />

Haushaltsdefizit der Amerikaner liegt 2011 mit erwarteten 9,1%<br />

BIP weitaus höher als in der Währungsunion mit 4,3%.<br />

Die Aussagekraft dieser Zahlen leidet freilich darunter, dass es<br />

der Europäischen Währungsunion an Homogenität fehlt. Die Un-<br />

50<br />

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