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B 12688<br />

2ZJg.<br />

EUR 17,-<br />

CM CONTROLLER MAGAZIN<br />

Arbeitsergebnisse aus <strong>de</strong>r Controller-Praxis<br />

6/2002 Controlling-Anwendungen im Management<br />

529 Klaus W. Herterich<br />

Tableau <strong>de</strong> bord<br />

530 Impressum<br />

531 Martin Schütte<br />

534 Ernst Zan<strong>de</strong>r<br />

538 Hartmut Volk<br />

540 Christian Schnei<strong>de</strong>r<br />

547 Dietram Schnei<strong>de</strong>r u.a.<br />

552 Peter Klingebiel u.a.<br />

555 Christian Zipfel u.a.<br />

558 Ingo Kautz u.a.<br />

562 Brigitta Stein<br />

568 Michael Pra<strong>de</strong>l<br />

574 Jens Prautzsch u.a.<br />

578 Robert Blun<strong>de</strong>r<br />

580 Gerhard Römer<br />

581 Thomas Kumpel u.a.<br />

588 Frank Broetzmann u.a.<br />

595 Stephan Fleischer u.a.<br />

599 Peter Schuster u.a.<br />

604 Ulrich Dorprigter<br />

608 Stephan Brückl<br />

615 Alfred Biel<br />

„Ermächtigte Eigeninitiative" - Kernbotschaft für Führungsverständnis<br />

Das Leistungsprinzip in unserer Zeit<br />

Innere Stabilität gegen äußere Verunsicherung<br />

Controlling von Working Capital bei Logistikdienstleistern<br />

Produktivitäts-Benchmarking<br />

Planung von Effizienzsteigerungsprogrammen<br />

Unternehmensliquidität im Griff<br />

Steuerung eines Customer-Relationship-Management<br />

Geschäftsprozesse mo<strong>de</strong>llleren<br />

Controlling bei Flughäfen mit Hilfe einer<br />

prozessorientierten Kosten- und Leistungsrechnung<br />

Konsequentes Business Divestment am Fallbetspiel<br />

Maximale Leitungsspanne<br />

Soziale Intelligenz im Beziehungsgeflecht<br />

Die Balanced Scorecard im strategischen Kun<strong>de</strong>nmanagement <strong>de</strong>s<br />

pharmazeutischen Vertriebs<br />

Risk Enhanced Balanced Scorecard (REBS)<br />

Rating aus Bankensicht - Entwicklungen vor <strong>de</strong>m Hintergrund von Basel Ii<br />

Profit Center und Verrechnungspreise<br />

Zur gegenwärtigen Praxis <strong>de</strong>s Risikomanagement<br />

Steuerung in komplexen Systemen mit System-Tools<br />

Literaturforum<br />

625 Int. Controller VereiiL.<br />

Verlag für fcontrollIngWisSen AG - Offenburg und Wörthsee/München


Seit vier Jahren setzen<br />

wir im Controlling<br />

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Zahlenmaterials<br />

verzeichnen. Gera<strong>de</strong> beij<br />

<strong>de</strong>m stark zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Kostendruck brauchen<br />

wir verlässliche und<br />

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<strong>de</strong>r Zahlen, bereiten Informationen<br />

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Diplom-Betriebswirt<br />

Kaufmännischer Leiter<br />

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Controller magazin 6/02<br />

TABLEAU<br />

DE BORD<br />

von Klaus W. Herterich, Paris<br />

Dipl.-Kfm. Klaus W. Herterich, Conseillers <strong>de</strong> Direction<br />

franco-allemands, 35, rue La Boetie, F-75008 Paris<br />

Balanced Scorecard, qu'est-ce que<br />

c'est? Kein JVlensch in Frankreich weiß,<br />

was das ist. Ich erkläre also meinem<br />

Pariser Gesprächspartner probehalber,<br />

was ich meine, spreche von Vision und<br />

Strategie und sage, man könne doch <strong>de</strong>ren<br />

Einhaltung im Unternehmen nicht<br />

nur mit Finanzzahlen steuern, son<strong>de</strong>rn<br />

brauche dafür auch nicht-finanzielle Indikatoren.<br />

«Mais oui, Monsieur, jetzt<br />

verstehe ich, Sie meinen das Tableau<br />

<strong>de</strong> bord, ja, das haben wir natürlich.»<br />

«Tableau <strong>de</strong> bord» ist das Zauberwort,<br />

das in Frankreich je<strong>de</strong>r kennt. (Mehrzahl:<br />

Tableaux <strong>de</strong> bord, bei<strong>de</strong>s gleich ausgesprochen).<br />

Wörtlich heißt das Bordtabelle<br />

o<strong>de</strong>r Bordtafel. Auch das Armaturenbrett<br />

eines Autos heißt «le<br />

tableau <strong>de</strong> bord».<br />

Soweit ich zurück<strong>de</strong>nken kann, haben<br />

Bewerber für Führungspositionen <strong>de</strong>utscher<br />

Tochtergesellschaften auf die<br />

Frage, wie sie ihre Management-Tätigkeit<br />

steuern, gesagt, das mache ich mit<br />

Budgets und mit <strong>de</strong>m Tableau <strong>de</strong> bord.<br />

Dazu ist ein Blick in die französische Fachliteratur<br />

aufschlussreich. Ein Buch<br />

«MaTtrise du Contröle <strong>de</strong> Gestion» (sinn<br />

gemäß «Controlling in <strong>de</strong>n Griff bekommen»)<br />

enthält 2 5 Seiten über das Tableau<br />

<strong>de</strong> bord. Da steht «Ein dynamisches<br />

Führungskonzept mit <strong>de</strong>zentralisierter<br />

Verantwortung erfor<strong>de</strong>rt ständige Koordination<br />

<strong>de</strong>r Ziele und Dezentralisierung<br />

ihrer Einhaltung. Dies erfor<strong>de</strong>rt<br />

Tableaux <strong>de</strong> bord für je<strong>de</strong> Ebene:<br />

Direction Generale, Geschäftsbereiche<br />

und operative Ebene. Sie müssen drei<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen erfüllen:<br />

1. Aufzeigen <strong>de</strong>r Ist-Situation bezogen<br />

auf Umfeld und Ziele.<br />

2. Wahl <strong>de</strong>r Kriterien, die ein Abweichen<br />

vom geplanten Weg <strong>de</strong>utlich<br />

machen.<br />

3. Einschätzung <strong>de</strong>r Folgen von<br />

Korrekturentscheidungen.»<br />

Das Buch kam 1985 in dritter Auflage<br />

heraus. Ich habe zum Vergleich in <strong>de</strong>m<br />

Buch «Controlling» von 1991, herausgegeben<br />

von Johann Risak und Albrecht<br />

Deyhle nachgelesen. Dort kommt in<br />

Deyhle's «Gedankenstützen zu <strong>de</strong>n<br />

Entwicklungsperspektiven <strong>de</strong>s Controlling»<br />

(Seite 359) die Balanced Scorecard<br />

noch nicht vor Sie ist, wenn ich<br />

richtig sehe, in Deutschland ab etwa um<br />

1998 ins allgemeine Controller-Bewusstsein<br />

gedrungen.<br />

In Frankreich ist seit Mitte <strong>de</strong>r achtziger<br />

lahre in unzähligen Büchern vom Tableau<br />

<strong>de</strong> bord die Re<strong>de</strong>. Allerdings fin<strong>de</strong>t man<br />

die einschlägigen Ausführungen meist<br />

nur als Unterkapitel in Werken mit<br />

nobleren Titeln wie «Analyse financiere»<br />

o<strong>de</strong>r «Gestion financiere». Contröle <strong>de</strong><br />

gestion kommt in Frankreich erst an zweiter<br />

o<strong>de</strong>r dritter Stelle.<br />

Das Tableau <strong>de</strong> bord sei vergleichbar<br />

mit <strong>de</strong>m Cockpit eines Flugzeugs o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Führerstand eines TGV, heißt es<br />

an an<strong>de</strong>rer Stelle. Auch das Wort<br />

«pilotage» kommt dabei vor, also<br />

Lotsen, Steuern.<br />

Ein an<strong>de</strong>rer Autor meint, die im Tableau<br />

enthaltenen Indikatoren sollten «peu<br />

nombreux», d. h. wenig zahlreich sein.<br />

Sie müssten für je<strong>de</strong>n operativ Verantwortlichen<br />

1. wirksam und flexibel,<br />

2. aufs Wesentliche fokalisiert, 3. handlich<br />

formuliert sein und 4. auf die erfor<strong>de</strong>riichen<br />

Korrekturentscheidungen<br />

hinweisen. Hier kommt das «one-pageonly-Prinzip»<br />

von Albrecht Deyhle (CM<br />

6/99, Seite 424) zum Vorschein.<br />

Allgemein gilt die Regel, ein Tableau <strong>de</strong><br />

bord solle nicht mehr als zehn bis fünf-<br />

529


Controller magazin 6/02 - Klaus W. Herterich<br />

undzwanzig (!) Kriterien enthalten. Aus<br />

<strong>de</strong>r Michelin-Gruppe ist zu hören, dass<br />

je<strong>de</strong>r Bereichsverantwortliche sein<br />

Tableau <strong>de</strong> bord für sich und seine Mitarbeiter<br />

selbst entwickle. Deshalb gebe<br />

es da intern große Unterschie<strong>de</strong>. In Konzernen<br />

wie <strong>de</strong>r Alcatel-Gruppe dagegen<br />

wird das Tableau <strong>de</strong> bord zentral für alle<br />

Bereiche entwickelt.<br />

In mittelständischen Betrieben dürfte das<br />

Tableau-<strong>de</strong>-bord-Konzept noch weitgehend<br />

durch das Wort <strong>de</strong>s Patrons ersetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Allerdings sind dort inzwischen<br />

so viele ehemalige Absolventen französischer<br />

Gran<strong>de</strong>s Ecoles im Management<br />

tätig, dass auch in diesen Unternehmen<br />

das Tableau <strong>de</strong> bord weiter verbreitet<br />

sein dürfte, als bekannt ist.<br />

Nur ein einziger Autor erwähnt, dass das<br />

Konzept <strong>de</strong>s Tableau <strong>de</strong> bord auf die<br />

Balanced Scorecard von Kaplan & Norton<br />

zurückgehe («Le Contröle <strong>de</strong> Gestion»,<br />

von Henri Bouquin, Paris 2001). <strong>Als</strong> Kriterien<br />

dafür zählt er auf:<br />

1. Finanzindikatoren,<br />

2. Marktindikatoren,<br />

3. Interne Prozessindikatoren,<br />

4. Innovationsindikatoren.<br />

Das ist die Vierer-Gruppe, die auch in<br />

<strong>de</strong>n Balanced-Scorecard-Beiträgen <strong>de</strong>s<br />

Controller Magazin auftaucht.<br />

Hier zeigt sich ein sehr französisches<br />

Phänomen: Frankreich will seine guten<br />

I<strong>de</strong>en selber haben und nicht von an<strong>de</strong>ren<br />

vorgekaut bekommen: Tableau<br />

<strong>de</strong> bord statt Balanced Scorecard,<br />

Contröleur <strong>de</strong> Gestion statt Controller.<br />

Ansonsten passt das Konzept gut zur<br />

französischen Führungsauffassung. Es ist<br />

nicht streng an Finanzzahlen gebun<strong>de</strong>n,<br />

die einzelnen Indikatoren können im Zeitverlauf<br />

verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, und sie sind<br />

nicht hun<strong>de</strong>rtprozentig messbar. Franzosen<br />

brauchen Spielraum. Nichts ersetzt<br />

ihnen die Intuition. Visionen wer<strong>de</strong>n<br />

nicht per Rundschreiben, son<strong>de</strong>rn<br />

persönlich durch <strong>de</strong>n Presi<strong>de</strong>nt verkündigt.<br />

Das ist wirkungsvoll, schließt<br />

Wi<strong>de</strong>rspruch aus und wird mit Hilfe <strong>de</strong>s<br />

arabischen Telefons schnell im ganzen<br />

Haus bekannt.<br />

Strategische Grundsätze sollen<br />

inspirativen Charakter haben, schrieb<br />

Friedrich A. Fratschner im Controller<br />

Magazin 1 /99 (Seite 13). So etwas gefällt<br />

<strong>de</strong>n Franzosen. Fehlt die Inspiration, nützt<br />

das ganze Tableau <strong>de</strong> bord nichts. Der<br />

Geschäftsbereichsleiter eines französischen<br />

Unternehmens hatte seinen Mitarbeitern<br />

drei Monate lang kein Tableau<br />

<strong>de</strong> bord geschickt, weil er ein<br />

Datenverarbeitungsproblem hatte. Kein<br />

Mensch hatte sich darüber beschwert.<br />

Manche hatten es nicht einmal gemerkt.<br />

Die Umsätze stiegen trotz<strong>de</strong>m. Vive le<br />

Tableau <strong>de</strong> bord.<br />

•<br />

Zuordnung CiyA-Themen-Tableau<br />

04 13 19 G F R<br />

CONTROLLER MAGAZIN:<br />

ISSN1616-0495<br />

27. Jahrgang<br />

Herausgeber<br />

Dipl.-Kfm. Dr. rer. pol. Albrecht Deyhle, Wörthsee-Etterschlag<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Aufsichtsrats <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie AG,<br />

Gauting/München - E-Mail: <strong>de</strong>yhle@t-online.<strong>de</strong><br />

• Manuskripte bitte mit Briefpost schicken; Anschrift <strong>de</strong>r Redaktion:<br />

Postfach 1168, D-82116 Gauting; Hausanschrift: Münchner Str. 10,<br />

D-82237 Wörthsee-Etterschlag; Telefon 08153 - 8041, Fax 08153 - 8043<br />

Die Zeltschrift ist Organ <strong>de</strong>s Internationalen Controller Verein e. V.,<br />

München; und berichtet auch aus <strong>de</strong>ssen Veranstaltungen.<br />

Internet-Adresse: http://www.controlleiverein.com<br />

Redaktion<br />

Dr. Albrecht Deyhle, Christa Kießling, Gundula Wagenbrenner, Mag. art.<br />

Literaturiorum: Dipl.-Betriebswirt Alfred Biel, Beethovenstraße 275,<br />

42655 Solingen - E-Mail: alfred.biel@eplus-online.<strong>de</strong><br />

Internet-Homepage: http://www.controllermagazin.<strong>de</strong><br />

E-Mail: magazin@controllermagazin.<strong>de</strong><br />

Umschlaggestaltung<br />

Deyhle Design, Stamberger Str. 3,82131 Gauting.Tel. 089 / 850 24 00<br />

Herstellung<br />

Druck-Service Kari, Felix-Wankel-Str 3, Gewerbegebiet KIM,<br />

82152 Krailling, Tel. 089 / 85 66 24 20, Fax 089 / 85 66 24 21<br />

Anzeigen<br />

direkt an die Verlagsredaktion, z. Hd. Frau Kießling, Tel. 08153 - 8041<br />

Impressum<br />

Verlag<br />

VCW • Veriag für ControllingWissen AG<br />

Postfach 2505, D-77615 Offenburg (Firmensitz)<br />

E-Mail: info@controllingwissen.<strong>de</strong><br />

Online-Shop: www.controllingwissen.<strong>de</strong><br />

CM-Organisation<br />

Hannelore Deyhle-Friedrich, Silvia Fröhlich<br />

VCW AG, Münchner Straße 10, D-82237 Wörthsee-Etterschlag<br />

Telefon 08153 - 8041; Fax 08153 - 8043<br />

Abonnement-Venwaltung<br />

Presse Service Bonn, Postfach 20 13 40,53143 Bonn<br />

Tel. 0228 - 95 50 400, Fax 0228 - 35 90 42<br />

Bankkonto: 285885508 Postbank Köln, BLZ 370 100 50<br />

Erscheinungsweise<br />

6 Ausgaben pro Jahr<br />

Januar, März, Mai, Juli, September, November<br />

CM-Preis<br />

ab 1. 1.03<br />

EURO 111<br />

(triple 1)<br />

+ EURO 9<br />

Versandkostenanfeil<br />

Abbestellungen mit einer Frist von 3 Monaten zum jeweiligen Laufzeiten<strong>de</strong>.<br />

Bezugsgebühr pro Jahr im Abonnement EUR 111,~ plus EUR 9,-<br />

Versand<br />

Einzelheft EUR 18,50 plus Versand; die Preise enthalten die USt<br />

Sollte CM ohne Verschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Verlages nicht ausgeliefert wer<strong>de</strong>n,<br />

besteht kein Ersatzanspruch gegen <strong>de</strong>n Verlag.<br />

Durch die Annahme eines Manuskriptes o<strong>de</strong>r Fotos erwirbt <strong>de</strong>r Verlag<br />

das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung.<br />

Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit Zustimmung <strong>de</strong>r Redaktion.<br />

530


Controller magazin 6/02<br />

„ERMÄCHTIGTE<br />

EIGENINITIATIVE"<br />

- Kernbotschaft für ein zeitgemäßes<br />

Führungsverständnis<br />

von Martin Schütte, München<br />

Dr. Martin Sciiütte, etiemaiiges Mitglied <strong>de</strong>s<br />

Vorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r HypoVereinsbank AG;<br />

Vorstand Human Capital Club e. V., München<br />

1.BEDEUTUNG VON FÜHRUNG<br />

Über die Be<strong>de</strong>utung von Führung für <strong>de</strong>n<br />

Erfolg <strong>de</strong>r Unternehmen sind wir uns alle<br />

einig: In Zeiten gesättigter Märl


Controller magazin 6/02 - Martin Schütte<br />

2.3 Die Wirl(lichl(eit sieht an<strong>de</strong>rs aus<br />

Die Wirklichkeit in unseren Unternehmen<br />

sieht allerdings überwiegend noch<br />

komplett an<strong>de</strong>rs aus. Es herrschen hierarchische<br />

Strukturen vor, Top down-Ansage<br />

ist das gängige Führungsmuster,<br />

Personalabbau die reflexartige Reaktion<br />

auf wirtschaftliche Schwierigkeiten. Vor<br />

allem die Art und Weise, wie Personalabbau<br />

realisiert wird, tut alles, um<br />

iVlotivation, I<strong>de</strong>ntifikation, Leistungsbereitschaft,<br />

Kreativität usw. <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

nachhaltig zu zerstören.<br />

Deshalb brauchen wir ein grundsätzliches<br />

Über<strong>de</strong>nken unseres Führungsverständnisses,<br />

o<strong>de</strong>r wie es Reinhard<br />

Sprenger ausdrückt, eine „Kopernikanische<br />

Wen<strong>de</strong> im Management".<br />

3. NEUES VERSTÄNDNIS VON<br />

FÜHRUNG UND ZUSAMMENARBEIT<br />

Zunächst müssen wir unsere tradierte<br />

und immer noch vorherrschen<strong>de</strong> Auffassung<br />

vom Unternehmen als einer straff<br />

durchorganisierten Organisation im Sinne<br />

eines mechanistischen Rä<strong>de</strong>r- o<strong>de</strong>r<br />

Uhrwerkes aufgeben und ein Unternehmen<br />

als das verstehen, was es ist und<br />

was seinen eigentlichen Wert ausmacht:<br />

ein lebendiger Organismus im Sinne eines<br />

evolutionären Systems, <strong>de</strong>r aus einer<br />

Gesamtheit von individuellen Menschen<br />

besteht, d. h. eigenständigen Persönlichkeiten<br />

und Potentialträgern.<br />

Genauso müssen wir unser Bild vom<br />

Mitarbeiter grundsätzlich än<strong>de</strong>rn: Er ist<br />

nicht (nur) <strong>de</strong>r Funküonsträger, <strong>de</strong>r in<br />

seiner jeweiligen Aufgabe zu „funktionieren"<br />

hat und dazu <strong>de</strong>r permanenten Anweisung<br />

und Kontrolle bedarf. Vielmehr<br />

müssen wir ihn endlich als eine individuelle<br />

Person und Persönlichkeit verstehen<br />

und akzeptieren, die mit ihren individuellen<br />

Potenzialen in <strong>de</strong>r Regel weit mehr<br />

zu leisten im Stan<strong>de</strong> ist, wenn man ihr<br />

entsprechen<strong>de</strong>s Vertrauen entgegenbringt<br />

und ihr die Möglichkeit zu einem<br />

eigenverantwortiichen und selbständigen<br />

Arbeiten gibt. Hier liegt in nahezu<br />

allen Unternehmen eine enorme<br />

Kreativitäts- und Wachstumsreserve, die<br />

nur gehoben zu wer<strong>de</strong>n braucht.<br />

Das setzt allerdings voraus, dass wir unser<br />

Verständnis von Führung und <strong>de</strong>r<br />

Rolle <strong>de</strong>r Führungskraft ebenfalls grundlegend<br />

än<strong>de</strong>rn. Das klassische und nach<br />

wie vor vorherrschen<strong>de</strong> hierarchische<br />

Führungsprinzip von Anweisung und<br />

Kontrolle, das die Mitarbeiter weitgehend<br />

zum Ausführungsorgan von an an<strong>de</strong>rer<br />

Stelle getroffenen Entscheidungen <strong>de</strong>gradiert,<br />

muss sich än<strong>de</strong>rn in Richtung<br />

<strong>de</strong>s Grundsatzes <strong>de</strong>r „Ermächtigten<br />

Eigeninitiative".<br />

4. DAS KONZEPT DER „ERMÄCHTIG­<br />

TEN EIGENINITIATIVE"<br />

Der Begriff stammt von Professor Thannheiser<br />

vom INSEAD und wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

ehemaligen Hypo-Bank die Kernbotschaft<br />

<strong>de</strong>s Führungsverständnisses<br />

<strong>de</strong>r Bank.<br />

Er basiert auf <strong>de</strong>r Überzeugung, dass <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r „Spezialist seines<br />

Arbeitsplatzes"<br />

und seines Umfel<strong>de</strong>s ist. Er weiß am besten,<br />

was die Anfor<strong>de</strong>rungen von innen<br />

und außen an seinen Arbeitsplatz sind<br />

und er erfährt als erster, wenn und was<br />

sich in seinem Umfeld, im Markt, bei<br />

seinen Kun<strong>de</strong>n än<strong>de</strong>rt, wo Verän<strong>de</strong>rungsbedarf<br />

entsteht, wo Verbesserungsmöglichkeiten<br />

und Chancen zur Weiterentwicklung<br />

liegen. Deswegen muss er<br />

<strong>de</strong>r Ausgangs- und Mittelpunkt <strong>de</strong>r<br />

Informations- und Kommunikationsprozesse<br />

in einem Unternehmen sein.<br />

Das führt zur sinnbildhaften Umkehrung<br />

<strong>de</strong>r klassischen Hierarchiepyrami<strong>de</strong>:<br />

„Wir stellen die Pyrami<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Kopf".<br />

Das beinhaltet:<br />

- Konsequentes Denken vom Kun<strong>de</strong>n<br />

und Markt her;<br />

- Informationsfluss von unten nach<br />

oben mit <strong>de</strong>n Mitarbeitern als „Saugnäpfen"<br />

<strong>de</strong>r Informationen über Verän<strong>de</strong>rungen<br />

im Markt und Kun<strong>de</strong>nverhalten<br />

sowie Verbesserungsmöglichkeiten<br />

am Arbeitsplatz;<br />

- Möglichst viele Entscheidungen und<br />

Problemlösungen vor Ort;<br />

- Die Führungskräfte aller Ebenen sehen<br />

ihre Rolle darin, die Mitarbeiter<br />

dabei zu unterstützen.<br />

Den Mitarbeitern wird das grundsätzliche<br />

Vertrauen entgegengebracht, dass<br />

sie am besten in <strong>de</strong>r Lage sind, Probleme<br />

vor Ort zu lösen und Chancen zu erkennen<br />

und wahrzunehmen. Sie wer<strong>de</strong>n ermächtigt,<br />

Eigeninitiative zu entwickeln.<br />

Aus diesem Vertrauen wächst allerdings<br />

auch die Verpflichtung, seinen Aufgabenbereich<br />

eigenverantwortlich wahrzunehmen<br />

und weiterzuentwickeln, d. h.<br />

Iniriativen sollen und müssen von ihm<br />

ausgehen.<br />

Die Rolle <strong>de</strong>r Führungskraft<br />

än<strong>de</strong>rt sich dabei grundlegend mit folgen<strong>de</strong>n<br />

Kernaufgaben:<br />

• Sie for<strong>de</strong>rt, d. h. for<strong>de</strong>rt Eigenverantwortung<br />

und vereinbart klare und<br />

anspruchsvolle Ziele.<br />

• Sie ermutigt: Sie motiviert und ermuntert<br />

<strong>de</strong>n Mitarbeiter, Eigenverantwortung<br />

zu übernehmen, in <strong>de</strong>m<br />

sie ihm <strong>de</strong>monstriert, dass sie ihm<br />

Leistung und eigenverantwortliches<br />

Han<strong>de</strong>ln zutraut. Denn zu Beginn wird<br />

die Ernsthaftigkeit, wirklich Verantwortung<br />

und Kompetenz zu <strong>de</strong>legieren,<br />

aufgrund schlechter o<strong>de</strong>r gar<br />

keiner Erfahrung abgelehnt.<br />

• Sie unterstützt durch Schaffen <strong>de</strong>r<br />

organisatorischen Rahmenbedingungen<br />

und Arbeitsmittel, durch richtige<br />

Aus- und Weiterbildung sowie persönliche<br />

Entwicklungsmaßnahmen.<br />

Damit wird die Unterstützung, selbständig<br />

zu agieren und EigeniniUative<br />

zu zeigen, <strong>de</strong>r Schwerpunkt <strong>de</strong>r<br />

Tätigkeit <strong>de</strong>r Führungskraft. Dazu<br />

gehört neben <strong>de</strong>r Sicherstellung <strong>de</strong>s<br />

organisatorischen Rahmens und<br />

Umfel<strong>de</strong>s vor allem auch, dafür zu<br />

sorgen, dass auch die eigenen Führungskräfte<br />

entsprechend führen und<br />

dass I<strong>de</strong>en, Vorschläge und Initiativen<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter wirklich realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n und sich auf <strong>de</strong>m steinigen<br />

Weg durch die Organisarion durchsetzen.<br />

• Sie bewertet <strong>de</strong>n Erfolg. Pendant<br />

<strong>de</strong>r Eigenverantwortung ist die Bereitschaft,<br />

sich Zielen zu stellen<br />

und an <strong>de</strong>n Ergebnissen messen zu<br />

lassen. Die Führungskraft bewertet<br />

die Ergebnisse fair, beobachtet<br />

(„coacht") <strong>de</strong>n Mitarbeiter, gibt<br />

rechtzeitig Rückmeldung und honoriert<br />

<strong>de</strong>n Erfolg.<br />

Das ist nicht mehr das Bild vom Manager/„Macher",<br />

<strong>de</strong>r instrumental <strong>de</strong>nkt<br />

und mit seinem vollgefüllten Werkzeug-<br />

532


zielsicher<br />

kästen an Managementinstrumenten<br />

mehr indirekt auf die Mitarbeiter einwirkt,<br />

son<strong>de</strong>rn er agiert als Spielertrainer<br />

o<strong>de</strong>r Coach, <strong>de</strong>r die Mitarbeiter direkt<br />

fiJhrt und seine Aufgabe in <strong>de</strong>m Erkennen,<br />

Entwickeln und zur Geltung bringen<br />

<strong>de</strong>r Stärken und Potenziale je<strong>de</strong>n<br />

einzelnen Mitarbeiters sieht. So verstan<strong>de</strong>ne<br />

FiJhrung ist die beste Voraussetzung<br />

dafür, das ständig beschworene<br />

wichtigste Kapital <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />

nämlich seine Mitarbeiter, voll zur Geltung<br />

zu bringen und damit eine optimale<br />

Reaktion und Anpassung an die Chancen<br />

und Risiken eines immer komplexer<br />

wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n und sich immer schneller<br />

verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Umfelds zu ermöglichen.<br />

Das ist <strong>de</strong>r sicherste Weg, langfristig überdurchschnittliches<br />

Wachstum und Ertrag<br />

zu sichern.<br />

5. UND WAS KANN DABEI HERAUS­<br />

KOMMEN?<br />

Dieses Konzept ist anspruchsvoll für alle<br />

Beteiligten, da es eine grundlegen<strong>de</strong><br />

Rollen- und Verhaltensän<strong>de</strong>rung auf<br />

bei<strong>de</strong>n Seiten erfor<strong>de</strong>rt:<br />

• Ablegen <strong>de</strong>s Hierarchie- und Status<strong>de</strong>nkensauf<br />

Seiten <strong>de</strong>r Führungskraft<br />

und Abschied von <strong>de</strong>m selbstgefälligen<br />

Bild <strong>de</strong>s allwissen<strong>de</strong>n Vorgesetzten,<br />

<strong>de</strong>r Anordnungen verteilt und<br />

zeigt, wo es langgeht;<br />

• Übernahme von Verantwortung (und<br />

damit auch Risiko) sowie Eigeninitiative<br />

beim Mitarbeiter, d. h. Weglegen<br />

<strong>de</strong>r bequemen Rolle als Befehlsempfänger,<br />

<strong>de</strong>r auf Anordnungen von<br />

oben wartet.<br />

Deswegen bedarf es auch großer Konsequenz<br />

und eines langen Atems. Wenn<br />

man <strong>de</strong>n aufbringt, sind die Ergebnisse<br />

mehr als lohnend, was ich an <strong>de</strong>n Hauptproblemen<br />

heutiger Filialbanken belegen<br />

möchte, wie wir es täglich in <strong>de</strong>n<br />

Zeitungen lesen können: Viel zu hohe<br />

Kosten wegen aufwändiger Arbeitsprozesse<br />

mit viel zu hohem Personaleinsatz,<br />

zu geringer Vertriebsleistung und ungenügen<strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nbindung.<br />

Das gelebte Prinzip <strong>de</strong>r „Ermächtigten<br />

Eigeninitiative", unterstützt und ermöglicht<br />

durch einen unternehmensweiten<br />

Total Quality-Prozess mit entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Infrastruktur („NochBesser-Prozess")<br />

bei klaren, verbindlichen Zielsetzungen<br />

(Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit, Produktivitätssteigerung,<br />

Vertriebsleistung) innerhalb<br />

einer divisionalen Struktur brachten bei<br />

<strong>de</strong>r Hypobank weit überdurchschnittliche<br />

Ergebnisse:<br />

• Die Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit (ein traditioneller<br />

Schwachpunkt <strong>de</strong>r Bank in<br />

ihren Stammgebieten), die regelmäßig<br />

gemessen wur<strong>de</strong>, konnte von<br />

<strong>de</strong>m mit 69 % letzten Platz <strong>de</strong>r<br />

Branche in 1989 (Einführung <strong>de</strong>s<br />

„NochBesser-Prozesses") kontinuierlich<br />

von |ahr zu |ahr bis auf 96 % im<br />

lahre 1997 gesteigert wer<strong>de</strong>n.<br />

• Der Vertrieb von Finanzdienstleistungsprodukten<br />

über <strong>de</strong>n Schalter<br />

(Untemehmensbereich Privatkun<strong>de</strong>n<br />

und Service) konnte nach Einführung<br />

<strong>de</strong>r Divisionalisierung weit überdurchschnittlich<br />

gesteigert wer<strong>de</strong>n.<br />

• Der effektive Personalstand <strong>de</strong>r Bank<br />

wur<strong>de</strong> von 1995 (Einführung <strong>de</strong>r<br />

Divisionalisierung) bis zur Fusion mit<br />

<strong>de</strong>r Bayerischen Vereinsbank in 1998<br />

um 2150 Mitarbeiterkapazitäten reduziert.<br />

Das entsprach einem Abbau<br />

von 16 % in 3 jähren.<br />

Das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> ist, dass diese Reduktion<br />

ohne zentrale Projekte o<strong>de</strong>r Maßnahmen<br />

erfolgte, son<strong>de</strong>rn allein durch<br />

das kontinuierliche, beharrliche Arbeiten<br />

an täglichen Verbesserungsmaßnahmen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Schwerpunktzielsetzungen<br />

und Umsetzungen vor Ort.<br />

Das hat dazu beigetragen, dass die „alte"<br />

Hypo-Bank nach allen verfügbaren Kennzahlen<br />

traditionell die produktivste <strong>de</strong>r<br />

Vergleichsbanken war Die wichtigste<br />

Kennzahl zur Beurteilung <strong>de</strong>r Ertragskraft<br />

einer Bank ist neben <strong>de</strong>r Eigenkapitalrendite<br />

die Cost-lncome-Ratio. Sie war<br />

1997 mit (leicht verschlechterten) 56 %<br />

Spitzenwert unter <strong>de</strong>n Banken in Deutschland.<br />

Die heutigen Werte liegen über<br />

70 bzw. 80 %. Das kann erreicht wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn man die Eigenverantwortung <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter ernst nimmt, sie konsequent<br />

einfor<strong>de</strong>rt und auch umsetzt.<br />

Neu<br />

Human-Capital-Club e. V.<br />

per Adr. Alfonsstr. 1<br />

85551 Kirchheim bei München<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

11 12 19 G P S<br />

a<br />

•<br />

Controller^s<br />

Advanced Program<br />

Change Management<br />

durch Controlling<br />

13. bis 18. Oktober 2002<br />

Theorie-Inputs und Praxisbeispiele<br />

entlang <strong>de</strong>r typischen sechs Phasen<br />

einer Verän<strong>de</strong>rung-Arbeit an<br />

eigenem Beispiel.<br />

Person & Kommunikation<br />

16. bis 21. März 2003<br />

Standortbestlmmung und<br />

Maßnahmenplan zur persönlichen<br />

und beruflichen Weiterentwicklung<br />

entwerfen.<br />

Das erfolgreiche Team<br />

6. bis 11. April 2003<br />

Sitzungen vorbereiten, leiten,<br />

auswerten-was tun bei Störfaktoren<br />

von innen und außen - Kick-off-Meeting<br />

bei Projekten-Gruppenprozesse<br />

erkennen und kompetent steuern.<br />

Projekte<br />

erfolgreich durchsetzen<br />

14. bis 19. September 2003<br />

Ausbalancierte Strategien zur<br />

Durchsetzung und Kommunikation<br />

aktueller Vorhaben <strong>de</strong>r<br />

Seminarteilnehmer/innen.<br />

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Controller magazin 6/02 - Emst Zan<strong>de</strong>r<br />

Prof. Dr Ernst Zan<strong>de</strong>r (links) beim Europäisch-Iapanischen Kongress in Yokohama<br />

DAS LEISTUNGSPRINZIP IN UNSERER ZEIT<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

von Emst Zan<strong>de</strong>r, Hamburg<br />

11 19 26 G P<br />

le mehr sich das Leistungsprinzip durchsetzt,<br />

um so nachhaltiger wer<strong>de</strong>n alte,<br />

nicht mehr zeitgemäße Strukturen tjberwun<strong>de</strong>n.<br />

Das gilt für die Abgrenzung von<br />

Arbeitern, Angestellten und Beamten<br />

genauso wie für die Unterscheidung<br />

zwischen Frauen und Männern sowie für<br />

Entgelte nach Alter und Betriebszugehörigkeit.<br />

Menschen Sicherheit vor Leistung, obwohl<br />

sie gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n letzten )ahren<br />

sehen konnten - von <strong>de</strong>r nicht glücklichen<br />

Rentenreform bis zu <strong>de</strong>n September-Folgen<br />

-, wie brüchig die Sicherheit<br />

sein kann. Die in ihren Auswirkungen<br />

be<strong>de</strong>nkliche Unproduktivität und<br />

Bürokratie haben bei dieser Denkweise<br />

ihren Ursprung.<br />

Wahrscheinlich ist manchem Befürworter<br />

<strong>de</strong>r Nivellierung nicht bekannt, dass das<br />

Leistungsprinzip zum Vorteil <strong>de</strong>r großen<br />

Mehrheit das feudale o<strong>de</strong>r ständische<br />

Ordnungsprinzip abgelöst hat. Wir können<br />

nicht genug betonen, wie wichtig für<br />

unsere Demokratie, unseren Rechtsstaat<br />

und unsere marktwirtschaftliche Ordnung<br />

die Belohnung <strong>de</strong>r leistungsbereiten<br />

und tüchtigen Menschen ist. Nicht <strong>de</strong>r<br />

soziale Stand, die Herkunft o<strong>de</strong>r gar die<br />

Parteizugehörigkeit darf entschei<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn das Prinzip <strong>de</strong>r Chancengleichheit<br />

mit ihren Einkommensunterschie<strong>de</strong>n.<br />

Der Weg zu einer in <strong>de</strong>n meisten Län<strong>de</strong>rn<br />

bewährten Leistungsbezahlung war in<br />

Deutschland sehr schwierig. Die Bun<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft<br />

Schule Wirtschaft -<br />

in <strong>de</strong>r Vertreter <strong>de</strong>r Arbeitgeber und Lehrer<br />

diskutierten - hatte erst nach <strong>de</strong>r<br />

Wen<strong>de</strong> die größten Erfolge. Die Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>de</strong>r Mittel- und Großbetriebe<br />

<strong>de</strong>s Einzelhan<strong>de</strong>ls gab für die Schüler<br />

eine hervorragend aufgemachte Broschüre<br />

mit <strong>de</strong>r Überschrift „Leistung ist doof"<br />

heraus, die guten Anklang fand.<br />

Variable Vergütungssysteme gehören zu<br />

einer gesun<strong>de</strong>n Wirtschaft. Sie wer<strong>de</strong>n<br />

meist selbstverständlich bei Führungskräften<br />

und in Teilbereichen wie <strong>de</strong>m<br />

Außendienst praktiziert. Deutsche Arbeitnehmervertreter<br />

haben große Probleme<br />

mit <strong>de</strong>r Leistungsendohnung, und bei<br />

<strong>de</strong>n Tarih^erhandlungen wird die formale<br />

Qualifikation sehr in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

gestellt. Das alles geschieht zu einem<br />

Zeitpunkt, zu <strong>de</strong>m die Zahl <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten<br />

die Zahl <strong>de</strong>r Lehrlinge überflügelt hat.<br />

Natürlich gibt es in <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>s Leistungsprinzips<br />

eine größere Furcht vor<br />

<strong>de</strong>m Versagen. Der Alptraum, ungenügen<strong>de</strong><br />

Leistungen zu zeigen, ist nach <strong>de</strong>r<br />

Misere im Osten wie<strong>de</strong>r sehr akut. Dies<br />

wird noch dadurch verstärkt, dass die<br />

Startchancen sehr ungleich sind. Um so<br />

mehr müssen wir uns bemühen, möglichst<br />

verständliche Maßstäbe zu schaffen,<br />

um eine Differenzierung begrün<strong>de</strong>n<br />

und glaubwürdig machen zu können.<br />

Leistung wie<strong>de</strong>r im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

Wenn heute Leistung wie<strong>de</strong>r positiv gesehen<br />

wird, so stellen immer noch viele<br />

Grün<strong>de</strong> für das neue Leistungsbewusstsein<br />

Für viele Menschen be<strong>de</strong>utet Leistung<br />

die Überwindung eines Wi<strong>de</strong>rstands. Das<br />

534


Controller magazin 6/02<br />

gilt beson<strong>de</strong>rs, wenn es um Verän<strong>de</strong>rungen<br />

geht, wie sie heute alltäglich sind.<br />

Alle Versuche, <strong>de</strong>n Leistungsdruck abzuschaffen,<br />

haben sich langfristig als illusorisch<br />

erwiesen.<br />

Allerdings muss die Leistungsanfor<strong>de</strong>rung<br />

(Heidack/Robejsek/Zan<strong>de</strong>r, Leistung<br />

als Prinzip, MiJnchen u. Mering<br />

1999) sinnvoll sein und für <strong>de</strong>n Betroffenen<br />

einsichtig. Das be<strong>de</strong>utet einen Ausgleich<br />

und Konsens zwischen Sachzwängen<br />

und Interessenlagen. Nicht wenige<br />

Unternehmen hatten Leistungskrisen zu<br />

überwin<strong>de</strong>n. Begriffe wie Sharehol<strong>de</strong>r<br />

Value, Unternehmenskultur und<br />

Führungsstrategien haben oft mehr Unsicherheit<br />

hervorgerufen als JVlotivation.<br />

Eine Strategie <strong>de</strong>s Unternehmens muss<br />

verständlich für alle Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n.<br />

Das gilt beson<strong>de</strong>rs bei Zusammenschlüssen<br />

von verschie<strong>de</strong>n geprägten<br />

Unternehmen. Der verschärfte Wettbewerb<br />

verlangt sehr unterschiedliche<br />

Unternehmensauftritte, und die Globalisierung<br />

erzwingt neue Leistungsstrategien.<br />

Dies wird durch die größere<br />

Offenheit und Zusammenarbeit im internationalen<br />

Raum noch verstärkt. Zugleich<br />

wer<strong>de</strong>n die Ansprüche <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n und<br />

Mitarbeiter größer Ein Innovationsdruck<br />

erfasst fast alle Führungskräfte und Mitarbeiter,<br />

und die notwendige Kommunikation<br />

strapaziert selbst Gutwillige.<br />

Das einzig verlässliche Prinzip war<br />

schon in <strong>de</strong>r Vergangenheit <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>l.<br />

Dies hat sich durch die neuen Techniken<br />

noch eher verstärkt. Während die<br />

technischen Revolutionen früher gemessen<br />

an <strong>de</strong>r gegenwärtigen Situation<br />

relativ langsam abgelaufen sind, hat sich<br />

<strong>de</strong>r Beschleunigungsprozess ungewöhnlich<br />

entwickelt.<br />

Die rasante Entwicklung, verstärkt durch<br />

die Globalisierung, verlangt, dass sich<br />

je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r nicht ins Hintertreffen geraten<br />

will, schnell weiterbil<strong>de</strong>n muss. Das Wissen<br />

kann heute schon als Produktionsfaktor<br />

neben Bo<strong>de</strong>n, Arbeit und Kapital<br />

gelten. Von <strong>de</strong>m Wissen hängt in unserer<br />

Wettbewerbsgesellschaft <strong>de</strong>r Erfolg eines<br />

Unternehmens ab.<br />

Diese Entwicklung stürzt <strong>de</strong>n Einzelnen,<br />

aber auch ganze Unternehmen in kritische<br />

Situationen. Nicht selten hat ein<br />

Krisenmanagement dabei versagt, wenn<br />

man kurzfrisUg Än<strong>de</strong>rungen einleitet und<br />

Strukturen zerschlägt, ohne langfristige<br />

Strategien zu entwickeln.<br />

In vielen Unternehmen führt ein<br />

Traditionsverlust zu schweren Irritationen.<br />

Sie erfassen Strategien, Strukturen<br />

und sogar die alltägliche Führung.<br />

Sie beeinflussen das Verhalten von Mitarbeitern<br />

ebenso wie von Führungskräften.<br />

Die Gegenwart ist oft zu hektisch<br />

gewor<strong>de</strong>n, dass rückwärts gewandte<br />

I<strong>de</strong>en im Unternehmen genauso auftauchen<br />

wie im politischen Bereich. An<br />

einen Kulturwechsel im Sinne „Wie<br />

Phönix aus <strong>de</strong>r Asche" (Heidack/Schwalbe/Zan<strong>de</strong>r,<br />

Wie Phönix aus <strong>de</strong>r Asche<br />

durch For<strong>de</strong>rn und För<strong>de</strong>rn, Bielefeld<br />

1997) glauben nur wenige.<br />

In einem interessanten Beitrag (Simon, H.,<br />

Die Blockierer, in: Manager Magazin Heft<br />

5/00) beschäftigt sich ein in aktuellen<br />

Fragen sehr versierter Wissenschaftler<br />

damit. Er führt die Grün<strong>de</strong> an, warum Teile<br />

<strong>de</strong>r Gewerkschaft die überfällige Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

von Wirtschaft und Gesellschaft<br />

blockieren. Das sind nach seiner Meinung<br />

vor allem <strong>de</strong>r Boykott <strong>de</strong>r Flexibilisierung<br />

von Tarifverträgen, die Verhin<strong>de</strong>rung weiterer<br />

Privatisierung und die For<strong>de</strong>rung<br />

nach Vorziehen <strong>de</strong>r Rente. Dadurch wer<strong>de</strong>n<br />

manche Gewerkschaften als<br />

Innovationsverhin<strong>de</strong>rer selbst aktiv ihren<br />

weiteren Nie<strong>de</strong>rgang beschleunigen.<br />

Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Leistungsprinzips<br />

Die Menschheit und unser Land leben<br />

immer noch von <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit<br />

und Leistungsbereitschaft seiner Bürger.<br />

Wirtschaftliche Leistungen und <strong>de</strong>r<br />

Wille, sie immer aufs neue zu erbringen,<br />

sind existenzerhebliche Notwendigkeiten.<br />

Wirtschaftliche Leistung<br />

ist nicht allein <strong>de</strong>shalb notwendig, um<br />

erstrebenswerte Güter zu eriangen. Sie<br />

ist vielmehr auch eine unverzichtbare<br />

Voraussetzung für jegliche Reform.<br />

Leistung ist ferner unabdingbare Voraussetzung,<br />

um Not vom eigenen Volk fernzuhalten.<br />

Die Existenz eines rohstoffarmen<br />

Lan<strong>de</strong>s wie <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

Deutschland hängt von überzeugen<strong>de</strong>n<br />

Leistungen ab, beson<strong>de</strong>rs auf technischnaturwissenschaftlichem<br />

Gebiet.<br />

Leistung schafft jene Werte, mit <strong>de</strong>nen<br />

Mangel und Elend wirkungsvoll bekämpft<br />

wer<strong>de</strong>n können. Leistung hat<br />

damit eine wichtige humane Komponente.<br />

Allen Nivellierungsten<strong>de</strong>nzen - wie sie<br />

immer noch in <strong>de</strong>r Tarifpolitik sichtbar<br />

wer<strong>de</strong>n - zum Trotz sollte es gelingen,<br />

Freiräume zu erhalten, in <strong>de</strong>nen sich das<br />

Leistungsprinzip nach wie vor entfalten<br />

kann. Das gilt für die Personalpolitik gegenüber<br />

Führungskräften genauso wie<br />

für die Entgeltpolitik beiTarifmitarbeitern.<br />

Beispiele hierfür sind Leistungszulagen,<br />

leistungsabhängige Vergütungsbestandteile<br />

im Außendienst sowie Arbeitsprämien<br />

für herausragen<strong>de</strong> Leistungen<br />

im übrigen Tarifbereich.<br />

Damit muss sich Personalwirtschaft als<br />

wichtiger betriebswirtschaftlicher Teilaspekt<br />

nüchtern und realisrisch an <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Gegebenheiten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

orientieren. Diese Gegebenheiten<br />

haben sich in <strong>de</strong>n letzten jähren <strong>de</strong>utlich<br />

verschlechtert. Das wirtschaftliche<br />

Wachstum hat sich mehr und mehr verlangsamt.<br />

Wir sind inzwischen über das<br />

von manchen herbeigewünschte Nullwachstum<br />

beim Minuswachstum angelangt.<br />

Die Zeiten <strong>de</strong>r Prosperität haben<br />

Hypotheken hinteriassen, an <strong>de</strong>nen jetzt<br />

alle Verantwortlichen zu tragen haben.<br />

Zugleich ist in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n Jahren<br />

eines ständig gestiegenen Wohlstan<strong>de</strong>s<br />

ein Sicherheits<strong>de</strong>nken entstan<strong>de</strong>n,<br />

das eine <strong>de</strong>r Ursachen für die immer noch<br />

weit verbreitete Unbeweglichkeit bei <strong>de</strong>r<br />

Anpassung von Leistungen an die verän<strong>de</strong>rte<br />

Situation ist. Personalpolitik auf<br />

unternehmerischer Verantwortung verlangt<br />

daher nach Strategien, die dieser<br />

neuen Situation angepasst sind. Nur so<br />

kann die Grundlage für die Fortentwicklung<br />

unserer Unternehmen in einer freiheitlichen<br />

und sozialen Gesellschaft erhalten<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Leistungsmotivieren<strong>de</strong> Entgelte<br />

Immer mehr stehen anfor<strong>de</strong>rungs- und<br />

leistungsgerechte Löhne und Gehälter<br />

im Mittelpunkt <strong>de</strong>r betrieblichen Personalarbeit.<br />

Wenn ein Vergütungssystem<br />

(Zan<strong>de</strong>r/Femppel, Leistungsorientierte<br />

Vergütung, Köln 1999) motivieren soll,<br />

muss es sowohl <strong>de</strong>n Interessen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

als auch <strong>de</strong>r Mitarbeiter gerecht<br />

wer<strong>de</strong>n. Es gibt zwar keine absolute<br />

Gerechtigkeit bei <strong>de</strong>r Entgeltbemessung,<br />

<strong>de</strong>nn auch messbare Leistungsund<br />

Erfolgskriterien unterliegen teilweise<br />

<strong>de</strong>r subjektiven Bewertung. Die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter empfin<strong>de</strong>n<br />

535


Controller magazin 6/02 - Ernst Zan<strong>de</strong>r<br />

eine Vergütung als ungerecht, wenn sie<br />

<strong>de</strong>n Eindruck haben, dass vergleichbare<br />

Leistungen ungleich und ungleiche Leistungen<br />

gleich vergütet wer<strong>de</strong>n. Sie haben<br />

dafür ein sehr feines Gespür<br />

Zu <strong>de</strong>n Grundsätzen eines Vergütungssystems<br />

gehören folgen<strong>de</strong> Schwerpunkte:<br />

Ein Vergütungssystem<br />

• muss die eintreten<strong>de</strong>n technisch/<br />

technologischen und organisatorischen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen innerhalb<br />

eines Unternehmens einbeziehen.<br />

Einheitliche Vergütungssysteme für<br />

Arbeiter und Angestellte wer<strong>de</strong>n<br />

zwingend;<br />

• kann nicht alle individuellen Bedürfnisse<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter berücksichtigen;<br />

• muss von <strong>de</strong>n Mitarbeitern akzeptiert<br />

wer<strong>de</strong>n;<br />

• muss flexibel gehandhabt wer<strong>de</strong>n;<br />

• muss einfach und transparent sein;<br />

• muss Anreiz und Belohnung ermöglichen;<br />

• muss anfor<strong>de</strong>rungs- und leistungsorientiert<br />

sein;<br />

• darf die Arbeitsmarktorientierung<br />

nicht vernachlässigen;<br />

• muss die unterschiedlichen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an die verschie<strong>de</strong>nen Gruppen<br />

von Mitarbeitern berücksichtigen;<br />

es bedarf daher einer Systematik<br />

und inneren Stimmigkeit.<br />

von Arbeitern und Angestellten zu beseitigen.<br />

Es scheint so, als wer<strong>de</strong>n immer<br />

mehr Vertragspartner darüber einig, die<br />

starren Unterschie<strong>de</strong> aufzulösen und<br />

Leistung, aber auch Ausbildung als wichtige<br />

Maßstäbe zu nehmen. Der letzte<br />

Analytik-Kongress hat dazu gute Beispiele<br />

gebracht. (Die neue Arbeitswelt:<br />

Personalmanagement Quo vadis, Analytik<br />

2002, 25./26.4.2002)<br />

Die manchmal scheinbar unterschiedlichen<br />

Entgelte von Frauen und Männern<br />

müssen genauer betrachtet wer<strong>de</strong>n. Es<br />

gibt lei<strong>de</strong>r immer noch Nachteile für Frauen<br />

gegenüber Männern in <strong>de</strong>r Aus- und<br />

Weiterbildung. Wenn sich in <strong>de</strong>n letzten<br />

lahren auch schon viel gebessert hat, zeigt<br />

die folgen<strong>de</strong> Grafik die Unterschie<strong>de</strong>:<br />

<strong>de</strong>r Frauen verbessert, son<strong>de</strong>rn auch<br />

ihre Qualifikations- und Tätigkeitsstruktur.<br />

Das läßt sich unter an<strong>de</strong>rem aus<br />

<strong>de</strong>n hohen Zuwachsraten <strong>de</strong>r Frauen in<br />

anspruchsvollen Dienstleistungsberufen<br />

ablesen. Nicht bei <strong>de</strong>n weniger qualifizierten<br />

lobs liegt das Hauptgewicht <strong>de</strong>r neu<br />

geschaffenen Arbeitsplätze, son<strong>de</strong>rn in Bereichen<br />

mit höheren o<strong>de</strong>r hohen Qualifikationsanfor<strong>de</strong>rungen,<br />

wie zum Beispiel<br />

<strong>de</strong>m Gesundheitswesen, <strong>de</strong>r Rechts- und<br />

Wirtschaftsberatung, in <strong>de</strong>n Bereichen<br />

Banken und Versicherungen<br />

Wissenschaft, Kunst und Publizistik.<br />

sowie<br />

Ein weiterer Faktor, <strong>de</strong>r die Frauenbeschäftigung<br />

günstig beeinflusst, ist die<br />

technische Entwicklung. Die immer noch<br />

anzutreffen<strong>de</strong> Befürchtung, die neuen<br />

Frauenlöhne: Der Rückstand hat seine Grün<strong>de</strong><br />

Durchschnittlicher Bruttostun<strong>de</strong>nverdienst einer erwerbstätigen Frau<br />

in Prozent einer männlichen Arbeitskraft<br />

Teilzeitbescbäftigtc Aka<strong>de</strong>miker H Verweildauer<br />

in Prozent <strong>de</strong>r j, in Prozent <strong>de</strong>r " im Betrieb<br />

Jeweiligen Beschäftigten ^ jeweiligen Beschäftigten in Jahren<br />

Die Unternehmensleitungen erwarten<br />

von einem Entgeltsystem Unterstützung,<br />

um die Untemehmensziele zu erreichen.<br />

Die Mitarbeiter erhoffen sich aus ihrer<br />

Tätigkeit eine Befriedigung ihrer individuellen<br />

Bedürfnisse. Sind sie durch entsprechen<strong>de</strong><br />

Leistungsanreize motiviert,<br />

wer<strong>de</strong>n sie bemüht sein, ihren Leistungsbeitag<br />

zu verbessern. Leistung muss sich<br />

aus ihrer Sicht lohnen, eine Mehrleistung<br />

entsprechend honoriert wer<strong>de</strong>n.<br />

Anreiz und Belohnung müssen daher die<br />

Eckpfeiler einer leistungsorientierten Vergütung<br />

sein - ergänzend zu <strong>de</strong>r anfor<strong>de</strong>rungsorientierten<br />

