krautfunding 3.0 Ansgar Warner
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61 | STARTUP-KULTUR & AGENDA SETTING<br />
Als erste Projekte gingen NeuroNation und Cosmopol an den Start.<br />
Ersteres eine Onlineplattform für „unterhaltsames Gedächtnistraining“,<br />
letzteres ein Internetshop für exklusive Souvenirs aus über 70 Ländern. Der<br />
Kapitalbedarf beträgt 55.000 beziehungsweise 80.000 Euro, ab 250 Euro<br />
ist man als Mikroinvestor mit dabei. Mehr als 300 Unterstützer konnten die<br />
beiden Start-ups gewinnen, und waren am Ende sogar überzeichnet - das<br />
„Seedlevel“-Barometer in beiden Fällen deutlich 116 bzw. 119 Prozent.<br />
Viele Mikroinvestoren dürfte auch überzeugt haben, dass die Angebote<br />
der Unternehmen sich bereits online nutzen lassen – und für die stillen<br />
Gesellschafter attraktive Rabatte winken. Neben dem Bewusstsein,<br />
innovative Businessmodelle von jungen Gründerteams zu fördern, zählt am<br />
Ende auch das, was hinten rauskommt. Einer der Kommentare auf der<br />
Projektseite heißt nicht zufällig: „Viel Erfolg, vermehrt mein Geld!“<br />
Micro-Investment zu „Hammerpreisen“<br />
Mit deutlich höherem Einsatz funktioniert die ebenfalls 2011 gegründete<br />
Microinvestment-Plattform Innovestment. Erst ab 1.000 Euro ist man dabei<br />
– zumindest theoretisch. Denn das Portal bestimmt den tatsächlichen Preis<br />
von Beteiligungen an teilnehmenden Start-Ups über ein Auktionsverfahren,<br />
so dass Anteile am Ende auch teurer sein können. „Mit den<br />
Geboten in einer Auktion werden die Einschätzungen von vielen Investoren<br />
zusammen geführt. Die Summe aller Einschätzungen in der Auktion führt<br />
dann zu einem für beide Seiten fairen Marktpreis“, heißt es dazu auf der<br />
Website von Innovestment.<br />
In der ersten Phase müssen erstmal alle Anteile zum Mindestpreis an<br />
den Mann oder die Frau gebracht werden. Bei einem Investitionsvolumen<br />
von mindestens 50.000 Euro können dies beispielsweise 50 Anteile zum<br />
Preis von 1000 Euro sein. Die grundlegende Finanzierung ist dann bereits<br />
erfolgt.<br />
In der Auktionsphase kann das Start-Up daraufhin aber versuchen, ein<br />
ebenfalls gesetztes Maximalziel zu erreichen, also etwa 100.000 Euro. Da<br />
die Zahl der verfügbaren Anteile feststeht, kommen am Ende nicht alle<br />
Teilnehmer zum Zuge. Sobald ein höheres Gebot abgegeben wird, also etwa<br />
1.100 Euro, wird ein Bieter mit niedrigerem Einsatz oder dem Mindesgebot<br />
überboten. Im beschriebenen Beispiel würden am Ende die 50 Bieter mit<br />
den höchsten Geboten übrigbleiben. Sie zahlen zahlen pro Anteil aber alle<br />
denselben Betrag – als Berechnungsgrundlage gilt der Preis, der durch das<br />
niedrigste erfolgreiche Gebot vorgegeben wurde. Hat man es also mit 1.100<br />
Euro gerade noch auf Platz Fünfzig geschafft, gilt dieser Preis auch für alle<br />
Plätze darüber.