krautfunding 3.0 Ansgar Warner
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75 | KRAUTFUNDING ALS DAS NÄCHSTE GROSSE DING?<br />
Im Gutachten geht es freilich um ein per Gesetz verordnetes<br />
„Pauschalabgabensystem“. Renner forderte dagegen im Rolling Stone die<br />
Musikindustrie auf, solch ein System selbst einzuführen, um eine staatliche<br />
Kulturflatrate zu vermeiden. Kein Wunder, denn Pauschalabgaben auf<br />
Breitband-Internet-Anschlüsse, das klingt nicht zufällig nach Fernseh- und<br />
Rundfunkgebühren. Nach einem ähnlichen Modell finanzieren sich bekanntlich<br />
die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland – Teilnehmergebühren<br />
an den „ARD-ZDF-Deutschlandradio-Beitragsservice“<br />
muss jeder entrichten, der einen Rundfunk- oder Fernsehempfänger besitzt<br />
(wozu mittlerweile auch ein PC zählt).<br />
Auch der „Kopierpfennig“, den die Verwertungsgesellschaft Wort für die<br />
von ihr vertretenen Autoren bei der Geräteindustrie eintreibt, war schon<br />
immer eine Art Kulturflatrate avant la lettre. Allerdings weisen Bezeichnungen<br />
wie etwa „Gebühreneinzugszentrale“ (GEZ, vielleicht nicht ganz<br />
zufällig seit 1.1.2013 „Beitragsservice“ genannt) oder das Abgaben-System<br />
bei der VG Wort auf ein großes Problem solcher Modelle hin, denn hier<br />
geht es nicht um freiwillige Spenden, sondern um eine Zwangsumlage. Über<br />
den Verteilungsschlüssel hat der einzelne zudem keine Kontrolle, es geht<br />
nicht ohne Behörden und Bürokratie.<br />
Kulturwertmark, oder: Per Krautfunding zur digitalen Allmende<br />
Neuere Ansätze haben das Modell Kulturflatrate allerdings weitergedacht,<br />
und mit einem basisdemokratischen Crowdfunding-Element erweitert.<br />
Grundfrage war dabei: müssen sich eigentlich regelmäßige Gebühren und<br />
individuelle Steuerung der Geldflüsse ausschließen? Die Antwort lautet<br />
eindeutig: Nein! Schon Flattr und Kachingle funktionieren schließlich mit<br />
festen Monatsbeträgen, die anteilig auf besuchte Seiten bzw. an die Urheber<br />
des genutzten Contents verteilt werden. Die Gebühr ist sozusagen Pflicht für<br />
alle Teilnehmer (zumindest für diejenigen, die etwas spenden wollen), über<br />
die Verwendung entscheidet das persönliche Nutzungsverhalten. Das<br />
erweiterte Modell der Kulturflatrate könnte ebenso arbeiten. Jeder<br />
Internetsurfer würde einen festen monatlichen Betrag zahlen, über die<br />
Verteilung aber selbst entscheiden können.