Vergütung, die<br />

sich aus <strong>de</strong>m Schwierigkeitsgrad <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsaufgabe ergibt und mit <strong>de</strong>r Grundvergütung<br />

abgegolten wird.<br />

Gleichbehandlung von allen Personengruppen<br />

Wie schwierig die Verbesserung alter<br />

Strukturen ist, zeigt sich in <strong>de</strong>m jahrelangen<br />

Bemühen, die überholte Abgrenzung<br />

1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000<br />

einschließlich Tcilzeilkräl^e; nur West<strong>de</strong>utschland; Urspningsdaten: Sozio-oekonomischcs Panel, Statistisches Bun<strong>de</strong>samt<br />

Institut <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utseben Wirtschaft Köln<br />

Daraus und aus <strong>de</strong>n meist familiären<br />

Grün<strong>de</strong>n wie häufige Teilzeitarbeit entsteht<br />

ein Teil <strong>de</strong>s Entgeltunterschieds. Dies<br />

wird sich weiter än<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>nn eine Reihe<br />

von Faktoren hat in <strong>de</strong>n letzten jähren<br />

die Beteiligung <strong>de</strong>r Frauen am Erwerbsleben<br />

beträchtlich geför<strong>de</strong>rt. Dazu gehört<br />

Techniken böten <strong>de</strong>n Frauen mehr<br />

Beschäftigungsrisiken als -chancen, hat<br />

sich nicht bewahrheitet. Der Einsatz neuer<br />

Techniken macht zwar einfache Tätigkeiten<br />

überflüssig, schafft aber an<strong>de</strong>rerseits<br />

neue Arbeitsplätze auch und vor<br />

allem für Frauen.<br />

vor allem die Beschäftigungsumschichtung<br />

vom Produktions- zum<br />

Es ist damit zu rechnen, dass sich die<br />

Diens<strong>de</strong>istungssektor, <strong>de</strong>r für alle hochentwickelten<br />

Industrielän<strong>de</strong>r charakteristisch<br />

ist und die Grundlage für weiteres<br />

Wirtschaftswachstum bil<strong>de</strong>t.<br />

Frauen weitere berufliche Tätigkeitsgebiete<br />

erschließen. Sie wer<strong>de</strong>n sich zunehmend<br />

für Berufe interessieren, die früher vorwiegend<br />

von Männern ausgeübt wur<strong>de</strong>n. So<br />

ist die starke Zunahme von Beschäftigung<br />

Der vergrößerte Dienstleistungssektor<br />

hat nicht nur die Beschäftigungschance<br />

von Frauen im Handwerk auch in <strong>de</strong>n<br />

alten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn bemerkenswert.<br />

536


Controller magazin 6/02<br />

Zu bedauern ist aber <strong>de</strong>r relativ geringe<br />

Anteil an weiblichen Führungskräften<br />

nehmen. Vielleicht ist es noch nicht zu<br />

spät zum Ruck.<br />

nicht nur in Unternehmen, son<strong>de</strong>rn auch<br />

Die Versammlung eines Ehrbaren Kaufmanns<br />

zu Hamburg e. V. hat <strong>de</strong>n Aus­<br />

bei Behör<strong>de</strong>n, Parteien und Verbän<strong>de</strong>n.<br />

Dies gilt nicht zuletzt für die Gewerkschaften,<br />

die sich selbst gern als Vorreiter für<br />

spruch von Kennedy „Denkt daran, was<br />

ihr für unser Land tun könnt!" als The<br />

die volle Gleichberechtigung von Mann<br />

ma eines Preisausschreibens aufgestellt,<br />

und Frau in <strong>de</strong>r Gesellschaft betrachten.<br />

an <strong>de</strong>m sich viele junge Menschen beteiligt<br />

haben. Solche Gedanken müssten<br />

Unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r physischen<br />

und psychischen Gegebenheiten dürfte<br />

in <strong>de</strong>n Schulen und Ausbildungsstätten<br />

<strong>de</strong>r Einsatz von Frauen keine beson<strong>de</strong>ren<br />

aufgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Schwierigkeiten aufweisen. Das gilt auch<br />

für die Frau als Führungskraft, wenn sie<br />

führen und damit größere Verantwortung<br />

übernehmen will und trotz häufiger<br />

Doppelbelastung auch kann.<br />

Politiker, Führungskräfte und Sozialpartner<br />

sollten die zeitweise verdrängte<br />

Vorbildfunktion wie<strong>de</strong>r übernehmen.<br />

Leistung darf nicht nur bei <strong>de</strong>r betrieblichen<br />

Entgeltfindung im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

Zukünftige Entwicklungen<br />

stehen. Dann wären wir vielleicht wie<strong>de</strong>r<br />

zeitgemäß.<br />

Wenn wir in Zukunft nicht noch weiter<br />

zurückfallen wollen, muss endlich ein<br />

Ruck durch unser Land gehen. Es gibt<br />

über 4 Millionen Arbeitslose, doch für<br />

viele Bereiche sind kaum Arbeitskräfte<br />

zu bekommen. Unser teures Bildungssystem<br />

för<strong>de</strong>rt mit seinen oft leistungsabträglichen<br />

Ran<strong>de</strong>rscheinungen lange<br />

Schul- und Studienzeiten mit verheeren<strong>de</strong>n<br />

Ergebnissen, die nicht nur erst durch<br />

die Pisastudie bekannt wur<strong>de</strong>n. Ein Einleitungsvortrag<br />

- „Zukunftsaufgabe Qualifizierung<br />

- Schlüssel zum unternehmerischen<br />

Erfolg" - gibt die unzureichen<strong>de</strong>n<br />

Eine hohe Wertschöpfungsintensität, wie<br />

sie Wun<strong>de</strong>rer (Wun<strong>de</strong>rer, R., Unternehmerisches<br />

Personalmanagement -<br />

neue Anfor<strong>de</strong>rungen, neue Rollen, neues<br />

Profil? Analytikkongreß25.4.02)auf <strong>de</strong>m<br />

Analytikkongreß for<strong>de</strong>rte, ist notwendig.<br />

Einer geringen Wertschöpfung, beson<strong>de</strong>rs<br />

bei Personalverwaltung sowie Entgelt-<br />

und Sozialleistungsgestaltung stellt<br />

er eine höhere Wertschöpfung gegenüber<br />

Dazu gehören Beratung von Unternehmensleitung<br />

und Führungskräften, Strategien<br />

für Personalplanung und Wissensbildungsministeriums<br />

Vorstellungen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>smanagement.<br />

wie<strong>de</strong>r während<br />

<strong>de</strong>s Analytikkongresses. (Pähl, V.,<br />

Zukunftsaufgabe Qualifizierung-Schlüssel<br />

Hoffen wir - nicht nur für die Personalverantwortiichen<br />

-, dass es in diesem<br />

zum unternehmerischen<br />

Sinne bald auhwärts geht.<br />

•<br />

Erfolg. Analytikkongreß<br />

25.4.2002, abgedruckt in mmmm<br />

PERSONAL 6/02) | ^ ^ |<br />

Unsere immer weiter aufgeblähte<br />

Bürokratie und die<br />

vielen beson<strong>de</strong>rs Klein- und<br />

Mittelbetriebe und Existenzgrün<strong>de</strong>r<br />

behin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Vorschriften sind in fortschrittlichen<br />

Län<strong>de</strong>rn un<strong>de</strong>nkbar<br />

Manche Kommunalpoliriker<br />

bemühen sich<br />

um mehr Wettbewerbsfähigkeit,<br />

während verschie<strong>de</strong>ne<br />

Politiker das<br />

Gegenteil bewirken.<br />

Aber auch eine heranwachsen<strong>de</strong><br />

Gruppe von Besitzen<strong>de</strong>n<br />

will nicht mehr viel<br />

Risiko eingehen o<strong>de</strong>r verzichtet<br />

ganz darauf, die Aufgaben<br />

von Eltern zu über­<br />

Prof. Dr E. Zan<strong>de</strong>r (2. v. I.) in Mosl


Controller magazin 6/02<br />

INNERE STABILITÄT<br />

gegen äußere Verunsicherung setzen<br />

von Hartmut Volk, Bad Harzburg<br />

Diplom-Betriebswirt Hartmut Volk, Freier Journalist,<br />

Am Silberborn 14, D-38667 Bad Harzburg.<br />

Telefon -^49(0)5322 / 2460, Fax 2450.<br />

Professor Dr Hans Zeier vom Institut für<br />

Verhaltenswissenschaft <strong>de</strong>r ETH Zürich<br />

fasst die Problematik und die Aufgabe<br />

unserer Tage in zwei knappe Sätze: „Eine<br />

qualitätssichern<strong>de</strong> Lebensweise for<strong>de</strong>rt<br />

Flexibilität und laufen<strong>de</strong> Anpassung an<br />

neue Gegebenheiten. Sie lässt sich nicht<br />

von heute auf morgen erreichen, son<strong>de</strong>rn<br />

braucht langwierige Bemühungen<br />

und bewusste Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit<br />

<strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Gegebenheiten."<br />

Heißt die Zauberformel für ein lebenswertes<br />

Leben heute also mehr als je<br />

zuvor 'lebenslanges Lernen'? „Wer aufhört<br />

zu lernen, gibt sich selbst auf, das<br />

gilt in <strong>de</strong>r Tat heute mehr <strong>de</strong>nn je zuvor",<br />

bestätigt die Braunschweiger Ärztin und<br />

Psychotherapeutin Dr. Herta Wetzig-<br />

Würth. Doch was für sie noch viel wichtiger<br />

ist als dieser mehr grundsätzliche<br />

Aspekt <strong>de</strong>s Lebensglücks und -erfolgs:<br />

„Die gefragte Breite dieses Lernens hat<br />

sich <strong>de</strong>utlich verän<strong>de</strong>rt", sagt sie.<br />

Wir seien es gewohnt, Lernen als Dazulernen<br />

und in <strong>de</strong>r jüngeren Vergangenheit<br />

auch immer mehr als Austausch von<br />

alten, überholten Wissensinhalten gegen<br />

neues Wissen zu verstehen. Lernen so zu<br />

begreifen, betont sie, „ist zwar nach wie<br />

vor eine notwendige Voraussetzung für<br />

die Behauptung in einer immer turbulenter<br />

wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Welt", macht sie klar, „nur<br />

eben lei<strong>de</strong>r mit Blick auf die Lebensqualität<br />

keine hinreichen<strong>de</strong> mehr!"<br />

Die gegenwärtigen und noch mehr die<br />

zukünftigen Lebens- und vor allem auch<br />

Arbeitsumstän<strong>de</strong> verlangten zwingend,<br />

auch intensiv an sich selbst, an seiner<br />

Persönlichkeit zu arbeiten. „<strong>Als</strong> Antwort<br />

auf die Zeitumstän<strong>de</strong> heißt die große<br />

Lern- und Entwicklungsaufgabe für<br />

je<strong>de</strong>n, die zunehmend wegbrechen<strong>de</strong><br />

äußere Stabilität durch eine größere<br />

innere Stabilität zu ersetzen, sich eine<br />

wirklich belastbare geistig-seelische<br />

Basis zu schaffen", macht Wetzig-Würth<br />

klar. Mentale Fitness sei <strong>de</strong>shalb auch<br />

ganz erheblich mehr als nur ein fast<br />

schon bis zur Banalität abgegriffenes<br />

Schlagwort.<br />

„Sie müssen in diesem Sinne heute unbedingt<br />

an und für sich arbeiten", drängt<br />

die erfahrene Therapeutin. Nur so ließen<br />

sich Lebensmut- und -freu<strong>de</strong> bewahren,<br />

nur so die innere Bereitschaft, auf die<br />

wechseln<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Lebens<br />

unvoreingenommen und vor allem unverzagt<br />

zuzugehen, nicht „durch permanent<br />

schwarze Gedanken" unterminieren.<br />

Und, setzt sie hinzu, die sich als<br />

quasi automatische Reaktion auf die alltägliche<br />

Irritationen zwangsläufig einstellen<strong>de</strong>n<br />

Verunsicherungsgefühle und <strong>de</strong>ren<br />

Begleiter, die um sich greifen<strong>de</strong>n Versagens-,<br />

Existenz- und Zukunftsängste in<br />

erträglichen Grenzen halten.<br />

Wie wichtig gera<strong>de</strong> auch letzteres, vor<br />

allem für die Berufstätigen, ist, betont<br />

Dr Manfred Lütz, Facharzt für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie, Nervenarzt, Theologe<br />

und Chefarzt <strong>de</strong>s Alexianer Krankenhauses,<br />

eines psychiatrischen Krankenhauses,<br />

in Köln: „Angststörungen nehmen<br />

enorm zu in <strong>de</strong>n westlichen Gesellschaften.<br />

Und das häufigste Gefühl bei<br />

Wirtschaftsbossen, <strong>de</strong>nen man gemeinhin<br />

je<strong>de</strong> Möglichkeit zur Lebensfreu<strong>de</strong><br />

zutraut, ist nicht Glück, son<strong>de</strong>rn Angst",<br />

stellt er unumwun<strong>de</strong>n fest.<br />

Diese Angst aber, weiß Dr lochen von<br />

Wahlert, Facharzt für psychotherapeutische<br />

Medizin und Coach in München<br />

nur zu gut, gera<strong>de</strong> auch aus seiner früheren<br />

Tätigkeit als Leiter einer psychosomatischen<br />

Rehabilitationsklinik,<br />

„lahmt und untergräbt das Selbstbewusstsein<br />

und die Gesundheit. Angst<br />

erstickt die Lernfähigkeit, die Neugier<strong>de</strong><br />

und tötet die Kreativität. Angst macht<br />

unflexibel und lässt uns vor Verän<strong>de</strong>rung<br />

zurückscheuen."<br />

Oft, berichtet er, „wird die Fassa<strong>de</strong><br />

noch monate-, manchmal jahrelang aufrecht<br />

erhalten, mit viel Anstrengung und<br />

Überfor<strong>de</strong>rung, Gefühle wer<strong>de</strong>n abgewehrt,<br />

unterdrückt, runtergeschluckt.<br />

Irgendwann aber brechen sie dann durch.<br />

Die Folgen wer<strong>de</strong>n in abgeschie<strong>de</strong>nen<br />

Kliniken mit Intensivtherapie behan<strong>de</strong>lt:<br />

Panikattacken, Burnout, Erschöpfungszustän<strong>de</strong>,<br />

Krisen, Depressionen, Alkohol,<br />

Medikamente, Drogen...!"<br />

538


Controller magazin 6/02<br />

Im heute notwendigen Ausmaß<br />

belastungs- und damit leistungsfähig<br />

sind für Wetzig-Würth mit Blick auf die<br />

<strong>de</strong>utlich zunehmen<strong>de</strong>n psychischen Erkrankungen<br />

nur noch Menschen, die<br />

sich in <strong>de</strong>n Grundzügen ihrer selbst<br />

sicher sind, die Vertrauen zu sich und<br />

ihren Fähigkeiten haben. „Erst wenn<br />

ich weiß, wer ich bin, was ich will und<br />

was ich kann, höre ich auf, lediglich zu<br />

reagieren und fange an zu agieren, mein<br />

Leben selbst ganz bewusst zu steuern",<br />

gibt sie zu be<strong>de</strong>nken.<br />

Erst dann nämlich, sagt sie, könne sich<br />

auch das gera<strong>de</strong> für die geistig-seelische<br />

Verfassung so wichtige Gefühl, die Dinge<br />

im persönlichen Bereich wenigstens noch<br />

einigermaßen unter Kontrolle zu haben,<br />

einstellen. Das Gefühl <strong>de</strong>s Kontrollverlustes,<br />

das belege die Stressforschung<br />

nur zu <strong>de</strong>utlich, <strong>de</strong>stabilisiere und lahme<br />

einen Menschen mehr als alles an<strong>de</strong>re.<br />

„Wer heutzutage Erfolg haben und trotz<strong>de</strong>m<br />

gesund bleiben will, braucht Zugang<br />

zu seinem Innenleben", lässt auch v<br />

Wahlert keinen Zweifel an <strong>de</strong>r unbedingt<br />

gebotenen Sorge um die eigene<br />

Persönlichkeitsentwicklung. „Er muss<br />

Konflikte erkennen, die entstehen, wenn<br />

Strukturen unüberschaubar und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

unkalkulierbar wer<strong>de</strong>n. Und er<br />

muss für sich die Konflikte lösen können.<br />

Er muss wissen, wie Bindung funktioniert,<br />

wie Trauerarbeit zu leisten ist, wie Hoffnung,<br />

Motivation, Begeisterung und Engagement<br />

entstehen kann. Ohne Zugang<br />

zu <strong>de</strong>n seelischen Ressourcen bleiben<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit und Erfolg auf <strong>de</strong>r Strecke."<br />

Doch wie muss man sich die dazu notwendige<br />

mentale Fitness vorstellen? <strong>Als</strong><br />

einen kognitiv-emotionalen Zustand, <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r renommierte amerikanische Sportpsychologe<br />

Dr lames E. Loehr als „eine<br />

wohlausgewogene Mischung aus emotionaler<br />

Flexibilität, emotionalem Engagement,<br />

emotionaler Stärke und emotionaler<br />

Spannkraft bezeichnet. Dabei versteht<br />

Loehr<br />

• emotionale Flexibilität als Fähigkeit,<br />

sich auf Belastungen und Verän<strong>de</strong>rungen<br />

einstellen und in angespannten<br />

Situationen unverkrampft und<br />

ausgeglichen bleiben zu können;<br />

nicht aufzubrausen und im Bezug<br />

auf die anstehen<strong>de</strong>n Aufgaben und<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen eine positive Einstellung<br />

zu entwickeln und durchzuhalten.<br />

• emotionales Engagement als Fähigkeit,<br />

sich unter Druck und Unsicherheit<br />

eine geschmeidige, konzentrierte,<br />

langfristige Aspekte stets miteinbeziehen<strong>de</strong><br />

zielbezogene Handlungsfähigkeit<br />

zu bewahren und nicht in<br />

Schein- o<strong>de</strong>r kurzfristig Erfolge versprechen<strong>de</strong><br />

Aktivitäten auszuweichen<br />

o<strong>de</strong>r sogar gänzlich zu blockieren.<br />

• emotionale Stärke als Fähigkeit, im<br />

Kontakt mit an<strong>de</strong>ren unter arbeitsmäßiger,<br />

zeitlicher o<strong>de</strong>r sonstiger situativer<br />

Belastung <strong>de</strong>n Eindruck einer<br />

gewissen inneren Ruhe und Ausgeglichenheit<br />

zu vermitteln, anstatt eine<br />

Atmosphäre von Hektik, Frustration<br />

o<strong>de</strong>r gar Resignation zu verbreiten.<br />

• emotionale Spannkraft als Fähigkeit,<br />

vergebene Chancen, Enttäuschungen,<br />

Fehlschläge und Mlßerfolgserlebnisse<br />

als Lernsituationen zu<br />

begreifen und zu verarbeiten, <strong>de</strong>finitive<br />

Fehler als solche zu erkennen, zu<br />

ihnen zu stehen und sie beherzt zu<br />

korrigieren und sich so unbefangen<br />

anstehen<strong>de</strong>n Aufgaben, im Wege<br />

stehen<strong>de</strong>n Problemen und/o<strong>de</strong>r ins<br />

Auge gefassten Zielen zu widmen.<br />

Mentale Fitness ist für Loehr damit <strong>de</strong>r<br />

Ausdruck <strong>de</strong>s Vermögens eines Menschen<br />

* sich nicht impulsiv vom Moment mit<br />

seinen noch unverarbeiteten Eindrücken<br />

durch ein ständiges Wechselbad<br />

<strong>de</strong>r Gefühle ziehen, verunsichern<br />

und zu unausgereiften Äußerungen,<br />

Entscheidungen und Handlungen<br />

verieiten zu lassen;<br />

* sich sowohl von fixierten persönlichen<br />

als auch in seiner Umgebungskultur<br />

verankerten o<strong>de</strong>r zeitgeistig<br />

verfestigten Denk- und Verhaltensmustern<br />

befreien und von bewährten<br />

Erfolgspfa<strong>de</strong>n lösen zu können<br />

und sich aufgrund <strong>de</strong>ssen auf neue<br />

Gegebenheiten unvoreingenommen<br />

einstellen und an <strong>de</strong>ren Bewältigung<br />

arbeiten zu können;<br />

* in <strong>de</strong>r Lage zu sein, sich unter verän<strong>de</strong>rten<br />

Umstän<strong>de</strong>n (s)einem Ziel auf<br />

ungewohnten beziehungsweise einer<br />

Kombination von sich ergänzen<strong>de</strong>n<br />

alten und neuen Wegen nähern zu<br />

können;<br />

* in <strong>de</strong>r Situation über <strong>de</strong>r Situation zu<br />

stehen und sich so ungeachtet <strong>de</strong>r<br />

Rahmenbedingungen ten<strong>de</strong>nziell<br />

inneriich frei, (welt-)offen und konzentriert<br />

an seiner oberen Leistungsgrenze<br />

bewegen zu können.<br />

Wie erwirbt man dieses Vermögen?<br />

Dr. Hans Eberspächer, Psychologieprofessor<br />

an <strong>de</strong>r Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />

und anerkannter Fachmann für Fragen<br />

<strong>de</strong>r Bewußtseinssteuerung und Stressbewältigung<br />

und <strong>de</strong>r Beratung und mentalen<br />

Betreuung von Hochleistungssportlern<br />

und Leistungsträgern, nennt als<br />

wesentliche Schritte zum Aufbau<br />

mentaler Kompetenz:<br />

• Selbstgesprächsregulation: Selbst<br />

gespräche und Han<strong>de</strong>ln sind nicht<br />

voneinan<strong>de</strong>r zu trennen. Die Intensität<br />

von Selbstgesprächen nimmt mit<br />

<strong>de</strong>r eriebten Beanspruchung zu. Diese<br />

Erkenntnis ist wichtig für das<br />

Selbstmanagement. Weniger Erfolgreiche<br />

thematisieren dabei überwiegend<br />

Selbstzweifel. Die Erfolgreichen<br />

bauen sich mit zuversichtlichen Gedanken<br />

auf. Erfolgreiche fokussieren<br />

sich in ihren Selbstgesprächen auf<br />

ihre Aufgabe.<br />

• Vorstellungsregulation: Die Vorstellung<br />

beeinflusst das, was wir nachfolgend<br />

erieben und erfahren. Sie<br />

wirkt sich auf unser Han<strong>de</strong>ln, Können,<br />

Auftreten aus. Und damit auch<br />

auf das Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r Menschen, mit<br />

<strong>de</strong>nen wir in <strong>de</strong>r Situation zu tun<br />

haben. Vorstellungen verstan<strong>de</strong>n als<br />

vorweggenommene interne Repräsentationen<br />

von Wirklichkeit sind<br />

somit wichtige Prüf- und Führungsgrößen<br />

für unser Han<strong>de</strong>ln.<br />

• Aufmerksamkeitsregulation: Wir<br />

leben jetzt, müssen aber stets an<br />

morgen <strong>de</strong>nken. Heute noch stärker<br />

als früher. Weniger das, was jetzt im<br />

Moment zu bewältigen ist, son<strong>de</strong>rn<br />

das, was kommen könnte, nimmt<br />

unsere Aufmerksamkeit gefangen.<br />

• Regeneration: Wie Menschen heute<br />

unter Anspannung, Druck und Verunsicherung<br />

lei<strong>de</strong>n, ist bekannt. Die<br />

Lösung liegt aber sicher nicht in <strong>de</strong>r<br />

berühmten gol<strong>de</strong>nen Mitte, die viel<br />

von <strong>de</strong>r Spannung wegnehmen und<br />

bei <strong>de</strong>r Entspanntheit ein bißchen<br />

draufsatteln wür<strong>de</strong>, bis bei<strong>de</strong><br />

Spannungslinien sich in <strong>de</strong>r Mitte<br />

treffen. Es entstün<strong>de</strong> vielleicht eine<br />

gera<strong>de</strong> Linie. Lebensvorgänge beschreiben<br />

Wellenbewegungen<br />

zwischen Spannung und Entspannung.<br />

•<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

11 G<br />

539


Controller magazin 6/02 - Christian Schnei<strong>de</strong>r<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

23 37 F V<br />

CONTROLLING VON<br />

WORKING CAPITAL BEI<br />

LOGISTIKDIENSTLEISTERN<br />

von Christian Schnei<strong>de</strong>r, Essen<br />

Dr. Christian Schnei<strong>de</strong>r, Controller im Head<br />

Office, Schenker AG, Alfredstraße 81,<br />

D-45130 Essen<br />

Mail: christian.schnei<strong>de</strong>r@schenker.com<br />

Vorbemerkungen<br />

Knappheitserscheinungen sowie die in<br />

marktwirtschaftlich organisierten Systemen<br />

zentrale Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Erfolgszieles<br />

zwingen das Management zu einer<br />

rentabilitätsorientierten Steuerung aller<br />

Aktivitäten. Das Rentabilitätsstreben<br />

wird <strong>de</strong>shalb üblicherweise als vorrangiges<br />

betriebswirtschaftliches Ziel angesehen.<br />

Die Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r Liquidität,<br />

also die Eigenschaft von Wirtschaftssubjekten,<br />

ihren Zahlungsverpflichtungen<br />

je<strong>de</strong>rzeit nachzukommen,<br />

ist hingegen strikte Nebenbedingung <strong>de</strong>s<br />

Rentabilitätsstrebens, <strong>de</strong>ren Nichterfüllung<br />

zum sofortigen Ausschei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens aus <strong>de</strong>m Wirtschaftsprozess<br />

führt. Das Controlling bzw.<br />

Management von Working Capital bietet<br />

einen Hebel zur Beeinflussung sowohl<br />

von Rentabilität als auch von Liquidität.<br />

Entsprechend eignet es sich in<br />

beson<strong>de</strong>rem Maße als Controlling- und<br />

Steuerungsinstrument.<br />

Das Working Capital, Net Working Capital<br />

o<strong>de</strong>r Nettoumlaufvermögen o<strong>de</strong>r<br />

Betriebsvermögen, wie es auch bezeichnet<br />

wird, ist als Umlaufvermögen abzüglich<br />

aller nicht verzinslichen Verbindlichkeiten<br />

<strong>de</strong>finiert. Es lässt sich<br />

dadurch ermitteln, dass man Vorräte,<br />

For<strong>de</strong>rungen aus Lieferungen und Leistungen<br />

sowie sonstige For<strong>de</strong>rungen und<br />

Vermögensgegenstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Umlaufvermögens<br />

addiert und davon Verbindlichkeiten<br />

aus Lieferungen und Leistungen,<br />

kurzfristige Rückstellungen und sonstige<br />

unverzinsliche Verbindlichkeiten subtrahiert.<br />

Das (Net) Working Capital wird<br />

damit als <strong>de</strong>r Teil <strong>de</strong>s Umlaufvermögens<br />

<strong>de</strong>finiert, <strong>de</strong>r durch verzinsliches<br />

Kapital finanziert wer<strong>de</strong>n muss. In Ab<br />

hängigkeit von <strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>r Kapitalbindung<br />

lässt sich permanentes und fluktuieren<strong>de</strong>s<br />

Working Capital unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Letzteres ist Folge von Umsatzspitzen.<br />

+ Vorräte<br />

+ For<strong>de</strong>rungen aus Lieferungen und<br />

Leistungen<br />

-I- sonstige For<strong>de</strong>rungen / unverzinsliche<br />

Vermögensgegenstän<strong>de</strong> / aktive<br />

Rechnungsabgrenzungsposten<br />

- kurzfristige Rückstellungen<br />

- Verbindlichkeiten aus Lieferungen<br />

und Leistungen<br />

- sonstige unverzinsliche Verbindlichkeiten<br />

/ passive Rechnungsabgrenzungsposten<br />

= Working Capital<br />

Abb. 1: Definition Working Capital<br />

Steuerungsrelevanz <strong>de</strong>s Working<br />

Capital<br />

Working-Capital-Management kann <strong>de</strong>n<br />

Cash Flow eines Unternehmens erhöhen,<br />

und zwar durch Freisetzung von Kapital,<br />

das im Umlaufvermögen gebun<strong>de</strong>n ist.<br />

So wirkt eine Verringerung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen<br />

aus Lieferungen und Leistungen<br />

durch Verkürzung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungslaufzeiten<br />

unmittelbar Cash Flow- und<br />

liquiditätserhöhend. Da es aus ökonomischer<br />

Sicht unsinnig ist, die aus <strong>de</strong>r schnelleren<br />

For<strong>de</strong>rungsliquidation generierten<br />

Mittel als Kasse zu halten, können entwe<strong>de</strong>r<br />

verzinsliche Verbindlichkeiten abgebaut<br />

o<strong>de</strong>r diese Mittel zinsbringend<br />

angelegt wer<strong>de</strong>n. Zwangsläufig ergibt sich<br />

damit eine Verbesserung von Finanzergebnis,<br />

Betriebsergebnis und Jahresüberschuss.<br />

Working-Capital-Management<br />

optimiert somit nicht nur die Liquidität,<br />

son<strong>de</strong>rn verbessert auch die Rentabilität.<br />

Der gleiche Effekt tritt im Übrigen<br />

bei einer Verringerung <strong>de</strong>r Vorratshaltung<br />

bzw. einer Erhöhung <strong>de</strong>s Vorratsumschlages<br />

ein.<br />

Eine Erhöhung <strong>de</strong>s Bestan<strong>de</strong>s an Verbindlichkeiten<br />

aus Lieferungen und Leistungen<br />

durch Prolongation <strong>de</strong>r<br />

Zahlungsdauer verringert das Nettoumlaufvermögen<br />

dadurch, dass ein<br />

größerer Teil <strong>de</strong>s Umlaufvermögens zinsfrei<br />

finanziert wer<strong>de</strong>n kann. Auch dies<br />

hat positiven Einfluss auf Rentabilität<br />

und Liquidität. Letztendlich erhöht aktives<br />

Working-Capital-Management die<br />

finanzielle Unabhängigkeit einer Unternehmung<br />

und damit die Kreditfähigkeit<br />

und reduziert <strong>de</strong>n Kapitalbedarf. Dies<br />

kann auch dazu beitragen, dass zusätzliche<br />

Investitionen realisiert wer<strong>de</strong>n<br />

können, die an<strong>de</strong>rnfalls unterblieben<br />

wären.<br />

540


Controller magazin 6/02<br />

WORKING-CAPITAL-MANAGEMENT<br />

For<strong>de</strong>rungsmanagement<br />

igeaing <strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsbestan<strong>de</strong>s<br />

ihung <strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsumschlages<br />

Management<br />

<strong>de</strong>r<br />

Vorratshaltung<br />

•Verringerung <strong>de</strong>r Vorratshaltung<br />

•<br />

Management<br />

<strong>de</strong>r Verbindlichkeiten<br />

•Erhöhung <strong>de</strong>r Verbindlichkeiten<br />

•Verlängemng <strong>de</strong>r Zahlungsziele<br />

•Erhöhung <strong>de</strong>s Lagerumschlages<br />

Neben <strong>de</strong>r direkten Wirkung <strong>de</strong>s Working-<br />

Capital-Managements auf Liquidität und<br />

Rentabihtät sind auch die Effekte auf<br />

wertorientierte Kennzahlen, also auf<br />

Kennzahlen, die <strong>de</strong>n Sharehol<strong>de</strong>r-Value<br />

im Fokus haben, nicht außer acht zu<br />

lassen. Wertorientierte Steuerungskonzepte<br />

sehen im Grundsatz vor, dass<br />

die Kosten für das eingesetzte Kapital<br />

bei <strong>de</strong>r Erfolgsmessung berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Im Unterschied zu traditionellen<br />

Erfolgsgrößen wie <strong>de</strong>m Gewinn o<strong>de</strong>r Umsatzwachstum<br />

berücksichtigen diese<br />

Konzepte also die Vermögensproduktivität'<br />

. Ein niedriger Vermögenswert<br />

in Form von Working Capital in Relation<br />

zum Umsatz, Cash Flow, Betriebsergebnis<br />

o<strong>de</strong>r lahresüberschuss trägt unmittelbar<br />

dazu bei, <strong>de</strong>n Sharehol<strong>de</strong>r-<br />

Value zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund<br />

kommt <strong>de</strong>m Working Capital eine<br />

hohe Steuerungsrelevanz im Rahmen von<br />

Konzepten zur wertorientierten Unternehmensführung<br />

zu.<br />

Für Logistikdienstleister^ ergibt sich die<br />

beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Working-Capital-Management<br />

daraus, dass nahezu<br />

zwei Drittel <strong>de</strong>s Vermögens im Umlaufvermögen<br />

gebun<strong>de</strong>n sind. Letzteres besteht<br />

fast vollständig aus For<strong>de</strong>rungen<br />

aus Lieferungen und Leistungen, wohingegen<br />

Vorräte nur einen geringen Bruchteil<br />

<strong>de</strong>s Umlaufvermögens, im Regelfall<br />

<strong>de</strong>utlich unter 1 %, abbil<strong>de</strong>n.^ Bestandteil<br />

eines aktiven Working-Capital-Mana-<br />

gement muss insofern in erster Linie die<br />

aktive Gestaltung und Beeinflussung <strong>de</strong>s<br />

Bestan<strong>de</strong>s an For<strong>de</strong>rungen und Verbindlichkeiten,<br />

also primär <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungsund<br />

Verbindlichkeitenlaufzeiten, sein. Die<br />

Optimierung <strong>de</strong>r Vorratshaltung beeinflusst<br />

das Working Capital aufgrund <strong>de</strong>s<br />

sehr geringen Vorratsvermögens nur<br />

unwesentlich und spielt so gut wie keine<br />

Rolle."<br />

For<strong>de</strong>rungsmanagement<br />

Der wichtigste Hebel zur Beeinflussung<br />

<strong>de</strong>s Working Capital bei Logistikdienstleistern<br />

besteht im aktiven For<strong>de</strong>rungsmanagement.<br />

Zu <strong>de</strong>n wesentlichen Bausteinen<br />

eines aktiven For<strong>de</strong>rungsmanagements<br />

zählen insbeson<strong>de</strong>re das<br />

Sicherstellen einer zeitnahen Fakturierung,<br />

die Festlegung unternehmensweit<br />

gültiger Finanz- und Kreditrichtlinien<br />

sowie die Vereinfachung und Beschleunigung<br />

<strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungsliquidation. Darüber<br />

hinaus ist es unabdingbar, hohe<br />

For<strong>de</strong>rungsbestän<strong>de</strong> als Folge langer<br />

Zahlungsziele ebenso wie hohe Kreditausfallrisiken<br />

von vorne herein zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Konkret heißt dies, kurze Zahlungsziele<br />

mit geringen Ausfallrisiken zu<br />

vereinbaren. Hierzu zählen Vorauskasse,<br />

Zahlung bei Aushändigung <strong>de</strong>r Dokumente/Ware<br />

(CAD = cash against<br />

documents/COD = cash on <strong>de</strong>livery),<br />

teils Vorauskasse/teils Ziel, Dokumen-<br />

ten- und Sichtakkreditive sowie<br />

Zahlungsziele von maximal 30 Tagen.<br />

Realisierbar sind <strong>de</strong>rartige Zielsetzungen<br />

nur, wenn <strong>de</strong>m Vertrieb die Folgen langer<br />

Zahlungsziele und hoher Kreditausfallrisiken<br />

bewusst sind und das<br />

Vergütungssystem möglichst von Umsätzen<br />

auf vereinnahmte For<strong>de</strong>rungen<br />

umgestellt wird. Um hohe Kreditausfallrisiken<br />

bereits vor Vertragsschluss auszuschließen,<br />

sollten <strong>de</strong>m Vertrieb außer<strong>de</strong>m<br />

Informationen über die Kreditwürdigkeit<br />

bestehen<strong>de</strong>r und potentieller Kun<strong>de</strong>n<br />

möglichst in standardisierter Form<br />

über geeignete IT-Systeme zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Die Grundlagen für ein erfolgreiches Inkasso<br />

wer<strong>de</strong>n bereits bei <strong>de</strong>r Offert- und<br />

Rechnungstellung geschaffen. Hier ist<br />

insbeson<strong>de</strong>re darauf zu achten, dass Fakturen<br />

sauber, also maschinell, erstellt<br />

sowie inhaltlich und rechnerisch korrekt<br />

sind. Es müssen vollständige Angaben<br />

über die Bezahlung, nämlich wohin (Bankverbindung),<br />

wieviel, welche Währung,<br />

welche Zahlungsart und wann fällig,<br />

enthalten sein. Hilfreich für die Rechnungslegung<br />

sind ferner einfache und<br />

vor allem transparente Preis- und Tarifstrukturen,<br />

<strong>de</strong>ren Einhaltung leicht kontrollierbar<br />

ist.<br />

Unerlässlicher Baustein eines aktiven<br />

For<strong>de</strong>rungsmanagements ist auch eine<br />

umgehen<strong>de</strong> Fakturierung von Leistungen<br />

541


Controller magazin 6/02 - Christian Schnei<strong>de</strong>r<br />

durch die Verlcehrsabteilungen. Da<br />

Zahlungsziele erst mit Rechnungserstellung<br />

zu laufen beginnen, wird durch eine<br />

verspätete Abrechnung wertvolle Zeit<br />

verschenkt. Es besteht mithin sogar die<br />

Gefahr, dass die Fakturierung gänzlich<br />

übersehen wird. Daher ist es notwendig,<br />

eine permanente Kontrolle nicht fakturierter<br />

Leistungen vorzunehmen. Dies<br />

kann mittels Ausdruck entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Listen erfolgen. Dabei ist es empfehlenswert,<br />

auch die Grün<strong>de</strong> für die<br />

Nichtfakturierung zu dokumentieren und<br />

zentral auszuwerten.<br />

Bei <strong>de</strong>r Formulierung einheitlicher Finanzund<br />

Kreditrichtlinien geht es vor allem<br />

darum, exakt <strong>de</strong>finierte iVlin<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen<br />

festzulegen, die konzernweit eingehalten<br />

wer<strong>de</strong>n müssen. Darüber hinaus<br />

bleibt es je<strong>de</strong>r Gesellschaft übedassen,<br />

zusätzliche, enger gefasste Kontrollmechanismen<br />

anzuwen<strong>de</strong>n. Zu diesen<br />

Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen zählt in je<strong>de</strong>m Fall<br />

die regelmäßie Erzeugung von sogenannten<br />

Altersstrukturlisten (Aging<br />

Listen), die auf Einzelpostenebene Überfälligkeiten<br />

(>30,60,90,120,180,360<br />

Tage) aufzeigen. Dabei ist die Überwachung<br />

<strong>de</strong>r Kreditziele keinesfalls als<br />

alleinige Aufgabe <strong>de</strong>r Buchhaltung anzusehen,<br />

son<strong>de</strong>rn als Zusammenspiel von<br />

Buchhaltung und operativen Abteilungen.<br />

Für die Verkehrsabteilungen muss<br />

also gelten: Ein Geschäft ist keineswegs<br />

mit <strong>de</strong>r Fakturierung abgeschlossen. Vielmehr<br />

ist es erst dann als erledigt anzusehen,<br />

wenn die daraus entstan<strong>de</strong>ne For<strong>de</strong>rung<br />

eingegangen ist. Ebenso zu regeln<br />

sind Form und Verfahrensweise <strong>de</strong>r<br />

Kreditgewährung. Dazu zählen beispielsweise<br />

Kriterien, die für die<br />

Kreditwürdigkeitsprüfungherangezogen<br />

wer<strong>de</strong>n, Kompetenzen bei <strong>de</strong>r Genehmigung<br />

von Kreditlimiten, maximale<br />

Laufzeiten von Kreditlimiten sowie <strong>de</strong>ren<br />

Überwachung. Gleichfalls regelungsbedürftig<br />

sind Art und Vedauf <strong>de</strong>r Durchführung<br />

<strong>de</strong>s Mahn- und Inkassoverfahrens.<br />

Hier geht es beispielsweise<br />

um die Wahl zwischen <strong>de</strong>m Versand von<br />

Kontoauszügen und/o<strong>de</strong>r einem herkömmlichen<br />

Mahnverfahren.<br />

Um Zahlungsausfälle zu vermei<strong>de</strong>n, ist<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Vereinbarung <strong>de</strong>r Konditionen<br />

darauf zu achten, angemessene<br />

Sicherheiten zu erhalten. Dazu zählen<br />

insbeson<strong>de</strong>re Bankbürgschaften, Bürgschaften<br />

und Patronatserklärung von<br />

Holding/Muttergesellschaften sowie <strong>de</strong>r<br />

Abschluss einer Warenkreditversicherung.<br />

Die Versicherung <strong>de</strong>s Debitorenausfallrisikos<br />

ist immer dann angezeigt, wenn<br />

an<strong>de</strong>re, kostengünstigere Absicherungen<br />

von For<strong>de</strong>rungen nicht möglich sind und<br />

sich <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> in einem Land befin<strong>de</strong>t,<br />

für welches die Kreditversicherer Risiko<strong>de</strong>ckungen<br />

übernehmen.<br />

Aus organisatorischer Sicht erfor<strong>de</strong>rt ein<br />

funktionsfähiges und effizientes<br />

For<strong>de</strong>rungsmanagement außer<strong>de</strong>m das<br />

Vorhan<strong>de</strong>nsein einer geeigneten IT Struktur<br />

mit Schnittstellen zwischen Finanzbuchhaltung<br />

und operativen ITSystemen<br />

sowie eine geregelte und gut funktionieren<strong>de</strong><br />

Zusammenarbeit zwischen<br />

Verkehrsabteilungen und Controlling.<br />

Erheblichen Einfluss auf <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungsbestand<br />

hat auch die Form <strong>de</strong>s Zahlungseingangs.<br />

Die Prüfung eines eingegangenen<br />

Schecks, <strong>de</strong>r Versand zur Bank und<br />

die Gutschrift auf <strong>de</strong>m Konto führen zu<br />

einer längeren Bearbeitungszeit und höheren<br />

Bankspesen, bis die For<strong>de</strong>rung ausgebucht<br />

wer<strong>de</strong>n kann, als zum Beispiel<br />

eine vom Kun<strong>de</strong>n eingeräumte Einzugsermächtigung.<br />

Entsprechend gilt es, zum<br />

einen die Scheckbearbeitung und -einreichung<br />

zu optimieren, zum an<strong>de</strong>ren<br />

möglichst viele Kun<strong>de</strong>n davon zu überzeugen,<br />

per Lastschriftverfahren zu bezahlen.<br />

Denkbar ist auch, durch eine Veräußerung<br />

<strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsbestan<strong>de</strong>s und gegebenenfalls<br />

durch eine Übertragung <strong>de</strong>r<br />

Debitorenbuchhaltung auf einen Factor<br />

gebun<strong>de</strong>nes Kapital schneller wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

betrieblichen Leistungsprozess zur Verfügung<br />

zu stellen. Allerdings verursacht<br />

eine solche Maßnahme ihrerseits Kosten,<br />

die durch <strong>de</strong>n Nutzen überkompensiert<br />

wer<strong>de</strong>n müssen, wenn sie <strong>de</strong>nn vorteilhaft<br />

sein soll.<br />

Im Ergebnis muss ein erfolgreiches<br />

For<strong>de</strong>rungsmanagement darauf hinauslaufen,<br />

hohe For<strong>de</strong>rungsbestän<strong>de</strong> von<br />

vorne herein zu vermei<strong>de</strong>n, organisatorische<br />

Voraussetzungen für eine rasche<br />

Fakturierung und ein effizientes Kreditmanagement<br />

zu schaffen und die Entstehung<br />

hoher Außenstän<strong>de</strong> ausreichend<br />

im Ziel- und Vergütungssystem zu berücksichtigen.<br />

Für ein international tätiges<br />

Logistikunternehmen erwachsen dabei<br />

beson<strong>de</strong>re Schwierigkeiten aus unterschiedlichen<br />

kulturellen und lan<strong>de</strong>stypischen<br />

Gepflogenheiten. So unterschei<strong>de</strong>n<br />

sich Zahlungsmodalitäten, Zahlungsziele<br />

und Zahlungsmoral mitunter recht<br />

<strong>de</strong>utlich. Zum Beispiel herrscht im amerikanischen<br />

Wirtschaft:sraum eine klare<br />

Präferenz zur Scheckzahlung vor In Japan<br />

ist es durchaus üblich, Zahlungsziele<br />

von 90 Tagen und mehr zu vereinbaren.<br />

In Italien hingegen wer<strong>de</strong>n vereinbarte<br />

Zahlungsziele nicht selten um mehr als<br />

das doppelte überschritten.<br />

For<strong>de</strong>rungsmanagement<br />

T<br />

Vertragsgestaltung<br />

Offert- & Rechnungserstellung<br />

Finanz- & Kreditrichtlinien<br />

For<strong>de</strong>rungsbearbeitung<br />

' Zahlungsmodalitäten<br />

• zeitnah<br />

- Festlegung von<br />

- Mahnwesen & Inkasso<br />

' Bonitätsprüfung<br />

• inhaltlich & rechnerisch<br />

Verfahrensabläufen<br />

korrekt<br />

- Kreditwürdigkeitsprüfung<br />

- Festlegung von<br />

Kontrollmechanismen<br />

Abb. 3: Komponenten <strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsmanagements<br />

542


Controller magazin 6/02<br />

Management von Verbindlichkeiten<br />

Ein weiterer Stellhebel zur Beeinflussung<br />

<strong>de</strong>s Working Capital besteht im Management<br />

von Verbindlichkeiten aus Lieferungen<br />

und Leistungen. Primär muss es<br />

dabei Zielsetzung sein, möglichst lange<br />

Zahlungsziele mit <strong>de</strong>n Lieferanten auszuhan<strong>de</strong>ln<br />

bzw. sich eine rasche Zahlung<br />

durch entsprechen<strong>de</strong> Skonti abgelten<br />

zu lassen. Inwiefern dies gelingen<br />

kann, hängt von <strong>de</strong>r eigenen Marktstellung<br />

und <strong>de</strong>r Wettbewerbsintensität ab.<br />

Betrachtet man <strong>de</strong>n Markt für Logistikdiens<strong>de</strong>istungen,<br />

bietet sich eine Marktsegmentierung<br />

nach <strong>de</strong>n Produktbereichen<br />

Luft- und Seeverkehre, Lagerung<br />

und Lagerlogistik sowie Landtransport<br />

an.'^<br />

Der Markt für Luftverkehrsdienstleistungen<br />

ist dadurch charakterisiert,<br />

dass nahezu alle Luft;verkehrsgesellschaften<br />

<strong>de</strong>r Internationalen Vereinigung für<br />

Luftverkehr (lATA) angeschlossen sind. Die<br />

lATA betreibt zur Vereinfachung <strong>de</strong>r Abrechnung<br />

zwischen Luft;verkehrsgesellschaften<br />

und Logistikdienstleistern in<br />

Europa sowie einigen außereuropäischen<br />

Län<strong>de</strong>rn ein eigenes Abrechnungssystem,<br />

das sogenannte Cargo Account<br />

formen sind aufgrund <strong>de</strong>r Marktmacht<br />

<strong>de</strong>r Fluggesellschaften meist nicht durchsetzbar<br />

Viele Fluggesellschaften verfangen<br />

zu<strong>de</strong>m eine Absicherung <strong>de</strong>r Außenstän<strong>de</strong><br />

über Bankbürgschaft;en.<br />

Für <strong>de</strong>n Produktbereich Seefracht ist es<br />

nahezu weltweit gängige Praxis, dass die<br />

Bezahlung <strong>de</strong>r Frachtrechnung per Verrechnungsscheck<br />

bzw. in bar zu erfolgen<br />

hat: Wird eine Sendung „prepaid" verla<strong>de</strong>n,<br />

zahlt also <strong>de</strong>r Versen<strong>de</strong>r die anfallen<strong>de</strong><br />

Seefracht, wird die Frachtrechnung<br />

im Regelfall im Verschifliingshafen nach<br />

Verladung und vor Übergabe <strong>de</strong>r Frachtdokumente<br />

(Bill of Lading) beglichen. Wird<br />

die Fracht dagegen „collect" verla<strong>de</strong>n,<br />

zahlt also <strong>de</strong>r Empfänger die Fracht, muss<br />

die Frachtrechnung erst bei Übernahme<br />

<strong>de</strong>r Container im Bestimmungshafen<br />

bezahlt wer<strong>de</strong>n. Da in bei<strong>de</strong>n Fällen die<br />

Möglichkeit zur Einflussnahme auf<br />

Zahlungsziele weitgehend fehlt, versuchen<br />

Logistikdienstieister, mit ihren<br />

„Haus-Ree<strong>de</strong>reien" Son<strong>de</strong>rvereinbarungen<br />

zu treffen. Diese Vereinbarungen<br />

sehen meist Zahlungsziele zwischen<br />

sieben und 30 Tagen bei „freight collect"<br />

und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Zahlungseinzug per<br />

Lastschriftverfahren vor.<br />

damit existenzgefähr<strong>de</strong>nd sein. Mitunterwer<strong>de</strong>n<br />

dadurch bestehen<strong>de</strong> Lieferbeziehungen<br />

aufs Spiel gesetzt. Dies<br />

schränkt die Möglichkeit zur Überschreitung<br />

vereinbarter Zahlungsziele und/<br />

o<strong>de</strong>r zur Prolongation von Zahlungszielen<br />

bei diesem Kreis von unternehmen ebenfalls<br />

<strong>de</strong>utlich ein.<br />

Ohnehin steht die Frage <strong>de</strong>r Überschreitung<br />

von Zahlungszielen immer im<br />

Spannungsfeld zwischen Minimierung<br />

<strong>de</strong>s Working Capitals auf <strong>de</strong>r einen und<br />

Erhaltung guter Lieferantenbeziehungen<br />

auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite.<br />

Schlimmstenfalls wird eine Verringerung<br />

<strong>de</strong>s Working Capitals nämlich mit einer<br />

Einschränkung bei Service und<br />

Dienstleistungsqualität bei <strong>de</strong>n Lieferanten<br />

erkauft. Darüber hinaus ist auch abzuwägen,<br />

ob nicht zu Gunsten <strong>de</strong>r Inanspruchnahme<br />

von Skonti auf die Ausnutzung<br />

bzw. die Überschreitung von<br />

Zahlungszielen verzichtet wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Will man sich jedoch die Möglichkeit zur<br />

aktiven Steuerung <strong>de</strong>s Zahlungsvorganges<br />

offenhalten, ist in je<strong>de</strong>m Fall darauf zu<br />

achten, die Auslösung <strong>de</strong>s Zahlungsvorganges<br />

selbst in <strong>de</strong>r Hand zu haben. Das<br />

Lastschriftverfahren schei<strong>de</strong>t damit aus.<br />

Management von<br />

von Verbindlichkeiten<br />

T<br />

i<br />

L<br />

T<br />

Vertragsgestaltung<br />

Rechnungsprüfung<br />

Finanzrichtlinien<br />

Rechnungsbearbeitung<br />

• Zahlungsziele<br />

• Zahlungsform /-weise<br />

- zeitnah - Festlegung von<br />

- inhaltlich & rechnerisch Verfahrensabläufen<br />

korrekt<br />

- Festlegung von<br />

- Leistungseingangskontro Kontrollmechanismen<br />

- Überwachung von Reklamationen<br />

- Kontierung<br />

- Verbuchung<br />

Abb. 4: Komponenten <strong>de</strong>s Managements von Verbindlichkeiten<br />

Settlement System (GASS). Dieses sieht<br />

<strong>de</strong>n automatischen For<strong>de</strong>rungseinzug per<br />

Lastschriftverfahren einmal im Monat vor<br />

Dadurch fehlt die Möglichkeit zur<br />

Einflussnahme auf Zahlungsziele vollständig.<br />

In Län<strong>de</strong>rn, in <strong>de</strong>nen das CASS-System<br />

nicht existiert bzw. mit Carriern, die<br />

nicht <strong>de</strong>m CASS-System angeschlossen<br />

sind, ist die monatliche o<strong>de</strong>r vierzehntägige<br />

Sammelrechnung und Zahlung per<br />

Scheck die übliche Zahlungsform. Längere<br />

Zahlungsziele und an<strong>de</strong>re Zahlungs-<br />

Im Produktbereich Lagerung/Lagerlogistik<br />

sowie Landverkehre steht man<br />

als Logistikdienstleister häufig einer Vielzahl<br />

von kleinen Anbietern mit geringer<br />

Marktmacht gegenüber Entsprechend<br />

lassen sich gegenüber Fuhrunternehmern<br />

und Anbietern von Lager- und<br />

ümschlagleistungen lange Zahlungsziele<br />

eher durchsetzen. Allerdings können<br />

lange Zahlungsziele bzw. eine <strong>de</strong>utliche<br />

Zahlungszielüberschreitung für<br />

diese Unternehmen liquiditäts- und<br />

Es birgt auch die Gefahr, dass fälschlicherweise<br />

Belastungen erfolgen und erfor<strong>de</strong>rt<br />

einen hohen Kontrollaufwand. Auch Zahlungen<br />

per Scheck sind <strong>de</strong>m Überweisungsverfahren<br />

unterlegen, weil <strong>de</strong>r<br />

Tag <strong>de</strong>r Scheckeinreichung und damit <strong>de</strong>r<br />

1


Controller magazin 6/02 - Christian Schnei<strong>de</strong>r<br />

Für ein effizientes Management von Verbindlichkeiten<br />

gilt es ferner sicherzustellen,<br />

dass je<strong>de</strong>rzeit eine vollständige Übersicht<br />

über die Höhe und die Fälligkeit<br />

aller Verbindlichkeiten besteht. Dies erfor<strong>de</strong>rt<br />

eine zeitnahe Verbuchung sämtlicher<br />

eingehen<strong>de</strong>r Rechnungen. Die Verbuchung<br />

auf <strong>de</strong>m Kreditoren-Konto darf<br />

jedoch erst erfolgen, nach<strong>de</strong>m die Rechnung<br />

von <strong>de</strong>r zuständigen Verkehrsabteilung<br />

sachlich und rechnerisch geprüft<br />

und abgezeichnet wur<strong>de</strong>. Die Rechnungsprüfung<br />

muss <strong>de</strong>n Abgleich mit <strong>de</strong>r Auftragserteilung,<br />

die Eingangskontrolle <strong>de</strong>r<br />

Leistung sowie die Überwachung von<br />

eventuellen Reklamationen beinhalten.<br />

Außer<strong>de</strong>m hat in <strong>de</strong>r Verkehrsabteilung<br />

die Kontierung <strong>de</strong>r Kostenstelle und gegebenenfalls<br />

<strong>de</strong>r Leistungsart zu erfolgen.<br />

Ferner muss durch geeignete Kontrollmechanismen<br />

sichergestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass Doppelbuchungen und damit<br />

Doppelzahlungen ausgeschlossen sind.<br />

Dies setzt eine gut funktionieren<strong>de</strong> Zusammenarbeit<br />

zwischen operativ tätigen<br />

Abteilungen und <strong>de</strong>r Buchhaltung voraus.<br />

Im Ergebnis sollte das Management von<br />

Verbindlichkeiten im Inhalt haben, möglichst<br />

lange Zahlungsziele mit Lieferanten<br />

sowie eine Zahlungsweise zu vereinbaren,<br />

bei <strong>de</strong>r die Zahlung selbst<br />

ausgelöst wer<strong>de</strong>n kann. Der Einfluss<br />

nähme auf Zahlungsziele sind jedoch infolge<br />

institutioneller Gegebenheiten und<br />

Marktstrukturen enge Grenzen gesetzt.<br />

Entsprechend muss <strong>de</strong>r Focus eines aktiven<br />

Managements von Verbindlichkeiten<br />

primär daraufliegen, für ein funktionieren<strong>de</strong>s<br />

Zusammenspiel Verkehrsabteilungen,<br />

Buchhaltung und Controlling<br />

zu sorgen. Nur so lässt sich nämlich<br />

gewährleisten, dass je<strong>de</strong>rzeit ein<br />

Überblick über die Höhe und Fälligkeit<br />

von Verbindlichkeiten existiert sowie<br />

Doppelzahlungen und Falschbuchungen<br />

vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Performance Measurement<br />

Um <strong>de</strong>n Ist-Zustand, Verän<strong>de</strong>rungen im<br />

Zeitablauf und die Effizienz <strong>de</strong>s betrieblichen<br />

Working-Capital-Managements zu<br />

messen und zu beurteilen, sind entsprechen<strong>de</strong><br />

Kennzahlen zur Perfor<br />

mance unedässlich. Dazu zählen die Days<br />

Sales Outstanding (DSO) bzw. die<br />

Debitorenlaufzeit, die das von <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />

durchschnittlich in Anspruch genommene<br />

Zahlungsziel aufzeigt. Sie beschreibt<br />

die durchschnittliche Bindung<br />

<strong>de</strong>r Umsätze als For<strong>de</strong>rungen. Das<br />

Kun<strong>de</strong>nziel ist dabei durch die Wertangabe<br />

in Tagen wesentlich aussagekräftiger<br />

als die reziproke Kennzahl For<strong>de</strong>rungsumschlaghäufigkeit,<br />

weil sie einen direkten<br />

Vergleich mit <strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n vorgegebenen<br />

Zahlungszielen und Skontofristen<br />

ermöglicht.<br />

Während die Umsatzerlöse <strong>de</strong>r Gewinnund<br />

Veriustrechnung entstammen, also<br />

eine zeitraumbezogene Größe darstellen,<br />

wer<strong>de</strong>n die For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Bilanz bzw.<br />

<strong>de</strong>m Bilanzkonto als Stichtagswert entnommen.<br />

Die For<strong>de</strong>rungslaufzeit kombiniert<br />

<strong>de</strong>mnach die Bestandsgrößen <strong>de</strong>r<br />

Bilanz mit <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungsgrößen <strong>de</strong>r<br />

Gewinn- und Veriustrechnung. Bei unterjähriger<br />

Analyse <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungslaufzeiten<br />

muss <strong>de</strong>shalb durch Hochrechnung<br />

<strong>de</strong>r Eriöse auf ein Gesamtjahr eine<br />

Vergleichbarkeit mit <strong>de</strong>r Bestandsgröße<br />

For<strong>de</strong>rungen erreicht wer<strong>de</strong>n.'<br />

Neben <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nziel gilt es auch, die<br />

Days Payables Outstanding (DPO) bzw.<br />

die Kreditorenlaufzeit im Auge zu behalten.<br />

Sie gibt an, wie lange das Unternehmen<br />

Kredit bei seinen Lieferanten in Anspruch<br />

nimmt. <strong>Als</strong> Quotient aus Verbindlichkeiten<br />

aus Lieferungen und Leistungen<br />

und Fremdleistungen beschreiben<br />

die Days Payables Outstanding damit<br />

das Zahlungsverhalten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

an seine Zulieferer und Dienstleister<br />

und ermitteln die durchschnittliche<br />

Zeitspanne zwischen Rechnungseingang<br />

und Bezahlung. Bei unterjähriger Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r Kreditorenlaufzeit muss ebenfalls<br />

eine Hochrechnung <strong>de</strong>r Fremdleistungen<br />

auf ein Gesamtjahr erfolgen.<br />

Ein wichtiger Indikator für das Zahlungsausfallrisiko<br />

ist die sogenannte Overdue<br />

Rate. Sie zeigt <strong>de</strong>n Anteil überfälliger For<strong>de</strong>rungen<br />

am Gesamtfor<strong>de</strong>rungsbestand<br />

an und sollte günstigstenfalls gestaffelt<br />

nach <strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>s Zahlungsverzugs<br />

ausgewiesen wer<strong>de</strong>n. Überdies ist es<br />

zweckmäßig, die sogenannte Bad Debt<br />

Rate bzw. For<strong>de</strong>rungsausfallrate zu ermitteln.<br />

Dabei wer<strong>de</strong>n die For<strong>de</strong>rungsausfälle<br />

ins Verhältnis zum Umsatz gesetzt.<br />

Eine hohe For<strong>de</strong>rungsausfallrate<br />

ist ein Indiz für ein ineffizientes<br />

For<strong>de</strong>rungsmanagement. Die durchschnittliche<br />

Dauer <strong>de</strong>r Kapitalbindung im<br />

Vorratsvermögen lässt sich mittels <strong>de</strong>r<br />

Kennzahlen Lagerdauer und Lagerumschlag<br />

verfolgen. Zur Ermittlung <strong>de</strong>r<br />

Lagerumschlagshäufigkeit wird <strong>de</strong>r Materialaufwand<br />

ins Verhältnis zum durchschnittlichen<br />

Vorratsvermögen gesetzt.<br />

Die durchschnittliche Lagerdauer ergibt<br />

sich schließlich, in<strong>de</strong>m die Anzahl <strong>de</strong>r<br />

Tage durch die Lagerumschlaghäufigkeit<br />

dividiert wird.<br />

Setzt man das Working Capital ins Verhältnis<br />

zum Umsatz, erhält man<br />

Aufschluss über die Working-Capital-<br />

Intensität. Sie gibt an, wieviel zusätzliches<br />

Working Capital bei einer Umsatzsteigerung<br />

durchschnittlich gebun<strong>de</strong>n<br />

wird. Der reziproke Wert dieser Kennzahl<br />

zeigt an, wie häufig das Working Capital<br />

durchschnittlich umgeschlagen wird und<br />

ist ein Indikator für die Produktivität <strong>de</strong>s<br />

Kapitaleinsatzes. Die Days of Working<br />

Capital geben dagegen an, wie viele Tage<br />

Umsatz vorfinanziert wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Ein negativer Wert be<strong>de</strong>utet, dass aus<br />

<strong>de</strong>m Umsatzprozess mehr liqui<strong>de</strong> Mittel<br />

generiert wer<strong>de</strong>n, als zur Finanzierung<br />

<strong>de</strong>r Vorratshaltung und <strong>de</strong>r Bezahlung<br />

von Verbindlichkeiten aus Lieferungen<br />

und Leistungen kurzfristig benötigt wer<strong>de</strong>n.^<br />

Ein Indikator dafür, wie schnell es<br />

gelingt, im Rahmen <strong>de</strong>s Umsatzprozesses<br />

liqui<strong>de</strong> Mittel zu generieren, ist die sogenannte<br />

Cash Efficiency Ratio. Sie wird<br />

ermittelt, in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Cash Flow aus laufen<strong>de</strong>r<br />

Geschäftstätigkeit^ ins Verhältnis<br />

zum Umsatz gesetzt wird.<br />

Einzelne Kennzahlen sind per se jedoch<br />

meist wenig aussagefähig. An Aussagekraft<br />

gewinnen sie erst dann, wenn sie zu<br />

einem Kennzahlensystem verdichtet<br />

und/o<strong>de</strong>r ein Vergleich mit<br />

Vergangenheits- o<strong>de</strong>r Planwerten bzw.<br />

mit an<strong>de</strong>ren Unternehmen vorgenommen<br />

wird. Verän<strong>de</strong>rungen im Zeitablauf<br />

bzw. Abweichungen von Sollwerten o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Wettbewerb können bei einem differenzierten<br />

Kennzahlensystem erste<br />

Anhaltspunkte für Ursachen von Abweichungen<br />

bzw. Unterschie<strong>de</strong>n aufzeigen.<br />

Sie dienen damit als Basis für die Durchführung<br />

von Benchmarkingaktivitäten,<br />

bei <strong>de</strong>nen es vornehmlich darum geht,<br />

Rationalisierungspotenziale zu erkennen,<br />

um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.<br />

Resümee und Ausblick<br />

Working-Capital-Management ist ein<br />

wichtiges Instrument zur Steuerung von<br />

Rentabilität und Liquidität sowie zur<br />

Erhöhung <strong>de</strong>s Sharehol<strong>de</strong>r-Value. Es<br />

beinhaltet bei Logistikdienstleistern in<br />

544


Controller magazin 6/02<br />

Days Sales Outstanding (Debltorenlaufzelt) =<br />

Debltorenumschlag =<br />

Days Payables Outstanding (Kreditorenlaufzeit) =<br />

Kreditorenumschlag =<br />

Overdue Rate (überfällige For<strong>de</strong>rungen) =<br />

Bad Debt Rate =<br />

Vorratsumschlag =<br />

Lagerdauer =<br />

Working Capital Intensität =<br />

Days of Working Capital =<br />

Cash Converslon Efficlency =<br />

For<strong>de</strong>rungen aus Lieferungen & Leistungen X 365<br />

Umsatzerlöse<br />

Umsatz<br />

durchschnittlicher For<strong>de</strong>rungsbestand<br />

Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen X 365<br />

Materialaufwand (Fremdleistungen)<br />

Umsatz<br />

durchschnittlicher Kreditorenbestand<br />

überfällige For<strong>de</strong>rungen<br />

Gesamtfor<strong>de</strong>rungsbestand<br />

For<strong>de</strong>rungsausfall<br />

Umsatz<br />

Materialaufwand<br />

durchschnittlicher Warenbestand<br />

365<br />

Vorratsumschlag<br />

Working Capital<br />

Umsatz<br />

Working Capital X 365<br />

Umsatz<br />

Cash Flow from Operations<br />

Umsatz<br />

Abb. 5: Kennzahlen zum Working Capital Management<br />

erster Linie For<strong>de</strong>rungsmanagement und<br />

darüber hinaus das Management von<br />

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und<br />

Leistungen.<br />

Aktives Working-Capital-Management<br />

setzt neben geeigneten Kennzahlen zur<br />

Messung und Steuerung <strong>de</strong>s Working<br />

Capital voraus, dass die Prozesse, die zur<br />

Entstehung von For<strong>de</strong>rungen und Verbindlichkeiten<br />

führen, optimal gestaltet<br />

und kontrolliert wer<strong>de</strong>n. Dies schließt ein,<br />

Richtlinien und Standards mit unternehmensweiter<br />

Gültigkeit zu erlassen<br />

und für eine angemessene Ablauforganisation<br />

zu sorgen. Darüber hinaus muss<br />

es Zielsetzung sein, mit Lieferanten möglichst<br />

lange und mit Kun<strong>de</strong>n möglichst<br />

kurze Zahlungsziele zu vereinbaren. Dies<br />

wird nicht immer möglich sein. Schließlich<br />

stehen kurze Zahlungsziele im Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

zu <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nwünschen.<br />

Auch die Beziehung zu Lieferanten kann<br />

unter langen Zahlungszielen o<strong>de</strong>r schleppen<strong>de</strong>r<br />

Zahlung lei<strong>de</strong>n und zu schlechterem<br />

Service führen. Entsprechend ist im<br />

Spannungsfeld zwischen Kun<strong>de</strong>, Lieferant<br />

und Working Capital immer abzuwägen,<br />

was langfristig <strong>de</strong>n größten<br />

Nutzen bringt und im konkreten Einzelfall<br />

Priorität hat. Eine alleinige Minimierung<br />

bzw. Optimierung <strong>de</strong>s Working Capital<br />

kann je<strong>de</strong>nfalls gefährlich wer<strong>de</strong>n,<br />

und zwar insbeson<strong>de</strong>re dann, wenn dadurch<br />

Kun<strong>de</strong>nverluste in Kauf genommen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Anmerkungen und Literatur<br />

'<br />

^<br />

Auf Gemeinsamkeiten und Unterschie<strong>de</strong><br />

wertorientierter Steuerungskonzepte soll<br />

hier nicht näher eingegangen wer<strong>de</strong>n.<br />

Vgl. hierzu ausführlicher: Ballwieser,<br />

Wolfgang, 2000, S. 53-65 sowie<br />

Hachmeister, Dirk, 2001, insbeson<strong>de</strong>re<br />

S. 49ff. und Biel, Alfred, 1999, S. 268ff<br />

Der Begriff Logistikdienstleister ist nicht<br />

einheitlich <strong>de</strong>finiert (vgl. hierzu insbeson<strong>de</strong>re<br />

Bretzke, Wolf-Rüdiger, 1999, S. 220ff.<br />

sowie Aberle, Gerd, 1997, insbeson<strong>de</strong>re<br />

S. 435. Gemeinsam ist Logistikdienstleistern,<br />

dass sie im wesentlichen<br />

logistische Dienstleistungen wie Transport,<br />

Lagerhaltung, Warenumschlag etc.<br />

für ihre Kun<strong>de</strong>n erbringen. In jüngster<br />

Zeit geht <strong>de</strong>r Trend aber zusehends dahin,<br />

dass auch Dienstleistungen außerhalb<br />

<strong>de</strong>s Bereiches Logistik angeboten<br />

wer<strong>de</strong>n, so z. B. Montage, Qualitätsprüfung<br />

etc. Im wesentlichen setzt sich<br />

<strong>de</strong>r Markt für Logistikdienstleistungen<br />

aus Speditionen undTransportunternehmen<br />

zusammen: Vergleiche hierzu insbeson<strong>de</strong>re<br />

Klaus, Peter; Müller-Steinfahrt,<br />

Ulrich, 2000.<br />

Stellvertretend für viele sei auf die Bilanzdaten<br />

von Kühne & Nagel (Kühne & Nagel<br />

International AG, 2002) sowie Exel (Exel<br />

plc, 2002) verwiesen.<br />

Ausführlich mit <strong>de</strong>m Thema Vorratsmanagement<br />

befasst sich: Toomey, )ohn,<br />

W., 2000.<br />

Ein Überblick über <strong>de</strong>n Logistikmarkt<br />

und Marktentwicklungen fin<strong>de</strong>t sich in:<br />

Klaus, Peter; Müller-Steinfahrt, Ulrich,<br />

2000 sowie Bjelicic, Borislav, 2002.<br />

Vgl. zur Methodik <strong>de</strong>r Extrapolation insbeson<strong>de</strong>re:<br />

Scherr, Fre<strong>de</strong>rick C, 1989,<br />

S. 256ff.<br />

Dies ist beispielsweise typisch für große<br />

Lebensmittel-Discounter, die ihre Vorräte<br />

schnell „drehen", nur Barabverkäufe vorsehen<br />

und gegenüber <strong>de</strong>n Lieferanten<br />

aufgrund ihrer Marktmacht lange<br />

Zahlungsziele durchsetzen können.<br />

Der Cash Flow from Operations wird ermittelt,<br />

in<strong>de</strong>m zum Cash Flow nach<br />

DVFA/SG die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Working<br />

Capital und <strong>de</strong>r übrigen Rückstellungen<br />

addiert wer<strong>de</strong>n.<br />

545


Controller magazin 6/02 - Christian Schnei<strong>de</strong>r<br />

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Aberle, Gerd (1997): Transportwirtschaft - Einzelwirtschaftliche und<br />

gesamtwirtschaftliche Grundlagen, 2. Auflage, MiJnchen, Wien,<br />

1997.<br />

Ballwieser, Wolfgang (2000): Wertorientierte Untemehmensführung:<br />

Grundlagen, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung<br />

und Praxis, 51. )g., 2000, Heft 1, S. 53-65.<br />

Biel, Alfred (1999): Wertorientierte Untemehmensführung - Protokoll<br />

einer Begegnung Praxis und Wissenschaft und am Beispiel<br />

DaimlerChrysler AG, in: CM Controller Magazin, Heft 4, 1999,<br />

S. 268-274.<br />

Bjelicic, Borislav (2002): M&A Trends in Global Transportation, DVB<br />

Group Research (Hrsg.), Frankfurt am Main, 2002.<br />

Böhm, Bernhard (2001): Controlling von Working Capital und Cash<br />

Flow in <strong>de</strong>r industriellen Praxis, in: CM Controller Magazin, Heft<br />

3, 2001, S. 267-270.<br />

Bretzke, Wolf-Rüdiger (1999): Überblick über <strong>de</strong>n Markt an Logistik-<br />

Dienstleistern, in: Weber, Jürgen/Baumgarten, Helmut (Hrsg.):<br />

Handbuch Logistik - Management von Material- und Warenflussprozessen,<br />

Stuttgart, 1999, S. 219-225.<br />

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•<br />

546


Controller magazin 6/02<br />

v.l.n.r.:Dr. Dietram Schnei<strong>de</strong>r, Vorstand <strong>de</strong>s Kompetenzzentrums für Unterneiimensentwicklung und -beratung<br />

(KUBE e. V.), Professor für Betriebswirtschaft an <strong>de</strong>r Hochschule für Technik und Wirtschaft Kempten (Allgäu);<br />

Volker Seltz, Kompetenzzentrum für Unternehmensentwicklung und -beratung (KUBE e. V.), Studienleiter <strong>de</strong>s<br />

Projekts „Pro-Bench-Reg"; Karl Dellner, Geschäftsf ühren<strong>de</strong>r Gesellschafter <strong>de</strong>r Unternehmensberatung Dellner<br />

& Schwelg GbR in Kempten (Allgäu) mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt Automobilwirtschaft; Robert Schatz, Consultant bei<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensberatung Dellner & Schweig GbR in Kempten (Allgäu)<br />

PRODUKTIVITÄTS-BENCHMARKING<br />

- Bericht aus <strong>de</strong>m KUBE-Projekt „Pro-Bench-Reg" mit<br />

empirischen Anwendungsbeispielen aus <strong>de</strong>r Automobilindustrie<br />

von Dietram Schnei<strong>de</strong>r, Volker Seltz, Karl Dellner, Robert Schatz, Kempten<br />

Auf <strong>de</strong>r volkswirtschaftlichen Ebene ist<br />

bekannt, dass das Wirtschaftswachstum<br />

für die Gewinnung von<br />

Produktivitätsfortschritten eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />

Rolle spielt: steigen<strong>de</strong>s Wachstum<br />

führt zu steigen<strong>de</strong>n Produktivitätsfortschritten<br />

(und umgekehrt). Diesen<br />

Zusammenhang hat <strong>de</strong>r Ökonom<br />

Verdoorn bereits vor über 50 fahren<br />

mit Hilfe von sogenannten Regressionskurven<br />

untersucht und Produktivitätsvergleiche<br />

zwischen Volksv^firtschaften<br />

vorgenommen. Vereinzelt fin<strong>de</strong>t man<br />

diese Metho<strong>de</strong> inzwischen in <strong>de</strong>r „tool<br />

bag" von Unternehmensberatern und<br />

strategischen Controllern, um die<br />

Produktivitätsentwicklung von Unternehmen<br />

zu analysieren. Im KUBE-<br />

Projekt „Pro-Bench-Reg" haben wir diese<br />

Art <strong>de</strong>r Produktivitätsanalyse auf<br />

das Benchmarking von Unternehmen<br />

übertragen. In diesem Beitrag zeigen<br />

wir die konzeptionelle Vorgehens weise<br />

und praktische Anwendungsbeispiele<br />

aus <strong>de</strong>r Automobilindustrie.<br />

1. Relevanz <strong>de</strong>s Wachstums für die<br />

Produktivität<br />

Schon <strong>de</strong>r Managementgelehrte Gälweiler<br />

stellte die zentrale Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Wachstums<br />

von Unternehmen heraus: |e höher<br />

das Wachstum, <strong>de</strong>sto größer wer<strong>de</strong>n die<br />

Unternehmen und <strong>de</strong>sto mächtiger ihr<br />

Management, je höher das Wachstum,<br />

<strong>de</strong>sto eher stellen sich economies of scale<br />

und Fixkosten<strong>de</strong>gressionen ein, die im<br />

Kosten- und Preiswettbewerb eine günstige<br />

Ausgangsposition schaffen. Auch die<br />

bekannten PIMS-Studien untermauern<br />

immer wie<strong>de</strong>r die zentrale Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />

Wachstums für die Profitabilität von Unternehmen.<br />

Umgekehrt zeigt sich, dass<br />

niedrige Wachstumsraten, Stagnation<br />

o<strong>de</strong>r gar Schrumpfung <strong>de</strong>s Geschäftsvolumens<br />

in Produktivitätsrückschritten,<br />

Gewinneinbrüchen und Verlusten<br />

mün<strong>de</strong>n.<br />

Auch Volkswirtschaftler weisen regelmäßig<br />

darauf hin, dass die Produktivitätsfortschritte<br />

einer Volkswirtschaft<br />

vom Wirtschaftswachstum abhängig<br />

sind. Sehr intensiv und systematisch hat<br />

sich mit dieser Beziehung schon <strong>de</strong>r Ökonom<br />

Verdoorn auseinan<strong>de</strong>r gesetzt. Über<br />

einen längeren Zeitraum (1870 bis 1930)<br />

stellt er die Existenz einer konstanten<br />

Beziehung zwischen <strong>de</strong>m Wachstum <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsproduktivität und <strong>de</strong>m Volumen<br />

<strong>de</strong>r industriellen Produktion (gemessen<br />

am Bruttoinlandsprodukt) fest. Eine mögliche<br />

Schreibweise <strong>de</strong>s im Gesetz von<br />

Verdoorn formulierten Zusammenhangs<br />

bil<strong>de</strong>t die Formel<br />

Produktivitätsverän<strong>de</strong>rung = a + b '<br />

Wachstumsrate <strong>de</strong>r Wirtschaftsleistung.<br />

Damit ist eine einfache Gera<strong>de</strong>ngleichung<br />

(y = a -I- b^x) mit <strong>de</strong>r Konstanten a und<br />

<strong>de</strong>m Steigungsmaß b gegeben, a stellt<br />

dabei eine autonome Wachstumsrate <strong>de</strong>r<br />

Produktivität dar, und b beschreibt somit<br />

<strong>de</strong>n Produktivitätsfortschritt bei<br />

Nullwachstum bzw. stagnieren<strong>de</strong>r Wirtschaft.<br />

Die Konstante a wird auch als<br />

so genannte „Basisproduktivität" be<br />

zeichnet, die nicht auf das Wirtschaftswachstum,<br />

son<strong>de</strong>rn auf an<strong>de</strong>re Faktoren<br />

547


Controller magazin 6/02 - Dietram Schnei<strong>de</strong>r / Volker Seitz / Karl Dellner / Robert Schatz<br />

zurückzuführen ist (z. B. technischer Fortschritt,<br />

Qualität <strong>de</strong>s Humankapitals), b<br />

bringt als Steigungsmaß die Wachstumsabhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r Produktivität zum Ausdruck.<br />

Die in Bild 1 skizzierte Gera<strong>de</strong><br />

(„Produktivitätskurve") zeigt auf dieser<br />

Basis das Zusammenspiel zwischen<br />

Wachstums- und Produktivitätsverän<strong>de</strong>rung.<br />

Umfang von Vertragsabschlüssen,<br />

sonstige Outputmengen);<br />

Errechnung <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsraten<br />

für die Produktivität und das Geschäftsvolumen<br />

(z. B. gegenüber Vormonat,<br />

Vorjahr);<br />

Konstruktion <strong>de</strong>r Produktivitätskurve<br />

auf Basis <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsraten mittels<br />

Regressionsanalyse.<br />

In Tabelle 1 sind für ein vereinfachtes<br />

Beispiel die Daten aufgelistet, die zu <strong>de</strong>n<br />

in Bild 2 skizzierten Produktivitätsgera<strong>de</strong>n<br />

für die Unternehmen 1 und 2<br />

führen.<br />

Nutzt man dieses Konzept als Management-,<br />

Controlling- und/o<strong>de</strong>r als<br />

Beratungsinstrument, dann lässt es sich<br />

u.a. für folgen<strong>de</strong> Aufgaben heranziehen:<br />

Mitische<br />

Waclistumsscliwelie"<br />

-6<br />

Bild 1:<br />

2. Übertragung auf Unternehmen<br />

Produktivitäts-i<br />

Verän<strong>de</strong>rung<br />

Produktivitätskurve<br />

„ßas/sproduktivität"<br />

Wachstumsverän<strong>de</strong>rung<br />

• Aufspüren von Produktivitätslücken<br />

und Produktivitätsnachteilen;<br />

• Produktivitäts-Benchmarking<br />

zwischen Unternehmen;<br />

• Produktivitäts-Benchmarking im<br />

Unternehmen (z. B. zwischen verschie<strong>de</strong>nen<br />

Tochterunternehmen,<br />

Standorten, Werken und Fertigungslinien);<br />

• Prüfung <strong>de</strong>r Frage, ob Produktivitätssteigerungsprogramme<br />

überhaupt<br />

Sinn machen (z. B. dann, wenn<br />

das Benchmarking eine vergleichsweise<br />

geringe Basisproduktivität<br />

ausweist);<br />

• Zielvorgabe für das Management<br />

(z. B. Erhöhung <strong>de</strong>r Basisproduktivität<br />

um x Prozent);<br />

Dieses aus <strong>de</strong>r Volkswirtschaft bekannte<br />

„Verdoorn's Law" bil<strong>de</strong>t quasi <strong>de</strong>n<br />

Analyserahmen für die Übertragung auf<br />

das Management und das Controlling<br />

von Unternehmen. Um das Instrument<br />

auf ein konkretes Unternehmen anzuwen<strong>de</strong>n<br />

und eine „Produktivitätskurve"<br />

in <strong>de</strong>r Praxis zu konstruieren, ist folgen<strong>de</strong>r<br />

Input erfor<strong>de</strong>riich:<br />

- Bestimmung <strong>de</strong>s Produktivitätsindikators:<br />

Kennzahl, mit <strong>de</strong>r die Produktivität<br />

gemessen wer<strong>de</strong>n soll bzw.<br />

wer<strong>de</strong>n kann (z. B. Umsatz pro Mitarbeiter,<br />

Absatz pro Mitarbeiter,<br />

Outputmenge pro Fertigungsstun<strong>de</strong>);<br />

- Bestimmung <strong>de</strong>s Volumenindikators:<br />

Kennzahl, mit <strong>de</strong>r das<br />

Geschäftsvolumen gemessen wer<strong>de</strong>n<br />

soll bzw. wer<strong>de</strong>n kann (z. B. Umsatz,<br />

Wertschöpfung, Absatz, Anzahl und<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

-4<br />

-6<br />

i<br />

^ Produktivitätsverän<strong>de</strong>rung<br />

^ " ^ ^ " ^<br />

U1<br />

U2<br />

>• 2 4 6 8 wachstumsverän<strong>de</strong>rung<br />

Bild 2: Produktiviktätskurven für ein zwischenbetriebliches Benchmarking - Beispiel<br />

I Betrachtungsperio<strong>de</strong>n" I P1 I P2 |P3|P4|P5|P6|P7|P8|P9|P10|<br />

Wachstumsverän<strong>de</strong>rung U1 5 6 3 -3 8 4 3 -4 9 1<br />

gegenüber Vorperio<strong>de</strong> in % U 2 6 8 4 -4 9 -3 3 -5 7 1<br />

Produktivitätsverän<strong>de</strong>rung U1 4 5 4 -2 8 5 1 1 7 -1<br />

gegenüber Vorperio<strong>de</strong> in % U 2 1 4 3 -2 2 0 0 -4 0 -2<br />

Tabelle V. Daten für die Konstruktion von Produktivitätskurven - Beispiel<br />

548


3. Empirische Beispiele aus <strong>de</strong>m<br />

Projekt „Pro-Bench-Reg"<br />

Auf <strong>de</strong>r Basis von solchen konzeptionellen<br />

Überlegungen haben wir im<br />

Kompetenzzentrum für Unternehmensentwicklung<br />

und -beratung (KUBE e.V.)<br />

zu Beginn dieses Jahres das empirische<br />

Projekt „Pro-Bench-Reg" gestartet.<br />

Beson<strong>de</strong>rs für die Automobilindustrie<br />

sind die Ergebnisse äußerst interessant,<br />

weil sich nach <strong>de</strong>n Wachstumsphasen in<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit ein <strong>de</strong>utlicher Rückgang<br />

<strong>de</strong>r Automobilkonjunktur eingesellt<br />

hat. Vergleicht man die Zulassungszahlen<br />

in Deutschland von [anuar bis Mai 2002<br />

mit <strong>de</strong>m gleichen Zeitraum <strong>de</strong>s Vorjahres,<br />

so ergab sich über alle Segmente und<br />

Hersteller hinweg ein Rückgang von über<br />

fünf Prozent; in einigen Segmenten liegt<br />

<strong>de</strong>r Rückgang sogar im zweistelligen<br />

Prozentbereich (vgl. Rother). Dies <strong>de</strong>ckt<br />

sich etwa mit <strong>de</strong>n Prognosen <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Automobilindustrie<br />

(VDA), <strong>de</strong>r insgesamt im Vergleich zu 2001<br />

für 2002 mit einem Rückgang von ca.<br />

sechs Prozent rechnet.<br />

In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Ausführungen diskutieren<br />

wir die Ergebnisse für zwei Repräsentanten<br />

von <strong>de</strong>utschen Volumenherstellern,<br />

die gleichzeitig zu <strong>de</strong>n größten Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r Automobilindustrie gehören:<br />

<strong>de</strong>r Volkswagen Konzern und die<br />

Ford-Werke AG. Um die Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

eines unternehmensinternen Benchcontroller<br />

magazin 6/02<br />

• strategische Frühwarnung (z. B.<br />

Warnung vor und Prognose <strong>de</strong>r Umfange<br />

von Produktivitätseinbrüchen<br />

bei Wachstumsrückgang bzw. Stagnation/Rezession).<br />

Im vodiegen<strong>de</strong>n Beispiel (Bild 2) zeigt das<br />

zwischenbetriebliche Benchmarking für<br />

das Unternehmen 2 erhebliche Produktivitätsnachteile.<br />

Die Basisproduktivität<br />

liegt bei Unternehmen 2 sogar im negativen<br />

Bereich, und es braucht min<strong>de</strong>stens<br />

ein Wachstum von +2 Prozent, um<br />

Produktivitätsfortschritte zu erzielen („kritische<br />

Wachstumsschwelle"). Befin<strong>de</strong>t sich<br />

das Wachstum darunter bzw. herrscht<br />

Stagnation, muss sich das Management<br />

auf Produktivitätsverluste einstellen,<br />

wenn kein Gegensteuern erfolgt. An dieser<br />

Stelle wird <strong>de</strong>r Frühwamcharakter<br />

<strong>de</strong>r Produktivitätskurve für das Management<br />

<strong>de</strong>utlich. Auch die aus <strong>de</strong>m<br />

Wachstum abschöpfbare Produktivität<br />

liegt niedriger als bei Unternehmen 1 (vergleiche<br />

die Steigungen <strong>de</strong>r Kurven). Dem<br />

Management von Unternehmen 2 wäre<br />

ein Produktivitätssteigerungsprogramm<br />

anzuraten. Die Eigentümer (und gegebenenfalls<br />

Fremdkapitalgeber) sollten die<br />

Anhebung <strong>de</strong>r Basisproduktivität und die<br />

Erhöhung <strong>de</strong>r Kurvensteigung als Zielvorgabe<br />

für das Management von Unternehmen<br />

2 formulieren.<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

13 24 31 T S V<br />

markings auf <strong>de</strong>r Basis von „Pro-Bench-<br />

Reg" zu zeigen, bieten wir mit <strong>de</strong>m Tochterunternehmen<br />

Audi als Vertreter <strong>de</strong>s<br />

Premiumsegments auch einen internen<br />

Vergleich im Volkswagen Konzern.<br />

In Bild 3 sind die Produktivitätskurven<br />

für Ford, Volkswagen und Audi einge<br />

zeichnet, wie sie sich auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r in<br />

Abschnitt 2 beschriebenen Vorgehensweise<br />

ergeben. Im Vergleich erweist sich<br />

Ford als „Produktivitäts-Top", Volkswagen<br />

als „Second-Best" und Audi als<br />

„Produktivitäts-Flop".<br />

Zu <strong>de</strong>n Ergebnissen und ihrer Interpretation<br />

im Einzelnen:<br />

Ford:<br />

Man kann bei <strong>de</strong>n Kölnern davon ausgehen,<br />

dass selbst bei Nullwachstum bzw.<br />

in Stagnationszeiten noch Produktivitätsfortschritte<br />

erzielt wer<strong>de</strong>n, da die Basisproduktivität<br />

bei -1-3 Prozentpunkten<br />

liegt. Positiv ist ferner, dass die kritische<br />

Wachstumsschwelle bei Ford im Negativen<br />

liegt. Das be<strong>de</strong>utet, dass selbst bei<br />

geringen Verlusten auf <strong>de</strong>r Wachstumsseite<br />

noch Produktivitätsfortschritte erzielt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die vergleichsweise hohe<br />

Steigung <strong>de</strong>r Produktivitätskurve spiegelt<br />

die Wachstumsabhängigkeit <strong>de</strong>s<br />

Volumenherstellers wi<strong>de</strong>r Dies kann einerseits<br />

als Chance gesehen wer<strong>de</strong>n, da<br />

sich Sprünge auf <strong>de</strong>r Wachstumsseite<br />

enorm auf <strong>de</strong>n Fortschritt <strong>de</strong>r Produktivität<br />

auswirken. Gefahren drohen jedoch<br />

GOQO<br />

Audi<br />

Produktivitätsverän<strong>de</strong>rung<br />

Wachstumsverän<strong>de</strong>rung<br />

EM 3: Ergebnisse aus <strong>de</strong>m KUBE-Projekt „Pro-Bench-Reg" für Ford, VW und Audi<br />

549


Controller magazin 6/02 - Dietram Schnei<strong>de</strong>r / Volker Seitz / Karl Dellner / Robert Schatz<br />

schon in einer leichten Rezession, bei <strong>de</strong>r<br />

Produktivitätsverluste befürchtet wer<strong>de</strong>n<br />

müssen. Mit einem Wachstumsausschöpfungsgrad<br />

von über 100 Prozent<br />

können die kleinsten Wachstumsraten<br />

beson<strong>de</strong>rs in Stagnationszeiten noch für<br />

Produktivitätseffekte genutzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

hohe Ausschöpfungsquote kann zu Kosteneinsparungen<br />

führen und im drohen<strong>de</strong>n<br />

Preiskampf als Trumpfkarte ausgespielt<br />

wer<strong>de</strong>n. Mit nur durchschnittiich<br />

knapp 4 Prozent Umsatzwachstum p. a.<br />

ist Ford ein Wachstumsschwächling.<br />

Empfehlenswert sind <strong>de</strong>shalb Programme<br />

auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Wachstums, um die<br />

Konjunkturreagibilität zu nutzen und die<br />

geringe Entfernung zur kritischen<br />

Wachstumsschwelle (4,3 Prozentpunkte)<br />

zu halten bzw. auszubauen.<br />

Volkswagen:<br />

Bei Volkswagen ergibt sich eine negative<br />

Basisproduktivität von-0,9 Prozent. Stagniert<br />

die Autokonjunktur, muss Volkswagen<br />

folglich mit Produktivitätseinbußen<br />

rechnen. Die „kritische<br />

Wachstumsschwelle" liegt bei -i- 2 Prozent,<br />

die Volkswagen min<strong>de</strong>stens<br />

braucht, um Produktivitätsfortschritte zu<br />

erzielen. Da die Wolfsburger mit jährlich<br />

etwa 9 Prozent im Durchschnitt gewachsen<br />

sind, liegen sie noch über ihrer kritischen<br />

Schwelle. Das Polster von ca. 7<br />

Prozentpunkten kann aber in einer starken<br />

Rezession schnell aufgebraucht sein.<br />

Durch die konjunkturresistente Performance<br />

(vgl. die geringe Steigung <strong>de</strong>r<br />

Produktivitätskurve) wird jedoch diesem<br />

Trend entgegengesteuert. Dennoch sollte<br />

<strong>de</strong>r Konzern auf Wachstum setzen, um<br />

bei verschlechterter Konjunktur die kritische<br />

Wachstumsschwelle weiter auf Distanz<br />

zu halten. Ein in stagnieren<strong>de</strong>n<br />

Phasen stabiles Verhalten blockiert jedoch<br />

auch Chancen auf größere<br />

Produktivitätsfortschritte in Boomphasen.<br />

In <strong>de</strong>n vergangenen 10 [ahren<br />

gewann <strong>de</strong>r Volkswagen Konzern aus<br />

seinem Wachstum lediglich etwas über 3<br />

Prozent an Produktivität. Das entspricht<br />

einer Ausschöpfungsquote von nur<br />

knapp 40 Prozent. Volkswagen reiht sich<br />

damit nur im Mittelfeld <strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />

ein. Demnach ergeben sich<br />

hohe Rationalisierungspotenziale, die<br />

von Volkswagen systematisch genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n sollten. Das heißt, dass Volkswagen<br />

sowohl auf <strong>de</strong>r Wachstums- als auch<br />

auf <strong>de</strong>r Produktivitätsseite Handlungsbedarf<br />

verspürt.<br />

Audi:<br />

Die Ingolstädter brauchen das größte<br />

Wachstum, um Fortschritte auf <strong>de</strong>r<br />

Produktivitätsseite zu erreichen. Diese<br />

ergeben sich erst bei einem Wachstum<br />

von über + 7 Prozent. Unterhalb dieser<br />

Schwelle wer<strong>de</strong>n sich Produktivitätsverluste<br />

einstellen; bei Nullwachstum<br />

muss das Audi-Management mit einem<br />

Produktivitätsrückgang von etwa -4<br />

Prozent rechnen, wenn nicht eine fundamentale<br />

Produktivitätsoffensive eingeleitet<br />

wird. Das bisherige Wachstum -<br />

mit jährlich über 12 Prozent das im Vergleich<br />

höchste - und die Preisstrategie<br />

im Premiumfeld haben offenbar vorhan<strong>de</strong>ne<br />

Produktivitätsprobleme übertüncht.<br />

Darüber, ob und gegebenenfalls<br />

inwieweit dies eine Ursache für die Ablösung<br />

<strong>de</strong>s bisherigen Audi-Vorstands<br />

Paefgen durch <strong>de</strong>n Nachfolger Winterkorn<br />

war, lässt sich an dieser Stelle nur<br />

spekulieren. Fest steht allerdings, dass<br />

die Produktivitätsbilanz im Volkswagenkonzern<br />

vor allem <strong>de</strong>shalb negativ ausfällt,<br />

weil sie von <strong>de</strong>r Tochter Audi nach<br />

unten gezogen wird. Beson<strong>de</strong>rs bekamen<br />

Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Premiumanbieters die<br />

schlechte Produktivitätssituation zu spüren.<br />

Diese mussten wegen <strong>de</strong>r enormen<br />

Preissteigerungen immer tiefer in die Tasche<br />

greifen und zahlten somit die Zeche<br />

für <strong>de</strong>n Ingolstädter Autobauer.<br />

4. Weitere Folgerungen für Audi aus<br />

<strong>de</strong>m Projekt „Pro-Bench-Reg"<br />

Beson<strong>de</strong>rs prekär kann die Situation für<br />

Audi wer<strong>de</strong>n, wenn man die eigenen Absatz-<br />

und Umsatzplanungen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

bis in das )ahr 2006 verfolgt<br />

(vgl. Tabelle 2). Danach soll <strong>de</strong>r Gesamtabsatz<br />

bis zum lahre 2006 lediglich um insgesamt<br />

etwa 5 Prozent steigen, was einer<br />

jähriichen Steigerung von lediglich knapp<br />

einem Prozentpunkt entspricht. Ähnlich<br />

verhalten ist die Umsatzplanung; kumuliert<br />

bis 2006 ist lediglich eine Steigerung<br />

von 14 Prozent geplant, was zu einer jährlichen<br />

Steigerung von nur etwa 2,5 Prozent<br />

führt. Trotz<strong>de</strong>m soll das Ergebnis vor<br />

Steuern etwa konstant bleiben.<br />

Sowohl auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s Gesamtumsatzes<br />

als auch auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s mengenmäßigen<br />

Absatzes bleibt Audi damit<br />

weit unterhalb <strong>de</strong>r kritischen Wachstumsschwelle<br />

von -+ 7 Prozent.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r bisherigen Produktivitätsentwicklung<br />

bei Audi scheint daher die<br />

geplante Ergebniskonstanz ohne die Verfolgung<br />

eines durchschlagen<strong>de</strong>n Kurses,<br />

<strong>de</strong>r die Produktivitätssteigerung in <strong>de</strong>n<br />

Mittelpunkt <strong>de</strong>r Managementanstrengungen<br />

rückt, wenig realisrisch.<br />

Zwar könnten Preissteigerungen dazu<br />

beitragen, die negativen Folgen <strong>de</strong>s<br />

Produktivitätseffekes für <strong>de</strong>n Gewinn zu<br />

kompensieren; allerdings ist aufgrund <strong>de</strong>r<br />

bevorstehen<strong>de</strong>n Konjunkturflaute in <strong>de</strong>r<br />

Automobilindustrie und <strong>de</strong>s sich (u. a.<br />

dadurch) verschärfen<strong>de</strong>n Preiswettbewerbs<br />

kaum mit größeren Preissteigerungen<br />

zu rechnen.<br />

1 Audi Konzern | 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 1<br />

1 Ist Plan 1<br />

Umsatz (in Mio. Euro) 19.952 22.032 22.050 23.040 24.470 25.890 25.440<br />

Mitarbeiter 49.396 51.141 50.000 50.000 51.000 51.000 50.500<br />

Absätze 653.700 726.431 727.000 727.000 754.000 802.000 770.000<br />

Ergebnis vor Steuern 986 1.322 1325 1110 1170 1360 1330<br />

Umsatzrendite (v. St.) 4,9 6,0 6,0 4,8 4,8 5,3 5,2<br />

Tabelle 2: Planzahlen für Audi (Quelle: Hillebrand 2002)<br />

550


5. Fazit<br />

Vor allem am Fall Audi - und damit auch<br />

ilir Volkswagen - erkennt man die oben<br />

beschriebenen Nutzenaspekte dieses<br />

Benchmarkingkonzepts als Management-,<br />

Controlling- und Beratungs-Tool.<br />

Mit <strong>de</strong>m Benchmarking von<br />

Produktivitätskurven lassen sich<br />

Produktivitätslijcken und -nachteile sowohl<br />

im Konkurrenzvergleich als auch<br />

im Zuge eines unternehmensinternen<br />

Benchmarkings <strong>de</strong>utlich aufzeigen. Die<br />

Ergebnisse <strong>de</strong>s Produktivitätsbenchmarking<br />

können ihrerseits fiJr die Formulierung<br />

von Zielvorgaben für das Management<br />

herangezogen wer<strong>de</strong>n (z.B. „jährliche<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Basisproduktivität<br />

um einen Prozentpunkt").<br />

Außer<strong>de</strong>m ergeben sich klare Hinweise<br />

für die Notwendigkeit von Produktivitätssteigerungsprogrammen<br />

in Unternehmen<br />

- und zwar antizipativ, weil es<br />

sich um ein strategisches Frühwarninstrument<br />

han<strong>de</strong>lt, das eine Prognose<br />

<strong>de</strong>r Produktivitätsentwicklung in Abhängigkeit<br />

von Wachstumsverän<strong>de</strong>rungen<br />

erlaubt.<br />

Hervorzuheben ist ferner, dass sich <strong>de</strong>r<br />

AuhA^and für die praktische Umsetzung<br />

und Einführung von „Pro-Bench-Reg" bzw.<br />

die Konstruktion von Produktivitätskurven<br />

sehr in Grenzen hält. Soweit man<br />

lediglich an ein internes Benchmarking<br />

<strong>de</strong>nkt, liegen die erfor<strong>de</strong>rlichen Kennzahlen<br />

in aller Regel im Controlling vor (Absatz-/Vertriebs-/Produktionsstatistik,<br />

Umsatzzahlen, Personalstatistik usw.). Sie<br />

müssen daher meist nur im Zuge einer<br />

Regressionsanalyse zusätzlich verknüpft<br />

und ausgewertet wer<strong>de</strong>n. Die im Controlling<br />

gängigen Softwareprogramme<br />

(z. B. Excel) stellen die hierfür erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Funktionen standardmäßig zur<br />

Verfügung. Bei einem zwischenbetrieblichen<br />

Benchmarking ergibt sich<br />

ein etwas höherer Aufwand für die Datenbeschafftjng.<br />

Soweit es sich allerdings<br />

um Publizitätspflichtige Unternehmen<br />

han<strong>de</strong>lt, genügt ein geübter Blick in die<br />

Geschäftsberichte, um an die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Daten zu gelangen. Zusätzlich stellen<br />

viele Verbän<strong>de</strong>, statistische Ämter<br />

sowie internetbasierte Datenbanken häufig<br />

die erfor<strong>de</strong>rlichen Daten kostenlos zur<br />

Verfügung. Im Projekt „Pro-Bench-Reg"<br />

mussten wir pro Unternehmen ein bis<br />

zwei Tage für die Datenrecherche veranschlagen,<br />

was auch ein Anhaltspunkt für<br />

<strong>de</strong>n Datenbeschaffungsaufwand in <strong>de</strong>r<br />

Praxis sein könnte.<br />

Stellt man damit Nutzen und Aufwand<br />

<strong>de</strong>s Verfahrens gegenüber, kommen wir<br />

insgesamt zu einer sehr positiven Bewertung.<br />

Aus unserer Sicht han<strong>de</strong>lt es sich<br />

um ein einfaches und gleichzeitig intelligentes<br />

Verfahren, das sich für das innerund<br />

zwischenbetriebliche Benchmarking<br />

<strong>de</strong>r Produktivität von Unternehmen als<br />

äußerst überlegenes Controlling-Instrument<br />

erweist.<br />

Literatur<br />

Gälweiler, A.: Strategische Unternehmensführung,<br />

2. Aufl., Frankfurt u. New York, 1990.<br />

Hillebrand, W.: Totale Kontrolle. Volkswagen -<br />

Neue Köpfe, neue Mo<strong>de</strong>llpolitik, neue Organisation,<br />

in: Capital, 6, 2002, S. 39-45.<br />

Rother, EW.: Automarkt Deutschland - Künstliche<br />

Win<strong>de</strong>, in: Automobilwoche, 8. )uli, 2002,<br />

5.8.<br />

Schnei<strong>de</strong>r, D.: UnternehmensfiJhrung und<br />

strategisches Controlling, 2. Auflage, Darmstadt<br />

und München 2000.<br />

Schnei<strong>de</strong>r, D.; Seitz, V.: Pro-Bench-Reg -<br />

Produktivitäts- und Renditenbenchmarking<br />

in <strong>de</strong>r Deutschen Industrie: Erzielen Manager<br />

nur in Wachstumsphasen Produktivitätsfortschritte<br />

und Gewinne?, bislang unveröffentlichter<br />

Projektbericht, Kempten 2002.<br />

Verdoorn, R).: On the Factors Determining the<br />

Growth of Labour Productivity, in: Italian<br />

Economic Papers, Vol. II, hrsg. v Pasinetti,<br />

L. L., Oxford 1993, S. 59-68. Im italienischen<br />

Original: Fattori che regolano lo sviluppo <strong>de</strong>lla<br />

produttivitä <strong>de</strong>l lavoro, in: L'Industria, 1,1949,<br />

S. 45-53. •<br />

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Controller magazin 6/02<br />

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551


Controller magazin 6/02 - Peter Klingebiel / Michael Zellner<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

13 31 T L<br />

PLANUNG VON<br />

EFFIZIENZSTEIGERUNGS­<br />

PROGRAMMEN<br />

- Ein Erfahrungsbericht Peter Klingebiel<br />

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Michael Zeilner<br />

michael.zellner@cgey.com<br />

von Peter Klingebiel, Bochum, und Michael Zellner, München<br />

Berater bei Cap Gemini Ernst & Young<br />

Aktuelle makro- und mikroökonomische<br />

Verän<strong>de</strong>rungen im Unternehmensumfeld<br />

zwingen Unternehmen vermehrt, sich<br />

leistungsorientiert nach außen und effizient<br />

nach innen aufzustellen. Der Transformation<br />

dieser eigentlich kontinuierlich<br />

gegebenen Anfor<strong>de</strong>rungentsprechen<br />

viele Unternehmen jedoch nur in stark<br />

aperiodisch auftreten<strong>de</strong>n Abstän<strong>de</strong>n in<br />

Form von jeweils neu aufgesetzten<br />

Kosteneinsparungsprojekten. Hierbei ist<br />

eine Korrelation zu <strong>de</strong>r konjunkturellen<br />

Entwicklung festzustellen: Vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

einer starken Wachstumsorientierung<br />

während <strong>de</strong>r letzten jähre<br />

sind vielfach auch Inefßzienzen entstan<strong>de</strong>n,<br />

die in einer rezessiven Phase eine<br />

Anpassung umso dringen<strong>de</strong>r machen.<br />

Hierbei sollte zwar eine rasche Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Kostenrelationen im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

stehen, eine nachhaltige Verän<strong>de</strong>rung<br />

erfor<strong>de</strong>rt jedoch auch die tiefgreifen<strong>de</strong><br />

Optimierung interner Strukturen<br />

und Prozesse und somit umfassen<strong>de</strong>re<br />

Effizienzsteigerungsprogramme. Der<br />

strukturierten Planung dieser Projekte<br />

kommt eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle zu. Auf<br />

bauend auf Praxiserfahrungen soll in diesem<br />

Artikel eine methodisch hinterlegte<br />

Vorgehensweise bei <strong>de</strong>r Planung von<br />

Effizienzsteigerungsprogrammen dargestellt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

1 MAKRO- UND MIKROÖKONO­<br />

MISCHE VERÄNDERUNGSTREIBER<br />

Gera<strong>de</strong> in einer Zeit sich zunehmend verschlechtern<strong>de</strong>r<br />

wirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />

reagieren Unternehmen<br />

hierauf mit Ergebnissicherungs- o<strong>de</strong>r<br />

Kostensenkungsmaßnahmen. Wie immer<br />

diese Initiativen auch heißen, in <strong>de</strong>r<br />

Regel verfolgen sie zunächst (nur) das<br />

Ziel, kurzfristig Kosten zu senken, um das<br />

Jahresergebnis abzusichern.<br />

Der rasche Kostenabbau als Reaktion auf<br />

ein sich verschlechtern<strong>de</strong>s<br />

Unternehmensumfeld<br />

geht jedoch zumeist<br />

nicht mit einer Verän<strong>de</strong>rung von Strukturen<br />

und Prozessen einher, weshalb weitergreifen<strong>de</strong>,<br />

effizienzsteigern<strong>de</strong> Maßnahmen<br />

getroffen wer<strong>de</strong>n müssen, mit <strong>de</strong>m<br />

mittelfristigen Ziel <strong>de</strong>r<br />

• Verbesserung <strong>de</strong>r Organisationseffizienz<br />

(Strukturen, Prozesse und<br />

Systeme) im Sinne von schlanker,<br />

schneller, besser;<br />

• kostenoptimalen Erstellung von Produkten<br />

und Dienstleistungen;<br />

• Erhöhung <strong>de</strong>r Produktivität <strong>de</strong>s Umlauf-<br />

und Anlagevermögens;<br />

• verstärkten Durchdringung <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nsegmente;<br />

• Diversifizierung in neue Segmente<br />

und Märkte;<br />

• Erhöhung <strong>de</strong>r Fähigkeiten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

zu Innovation und Wan<strong>de</strong>l.<br />

Je umfangreicher das Effizienzsteigerungsprogramm<br />

ist, <strong>de</strong>sto eher<br />

empfiehlt sich eine <strong>de</strong>m eigentlichen Projekt<br />

vorgeschaltete Planungsphase. Diese<br />

soll eine undifferenzierte Vorgehensweise<br />

verhin<strong>de</strong>rn und sicherstellen, dass<br />

die zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Ressourcen<br />

optimal genutzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Projektplanungsphase zielt somit auf<br />

die I<strong>de</strong>ntifizierung, Bewertung und<br />

Priorisierung <strong>de</strong>rjenigen Aktivitäten und<br />

Untersuchungsbereiche ab, die <strong>de</strong>n höchsten<br />

Ergebnisbeitrag liefern.<br />

2 PLANUNG VON EFFIZIENZ­<br />

STEIGERUNGSPROGRAMMEN<br />

Die Struktur und Sequenz <strong>de</strong>r Planung<br />

von Effizienzsteigerungsprogrammen<br />

richtet sich dabei nach <strong>de</strong>ren Zielen bzw.<br />

potentiellen Inhalten. Grundsätzlich<br />

können diese thematisch zu vier Kernbereichen<br />

(nachfolgend Reviews genannt)<br />

gruppiert wer<strong>de</strong>n:<br />

• Strategiereview,<br />

• Organisations- und Prozessreview,<br />

• Investitions- und Projektreview,<br />

• Review spezieller Wert- und Kostentreiber.<br />

2.1 Strategiereview<br />

Effizienzsteigerungsprogramme im weiteren<br />

Sinne sollten die Rahmenbedingungen,<br />

innerhalb <strong>de</strong>rer sich das Unternehmen<br />

bewegt, nicht als gegeben ansehen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die bestehen<strong>de</strong> Unternehmensstrategie<br />

hinterfragen. Dies erfor<strong>de</strong>rt<br />

die Berücksichtigung wertorientierter<br />

Prinzipien gemäß <strong>de</strong>r Portfoliotheorie.<br />

Demnach muss je<strong>de</strong>r Geschäftsbereich<br />

min<strong>de</strong>stens seine Kapitalkosten<br />

erwirtschaften, um profitabel zu<br />

sein, wobei<br />

552


Controller magazin 6/02<br />

Übereinstimmung<br />

mit <strong>de</strong>r<br />

Konzernstrategie<br />

Hocli<br />

Absolute<br />

Wertvernicliter<br />

Relative<br />

Wertverilicliter<br />

Absolute und relative<br />

Wertgenerier^r<br />

behafteter Investitionen<br />

aufweisen. Gleichwohl<br />

ist hierfür eine systematische<br />

Aufnahme<br />

<strong>de</strong>r Investitionsund<br />

Projektiandschaft<br />

erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Gering<br />

Abb. 1<br />

• Wert geschaffen wird, wenn mehr<br />

Geld als die Kapitalkosten verdient<br />

wird;<br />

• Wert konserviert wird, wenn die<br />

Kapitalkosten gera<strong>de</strong> verdient wer<strong>de</strong>n;<br />

• Wert vernichtet wird, wenn weniger<br />

Geld als die Kapitalkosten verdient<br />

wird.<br />

Wie Abbildung 1 ver<strong>de</strong>udicht, ist eine<br />

wertschaffen<strong>de</strong><br />

gekennzeichnet durch<br />

Unternehmenspolitik<br />

• <strong>de</strong>n Rückzug aus wertvernichten<strong>de</strong>n<br />

Bereichen;<br />

• Investitionen in wertschaffen<strong>de</strong> Bereiche;<br />

• die Verbesserung <strong>de</strong>r Profitabilität<br />

bestehen<strong>de</strong>r Bereiche infolge <strong>de</strong>r<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Ertragskraft und<br />

<strong>de</strong>r Optimierung <strong>de</strong>r Kapitalproduktivität.<br />

2.2 Organisations- und Prozessreview<br />

Für die Überprüfung <strong>de</strong>r Effektivität und<br />

Effizienz aufbau- und ablauforganisatorischer<br />

Strukturen im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Planung von Effizienzsteigerungsprogrammen<br />

bietet sich eine<br />

Kostenstrukturanalyse an. Sie ermöglicht<br />

Aussagen über<br />

• <strong>de</strong>n Ergebnisbeitrag <strong>de</strong>r Geschäftsbereiche;<br />

• die absolute und relative Kostenstruktur<br />

(je Bereich, Prozess, Standort,<br />

Mitarbeiter);<br />

• Kosten- und Werttreiber;<br />

• <strong>de</strong>n (variablen o<strong>de</strong>r fixen) Kostencharakter<br />

und somit die Abbaubarkeit<br />

<strong>de</strong>r Kosten.<br />

Kapitalkosten<br />

Die Aussagekraft <strong>de</strong>r Kostenstrukturanalyse<br />

wird durch interne und externe<br />

Benchmarks erhöht. Ergänzen<strong>de</strong> Fokusinterviews<br />

mit Bereichs- und Abteilungsleitern<br />

dienen <strong>de</strong>r Verifizierung <strong>de</strong>r Analysen,<br />

während gemeinsame Workshops<br />

zu einer Konsolidierung <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

beitragen.<br />

2.3 Investitions- und Projektreview<br />

Eine Son<strong>de</strong>rrolle im Rahmen von Effizienzsteigerungsprogrammen<br />

kommt laufen<strong>de</strong>n<br />

und geplanten Investitionen bzw.<br />

Projekten <strong>de</strong>s Unternehmens zu. Sie haben<br />

einen hybri<strong>de</strong>n Charakter, bin<strong>de</strong>n sie<br />

doch auf <strong>de</strong>r einen Seite Liquidität und<br />

verursachen Kosten, erhofft man sich von<br />

ihnen an<strong>de</strong>rerseits aber mittel- bis langfristig<br />

(Kosten-)Vorteile. Unterstellt, je<strong>de</strong><br />

Investition o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>s Projekt schaffe einen<br />

Mehrwert im Sinne eines positiven<br />

Kapitalwertes, ergäbe sich grundsätzlich<br />

kein Handlungsbedarf. Verfolgt man jedoch<br />

das Ziel, die jähriiche Investitionsbasis<br />

bei gleichbleiben<strong>de</strong>n Nutzen nachhaltig<br />

zu reduzieren, müssen<br />

die<br />

Entscheidungsprämissen verschärft wer<strong>de</strong>n<br />

(z. B. gefor<strong>de</strong>rte Min<strong>de</strong>strendite 15<br />

% statt 10%). Daher ist es sinnvoll, ebenfalls<br />

einen Investitions- und Projektreview<br />

im Rahmen eines Effizienzsteigerungsprogramms<br />

durchzuführen.<br />

Auch hierbei sollte nicht undifferenziert<br />

vorgegangen wer<strong>de</strong>n. Daher sind in <strong>de</strong>r<br />

Projektplanungsphase zunächst die Bereiche<br />

zu i<strong>de</strong>ntifizieren, die entwe<strong>de</strong>r eine<br />

absolut o<strong>de</strong>r relativ hohe Investitionstätigkeit<br />

o<strong>de</strong>r eine Vielzahl risiko-<br />

Im eigentlichen<br />

Effizienzsteigerungsprogramm<br />

sind dann<br />

die selektierten Investitionen<br />

und Projekte<br />

systematisch zu bewerten<br />

und zu priorisieren.<br />

Die wesent­<br />

*- Rentabilität<br />

lichen Bewertungskriterien<br />

hierfür sind<br />

die Kompatibilität mit<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensstrategie,<br />

die Rentabilität <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Initiativen sowie <strong>de</strong>ren Umsetzungsrisiko.<br />

Erst nach sorgfältiger Prüfung sollten<br />

die nochmals diesem verschärften<br />

EntScheidungsprozess unterworfenen<br />

Investitionen und Projekte zur Umsetzung<br />

freigegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

2.4 Review von Wert- und Kostentreibern<br />

obwohl eine <strong>de</strong>zidierte Kostenstrukturanalyse<br />

bereits Basis <strong>de</strong>s Organisationsund<br />

Prozessreviews ist, macht es Sinn,<br />

die wesentlichen gleichartigen Kostenblöcke<br />

separat zu analysieren. Hiermit<br />

wird vor allem auf <strong>de</strong>n schnellen Abbau<br />

einzelner Kostenpositionen hingewirkt.<br />

Beliebte Ansatzpunkte sind beispielsweise<br />

die Kürzung freiwilliger Sozialleistungen<br />

o<strong>de</strong>r die Reduzierung von<br />

Fremdleistungen zugunsten eines ansonsten<br />

notwendigen Abbaus eigener Mitarbeiter<br />

Weiterführen<strong>de</strong>, nachhaltige Kostensenkungen<br />

bzw. Effizienzsteigerungen<br />

setzen jedoch zumeist tiefgreifen<strong>de</strong><br />

Prozessoptimierungen voraus, die im<br />

Organisations- und Prozessreview i<strong>de</strong>ntifiziert<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

3 ERGEBNISSE DER PROJEKT­<br />

PLANUNGSPHASE<br />

Die Durchführung <strong>de</strong>r einzelnen Reviews<br />

führt in ihrer Gesamtheit zu <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />

<strong>de</strong>r Projektplanungsphase. Hierzu<br />

zählen die<br />

553


Controller magazin 6/02 - Peter Klingebiel / Michael Zellner<br />

• I<strong>de</strong>ntifizierung und Bewertung von<br />

Untersuchungsbereichen, dargestellt<br />

anhand einer Untersuchungsbereichsmatrix;<br />

• Priorisierung <strong>de</strong>r bewerteten<br />

Untersuchungsbereiche, dargestellt<br />

anhand einer Transformation Map.<br />

3.1 I<strong>de</strong>ntifizierung und Bewertung von<br />

Untersuchungsbereichen<br />

Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zielsetzung <strong>de</strong>r<br />

Projektplanungsphase ist die I<strong>de</strong>ntifizierung<br />

<strong>de</strong>r wesentlichen Untersuchungsbereiche.<br />

Die I<strong>de</strong>ntifizierung erfolgt dabei<br />

mit Hilfe <strong>de</strong>r unter Punkt 2 aufgezeigten<br />

Metho<strong>de</strong>n, die vom jeweiligen Review<br />

abhängen. Die Bewertung<br />

richtet sich anschließend<br />

nach <strong>de</strong>m<br />

absoluten<br />

Einsparungspotenzial<br />

sowie<br />

<strong>de</strong>r Realisierbarkeit, in<br />

<strong>de</strong>r sich die Umsetzungsgeschwindigkeit<br />

und das Umsetzungsrisiko<br />

wi<strong>de</strong>rspiegeln.<br />

Setzt man die bei<strong>de</strong>n Kriterien<br />

in Beziehung zueinan<strong>de</strong>r,<br />

erhält man<br />

eine sogenannte Untersuchungsbereichsmatrix<br />

(siehe Beispiel in Abb. 2)<br />

mit <strong>de</strong>n schnell zu realisieren<strong>de</strong>n<br />

Potenzialen<br />

(Quick wins) im linken<br />

oberen Quadranten und<br />

Review von<br />

Wert-/Kostcn-|<br />

trcibcrn<br />

<strong>de</strong>n Projekten, die zuliivusliiiony<br />

uiul Projektreview<br />

Organisations<br />

-<br />

und<br />

Prozessreview<br />

Strategiereview<br />

Abb.2<br />

nächst zurückgestellt bzw. gänzlich verworfen<br />

wer<strong>de</strong>n, im rechten unteren Quadranten.<br />

3.2 Priorisierung <strong>de</strong>r bewerteten<br />

Untersuchungsbereiche<br />

Die Untersuchungsbereichsmatrix lässt<br />

sich anschließend in eine sogenannte<br />

TVansformation Map (siehe Beispiel in<br />

Abbildung 3) überführen. )e Review wer<strong>de</strong>n<br />

die Untersuchungsbereiche, <strong>de</strong>ren<br />

Maßnahmen sich vergleichsweise schnell<br />

(in diesem Fall innerhalb eines )ahres)<br />

realisieren lassen, <strong>de</strong>n betroffenen Geschäftsbereichen<br />

zugeordnet. Somit erhält<br />

man einen Überblick über alle<br />

JGBI<br />

-£ß2<br />

Coiiirüllingprozess<br />

priorisierten Untersuchungsbereiche,<br />

die im anschließen<strong>de</strong>n<br />

Effizienzsteigerungsprogramm<br />

entwe<strong>de</strong>r<br />

direkt<br />

o<strong>de</strong>r nach einerweiteren<br />

Detaillierungsphase<br />

umgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Durch eine sinnvolle<br />

Bün<strong>de</strong>lung <strong>de</strong>r<br />

einzelnen<br />

Untersuchungsbereiche<br />

lassen sich aus <strong>de</strong>r<br />

Transformation<br />

Map<br />

Teilprojekte<br />

bil<strong>de</strong>n, die in ihrer<br />

Summe die Projektorganisation<br />

ergeben.<br />

In Abhängigkeit<br />

von <strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Umsetzungsmaßnahmen und<br />

-metho<strong>de</strong>n ist im Rahmen <strong>de</strong>r Projektplanung<br />

<strong>de</strong>r voraussichtliche Zeitbedarf<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Aktivitäten zu schätzen<br />

und die hierfür benötigte Ressourcenbindung<br />

zu ermitteln. Zu<strong>de</strong>m ist die<br />

Abfolge <strong>de</strong>r einzelnen Aktivitäten festzulegen.<br />

Hierbei sind Abhängigkeiten zu<br />

berücksichtigen. So ist es zum Beispiel<br />

sinnvoll, in <strong>de</strong>njenigen Geschäftsbereichen<br />

Prozessoptimierungen zurückzustellen,<br />

die strategisch zu hinterfragen<br />

sind. Weiterhin empfiehlt es sich, ausgehend<br />

von <strong>de</strong>r jeweiligen Projektsituation,<br />

die zur Realisierung <strong>de</strong>s Effizienzsteigerungsprogramms<br />

kritischen Erfolgsfaktoren<br />

zu bestimmen.<br />

I'crsonalriHanzcn.<br />

| prozi;ss<br />

wcscn 1<br />

Syslom- 1<br />

haus 1<br />

GB: Gcschiiftsbcrcicli, CI': Conirollingprozcss. FP: 1-inanz- und Reclinungswcscnprozcss, PP: Pcrsonalprozoss<br />

Frcmdlcisiung |<br />

^<br />

Soziales | |<br />

•<br />

554


Controller magazin 6/02<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

23 37 39 F V<br />

Christian Zipfel ist Diplom-Betriebswirt (FH)<br />

mit <strong>de</strong>m Ausbiidungsschwerpunkt Controlling<br />

und Rechnungswesen. <strong>Als</strong> Senior Manager<br />

bei <strong>de</strong>r KPMG Consulting AG in München<br />

verantwortet er u. a. die Beratungsdienstleistungen<br />

im Bereich ePayment. Im European<br />

eBusiness Solution Center <strong>de</strong>r KPMG leitet er<br />

<strong>de</strong>n Aufbau und die Betreuung verschie<strong>de</strong>ner<br />

elektronischer Zahlungslösungen.<br />

Hanspeter Meindl ist seit November 2001<br />

Manager bei KPMG Consulting in München im<br />

Bereich eintegration. Seine Tätigkeit liegt in<br />

<strong>de</strong>r Leitung großer internationaler Projekte mit<br />

<strong>de</strong>n Schwerpunkten Supply Chain Management<br />

(SCM), Supplier Relationship Management<br />

(SRM) und Customer Relationship Management<br />

(CRM).<br />

UNTERNEHMENSLIQUIDITAT IM GRIFF<br />

- Financial Supply Chain l\/lanagement<br />

von Christian Zipfel und Hanspeter Meindl, München<br />

Supply Chain Management (SCM) wird<br />

als Metho<strong>de</strong> zur integrierten Planung und<br />

Steuerung von physischen Güterströmen<br />

entlang <strong>de</strong>r gesamten Wertschöpfungskette<br />

verstan<strong>de</strong>n. Dieser Ansatz hat sich<br />

zwischenzeitlich in Unternehmen zur<br />

Optimierung <strong>de</strong>s Logistikbereiches weitgehend<br />

auch im Sprachgebrauch etabliert.<br />

Das Management von Finanzströmen<br />

zwischen Geschäftspartnern,<br />

Banken, Dienstleistern und Konsumenten<br />

erfolgt hingegen oft noch<br />

unkoordiniert und <strong>de</strong>zentralisiert. Damit<br />

wird ein hohes Potenzial an Cashflow-<br />

Optimierung verschwen<strong>de</strong>t und unnötig<br />

Working Capital im Umlaufvermögen<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen gebun<strong>de</strong>n. Dem Aufspüren<br />

und Freisetzen dieser schlummern<strong>de</strong>n<br />

Liquiditätsreserven im Unternehmen<br />

widmet sich das Financial<br />

Supply Chain Management (FSCM).<br />

Die IHerausfor<strong>de</strong>rung<br />

Händler wie Hersteller sind mit einem<br />

klassischen Dilemma konfrontiert: Waren<br />

und Dienstleistungen müssen erst<br />

hergestellt bzw. eingekauft wer<strong>de</strong>n, bevor<br />

sie in <strong>de</strong>r internen Wertschöpfungskette<br />

verarbeitet o<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rverkauft und<br />

- oft erst nach langer Zeit - vom Kun<strong>de</strong>n<br />

bezahlt wer<strong>de</strong>n. Damit ist unweigerlich<br />

eine Zwischenfinanzierung verbun<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>ren Kosten die Händler o<strong>de</strong>r Hersteller<br />

tragen. Ein fehlen<strong>de</strong>s Risikomanagement<br />

kann zu<strong>de</strong>m zu beträchtlichen Zahlungsverzögerungen<br />

und For<strong>de</strong>rungsausfällen<br />

führen, vor allem im Endkun<strong>de</strong>ngeschäft.<br />

Selbst im Zeitalter <strong>de</strong>s eCommerce warten<br />

viele Unternehmen durchschnittlich<br />

noch ein bis zwei Monate auf ihr Geld für<br />

bereits gelieferte Waren und verschlechtern<br />

dadurch ihre Liquidität erheblich.<br />

Aus diesem Grund liegt es im Interesse<br />

je<strong>de</strong>s Unternehmens, die so genannte<br />

„Or<strong>de</strong>r-to-Cash-"-Perio<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r<br />

For<strong>de</strong>rungsseite zu reduzieren und das<br />

Risiko von For<strong>de</strong>rungsausfällen je nach<br />

Absatzkanal zu minimieren. Auf <strong>de</strong>r<br />

„Procure-to-Pay"-o<strong>de</strong>r Verbindlichkeitsseite<br />

setzt die optimierte Ausnutzung<br />

von Zahlungszielen sowie die effektivere<br />

und effizientere Bearbeitung von Eingangsrechnungen<br />

erhebliches Einsparungspotenzial<br />

bei Rechnungsempfängern<br />

frei.<br />

Je<strong>de</strong> Verbesserung <strong>de</strong>s Cashflow spiegelt<br />

sich in <strong>de</strong>n veröffentlichten Liquiditätskennzahlen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens wi<strong>de</strong>r.<br />

Aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>s Sharehol<strong>de</strong>r<br />

Value stellt <strong>de</strong>r Cashflow u. a. die<br />

potenziell zur Ausschüttung verfügbaren<br />

Geldmittel dar. Das Working<br />

Capital ist dabei eine zusätzliche Kenngröße,<br />

um die mittelfristige Liquidität eines<br />

Unternehmens zu beurteilen. Die<br />

positive Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Working Capital<br />

trägt zur Sicherung <strong>de</strong>r Überiebensfähigkeit<br />

von Unternehmen in Zeiten<br />

wirtschaftlicher Stagnation bzw. Rezession<br />

bei.<br />

Ein geeigneter Ansatz für die Optimierung<br />

dieser Kennzahlen ist die Financial<br />

Supply Chain (FSC), die mit ihrer Funktionalität<br />

ein breites Spektrum an effektiven<br />

Maßnahmen zur Optimierung von<br />

Cashflow und Working Capital ermöglicht.<br />

555


Controller magazin 6/02 - Christian Zipfel / Hanspeter Meindl<br />

Der Lösungsansatz <strong>de</strong>r Financial<br />

Supply Chain (FSC)<br />

Die FSC berulit auf <strong>de</strong>m ganziieidiciien<br />

Ansatz, alle Finanzmittelzugänge, -abgänge<br />

und -bestän<strong>de</strong> eines Unternelimens<br />

zu planen, zu steuern und im Sinne<br />

einer Liquiditätssicherung aufeinan<strong>de</strong>r<br />

abzustimmen. Der Optimierungsprozess<br />

wird durch eine elektronische Verarbeitung,<br />

i<strong>de</strong>alerweise aller Eingangs- und<br />

Ausgangsrechnungen, unterstützt.<br />

Eine Kernfunktionalität auf <strong>de</strong>r<br />

Lieferantenseite ist die Verarbeitung von<br />

elektronischen Eingangsrechnungen.<br />

Neben etablierten Systemen wie EDI,<br />

Web-EDI und FTP-Technologien stehen<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen heute auch<br />

webbasierte und damit wartungsarme<br />

Electronic Invoice Presentment and<br />

Payment-Systeme (EIPP) zur Verfügung.<br />

Über diese lassen sich die Rechnungszustellung,<br />

Rechnungsprüfung, Rechnungsfreigabe<br />

sowie -bezahlung und schließlich<br />

die Rechnungsarchivierung auch<br />

bei komplexen Verarbeitungsprozessen<br />

optimieren. Bei Prozesskosten von bis zu<br />

€ 15,- pro Eingangs- o<strong>de</strong>r Ausgangsrechnung<br />

zwischen B2B-Geschäftspartnern<br />

ist dies ein durchaus ernstzunehmen<strong>de</strong>r<br />

Verbesserungsbereich. Warum<br />

sollten die ERP-Systeme <strong>de</strong>r beteiligten<br />

Unternehmen nicht auf elektronischem<br />

Wege Fakturierungsdaten via Web-<br />

Technologie (Internet o<strong>de</strong>r Intranet) austauschen<br />

können?<br />

Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Abwicklung<br />

von Reklamationen. Nicht immer<br />

stimmt das gelieferte Produkt o<strong>de</strong>r<br />

die gelieferte Dienstleistung mit <strong>de</strong>r Bestellung<br />

überein. Dann greift gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Lieferanten das integrierte Supplier<br />

Dispute IVlanagement. Hier wer<strong>de</strong>n<br />

Reklamationsanzeigen <strong>de</strong>s empfangen<strong>de</strong>n<br />

Unternehmens mit <strong>de</strong>m Lieferanten<br />

auf einem integrierten System zum Abgleich<br />

von Bestell-, Liefer- und Rechnungsdaten<br />

verarbeitet, bis es zur Einigung über<br />

die gestellte Rechnung kommt.<br />

Heute gebräuchliche JVledien wie Telefon,<br />

Fax o<strong>de</strong>r eMail zur Kontaktaufnahme mit<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Call Centern können weitestgehend<br />

ersetzt wer<strong>de</strong>n und steigern<br />

die Effizienz und Effektivität <strong>de</strong>s Gesamtsystems.<br />

Der Zahlungsausgleich erfolgt<br />

entwe<strong>de</strong>r automatisch über etablierte<br />

Zahlungswege zwischen <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

o<strong>de</strong>r über eine EIPP-Verbindung.<br />

Ist dann auf <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nseite ein Kaufgeschäft<br />

zustan<strong>de</strong> gekommen - ob online<br />

o<strong>de</strong>r traditionell - erfolgt die Präsentation<br />

<strong>de</strong>r Rechnung via Electronic Bill<br />

Presentment and Payment (EBPP).<br />

Nach<strong>de</strong>m hier neben Unternehmen (B2B)<br />

auch Endkonsumenten (B2C) angebun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n können, ergibt sich eine höhere<br />

Anfor<strong>de</strong>rung an die Funktionalität<br />

solcher Systeme; Für die Akzeptanz so<br />

genannter EBPP-Portale spielt auf <strong>de</strong>r<br />

Konsumentenseite <strong>de</strong>r Marketingaspekt<br />

eine wichtige Rolle. Mittels One-to-One-<br />

Marketing sowie Gross- und Upselling<br />

weiterer o<strong>de</strong>r komplementärer Produkte<br />

und Diens<strong>de</strong>istungen kann die Kun<strong>de</strong>nbindung<br />

intensiviert und <strong>de</strong>r Umsatz pro<br />

Kun<strong>de</strong> gesteigert wer<strong>de</strong>n. Die Attraktivität<br />

dieser Diens<strong>de</strong>istung am Endkun<strong>de</strong>n<br />

lässt sich durch Customer-Loyalty-<br />

Programme wie Bonus-, Payback- o<strong>de</strong>r<br />

Rabatt-Systeme maßgeblich erhöhen.<br />

Letzteres stellt sich in <strong>de</strong>r jüngsten Vergangenheit<br />

als wesentlicher Erfolgsfaktor<br />

beim Betrieb von B2C-PortaIen heraus,<br />

ohne <strong>de</strong>n ein privater Endkonsument<br />

kaum zur Annahme von elektronischen<br />

Rechnungen zu bewegen ist.<br />

Eine grundsätzliche Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

besteht in <strong>de</strong>r kun<strong>de</strong>nabhängigen Bereitstellung<br />

<strong>de</strong>r zur Verfügung gestellten<br />

Zahlungsmetho<strong>de</strong>n zum Abschluss<br />

Lieferantennetzwerk<br />

Unternehmen<br />

Kun<strong>de</strong>nnetzwerlc^<br />

Procure-to-Pay-Cycle<br />

Externe Dienstieister<br />

556


Controller magazin 6/02<br />

einer Online-Bestellung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ausgleich<br />

einer elektronischen Rechnung. Die<br />

Zahlungsmetho<strong>de</strong> kann dabei entwe<strong>de</strong>r<br />

bereits zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Bestellung o<strong>de</strong>r<br />

erst nach <strong>de</strong>r Präsentation <strong>de</strong>r Rechnung<br />

auf <strong>de</strong>m EBPP-Portal angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />

Im ersten Fall bevorzugt die Mehrzahl<br />

<strong>de</strong>r Konsumenten auch beim Online-Kauf<br />

noch die klassische Rechnung, Einmallastschrift<br />

und Zahlung per Nachnahme.<br />

Die Lieferung von Produkten und Dienstleistungen<br />

an anonyme Käufer stellt damit<br />

hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an ein reibungslos<br />

hjnktionieren<strong>de</strong>s Risk Management,<br />

das je nach Kun<strong>de</strong>nbeurteilung<br />

(Scoring) eine Lieferung <strong>de</strong>r bestellten<br />

Waren und Dienstleistungen von fest<br />

<strong>de</strong>finierten Kriterien abhängig macht. Die<br />

Bereitstellung <strong>de</strong>r ebenfalls aus <strong>de</strong>m<br />

Scoring-Prozess resultieren<strong>de</strong>n, jeweils<br />

kun<strong>de</strong>nspezifisch „richtigen" Zahlungsmetho<strong>de</strong><br />

schließt <strong>de</strong>n Bestellvorgang ab.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis gibt es hierzu eine Reihe von<br />

spezialisierten Dienstleistern, die sich<br />

über standardisierbare Schnittstellen in<br />

die Finanz- und Vertriebssysteme <strong>de</strong>s liefern<strong>de</strong>n<br />

Unternehmens integrieren lassen.<br />

Die mögliche Auslagerung von<br />

Dienstleistungen reicht dabei von <strong>de</strong>r<br />

reinen Payment-Abwicklung über das<br />

Scoring von Kun<strong>de</strong>n bis hin zur kompletten<br />

Kun<strong>de</strong>nbetreuung und <strong>de</strong>m<br />

Debitorenmanagement inklusive Mahnwesen<br />

und Inkasso. Die Funktionalität<br />

<strong>de</strong>s Risk Management lässt sich in gleicher<br />

Weise, nur zeitlich asynchron versetzt,<br />

für die Auswahl <strong>de</strong>r Zahlungsart<br />

erst nach Erhalt <strong>de</strong>r elektronischen Rechnung<br />

auf <strong>de</strong>m EBPP-Portal einsetzen.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s Customer Dispute Management<br />

erfolgt die elektronische Verarbeitung<br />

von eingehen<strong>de</strong>n Reklamationen<br />

o<strong>de</strong>r sonstigen Kun<strong>de</strong>nbetreuungsaufgaben,<br />

die ggf. zu zahlungswirksamen<br />

Geschäftsprozessen (Gutschrift, Storno,<br />

Ersatzlieferung, etc.) führen. Die Einbettung<br />

dieser Funktionalität in bereits existieren<strong>de</strong><br />

elektronische Kun<strong>de</strong>nbetreuungssysteme,<br />

so genannte Customer<br />

Relationship Systeme, verstärkt die elektronische<br />

Rechnungsabwicklung als wesentlichen<br />

Kontaktpunkt zum Kun<strong>de</strong>n.<br />

Inwieweit dieses „elektronische Call Center"<br />

die traditionelle Kun<strong>de</strong>nbetreuung<br />

über Telefon, Fax o<strong>de</strong>r eMail ablösen kann,<br />

hängt von <strong>de</strong>n Absatzkanälen, <strong>de</strong>m<br />

Kun<strong>de</strong>nportfolio und nicht zuletzt <strong>de</strong>r<br />

Komplexität <strong>de</strong>r Geschäftsprozesse in <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nbetreuung ab.<br />

Exkurs: Rechtliche Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an elektronische Rechnungen<br />

Seit <strong>de</strong>m 01.01.2002 gilt im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Umsatzsteuerrechts<br />

als Rechnung auch eine mit einer<br />

qualifizierten elektronischen Signatur<br />

mit Anbieter-Akkreditierung nach<br />

§ 15 Abs. 1 <strong>de</strong>s Signaturgesetzes<br />

versehene elektronische Abrechnung,<br />

welche nun gleichrangig neben<br />

<strong>de</strong>n herkömmlichen Papierrechnungen<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Hierunter fallen insbeson<strong>de</strong>re<br />

Abrechnungen, die über das Internet<br />

(eMail) übermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Während <strong>de</strong>r Aufbewahrungsfrist<br />

gemäß § 147 Abs. 3 AO muss ab<br />

<strong>de</strong>m 01.01.2002 sichergestellt sein,<br />

dass die in <strong>de</strong>n elektronischen Rechnungen<br />

enthaltenen und auf Datenträgern<br />

gespeicherten Daten je<strong>de</strong>rzeit<br />

verfügbar sind und unverzüglich<br />

lesbar gemacht wer<strong>de</strong>n können<br />

(§ 146 Abs. 5 S. 2 AO). Die Finanzverwaltung<br />

ist gemäß § 147 Abs. 6 AO<br />

nunmehr berechtigt, Einsicht in die<br />

gespeicherten Daten zu nehmen und<br />

hierfür auch das Datenverarbeitungssystem<br />

<strong>de</strong>s Steuerpflichtigen<br />

zu nutzen bzw. eine maschinelle<br />

Auswertung <strong>de</strong>r Daten o<strong>de</strong>r die Zurverfügungstellung<br />

<strong>de</strong>r Daten auf<br />

einem Datenträger zu verlangen.<br />

Der Betrieb von EIPP- und EBPP-Portalen<br />

erfolgt entwe<strong>de</strong>r durch das fakturieren<strong>de</strong><br />

Unternehmen selbst (Direkt-Biller-Mo<strong>de</strong>ll)<br />

o<strong>de</strong>r über Dienstleister, die in <strong>de</strong>r<br />

Funktion <strong>de</strong>s so genannten Consolidators<br />

(Consolidator-Mo<strong>de</strong>ll) mehrere Rechnungssteller<br />

über ein Portal abwickeln.<br />

In Frage kommen hierfür z. B. Banken,<br />

Telekommunikationsanbieter und Internet<br />

Service Provi<strong>de</strong>r<br />

Zentraler Baustein einer FSC-Lösung innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens ist das Cash<br />

Management. Hier wer<strong>de</strong>n alle eingehen<strong>de</strong>n<br />

und ausgehen<strong>de</strong>n Zahlungsströme<br />

geplant, gesteuert, überwacht und das<br />

zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Geldvermögen<br />

disponiert („Treasury"). Ein<br />

großer Schritt besteht oftmals in <strong>de</strong>r Bün<strong>de</strong>lung<br />

dieser Geldströme an einer zentralen<br />

Stelle im Unternehmen o<strong>de</strong>r Unternehmensverbund.<br />

Ziel ist es dabei, die<br />

oftmals historisch gewachsenen<br />

„Zahlungsinseln" im Unternehmen zu<br />

beseitigen. In <strong>de</strong>r Literatur und <strong>de</strong>n<br />

Produktbeschreibungen entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Systemlieferanten und Payment-Service-<br />

Provi<strong>de</strong>r (PSP's) fin<strong>de</strong>n sich in diesem<br />

Zusammenhang Begriffe wie „bill factory"<br />

o<strong>de</strong>r „corporate Clearing center". Die<br />

Administrations- und Steuerungsfunktion<br />

erfolgt dabei sowohl nach außen, d. h.<br />

unternehmensextern, als auch innerhalb<br />

von Unternehmensgruppen. So wird über<br />

Cash-Pooling das im Konzern verfügbare<br />

Geldvermögen gebün<strong>de</strong>lt und für die Disposition<br />

zentral zur Verfügung gestellt.<br />

Zusammenfassen<strong>de</strong> Beurteilung<br />

Das Financial Supply Chain Management<br />

setzt die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Optimierung von Güterströmen<br />

konsequent auf <strong>de</strong>n Finanzmittelbestand<br />

eines Unternehmens mit<br />

seinen Zu- und Abflüssen um. In die Betrachtung<br />

fließen alle zahlungsrelevanten<br />

Geschäftsprozesse über die gesamte Wertschöphrngskette<br />

eines Unternehmens ein,<br />

von Lieferanten- über Kun<strong>de</strong>nnetzwerke<br />

bis hin zu beteiligten Dienstleistern. Die<br />

verbesserte Informationsqualität für die<br />

notwendige Bereitstellung von Geldvermögen<br />

optimiert die Liquidität. Durch<br />

die Implementierung von Risk-Management-Systemen<br />

lässt sich die Absicherung<br />

von For<strong>de</strong>rungen realisieren und das<br />

Zahlungsausfall- und Betrugsrisiko minimieren.<br />

Die medienbruchfreie elektronische<br />

Verarbeitung von Eingangs- und Ausgangsrechnungen<br />

erhöht die effiziente und<br />

effektive Verarbeitung an <strong>de</strong>n Unternehmensschnittstellen<br />

Einkauf und Verkauf<br />

<strong>de</strong>utlich. Das integrierte Dispute Management<br />

schließlich komplettiert die<br />

Funktionalität <strong>de</strong>r FSC als zentrale Informations-<br />

und Kommunikationsplattform.<br />

Wesentliche Erfolgsfaktoren für die Einführung<br />

einer FSC-Lösung sind:<br />

^ die Fokussierung auf Verbesserungspotenziale<br />

bei Geschäftsprozessen im<br />

Lieferantenmanagement, v. a. bei <strong>de</strong>r<br />

Verarbeitung elektronischer Eingangsrechnungen<br />

und Behandlung<br />

von eigenen Reklamationen;<br />

^ die Fokussierung auf Verbesserungspotenziale<br />

bei Geschäftsprozessen im<br />

Kun<strong>de</strong>nmanagement;<br />

^ die Bün<strong>de</strong>lung aller zahlungsrelevanten<br />

Informationen in einem<br />

zentralen Cash-Management;<br />

die Auswahl und Integration ergänzen<strong>de</strong>r<br />

Systemmodule o<strong>de</strong>r Dienstleister<br />

in die existieren<strong>de</strong> IT-Umgebung;<br />

* die Berücksichtigung rechtlicher<br />

und steuerrechtlicher Rahmenbedingungen.<br />

•<br />

557


Controller magazin 6/02 - Ingo Kautz / Rainer Raupach<br />

KENNZAHLENSYSTEME<br />

ZUR STEUERUNG EINES<br />

CUSTOMER-RELATIONSHIP-<br />

MANAGEMENT<br />

Dr. I. Kautz ist Partner <strong>de</strong>r R. Raupach ist Gesellschafter-<br />

NOVEDAS Unternehmens- Geschäftsführer <strong>de</strong>r NOVEDAS<br />

beratung GmbH, Hamburg<br />

Unternehmensberatung GmbH<br />

eMail: ik@NOVEDAS.<strong>de</strong><br />

von Ingo Kautz und Rainer Raupach, Hamburg<br />

Die Frage nach notwendigen Informationen<br />

und Berichten für das effiziente<br />

Management wird häufig durch neue und<br />

Transparenz schaffen<strong>de</strong> Kennzahlensysteme<br />

beantwortet. In diesem Artikel<br />

beschreiben wir die Entwicklung eines<br />

Steuerungssystems für eine neu geschaffene<br />

Customer Relationship Serviceeinheit,<br />

welche <strong>de</strong>n Betrieb für die technische<br />

Infrastruktur von über 100 Call<br />

Centern eines <strong>de</strong>utschen Großunternehmens<br />

verantwortet. Das 70-köpfige<br />

Serviceteam entstand aus <strong>de</strong>r Konsolidierung<br />

unterschiedlicher Systeme auf<br />

eine technische Plattform. Die Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

für das Projektteam bestand im<br />

schnellstmöglichen Aufbau einer effizienten<br />

Steuerung für die neu entstan<strong>de</strong>ne<br />

Organisationseinheit.<br />

Vorgehensweise<br />

Intention <strong>de</strong>r projektierten CRM-<br />

Steuerungssystematik war sowohl eine<br />

kurzfristige Verbesserung <strong>de</strong>r Servicequalität<br />

für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n als auch die Optimierung<br />

<strong>de</strong>s Ressourceneinsatzes im Servicebetrieb<br />

zur Sicherstellung <strong>de</strong>s betriebswirtschaftlichen<br />

Erfolges.<br />

Daraus leiteten sich für das aufzubauen<strong>de</strong><br />

Steuerungssystem wichtige Rahmenbedingungen<br />

ab. So musste z. B. <strong>de</strong>r<br />

spezifische Aufbau einer neu geschaffenen,<br />

zentralen Servicestruktur abgebil<strong>de</strong>t<br />

und visualisiert wer<strong>de</strong>n. Im Gegensatz<br />

zur regional organisierten Regelorganisation<br />

<strong>de</strong>s Auftraggebers sollte <strong>de</strong>r<br />

558<br />

Call Center Betrieb zentral für das gesamte<br />

Bun<strong>de</strong>sgebiet gesteuert wer<strong>de</strong>n.<br />

Für die erste Projektphase be<strong>de</strong>utete das:<br />

^ Das erweiterte Deckungsbeitragsschema<br />

für die Serviceeinheit musste<br />

die überregionale Auftragsstruktur<br />

und die klassischen Leistungskomponenten<br />

in Planung, Bereitstellung,<br />

Betrieb und Betreuung ein<strong>de</strong>utig<br />

wi<strong>de</strong>rspiegeln.<br />

^ Die konsolidierten Gesamtaufwän<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Betriebes zur Leistungserbringung<br />

mussten schnell und pragmatisch<br />

monaUich analysiert wer<strong>de</strong>n.<br />

^ Die operative Leistung in <strong>de</strong>n Kernprozessen<br />

musste erfasst wer<strong>de</strong>n, um<br />

anhand dieser Kenngrößen im operativen<br />

Betrieb Zielvorgaben kommunizieren<br />

zu können.<br />

^ Alle Kennzahlen dieser drei i<strong>de</strong>ntifizierten<br />

Bereiche sollten miteinan<strong>de</strong>r<br />

in einem ganzheitlichen operativen<br />

Steuerungssystem integriert wer<strong>de</strong>n.<br />

Aus <strong>de</strong>r Konsolidierung <strong>de</strong>r genannten<br />

Rahmenbedingungen wur<strong>de</strong> die<br />

Realisierungsmethodik abgeleitet. <strong>Als</strong><br />

thematisch eigenständige Handlungsfel<strong>de</strong>r<br />

bil<strong>de</strong>ten danach Finanzkennzahlen,<br />

Prozessaufwandsanalysen<br />

und Leistungskennzahlen die Säulen <strong>de</strong>s<br />

aufzubauen<strong>de</strong>n Steuerungssystems. Je<strong>de</strong>s<br />

dieser Fel<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> eigenständig<br />

bearbeitet, wobei durch die Projektorganisation<br />

geeignete Schnittstellen<br />

berücksichtigt wur<strong>de</strong>n. In je<strong>de</strong>m dieser<br />

Handlungsfel<strong>de</strong>r mussten sowohl<br />

Controllinginstrumente neu aufgebaut<br />

als auch existieren<strong>de</strong> Instrumente<br />

angepasst wer<strong>de</strong>n. Zunächst wur<strong>de</strong> das<br />

im Unternehmen eingesetzte<br />

Deckungsbeitragsschema so erweitert,<br />

dass eine <strong>de</strong>n speziellen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

genügen<strong>de</strong> betriebswirtschaftliche Transparenz<br />

erzielt wer<strong>de</strong>n konnte. Außer<strong>de</strong>m<br />

wur<strong>de</strong> ein anonymisiertes System zur<br />

Aufwandsdokumentarion <strong>de</strong>s Servicebetriebes<br />

geschaffen. Schließlich konnte<br />

ein System von Prozessleistungskennzahlen<br />

(Standards of Performance) <strong>de</strong>finiert<br />

und umgesetzt wer<strong>de</strong>n, welches als<br />

das unmittelbarste Instrument zur<br />

Serviceverbesserung diente.<br />

Strukturierung <strong>de</strong>s Berichtswesens<br />

Das heute umgesetzte Steuerungssystem<br />

basiert auf <strong>de</strong>n im Projekt umgesetzten<br />

i<strong>de</strong>ntifizierten Kennzahlen, welche die<br />

Serviceprozesse aus sich ergänzen<strong>de</strong>n<br />

Blickwinkeln beschreiben:<br />

^ Finanzkennzahlen,<br />

^ Prozessaufwandsanalysen,<br />

^ Leistungskennzahlen.<br />

Alle Prozesse <strong>de</strong>s zentralen Teams zur<br />

Service-Steuerung bil<strong>de</strong>n die Basis für<br />

die eingeführten Controllinginstrumente.<br />

Ein kritischer Erfolgsfaktor bei <strong>de</strong>r Umsetzung<br />

ist neben <strong>de</strong>r fachlich korrekten<br />

Konzeprion <strong>de</strong>s Kennzahlensystems die<br />

systematische und nachhalrige Einbindung<br />

<strong>de</strong>r Prozessbeteiligten. Dadurch<br />

können Maßnahmen zur Optimierung<br />

<strong>de</strong>s Servicebetriebes regelmäßig anhand


Controller magazin 6/02<br />

<strong>de</strong>r Controllingberichte abgeleitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Ein parallel umgesetztes Maßnahmentracking<br />

verfolgt die Verbesserungen<br />

für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n und ermöglicht<br />

somit eine Validierung <strong>de</strong>r eingeleiteten<br />

Steuerungsmaßnahmen.<br />

Das Steuerungssystem für <strong>de</strong>n Call Center<br />

Servicebetrieb baut auf einem dreidimensionalen<br />

Kennzahlensystem auf. Je<strong>de</strong><br />

dieser drei Kennzahlenperspektiven beleuchten<br />

die zentralen Serviceprozesse<br />

aus einem an<strong>de</strong>ren Blickwinkel (siehe<br />

Abb. 1). Durch die Finanzkennzahlen<br />

wird <strong>de</strong>r Servicebetrieb zeitnah und<br />

mandantenspezifisch unter <strong>de</strong>m Blickwinkel<br />

<strong>de</strong>r Eriös- und Kostenstruktur betrachtet.<br />

In <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r Prozessaufwandsanalysen<br />

wer<strong>de</strong>n kontinuierlich<br />

die Gesamtaufwän<strong>de</strong> zur Leistungserbringung<br />

analysiert. <strong>Als</strong> dritte Sichtweise<br />

run<strong>de</strong>n Leistungskennzahlen<br />

(Standards of Performance) durch Erfassung<br />

von Menge, Geschwindigkeit und<br />

Qualität <strong>de</strong>r Leistungserbringung das<br />

Kennzahlenportfolio ab.<br />

tailliertere betriebswirtschaftliche Berichtswesen<br />

ermöglicht nunmehr die<br />

spezifische Analyse <strong>de</strong>r finanziellen Situation<br />

<strong>de</strong>s Call Center Betriebes.<br />

Informationsbasis für die neu erstellten<br />

Finanzkennzahlen sind bereits existieren<strong>de</strong><br />

Controlling-Berichte und das<br />

Deckungsbeitragsschema sowie die -<br />

weiter unten beschriebenen - kontinuierlich<br />

erfassten Prozessaufwandsanalysen.<br />

Automatisiert wer<strong>de</strong>n die vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Datenquellen zusammengeführt<br />

und die vom Management zusätzlich<br />

benöügten betriebswirtschaftlichen<br />

Informationen erstellt.<br />

Die Akzeptanz für eine betriebswirtschaftlich<br />

orientierte Steuerung <strong>de</strong>s Call Center<br />

Betriebes wird durch die Ausrichtung <strong>de</strong>s<br />

Finanzreportings auf die spezifische Situation<br />

<strong>de</strong>s Call Center Betriebes gewonnen.<br />

Das gesamte Führungsteam nutzt<br />

die Berichte regelmäßig zur Ableitung<br />

von Steuerungsmaßnahmen mit <strong>de</strong>m Ziel<br />

<strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>s wirtschaftlichen<br />

Ergebnisses.<br />

schließen. Zusätzlich wur<strong>de</strong> mittels Abgleich<br />

<strong>de</strong>r gemessenen Aufwän<strong>de</strong> zur<br />

analytischen Planung <strong>de</strong>s Bereiches diese<br />

Planung validiert.<br />

Im Rahmen einer Ausbauphase wird zur<br />

Zeit dieses separate System in eine integrierte<br />

Lösung überführt. Durch diese<br />

wird es zukünftig je<strong>de</strong>m Teammitglied<br />

möglich sein, seine Aufwän<strong>de</strong> für alle<br />

Arbeitsschritte zu hinterlegen, ohne sein<br />

Arbeitssystem zu veriassen.<br />

Leistungskennzahlen<br />

Den Leistungskennzahlen (Standards of<br />

Performance) kommt im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

Kennzahlensystems eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung<br />

zu. Dienen Finanzberichtswesen<br />

und Prozessaufwandsanalyse primär <strong>de</strong>r<br />

Steuerung durch das Management, wer<strong>de</strong>n<br />

Leistungskennzahlen je<strong>de</strong>m Mitarbeiter<br />

kommuniziert und somit auch<br />

zur Steuerung an <strong>de</strong>r Basis verwen<strong>de</strong>t.<br />

Deshalb ist eine verständliche, hierarchische<br />

Strukturierung <strong>de</strong>r Vielzahl möglicher<br />

Leistungskennzahlen erfolgskritisch.<br />

Finanzkennzahlen<br />

Die im Mutterunternehmen etablierte<br />

Aufteilung <strong>de</strong>r Kosten in Produkt- und<br />

Strukturkosten war auf <strong>de</strong>n Betrieb <strong>de</strong>r<br />

Call Center Plattform nur bedingt übertragbar<br />

Die Abgrenzungen (wie beispielsweise<br />

regionale Aufteilungen) mussten<br />

<strong>de</strong>n Spezifika <strong>de</strong>s Servicebetriebes<br />

angepasst wer<strong>de</strong>n. Daher wur<strong>de</strong>n in einem<br />

neu geschaffenen System die Kosten<br />

für Planung, Bereitstellung, Betrieb<br />

und Betreuung nach <strong>de</strong>n erbrachten Serviceleistungen<br />

zugerechnet. Dieses <strong>de</strong>-<br />

Abb. 1: Die zentralen Prozesse zum<br />

Betrieb <strong>de</strong>r Call Center Infrastruktur<br />

wur<strong>de</strong>n aus drei Blickwinkeln<br />

analysiert<br />

Prozessaufwandsanalyse<br />

Der Neuaufbau und die Strukturierung<br />

<strong>de</strong>r Call Center Serviceorganisation erfolgte<br />

aufgrund einer analytischen Planung,<br />

die sich allerdings auf nur wenige<br />

Erfahrungswerte stützen konnte. Neben<br />

<strong>de</strong>r Verifizierung <strong>de</strong>r Planung musste<br />

auch die Struktur <strong>de</strong>r Serviceorganisation<br />

feinjustiert wer<strong>de</strong>n. Ziel dabei war die<br />

Realisierung aller Leistungszusagen innerhalb<br />

<strong>de</strong>r vertraglich vereinbarten Service<br />

Level. Zur Beseitigung immanenter<br />

Planungsunsicherheiten diente eine<br />

pragmatische Metho<strong>de</strong> zur Umsetzung<br />

einer <strong>de</strong>taillierten Aufwanddokumentation<br />

und -analyse. Hierbei<br />

wur<strong>de</strong>n in einer eigenentwickelten<br />

Intranet-Anwendung anonym und<br />

<strong>de</strong>tailliert die Aufwän<strong>de</strong> pro<br />

Geschäftsvorfall erfasst. Diese Rohdaten<br />

wur<strong>de</strong>n mandantenspezifisch<br />

auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Prozesse und <strong>de</strong>r<br />

leistungserbringen<strong>de</strong>n Einheiten<br />

aggregiert und monaUich berichtet.<br />

Anhand <strong>de</strong>r Berichte ließen sich Prozesse<br />

und Vorfallstypen i<strong>de</strong>nrifizieren,<br />

bei <strong>de</strong>nen Aufwän<strong>de</strong> zu- o<strong>de</strong>r abnehmen.<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Aufwän<strong>de</strong> in<br />

einzelnen Prozessen wie beispielsweise<br />

<strong>de</strong>m Auftragsmanagement bei gleichzeitig<br />

konstant bleiben<strong>de</strong>r Anzahl an Auftragsvorgängen<br />

ließ auf Verän<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Prozessdurchführung<br />

Zwei Ordnungsprinzipien liegen <strong>de</strong>r gesamten<br />

Struktur <strong>de</strong>r Leistungskennzahlen<br />

zugrun<strong>de</strong>. Zum einen sind die<br />

Kennzahlen entsprechend <strong>de</strong>r Serviceprozesse<br />

- Prozessebene und Detailebene<br />

- strukturiert, in<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>ren individuelle<br />

Leistungsfähigkeit beschreiben. Zum<br />

an<strong>de</strong>ren sind die Leistungskennzahlen<br />

für je<strong>de</strong>n Prozess nach Leistungsdimensionen<br />

geordnet wie Mengen, Bearbeitungsgeschwindigkeit<br />

und Bearbeitungsqualität<br />

(Abb. 2).<br />

Auf Ebene <strong>de</strong>r Serviceprozesse wur<strong>de</strong>n<br />

die Kennzahlen getrennt für Auftragsbearbeitung,<br />

Systembetriebstätigkeiten<br />

und Inci<strong>de</strong>ntmanagement<br />

erfasst und analysiert. <strong>Als</strong> Leistungsdimensionen<br />

wur<strong>de</strong>n prozesstreiben<strong>de</strong><br />

Mengen, Leistungsgeschwindigkeit und<br />

Qualität <strong>de</strong>r Serviceerbringung gewählt.<br />

Die Mengen an bearbeiteten Vorfällen,<br />

die für je<strong>de</strong>n Prozess dokumentiert<br />

wur<strong>de</strong>n, galten als treiben<strong>de</strong> Größe<br />

zur Beschreibung <strong>de</strong>r Arbeitslast. Die<br />

Leistungsfähigkeit zur Bewältigung dieser<br />

Arbeitslast wur<strong>de</strong> anhand von Durchlaufzeiten,<br />

Bearbeitungsqualität und<br />

Geschäftsvorfallstypen beschrieben.<br />

Abgerun<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n diese Informationen<br />

über die Prozessleistung durch Detailanalysen<br />

bezüglich Standort und Serviceleveleinhaltung.<br />

559


Controller magazin 6/02 - Ingo Kautz / Rainer Raupach<br />

Die Kennzahlen<br />

erfassen die Problemlösung<br />

nach Mengen,<br />

Geschwindigiceit<br />

und Qualität<br />

Kun<strong>de</strong> B 05/2000<br />

Kun<strong>de</strong> A 05/2000<br />

Die Kennzahlen <strong>de</strong>r<br />

Prozessebene liefern<br />

Aussagen über<br />

die aktuelle<br />

Prozessleistung<br />

p<br />

Mengen<br />

Bearbeitungsgeschwindigkeit<br />

Bearbeitungsqualität<br />

ilii<br />

Hill»<br />

Die Kennzahlen <strong>de</strong>r<br />

Detaiiebene liefern<br />

die Basis zur<br />

Ursachenanalyse<br />

<strong>de</strong>r Probleme<br />

OJ<br />

Q<br />

Abb. 2: Die Kennzahlen zum Inci<strong>de</strong>ntmanagement liefern in unterschiedlicher Detaillierungstiefe Aussagen in <strong>de</strong>n<br />

Leistungsdimensionen Mengen, Bearbeitungsgeschwindigkeit und Bearbeitungsqualität<br />

Ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Erfolgskriterium für<br />

die Umsetzung <strong>de</strong>r Berichte war die vollständige<br />

automatisierte Erfassung <strong>de</strong>r<br />

Daten aus <strong>de</strong>n Arbeitssystemen wie<br />

Remedy ARS, Lotus Notes und Hewlett<br />

Packard Openview. Die Rohdaten <strong>de</strong>r<br />

genannten Systeme speisen eine zentrale<br />

Datenbank, welche die Grundlage <strong>de</strong>s<br />

Berichtswesens bil<strong>de</strong>t. Für <strong>de</strong>taillierte<br />

Analysen wie Berichte zur automatisierten<br />

Überwachung von Serviceleveln wur<strong>de</strong>n<br />

die Rohinformationen über Scripte<br />

aufbereitet. Im Falle von Servicelevelberichten<br />

wur<strong>de</strong>n hierzu durch das<br />

Script die Öffnungszeiten <strong>de</strong>r vom<br />

Inci<strong>de</strong>ntticket betroffenen Kun<strong>de</strong>nstandorte<br />

berücksichtigt, um so nur die<br />

relevanten Ausfallzeiten zu erfassen. Über<br />

eine Standardsoftware zum Reporting ließen<br />

sich dann die individuellen Berichte<br />

erstellen und im Intranet verteilen.<br />

Steuerung mittels <strong>de</strong>r Berichte<br />

Für das zentrale Management <strong>de</strong>s CRM-<br />

Betriebes bil<strong>de</strong>n die umgesetzten Berichte<br />

das i<strong>de</strong>ale Steuerungssystem, um die<br />

Leistungen kontinuierlich zu verbessern.<br />

Aus <strong>de</strong>n Finanzreports können die Kostenstellschrauben<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n. Zusätzlich<br />

lassen sich Trends in <strong>de</strong>r Kostenund<br />

Umsatzentwicklung einzelner<br />

leistungserbringen<strong>de</strong>r Einheiten isolieren.<br />

Die parallel im Betrieb erfassten<br />

Prozessaufwän<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n damit korreliert<br />

und geben so einen ersten Hinweis, ob die<br />

Kostenentwicklungen durch einen erhöhten<br />

Arbeitsaufwand begrün<strong>de</strong>t ist. Gleichzeitig<br />

wird durch Vergleich zwischen <strong>de</strong>r<br />

analytischen Planung <strong>de</strong>s Bereiches und<br />

<strong>de</strong>n ISTAuftwän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich, wo nicht geplante<br />

Aufwän<strong>de</strong> angefallen sind. Zur I<strong>de</strong>ntifikation<br />

von Korrekturmaßnahmen wer<strong>de</strong>n<br />

anschließend die Leistungskennzahlen<br />

verwen<strong>de</strong>t. Diese zeigen zum<br />

einen die prozesstreiben<strong>de</strong>n Mengen, zum<br />

an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n die Leistung und die Qualität<br />

<strong>de</strong>s Service <strong>de</strong>utlich. Aus <strong>de</strong>r Kombination<br />

aller Informationen lassen sich<br />

dann gezielte Korrekturmaßnahmen ableiten.<br />

Die Maßnahmen können quantifiziert<br />

mit <strong>de</strong>n leistungserbringen<strong>de</strong>n Einheiten<br />

abgestimmt wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m Zielwerte<br />

für einzelne Leistungskennzahlen<br />

je<strong>de</strong>m Mitarbeiter kommuniziert wer<strong>de</strong>n<br />

(siehe Kasten).<br />

Neben <strong>de</strong>r operativen Steuerung <strong>de</strong>r kompletten<br />

Serviceorganisation bil<strong>de</strong>t die Information<br />

aus <strong>de</strong>m Kennzahlensystem<br />

auch die Basis für eine strategische Planung<br />

und die Gestaltung weiterer Verträge<br />

über <strong>de</strong>n Betrieb von Call Center Infrastruktur.<br />

Aus <strong>de</strong>n Leistungskennzahlen<br />

und <strong>de</strong>n Aufwandsdokumentationen<br />

lassen sich sehr genau individuelle, durch<br />

Service Level abgesicherte Leistungen <strong>de</strong>finieren<br />

und die damit assoziierten Betriebsauhwän<strong>de</strong><br />

abschätzen. Diese Grunddaten<br />

sind für eine objektive und konkurrenzfähige<br />

Preisfindung unedässlich.<br />

Ausschlaggebend für die Akzeptanz <strong>de</strong>s<br />

gesamten Systems ist die genaue Ausrichtung<br />

<strong>de</strong>s Umsetzungsprojektes an <strong>de</strong>r<br />

spezifischen Situation <strong>de</strong>r Serviceorganisation.<br />

Derbetriebswirtschaftliche<br />

Erfolg <strong>de</strong>s Bereichs wird durch die transparente<br />

Darstellung und Überwachung<br />

<strong>de</strong>r Kostentreiber sichergestellt. Zur Steuerung<br />

wer<strong>de</strong>n operationale Leistungskennzahlen<br />

benötigt, über welche Ziele in<br />

die gesamte bun<strong>de</strong>sweite Serviceorganisation<br />

kommuniziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Beispiel: Optimierung <strong>de</strong>r Servicekosten<br />

„Backup"<br />

Das erweiterte Deckungsbeitragsschema<br />

zeigt für einen Auftrag<br />

Betreuungskosten für die Systempflege,<br />

die weit über <strong>de</strong>n Planwerten<br />

liegen. Anhand <strong>de</strong>r Aufwandsdokumentationen<br />

wird <strong>de</strong>utlich,<br />

dass die manuell vorgenommenen<br />

Backup-Tätigkeiten einen sehr hohen<br />

Zeitaufwand erfor<strong>de</strong>rn. Gleichzeitig<br />

weist die Prozessqualität für<br />

das Backup auf Probleme in <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />

Durchführung aller<br />

Prozessschritte hin. <strong>Als</strong> mittelfristige<br />

Maßnahme wird ein Projekt zum<br />

Remote Backup umgesetzt. Kurzfristig<br />

wird die Prozessqualität zum<br />

Backup in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund bei allen<br />

Teams gestellt. Eine Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Werte um 25 % wird als Zielwert<br />

innerhalb von 8 Wochen vorgegeben<br />

und innerhalb <strong>de</strong>r Frist sogar<br />

übertroffen.<br />

560


Fazit<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>s Artikels wur<strong>de</strong> die Frage<br />

nach geeigneten Managementinformationsstrukturen<br />

thematisiert. Das<br />

beschriebene Beispiel zeigt <strong>de</strong>n Aufbau<br />

einer auf Kennzahlen basieren<strong>de</strong>n Steuerung<br />

für eine mo<strong>de</strong>rne IT-Serviceorganisation,<br />

die eine für diese Branche<br />

typische Entwicklung vollzogen hat. Viele<br />

IT-Serviceorganisationen sind in <strong>de</strong>n<br />

letzten [ahren stark gewachsen, die Aufgaben<br />

<strong>de</strong>s IT-Service haben sich analog<br />

zur IT-lnfrastruktur rasant gewan<strong>de</strong>lt.<br />

Effiziente, ganzheitliche Steuerungsinstrumente<br />

sind <strong>de</strong>shalb zum Management<br />

einer solchen mo<strong>de</strong>rnen IT-Serviceorganisationen<br />

unerlässlich gewor<strong>de</strong>n.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s vorgestellten<br />

Kennzahlensystems im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Organisationssteuerung ist eine ausgewogene<br />

und an <strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong>de</strong>s<br />

Managements ausgerichtete Gestaltung<br />

<strong>de</strong>s Instruments. Über reine betriebswirtschaftliche<br />

Berichte hinaus wur<strong>de</strong> eine<br />

ganzheitliche Sichtweise für <strong>de</strong>n Bereich<br />

geschaffen. Diese stützt sich auf drei Säulen<br />

eines Kennzahlengerüsts. Leistungskennzahlen<br />

schaffen Transparenz über<br />

die vertraglich zugesicherten Leistungen<br />

und <strong>de</strong>n operativen Betrieb,<br />

Prozessaufwän<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n zeitnah erfasst<br />

und analysiert und Finanzkennzahlen<br />

schlüsseln spezifisch die betriebswirtschaftlichen<br />

Belange <strong>de</strong>s Bereichs auf.<br />

Das auf <strong>de</strong>n Kennzahlen beruhen<strong>de</strong><br />

Steuerungssystem bietet eine mittlerweile<br />

nicht mehr wegzu<strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Hilfestellung<br />

für die operativen<br />

Steuerungsentscheidungen und liefert<br />

zusätzlich quantifizierbare Grundlageninformationen<br />

für die langfristige<br />

strategische Planung.<br />

Der Weg einer zukünftigen Erweiterung<br />

<strong>de</strong>r Steuerung ist ebenfalls bereits vorgezeichnet,<br />

da sich die Integration von<br />

kün<strong>de</strong>n- und mitarbeiterorientierten<br />

Steuerungsgrößen anbietet.<br />

Die ursprüngliche Frage nach <strong>de</strong>n vom<br />

Management benötigten Steuerungsinformationen<br />

lässt sich durch das be­<br />

Controller magazin 6/02<br />

schriebene Projekt zur CRM Steuerung<br />

<strong>de</strong>r firma NOVEDAS auf drei entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Punkte reduzieren:<br />

^ Kennzahlen, die über eine reine betriebswirtschaftliche<br />

Information hinausgehen,<br />

sind für eine effiziente<br />

Steuerung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentralen Organisation<br />

uneriässlich.<br />

^ Akzeptanz für das gesamte Steuerungssystem<br />

wird durch die von <strong>de</strong>n<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s lokalen Managements<br />

ausgehen<strong>de</strong> Konzeption <strong>de</strong>r<br />

Kennzahlenstruktur gewonnen.<br />

^ eine pragmatische Umsetzung mit<br />

einfachen Mitteln schafft schnelle<br />

Anfangserfolge und liefert bereits in<br />

einem frühen Stadium relevante Informationen.<br />

In einer zweiten Phase<br />

lässt sich diese Basis ausbauen. •<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

32 34 39 V S<br />

Vertragscontrolling<br />

Vertragsmonogennent<br />

Software<br />

• Vertragserstellung<br />

• Vertragsverwaltung<br />

• Vertragsreporting<br />

• Vertragsijberwachung<br />

• Risikomanagement<br />

• EMail Benachrichtigung<br />

• Administrative und legale Sicht<br />

• Budget- und Kostenkontrolle<br />

• Schnellerfassung pro Vertragstyp<br />

• Stammdatenijbernahme/-Abgleich<br />

• Alle Vertragstypen<br />

• Import und Export/SAP-Link<br />

• Stammdatenverwaltung<br />

• Word-Integration<br />

• Server/Browser Anwendung<br />

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symfact AG<br />

Bonkstr. 4 • CH-8610 Uster ^—7 7—T<br />

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561


Controller magazin 6/02 - Brigitta Stein<br />

GESCHÄFTSPROZESSE<br />

MODELLIEREN<br />

von Brigitta Stein, Leipzig<br />

Brigitta Stein, Leiterin Unternehmenscontrolling<br />

bei <strong>de</strong>n Leipziger Verkehrsbetrieben<br />

Geschäftsprozesse zu mo<strong>de</strong>llieren ist ftir<br />

viele Unternehmen heute ein dringen<strong>de</strong>s<br />

Anliegen. Schließlich benötigen sie ein<strong>de</strong>utig<br />

<strong>de</strong>finierte Geschäftsprozesse, um<br />

<strong>de</strong>n Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen (DIN ISO-<br />

Zertifizierung und EFQM-Selbstbewertung)<br />

stand zu halten bzw. diese<br />

zu erfüllen.<br />

1. Voraussetzungen<br />

Dazu ist ARIS als Software ein wesentliches<br />

Hilfsmittel, aber ehe man sich dafür<br />

entschei<strong>de</strong>t, sollte man auch an<strong>de</strong>re<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r Abbildungen für das<br />

Unternehmen prüfen. So lassen sich<br />

Geschäftsprozesse auch sehr gut mft<br />

SYCAT abbil<strong>de</strong>n. le<strong>de</strong>s Unternehmen<br />

muss für sich entschei<strong>de</strong>n, welche Mo<strong>de</strong>ll<br />

es bevorzugt. Zum an<strong>de</strong>ren sollte<br />

diese Entscheidung für einen längeren<br />

Zeitraum getroffen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn erst<br />

wenn verschie<strong>de</strong>ne Geschäftsprozessmo<strong>de</strong>lle<br />

über Zeiträume miteinan<strong>de</strong>r<br />

verglichen wer<strong>de</strong>n, kann man <strong>de</strong>n Rationalisierungseffekt<br />

<strong>de</strong>utlich machen.<br />

Mit ARIS hat man die Möglichkeit,<br />

Geschäftsprozesse auf die vorhan<strong>de</strong>ne<br />

SAP-Welt abzustimmen und kann so<br />

verschie<strong>de</strong>ne Daten und Informationen<br />

gleichzeitig nutzen.<br />

Ziele und Möglichkeiten von ARIS: Die<br />

ARIS-Analyse unterstützt die qualitative<br />

Be- und Auswertung <strong>de</strong>r Prozesse, die<br />

mit ARIS mo<strong>de</strong>lliert wer<strong>de</strong>n. Die Erstellung<br />

von Prozesskennzahlen wird möglich,<br />

wenn alle notwendigen Daten erfasst<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Darstellung <strong>de</strong>r Liefer- und<br />

I^istungsbeziehungen eines Unternehmens<br />

mit Hilfe von Prozessen entspricht<br />

<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Entwicklung <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

und Loslösung von <strong>de</strong>r<br />

hierarchiegeprägten Organisation.<br />

Ziele <strong>de</strong>s hier anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n strategischen<br />

Prozessmanagementes: Messbarkeit,<br />

Übertragbarkeit, Vergleichbarkeit,<br />

Bewertbarkeit.<br />

Voraussetzungen dafür sind: Standar<br />

disierte, konsolidierte Prozesse, standardisierte<br />

Metho<strong>de</strong>n und Visualisierung <strong>de</strong>r<br />

Ziele, Prozesse und Ergebnisse. Die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

sind einfache Handhabung,<br />

durchgängiges Unternehmensmo<strong>de</strong>ll,<br />

einheitliche Prozessdarstellung, umfassen<strong>de</strong>r<br />

Gestaltungsansatz, ganzheidiche<br />

Prozessbetrachtung und integrierter<br />

Metho<strong>de</strong>neinsatz.<br />

Mit <strong>de</strong>n beschriebenen Geschäftsprozessen<br />

betrachten wir <strong>de</strong>n Ablauf eines<br />

für die Wertschöpfung <strong>de</strong>r Organisation<br />

wichtigen Prozesses von seiner Entstehung<br />

bis zu seiner Beendigung.<br />

Um Prozesse in einem Unternehmen zu<br />

mo<strong>de</strong>llieren, müssen erst einmal die<br />

Geschäftsprozesse <strong>de</strong>s Unternehmens in<br />

Kernprozesse, Führungs- und Unterstützungsprozesse<br />

geglie<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

Führungsprozesssicht z. B.: Strategieund<br />

Planung; Operatives Führen. Kernprozesssicht:<br />

Produkt und Innovationsmanagement,<br />

Kun<strong>de</strong>nsegmentmanagement;<br />

Preismanagement, Regulierungsmanagement;<br />

Unternehmenskommunikation;<br />

Planung, Aufbau Produktionsinfrastruktur,<br />

Betrieb Produktionsinfrastruktur,<br />

Akquisition, Fakturierung,<br />

Service, Markterschließung. Unterstützungsprozesssicht:<br />

Personalmanagement,<br />

Internes Berichtswesen,<br />

Externes Berichtswesen, Finanzen, Immobilien,<br />

Informationstechnik, Einkauf.<br />

Wenn die Kernprozesse ftir ein Unternehmen<br />

<strong>de</strong>finiert sind, ist es weiterhin notwendig,<br />

diese in Wertschöpfungskettendiagrammen<br />

aufzuzeigen. Die Prozesssicht<br />

soll außer<strong>de</strong>m dazu dienen, die wertschöpfen<strong>de</strong>n<br />

Prozesse zu rationalisieren.<br />

Das soll aber nicht heißen, dass die an<strong>de</strong>ren<br />

Prozesse nicht genau so wichtig sind,<br />

was rationelles Arbeiten angeht. Gera<strong>de</strong><br />

in diesen Prozessen sind heute große Reserven<br />

versteckt, weil unsere Wirtschaft<br />

sich in <strong>de</strong>n letzten )ahren hauptsächlich<br />

<strong>de</strong>r Rationalisierung <strong>de</strong>r Kernprozesse<br />

zugewandt hat. Hier gilt es aufzuholen<br />

und die Schnittstellen zwischen <strong>de</strong>n Prozessen<br />

effektiver zu gestalten.<br />

2. Ausgangssituation<br />

Folgen<strong>de</strong> Auslöser sind im Unternehmen<br />

möglich, warum es wie<strong>de</strong>rholt zu<br />

Prozessmo<strong>de</strong>llierungen kommt:<br />

• Mangeln<strong>de</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

aufgrund unzureichen<strong>de</strong>r Prozessqualität<br />

und -effizienz;<br />

• Zersplitterte Prozesslandschaft, keine<br />

einheitliche Prozessmo<strong>de</strong>llierung;<br />

• Ten<strong>de</strong>nz zum Auseinan<strong>de</strong>rdriften <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens (häufig bei Mutter-<br />

Tochter-Unternehmen);<br />

• Bisherige Prozesse wur<strong>de</strong>n nur oberflächlich<br />

analysiert und nicht bis in<br />

alle Ebenen umgesetzt;<br />

• Zahlreiche Legacy-Systeme und<br />

mangeln<strong>de</strong>r eBusiness-Einsatz;<br />

• Viele Un<strong>de</strong>finierte Prozessschnittstellen;<br />

• Struktureller Umbau <strong>de</strong>r Firma<br />

dominiert zuweilen prozessuale<br />

Verän<strong>de</strong>rungen;<br />

562


Controller magazin 6/02<br />

• Schnelligkeit <strong>de</strong>s Umbaus lässt Abstimmung<br />

<strong>de</strong>s Prozesses nicht zu;<br />

• Prozessmanagement zu geschäftlichen<br />

Zielen muss hergestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ergebnis: Prozessmanagement muss<br />

zum umfassen<strong>de</strong>n Führungsinstrument<br />

für das Unternehmen wer<strong>de</strong>n, um die<br />

Effekte <strong>de</strong>r Prozessmo<strong>de</strong>llierung auch<br />

wirklich zu nutzen.<br />

Hier ist also <strong>de</strong>utlicher Handlungsbedarf<br />

zur Steigerung <strong>de</strong>r Wettbewerbsfähigkeit<br />

gegeben. Ziele;<br />

• Eine durchgängige Optimierung <strong>de</strong>r<br />

Wertschöpfungskette wird möglich;<br />

• Erstklassige Leistungsprozesse fürdie<br />

Kun<strong>de</strong>nbedienung wer<strong>de</strong>n gestaltet;<br />

• Leistungsfähige Führungs- und Unterstützungsprozesse<br />

wer<strong>de</strong>n kreiert;<br />

• ein i<strong>de</strong>ntisches Prozessmo<strong>de</strong>ll existiert<br />

im gesamten Unternehmen<br />

(Konzern);<br />

• Einheitliche Metho<strong>de</strong>n zur Prozessgestaltung<br />

wer<strong>de</strong>n angewandt;<br />

• Ein flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s Benchmarking<br />

wird damit im Unternehmen möglich;<br />

• Ein massiver Einsatz von eBusiness<br />

wird aufgrund <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsprozesse möglich.<br />

3. Herangehensweise<br />

Wenn sich ein Unternehmen zur Prozessmo<strong>de</strong>llierung<br />

entschließt und die Kernprozesse<br />

<strong>de</strong>finiert sind, ist <strong>de</strong>r erste Schritt<br />

zur Prozessmo<strong>de</strong>llierung getan. Für die<br />

Prozessmo<strong>de</strong>llierung ist es weiterhin erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

für je<strong>de</strong>n Prozess einen<br />

Prozessverantwortlichen zu benennen.<br />

Dieser leitet dann die Prozessmo<strong>de</strong>llierung<br />

und kümmert sich im Rahmen<br />

einer zu bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Arbeitsgruppe<br />

um die Mo<strong>de</strong>llierung. Da die Prozesse in<br />

<strong>de</strong>n meisten Fällen sehr umfangreich<br />

sind, ist es nicht möglich, solche Prozesse<br />

allein abzubil<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn es ist immer<br />

ein Team dafür erfor<strong>de</strong>rlich. Außer<strong>de</strong>m<br />

sollen die Prozesse Akzeptanz im<br />

Team haben; dazu ist es zweckmäßig, sie<br />

gemeinsam zu erarbeiten und abzustimmen.<br />

Im weiteren ist es wichtig, dass sich<br />

natürlich auch die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Prozessverantwortlichen untereinan<strong>de</strong>r<br />

abstimmen und die Schnittstellen zwischen<br />

<strong>de</strong>n Prozessen besprechen.<br />

Im ersten Prozessmo<strong>de</strong>ll sollte auch <strong>de</strong>finiert<br />

wer<strong>de</strong>n, welche Bereiche (nach Hierarchien<br />

organisiert) für welche Prozesse<br />

Kernprozess 1<br />

Strategie und Planung<br />

Teilprozess<br />

1<br />

Strategische<br />

Informatione<br />

n<br />

Analysieren<br />

Teilprozess<br />

2<br />

Informatione<br />

n<br />

bewerten<br />

Teilprozess<br />

3<br />

Strategische<br />

Alternativen<br />

entwickeln<br />

und<br />

Teilprozess<br />

4<br />

Strategische<br />

Ziele und<br />

Teilprozess<br />

5<br />

Steuerung<br />

und<br />

Monitoring<br />

<strong>de</strong>r<br />

Umsetzung<br />

Maßnahme<br />

n<br />

Beteiligte<br />

Hierarchien<br />

bewerten Ableiten<br />

Leitung/Strategie D D D D D<br />

Leitung <strong>de</strong>r Firma M E 1<br />

Alle Einheiten <strong>de</strong>r M M M 1 1<br />

Firma<br />

Finanzen/Controlling D M M<br />

einmal verantwortlich (Prozessverantwortliche)<br />

sind und für welche Prozesse<br />

sie Mitwirkungs-, Entscheidungs-,<br />

Zustimmungs-, Durchführungs- o<strong>de</strong>r Informationskompetenz<br />

haben. Dies<br />

sollte im Rahmen von Wertschöpfungskettendiagrammen<br />

<strong>de</strong>r Ebene 1 abgebil<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. Mit dieser Art und Weise lassen<br />

sich schon erste Definitionen treffen.<br />

Beispiel für die Anwendung von 1, M, Z,<br />

E, D-Co<strong>de</strong><br />

I<br />

Information<br />

Wird vom Entschei<strong>de</strong>r bzw. Durchführen<strong>de</strong>n/Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n,<br />

ohne Auffor<strong>de</strong>rung<br />

informiert<br />

M Mitwirkung<br />

Beratung <strong>de</strong>s Entschei<strong>de</strong>rs bzw. Durchführen<strong>de</strong>n/Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n,<br />

Mitarbeit bei<br />

<strong>de</strong>r Durchführung/Erarbeitung<br />

Z Zustimmung<br />

Muss zustimmen, damit die Entscheidung<br />

wirksam wird (Entscheidungsvorbehalt)<br />

Vorgehensweise im Unternehmen<br />

1. Bestimmung <strong>de</strong>r Kernprozesse Ebene 0<br />

E Entscheidung<br />

Definitive Fes<strong>de</strong>gung / Bestätigung eines<br />

Sachverhaltes bzw. Auswahl zwischen<br />

min<strong>de</strong>stens 2 Varianten/Optionen<br />

D Durchführung<br />

Fe<strong>de</strong>rführung für richtiges und rechtzeitiges<br />

Han<strong>de</strong>ln (o<strong>de</strong>r Beauftragung<br />

Dritter)<br />

Diese Wertschöpfungskettendiagramme<br />

(WKD) auf <strong>de</strong>r Ebene 1 sind eine wesentliche<br />

Hilfe für die Zuordnung <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Prozessverantwortlichen und die<br />

Bildung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppen. Im Überblick<br />

über mehrere <strong>de</strong>rart dargestellte<br />

Kernprozesse wer<strong>de</strong>n schnell Schnittstellen<br />

und <strong>de</strong>r notwendige Abstimmungsbedarf<br />

<strong>de</strong>utlich.<br />

Beispiel siehe Abbildung oben.<br />

Hier ist erst einmal dargestellt, wie im<br />

gesamten Unternehmen vorgegangen<br />

wird.<br />

2. Bestimmung <strong>de</strong>r Ebene 1 mit Hilfe von WKD<br />

3. Festlegung <strong>de</strong>r Prozessverantwordichen<br />

4. Bildung <strong>de</strong>r Prozessmo<strong>de</strong>llierungsteams<br />

5. Festlegung eines Zeitplanes<br />

6. Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>r Ist-Prozesse<br />

7. Auswertung <strong>de</strong>r Ist-Prozesse<br />

8. Erstellung <strong>de</strong>r Maßnahmen und<br />

Verbesserungsliste<br />

9. Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>r Soll-Prozesse<br />

10. Diskussion <strong>de</strong>r Soll-Prozesse mit allen<br />

Beteiligten<br />

11. Abstimmung <strong>de</strong>r Schnittstellen <strong>de</strong>r<br />

Sollprozesse<br />

12. Einführung <strong>de</strong>r Sollprozesse im<br />

Unternehmen<br />

Wer?<br />

Geschäftsführung, Strategieteam<br />

Geschäftsführung, Strategieteam<br />

Geschäftsführung<br />

Prozessverantwortliche<br />

Geschäftsführung<br />

Prozessverantwortliche<br />

Prozessverantwortliche -i- GF<br />

Prozessverantwortliche<br />

Prozessverantwortliche<br />

Prozessverantwortliche<br />

Prozessverantwortliche<br />

Geschäftsführung<br />

563


Controller magazin 6/02 - Brigitta Stein<br />

Hier ist erst einmal dargestellt, wie im<br />

gesamten Unternehmen vorgegangen<br />

wird. Je<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llierungsteam muss sich<br />

sein eigenes Vorgehen erarbeiten. Dazu<br />

folgen<strong>de</strong>r Vorschlag:<br />

Vorgehensweise im<br />

Prozessmo<strong>de</strong>llierungsteam<br />

1. Diskussion <strong>de</strong>r bereichsinternen Prozesse;<br />

2. Festlegung <strong>de</strong>r Prozesse (z. B. Controlling<br />

intern);<br />

3. Ebenen <strong>de</strong>r unterschiedlichen Prozesse<br />

<strong>de</strong>finieren, z. B. 1.- 3. o<strong>de</strong>r 4. Ebene;<br />

4. Detaillierungsgrad mit an<strong>de</strong>ren<br />

Teams abstimmen;<br />

5. Schnittstellen abstimmen;<br />

6. Durchführungsprozesse zuerst mo<strong>de</strong>llieren:<br />

Voraussetzungen für Arbeit<br />

mit eEPK's (Ereignisgesteuerte Prozessketten):<br />

a) Abfolge <strong>de</strong>r Funktionen muss geklärt<br />

sein;<br />

b) Wer macht es? Organisationseinheit<br />

o<strong>de</strong>r Funktionsbezeichnung;<br />

c) Welche IV-Systeme wer<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>t?<br />

Z. B. Exceltabelle xy, SAP-<br />

Ausdruck zx 0. ä.;<br />

d) Formulare und Formblätter müssen<br />

genannt wer<strong>de</strong>n;<br />

e) Definitionen bestimmter Begriffe<br />

müssen in Datenbanken abgelegt<br />

wer<strong>de</strong>n;<br />

f) Begriffe müssen mit allen Bereichen,<br />

die ARIS zur Mo<strong>de</strong>llierung nutzen,<br />

gleich angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n;<br />

7. Mitwirkungs- und an<strong>de</strong>re Prozesse<br />

abstimmen;<br />

8. Prozesse mit Prozesskennzahlen festlegen<br />

und Daten möglichst parallel<br />

zur Prozessmo<strong>de</strong>llierung ermitteln;<br />

9. Prozessmo<strong>de</strong>ll erstellen (Istzustand);<br />

10. Maßnahmenliste ermitteln;<br />

11. Soll-Prozess mo<strong>de</strong>llieren unter Beachtung<br />

<strong>de</strong>r Maßnahmenliste;<br />

12. Diskussion <strong>de</strong>r Soll-Prozesse im eigenen<br />

Team.<br />

Einbindung von mitgelten<strong>de</strong>n Unterlagen<br />

(Link zum Dokumentensystem);<br />

Bessere Zuordnung von Funktionen<br />

zu Organisationseinheiten;<br />

Schnittstelle zu Workflowsystemen;<br />

Multi User Betrieb;<br />

Prozesskostenmanagement<br />

möglich;<br />

Symboltyp<br />

Ereignis<br />

Iviaßnahmen<br />

abstimmen<br />

0<br />

ARIS-<br />

ARIS-<br />

Objekttyp<br />

Ereignis<br />

Funktion<br />

Verbindungselemente<br />

wird<br />

• Prozesse lassen sich simulieren.<br />

4.2 Folgen<strong>de</strong> Elemente für die Prozessarchitektur<br />

wer<strong>de</strong>n benötigt:<br />

Es empfiehlt sich, <strong>de</strong>n Kreis <strong>de</strong>r möglichen<br />

Symbole für das Unternehmen einzuschränken,<br />

das erhöht die Überschaubarkeit.<br />

Hier eine Auswahl:<br />

Nutzung laut Firmenfestlegung<br />

BethebswirtschaftlichrelevanterZustand<br />

eines Prozessgegenstan<strong>de</strong>s, durch <strong>de</strong>n<br />

eine Tätigkeit ausgelöst wird, bzw. eine<br />

Tätigkeit eintritt bzw. <strong>de</strong>r Ergebnis eines<br />

Prozesses ist.<br />

Tätigkeit <strong>de</strong>r Ebene 2<br />

Die drei Symbole dienen alle<br />

<strong>de</strong>r Verknüpfung von Prozessen<br />

mit „und", „o<strong>de</strong>r" und „und/o<strong>de</strong>r".<br />

Planungs handbuch Fachbegriff Prozessgegenstand( Input/Output<br />

Infonnationsobjekt<br />

Prczessschnittst^llf<br />

Abteilung \<br />

Controlling •/<br />

Funktion<br />

Organisationseinheit<br />

Verzweigung aus / in einen an<strong>de</strong>ren<br />

Teilprozess<br />

Hier Abteilung Controlling<br />

4. DarstellungsweJse <strong>de</strong>r Prozesse<br />

in ARIS<br />

Ressortleiter<br />

Personentyp<br />

Rolle einer Person, z.B.<br />

Produktmanager, Ressortleiter<br />

4.1 Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n ARIS-Einsatz<br />

• Beschluss <strong>de</strong>r Geschäftsführung zur<br />

Darstellung in ARIS;<br />

• Durchgängige Prozessdarstellung<br />

vom Unternehmensprozess bis zur<br />

MS-Office<br />

Typ Anwendungs-<br />

System<br />

IV-System<br />

Arbeitsunterlage;<br />

• Einheitliche Darstellung im Unternehmen<br />

(Schnittstellenbeschreibung);<br />

• Beschreibungstiefe variabel;<br />

• Papieriose Dokumentation über ARIS-<br />

Datei<br />

Medium<br />

Medium, auf <strong>de</strong>m die Information<br />

gehalten wird<br />

Weblink;<br />

564


Controller magazin 6/02<br />

4.3 Begriffe aus ARIS<br />

Wertschöpfungskette<br />

(WKD): Die WKD stellt die<br />

abstrakteste und allgemeinste<br />

Sichtweise eines<br />

Prozesses dar Je<strong>de</strong>r Teilprozess<br />

wird durch ein<br />

Wertschöpfungskettenelement<br />

abgebil<strong>de</strong>t.<br />

"Produkt- und Innovationsmanagement"<br />

Ilnformations' ionX ftodulai<strong>de</strong>enV A Produkt- \ 1 Produkt- \ A Produkt- \ 1 Produkt- \<br />

sammluni<br />

ung/ / - / /einfilhrun / /realisierug/ ^onltorin / Janagemenj<br />

Funktionszuordnungsdiagramm<br />

(FZD): Im FZD<br />

ist <strong>de</strong>r jeweilige Teilprozess<br />

automatisch als<br />

Funktion (und nicht als<br />

Wertschöpfungskettenelement)<br />

dargestellt. In<br />

ihm wer<strong>de</strong>n die maßgeblichen<br />

Inputs und Outputs<br />

als Fachbegriffe mo<strong>de</strong>lliert.<br />

Je<strong>de</strong>r Fachbegriff wird <strong>de</strong>finiert,<br />

um eine einheitliche Terminologie zu ermöglichen.<br />

Gleichzeitig können in diesem<br />

Mo<strong>de</strong>ll mitgelten<strong>de</strong> Unteriagen, IV-Anwendungen<br />

und weitere Informationsobjekte<br />

<strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n, die für die beschriebene<br />

Tätigkeit relevant sind.<br />

Erweiterte Ereignisgesteuerte Prozesskette<br />

(eEPK): Mit Hilfe <strong>de</strong>r eEPK wer<strong>de</strong>n<br />

die Prozesse <strong>de</strong>tailliert bzw. aus <strong>de</strong>r<br />

Steuerungssicht heraus dargestellt. Sie<br />

zeigt <strong>de</strong>n Prozess als logische und zeitliche<br />

Abfolge von Ereignissen und Funktionen.<br />

Je<strong>de</strong> eEPK beginnt mit einem auslösen<strong>de</strong>n<br />

Ereignis und en<strong>de</strong>t mit einem abschließen<strong>de</strong>n<br />

Ereignis. Je<strong>de</strong>s Ereignis löst<br />

also eine o<strong>de</strong>r mehrere Funktionen aus.<br />

Hinterlegung: Hinter <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen o<strong>de</strong>r<br />

Objekten befin<strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>taillierte Hinterlegungen<br />

und /o<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>ne Dokumente.<br />

Diese hinteriegten Elemente<br />

wer<strong>de</strong>n durch ein kleines Symbol an <strong>de</strong>r<br />

rechten unteren Ecke bzw. durch Schriftzüge<br />

am Objekt kenntlich gemacht. Um<br />

diese Elemente zu öffnen, klickt man auf<br />

die entsprechen<strong>de</strong> Wertschöphtngskette/<br />

Funktion (rechte Maustaste). Hierdurch<br />

wird ein Fenster geöffnet, in <strong>de</strong>m man die<br />

entsprechen<strong>de</strong> Hinterlegung und ggf. eingebun<strong>de</strong>ne<br />

Dokumente auswählen kann.<br />

Objekt/Objektattribut: Objekte in <strong>de</strong>n<br />

ARIS-Mo<strong>de</strong>llen sind, vereinfacht ausgedrückt,<br />

alle grafischen Symbole <strong>de</strong>r<br />

Prozessbeschreibung, z. B. Funktionen,<br />

Ebene 1:<br />

Funktions-<br />

zuordnungs-<br />

diagramm<br />

OrgE, IV-Anwendungen, Fachbegriffe. In<br />

<strong>de</strong>n Objektattributen ist, sofern sie eingepflegt<br />

wur<strong>de</strong>, eine <strong>de</strong>taillierte Beschreibung/Definition<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Objektes<br />

enthalten. Die Attribute erreicht man<br />

durch Anklicken <strong>de</strong>s Objektes mit <strong>de</strong>r<br />

linken Maustaste.<br />

4.4 Beispiele von ARIS-Mo<strong>de</strong>llierungen<br />

Alle Kern-Prozesse sind auf <strong>de</strong>r Ebene<br />

von WKD's abzubil<strong>de</strong>n. Damit wird gleichzeitig<br />

<strong>de</strong>utlich, wie viele Prozesse <strong>de</strong>r<br />

Ebene 1 vorhan<strong>de</strong>n sind. Außer<strong>de</strong>m ist<br />

es auf dieser Basis möglich, die Informations-,<br />

Mitwirkungs-, Zustimmungs-,<br />

Entscheidungs- und Durchführungs-<br />

Ebene 2: erweiterte<br />

Prozesskette<br />

(eEPK)<br />

Ereignisgesteuerte<br />

Produktreal isierung"<br />

(Mo<strong>de</strong>lltyp: EPK;<br />

565


Controller magazin 6/02 - Brigitta Stein<br />

stellen für die einzelnen Prozesse anzugeben.<br />

So erhalten alle Beteiligten rechtzeitig<br />

einen Überblick über ihre Pflichten<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Prozessmo<strong>de</strong>llierung.<br />

üm bereits auf dieser Stufe Input- und<br />

Output-Beziehungen für Funktionen<br />

darzustellen, eignet sich das FZD hervorragend.<br />

Die w?esentliche Darstellung aller Prozesse<br />

fin<strong>de</strong>t ab <strong>de</strong>r Ebene 2 mit <strong>de</strong>n eEPK's<br />

statt. Damit wird <strong>de</strong>utlich, welche Ereignisse<br />

bestimmte Funktionen im Geschäftsprozess<br />

auslösen und durch<br />

welche Ereignisse diese Funktionen angeschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

5. Mo<strong>de</strong>llierung durch Controlling<br />

Bis jetzt haben wir uns nur mit <strong>de</strong>r gesamten<br />

Geschäftsprozessmo<strong>de</strong>llierung<br />

im Unternehmen beschäftigt. Für <strong>de</strong>n<br />

Controller ist es wichtig zu wissen, welche<br />

Prozesse in seinen Mo<strong>de</strong>llierungsspielraum<br />

fallen (siehe Abb. unten).<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

04 31 39 L A<br />

6. Erstellung eines Prozesspasses<br />

zur Absicherung <strong>de</strong>r Qualität<br />

Außer<strong>de</strong>m sollte, um alle Prozesse miteinan<strong>de</strong>r<br />

abzustimmen und gleich zu<br />

bewerten, ein Prozesspass erstellt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies entspricht einer Zertifizierung<br />

<strong>de</strong>r Prozesse.<br />

Gegenstand und Ziele <strong>de</strong>s Prozess-<br />

Passes: Der Prozesspass ist als Verfahren<br />

zur Sicherung <strong>de</strong>r Konsistenz aller<br />

prozess- und säulenübergreifen<strong>de</strong>n Aktivitäten,<br />

d. h. <strong>de</strong>r Liefer- und Leistungsbeziehungen<br />

durch Service-Level-Agreements,<br />

beschlossen.<br />

Ziele:<br />

1. Voraussetzung für Kostensenkung<br />

sowie Qualitätssteigerung durch das<br />

Prozessmanagement schaffen;<br />

2. Liefer- und Leistungsbeziehungen<br />

im Konzern strukturieren;<br />

3. einheitliche und anerkannte<br />

Kommunikationsstandards durchsetzen.<br />

Mit <strong>de</strong>m Prozesspass wer<strong>de</strong>n die gleichen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an je<strong>de</strong>n Prozess<br />

gestellt. Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n daraus für<br />

die jeweiligen Prozessverantwortlichen<br />

die Zielvereinbarungen abgeleitet.<br />

Die einzelnen Kriterien wer<strong>de</strong>n in „Kann"-<br />

und „Muss"-Kriterien unterschie<strong>de</strong>n. Sollte<br />

ein „Muss-Kriterium" nicht erfüllt sein,<br />

so ist <strong>de</strong>r gesamte Prozess nicht erfolgreich<br />

mo<strong>de</strong>lliert wor<strong>de</strong>n. Die Zielerreichung<br />

bei einer Ampelfunktion<br />

wür<strong>de</strong> noch „rot" ausweisen.<br />

Sind alle „Muss-Kriterien" erfüllt, so weist<br />

die Ampel „gelb" aus und wenn alle<br />

„Muss"- und „Kann-Kriterien" erfüllt sind,<br />

so zeigt die Ampel „grün" und das Ziel<br />

wur<strong>de</strong> übererfüllt.<br />

Mit einem solchen Prozesspass lässt sich<br />

auf Basis <strong>de</strong>r Service-Level-Agreements<br />

die EFQM-Bewertung eines Unternehmens<br />

gut vorbereiten, bzw. damit ist man<br />

bereits auf <strong>de</strong>m Weg zu einer erfolgreichen<br />

EFQM-Bewertung.<br />

Was stellt nun ein solches Service-Level-<br />

Agreement (SLA) dar? (Siehe Abb. rechts)<br />

Beschreibung zum „Baum":<br />

*a Verfügbarkeit von Zugang zu /<br />

Nutzung von angebotenen Leistungen<br />

*b Qualität <strong>de</strong>r angebotenen Leistung<br />

*c Garantiert verfügbarer Nutzungs-Level<br />

<strong>de</strong>r angebotenen Leistungen<br />

Folgen<strong>de</strong> Prozesse sind durch das<br />

Controlling<br />

in Abstimmung mit <strong>de</strong>r Fachseite zu<br />

mo<strong>de</strong>llieren:<br />

Bei Durchführung Unterstützung<br />

1. Mittelfristplanung durchführen<br />

2. Budgetplanung durchführen<br />

3. Internes Berichtswesen erarbeiten<br />

4. Externes Berichtswesen erarbeiten<br />

5. Interne Verrechnungen aufstellen<br />

6. Kennzahlen festlegen<br />

7. Maßnahmenmonitoring durchführen<br />

8. Kalkulationsgrundsätze bereitstellen<br />

9. Kalkulationen, Vor- und Nachkalkulationen erstellen<br />

10. Kostenträger anlegen<br />

11. Kontlerungsanfragen bearbeiten<br />

12. Betriebswirtschaftliche Anfragen bearbeiten<br />

13. Wirtschaftlichkeitsrechnungen durchführen<br />

14. Controllinginstrumente bereitstellen<br />

15. Steuerungsmaßnahmen erarbeiten<br />

566<br />

verantwortlich:<br />

Controlling<br />

Controlling<br />

Controlling<br />

Controlling<br />

Controlling<br />

Controlling<br />

Controlling<br />

Controlling<br />

Fachseite<br />

Controlling<br />

Controlling<br />

Controlling<br />

Fachseite<br />

Controlling<br />

Controlling<br />

durch:<br />

Fachseite<br />

Fachseite<br />

Fachseite<br />

Management<br />

Management<br />

Fachseite<br />

Controlling<br />

Controlling<br />

Management


Controller magazin 6/02<br />

Iverfügbarkeit'a<br />

Zuverlässigkeit *b<br />

Ausfallsicherheit<br />

Nutzuno *c<br />

[operativ<br />

Leistuno *d<br />

|Allgemeine<br />

Leistungsparameter<br />

Ifinanziell *e<br />

qualitativ *f<br />

(Zufrie<strong>de</strong>nheit)<br />

SLA<br />

Behandlung<br />

von<br />

Abweichungen<br />

obere /<br />

untere<br />

Grenzen<br />

für Leistungsparameter<br />

* g<br />

Sanktionen/<br />

Belohnungen *h<br />

Organisatorische<br />

Schnittstellen *i<br />

[Messung<br />

I Metho<strong>de</strong> -j<br />

IVerantwortlicher'kl<br />

IVenA>altuna<br />

Berictite /<br />

Dokumentation 'I<br />

Prozesse/<br />

Abläufe * m<br />

*d Erbringung <strong>de</strong>finierter Aufgaben /<br />

Tätigkeiten im Rahmen <strong>de</strong>r vereinbarten<br />

Konditionen<br />

*e Finanzielles Ergebnis <strong>de</strong>r Aktivitäten<br />

(Kostensenkung, Produktivitätssteigerung)<br />

*f Resultate von LJmfragen mit Top-<br />

Management, Anwen<strong>de</strong>rn<br />

*g Bandbreite <strong>de</strong>s vorgeschriebenen<br />

Leistungsniveaus; Definition <strong>de</strong>r zulässigen<br />

Abweichungen<br />

*h Konsequenzen bei Abweichungen<br />

vom vorgeschriebenen Leistungsniveau<br />

*i Beschreibung <strong>de</strong>s Schnittstellenmanagementes<br />

(Häufigkeit, Beteiligte)<br />

zwischen Anbieter und Kun<strong>de</strong>n<br />

*j Messmetho<strong>de</strong> für Leistungsparameter<br />

*k Verantwortlich für die Messung <strong>de</strong>r<br />

Leistungsparameter<br />

*1 Definition <strong>de</strong>r notwendigen Informationen<br />

und <strong>de</strong>s Formats eines<br />

Performanceberichtes für die Bewertung<br />

<strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>s SLA, Häufigkeit <strong>de</strong>r<br />

Berichte<br />

*m Kooperations- und Konflikdösungsprozesse<br />

7. Praktisches Vorgehen / Schlussfolgerungen<br />

Wichtig ist, wenn man eine Prozessmo<strong>de</strong>llierung<br />

in seinem Unternehmen<br />

umsetzen will, dass man über eine gut<br />

funktionieren<strong>de</strong> Arbeitsgruppe zur<br />

Prozessgestaltung verfügt. Damit sind<br />

Absrimmungen zwischen allen Teams genauso<br />

gemeint, wie im eigenen Prozessmo<strong>de</strong>llierungsteam.<br />

Um Prozesse zu analysieren,<br />

ist es notwendig, mit vielen Mitarbeitern<br />

zu sprechen, die im Moment<br />

diese Prozesse leben und zu erfassen,<br />

welches Verbesserungspotential vorhan<strong>de</strong>n<br />

ist. Zweckmäßig ist, dass kleine<br />

Teams gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, möglichst mit<br />

Insi<strong>de</strong>rn besetzt, um so schneller kann<br />

man Ergebnisse auhA^eisen. Dabei aber<br />

nie die Diskussion mit <strong>de</strong>m gesamten<br />

Team und <strong>de</strong>m Management vergessen,<br />

dies ist beson<strong>de</strong>rs wichrig, wenn Soll-<br />

Prozesse mo<strong>de</strong>lliert wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit Erfolg wer<strong>de</strong>n Sie eine Prozessmo<strong>de</strong>llierung<br />

durchführen, wenn Sie diese<br />

Hinweise beachten und danach leben.<br />

Sicher können Sie am En<strong>de</strong> Ihrer<br />

Mo<strong>de</strong>llierungsphase noch mal einige<br />

Ratschläge hinzufügen.<br />

•<br />

567


Controller magazin 6/02 - Michael Pra<strong>de</strong>l<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

33 34 39 S A K<br />

CONTROLLING BEI FLUGHÄFEN<br />

mit Hilfe einer prozessorientierten Kostenund<br />

Leistungsrechnung<br />

von Michael Pra<strong>de</strong>l, Hamburg<br />

Ausgangslage und Zielsetzung<br />

Die Situation <strong>de</strong>r Flughäfen ist einerseits<br />

gekennzeichnet durch ein starkes Marktwachstum<br />

in einem zunehmend wettbewerbsorientierten<br />

Markt. Diesem dynamischen<br />

Umfeld stehen Unternehmensstrukturen<br />

gegenüber, die doch<br />

sehr durch die Zugehörigkeit zum öffentlichen<br />

Sektor geprägt sind. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

fehlen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r doch in vielen Fällen zumin<strong>de</strong>st<br />

nur rudimentär entwickelte<br />

Steuerungsinstrumente kennzeichnen<br />

die <strong>de</strong>fizitäre Struktur <strong>de</strong>r Flughäfen. Dies<br />

gilt insbeson<strong>de</strong>re für die Kosten- und<br />

Leistungsrechnung, <strong>de</strong>ren Elemente in<br />

vielen Fällen auf Kostenarten-und Kostenstellenstrukturen<br />

beschränkt sind. In einigen<br />

Fällen liegen noch nicht einmal<br />

diese Strukturelemente vor<br />

Flughäfen bieten unterschiedlichste<br />

Dienstleistungen an, <strong>de</strong>ren Erfolgsbeiträge<br />

so ohne weiteres nicht ersichtlich<br />

sind. Um unternehmerisches Han<strong>de</strong>ln<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Ergebnisauswirkung<br />

sichtbar zu machen, wird es unbedingt<br />

notwendig, die Output-Sicht in die Betrachtung<br />

einzubeziehen. Neben <strong>de</strong>m<br />

Kerngeschäft <strong>de</strong>r reinen Flugabwicklung<br />

spielen u. a. auch Vermietungen, Verpachtungen<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Serviceleistungen<br />

eine zunehmen<strong>de</strong> Rolle.<br />

Vorgehensmo<strong>de</strong>ll<br />

Die folgen<strong>de</strong>n Ausführungen basieren auf<br />

einem Projekt, <strong>de</strong>ssen Gegenstand die<br />

Einführung einer Kosten- und Leistungs-<br />

Dipl.-Kfm. Michael Pra<strong>de</strong>l,<br />

Pra<strong>de</strong>l Management Consulting,<br />

Mobil: 0174 9485043<br />

Pm.consulting@hamburg.<strong>de</strong><br />

www.pmc-info.<strong>de</strong><br />

rechnung (KLR) bei einem mittelgroßen<br />

Flughafen war. Bedingung war es, die zu<br />

erstellen<strong>de</strong> KLR mit <strong>de</strong>r DATEV-Software<br />

abzubil<strong>de</strong>n. Die folgen<strong>de</strong> Darstellung<br />

zeigt das Vorgehen.<br />

Ziel war es, einen Steuerungsmechanismus<br />

zu fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r eine outputorientierte<br />

Steuerung erlaubt. Dazu wur<strong>de</strong>n im ersten<br />

Ansatz die Steuerungskomponenten<br />

herausgearbeitet. Darauf aufbauend<br />

muste die KLR so entwickelt wer<strong>de</strong>n, dass<br />

eine fundierte Datenbasis entsteht, um<br />

<strong>de</strong>n Steuerungsbedarf zu <strong>de</strong>cken. Bei <strong>de</strong>r<br />

Bildung <strong>de</strong>r Kostenarten wur<strong>de</strong>n die Aufwandskonten<br />

<strong>de</strong>r Finanzbuchhaltung<br />

neu ausgerichtet, so dass sie die Basis für<br />

die im Kostenartencontrolling benötigten<br />

Informationen bil<strong>de</strong>n konnten.<br />

1. Phase 2. Phase<br />

Bildung <strong>de</strong>r Strul


Schaffung von Verantwortungsstrukturen<br />

In einem weiteren Schritt musste die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r Verantwortungsstrukturen<br />

herausgearbeitet wer<strong>de</strong>n, ohne <strong>de</strong>ren<br />

Kenntnis ein Kostenstellencontroliing nur<br />

reine Makulatur ist. Wie in vielen mittelständischen<br />

Betrieben sind hier im Vorfeld<br />

Anpassungen vorzunehmen, die insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Geschäftsleitungsebene<br />

trifft. Zwar lassen sich Organisationsstrukturen<br />

erkennen. Sie wer<strong>de</strong>n in vielen Fällen<br />

aber nicht dazu genutzt, <strong>de</strong>zentrale<br />

Ressourcenverantwortung als Führungsprinzip<br />

zu installieren, wodurch effektives<br />

Kostenstellencontrolling erschwert wird.<br />

Auch in diesem Projekt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich,<br />

dass nicht von Heute auf Mögen eine<br />

Einstellungsän<strong>de</strong>rung zu realisieren ist.<br />

Dennoch lassen sich Schritt für Schritt<br />

mit Hilfe <strong>de</strong>r Controlling-Instrumente Verän<strong>de</strong>rungen<br />

vornehmen. Es wur<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rer<br />

Wert darauf gelegt, mittels Coaching<br />

einen Transfer <strong>de</strong>s Metho<strong>de</strong>n-Knowhow<br />

zu ermöglichen. Damit wur<strong>de</strong> ein<br />

Grundstein zur Verhaltensän<strong>de</strong>rung gelegt.<br />

Die folgen<strong>de</strong> Abbildung ver<strong>de</strong>utlicht<br />

<strong>de</strong>n ganzheitlichen Verän<strong>de</strong>rungsansatz.<br />

Nach Kurt Lewin durchläuft ein System<br />

im Wan<strong>de</strong>l drei Phasen, die er „Unfreezing<br />

- Moving - Refreezing" nennt.<br />

Festgefahrene Strukturen und Verhaltensweisen<br />

müssen aufgebrochen wer<strong>de</strong>n,<br />

um sie neu gestalten zu können<br />

(Phase <strong>de</strong>s „Unfreezing"). Das setzt ein<br />

gewisses Maß an Öffnung voraus, die<br />

sich aber nur erzielen lässt, wenn anfangs<br />

eine gemeinsame Vision vom<br />

Steuerungsprozess entwickelt wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Steuerungsgrößen müssen fokussiert<br />

und in <strong>de</strong>n Controlling-Prozess eingeordnet<br />

wer<strong>de</strong>n. Dabei ist zu vermitteln,<br />

welche Kenntnisse woraus zu schließen<br />

sind und in welchen Organisationsbereichen<br />

mit welchen Größen zu steuern<br />

ist. Erst dann wird es möglich, <strong>de</strong>n<br />

Verän<strong>de</strong>rungsprozess anzugehen<br />

(„Moving"). Aus <strong>de</strong>n Controlling-Fragestellungen<br />

entsteht in <strong>de</strong>n Verantwortungsbereichen<br />

eine Motivation zur Nutzung<br />

<strong>de</strong>r Steuerungsinstrumente. Der<br />

Prozess <strong>de</strong>r Festigung ist so zu verstehen,<br />

dass das Steuerungssystem eine<br />

gewisse Stabilität gewinnt („Freezing").<br />

Es soll damit aber nicht gemeint sein,<br />

dass <strong>de</strong>r erreichte Zustand auf alle Ewigkeit<br />

Gültigkeit hat. Es sollen vielmehr die<br />

Controlling-Prozeduren eingefroren wer<strong>de</strong>n,<br />

d. h. die sich aus <strong>de</strong>r Entscheidung<br />

ableitbaren Fragestellungen sind immer<br />

wie<strong>de</strong>r zu beantworten und auf ihre Informationsquellen<br />

hin zu überprüfen.<br />

Damit besteht Stabilität in Form eines<br />

Regelkreises.<br />

Controller magazin 6/02<br />

Festlegung <strong>de</strong>r Output orientierten<br />

Steuerungsgrößen<br />

Grundlage <strong>de</strong>r Einstellungsän<strong>de</strong>rung ist<br />

die Ergebnisverantwortung, so dass die<br />

Output orientierten Steuerungsgrößen<br />

im ersten Schritt i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Sind die Produkte einmal festgelegt,<br />

können sie mit diesen Verantwortungsstrukturen<br />

verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Beim Flughafenbetrieb han<strong>de</strong>lt es sich<br />

um einen Dienstleister mit einem hohen<br />

Fixkostenblock. Deshalb besteht die Notwendigkeit,<br />

die bestehen<strong>de</strong> Ressourcenbindung<br />

zu hinterfragen. Eine zentrale<br />

Frage lautet: Wie hoch sind die Kosten<br />

<strong>de</strong>r Ressourcenbindung und wofür wer<strong>de</strong>n<br />

diese Ressourcen genutzt? Zur<br />

Transparenzerzeugung lässt sich eine<br />

Auftrags- und Produktrechnung einsetzen.<br />

Wie sich herausstellte, kann mit<br />

einer prozessbezogenen Abbildung <strong>de</strong>s<br />

Leistungsspektrums eine geeignete<br />

Strukturierung <strong>de</strong>r Kosten erfolgen.<br />

Produl(t<strong>de</strong>finition und Kostenträgerbildung<br />

Die outputbezogenen Steuerungsobjekte<br />

wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Kostenrechnung über die<br />

M O V<br />

Metho<strong>de</strong>n Organisation Verhalten Einstellung^<br />

Wissensumfang<br />

über die<br />

Komponenten<br />

<strong>de</strong>r Organisationsentwicklung<br />

Phasenschema: Unfreezing - moving - refreezing<br />

569


Controller magazin 6/02 - Michael Pra<strong>de</strong>l<br />

Geschäftsfelm<br />

Linie<br />

CInarter<br />

Fracht<br />

Kostenträger<br />

Linie<br />

Charter<br />

Fracht<br />

Allg. Luftverliehr Mg. Luftverl


Controller magazin 6/02<br />

DB-Rechnuna<br />

"Linie"<br />

Ist-Erlöse/<br />

Ist-Kosten<br />

Ist-<br />

Bezugsrößen-<br />

Mengen<br />

Plan-Erlöse/<br />

Plan-Kosten<br />

Plan-<br />

Bezugsrößen-<br />

Mengen<br />

Lan<strong>de</strong>gebühr<br />

Lan<strong>de</strong>gebühr variabel<br />

Abstellgebühr<br />

Abf.Geb.Vorfeld<br />

IFR-Geb.<br />

Passagierabfertigung<br />

Abfertigung Früh-Spät<br />

Operations<br />

LFZ-Reinigung<br />

LFZ-Müll<br />

LFZ-Son<strong>de</strong>rmüll<br />

Container/ Catering Verl.<br />

Enteisung<br />

GPU-Pausch.<br />

Zwischensumme Erlöse<br />

./. Einzelkosten<br />

J. Nur für Linienverkehr eingesetzte Geräte<br />

Deckungbeitrag<br />

./.direkte Leistungen:<br />

I<br />

direkte Abrechnung von Kostenstellen:<br />

Operations<br />

Luftsicherheitsmaßnahmen<br />

direkt zurechenbare Auftragskosten:<br />

Flugzeugabfertigung<br />

Catering<br />

GPU<br />

Enteisung LFZ<br />

Luftfahrzeugreinigung<br />

Müllentsorgung-LFZ<br />

Son<strong>de</strong>nnUII<br />

Check-in<br />

Buchungsservice<br />

(Kun<strong>de</strong>nbetreuung)<br />

IDeckungbeitrag<br />

II<br />

./.indirekte Leistungen<br />

Inst. Betriebstechnische /Anlagen<br />

Inst. Flugsicherungsanlagen<br />

Inst. Fahrzeuge u. Geräte<br />

Winterdienst<br />

Platzpflege<br />

Feuerwehr und Rettungsdienst<br />

Kun<strong>de</strong>ninformation<br />

Lost & Found<br />

Deckungbeitrag<br />

III<br />

.1. Verwaltungsgemeinkosten<br />

Deckungbeitrag<br />

IV<br />

571


Controller magazin 6/02 - Michael Pra<strong>de</strong>l<br />

Prinzipskizze Auftrags- und<br />

Kostenträgerabrechnung<br />

KST.: A<br />

KST.: B<br />

KST.: C<br />

. Personallcosten<br />

. Raumkosten<br />

. empfangene innerbetriebL<br />

Leistungen<br />

= monatliche Gesamtkosten 45.300,-<br />

Planleistung (Std.) 756<br />

59,92.-<br />

KST. A: Vorfeldabfertigung<br />

Auftrag I: Flugzeugabfertigung<br />

Auftrag 2: Catering<br />

Auftrag 3: GPU<br />

Auftrag 4: Enteisung<br />

Auftrag 5: Gebäu<strong>de</strong>reinigung<br />

^ Leistungen wer<strong>de</strong>n auf<br />

Aufträge abgerechnet.<br />

Auftrag 1<br />

lAuftrag 2<br />

Auftrag 3'<br />

Auftrag 4<br />

Auftrag 5<br />

Interne<br />

Auftragsverrechnun'g<br />

Leistungen wer<strong>de</strong>n<br />

über Aufträge auf die<br />

Kostenträger gebracht<br />

Kostenträger<br />

Linie<br />

Kostenträger<br />

Charter<br />

Kostenträger<br />

Hallenvermietung;<br />

Auf <strong>de</strong>m Kostenträger sind die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Erlösarten dargestellt, um eine<br />

TVansparenz in die Erlösentwicklung<br />

<strong>de</strong>s Kostenträgers „Linie" zu bekommen.<br />

Diesen Erlösen stehen nur durch<br />

die Linie verursachte Einzelkosten<br />

gegenüber Ihre Abbildung erfolgt nach<br />

Anfall unterschiedlich, je nach<strong>de</strong>m,<br />

welche Aufwandskonten in <strong>de</strong>r Finanzbuchhaltung<br />

mit kontiert wur<strong>de</strong>n.<br />

Der Deckungsbeitrag I zeigt <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m<br />

Kostenträger resultieren<strong>de</strong>n Rohertrag. Auf<br />

<strong>de</strong>r nächsten Stufe wer<strong>de</strong>n die direkten<br />

Kosten ausgewiesen. In ihnen stecken die<br />

Gemeinkosten, die direkt mit <strong>de</strong>m Kostenträgerverbun<strong>de</strong>n<br />

sind, d. h. durch Leistungen<br />

für diesen verursacht wur<strong>de</strong>n. Dabei<br />

zählen zum einen diejenigen Kosten, die<br />

die Kostenstellen bei Leistungserstellung<br />

direkt auf <strong>de</strong>n Kostenträger abrechnen.<br />

Ihre Leistungen wer<strong>de</strong>n geson<strong>de</strong>rt auf <strong>de</strong>m<br />

Kostenträger ausgewiesen.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n zu Aufträgen<br />

zusammengefasste Leistungsbün<strong>de</strong>l auf<br />

<strong>de</strong>m Kostenträger ausgewiesen. Mehrere<br />

Kostenstellen können ihre Leistungen auf<br />

einen Auftrag abrechnen, <strong>de</strong>ssen Kosten<br />

dann wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Kostenträger durch eine<br />

ein<strong>de</strong>utige Bezugsgröße zugerechnet<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Aufträge enthalten neben<br />

diesen Gemeinkosten <strong>de</strong>r Kostenstellen<br />

auch Auftragseinzelkosten. Sie sind nur<br />

mit <strong>de</strong>m Auftreten dieses Auftrags anfällig.<br />

Wird dieser nicht mehr durchgeführt,<br />

fallen diese Kosten weg. Aufträge haben<br />

von <strong>de</strong>r Struktur her <strong>de</strong>n Charakter von<br />

Vor-Kostenträgern. Da sie aber nicht im<br />

Sinne eines Produktes aus Kun<strong>de</strong>nsicht<br />

akzeptabel sind und nur einen Teil <strong>de</strong>s<br />

Produktes wi<strong>de</strong>rspiegeln, wer<strong>de</strong>n sie nicht<br />

als Kostenträger abgerechnet, son<strong>de</strong>rn<br />

lediglich auf <strong>de</strong>n Kostenträgern extra ausgewiesen.<br />

Aufträge im hier verstan<strong>de</strong>nen<br />

Sinne haben zu<strong>de</strong>m eher einen Prozess-<br />

Charakter Beispielhaft sind hier einige<br />

Aufträge mit ihren Strukturen aufgeführt.<br />

Die Verrechnung erfolgt - wie oben schon<br />

erwähnt - über die Bezugsgrößen, die im<br />

Zeitverlauf unterschiedlich stark variieren<br />

können. Die in <strong>de</strong>r obigen Abbildung<br />

dargestellte Verrechnungslogik zeigt die<br />

Beziehungen zwischen Kostenstellen,<br />

Aufträgen und Kostenträgern. Die Kostenstelle<br />

„Vorfeldabfertigung" ist am Prozess<br />

<strong>de</strong>r „Flugzeugabfertigung" beteiligt,<br />

<strong>de</strong>ssen Abbildung in Form eines Auftrags<br />

erfolgt. Die Aufwandstreiber für diesen<br />

Auftrag sind die Kostenträger<br />

„Linie" und „Charter", <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>shalb -<br />

nach <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>r Inanspruchnahme<br />

- die Kosten zugerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Darstellung auf Seite 573 oben -<br />

Auswahl - sind die Aufträge mit ihren<br />

Verrechnungsbezugsgrößen dargestellt.<br />

In dieser Matrix sind auch die je Auftrag<br />

möglichen Kostenträger genannt, wodurch<br />

ein Vorschlag zur Vorkontierung<br />

erfolgt.<br />

Auf <strong>de</strong>n Aufträgen lassen sich nicht nur<br />

Input orientierte Plan-/Ist-Abweichungen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch Output orientierte Abweichungen<br />

feststellen. Die Verrechnung<br />

mit einem fixen Verrechnungssatz ermöglicht<br />

somit auch eine Darstellung <strong>de</strong>r Absatzschwierigkeiten.<br />

Nutzung von Kausalbeziehungen im<br />

Planungsprozess<br />

Aus <strong>de</strong>n Entscheidungssituationen leiten<br />

sich Fragestellungen ab, die mit <strong>de</strong>n<br />

jeweiligen Steuerungsobjekten in Zusammenhang<br />

zu bringen sind. Die Kostenund<br />

Leistungsrechnung liefert hier die<br />

Informationen, wie <strong>de</strong>r Abbildung auf<br />

<strong>de</strong>r nächsten Seite unten beispielhaft<br />

entnommen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Direkte Kausalbeziehungen machen <strong>de</strong>n<br />

integrativen Charakter <strong>de</strong>s Planungsprozesses<br />

<strong>de</strong>utlich. Hier ist beson<strong>de</strong>res<br />

Augenmerk auf diejenigen dynamischen<br />

Komponenten zu richten, die in direktem<br />

Leistungszusammenhang mit <strong>de</strong>n vertrieblichen<br />

bzw. produktbezogenen<br />

Planungskomponenten stehen. Zu diesen<br />

zählen im oben aufgezeigten Beispiel<br />

die folgen<strong>de</strong>n Aufträge, <strong>de</strong>ren direkte Verbindung<br />

zu produktbezogenen Fragestel-<br />

572


Controller magazin 6/02<br />

Aufträge<br />

Bezuasgröße Abrechnung auf Kostenträger<br />

5101 Flugzeugabfertigung<br />

5102 Catering<br />

5103 GPU<br />

5104 Enteisung LFZ<br />

5105 Luftfahrzeugreinigung<br />

5106 Gebäu<strong>de</strong>reinigung<br />

5107 IVlüllentsorgung Luftfahrzeuge<br />

5108 Müllentsorgung Gebäu<strong>de</strong><br />

5109 Son<strong>de</strong>rmüll<br />

5110 Check-in<br />

Passaglere<br />

Passaglere<br />

nach Flugbeweg.<br />

nach Tonnen<br />

Passaglere<br />

Quadratmeter<br />

Passaglere<br />

Quadratmeter<br />

Passaglere<br />

Passagiere<br />

Linie.Charter.allg. Luffahrt<br />

LInie.Charter.allg. Luffahrt<br />

Linie.Charter<br />

Linie.Charter.allg. Luftfahrt<br />

Linie/Charter<br />

Vermietung Geschäftsräume<br />

Linie/Charter<br />

Vermietung Geschäftsräume<br />

Charter<br />

Linie/Charter<br />

Anzahl Anschlüsse<br />

lungen durch Kausalknoten dargestellt<br />

sind: Flugzeugabfertigung - Catering -<br />

GPU - Enteisung LFZ - LFZ-Reinigung -<br />

LFZ-Müllentsorgung - Son<strong>de</strong>rmüll -<br />

Check-in - Buchungsservice. Aufträge wie<br />

Winterdienst o<strong>de</strong>r Platzpflege stehen in<br />

keinem direkten Kausalverhältnis zur<br />

Passagiersteigerung.<br />

Diejenigen Organisationseinheiten, <strong>de</strong>ren<br />

Leistungsumfang direkt mit <strong>de</strong>r Passagierentwicklung<br />

zusammenhängt, sind<br />

am Planungsprozess an<strong>de</strong>rs zu beteiligen<br />

als die Verantwortlichen von indirekten<br />

Beziehungsgefügen. le<strong>de</strong> Erhöhung<br />

<strong>de</strong>s Linienverkehrs wirkt sich auf die direkten<br />

Auftragsbeziehungen und die am<br />

Leistungserstellungsprozess direkt beteiligten<br />

Kostenstellen aus. Für diesen Auftragstyp<br />

können die Auswirkungen von<br />

unterschiedlichem Charakter sein, was<br />

für <strong>de</strong>n Planungsverantwortlichen in seiner<br />

Ursache-Wirkungs-Darstellung zu<br />

berücksichtigen ist. Für ihn bietet es sich<br />

an, zwischen proportionalen und nicht<br />

proportionalen Kosten zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Sind die proportionalen Kostenkomponenten<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert, lässt sich ihre Planung<br />

anhand <strong>de</strong>r Mengenvorgaben vornehmen.<br />

Die Auswirkungen aus <strong>de</strong>m<br />

Linienverkehr könnten sich ferner in<br />

sprungfixen Kostenbewegungen ausdrücken.<br />

•<br />

Beispielhafte Fragestellungen für das Controlling<br />

Entscheidungsunterstützung durch KLR (beispielhafte Darstellung)<br />

Kostenträger-Ebene<br />

Linie<br />

direkte KSt-Ebene<br />

^Operations<br />

.uftsicherheitsmaß<br />

Inahmen<br />

Auftrags-Ebene<br />

KSt-Ebene<br />

- Vorfeldabfertigung<br />

- Instandhaltung<br />

- Platj- und Winterdienst<br />

- Tankstelle<br />

Wie viele zusätzliclie Passagiere wollei^<br />

wir im nächsten Jahr im UnienverkehJ_=:<br />

beför<strong>de</strong>rn?<br />

Feststellung <strong>de</strong>r Erlösverän<strong>de</strong>rungen<br />

Feststellung <strong>de</strong>r Einzelkosten<br />

Ressourcenbindung:<br />

Feststellung <strong>de</strong>r<br />

Auswirkungen auf<br />

diese Kostenstellen<br />

(z. B. wird neues<br />

Personal benötigt?)<br />

Instandhaltung<br />

betriebstechnische<br />

lAnlagen<br />

Inst. Fluqsichenjngsanl.<br />

Inst.Fahrz. U. Gerate<br />

Winterdienst<br />

Platzpflege<br />

Feuerwehr u.Rettunqsd<br />

Kun<strong>de</strong>ninformation<br />

Lost & Fournj<br />

Erhöhensich<br />

die<br />

Kosten?<br />

Lei<strong>de</strong>n<br />

Leistungen<br />

KSt-<br />

i H<br />

an<strong>de</strong>re<br />

durch<br />

diese Planvorgaben?<br />

Vorfeldabfertigung<br />

Instandhaltung<br />

Kausalloloten für alle<br />

dahinter liegen<strong>de</strong>n<br />

Aufträge • •<br />

Erhöhen sich die<br />

Auttragskosten?!<br />

573


Controller magazin 6/02 - Jens Prautzsch / Steffen Rößler<br />

KONSEQUENTES<br />

BUSINESS DIVESTMENT<br />

am Fallbeispiel nicht strategischer<br />

Geschäftsbereiche eines<br />

Teiel(ommunil(ationsausrüsters<br />

Dipl.-Kfm. Jens Prautzsch,<br />

Strategieberater bei Cap<br />

Gemini Ernst & Young<br />

Schwerpunkt: Telekommunikationsbranche<br />

jens.prautzsch@cgey.com<br />

I<br />

Steffen Rößler, Betriebswirt,<br />

Kaufmännischer Leiter einer<br />

Nie<strong>de</strong>rlassung / Projektmanager<br />

Controlling<br />

Roessler.steffen @ yahoo.<strong>de</strong><br />

von Jens Prautzsch und Steffen Rößler, Kolbermoor<br />

1 Hintergrund<br />

Im Mittelpunkt dieses Fallbeispiels steht<br />

ein <strong>de</strong>utscher<br />

Telekommunikationsausrüster,<br />

<strong>de</strong>r zur Zeit einen Wan<strong>de</strong>l von<br />

einem Anbieter für Produkte und Dienstleistungen<br />

<strong>de</strong>r Sprachkommunikation zu<br />

einem Systemintegrator für Informations-<br />

und Telekommunikationstechnologien<br />

durchläuft.<br />

Der Vorstand entschied, sich im Laufe dieses<br />

Prozesses bis En<strong>de</strong> 2001 von Geschäftsbereichen,<br />

die außerhalb <strong>de</strong>r <strong>de</strong>finierten<br />

Kemkompetenz liegen, zu trennen.<br />

Im Rahmen einer vorhergehen<strong>de</strong>n Analyse<br />

wur<strong>de</strong> sichergestellt, dass diese Geschäftsbereiche<br />

nicht strategisch notwendig<br />

waren. Im Fokus lagen daher zum<br />

Beispiel komplementäre<br />

(Sicherheitstechnik etc.), welche<br />

die Kun<strong>de</strong>n häufig als Ergänzungen<br />

zu einer Telekommunikationsanlage<br />

nachfragen.<br />

Schwerpunkt <strong>de</strong>s zu veräußern<strong>de</strong>n<br />

Geschäftsbereichs bil<strong>de</strong>n<br />

Dienstleistungsverträge (Service<br />

und Wartung) über einen<br />

vertraglich festgelegten Zeitraum<br />

und mit regelmäßigen<br />

Zahlungen.<br />

2 Projektziele<br />

Die Festlegung <strong>de</strong>r Projektziele<br />

spiegelt die unterschiedlichen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen bezüglich einer<br />

Kompensation für die in Zukunft<br />

entgehen<strong>de</strong>n Deckungsbeiträge<br />

sowie <strong>de</strong>r Nachfrage<br />

574<br />

Techniken<br />

<strong>de</strong>s Marktes nach integrierten Lösungen<br />

wie<strong>de</strong>r<br />

Im Vor<strong>de</strong>rgrund stand dabei die Suche<br />

nach einem Kooperationspartner, <strong>de</strong>r<br />

^ das Geschäft bis zum 31.12.2001<br />

übernimmt;<br />

••• sicherstellt, dass die vom Verkauf<br />

^<br />

^<br />

betroffenen Kun<strong>de</strong>n weiterhin qualitativ<br />

hochwertig betreut wer<strong>de</strong>n;<br />

das zukünftige Geschäft als starker<br />

Partner begleitet;<br />

bereit ist, einen angemessenen Kaufpreis<br />

zu zahlen;<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n betroffenen Mitarbeitern einen<br />

Betriebsübergang nach § 613a<br />

BGB ermöglicht.<br />

Die Realisierung dieser Projektziele<br />

wur<strong>de</strong> einem Team übertragen, das aus<br />

folgen<strong>de</strong>n Personen bestand:<br />

Phase 1<br />

Vorbereitungen Kontaktaal nihme<br />

Bestandsaufnahme<br />

<strong>de</strong>s abzugeben<strong>de</strong>n<br />

Geschäfts<br />

(Anzahl und Qualität<br />

<strong>de</strong>r Verträge)<br />

Vorselektion<br />

potenzieller Käufer<br />

mit<br />

Käufern<br />

• Erste Informationen<br />

an ausgewählte<br />

potenzielle Käufer<br />

(Mini-Expose)<br />

• Abschluss eines<br />

Non-disciosure<br />

agreements<br />

(VertraulKhkeitserklärung)<br />

• Verkaufsprospekt<br />

mit allen Vertragsund<br />

Kun<strong>de</strong>nprofilen<br />

m<br />

I'<br />

Kauf-1<br />

1 Mitarbeiter aus <strong>de</strong>m kaufmännischen<br />

Bereich (Projektleiter)<br />

1 Mitarbeiterin aus <strong>de</strong>r Rechtsabteilung<br />

1 Mitarbeiter aus <strong>de</strong>m Risk-Management<br />

1 Mitarbeiter <strong>de</strong>r EDV-Abteilung (Kenntnisse<br />

SAP R/3 und VBA)<br />

1 Externer Strategieberater<br />

3 Projektvorgehen<br />

Das viermonatige Projekt unterteilte sich<br />

grob in 2 Phasen mit nachstehen<strong>de</strong>n<br />

Schwerpunkten (Abb. 1).<br />

Die Phase 1 <strong>de</strong>s Projekts sollte dabei vor<br />

allem Klarheit bzgl. folgen<strong>de</strong>r Fragestellungen<br />

bringen:<br />

• Verkaufsgegenstand:<br />

Kooperations-<br />

verhamilungen(mkt.<br />

• Kaufabsichtserklärung<br />

(Letter of Intent)<br />

• Zügiges Absolvieren<br />

<strong>de</strong>r Verhandlungsrun<strong>de</strong>n<br />

• Aufbau von Beziehungen<br />

Im Sinne einer<br />

künftigen Kooperation<br />

Welche Verträge sind betroffen?<br />

Phase 2<br />

m<br />

' Ziel: Abschluss<br />

eines Kaufvertrages<br />

unter Berücksichtigung<br />

künftiger<br />

Kooperationsmöglchkeiten<br />

September Oktober Nov&mber Dezember<br />

Abb. 1: Zeitplan <strong>de</strong>s Verkaufsprozesses<br />

Zieldatum<br />

31.12.2001


Controller magazin 6/02<br />

^<br />

Welchen zeitlichen und finanziellen<br />

Umfang haben diese Verträge?<br />

^<br />

Welche Restlaufzeiten sind mit<br />

diesen Verträgen verbun<strong>de</strong>n?<br />

Um welche Art Verträge han<strong>de</strong>lt<br />

es sich (Service, Wartung, Miete)?<br />

• Selektion Partner / Käufen<br />

^<br />

Welches Unternehmen wäre ein<br />

optimaler Kooperationspartner...<br />

^<br />

...und hat Interesse, diese Verträge<br />

zu erwerben sowie die Mitarbeiter<br />

zu ijbernehmen?<br />

3.1 Verkaufsgegenstand<br />

Insbeson<strong>de</strong>re die Datenaufbereitung stellte<br />

das Team vor große Herausfor<strong>de</strong>rungen,<br />

da es sich um ca. 2.500 Verträge<br />

unterschiedlichster Kategorien han<strong>de</strong>lte,<br />

die zwar generell in SAP R/3 eingepflegt<br />

waren, <strong>de</strong>ren aktueller Stand jedoch häufig<br />

nicht zentral, son<strong>de</strong>rn nur in <strong>de</strong>n<br />

Vertriebsaußenstellen verfügbar war<br />

Die Generierung <strong>de</strong>r Daten erfolgte auf<br />

Excel-Basis und es entstand eine Datei<br />

mit 10.000 Zeilen, die je<strong>de</strong>n relevanten<br />

Kun<strong>de</strong>n, seine einzelnen Verträge und<br />

die entsprechen<strong>de</strong>n Vertragsbestandteile<br />

enthielt (Ausschnitt: Abbildung 2).<br />

Diese „Mutterdatei" war die Grundlage<br />

für eine Access-Datenbank, mit welcher<br />

die Bewertung und alle weiteren Schritte<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

HH<br />

HH<br />

Auftrag /<br />

VertTiB |N»nnt1S<br />

105414A01 tmi<br />

115 106461A01 »X»<br />

115 1885MA01 »M<br />

115 188504A01 XM«<br />

115 188505A01 :«»<br />

115 188524A01 w»<br />

115:194943A02 :»»»<br />

296 1 04849A01 :<br />

296 1 0484flAQ2 j<br />

15e5:177729A02 ;<br />

1749 110150A01 WM<br />

1749 177989A01 »»«<br />

1749:177989A01 :wi«<br />

1749:177989AÖ1 :»)l»<br />

In einem mehrtägigen Abstimmungsprozess<br />

mit <strong>de</strong>n Vertriebsaußenstellen<br />

gelang es, 700 Kun<strong>de</strong>n mit 1.000 Verträgen<br />

zu i<strong>de</strong>ntifizieren, die zum größten<br />

Teil (fast 100%) „reinrassige"<br />

Komplementärtechnik darstellten und<br />

die <strong>de</strong>mentsprechend leichter und innerhalb<br />

<strong>de</strong>r kurzen Zeit veräußerbar waren.<br />

Entsprechend programmierte VBA-Abfragen<br />

bil<strong>de</strong>ten die Grundlage für die Bewertung<br />

<strong>de</strong>r zu verkaufen<strong>de</strong>n Verträge. Es<br />

han<strong>de</strong>lt sich bei diesen Verträgen zum<br />

einen um Serviceverträge über eine vertraglich<br />

vereinbarte Laufzeit. Hierbeiwird<br />

ein quartalsmäßig zu entrichten<strong>de</strong>r Betrag<br />

für regelmäßige Wartungsarbeiten<br />

gezahlt. Diese regelmäßigen Zahlungen<br />

sind bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vertragslaufzeit<br />

bekannt. Zum an<strong>de</strong>ren han<strong>de</strong>lt es sich<br />

um Mietverträge für installierte Anlagen.<br />

Auf <strong>de</strong>r Kostenseite entstehen Personalkosten<br />

für die Servicemitarbeiter, Fahrtkosten,<br />

Materialkosten und Verwaltungskosten,<br />

die in Summe zu einer Reduzierung<br />

<strong>de</strong>r verbrieften Einnahmen führen.<br />

Die so ermittelte Ertragsgröße bil<strong>de</strong>te die<br />

Grundlage für die Ermittlung <strong>de</strong>s Barwerts<br />

je<strong>de</strong>s einzelnen Vertrags. Die<br />

Abzinsung erfolgte mit einem Zinssatz,<br />

<strong>de</strong>r sich an <strong>de</strong>r Rendite von Papieren <strong>de</strong>r<br />

öffentlichen Hand orientierte.<br />

gesamt<br />

gesamt<br />

1000.0« 11000 I EUR<br />

0,53<br />

0,53 0,25: 0,26'<br />

24,17 20,44:<br />

0,70 0,51 •<br />

2,22 2,is; •<br />

3,54 3,68:<br />

0.0«: O.lf<br />

31,78<br />

31,7«<br />

3,90<br />

16,56<br />

20.54<br />

20.54<br />

3,61<br />

3.61<br />

7,08<br />

7,0«<br />

22.32;<br />

22,32;<br />

4,03<br />

5,51<br />

o,5o:<br />

1.48<br />

11,52<br />

11,52<br />

27.46<br />

27.4«<br />

2,11<br />

11,03<br />

13.94!<br />

13.M<br />

0,69<br />

0,68<br />

3,12<br />

3.12<br />

0.16<br />

0.1«<br />

Erl / AB Pcod<br />

KT<br />

IMOEUft . .<br />

16.56<br />

1«,5«<br />

3.61<br />

3,«1<br />

7,08<br />

7,0«<br />

1.78<br />

3,20<br />

0,36<br />

0,89<br />

6 22 4,03<br />

4.03<br />

1754 1 06278A01 wul 19.81 11.66<br />

1754 1 06278A01 luui 15.62: 9.15 ":'<br />

1754 455082W0r»»» 0,54 0.27 0.54;<br />

1754 455083WÖi " t a a i ! 0 1 4 4 : Ö . 2 2 6 ^ 4 4 '<br />

36,41<br />

3«,41<br />

21.30<br />

21,3«<br />

DB) Pr.:<br />

KT<br />

0,00<br />

0.00 80,82%:<br />

0,69<br />

0.»» 100,00%<br />

o.x<br />

0,00<br />

0,29 0,00<br />

0,00 1,30%<br />

0.98<br />

0,9«<br />

Abb. 2: Vertragsdatei - Auszug<br />

0,00<br />

0,00<br />

o.as<br />

0,00 2,M%<br />

Arfoeltsfoflschrttt<br />

(AB)<br />

Der errechnete Barwert dieser Verträge<br />

legte somit eine Basis für die Bestimmung<br />

<strong>de</strong>s angestrebten Verkaufspreises.<br />

3.2 Auswahl potenzieller Partner /<br />

Käufer<br />

Neben dieser „internen" Datengenerierung<br />

lief parallel ein Marktscreening nach<br />

potenziellen Kaufkandidaten, welches<br />

sich u. a. auf folgen<strong>de</strong> Quellen stützte:<br />

^<br />

^<br />

Unternehmenseigene Quellen (Einkauf,<br />

Vertrieb);<br />

Verbän<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Bereich Telekommunikation<br />

und Sicherheitstechnik;<br />

Quellen <strong>de</strong>r involvierten<br />

Unternehmensberatung.<br />

Die auf diesem Wege erarbeitete Long<br />

List enthielt ca. 100 Unternehmen unterschiedlicher<br />

Größenordnung, regionaler<br />

Aufstellung und Branche. Diese für <strong>de</strong>n<br />

Verkauf relevanten Kriterien bil<strong>de</strong>ten auch<br />

die Basis für eine Segmentierung dieser<br />

Long List und <strong>de</strong>r Erstellung eines Portfolios<br />

zur weiteren Entscheidungsunterstützung<br />

(Abbildung 3).<br />

Aufgrund dieser Marktanalyse empfahl<br />

das Projektteam, insbeson<strong>de</strong>re unter<br />

Beachtung <strong>de</strong>r Projektziele, die Kontaktaufnahme<br />

mit <strong>de</strong>n großen Playern, da<br />

diese einerseits über die Finanzkraft verfügen,<br />

einen <strong>de</strong>rartigen Deal in kurzer<br />

Resttaufze<br />

«(AB)<br />

bis<br />

GWU<br />

Servic«<br />

Zeit und in einem Gesamtpaket abzuschließen,<br />

aber an<strong>de</strong>rerseits<br />

auch für die Zukunft<br />

als sinnvoller Kooperationspartner<br />

erschienen.<br />

Durch Beschluss <strong>de</strong>s Entscheidungsgremiums<br />

wur<strong>de</strong>n die 17 Kandidaten<br />

<strong>de</strong>r Priorität 1 kontaktiert.<br />

Der eigendiche Verkaufsprozess<br />

sollte im Rahmen<br />

einer kontroUierten Auktion<br />

(„Controlled<br />

Auction") ablaufen, um<br />

sowohl <strong>de</strong>r knappen Ressource<br />

Zeit gerecht zu wer<strong>de</strong>n<br />

als auch <strong>de</strong>n Verkauf<br />

aktiv steuern zu können<br />

und durch eine möglichst<br />

hohe Anzahl von Interessenten<br />

bis kurz vor<br />

Abschluss <strong>de</strong>s Vertrages<br />

die Chancen für ein positives<br />

Ergebnis hoch zu halten<br />

(Abbildung 4).<br />

575


Controller magazin 6/02 - Jens Prautzsch / Steffen Rößler<br />

Priorisierung<br />

Prioritäten-Matrix<br />

Kriterien zur Segmentierung <strong>de</strong>r Long List<br />

Groß<br />

Mittel<br />

Priorität 2:<br />

2-4 Paitete<br />

Ausreichen<strong>de</strong><br />

Finanzicraft<br />

PioritäU:<br />

• Ober 100 Mio. EURO Umsatz/Jahr<br />

• Über 700 Mitarbeiter<br />

' Überregionaler Tätigkeitsbereich<br />

• Vollständige Ab<strong>de</strong>ckung<br />

Leistungsspektrum<br />

• 5-100 Mio. EURO Umsatz/Jahr<br />

• 60-700 Mitarbeiter<br />

• (Über-) regionaler Tätigkeitsbereteh<br />

• Leistungsspektrum wird größtenteils<br />

abge<strong>de</strong>ckt<br />

Klein<br />

' Weniger als 5 Mio. EURO Umsatz/Jahr<br />

• Weniger als 60 Mitarbeiter<br />

' Regionale Fokussierung<br />

• Teilweise Ab<strong>de</strong>ckung Leistungsspektrum<br />

Klein Mittel Groß<br />

Größe <strong>de</strong>s zu übernehmen<strong>de</strong>n Angebotspal<br />

WM<br />

Detaillierte«i;<br />

Expos6<br />

• Absciilußvon ; • Informationen ;<br />

NDAs mit ; ohne Kun<strong>de</strong>n- i<br />

interessierten ; namen weiter- |<br />

potenziellen • geben I<br />

Kaufern ;<br />

• Zeitraum für j<br />

• Datenschutz ist i Entscheidungs-1<br />

l^ussl : findung vor- ]<br />

Abb. 4: Den potenziellen<br />

getien 1<br />

(Vorschlag; '<br />

2 Wochen) ;<br />

• Angebot / |<br />

Kaufabsichts- ;<br />

erklarung I<br />

(indicated offer);<br />

« Due<br />

DiBgencsiä<br />

• „Data Room<br />

light" Konzept<br />

-.DIN A4<br />

Ordner" zur<br />

Einsichtnahme<br />

bzw. Zugang<br />

zu IXOS<br />

(Vertrage etc)<br />

• Kaufer besucht<br />

Unternehmen<br />

-Oft erster<br />

persönlicher<br />

Kontakt<br />

-M&A Verantwortlicher<br />

mit<br />

Anwalt &<br />

Steuerberater<br />

'•mm<br />

Verh


Controller magazin 6/02<br />

4 Erfahrungen und Empfehlungen<br />

Die Zusammensetzung <strong>de</strong>s Projektteams ist als<br />

kritischer Erfolgsfaktor zu bezeichnen. Ohne ein<br />

Team, das zu höchstem zeidichen und persönlichen<br />

Einsatz bereit ist, wäre ein erfolgreicher Abschluss<br />

im vorgesehenen Zeitrahmen nicht möglich gewesen.<br />

Neben diesem Einsatzwillen ist aber auch die<br />

Qualifikation <strong>de</strong>r einzelnen Teammitglie<strong>de</strong>r von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />

Be<strong>de</strong>utung. Hier sind insbeson<strong>de</strong>re die<br />

Vertreter <strong>de</strong>r EDV-Abteilung und <strong>de</strong>r Rechtsabteilung<br />

zu nennen.<br />

Der Erfolg <strong>de</strong>s Projektes steht und fällt mit einer<br />

absolut klar strukturierten Vorgehensweise und<br />

<strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen Möglichkeit, immer einen<br />

Schritt voraus<strong>de</strong>nken zu können. Diese Antizipation<br />

<strong>de</strong>ssen, was in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Phase zu erreichen<br />

bzw. vorzubereiten war, ermöglichte erst<br />

ein paralleles Vorgehen innerhalb <strong>de</strong>s Projektteams.<br />

Mehrfach erreichte das Projekt Punkte, die<br />

richtungsweisen<strong>de</strong> Entscheidungen (z. B. Fortsetzung<br />

o<strong>de</strong>r Abbruch <strong>de</strong>r Verhandlungen mit einem<br />

Kandidaten) erfor<strong>de</strong>rten. Die zeidiche Planung, die<br />

Sicherung <strong>de</strong>s Zugangs zu <strong>de</strong>n Entschei<strong>de</strong>n! (Vorstand)<br />

sowie die entscheidungsreife Vorbereitung<br />

<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Themen war unabdingbar<br />

Eine Erfahrung bleibt auch, dass es neben <strong>de</strong>n Phasen<br />

<strong>de</strong>s aktiven Han<strong>de</strong>lns, in <strong>de</strong>nen das Projektteam<br />

Leistungen selbst zu erbringen hatte, auch<br />

Phasen gab, in <strong>de</strong>nen die potenziellen Käufer zu<br />

han<strong>de</strong>ln bzw. Entscheidungen zu treffen hatten.<br />

Diese eher wenig zu beeinflussen<strong>de</strong>n Zeiträume<br />

erfor<strong>de</strong>rten sehr viel Ruhe und Geduld.<br />

Letztlich ließ sich durch eine frühzeitige Einbindung<br />

<strong>de</strong>s späteren Vertragspartners in die Vorbereitung<br />

und Planung <strong>de</strong>r Due Diligence und <strong>de</strong>r<br />

Verhandlungsrun<strong>de</strong>n ein unnötiger Zeitverlust vermei<strong>de</strong>n.<br />

Literatur<br />

Berens, W., Brauner, H. U. (Hrsg.), Due Diligence bei Unternehmensakquisitionen,<br />

2. Auflage, Stuttgart 1999<br />

Henselmann, K., Kniest, W., Unternehmensbewertung:<br />

Praxisfälle mit Lösungen, 2. Auflage, Beriin 2001<br />

Mandl, G., Unternehmensbewertung: eine praxisorientierte<br />

Einführung, Wien 1997<br />

Scott, C. (Hrsg.), Due Diligence in <strong>de</strong>r Praxis - Risiken<br />

minimieren bei Unternehmenstransaktionen, Wiesba<strong>de</strong>n<br />

2001 •<br />

Schnelle Eindrücke aus Beijing in China<br />

von Dr. Albrecht Deyhle<br />

Um frühere Teilnehmer, jetzt Freun<strong>de</strong>, zu besuchen, reisten im Oktober 02<br />

meine Frau und ich eine Woche nach Beijing und eine Woche nach Xi'an.<br />

1984 war ich schon einmal hier und konnte vergleichen: 18 lahre<br />

dazwischen.<br />

Die Fahrrä<strong>de</strong>r sind eher out<br />

Damals 1984, als ich morgens im Beijing-Hotel, das Fenster geöffnet, um<br />

5.00 Uhr aufwachte (im heißen Juli), hörte ich einen Sound, <strong>de</strong>n ich seither<br />

nicht vergessen habe: <strong>de</strong>n Sound, <strong>de</strong>n zehntausen<strong>de</strong> Fahrrä<strong>de</strong>r machen,<br />

die unterwegs zur Arbeit sind. Diesen Sound gibt es nicht mehr Heute<br />

wimmelt es in <strong>de</strong>r Stadt von Autos, die dichtest und spontan Spuren<br />

wechselnd auf häufig sechsspurigen Straßen fahren, daneben eine Spur<br />

für die Fahrrä<strong>de</strong>r noch; und die heavyness of the traffic ist so, dass einem<br />

<strong>de</strong>r Münchner Großstadtverkehr eher provinziell vorkommt. Aber natürlich:<br />

<strong>de</strong>n sind wir gewohnt; das an<strong>de</strong>re war neuer Eindruck.<br />

Lesbare Straßenschil<strong>de</strong>r<br />

An <strong>de</strong>n meisten Straßen ist jetzt unterhalb <strong>de</strong>r chinesischen Schreibform<br />

angegeben die phonetische Schreibart in unseren Buchstaben. 1984 gab<br />

es das nicht und ein Frem<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>s Chinesischen nicht mächtig, musste<br />

immer genau aufpassen, dass er sich in <strong>de</strong>n Straßen nicht vedaufen hat;<br />

<strong>de</strong>nn die damals an <strong>de</strong>n Straßenrän<strong>de</strong>rn hocken<strong>de</strong>n Chinesen konnte<br />

man nichts fragen, weil sie es nicht verstehen konnten. Heute ist das völlig<br />

an<strong>de</strong>rs. In <strong>de</strong>r Hockhaltung sich befin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Menschen fand ich nur ganz<br />

wenige. Und viele Beschriftungen sind inzwischen zweisprachig -<br />

auch in englisch; auch in <strong>de</strong>r U-Bahn. Und was die Bauten betrifft, könnte<br />

man sich vorkommen wie in einer amerikanischen Stadt; wobei Beijing<br />

„by night" noch beson<strong>de</strong>re Tupfer setzen kann. Straßenlampen, die wie<br />

Feuerwerke funktionieren; night-paintings mit Lichtern gebaut.<br />

Die Computer verdrängen die chinesischen Schriftzeichen<br />

Beson<strong>de</strong>rs interessierte mich, wie die Chinesen mit <strong>de</strong>m Computer<br />

umgehen. Damals schrieben meine Teilnehmer, die ein Dreivierteljahr -<br />

gesponsert durch die CDG Cari Dulsberg Gesellschaft - auch in Deutschland<br />

gewesen sind, ihre Manuskripte und ein „schokola<strong>de</strong>braunes"<br />

Controllingheft von Hand in ihrer Sprache und Schriftart. Und es sieht -<br />

noch heute - wun<strong>de</strong>rbar aus.<br />

letzt müssen die chinesischen Manager und Controller ihre Texte<br />

eintippen genauso wie wir. Dazu ist nötig, je<strong>de</strong>s Wort - z. B. in <strong>de</strong>r<br />

„Beijing voice" - einzutippen in die Tastatur. Danke z. B. heißt xiexie. jetzt<br />

ist nötig, im Computer das Chinese Computer Operating System drinzuhaben.<br />

Nach<strong>de</strong>m xiexie geschrieben ist, drückt man die Leertaste und<br />

es erscheint im Bildschirm das Wort in <strong>de</strong>n chinesischen Schriftzeichen<br />

- für uns leichter nachvollziehbar, weil es zwei Mal dasselbe Schriftzeichen<br />

ist im Beispiel dieses Wortes. Sind es häufig gebräuchliche Wörter,<br />

so genügt es, wie im Beispiel <strong>de</strong>s Wortes danke einfach xx zu tippen.<br />

Danksagung<br />

Meine Frau und ich bedanken uns sehr herzlich bei Professor Dr Gao<br />

Hongshen, North China University of Technology, und seiner Familie<br />

sowie bei Bürgermeister Zhang Daohong, stv Gemein<strong>de</strong>chef in Xi'an,<br />

sowie bei Frau Ma Lin in Beijing, die damals das Team geführt hatte.<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

15 25 26 A S F<br />

577


Controller magazin 6/02 - Robert Blun<strong>de</strong>r<br />

MAXIMALE<br />

LEITUNGSSPANNE<br />

- ein mathematisctier Ansatz<br />

von Robert Blun<strong>de</strong>r, Vaduz<br />

Prof. Dr. Robert Blun<strong>de</strong>r, Fachhochschule<br />

Liechtenstein FL-9490 Vaduz<br />

Ab einer gewissen Anzahl von Personen<br />

wird eine Gruppe unfijhrbar. Diese aus<br />

<strong>de</strong>r militärischen Welt abgeleitete Tatsache<br />

gilt für die Wirtschaft gleichermaßen.<br />

In <strong>de</strong>r Betriebswirtschaft hat sich<br />

dafür <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r maximalen (optimalen)<br />

Leitungs- (o<strong>de</strong>r Kontroll- bzw.<br />

Führungs) Spanne eingebürgert.<br />

Unter <strong>de</strong>r Leitungsspanne wird die Anzahl<br />

<strong>de</strong>r einem Vorgesetzten direkt unterstellten<br />

Mitarbeiter verstan<strong>de</strong>n. )e<br />

größer diese Kontrollspanne ist, <strong>de</strong>sto<br />

umfangreicher fallen die durch <strong>de</strong>n Vorgesetzten<br />

zu erfüllen<strong>de</strong>n Leitungsaufgaben<br />

aus. Dabei ist zu beachten, dass<br />

nicht nur die direkten Beziehungen zwischen<br />

Vorgesetzten und Unterstellten<br />

anwachsen, son<strong>de</strong>rn auch die möglichen<br />

Gruppenbeziehungen, d. h. die möglichen<br />

Beziehungen zwischen <strong>de</strong>n Untergebenen<br />

selbst, und auch dafür ist ja letztendlich<br />

<strong>de</strong>r Vorgesetzte indirekt verantwortlich,<br />

bzw. wirken sich negative Beziehungen<br />

unter <strong>de</strong>n Gruppenmitglie<strong>de</strong>rn negativ<br />

auf die gesamte Gruppenleistung aus.<br />

In <strong>de</strong>r Literatur wer<strong>de</strong>n keine einheitlichen<br />

Maßstäbe für die optimale Führungs-<br />

Autor präferiert aufgrund seiner langjährigen<br />

Erfahrungen in Wirtschaft und Militär<br />

eine präzisere Zahl zwischen 5-7.<br />

Wie jedoch, lässt diese Behauptung beweisen.<br />

Ganz einfach, durch die Formel;<br />

x = ^ (n-1)<br />

Diese Formel gibt die Anzahl aller möglichen<br />

wechselseitigen Beziehungen' (x)<br />

zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Mitglie<strong>de</strong>rn/Personen<br />

(n) einer Gruppe an. Bemerkenswert<br />

ist die Erkenntnis, die durch diese<br />

Formel entsteht:<br />

Die Anzahl <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen<br />

<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn einer Gruppe steigt<br />

mit zunehmen<strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Personen<br />

überproportional an.<br />

So simpel diese Tatsache klingt, so wenig<br />

fin<strong>de</strong>t sie in <strong>de</strong>r Praxis Berücksichtigung,<br />

wenn man sieht, wie noch immer<br />

verzweifelt versucht wird, Gruppengrößen<br />

>10 Personen und mehr zu<br />

managen.<br />

Zur Abschreckung eine einfache Tabelle:<br />

Der Komplexitätsgrad einer Gruppe steigt<br />

somit unabhängig von ihrer Aufgabe mit<br />

zunehmen<strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Gruppenmitglie<strong>de</strong>r<br />

Logischerweise steigt parallel<br />

zum Komplexitätsgrad auch die Wahrscheinlichkeit<br />

von Führungsproblemen,<br />

latenten Konfliktpotentialen, Störprozessen,<br />

Reibungsverlusten, Leerläufen,<br />

Quer- und Doppelarbeiten etc.<br />

Der Autor empfiehlt somit nachdrücklich,<br />

allzu große Gruppen bzw.. eine zu<br />

hohe Leitungsspanne zu vermei<strong>de</strong>n<br />

bzw. bei Überschreitung eine neue Führungsebene<br />

einzuziehen, allen gegenteiligen<br />

Stimmen und betriebswirtschaftlichen<br />

Mo<strong>de</strong>erscheinungen (z, B. leanmanagement)<br />

zum Trotz.<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

11 17 G P<br />

n Personen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 20 100<br />

X Beziehungen 0 1 3 6 10 15 21 28 36 45 190 4950<br />

Bereich <strong>de</strong>r maximalen Leitungsspanne<br />

spanne angegeben, die Empfehlungen<br />

schwanken zwischen 5 und 30. Der<br />

' Mathematisch betrachtet han<strong>de</strong>lt es sich<br />

dabei um ungerichtete Beziehungen<br />

578


Controller magazin 6/02<br />

X<br />

Beziehungen<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0 I • I<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

Personen<br />

n<br />

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579


Controller magazin 6/02 - Gerhard Römer<br />

Römer-Kolumne<br />

Soziale Intelligenz im<br />

Beziehungsgeflecht zwischen<br />

Managern und Controllern<br />

von Gerhard Römer, Hamburg<br />

Zu <strong>de</strong>n Insolvenzfällen <strong>de</strong>r letzten Zeit wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n beteiligten Führungskräften<br />

allgemein Betrug, Geldgier, Maßlosigkeit o<strong>de</strong>r Vertrauensbruch<br />

vorgeworfen. Deshalb wirkt die allgemeine For<strong>de</strong>rung nur zu<br />

verständlich, neue Regeln zur Untemehmensführung bereitzustellen,<br />

die die allgemeine Glaubwürdigkeitskrise beseitigen sollen. Aber <strong>de</strong>r<br />

Ruf nach <strong>de</strong>m Gesetzgeber o<strong>de</strong>r nach einer freiwilligen Vereinbarung<br />

von Corporate-Governance-Regeln lockt kein Echo hervor<br />

Dabei scheint mir die Lösung in <strong>de</strong>r Entscheidungs- und Handlungssituation<br />

selbst zu liegen.<br />

Führungskräfte entarten vom Controller in einer konkreten Unternehmenskrise<br />

ein Handlungsrezept. Aber Controlling ist kein Rezeptbuch,<br />

son<strong>de</strong>rn stellt Metho<strong>de</strong>n zur Verfügung, so dass Kausalketten<br />

erkennbar, Wirkungs-Zusammenhänge transparent und logische<br />

Schlussfolgerungen ableitbar wer<strong>de</strong>n. Die daraus fließen<strong>de</strong>n Erkenntnisse<br />

müssen Immer wie<strong>de</strong>r aufs Neue an <strong>de</strong>r gegebenen Situation mit<br />

ihren Nebenbedingungen überprüft und angepasst wer<strong>de</strong>n. Controlling<br />

ist kein steriles Laborexperiment, son<strong>de</strong>rn mühevolle Ableitung<br />

und empirische Überprüfung <strong>de</strong>r wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Theorie: Zuerst stellt <strong>de</strong>r Controller theoretische Mo<strong>de</strong>lle auf,<br />

dann blen<strong>de</strong>t er Teile <strong>de</strong>r Realität aus, überprüft sein Mo<strong>de</strong>ll mit (meist)<br />

unzureichen<strong>de</strong>m Datenmaterial, erhält ein Ergebnis, das er seiner<br />

Führungskraft so präsentieren muss, dass dieser es <strong>de</strong>n Gesellschaftern,<br />

Aktionären , Wertpapier-Analysten und Fondsmanagern „verkaufen"<br />

kann.<br />

Controller können natürlich Zusammenhänge auf<strong>de</strong>cken und erklären,<br />

Alternativen bewerten und Konsequenzen von Handlungen aufzeigen.<br />

Aber die Bewertung <strong>de</strong>r Handlung unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Werturteile<br />

von verschie<strong>de</strong>nen Interessengruppen sowie die abschließen<strong>de</strong><br />

Entscheidung verbleibt in <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>r Führungskräfte.<br />

Diese Entscheidung können Controller <strong>de</strong>n Führungskräften nicht<br />

abnehmen. Aber sie können versuchen, ihrer Botschaft einen besseren<br />

Zugang zum Verständnisgewinn bei <strong>de</strong>n Führungskräften mitzugeben.<br />

bestimmte Reizimpulse bewusst unterdrücken können. Denn es<br />

ist oft nicht ratsam, seinen Bedürfnissen o<strong>de</strong>r Antrieben einfach zu<br />

folgen, weil es dann leicht zu Konflikten im Beziehungsgeflecht<br />

zwischen Managern und Controllern kommen kann. „Nicht sozialintelligente"<br />

Menschen können irrelevante Informationen nicht unterdrücken<br />

und halten daher - u.a. wegen Reizüberflut - fast zwanghaft<br />

an einmal erfolgreich angewandten Entscheidungs-Routinen fest.<br />

Für Controller be<strong>de</strong>utet diese Erkenntnis, dass Führungskräfte auf <strong>de</strong>r<br />

Grundlage von Beachtung und Nicht-Berücksichtigung von Informationen<br />

entschei<strong>de</strong>n und han<strong>de</strong>ln. Verschie<strong>de</strong>ne Führungskräfte nehmen<br />

diese Informationen auch unterschiedlich wahr Der Controller sollte<br />

sich daher gleichsam in die Psyche seiner Führungskräfte hineinversetzen,<br />

wenn ihm an <strong>de</strong>r Ausblendung ganz bestimmter Informationen<br />

gelegen ist. Nur so kann es ihm gelingen, die Wahrnehmungsfähigkeit<br />

seiner Führungskräfte zu „harmonisieren".<br />

Auf Grund <strong>de</strong>r „gleichgerichteten" Ausblendung von Informationen<br />

gelingt je<strong>de</strong>r Kooperationsansatz leichter Seine Aufgabe und seinen<br />

Auftrag kann <strong>de</strong>r Controller erst dann voll entfalten, wenn er dazu in <strong>de</strong>r<br />

Lage ist, die Ausblendung von Informationen bei an<strong>de</strong>ren Führungskräften<br />

herbeizuführen. Wohlgemerkt, ich spreche nicht von einem<br />

Manipulations- o<strong>de</strong>r Täuschungsversuch - auch nicht unbeabsichtigt.<br />

Vielmehr meine ich jenen unmerklichen Antriebsimpuls einer Unternehmensstrategie,<br />

<strong>de</strong>m alle Führungskräfte wie von selbst folgen.<br />

Dies setzt eine homogene Übereinstimmung aller über das unternehmerische<br />

Leitbild voraus. Ohne diese Grun<strong>de</strong>instellung lässt sich<br />

keine Gruppe von Führungskräften formieren. Das Ziel <strong>de</strong>s Controllers,<br />

die Planung <strong>de</strong>s Unvorhersehbaren, setzt Immer die Unterdrückung<br />

von an<strong>de</strong>ren Entscheidungs- und Handlungsimpulsen<br />

voraus. Denn es ist unmöglich, das Neue und Unbekannte auch nur Im<br />

Ansatz zu <strong>de</strong>nken, wenn man In <strong>de</strong>n alten und eingefahrenen Denkschablonen<br />

steckenbleibt.<br />

Entscheidungen vorzubereiten, be<strong>de</strong>utet u. a. auch, eine Flut von<br />

nebensächlichen Informationen auszublen<strong>de</strong>n. Wenn man eine bestimmte<br />

Intelligenz-Leistung abrufen will, muss man nicht benötigte<br />

Gedächtnis-Inhalte ignorieren können. Insbeson<strong>de</strong>re in komplexen<br />

Sozialverbän<strong>de</strong>n ist diese Fähigkeit vonnöten: Führungskräfte und<br />

Controller erweisen sich dann als „sozial-Intelligent", wenn sie<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

11 17 G P<br />

580


Controller magazin 6/02<br />

DIE BALANCED<br />

SCORECARD<br />

im Strategischen Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />

<strong>de</strong>s pharmazeutischen Vertriebs<br />

Prof. Dr. Thomas Kumpel, Fachgebiet<br />

Rechnungswesen und<br />

Controlling an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />

für Oekonomle & Management,<br />

Essen<br />

Diplom-Betriebswirt (FH) Markus<br />

Wal<strong>de</strong>, tätig im Vertrieb bei <strong>de</strong>r<br />

Bayer AG, Leverkusen<br />

von Thomas Kumpel und Markus Wal<strong>de</strong>, Leverkusen<br />

1. GRUNDKONZEPT DER BALANCED<br />

SCORECARD<br />

Die Balanced Scorecard - <strong>de</strong>r ausgewogene<br />

Berichtsbogen - in ihrer heute<br />

bekannten Form wur<strong>de</strong> im lahre 1992<br />

von Kaplan und Norton ent<strong>de</strong>ckt. (Vgl.<br />

Tableau <strong>de</strong> Bord zu Beginn dieser CM-<br />

Ausgabe Nov 02 • Red.) Grund für die<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Balanced Scorecard ist<br />

die eingeschränkte Aussagefähigkeit<br />

finanzieller Kennzahlen im Berichtswesen.<br />

Es sollte ein innovatives Konzept<br />

entworfen wer<strong>de</strong>n, das die Aktivitäten<br />

eines Unternehmens in einer Berichtsperio<strong>de</strong><br />

aus verschie<strong>de</strong>nen Perspektiven<br />

als ein Geflecht von Ziel- und Messgrößen<br />

festhält. Dabei sind die als relevant<br />

für die Steuerung angesehenen Größen<br />

so zu formulieren, dass sie die Vision<br />

und Strategie <strong>de</strong>s Unternehmens für<br />

<strong>de</strong>n jeweils betroffenen Mitarbeiter<br />

operationalisierbar machen. Folglich ist<br />

es die Kerni<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Balanced Scorecard,<br />

die Vision und Strategie eines Unternehmens<br />

in qualitative und quantitative Zielsetzungen<br />

Kennzahlen „top-down" umzusetzen<br />

(vgl. Ziegenbein, 2002, S. 425).<br />

Die Balanced Scorecard veriässt <strong>de</strong>n ausschließlichen<br />

Fokus auf die finanziellen<br />

Kennzahlen. Sie beinhaltet vielmehr einen<br />

ausgewogenen Mix an finanz- und<br />

sachzielorientierten sowie an unternehmensinternen<br />

und -externen Kennzahlen.<br />

Dabei ist <strong>de</strong>r Gestaltungsrahmen <strong>de</strong>r<br />

Balanced Scorecard, wie aus <strong>de</strong>r Abbildung<br />

1 ersichtlich, durch vier Standardperspektiven<br />

gekennzeichnet.<br />

Es zeigt sich, dass ausgehend von <strong>de</strong>r<br />

angestrebten Vision und <strong>de</strong>n zur Umsetzung<br />

geplanten Strategien die Beurteilung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens zunächst bei <strong>de</strong>r<br />

Finanzperspektive beginnt, dann die<br />

Kun<strong>de</strong>nperspektive, die Interne Prozessperspektive<br />

und zuletzt die Lern- und<br />

Entwicklungsperspektive unter Zugrun<strong>de</strong>legung<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Abbildung beschriebenen<br />

Fragestellung folgt.<br />

Durch die Balanced Scorecard wird <strong>de</strong>m<br />

Management ein Instrument zur Verfügung<br />

gestellt, mithilfe <strong>de</strong>ssen ausgewogen<br />

aus <strong>de</strong>n für das Unternehmen relevanten<br />

Bereichen jeweils Kennzahlen<br />

entwickelt wer<strong>de</strong>n können. Dabei sollte<br />

für je<strong>de</strong> Perspektive eine ähnliche Anzahl<br />

von Kennzahlen verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />

i<strong>de</strong>alerweise nicht mehr als fünf Stück<br />

pro Perspektive (vgl. Dahmen/Oehlrich,<br />

2001, S. 64 f.). Die nachfolgen<strong>de</strong> Tabelle<br />

zeigt beispielhafte Messgrößen auf, die<br />

Verwendung in <strong>de</strong>r jeweiligen Perspektive<br />

fin<strong>de</strong>n können.<br />

Wird festgestellt, dass einzelne Ratios<br />

nur ungenügend erfüllt sind, löst dies<br />

einen Verbesserungsprozess aus, woran<br />

sich wie<strong>de</strong>rum eine erneute Messung<br />

anschließt. Da somit Verbesserungsmaßnahmen<br />

und Beurteilungen einan<strong>de</strong>r<br />

abwechseln, entsteht ein Regelkreis,<br />

was dazu führt, dass die Balanced<br />

Scorecard Teil eines strategischen<br />

Managementprozesses ist. Ihr Design<br />

Finanzielle<br />

Perspektive<br />

Kun<strong>de</strong>nperspektive<br />

Interne<br />

Prozessperspektive<br />

Lern-und Entwicklungsperspektive<br />

^<br />

Umsatz- und Kostenwachstum<br />

Gewinn/Übergewinn<br />

Rendite<br />

Cash-Flow<br />

Kun<strong>de</strong>zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

und -treue<br />

=^ Produkt- und Servicevielfalt<br />

^ Cross-Selling-Raten<br />

Lieferpünktlichkeit<br />

O Durchlaufzeiten<br />

•=> Lagerbestän<strong>de</strong><br />

•=> Losgrößen und Bestellmengen<br />

>=> Kapazitätsauslastung<br />

•=> Umsatz<br />

•=> Wertschöpfung pro<br />

Mitarbeiter<br />

'=> Fluktuationsraten<br />

|=> Weiterbildungsmaßnahmen<br />

581


Controller magazin 6/02 - Thomas Kumpel / Markus Wal<strong>de</strong><br />

Die „strategische<br />

Grundmenge"<br />

(Visionen, Analysen,<br />

Meinungen,<br />

Strategien...) als<br />

Ausgangspunlct<br />

Prozessperspektive:<br />

Lern- und<br />

Entwicklungsperspektive:<br />

Kun<strong>de</strong>nperspektive:<br />

Finanzielle Perspektive :<br />

Was für Zielsetzungen leiten sich<br />

aus <strong>de</strong>n fmanzielien Erwartungen<br />

<strong>de</strong>r Kapitalgeber ab ?<br />

Welche Ziele sind hinsichtlich<br />

Struktur und Anfor<strong>de</strong>rungen unserer<br />

Kun<strong>de</strong>n zu setzen, um unsere<br />

finanziellen Ziele zu erreictien ?<br />

Welche Ziele sind hinsichtlich unserer<br />

Prozesse zu setzen, um die Ziele <strong>de</strong>r<br />

Finanz- und Kun<strong>de</strong>nperspektive erfüllen<br />

zu können ?<br />

Welche Ziele sind hinsichtlich<br />

unserer Potentiale zu setzen, um <strong>de</strong>n<br />

aktuellen und zukünftigen<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen gewachsen zu<br />

sein?<br />

Innovatives<br />

Produktspektrum<br />

anbieten;<br />

Ixistungsbezogenes<br />

Entgelt<br />

gewährleisten<br />

Gesamtkapitalrendite<br />

steigern;<br />

Wachstum forcleren<br />

Überlegene Kosten-/<br />

Preissituation sichern;<br />

Informationsbereltschafl<br />

erhöhen<br />

Time to Market verkürzen;<br />

Fehleranfälligkeit <strong>de</strong>r<br />

Prozesse senken<br />

Strategische<br />

( Ziele<br />

V als Ergebnis<br />

Abbildung 1: Überführung von Strategien in ein ausgewogenes Zielsystem (in Anlehnung an Wun<strong>de</strong>r, 2001, s. i33)<br />

ist dabei auf die strategierelevanten<br />

Gestaltungsbereiche eines Untenehmens<br />

auszurichten.<br />

Vor diesem Hintergrund soll nachfolgend<br />

gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass die Balanced Scorecard<br />

als Instrument <strong>de</strong>s strategischen<br />

Kun<strong>de</strong>nmanagement im pharmazeutischen<br />

Vertrieb eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

sollte. Denn gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Pharmabranche<br />

kommt einem effizienten Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />

und damit vor allem einer<br />

individuellen Betreuung <strong>de</strong>r Zielgruppe<br />

„Ärzte" eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />

fiAr <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s Unternehmens zu: Der<br />

intensive Wettbewerb in <strong>de</strong>r Pharmaindustrie<br />

verlangt die schnelle, effiziente<br />

und weitsichtige I<strong>de</strong>ntifizierung von<br />

Schlijsselkun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>ren individuelle<br />

Betreuung, was zu <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Etablierung<br />

einer langfristigen Beziehung mit<br />

<strong>de</strong>n profitablen Kun<strong>de</strong>n führt (vgl. hierzu<br />

die Befragung von Crisand, 1996, S. 171<br />

ff.). Demnach gilt es, alle Bereiche einer<br />

Vertriebsorganisation auf ein strategisches<br />

Kun<strong>de</strong>nmanagement auszurichten<br />

und die Zielerreichung zu messen, was<br />

gera<strong>de</strong> durch das Konzept <strong>de</strong>r Balanced<br />

Scorecard möglich wird.<br />

2. DIE BALANCED SCORECARD<br />

FÜR DEN PHARMAZEUTISCHEN<br />

VERTRIEB<br />

2.1 Die finanzwirtschaftliche<br />

spektive<br />

Per-<br />

Die Kennzahlen <strong>de</strong>r finanzwirtschaftlichen<br />

Perspektive gelten allgemein<br />

als Endziel einer Ursachen- und Wirkungskette<br />

aus <strong>de</strong>n werttreiben<strong>de</strong>n Bereichen.<br />

Dies gilt auch für die pharmazeutische<br />

Industrie und ihr Kun<strong>de</strong>nmanagement,<br />

da nach einer Untersuchung <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />

Accenture die unterschiedlichen<br />

finanziellen Leistungen <strong>de</strong>r<br />

betrachteten Pharmafirmen zu 42 % auf<br />

die kun<strong>de</strong>nnahen Funktionen Marketing<br />

und Vertrieb zurückzuführen sind.<br />

Bei <strong>de</strong>r Fes<strong>de</strong>gung <strong>de</strong>r finanziellen Ziele<br />

ist allerdings zu berücksichtigen, dass<br />

diese an die Gegebenheiten <strong>de</strong>r strategischen<br />

Geschäftsfel<strong>de</strong>r anzupassen sind<br />

und damit nicht mit <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r<br />

Gesamtunternehmung übereinstimmen<br />

müssen. Auch innerhalb eines Unternehmensbereichs<br />

kann es aufgrund <strong>de</strong>s jeweiligen<br />

Lebenszyklus <strong>de</strong>r Produkte zu<br />

verschie<strong>de</strong>nen Ausprägungen<br />

<strong>de</strong>r<br />

Kennziffern kommen:<br />

Während ein<br />

junges Produkt im<br />

Einführungs- o<strong>de</strong>r<br />

Wachstumsstadium<br />

Investitionen<br />

benötigt, die<br />

zu einer Rentabilität<br />

unterhalb <strong>de</strong>s<br />

Unternehmensziels<br />

führen, ist ein<br />

altes Produkt in <strong>de</strong>r<br />

Reife- o<strong>de</strong>r Erntephase<br />

als Cash Cow<br />

abzuschöpfen. Um<br />

dieser Erkenntnis<br />

Rechnung zu tragen,<br />

wer<strong>de</strong>n die finanzwirtschaftlichen<br />

Parameter mit <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsfel<strong>de</strong>r<br />

Strategie <strong>de</strong>r einzelnen<br />

strategischen<br />

verknüpft.<br />

Mit ihrer unterschiedlichen<br />

Gewichtung<br />

auf Umsatz,<br />

Cash Flow o<strong>de</strong>r<br />

Gewinn legen sie im<br />

I<strong>de</strong>alfall die Basis für<br />

eine langfristige Wertsteigerung <strong>de</strong>r Unternehmung.<br />

Drei strategische Zielsetzungen<br />

lassen sich i<strong>de</strong>ntifizieren, die<br />

messbare Parameter für die drei zu beleuchten<strong>de</strong>n<br />

Lebensphasen Wachstum,<br />

Reife und Ernte vorschlagen: Ertragswachstum<br />

und -mix, Kostensenkung/<br />

Produktivitätsverbesserung, Nutzung<br />

von<br />

Vermögenswerten/Investitionsstrategie<br />

(Kaplan/Norton 1997, S. 49).<br />

Bei <strong>de</strong>r Beobachtung <strong>de</strong>s Ertragswachstums<br />

und <strong>de</strong>s -mixes sind verschie<strong>de</strong>ne<br />

Fälle <strong>de</strong>nkbar, <strong>de</strong>ren Entwicklung<br />

jeweils im Vergleich zum relevanten Gesamtbereich<br />

gesehen wird. Führt die<br />

Abweichungsanalyse zwischen regionaler<br />

Umsatzverteilung <strong>de</strong>s Weltmarkts und<br />

<strong>de</strong>n Werten im eigenen Unternehmen zu<br />

<strong>de</strong>r Entscheidung, dass beispielsweise<br />

das Engagement in Nordamerika zu<br />

forcieren ist, so kann <strong>de</strong>r Erfolg dieser<br />

Strategie durch <strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r USA und<br />

Kanadas am Firmenumsatz als zu verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Kenngröße herangezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Analog lässt sich die Innovationskraft<br />

eines Unternehmens an <strong>de</strong>m<br />

Prozentsatz erkennen, <strong>de</strong>n neu eingeführte<br />

Produkte zum Umsatz beisteuern.<br />

582


Controller magazin 6/02<br />

Der Erfolg <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbemühungen<br />

kann in diesem Zusammenhang durch<br />

die Entwicklung <strong>de</strong>s Marktanteils im<br />

relevanten Markt <strong>de</strong>s neuen Produkts<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n. Die dazu notwendigen<br />

Daten sind teilweise im eigenen<br />

Unternehmen vorhan<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r im<br />

Pharmabereich leicht verfügbar Denn es<br />

han<strong>de</strong>lt sich hier um eine Branche, die<br />

durch staatliche Interventionen und ihre<br />

Be<strong>de</strong>utung für die menschliche Gesundheit<br />

im öffentlichen Rampenlicht steht.<br />

Darüber hinaus hat <strong>de</strong>r intensive Wettbewerb<br />

zur Gründung von Informationsdienstleistern<br />

geführt, die mittels<br />

Ärzte-, Apotheken- und Großhan<strong>de</strong>lsbefragungen<br />

die jeweiligen Marktdaten<br />

und -Strukturen erheben. Eine Variante<br />

zur Produktneueinführung ist die - vor<br />

allem im pharmazeutischen Bereich wegen<br />

<strong>de</strong>r hohen Forschungs- und Entwicklungskosten<br />

auftreten<strong>de</strong> - Erschließung<br />

neuer Anwendungsgebiete.<br />

<strong>Als</strong> letzter Aspekt aus dieser Reihe soll<br />

die Messung <strong>de</strong>s Umsatzanteils <strong>de</strong>r<br />

neuen Kun<strong>de</strong>nbeziehungen genannt<br />

wer<strong>de</strong>n, weil sie im pharmazeutischen<br />

Marketing von Relevanz ist: Die Größe<br />

gilt bei Medikamenten gegen chronische<br />

Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Störungen<br />

als Aussage über <strong>de</strong>n Erfolg für <strong>de</strong>n<br />

Vertrieb eines Produkts. Patienten, die<br />

auf Rezept eines Arztes ein bestimmtes<br />

Präparat mit <strong>de</strong>r erwünschten Wirkung<br />

und ohne relevante Nebenwirkungen einnehmen,<br />

wer<strong>de</strong>n mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

von keinem an<strong>de</strong>ren Arzt auf ein<br />

Konkurrenzprodukt umgestellt, um<br />

Verträglichkeitsprobleme und eine langwierige<br />

Anpassung <strong>de</strong>r Dosierung zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Das finanzwirtschaftliche Ziel<br />

<strong>de</strong>s Ertragswachstums und <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Ertragsmixes kann mit unterschiedlichen<br />

Inhalten auf Produkte aller<br />

drei Lebenszyklen angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Dabei kommen je nach Entwicklungsstadium<br />

<strong>de</strong>s Produkts unterschiedliche<br />

Kennziffern in Frage: Steht bei Wachstumsprodukten<br />

eine Zunahme <strong>de</strong>s Umsatzes<br />

in <strong>de</strong>n neuen Märkten und Kun<strong>de</strong>ngruppen<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund, wird in <strong>de</strong>r<br />

Reifephase das Gewicht auf die Rentabilität,<br />

die Ausweitung <strong>de</strong>s Produkts auf<br />

neue Indikationen und die Fokussierung<br />

auf die Zielgruppe gelegt. Die Profitabilität<br />

und die Eliminierung unrentabler Kun<strong>de</strong>n<br />

gilt es im Stadium <strong>de</strong>r Ernte zu messen,<br />

da für diese Produkte keine Investitionen<br />

mehr getätigt wer<strong>de</strong>n sollen. Im<br />

Gegenteil sollte hier ein maximaler Cash<br />

Flow zur Deckung <strong>de</strong>r früheren Aufwendungen<br />

generiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Während Produktivitätsverbesserungen<br />

in allen drei Lebenszyklen als Ziele verfolgt<br />

wer<strong>de</strong>n können, ist dies bei <strong>de</strong>r Kostensenkung<br />

im Falle eines Wachstumsprodukts<br />

nicht zu empfehlen. Denn diese<br />

Bemühungen stehen im Kontrast zu <strong>de</strong>n<br />

Investitionen zur Marktdurchdringung<br />

und <strong>de</strong>r Gewinnung neuer Kun<strong>de</strong>n. Neben<br />

Kennziffern, die <strong>de</strong>n Produktionsbereich<br />

betreffen, zum Beispiel die Senkung<br />

<strong>de</strong>r durchschnittlichen Herstellkosten,<br />

gibt es Parameter, die Kostensenkungen<br />

und Produktivitätssteigerungen in <strong>de</strong>n<br />

für das Kun<strong>de</strong>nmanagement relevanten<br />

Funktionsbereichen Marketing und Vertrieb<br />

messen. Die Kosten eines Arztbesuchs<br />

durch einen Außendienstmitarbeiter<br />

sind ebenso wie <strong>de</strong>r ROI einer<br />

Kun<strong>de</strong>nbindungsinvestition ein <strong>de</strong>nkbarer<br />

Ansatzpunkt. Da die gesamten<br />

Kosten mit einem Kun<strong>de</strong>n in vielen Abteilungen<br />

entstehen, ist die Einführung einer<br />

prozessorientierten Kostenrechnung<br />

sinnvoll. Denn so lassen sich auch für die<br />

einzelnen Funktionen Kun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>ckungsbeiträge<br />

ermitteln, für die diese<br />

zur Verantwortung gezogen wer<strong>de</strong>n<br />

können. Konkret be<strong>de</strong>utet dies, dass nach<br />

<strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>r Kosten pro Außendienstbesuch<br />

zunächst ein Deckungsbeitrag<br />

pro Besuch errechnet wird. Dieser<br />

lässt sich durch Kostensenkung,<br />

Produktivitätserhöhung o<strong>de</strong>r Preissteigerung,<br />

zum Beispiel im Krankenhaussektor,<br />

erhöhen und kann somit als Ziel<br />

für die Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r Vertriebsorganisation<br />

festgeschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine weitere, durch Kennziffern erfassbare<br />

Maßnahme ist die Reduzierung <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

für das Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />

durch einen Vergleich <strong>de</strong>r Kostenstruktur<br />

mit Wettbewerbern und <strong>de</strong>r Definition<br />

eines Anteils, <strong>de</strong>n beispielsweise<br />

Verwaltungs- und Vertriebskosten am<br />

Gesamtumsatz aufweisen dürfen. Die<br />

hohen Kosten von ca. 115 €, die ein<br />

Kun<strong>de</strong>nkontakt durch <strong>de</strong>n Außendienst<br />

verursacht, führen zu einer<br />

schnellen Amortisierung von Investiüonen<br />

in ein Internetkonzept, damit sich<br />

Ärzte dort gezielt informieren können.<br />

Gegenüber <strong>de</strong>m klassischen Außendienst<br />

hat die Onlinevariante - abgesehen von<br />

<strong>de</strong>n geringeren Kosten pro Kontakt - <strong>de</strong>n<br />

Vorteil, dass die Besucher einer Website<br />

durch <strong>de</strong>n Wunsch nach Information<br />

motiviert und somit für die Produktaussagen<br />

aufnahmefähiger sind. Ein positiver<br />

Aspekt ergibt sich daneben aus <strong>de</strong>r<br />

gesetzlichen Vorschrift, dass Informationen<br />

über verschreibungspflichtige<br />

Medikamente nur für Ärzte und Apotheker<br />

erreichbar sein dürfen. In <strong>de</strong>r Praxis<br />

wird <strong>de</strong>r Zugang durch die Vergabe von<br />

individuellen Benutzernamen und Passwörtern<br />

geregelt. Dies erlaubt, die<br />

Besuchshäufigkeit eines Arztes auf einer<br />

Produktseite nachzuvollziehen und die<br />

Interessenschwerpunkte <strong>de</strong>r Person festzustellen.<br />

2.2 Die Kun<strong>de</strong>nperspeictive<br />

Diese Perspektive drückt in großem Maße<br />

die Ziele für das strategische Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />

aus. Denn in ihr wer<strong>de</strong>n die<br />

Kun<strong>de</strong>n- und Marktsegmente, mittels<br />

<strong>de</strong>rer das Unternehmen die finanzwirtschaftlichen<br />

Vorgaben erfüllen möchte,<br />

und die Kennziffern, wie dieser Erfolg<br />

zu erreichen ist, bestimmt (Weber/<br />

Schäffer 2000, S. 4). Während sich in <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit Firmen auf die Verbesserung<br />

ihrer Produkte und <strong>de</strong>r zu ihrer Herstellung<br />

notwendigen Prozesse konzentrierten,<br />

hat sich die Erkenntnis durchgesetzt,<br />

dass <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> als einzige Ressource<br />

<strong>de</strong>r Untemehmenserträge eine<br />

Schlüsselposition innehat.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r vielfältigen und teils entgegengesetzten<br />

Interessen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />

ist es nicht möglich, die Wünsche aller zu<br />

befriedigen. Dies ist durch unterschiedliche<br />

Zahlungsbereitschaften und<br />

Leistungserwartungen <strong>de</strong>r Käuferschichten<br />

auch nicht sinnvoll. Deshalb<br />

gilt es zunächst, <strong>de</strong>n Markt und die potentiellen<br />

Kun<strong>de</strong>n in Segmente zu unterteilen<br />

und daraus diejenigen auszuwählen,<br />

die bearbeitet wer<strong>de</strong>n sollen. Zum<br />

einen geschieht dies in <strong>de</strong>r Pharmaindustrie<br />

durch die Unterscheidung nach Fachrichtungen.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren wird die Notwendigkeit<br />

einer Segmentierung daran<br />

sichtbar, dass sich Ärzte unterschei<strong>de</strong>n<br />

lassen, die aus Kostengrün<strong>de</strong>n in großem<br />

Maße Generika verordnen. Auch<br />

intensive und kostenträchtige Bemühungen<br />

<strong>de</strong>r Markenhersteller können diese<br />

Gruppe nicht zu einem geän<strong>de</strong>rten<br />

Verschreibungsverhalten motivieren.<br />

Marketinginvestitionen für Produkte, die<br />

sich generischem Wettbewerb ausgesetzt<br />

sehen, sind in diesem Fall nicht empfehlenswert.<br />

Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite ist<br />

ein Arzt mit einer Vorliebe für neue<br />

Pharmazeutika, die ihn als mo<strong>de</strong>rn und<br />

583


Controller magazin 6/02 - Thomas Kumpel / Markus Wal<strong>de</strong><br />

dynamisch erscheinen lassen, ein bevorzugtes<br />

Zielobjekt für die Hersteller innovativer<br />

Markenprodukte. Ein möglicher<br />

Bestandteil für eine Balanced Scorecard<br />

ist <strong>de</strong>mnach <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r wertschöpfen<strong>de</strong>n<br />

Beziehungen innerhalb eines<br />

Kun<strong>de</strong>nportfolios und im konkreten<br />

Fall als Negativkennziffer <strong>de</strong>r Prozentsatz<br />

<strong>de</strong>r vom Außendienst besuchten<br />

Ärzte, die in <strong>de</strong>n beworbenen Indikationen<br />

nur Generika verschreiben. Das Ziel<br />

für ein forschen<strong>de</strong>s Pharmaunternehmen<br />

sollte sein, diesen Anteil zu senken.<br />

Die Analyse <strong>de</strong>r potentiellen Kun<strong>de</strong>n<br />

wird dabei nicht selbst durch die<br />

Balanced Scorecard durchgeführt. Hierfür<br />

können Werkzeuge wie ein Kun<strong>de</strong>nportfolio<br />

herangezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Nach <strong>de</strong>r Markt- und Kun<strong>de</strong>nsegmentierung<br />

wer<strong>de</strong>n für die zu bearbeiten<strong>de</strong>n<br />

Gruppen messbare Ziele festgelegt, die<br />

sich in fünf Kernkennzahlen, die in vielen<br />

Scorecards verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, und eine<br />

Reihe von Differenziatoren unterschei<strong>de</strong>n<br />

(Kaplan/Norton 1997, S. 65). Letztere<br />

stellen die unternehmensspezifischen<br />

Leistungstreiber zur Erreichung <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nziele dar<br />

Die ersten Kernkennzahlen sind die<br />

Markt- und Kun<strong>de</strong>nanteile. Dabei wird<br />

zum einen <strong>de</strong>r Umfang ermittelt, <strong>de</strong>n das<br />

betroffene Unternehmen mit seinen Aktivitäten<br />

in einem segmentierten Markt<br />

erzielt. Zum an<strong>de</strong>ren wird untersucht,<br />

welchen Teil <strong>de</strong>s Budgets die Zielkun<strong>de</strong>n<br />

für Produkte <strong>de</strong>r Unternehmung<br />

ausgeben. Analog zu <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll<br />

<strong>de</strong>s sog. Account Share führt dies in <strong>de</strong>r<br />

Pharmaindustrie zu einem Rezeptanteil,<br />

<strong>de</strong>r für ausgewählte Kun<strong>de</strong>n festgelegt<br />

wird. Die Kun<strong>de</strong>ntreue ist ein weiterer<br />

Faktor, <strong>de</strong>r im Rahmen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nperspektive<br />

einer Balanced Scorecard gemessen<br />

wird und <strong>de</strong>r sich beson<strong>de</strong>rs für<br />

<strong>de</strong>n Pharmavertrieb anbietet. Hier besteht<br />

nämlich durch die Besuche <strong>de</strong>s<br />

Außendienstes ein persönlicher Kontakt<br />

zu allen segmentierten Kun<strong>de</strong>n.<br />

Weitergehen<strong>de</strong> Informationen aus <strong>de</strong>n<br />

Kun<strong>de</strong>nbeziehungen liefern Datenpanels,<br />

durch die sich das Verschreibungsverhalten<br />

nachvollziehen und damit die<br />

Kun<strong>de</strong>ntreue ermitteln lässt. Durch die<br />

Eigenart im Pharmageschäft, dass <strong>de</strong>r<br />

Arzt ein Medikament verschreibt, das<br />

vom Patienten eingenommen wird, kann<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbegriff in einigen Bereichen<br />

doppelt betrachtet wer<strong>de</strong>n. Während in<br />

erster Linie <strong>de</strong>r Arzt als Kun<strong>de</strong> bezeichnet<br />

wird, weil er durch seine Verordnungen<br />

<strong>de</strong>n Umsatz erzeugt, ist beispielsweise<br />

bei <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>ntreue<br />

auch <strong>de</strong>r Patient von Be<strong>de</strong>utung:<br />

Beson<strong>de</strong>rs bei chronischen Erkrankungen<br />

wie Diabetes ist es notwendig, dass<br />

<strong>de</strong>r Patient die Behandlung mit <strong>de</strong>r korrekten<br />

Einnahme <strong>de</strong>r Medikamente und<br />

gegebenenfalls <strong>de</strong>r Einhaltung einer beson<strong>de</strong>ren<br />

Ernährung unterstützt. Ist dies<br />

nicht <strong>de</strong>r Fall, kann es zu Nebenwirkungen<br />

kommen, die <strong>de</strong>n Patienten veranlassen,<br />

von seinem Arzt ein an<strong>de</strong>res Präparat<br />

zu verlangen. <strong>Als</strong> drittes ist die<br />

Kun<strong>de</strong>nakquisition zu nennen, die das<br />

Ziel, <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nkreis zu vergrößern,<br />

unterstützt. Die Kun<strong>de</strong>nakquisition ist<br />

eine teure Maßnahme, so dass zu Beginn<br />

einer neuen Beziehung sogar Verluste<br />

eingeplant wer<strong>de</strong>n. Dennoch kann<br />

auf sie für neue Produkte o<strong>de</strong>r sogar<br />

neue Technologien nicht verzichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch im pharmazeutischen Bereich<br />

wer<strong>de</strong>n beispielsweise bei Produkten,<br />

die wie Blutdrucksenker häufig über mehrere<br />

lahre eingenommen wer<strong>de</strong>n, über<br />

weite Teile <strong>de</strong>s Produktlebenszyklus neue<br />

Kun<strong>de</strong>n, in diesem Fall han<strong>de</strong>lt es sich<br />

um Patienten, akquiriert. Die Investitionen<br />

wer<strong>de</strong>n durch die Hoffnung auf eine<br />

lange Kun<strong>de</strong>nbeziehung gerechtfertigt.<br />

Deshalb sollte in einer Balanced Scorecard<br />

je nach Lebensalter eines Produkts<br />

anhand einer Kennzahl entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,<br />

in welchem Umfang <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nstamm<br />

zu erweitern ist. Eine Basis für<br />

Kun<strong>de</strong>ntreue und Kun<strong>de</strong>nakquisition bil<strong>de</strong>t<br />

die Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit: Es macht<br />

nur Sinn, Neukun<strong>de</strong>n zu werben, wenn<br />

diese mit <strong>de</strong>n Leistungen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

zufrie<strong>de</strong>ngestellt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Än<strong>de</strong>rn sie aus Unzufrie<strong>de</strong>nheit ihren Lieferanten,<br />

so sind alle Investitionen in <strong>de</strong>n<br />

Aufbau <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n verloren. Gleichzeitig<br />

wer<strong>de</strong>n nur zufrie<strong>de</strong>ne Kun<strong>de</strong>n eine<br />

langfristige Beziehung eingehen und<br />

damit zu treuen Kun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Da<br />

sich Zufrie<strong>de</strong>nheit und Kun<strong>de</strong>nloyalität<br />

aus <strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>r Wünsche und Vorstellungen<br />

<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Personen<br />

ableiten (Olve/Roy/Wetter 1999, S. 61),<br />

gilt es, diese bestmöglich zu erfüllen.<br />

Darin liegt eine Aufgabe <strong>de</strong>s Vertriebs:<br />

Wenn dieser Funktionsbereich auch nicht<br />

die Produkteigenschaften selbst beeinflussen<br />

kann, so hat er <strong>de</strong>nnoch diese<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zu kommunizieren<br />

und dafür zu sorgen, dass kognitive<br />

Dissonanzen vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Demnach<br />

erschöpfen sich die Kennziffern für<br />

die Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit nicht mit einer<br />

regelmäßigen Befragung durch Fragebögen<br />

o<strong>de</strong>r Interviews und <strong>de</strong>n damit<br />

verbun<strong>de</strong>nen Zielwerten. Vielmehr umfassen<br />

sie zum Beispiel auch Implementierung<br />

und Betrieb eines konstanten<br />

Informationsflusses aus <strong>de</strong>m Außendienst<br />

in die Firmenzentrale, die Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rkäuferrate und<br />

ein gut funktionieren<strong>de</strong>s Beschwer<strong>de</strong>management,<br />

da die erfolgreiche Bearbeitung<br />

von Reklamationen die Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n steigern kann. Zuletzt<br />

gehören zur Kerngruppe Kennzahlen<br />

zur Ermittlung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nrentabilität,<br />

da nur langfristig profitable Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

zur Erreichung <strong>de</strong>r finanzwirtschaftlichen<br />

Ziele führen. Dazu wird<br />

<strong>de</strong>r Nettogewinn eines Kun<strong>de</strong>n unter<br />

Berücksichtigung aller durch ihn verursachten<br />

Kosten einschließlich einmaliger<br />

Aufwendungen ermittelt. Um eine ausreichend<br />

große Menge ertragreicher Kun<strong>de</strong>n<br />

zu gewährieisten und dabei keine<br />

schwachen Kun<strong>de</strong>n mit Potenzial auszuschließen,<br />

die vielleicht die Erträge <strong>de</strong>r<br />

Zukunft sichern wer<strong>de</strong>n, kann ein Kun<strong>de</strong>nportfolio<br />

angewandt wer<strong>de</strong>n. Ist eine<br />

Kun<strong>de</strong>ngruppe aufgrund ihrer Zukunftsaussichten<br />

und <strong>de</strong>s Markts, in <strong>de</strong>nen sie<br />

agiert, für das Unternehmen von Be<strong>de</strong>utung,<br />

so können Bemühungen unternommen<br />

wer<strong>de</strong>n, die Profitabilität <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbeziehung<br />

zu verbessern. Die folgen<strong>de</strong><br />

Abbildung 2 zeigt ein beispielhaftes<br />

Kun<strong>de</strong>nportfolio.<br />

Die Anpassung von Serviceleistungen<br />

o<strong>de</strong>r Gross Selling sind Mittel hierzu. Dabei<br />

sind Neukun<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rs zu behan<strong>de</strong>ln<br />

als ältere Kun<strong>de</strong>n. Während erstere<br />

durch die Kosten <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nakquisition<br />

häufig zunächst Verluste verursachen,<br />

die mit höheren Umsätzen und einer langfristigen<br />

Bindung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n behoben<br />

wer<strong>de</strong>n können, wird bei letzteren die<br />

Ertragslage durch Preiserhöhungen und<br />

einen geringeren Service verbessert. Rentable<br />

Kun<strong>de</strong>n, die nicht zu einem Zielsegment<br />

gehören, wer<strong>de</strong>n zunächst gehalten<br />

und beobachtet, ob die Beziehung<br />

unrentabel wird. Geschieht dies, so<br />

müssen sie wie die übrigen unrentablen<br />

Kun<strong>de</strong>n außerhalb <strong>de</strong>s Zielsegments vernachlässigt<br />

wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg<br />

nicht zu gefähr<strong>de</strong>n.<br />

Die Leistungstreiber lassen sich in drei<br />

Kategorien einordnen, die für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />

wichtige Kriterien beinhalten. Im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Produkt- und Serviceeigenschaften<br />

wird in Form von Kennzahlen ermittelt.<br />

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Controller magazin 6/02<br />

kommt, könnte Ursa­<br />

niedrig<br />

Risiko <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nbeziehung<br />

Basiskun<strong>de</strong>n<br />

Prozessstandardisi erung<br />

Kostensenkung in <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nbearbeitung<br />

Ausgleich von Kapazitätsspitzen<br />

Restriktive Preispolitik<br />

Ressourcenkiller<br />

Abwehrprogramme<br />

Konditionenüberprü&ng<br />

Reduktion Servicegrad<br />

Schlüsselkun<strong>de</strong>n<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Potenti alausschöpfung<br />

Lebenslange Bearbeitungsstrategie<br />

Senkung Prozesskosten<br />

Cross-Selling<br />

Hoffnungsträger<br />

Loyalitätspro gramme<br />

Wertschöp fongsverknüp &mg<br />

Einsatz strategischer Ressourcen<br />

Target Customer Spending<br />

Paketlösungen (Gross Selling)<br />

che, eventuell jedoch<br />

auch Auswirkung <strong>de</strong>r<br />

fehlen<strong>de</strong>n Verbindungen<br />

zwischen <strong>de</strong>n<br />

Werbeaktivitäten sein.<br />

Wegen <strong>de</strong>r großen Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Außendienstes<br />

- ein persönlicher<br />

Kun<strong>de</strong>nkontakt<br />

hat ein stärkeres Gewicht<br />

als <strong>de</strong>r Kontakt<br />

einer Anzeige - kann beobachtet<br />

wer<strong>de</strong>n, dass<br />

das Image <strong>de</strong>r Pharmaunternehmen<br />

in<br />

erster Linie durch die<br />

Pharmareferenten geprägt<br />

wird.<br />

2.3 Die Interne<br />

nipdrig.<br />

hoch<br />

Prozessperspektive<br />

Wert/ Attraktivität <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbeziehung<br />

Die Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Kennzahlen für die interne<br />

Abbildung 2: Kun<strong>de</strong>nportfolio und Wertsteigerungsstrategien (Quelle: Lube, 1997, S. 92)<br />

Prozessperspek­<br />

tive erfolgt in <strong>de</strong>r Regel<br />

nach <strong>de</strong>n Zielen für <strong>de</strong>n<br />

welche Leistungen die Kun<strong>de</strong>n verlangen.<br />

Dies ist zum einen eine relevante<br />

Information zur Segmentierung <strong>de</strong>s<br />

Markts in unterschiedliche Kun<strong>de</strong>ngruppen,<br />

Pharmaindustrie ausschei<strong>de</strong>t, könnten<br />

Kompetenz und Freundlichkeit <strong>de</strong>s Außendienstes,<br />

Einführung und Servicegrad<br />

eines Call Centers für Ärztefragen<br />

finanzwirtschaftlichen und <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nbereich<br />

und beeinflusst die Art und Weise,<br />

wie die Arbeit im Unternehmen zu<br />

gestalten ist. Weil die Balanced Scorezug<br />

da auf die Vorstellungen in Be­<br />

o<strong>de</strong>r die schnelle Versorgung <strong>de</strong>s Kuncard<br />

im Gegensatz zu bisherigen<br />

auf Preis, Funktionalität und Qualität<br />

nicht in all ihren Ausprägungen mit<br />

einem bestimmten Produkt eingegangen<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Zum an<strong>de</strong>ren lassen sich<br />

so Trends erkennen, die eine Anpassung<br />

<strong>de</strong>s Produkts erfor<strong>de</strong>rlich machen, um<br />

zu verhin<strong>de</strong>rn, dass sich <strong>de</strong>r Zielmarkt<br />

nicht verkleinert und schlussendlich<br />

keine Käufer mehr gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

können. Mit <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten bei <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n mit gewünschten Informationen<br />

beziehungsweise Abgabeartikeln einen<br />

Einfluss auf das Verhältnis zwischen Ärzten<br />

und Pharmaunternehmen haben. Die<br />

letzte Kennziffer bestimmt Vorgaben für<br />

das Image und die Reputation, mit <strong>de</strong>r<br />

das Unternehmen von seinen Kun<strong>de</strong>n<br />

wahrgenommen wird. Obwohl sich die<br />

Loyalität <strong>de</strong>r Ärzte meist auf <strong>de</strong>n Zeitraum<br />

beschränkt, in <strong>de</strong>m ein Produkt<br />

Leistungsmesssystemen über die Verbesserung<br />

bestehen<strong>de</strong>r Funktionen hinausgeht,<br />

han<strong>de</strong>lt es sich beim dritten Aspekt<br />

um eine Beson<strong>de</strong>rheit dieses Werkzeugs.<br />

Hier wer<strong>de</strong>n die erfolgskritischen Prozesse<br />

im Unternehmen in Bezug auf die<br />

Vorstellungen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Anteilseigner<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert und zum Zwecke<br />

<strong>de</strong>r Leistungsmaximierung angepasst<br />

o<strong>de</strong>r sogar neu <strong>de</strong>finiert.<br />

Preisfestsetzung im Bereich <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rgelassenen<br />

Patentschutz genießt und so vor<br />

Ärzte und <strong>de</strong>r Tatsache, dass<br />

die Produkte selbst langjährigen Entwicklungszeiten<br />

unterliegen, liegt die<br />

Generika geschützt ist, kann versucht<br />

wer<strong>de</strong>n, ein Markenimage aufzubauen.<br />

Damit lässt sich eine klare und eindringliche<br />

Eine Überprüfung <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Abläufe könnte beispielsweise für <strong>de</strong>n<br />

pharmazeutischen Vertrieb be<strong>de</strong>uten,<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung für <strong>de</strong>n pharmazeutischen<br />

Botschaft wie starke o<strong>de</strong>r schnelle dass sich hinter <strong>de</strong>m finanzwirt­<br />

Vertrieb in <strong>de</strong>r Erkennung <strong>de</strong>r kaufentschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Zusatzleistungen wie<br />

eventuell Patientenbroschüren für eine<br />

gesun<strong>de</strong> Ernährung o<strong>de</strong>r Fortbildungsveranstaltungen,<br />

die <strong>de</strong>n Zielärzten dann<br />

zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n. <strong>Als</strong> zweites<br />

Wirksamkeit kommunizieren. Die forschen<strong>de</strong>n<br />

Pharmaunternehmen setzen<br />

daneben auf ihren Ruf als Innovatoren.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis fällt allerdings auf, dass sich<br />

bei <strong>de</strong>n meisten Unternehmen beispielsweise<br />

die Printanzeigen für verschie<strong>de</strong>ne<br />

schaftlichen Problem <strong>de</strong>r zu hohen<br />

Kosten pro Arztbesuch durch <strong>de</strong>n<br />

Außendienst zwei Probleme verbergen,<br />

die auf <strong>de</strong>n ersten Blick nicht zu erkennen<br />

sind: Zum einen wird die Leistung<br />

<strong>de</strong>s Außendienstes durch die Versor­<br />

wird festgestellt, welche Kriterien als Produkte in keiner Weise ähneln und sogung<br />

mit Besprechungsunterlagen<br />

Schlüsselelemente für eine sehr gute<br />

Kun<strong>de</strong>nbeziehung zu i<strong>de</strong>ntifizieren sind<br />

und wie diese verbessert wer<strong>de</strong>n können.<br />

Während die Distribution, die in <strong>de</strong>n<br />

Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Großhan<strong>de</strong>ls liegt, in <strong>de</strong>r<br />

mit auch keine produktübergreifen<strong>de</strong> und<br />

unternehmenseinheitliche Botschaft vermittelt<br />

wird. Die Tatsache, dass es in <strong>de</strong>r<br />

Pharmaindustrie nur in sehr beschränktem<br />

Maße zu Gross Selling Effekten<br />

beeinflusst: Denn wird <strong>de</strong>r Pharmareferent<br />

nicht ausreichend mit Informationsmaterialien<br />

ausgestattet, wirkt sich dies<br />

auf seine Besuchsfrequenz aus. Zum<br />

an<strong>de</strong>ren ist eine gute Tourenplanung<br />

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Controller magazin 6/02 - Thomas Kumpel / Markus Wal<strong>de</strong><br />

entschei<strong>de</strong>nd, damit <strong>de</strong>r Mitarbeiter nicht<br />

mehr Zeit als nötig fiJr die Fahrten zwischen<br />

<strong>de</strong>n zu besuchen<strong>de</strong>n Ärzten verbringt.<br />

Für die bei<strong>de</strong>n Prozesse sollten<br />

<strong>de</strong>shalb Kennzahlen zur Überwachung<br />

und Verbesserung <strong>de</strong>r Leistung gefun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, zum Beispiel die durchschnittliche<br />

Zeit von <strong>de</strong>r Bestellung von<br />

Außendienstmaterialien bis zur Auslieferung,<br />

<strong>de</strong>r Servicegrad <strong>de</strong>r Versorgung<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Fahrten an <strong>de</strong>r<br />

Tagesarbeitszeit.<br />

Obwohl die Arbeitsabläufe in <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />

Branchen verschie<strong>de</strong>n sind,<br />

können übergreifend drei Prozessbereiche<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n, die sich in<br />

Anlehnung an das Mo<strong>de</strong>ll von Kaplan/<br />

Norton auf <strong>de</strong>n pharmazeutischen Vertrieb<br />

übertragen lassen.<br />

Da <strong>de</strong>r Innovationsprozess in <strong>de</strong>r Pharmaindustrie<br />

wie in allen forschungsintensiven<br />

Branchen eine wichtige Be<strong>de</strong>utung<br />

hat, soll dieser Aspekt auch vom<br />

Kun<strong>de</strong>nmanagement im Vertrieb beleuchtet<br />

wer<strong>de</strong>n. Allerdings geht es hier<br />

weniger darum, Märkte für vollkommen<br />

neue Produkte zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Dies geschieht<br />

mittels globaler Daten wie das<br />

Auftreten einer bestimmten Krankheit<br />

und <strong>de</strong>r Verfügbarkeit wirksamer Medikamente<br />

für diese Indikationen. Vielmehr<br />

steht die Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund, um Ärzte langfristig zu bin<strong>de</strong>n.<br />

Dabei ist <strong>de</strong>r Außendienst als Berührungspunkt<br />

zum Kun<strong>de</strong>n gefor<strong>de</strong>rt, die<br />

Kun<strong>de</strong>nwünsche in Bezug auf bestehen<strong>de</strong><br />

Medikamente und weitere Diens<strong>de</strong>istungen<br />

herauszufin<strong>de</strong>n. Daraufhin muss<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n, ob die gewählte Aussage<br />

für eine ausreichend große Menge<br />

Kun<strong>de</strong>n relevant ist und ob das Versprechen<br />

auch wirklich durch das Medikament<br />

gehalten wer<strong>de</strong>n kann. Danach<br />

kann die Umsetzung <strong>de</strong>r Innovation im<br />

Betriebsprozess begonnen wer<strong>de</strong>n. Neue<br />

Botschaften können gegenüber <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />

kommuniziert o<strong>de</strong>r neue Fortbildungsangebote<br />

zur Kun<strong>de</strong>nbindung<br />

angeboten wer<strong>de</strong>n. Der letzte Schritt in<br />

<strong>de</strong>r Wertkette ist <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>ndienst, <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n mit Garantieleistungen und<br />

weitergehen<strong>de</strong>n Informationen versorgt.<br />

Er übernimmt auch die Aufgabe <strong>de</strong>r Vermeidung<br />

kognitiver Dissonanzen, in<strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> in Form einer Nachbearbeitung<br />

in seiner Kaufentscheidung unterstützt<br />

wird. Dies geschieht in <strong>de</strong>r Pharmaindustrie<br />

mittels Vorträgen anerkannter<br />

Wissenschaftler, die über die Vorteile <strong>de</strong>r<br />

verordneten Substanz sprechen o<strong>de</strong>r<br />

auch durch die Versorgung <strong>de</strong>r Ärzte mit<br />

Studienergebnissen. Sie sollen die Richtigkeit<br />

<strong>de</strong>s Therapieschemas belegen.<br />

Fragen <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n können neben <strong>de</strong>m<br />

Außendienst auch von geschultem Personal<br />

in einem Call Center beantwortet<br />

wer<strong>de</strong>n. So vielfältig wie die Maßnahmen<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>ndiensts sind auch die<br />

Kennzahlen, die sich zur Messung und<br />

Zielvorgabe eignen: Vom Servicegrad <strong>de</strong>s<br />

Call Centers über die Anzahl <strong>de</strong>r vom<br />

Außendienst beantworteten Fachfragen<br />

bis hin zu einer Befragung zur<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>ndienst insgesamt.<br />

Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kette steht <strong>de</strong>r<br />

befriedigte Kun<strong>de</strong>nwunsch, <strong>de</strong>r über die<br />

Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit und die Loyalität<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n zur Steigerung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nwerts<br />

führen sollte. Dies wird sich<br />

schlussendlich in höheren Erträgen auswirken,<br />

wenn die Bestandteile <strong>de</strong>r Balanced<br />

Scorecard die wichtige Voraussetzung<br />

<strong>de</strong>s Ursache-Wirkungs-Prinzips<br />

befolgen.<br />

2.4 Die Lern- und Entwicklungsperspektive<br />

Neben <strong>de</strong>n bereits geschil<strong>de</strong>rten Aspekten<br />

beschreibt die Lern- und<br />

Entwicklungsperspektive <strong>de</strong>r Balanced<br />

Scorecard <strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

zu einer lernen<strong>de</strong>n Organisation, die mit<br />

ihren engagierten Mitarbeitern und <strong>de</strong>n<br />

intelligenten Systemen die Infrastruktur<br />

zur Erreichung <strong>de</strong>r Ziele in <strong>de</strong>n übrigen<br />

Bereichen bil<strong>de</strong>t (Kaplan/Norton 1997,<br />

S. 121). Mit ihrem Anspruch, nicht nur<br />

kurzfristigen Erfolg zu bewirken, son<strong>de</strong>rn<br />

im Sinne einer strategischen Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Unternehmung Potentiale zu erschließen,<br />

rückt die Balanced Scorecard<br />

die Mitarbeiter und die Informationssysteme<br />

in die Nähe <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n übrigen<br />

eher typischen Schlüsselfaktoren Kun<strong>de</strong>n<br />

und Prozesse. Sie unterschei<strong>de</strong>t dabei<br />

die Potentiale <strong>de</strong>r Mitarbeiter, die Informationssysteme<br />

und die Motivation<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

Die Verän<strong>de</strong>rung und Anpassung <strong>de</strong>r<br />

Techniken und Prozesse in allen Bereichen<br />

ist heute so wichtig und komplex,<br />

dass man sie nicht mehr ausschließlich<br />

<strong>de</strong>m Management überiassen möchte.<br />

Vielmehr sollen die Personen durch Verbesserungsvorschläge<br />

mit einbezogen<br />

wer<strong>de</strong>n, die durch ihre tägliche Arbeit<br />

die Experten in <strong>de</strong>n jeweiligen Disziplinen<br />

sind. (Vgl. Beitrag Schütte in<br />

1<br />

Betriebsprozesse<br />

Innovationsprozesse<br />

Kun<strong>de</strong>ndienst-<br />

prozess<br />

Aussagk\Entschei-\<br />

Kun<strong>de</strong>n- \ ^aikt \\Möglich\ U^g^^gA \ kommu-\V?<br />

^ s c h \ i<strong>de</strong>ntifi- \ y^it \ Wimsch \ Wzieren/X \bestä1ii<strong>de</strong>nüfi-<br />

//^^^^-//mnsetzerJ/Leistmg/ / S^^^<br />

ziert / //fen / / //liefern / A'a'^hbe-<br />

/ /axbeitunQ<br />

T<br />

T<br />

Kun<strong>de</strong>nwunsch<br />

befriedigt<br />

Abbildung 3: Das Wertkettenmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s phamazeutischen Vertriebs<br />

(in Anlehnung an: Kaplan/Norton, 1997, S. 93)<br />

586


Controller magazin 6/02<br />

diesem Controller Magazin, S. 531 ff., Red.)<br />

Das Ziel ist es also, dass die Mitarbeiter,<br />

die einen größeren Kontakt zum Kun<strong>de</strong>n<br />

aufweisen als die Führungsebene eines<br />

Unternehmens, Wünsche rechtzeitig erkennen<br />

und versuchen, diesen mit adäquaten<br />

Produkten zu begegnen. Um dies<br />

zu erreichen, müssen die Leistungstreiber<br />

<strong>de</strong>r Personalpotenziale i<strong>de</strong>ntifiziert<br />

und mit Kennzahlen geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dabei ist an erster Stelle die<br />

Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheit zu nennen,<br />

weil zufrie<strong>de</strong>ne Mitarbeiter in <strong>de</strong>r Regel<br />

bessere Leistung erbringen und somit<br />

zur Steigerung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

beitragen (Reichheld 1993, S. 68). Die<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Mitarbeiter kann durch<br />

Umfragen ermittelt wer<strong>de</strong>n, so dass sich<br />

hieraus eine Kennziffer ableiten lässt.<br />

Analog zu <strong>de</strong>n Feststellungen über die<br />

Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit kann geschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n, dass zufrie<strong>de</strong>ne Mitarbeiter<br />

auch loyale und treue Mitarbeiter sind.<br />

Dies lässt sich an einer niedrigen<br />

Fluktuationsquote messen. Fügt man<br />

diesem Indikator noch die durchschnittliche<br />

Verweildauer eines Mitarbeiters<br />

im Unternehmen hinzu, kann sichergestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass es nicht zu einer<br />

Übergewichtung älterer Mitarbeiter im<br />

Unternehmen führt, was langfristige<br />

Nachteile wie ten<strong>de</strong>nzielle Unflexibilität<br />

und Konservatismus zur Folge haben<br />

könnte. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kette steht die Annahme,<br />

dass Zufrie<strong>de</strong>nheit und Loyalität<br />

zu einer höheren Arbeitsleistung <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

führen. Ein Schlüsselfaktor ist<br />

die Weiterbildung, weil sie <strong>de</strong>n Menschen<br />

im Unternehmen erlaubt, ihre berufliche<br />

Entwicklung zu för<strong>de</strong>rn und sich für<br />

herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>re Aufgaben zu qualifizieren.<br />

Sie ist zugleich Treiber für Zufrie<strong>de</strong>nheit,<br />

Motivation und Loyalität <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter sowie Werkzeug zur Erreichung<br />

von Produktivitätssteigerungen<br />

durch höheren Ertrag. Der Prozentsatz<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter, die an Schulungen<br />

teilnehmen, <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Arbeitsplätze<br />

mit strategischer Verantwortung und die<br />

Anzahl qualifizierter Mitarbeiter sind<br />

geeignete Messgrößen für die Weiterbildung.<br />

Informationssysteme erweisen sich dann<br />

als Potentiale für das Unternehmen, wenn<br />

sie durch rasche Übermittlung <strong>de</strong>r Signale<br />

aus <strong>de</strong>m Markt die Prozesse von <strong>de</strong>r<br />

Wahrnehmung eines Kun<strong>de</strong>nwunsches<br />

bis zu <strong>de</strong>ssen Erfüllung beschleunigen<br />

und die Kun<strong>de</strong>nbetreuung vereinfachen.<br />

Sie erlauben außer<strong>de</strong>m einerseits <strong>de</strong>m<br />

Außendienst ein Feedback über das Ergebnis<br />

<strong>de</strong>r Bemühungen um die Kun<strong>de</strong>n,<br />

an<strong>de</strong>rerseits kann dadurch <strong>de</strong>r Außendienst<br />

in Bezug auf seine Leistungen von<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Vorgesetzten beurteilt<br />

wer<strong>de</strong>n. Messgrößen hierzu sind für <strong>de</strong>n<br />

pharmazeutischen Vertrieb eine Kennziffer<br />

über die Einführung eines<br />

Außendienststeuerungssystems, das <strong>de</strong>n<br />

Pharmareferenten beispielsweise über<br />

die Wichtigkeit <strong>de</strong>s zu besuchen<strong>de</strong>n Arztes<br />

in Bezug auf sein Verordnungsverhalten<br />

informieren kann. Auch die<br />

Dauer, bis relevante Informationen wie<br />

Umsatz- und Marktentwicklung <strong>de</strong>r Organisation<br />

zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n<br />

können, gibt Aufschluss über die<br />

Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r Informationssysteme.<br />

Der Umgang mit neuen IT-Systemen<br />

kann in Form <strong>de</strong>s Anteils <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter, die das Internet nutzen,<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Prozentsatzes <strong>de</strong>r Anfragen und<br />

Bestellungen, die über das Internet erteilt<br />

wer<strong>de</strong>n, festgehalten wer<strong>de</strong>n (Olve/<br />

Roy/Wetter 1999, S. 201).<br />

Die Messung <strong>de</strong>r Zielausrichtung ist<br />

schließlich eine Art Kon trollmechanismus<br />

<strong>de</strong>r Balanced Scorecard, um ihre eigene<br />

Umsetzung sicherzustellen. Denn die<br />

Implementierung einer Strategie füllt diese<br />

erst mit Leben und sichert ihren Erfolg.<br />

Deshalb wer<strong>de</strong>n Werte vorgegeben, wie<br />

viele Mitarbeiter in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Ebenen <strong>de</strong>s Unternehmens über die Vision<br />

<strong>de</strong>r Balanced Scorecard informiert<br />

sind, zu welchem Prozentsatz die persönlichen<br />

Ziele in <strong>de</strong>n )ahresgesprächen<br />

mit <strong>de</strong>r Strategie korrespondieren und<br />

welcher Anteil <strong>de</strong>r variablen Entlohnung<br />

mit <strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>r Balanced Scorecard-Ziele<br />

verknüpft ist.<br />

3. FAZIT<br />

Es hat sich gezeigt, dass die Balanced<br />

Scorecard als Teil <strong>de</strong>s strategischen Management<br />

gera<strong>de</strong> für das Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />

in <strong>de</strong>r Pharmabranche als<br />

effizientes Instrument eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Denn gera<strong>de</strong> durch das Erreichen<br />

eines Meilensteins in <strong>de</strong>r Balanced Scorecard<br />

lässt sich die Richtigkeit <strong>de</strong>r Strategie<br />

erkennen, und es kommt zu keinem unproduktiven<br />

Aktionismus; Durch die Einteilung<br />

großer Ziele in kleine Schritte wird<br />

verhin<strong>de</strong>rt, dass eine Kun<strong>de</strong>nstrategie ergriffen<br />

und nach kurzer Zeit wie<strong>de</strong>r verfassen<br />

wird. Die Balanced Scorecard führt<br />

dazu, dass die Kun<strong>de</strong>norientierung im<br />

pharmazeutischen Vertrieb geför<strong>de</strong>rt wird.<br />

Sie stellt damit einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Erfolgsfaktor<br />

im Wettbewerbsprozess dar<br />

und sollte als Instrument zur langfristigen<br />

Steuerung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nmanagement seinen<br />

Einsatz fin<strong>de</strong>n.<br />

Literaturhinweise<br />

Crisand, Marcel (1996): Pharma-Trends<br />

und innovatives Pharma-Marketingmanagement:<br />

Strategische Neuausrichtung<br />

einer ärztegerichteten Marketingkonzeption,<br />

Wiesba<strong>de</strong>n.<br />

Dahmen, Andreas/Oehlrich, Marcus<br />

(2001): Controlling, 3. Aufl., München<br />

Homburg, Christian / Rudolf, Bettina<br />

(1995): Wie zufrie<strong>de</strong>n sind Ihre Kun<strong>de</strong>n<br />

tatsächlich?, aus: Harvard Business<br />

Manager, Nr. 1 /95, S. 43-50.<br />

Kaplan, Robert / Norton, David (1997):<br />

Balanced Scorecard: Strategien erfolgreich<br />

umsetzen, Stuttgart.<br />

Lube, Marc-Milo (1996): Strategisches<br />

Konzerncontrolling, Bamberg.<br />

Olve, Nils-Göran / Roy, )an / Wetter, Magnus<br />

(1999): Performance drivers: a<br />

practical gui<strong>de</strong> to use the balanced<br />

scorecard, Chichester/Großbritannien.<br />

Reichheld, Fre<strong>de</strong>rick (1993): Loyalty-<br />

Based Management, aus: Harvard Business<br />

Review, Nr. 2, March-April 1993,<br />

S. 64-73.<br />

Reichmann, Thomas / Palloks, Monika<br />

(1998): Mo<strong>de</strong>rnes Vertriebscontrolling,<br />

aus: Kostenmanagement und Controlling,<br />

München, S. 233-258.<br />

Weber, Jürgen / Schäffer, Utz (2000):<br />

Balanced Scorecard & Controlling, 3. Aufl.,<br />

Wiesba<strong>de</strong>n.<br />

Wun<strong>de</strong>r, Thomas (2001): Wie konkret<br />

muss eine Balanced Scorecard sein?,<br />

aus: Controller Magazin, S. 133-138.<br />

Ziegenbein, Klaus (2002): Controlling,<br />

7. Aufl., Ludwigshafen. •<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

13 23 35 S V K<br />

587


Controller magazin 6/02 - Frank Broetzmann / Karsten Oehler<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

21 23 24 F E R<br />

RISK ENHANCED<br />

BALANCED<br />

SCORECARD (REBS)<br />

- ein Instrument für ein strategiscli<br />

orientiertes Risil(omanagement<br />

Dr. Karsten Oetiler ist Senior<br />

Manager Products & Solutions<br />

bei <strong>de</strong>r Hyperion GmbH in<br />

Frankfurt. Er ist seit mehr als<br />

zehn Jahren als Berater für<br />

Controlling-Software in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Unternehmen tätig<br />

und hat zwei Bücher über DVgestütztes<br />

Rechnungswesen<br />

und OLAP sowie diverse Fachaufsätze<br />

über Themen zur DV-<br />

Unterstützung <strong>de</strong>s Managements<br />

veröffentlicht<br />

Frank Broetzmann, Leiter <strong>de</strong>r<br />

Business Risk Services in Berlin<br />

und <strong>de</strong>n neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>r Ernst & Young<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,<br />

ist seit sechs Jahren In<br />

<strong>de</strong>r Beratung mit <strong>de</strong>n Schwerpunkten<br />

Unternehmenssteuerung<br />

und Organisation<br />

tätig. Davor übte er bei <strong>de</strong>r<br />

Merce<strong>de</strong>s-Benz AG verschie<strong>de</strong>ne<br />

zentrale und <strong>de</strong>zentrale<br />

Controlling-Funktionen aus.<br />

von Frank Broetzmann und Karsten Oehler, Hochheim<br />

1. Risiken und Risikotreiber<br />

Die weltweiten Kurseinbrüche <strong>de</strong>r Internet-<br />

und Technologieaktien ve<strong>de</strong>ihen <strong>de</strong>r<br />

Frage nach <strong>de</strong>r Zukunft <strong>de</strong>r „New<br />

Economy" neue Aktualität. Für eine abschließen<strong>de</strong><br />

Antwort ist es zu früh. Unstrittig<br />

ist jedoch, dass die Risikopotentiale<br />

unternehmerischen Han<strong>de</strong>lns<br />

in allen Industrien stark zugenommen<br />

haben und weiter zunehmen wer<strong>de</strong>n.<br />

Verantwortlich für steigen<strong>de</strong> Unternehmensrisiken<br />

sind die erhöhte Wettbewerbsintensität<br />

und -komplexität.<br />

Neue Technologien und die wachsen<strong>de</strong><br />

Globalisierung sind die wesentlichen Treiber<br />

dieser Entwicklung. Die Bandbreite<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensrisiken ist groß. Sie<br />

reicht von betrieblichen Prozessrisiken<br />

über Informations- und Entscheidungsrisiken<br />

bis hin zu Umfeldrisiken. Gera<strong>de</strong><br />

von letztgenannten geht ein steigen<strong>de</strong>s<br />

Bedrohungspotenüal aus, angesicht <strong>de</strong>r<br />

erhöhten Umweltdynamik und Unsicherheit<br />

über wirtschaftliche Rahmendaten.<br />

Darüber hinaus nehmen spezielle Risiken<br />

wie z. B. Gefahren aus organisierter<br />

Kriminalität und weitreichen<strong>de</strong>n Produkthaftungsansprüchen<br />

einen ständig<br />

größeren Stellenwert ein.<br />

Mit zunehmen<strong>de</strong>r Anzahl und Intensität<br />

<strong>de</strong>r Risiken wächst die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />

Risikomanagements für die erfolgreiche<br />

Unternehmensentwicklung. Wie aber<br />

sehen die Koordinaten eines wirkungsvollen<br />

Risikomanagements aus? Welche<br />

Ansätze sind geeignet und vor allem wie<br />

können diese in das bereits bestehen<strong>de</strong><br />

Managementsystem integriert wer<strong>de</strong>n?<br />

Noch zu oft wird Risikomanagement als<br />

isolierter und nachrangiger Managementbaustein<br />

praktiziert.<br />

2. Strategisch orientiertes Risikomanagement<br />

In <strong>de</strong>r Untemehmensführung ist Risikomanagement<br />

nichts grundlegend Neues,<br />

ist doch unternehmerisches Han<strong>de</strong>ln<br />

im Kern nichts an<strong>de</strong>res als das Management<br />

von Chancen und RisikenV Relativ<br />

neu ist die Aufmerksamkeit, die <strong>de</strong>m<br />

Thema Risikomanagement heute entgegengebracht<br />

wird. Dies geschieht in<br />

Deutschland nicht zuletzt aufgrund gesetzlicher<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Im lahr 1998 wur<strong>de</strong> das Gesetz zur<br />

Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich<br />

(KonTraG) verabschie<strong>de</strong>t.<br />

Mit §91,2 AktG for<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />

ein Risikofrüherkennungssystem im Rahmen<br />

eines umfassen<strong>de</strong>n Risikomanagementsystems.<br />

Zentraler Gedanke ist die<br />

Einrichtung eines Überwachungssystems,<br />

um frühzeitig bestandsgefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Entwicklungen<br />

für das Unternehmen zu erkennen.<br />

(Vgl. Controller Magazine Nr 3<br />

und 4/2000, Red.) Die gesetzgeberischen<br />

Vorgaben für das Risikomanagement<br />

sind in <strong>de</strong>r Folge konkretisiert wor<strong>de</strong>n.<br />

Demnach beinhaltet das Risikomanagement<br />

die Summe <strong>de</strong>r organisatorischen<br />

Regelungen und Maßnahmen<br />

für die Analyse und Bewältigung unternehmerischer<br />

Risiken. Risiken sind umfassend<br />

und systematisch zu i<strong>de</strong>ntifizieren<br />

und zu bewerten sowie mit geeigneten<br />

Maßnahmen zu überwachen.<br />

Die betriebliche Praxis wird <strong>de</strong>n <strong>de</strong>finierten<br />

Vorgaben <strong>de</strong>rzeit überwiegend noch<br />

nicht gerecht. Aktuelle Studien zeigen<br />

die Diskrepanz zwischen Anspruch und<br />

Wirklichkeit^ Risiken wer<strong>de</strong>n bei zahlreichen<br />

Unternehmen dokumentiert anstatt<br />

sie systematisch zu steuern. Häufig<br />

wer<strong>de</strong>n sog. Umfeldrisiken nicht umfassend<br />

analysiert und verfolgt. Gera<strong>de</strong> diese<br />

Risiken sind jedoch zunehmend be<strong>de</strong>utsam,<br />

da sie das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll und<br />

588


Controller magazin 6/02<br />

die Ertragsmeciianik <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

nachhaltig bedrohen können. Darüber<br />

hinaus sind die erarbeiteten Risikodarstellungen<br />

in <strong>de</strong>r Regel nicht o<strong>de</strong>r<br />

nur unzureichend verzahnt mit <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n<br />

Planungs- und Steuerungssystemen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens. Risikomanagementmaßnahmen<br />

wer<strong>de</strong>n ohne<br />

eine angemessene Reflektion <strong>de</strong>r Unternehmenszieie<br />

formuliert. Reaktives<br />

Risikomanagement dominiert.<br />

Zielführend ist ein antizipatives iVlanagement<br />

<strong>de</strong>r unternehmerischen Risiken in<br />

einer erweiterten vorausschauen<strong>de</strong>n Perspektive,<br />

das <strong>de</strong>n Fokus auch auf die<br />

Risiken legt, die die mittel- und langfristige<br />

Entwicklung und gewünschte Wertsteigerung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens entschei<strong>de</strong>nd<br />

beeinflussen.<br />

Ein solches strategisch orientiertes Risikomanagement<br />

hat <strong>de</strong>n Anspruch, aktiv<br />

dazu beizutragen, eine überdurchschnittliche<br />

Kapitalrendite und substantielles<br />

Wachstum zu erzielen. Notwendig dafür<br />

ist ein kontinuierliches „JVlonitoring" von<br />

Kun<strong>de</strong>n, internen Prozessen und Mitarbeitern<br />

sowie aktuellen Umfel<strong>de</strong>ntwicklungen<br />

mit Blick auf die <strong>de</strong>finierten<br />

Zielsetzungen <strong>de</strong>s Unternehmens. Die<br />

maximale Wirkung entfaltet das Risikomanagement,<br />

wenn es als Führungsfunktion<br />

verstan<strong>de</strong>n und in die traditionellen<br />

Führungsinstrumente wie<br />

z. B. Unternehmensplanung und Controlling<br />

integriert wird.<br />

3. Risikomanagement und Balanced<br />

Scorecard<br />

<strong>Als</strong> Instrument für ein strategisch orientiertes<br />

Risikomanagement schlagen wir<br />

eine für die Belange <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />

weiterentwickelte Balanced<br />

Scorecard-Lösung vor: die sog. Risk<br />

Enhanced Balanced Scorecard (REBS).<br />

Dazu wer<strong>de</strong>n Elemente <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />

mit <strong>de</strong>n Elementen <strong>de</strong>r<br />

konventionellen Balanced Scorecard zu<br />

einem neuen Managementsystem kombiniert.<br />

Die konventionelle Balanced Scorecard<br />

ist ein von Kaplan und Norton entwickeltes<br />

Managementsystem zur Strategieumsetzungl<br />

Seit <strong>de</strong>r ersten Veröffentlichung<br />

Anfang <strong>de</strong>r 90er [ahre hat sich<br />

das Konzept zum allseits anerkannten<br />

Steuerungssystem entwickelt. Das<br />

prägnanteste an <strong>de</strong>r Balanced Scorecard<br />

ist sicherlich die Gruppierung von Zielen,<br />

Kenngrößen und Maßnahmen nach <strong>de</strong>n<br />

vier Perspektiven „Finanzen", „Kun<strong>de</strong>n",<br />

„Prozesse" sowie „Lernen und Wachstum",<br />

wobei häufig Ergänzungen vorgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Ausbalanciert ist die<br />

Balanced Scorecard dadurch, dass sie<br />

eine Kombination aus kurz- und langfristigen<br />

sowie finanziellen und nicht-finanziellen<br />

Steuerungsaspekten darstellt.<br />

Eine Kombination <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />

mit <strong>de</strong>m Balanced Scorecard-Konzept<br />

bietet sich gera<strong>de</strong>zu an:<br />

Bei<strong>de</strong> i<strong>de</strong>ntifizieren steuerungsrelevante<br />

Kennzahlen, um eine an sich komplexe<br />

Situation greifbar zu machen, und beschreiben<br />

Aktionsprogramme mit <strong>de</strong>m<br />

Ziel <strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r unternehmerischen<br />

Performance. Es sind insbeson<strong>de</strong>re<br />

drei Gedanken für uns ausschlaggebend,<br />

die Balanced Scorecard und das<br />

Risikomanagement zu verbin<strong>de</strong>n:<br />

Integrative Gesamtsicht: Die Balanced<br />

Scorecard ist keine bloße Sammlung<br />

von betrieblichen Kennzahlen,<br />

son<strong>de</strong>rn besteht aus einer wohlüberlegten<br />

Auswahl <strong>de</strong>r wesentlichen finanziellen<br />

und nicht-finanziellen Größen,<br />

die das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll im Kern<br />

beschreiben. Durch die Fokussierung<br />

auf diese Kennzahlen kann <strong>de</strong>m<br />

Risikomanagement die notwendige<br />

strategische Orientierung gegeben<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

^ Frühwarnung: Das Balanced Scorecard-Konzept<br />

unterschei<strong>de</strong>t Ergebniszahlen<br />

und <strong>de</strong>ren Leistungstreiber in<br />

einem <strong>de</strong>finierten Ursache-Wirkungszusammenhang.<br />

Durch diese Vernetzung<br />

<strong>de</strong>r Kennzahlen wird die Frühwarnung<br />

unterstützt, die durch weitere<br />

Frühwarnindikatoren verbessert<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

^ Umfassen<strong>de</strong>s Managementsystem:<br />

Die Balanced Scorecard unterstützt<br />

<strong>de</strong>n gesamten Managementprozess<br />

durch Festlegung von Messgrößen<br />

und Aktionsprogrammen, <strong>de</strong>ren Realisierung<br />

in einem permanenten<br />

Monitoring nachgehalten wird.<br />

Risikostrategien und -maßnahmen<br />

können hier vergleichsweise einfach<br />

integriert wer<strong>de</strong>n.<br />

Letztendlich lässt sich aus <strong>de</strong>r Balanced<br />

Scorecard bereits die For<strong>de</strong>rung nach einem<br />

integrierten Risikomanagement<br />

ableiten. „Balanced" be<strong>de</strong>utet durchaus<br />

innovativ interpretiert, dass alle wesentlichen<br />

Faktoren einer Strategie zu erfassen<br />

sind und messbar gemacht wer<strong>de</strong>n<br />

sollen. Und dazu gehört nun einmal auch<br />

das Risiko bzw. <strong>de</strong>ssen Indikatoren^<br />

4. Risk Enhanced Balanced Scorecard<br />

(REBS)<br />

<strong>Als</strong> integrierte Lösung für das Risikomanagement<br />

und die Balanced Scorecard<br />

schlagen wir die sog. „Risk Enhanced<br />

Balanced Scorecard" (REBS) vor Diese<br />

Lösung hilft Unternehmen dabei, das<br />

Risikomanagement aus seinem Schattendasein<br />

herauszuführen und mit <strong>de</strong>r Balanced<br />

Scorecard zu einem integralen<br />

Steuerungskonzept zu verbin<strong>de</strong>n. Die<br />

Balanced Scorecard wird dadurch wesentlich<br />

bereichert, da Risiken integraler Bestandteil<br />

eines Steuerungskonzeptes sind.<br />

Wie wer<strong>de</strong>n nun das Risikomanagement<br />

und die Balanced Scorecard zusammengeführt?<br />

In <strong>de</strong>r Literatur existieren bereits<br />

zahlreiche Vorschläge, die von einer<br />

eigenständigen Risiko-Perspektive bis zu<br />

einer sogenannten „Risiko-Scorecard"<br />

reichen^ In diesen Ansätzen wer<strong>de</strong>n zum<br />

Teil die bekannten Risikokataloge eingebun<strong>de</strong>n<br />

und in einer eigenen Perspektive<br />

mo<strong>de</strong>lliert. Zum Teil wer<strong>de</strong>n lediglich die<br />

Kennzahlen <strong>de</strong>r Balanced Scorecard zur<br />

Steuerung genutzt' o<strong>de</strong>r zur Strategiekommunikation<br />

vorgeschaltet'. Lediglich<br />

Wuri und Mayer „hängen" die Risiken<br />

direkt an die strategischen Erfolgsfaktoren<br />

und erreichen somit die gewünschte<br />

strategische Ausrichtung <strong>de</strong>s Risikomanagements.<br />

Eine isolierte Betrachtung von Risiken ist<br />

aus verschie<strong>de</strong>nen Grün<strong>de</strong>n nicht zweckmäßig.<br />

Die Gefahr besteht darin, dass<br />

Risiken, die vielfältig miteinan<strong>de</strong>r vernetzt<br />

sind und sich gegenseitig verstärken<br />

o<strong>de</strong>r ausgleichen können, aus ihrem<br />

Kontext gerissen wer<strong>de</strong>n. Ein an sich<br />

unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s Risiko kann durch Kombination<br />

mit an<strong>de</strong>ren Risiken unkalkulierbar<br />

wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m kann ein Risiko<br />

etliche Zielwirkungen haben, die ohne<br />

Ursache-Wirkungsmo<strong>de</strong>llierung kaum<br />

transparent wer<strong>de</strong>n. <strong>Als</strong> Beispiel sind hier<br />

sicherlich Währungsschwankungen zu<br />

nennen, die auf praktisch alle Märkte, in<br />

<strong>de</strong>nen globale Unternehmen aktiv wer<strong>de</strong>n,<br />

Einfluss ausüben. Eine einfache<br />

Addition von Einzelrisiken ist ebenso<br />

wenig adäquat. Dies führt i.d.R. zu einem<br />

589


Controller magazin 6/02 - Frank Broetzmann / Karsten Oehler<br />

wesentlich zu hohen Risk Exposure, da<br />

kaum alle „Worst Cases" gemeinsam eintreten<br />

wer<strong>de</strong>n und negativ korrelieren<strong>de</strong><br />

Risiken auftreten können.<br />

Bei <strong>de</strong>r von uns vorgeschlagenen REBS<br />

weichen wir im Kern nicht von <strong>de</strong>r ursprünglichen<br />

Konzeption <strong>de</strong>r Balanced<br />

Scorecard mit ihren vier Perspektiven ab.<br />

In diesen Perspektiven wer<strong>de</strong>n die Risiken,<br />

<strong>de</strong>finiert als potentielle positive<br />

und negative Zielabweichung, <strong>de</strong>n je<br />

weiligen Kennzahlen zugeordnet. Die<br />

REBS ist somit als ein „kompatibler" Aufsatz<br />

auf eine konventionelle Balanced<br />

Scorecard zu verstehen. Sie stellt jedoch<br />

eine Weiterentwicklung v. a. in drei<br />

Punkten dar:<br />

* Integration von ausgewählten Instrumenten<br />

<strong>de</strong>s Risikomanagements;<br />

^ Erweiterte Ursache-Wirkungszusammenhänge;<br />

^ Darstellung zusätzlicher risikoorientierter<br />

Steuerungsinformationen.<br />

Das Management <strong>de</strong>r einzelnen Risiken<br />

in <strong>de</strong>n jeweiligen Perspektiven erfolgt<br />

durch bewährte Lösungsansätze und<br />

Instrumente <strong>de</strong>s Risikomanagements:<br />

Risikokatalog, Risikoportfolio sowie<br />

Risikostrategien und -maßnahmen. Der<br />

Risikokatalog bil<strong>de</strong>t die Grundlage für<br />

eine systematische und umfassen<strong>de</strong> Risikoanalyse.<br />

Das Risikoportfolio zeigt die<br />

Risikobewertung als Ergebnis <strong>de</strong>r Risikoanalyse.<br />

Es bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Ausgangspunkt<br />

für die Ableitung von Risikomanagementstrategien<br />

und -maßnahmen. Risikokatalog,<br />

Risikoportfolio und Risikomanagementmaßnahmen<br />

sind integrale<br />

Bestandteile <strong>de</strong>r REBS.<br />

Die REBS ermöglicht gegenüber <strong>de</strong>r konventionellen<br />

Balanced Scorecard die<br />

Darstellung erweiterter Ursache-<br />

Wirkungszusammenhänge, in <strong>de</strong>m die<br />

vier Perspektiven in ihrer jeweiligen Wechselwirkung<br />

nicht nur untereinan<strong>de</strong>r, son<strong>de</strong>rn<br />

auch zur Unternehmensumwelt gezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 1). Die Risikenund<br />

Zielverknüpfungen sind hierbei nicht<br />

auf die jeweilige Scorecard Perspektive<br />

beschränkt. Man erkennt damit<br />

Organisationsübergreifend die potentiellen<br />

Risiken, die direkt o<strong>de</strong>r aber auch<br />

indirekt mit möglichen Spitzenkennzahlen<br />

wie EVA o<strong>de</strong>r ROCE verbun<strong>de</strong>n<br />

sind. Durch das Monitoring <strong>de</strong>r Key<br />

Performance Indikatoren (KPIs) in Verbindung<br />

mit relevanten Umfeldindikatoren<br />

(Eis) kann frühzeitig die Gültigkeit<br />

<strong>de</strong>r für die Kennzahlen unterstellten<br />

Prämissen überprüft wer<strong>de</strong>n und<br />

somit die Frühwarnung und strategische<br />

Kontrolle besser unterstützt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dabei können auch kumulieren<strong>de</strong> Risiken<br />

dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Risk Enhanced Balanced Scorecard<br />

ist konzipiert als „Cockpit" <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung.<br />

Es beinhaltet alle<br />

wesendichen Stellgrößen zur Zukunftssicherung<br />

in komprimierter Form für die<br />

Entscheidungsträger Die REBS zeigt in<br />

Ergänzung zu <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m konventionellen<br />

Balanced Scorecard-Ansatz bekannten<br />

Darstellungsinhalten zusätzliche<br />

Informationen für das Risikomanagement.<br />

Hier wird eine umfassen<strong>de</strong><br />

Sichtweise aller für ein strategisch<br />

orientiertes Risikomanagement notwendigen<br />

Informationen realisiert.<br />

Für alle Perspektiven können (in Ergänzung<br />

zu <strong>de</strong>n Inhalten <strong>de</strong>r konventionellen<br />

BSC) die folgen<strong>de</strong>n Informationen für<br />

das Risikomanagement bereitgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

* Schwellenwerte für Ziele und Prämissen,<br />

die bei Unterschreitung eine<br />

Berichtspflicht bei <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Verantwortlichen auslösen.<br />

^ Sog. Forecastwerte für die Ziele und<br />

Prämissen bis YE (als Teil <strong>de</strong>r unterjährigen<br />

Ergebnishochrechnungen).<br />

^ Chancen/Risikenpotenziale für die<br />

Ziele und Prämissen im Sinne von<br />

Upsi<strong>de</strong>-ZDownsi<strong>de</strong>-Bandbreiten bis<br />

YE (auf Basis <strong>de</strong>r Ergebnishochrechnungen<br />

- year end).<br />

* Zusätzliche Risikoindikatoren für die<br />

Ziele und Prämissen und <strong>de</strong>ren Entwicklung<br />

im Zeitablauf.<br />

5. Risikomanagementprozess mit <strong>de</strong>r<br />

REBS<br />

Bei <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Risk Enhanced<br />

Balanced Scorecard haben wir darauf<br />

Finanzen<br />

US Kapitalgebersicht dastehen?;<br />

Ursache-Wirkungszusammenhänge<br />

(UWK)<br />

Kun<strong>de</strong>n<br />

aus Kun<strong>de</strong>nsicht dasteheri?»<br />

Gesciläftsprozesse<br />

lei welchen Prozessen müssen wir<br />

Hervorragen<strong>de</strong>s leisten?<br />

Mitarbeiter und Knowledge<br />

Wie können wir flexibel und verbesserungefähig<br />

bleiben?<br />

Unternehmens-Umfeld<br />

Welche wesentlichen (Umfeld-)Entwicklungen<br />

müssen wir unbedingt beachten und<br />

frühzeitig erkennen? 4<br />

Beeinflussbare<br />

Messgrößen:<br />

Key Performance<br />

Indicators (KPIs)<br />

Unbeeinflussbare<br />

Messgrößen:<br />

Environmental<br />

Indicators (Eis)<br />

590<br />

Abbildung 1: Risk Enhanced Balanced Scorecard


Controller magazin 6/02<br />

Adjustierung <strong>de</strong>r Maßnahmen und<br />

kontinuicrltche Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Fähigkeiten zum Risikomanagennei^<br />

IMonitoring <strong>de</strong>r Effektivität <strong>de</strong>finierter<br />

Fähigkeiten und Ivtaßnahmen<br />

(SolHst-Vergieich u. Benchmarking)<br />

Wert gelegt, dass sie <strong>de</strong>n gesamten<br />

Risikomanagementprozess unterstützt.<br />

Dieser glie<strong>de</strong>rt sich in fünf wesentliche<br />

Phasen^ (vgl. Abb. 2):<br />

^<br />

^<br />

^<br />

^<br />

^<br />

Analyse <strong>de</strong>r Risiken (i<strong>de</strong>ntifizieren,<br />

begrün<strong>de</strong>n und bewerten);<br />

Formulierung von Risikomanagementstrategien<br />

und -maßnahmen<br />

(vermei<strong>de</strong>n, reduzieren, versichern<br />

und akzeptieren);<br />

Implementierung <strong>de</strong>r Risikomanagementmaßnahmen<br />

und -prozesse;<br />

Monitoring <strong>de</strong>r Risikomanagementmaßnahmen<br />

und -prozesse;<br />

Adjustierung und kontinuierliche<br />

Verbesserung <strong>de</strong>s Risikomanagementprozesses.<br />

Die Risikoanalyse dient <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifizierung<br />

und Bewertung <strong>de</strong>r relevanten<br />

Unternehmensrisiken. Zwei grundsätzliche<br />

Vorgehensweisen sollten unterschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n;<br />

Die <strong>de</strong>duktive<br />

Vorgehensweise<br />

geht von einer<br />

Ziel-<br />

Mittelhierarchie<br />

ausund<br />

betrachtet<br />

für<br />

je<strong>de</strong>s<br />

(Sub-)Ziel<br />

die entsprec<br />

h e n d e n<br />

Risiken. Der<br />

entstehen<strong>de</strong><br />

Risikokatalog<br />

ist<br />

damit beson<strong>de</strong>rs<br />

eng<br />

an das strategische<br />

Ma-<br />

N<br />

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E<br />

s:<br />

a><br />

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s-<br />

3<br />

u><br />

c<br />

<<br />

Analyse <strong>de</strong>r Risiken (i<strong>de</strong>ntifizierenbegrün<strong>de</strong>n<br />

und bewerten)<br />

Entscheldungsoriontiorto<br />

Kommunikatton und Informatiun<br />

für das Risikomanagement<br />

Formulierung Risikomanagement -<br />

Strategien (vermel<strong>de</strong>n reduzieren,<br />

versichern und akzeptieren)<br />

Definition und Implementierung geeigneter<br />

Fähigkeiten und Maßnahmen<br />

zum Risikomanagement<br />

Abbildung 2: Risk Management Prozess<br />

Heute<br />

^<br />

nagement-<br />

system gebun<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r Balanced Scorecard-<br />

Umsetzung existiert bereits ein gültiges<br />

Kausal-Schema <strong>de</strong>r Ziele, welches<br />

für die Analyse herangezogen wer<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

Die induktive o<strong>de</strong>r auch progressiv<br />

genannte Vorgehensweise übernimmt<br />

häufig extern erstellte Risikokataloge<br />

und wen<strong>de</strong>t diese<br />

checklistenartig auf die individuelle<br />

Unternehmenssituation an. Damit<br />

besteht die Möglichkeit, externes<br />

Wissen über die möglichen Risiken<br />

einzubringen, was bei einer reinen<br />

Zielfokussierung unter Umstän<strong>de</strong>n<br />

übersehen wer<strong>de</strong>n könnte.<br />

Bei<strong>de</strong> Vorgehensweisen haben ihre Berechtigung.<br />

Es ist davon auszugehen,<br />

dass bei<strong>de</strong> Ansätze parallel und wechselseitig<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

strategischen Planung beschäftigt man<br />

sich naturgemäß mit <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

zielbezogenen Risiken. Man wird<br />

später auf einen externen Risikokatalog<br />

Kurz-/mittel-/langfristlg<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

sehr<br />

hoch<br />

zurückgreifen<br />

und<br />

diesen<br />

entsprechend<br />

modifizieren,<br />

in<strong>de</strong>m man<br />

die relevanten<br />

Risiken „personalisiert".<br />

Das<br />

System<br />

<strong>de</strong>r REBS ist so<br />

gestaltet, dass<br />

bei<strong>de</strong> Verfahren<br />

unterstützt<br />

wer<strong>de</strong>n. Zu je<strong>de</strong>m<br />

Ziel <strong>de</strong>r<br />

Scorecard lassen sich entsprechen<strong>de</strong> Risiken<br />

(aber auch Chancen) erfassen und<br />

beschreiben.<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r Risikobewertung ist es, negative<br />

Potenziale in ihrer Stärke, ihrer Wahrscheinlichkeit<br />

und ihrem zeidichen Bezug<br />

(Monate bis Jahre) zu quantifizieren. Die<br />

Visualisierung <strong>de</strong>r Risikoeinschätzung<br />

erfolgt in <strong>de</strong>r Regel mit Hilfe eines<br />

Risikoportfolios, das die Risiken anhand<br />

<strong>de</strong>r Dimensionen Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

und Auswirkungen auf die Untemehmensziele<br />

darstellt (vgl. Abb. 3).<br />

Die Risikobewertung hat in <strong>de</strong>r Praxis<br />

zahlreiche Probleme zu bewältigen:<br />

^<br />

Inwieweit gelingt eine Abschätzung<br />

<strong>de</strong>s Scha<strong>de</strong>ns? Wenn man sich auf<br />

die klassischen Scha<strong>de</strong>nsfälle konzentriert,<br />

dürfte dies relativ einfach<br />

sein. Schwieriger ist es bei <strong>de</strong>n<br />

untenehmerischen Wagnissen, wie<br />

Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>npräferenzen<br />

o<strong>de</strong>r Mitarbeiterfluktuationen.<br />

Mögliche Risikostrategien:<br />

A: Vermei<strong>de</strong>n (bestimmte Kun<strong>de</strong>n,<br />

Regionen etc.)<br />

Reduzieren und streuen<br />

(Diversifikation z.B.)<br />

Abwälzen (AGB, Versicherung,<br />

Factoring)<br />

Akzeptieren (Verbesserung<br />

Prozesse/Kontrollen etc.) und<br />

selbst tragen (Reserven/<br />

Wagnisse)<br />

Abbildung 3: Risiko-Portfolio 591


Controller magazin 6/02 - Frank Broetzmann / Karsten Oehler<br />

^ Welche Abhängigkeiten bestehen<br />

zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Risiken? Hier<br />

können längere Kausalitätsketten<br />

entstehen. Ein sinken<strong>de</strong>r Dollarkurs<br />

erschwert <strong>de</strong>n Export, schafft also<br />

ein Absatzrisiko, was aufgrund eines<br />

geän<strong>de</strong>rten Betriebsklimas (aufgrund<br />

<strong>de</strong>s hohen Umsatzdrucks) zu einer<br />

höheren Fluktuation führen könnte.<br />

^ Wie können einheitliche Bewertungsmaßstäbe<br />

gewährieistet wer<strong>de</strong>n? Für<br />

die Risikobewertung wird in hohem<br />

Maße auf subjektive Größen zurückgegriffen.<br />

Über entsprechen<strong>de</strong> Richtlinien<br />

sind einheitliche Bewertungsmaßstäbe<br />

heranzuziehen. Insofern<br />

ist die Kommunikation darüber, was<br />

wesendich und wahrscheinlich ist,<br />

elementar für ein funktionieren<strong>de</strong>s<br />

Risikomanagement.<br />

Die REBS beinhaltet ein geeignetes Instrument,<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Quantifizierung<br />

potentieller Risiken zu unterstützen.<br />

Das präferierte Werkzeug hierzu ist<br />

die Ursache-Wirkungsanalyse. Wir unterschei<strong>de</strong>n<br />

hier drei Ursache-Wirkungsbeziehungen:<br />

^ Zwischen Zielen (gerichtet hin zur finanziellen<br />

Größe);<br />

^ Zwischen Risiken;<br />

^ Zwischen Risiken und Zielen.<br />

Wichtiger als die mathematische Formalisierung<br />

erscheint es uns, das Wissen<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Mitarbeiter einbeziehen<br />

zu können. Dazu kann in einer Beurteilungsmaske<br />

die Wirkung, die zeitliche<br />

Verschiebung und eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Kommentierung hinterlegt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Qualität <strong>de</strong>r Wirkungsanalyse ist dabei<br />

nur so gut wie <strong>de</strong>r gewählte Detaillierungsgrad<br />

<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls. Nicht erfasste<br />

Einflüsse sind in <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Kommentierung zu beschreiben. Über<br />

bewährte Werkzeuge, wie das Risiko-f^rtfolio,<br />

ist es möglich, bedrohen<strong>de</strong> Situationen<br />

zu erkennen und entsprechen<strong>de</strong><br />

Maßnahmen zu initiieren. Das Wissen<br />

um die Ursache-Wirkungszusammenhänge<br />

kann dabei genutzt wer<strong>de</strong>n. So ist<br />

es möglich, für je<strong>de</strong>s Ziel ein eigenes<br />

Risiko-Portfolio zu erstellen und hierbei<br />

direkt wirken<strong>de</strong> Risiken und indirekte<br />

Risiken einzubeziehen. Inwieweit hier<br />

Vier- o<strong>de</strong>r Neun-Fel<strong>de</strong>r-Matrizen o<strong>de</strong>r<br />

nichtlineare Funktionen für die Risikobeurteilung<br />

zum Tragen kommen, kann<br />

nicht endgültig entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n und<br />

liegt im Ermessen <strong>de</strong>s Anwen<strong>de</strong>rs.<br />

Für die analysierten Risiken sind geeignete<br />

Maßnahmen unter Einhaltung von<br />

Kosten-ZNutzen-Aspekten zu <strong>de</strong>finieren.<br />

Hierbei wird zwischen aktiven und passiven<br />

Maßnahmen unterschie<strong>de</strong>n, die in<br />

einem optimalen Mix zueinan<strong>de</strong>r stehen<br />

und letztlich zu einem jeweils akzeptablen<br />

Risikoniveau führen sollten. Zu <strong>de</strong>n<br />

aktiven Maßnahmen zählen das Vermei<strong>de</strong>n<br />

und Reduzieren von Risiken,<br />

während die passiven Maßnahmen aus<br />

Versichern und Akzeptieren bestehen.<br />

Für je<strong>de</strong> Maßnahme sollte die Wirkung<br />

auf die Ziele abgeschätzt wer<strong>de</strong>n. Auch<br />

hier sind wie<strong>de</strong>r die Integrationsaspekte<br />

zu betrachten. Es ist wenig zweckmäßig,<br />

Sicherungsmaßnahmen isoliert zu planen.<br />

Dies fängt mit Rabatten bei umfassen<strong>de</strong>n<br />

Versicherungen an und en<strong>de</strong>t bei<br />

konträr wirken<strong>de</strong>n Sicherungsmaßnahmen.<br />

Während einige Maßnahmen<br />

zeitpunktbezogen sind (z. B. Abschluss<br />

eines Versicherungsvertrags), stehen hinter<br />

an<strong>de</strong>ren Sicherungsmaßnahmen richtige<br />

Projekte(z. B. Aufbau Frühwarnungssystem).<br />

Aus diesem Grund besteht die<br />

Möglichkeit zur Implementierung <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>finierten Risikomanagement-Maßnahmen,<br />

umfassen<strong>de</strong> Projekte mit Zuständigkeiten,<br />

Meilensteinen, Ressourcenbedarf<br />

und Budgetierung in einer für ein<br />

Projektmanagementtool typischen<br />

Funktionalität abzubil<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Als</strong> Qrientierungshilfe für die Ableitung<br />

<strong>de</strong>r Risikomanagementmaßnahmen<br />

empfehlen wir die Definition von<br />

grundlegen<strong>de</strong>n Risikostrategien. Für<br />

je<strong>de</strong>s Geschäftsfeld sollte die Risikoneigung,<br />

abgeleitet aus <strong>de</strong>r Business-Strategie,<br />

beschrieben wer<strong>de</strong>n. Ein neues<br />

wachsen<strong>de</strong>s Geschäftsfeld setzt z. B.<br />

eine offensivere Risikoneigung voraus<br />

als ein etabliertes und zu konsolidieren<strong>de</strong>s<br />

Geschäftsfeld.<br />

Das Monitoring <strong>de</strong>r Risiken sollte im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s <strong>de</strong>finierten Reportings zur Unternehmenssteuerung<br />

geschehen. Für alle<br />

wesendichen Ziele und Prämissen wer<strong>de</strong>n<br />

potenzielle Abweichungen dargestellt<br />

und mit ihrem jeweiligen „Upsi<strong>de</strong>und<br />

Downsi<strong>de</strong>-Potenzial" quantifiziert<br />

(vgl. Abb. 4). Pianist-Vergleiche wer<strong>de</strong>n<br />

erstellt und über die bekannten Ursache-<br />

Wirkungsketten analysiert. Nicht zuletzt<br />

vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

aus <strong>de</strong>m KonTraG, resultiert die Erfor<strong>de</strong>rnis<br />

eines frinktionsfähigen Ad-hoc-Berichtswesens,<br />

wenn <strong>de</strong>finierte Schwellenwerte<br />

über- bzw. unterschritten wer<strong>de</strong>n.<br />

Perspektive<br />

Strategisches 1 JVIessgrösse I Plan 1 Schw.- 1 Ist 1 ForecastI Chance 1 Risiko<br />

Ziel/Risiko 1 1 (YE) 1 Wert 1 (YTD) 1 (YE) 1 (YE) 1 (YE)<br />

Finanzen<br />

standardumfang BSC<br />

I Zusätzlicher Umfang REBSC<br />

Abbildung 4: Forecasting mit Upsi<strong>de</strong>- und Downsi<strong>de</strong>-Potenzial<br />

592


Einen regelmäßigen „Forecast" <strong>de</strong>r<br />

Ziele und Prämissen bis Year-end<br />

empfehlen wir sehr, um die Diskussion<br />

im IVlanagement noch stärker auf ein<br />

proaktives Management potenzieller<br />

Risiken zu lenken.<br />

Die Risikomanagementprozesse sind<br />

selbst Gegenstand einer regelmäßigen<br />

Kontrolle und Verbesserung. Die interne<br />

Revision sollte in sinnvollen Abstän<strong>de</strong>n<br />

die Einhaltung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>finierten Risikomanagementsystems<br />

überprüfen und<br />

Verbesserungsvorschläge unterbreiten.<br />

I. d. R. wird aber <strong>de</strong>r eingesetzte Risikomanager<br />

im Unternehmen Defizite in <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>finierten Abläufen regelmäßig reflektieren<br />

und kommunizieren.<br />

6. IT-Unterstützung<br />

Mit zunehmen<strong>de</strong>r Verankerung <strong>de</strong>r REBS<br />

im Unternehmen wird es unabdingbar,<br />

effiziente Werkzeuge zur IT-Unterstützung<br />

einzusetzen. Zwar dominieren in<br />

diesen Bereichen Office-Werkzeuge, jedoch<br />

weisen diese Werkzeuge bei abteilungsübergreifen<strong>de</strong>n<br />

Prozessen erhebliche<br />

Mängel auf. Insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r<br />

Aspekt <strong>de</strong>r Kommunikation wird nicht<br />

ausreichend unterstützt. Die Abgrenzung<br />

zu <strong>de</strong>n verbreiteten Management Informationssystemen<br />

sehen wir ganz klar in<br />

<strong>de</strong>r Prozessunterstützung: Es sollte wie<strong>de</strong>rum<br />

nicht die Darstellung <strong>de</strong>r Kennzahlen<br />

über noch so ausgefeilte grafische<br />

Komponenten im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen,<br />

son<strong>de</strong>rn die durchgängige Unterstützung<br />

<strong>de</strong>s Prozesses.<br />

Einige wesentliche Teilaspekte sind:<br />

• Kommunikation <strong>de</strong>r wesentlichen<br />

Eckpfeiler;<br />

• Kommentierung von Abweichungen;<br />

• Definition von Anpassungsmaßnahmen;<br />

• Aktive Komponenten (z. B. Benachrichtigung<br />

über eMail) bei Auftreten<br />

beson<strong>de</strong>rer Konstellationen;<br />

• Beliebige Anpassbarkeit an unternehmensindividuelle<br />

Gegebenheiten.<br />

Sinnvollerweise kommen hier hybri<strong>de</strong><br />

Komponenten, die gleichermaßen nicht<br />

Controller magazin 6/02<br />

formatierte Daten (Texte, Bil<strong>de</strong>r, Grafiken)<br />

und formatierte Daten verbin<strong>de</strong>n, zum<br />

Einsatz. Klassische monolithische Ansätze<br />

wie Online Analytical processing<br />

(OLAP) reichen hier nicht aus, da <strong>de</strong>r<br />

Fokus zu stark eingeschränkt wird.<br />

Beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeit sollte <strong>de</strong>r<br />

Unterstützung <strong>de</strong>r Ursache-Wirkungsbeziehungen<br />

geschenkt wer<strong>de</strong>n. Hierbei<br />

ist jedoch zu beachten, dass es sich<br />

bei solchen Beziehungen häufig nicht<br />

um mathematisch formulierbare Abhängigkeiten<br />

han<strong>de</strong>lt. Somit sind vielfach<br />

vorgeschlagene Simulationswerkzeuge<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />

eigentlich nur für sehr<br />

abgegrenzte Bereiche geeignet. Praktikabel<br />

sind solche Berechnungen bei<br />

Finanzkennzahlen, <strong>de</strong>ren Zusammenhang<br />

meistens <strong>de</strong>finitorischer Natur ist,<br />

damit aber auch wenig Erkenntnispotenzial<br />

birgt. Insbeson<strong>de</strong>re die Wirkungen<br />

im Marktbereich sind hingegen sehr<br />

schwer zugänglich. Wer vermag in <strong>de</strong>r<br />

Lage zu sein, die Wirkung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

auf die Umsatzentwick-<br />

•3h»p://127.a.0.1/hb5.htmlw<br />

Performance<br />

Scorecard<br />

Sitte sebenSie Wertevtm -100 (negative<br />

M^kutiQ) bis 108 (positive WTKung) an.<br />

Ursache-Wirkungs-Matrix<br />

McBürser<br />

Uherfjretfenile<br />

Vcrnctziin(j<br />

1 MaxfertereEVft<br />

2 ßngemesserws Wactetum<br />

' 3 Konsequentes Settken <strong>de</strong>r Kosten<br />

. 4 Auss^i^nes Ergebnis<br />

2 ItoheKiimtCTftreue<br />

M; 31 freundliches HöheKuntJeiventTftünat<br />

Personal<br />

M 2 mm mm pfoötiWß<br />

M 3Gej^BBFfejMua(ioi!<br />

4 Schneite mmbm um<br />

Fl 1-2 f3 F-1 ?K1 K2 K3 MI M2 M3 .M4 M5 iPI P2 :P3<br />

100'<br />

100'<br />

ihtlp://l27.0.0.1/Tibs.htnil - Microsoft Internetexpl m<br />

Performance<br />

Scorecard<br />

jAiisvjirKiimj<br />

i(S(irnnic)<br />

100<br />

100<br />

P<br />

1l^K)an8*^ose RestaurantbeKeferuny<br />

3 Kc-ineWartczeHen am Uer Kasse<br />

HohftKufKleottftua<br />

dm<br />

15<br />

Ol 25 j 50! 75 I «Uj m\ 150j m\ 200 j 225_1 250j Sil 55?J .S] iJ Hll i5?J<br />

Abbildung 5: Einflussmatrix und Portfolio-Darstellung<br />

593


Controller magazin 6/02 - Frank Broetzmann / Karsten Oehler<br />

lung formeltechnisch zu hinterlegen?<br />

Auch <strong>de</strong>r Statistik bzw. <strong>de</strong>m Data Mining<br />

muss hier zurzeit noch eine klare Absage<br />

erteilt wer<strong>de</strong>n. Die Wirkungsbeziehungen<br />

sind so vielfältig, dass hier ein Einsatz<br />

kaum in Frage kommt.<br />

Bewährt hat sich hingegen <strong>de</strong>r Ansatz,<br />

Ursache-Wirkungsbeziehungen mit<br />

Wirkungsstärke (z. B. von -10 bis -H 10)<br />

und eventueller Zeitversetzung anzugeben.<br />

Diese Metho<strong>de</strong> entstammt zwar<br />

<strong>de</strong>m „System Dynamics Ansatz", ist jedoch<br />

von Probst und Gomez „managementtauglich"<br />

aufbereitet wor<strong>de</strong>n. Damit<br />

besteht die Stärke, die Einflussnahme<br />

über die Ursachen-Wirkungsverknüpfungen<br />

auch kumulativ sichtbar zu machen,<br />

ohne Anwen<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>llierungstechnisch<br />

zu überfor<strong>de</strong>rn. <strong>Als</strong> Werkzeug<br />

kommt die Einflussmatrix mit einer Portfolio-Darstellung<br />

zum Einsatz (vgl. Abb.<br />

5). In <strong>de</strong>r Balanced Scorecard wer<strong>de</strong>n<br />

diese Zusammenhänge als Fundament<br />

<strong>de</strong>s Zielsystems verwen<strong>de</strong>t. In <strong>de</strong>r REBS<br />

wird die Ursachenwirkungsmo<strong>de</strong>llierung<br />

auf Risiken (Risiken auf Risiken und Risiken<br />

auf Ziele) ausge<strong>de</strong>hnt. Über Zukunftsprojektionen,<br />

einem Werkzeug aus <strong>de</strong>r<br />

Szenariotechnik, wer<strong>de</strong>n mögliche<br />

kumulieren<strong>de</strong> und sich ausschließen<strong>de</strong><br />

Risiken beschrieben.'<br />

Es sind diverse Systeme speziell für die<br />

Balanced Scorecard im Einsatz. Zum Teil<br />

sind diese Systeme durch das Balanced<br />

Scorecard Collaborative, einem Unternehmen<br />

von Kaplan und Norton, zertifiziert.<br />

Diese Zertifizierung stellt einen Min<strong>de</strong>ststandard<br />

dar, <strong>de</strong>r jedoch nur auf eine<br />

standardisierte Begrifflichkeit abstellt. Zur<br />

Einbindung <strong>de</strong>s Risiko-Aspekts ist jedoch<br />

eine entsprechen<strong>de</strong> Flexibilität unabdingbar.<br />

Daneben ist unbedingt auch die Integration<br />

mit an<strong>de</strong>ren Steuerungsteilsystemen<br />

zu berücksichtigen. So verän<strong>de</strong>rt<br />

sich zum Beispiel auch <strong>de</strong>r Budgetierungsprozess,<br />

da die Initiativen einen starken<br />

Einfluss auf die Budgetierung haben.<br />

Hyperion stellt z. B. in diesem Bereich<br />

eine umfassen<strong>de</strong> Werkzeugsammlung<br />

bereit, mit <strong>de</strong>r die entsprechen<strong>de</strong>n Prozesse<br />

branchen- und unternehmensspezifisch<br />

unterstützt wer<strong>de</strong>n können.<br />

<strong>Als</strong> technologische Basis ist eine<br />

skalierbare Web-Anwendung zu empfehlen,<br />

da zwar in <strong>de</strong>r Regel pilotierend gestartet<br />

wird, im Laufe einer unternehmensweiten<br />

Einführung aber praktisch das<br />

gesamte Unternehmen mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

in diesen Prozess eingebun<strong>de</strong>n wird.<br />

7. Ausblick<br />

Die REBS unterstützt <strong>de</strong>n gesamten<br />

Risikomanagementprozess im Unternehmen.<br />

Durch die Integration <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />

in die Balanced Scorecard<br />

wird die Effektivität <strong>de</strong>r Planungs- und<br />

Steuerungsprozesse im Unternehmen<br />

insgesamt nachhaltig erhöht. Auf <strong>de</strong>r<br />

einen Seite wer<strong>de</strong>n die Risiken <strong>de</strong>r Strategien<br />

sichtbar und damit steuerbar Auf<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite wer<strong>de</strong>n Die Risiken<br />

dort „controlled", wo sie sachgemäß hingehören:<br />

bei <strong>de</strong>n Verantwortlichen <strong>de</strong>r<br />

Umsetzung. Damit eröffnet die Risk<br />

Enhanced Balanced Scorecard die Möglichkeit,<br />

ein systematisches Risikomanagement<br />

in ein wertorientiertes<br />

Führungskonzept dauerhaft einzubin<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Als</strong> Voraussetzung für die Implementierung<br />

einer REBS ist eine bereits existieren<strong>de</strong><br />

Balanced Scorecard im Unternehmen<br />

vorteilhaft, aber nicht zwingend erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Im Gegenteil: mit <strong>de</strong>r REBS<br />

kann eine bereits geplante Einführung<br />

einer Balanced Scorecard-Lösung realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Ergebnis ist ein Managementinstrument,<br />

das die wesendichen<br />

unternehmerischen Fragestellungen<br />

nach Wachstum und Zukunftssicherung<br />

unterstützt.<br />

Fußnoten und Literatur<br />

^ Für eine ausführiiche Darstellung <strong>de</strong>r<br />

historischen Entwicklung <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />

vgl. Bernstein, Peter<br />

L, 1997, 0. S.<br />

^ vgLAn<strong>de</strong>rsen, 2001,5.23<br />

^ Vgl. Kaplan R. S., Norton, D. P., 1997<br />

und 2001,0. S.<br />

" Vgl. Noy, E., 1998, S. 930<br />

= Für einen guten Überblick vgl. Wuri,<br />

H.-L, Mayer, J. H., 2001, S. 180-213<br />

" Vgl. Bitz, H., 2000, S. 58-60<br />

' Vgl. Wolf, Runzheimer, 2000, S. 27-<br />

33<br />

^ Vgl. Deloach, J. W., 2000, S. 115ff.<br />

' Vgl. Gausemeier, J., Fink, A., Schlake,<br />

0., 1996, S. 230ff.<br />

An<strong>de</strong>rsen, 2001; Glück o<strong>de</strong>r Geschick? Ergebnisse<br />

einer repräsentativen Studie<br />

über das Managen von Chancen und<br />

Risiken sowie die Umsetzung wertorientierter<br />

Führungskonzepte junger<br />

Aktiengesellschaften und Börsenkandidaten,<br />

Frankfurt 2001<br />

Bernstein, P. L., 1997; Wi<strong>de</strong>r die Götter. Die<br />

Geschichte von Risiko und<br />

Riskmanagement von <strong>de</strong>r Antike bis<br />

heute; New York 1997<br />

Bitz, H., 2000; Risikomanagement nach<br />

KonTraG, Stuttgart 2000<br />

Deloach, I. W., 2000; Enterprise-wi<strong>de</strong> Risk<br />

Management. Strategies for linking risk<br />

and opportunity, London 2000<br />

Gausemeier, |., Fink, A., Schlake, 0., 1996;<br />

Szenario-Management - Planen und<br />

Führen mit Szenarien, 2., bearbeitete<br />

Auflage, München 1996<br />

Kaplan, R. S.; Norton, D. P., 1997; Balanced<br />

Scorecard - Strategien erfolgreich umsetzen;<br />

Stuttgart 1997<br />

Kaplan, R. S., Norton, D. P., 2001; The<br />

Strategy Focused Organisation; 2001<br />

Noy, E., 1998; Total Business Strategy -<br />

The Missing Link, in: Long Range<br />

Planning, Vol. 31, Issue 6,1998<br />

Wolf, K., Runzheimer, B., 2000; Risikomanagement<br />

und KonTraG, Konzeption<br />

und Implementierung, 2. Auflage,<br />

Wiesba<strong>de</strong>n 2000<br />

Wurl, H.-L, Mayer, |. H., 2001; Balanced<br />

Scorecards und industrielles Risikomanagement<br />

- Möglichkeiten <strong>de</strong>r Integration,<br />

in: Klingebiel, N., Hoffmann, 0.,<br />

Performance Measurement und Balanced<br />

Scorecard, München 2001 •<br />

Dipl. Betriebswirtin (HWK), 35,<br />

in ungekündigter Stellung,<br />

sucht neue Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />

Führungserfahrung mit Kompetenz<br />

in Finanzen, Controlling und<br />

Verwaltungsorganisation sind<br />

vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Belastbarkeit, Flexibilität, Teamfähigkelt,<br />

Engagement gehören ebenso<br />

zu meinen Fähigkeiten wie<br />

Verantwortungsbewusstsein,<br />

Durchsetzungsvermögen, unternehmerisches<br />

Denken und Han<strong>de</strong>ln<br />

und Sozialkompetenz.<br />

Zuschriften bitte unter Chiffre-Nr. 2002<br />

an <strong>de</strong>n Verlag für ControllingWissen AG,<br />

rvlünchner Str. 10, 82237 Wörthsee-<br />

Etterschlag<br />

594


Controller magazin 6/02<br />

RATING AUS<br />

BANKENSICHT<br />

- Entwicklungsten<strong>de</strong>nzen<br />

vor <strong>de</strong>m Hintergrund von<br />

Basel II<br />

Torsten Peukert, Management Consultant<br />

im Bereich Banking & Finance<br />

<strong>de</strong>r SYNCWORK AG Managementberatung<br />

und Informationstechnologie,<br />

Berlin und Dres<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>n Themenschwerpunkten<br />

Risikomanagement,<br />

Organisationsentwicklung und Prozessoptimierung<br />

sowie Bankenaufsicht<br />

Dipl.-Kfm. Stephan Fleischer, Senior<br />

Consultant im Bereich Banking & Finance<br />

<strong>de</strong>r SYNCWORK AG Berlin mit <strong>de</strong>n<br />

Themen Organisationsentwicklung und<br />

Prozessoptimierung sowie Kreditgeschäft,<br />

Risikomanagement, Rating<br />

und Neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung<br />

(Basel II)<br />

von Torsten Peukert und Stephan Fleischer; Vortrag vor <strong>de</strong>m Controller-Arbeitskreis Südbayem <strong>de</strong>s<br />

Internationalen Controller Verein eV ICV; Arbeitskreisleiter Dipl.-Kfm. Franz E<strong>de</strong>rer, Fürstenfeldbruck<br />

Die gegenwärtig in <strong>de</strong>r Kreditwirtschaft<br />

unter <strong>de</strong>m Stichwort „Basel II" geführte<br />

Diskussion über neue international gültige<br />

Eigenkapitalstandards für Banken<br />

wird in <strong>de</strong>n nächsten lahren nicht nur<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Kreditwirtschaft zu gravieren<strong>de</strong>n<br />

Verän<strong>de</strong>rungen führen, son<strong>de</strong>rn<br />

auch spürbare Auswirkungen auf die<br />

Kreditkun<strong>de</strong>n haben. Eine dieser Auswirkungen<br />

ist, dass im Rahmen <strong>de</strong>r Geschäftsbeziehung<br />

zu einer Bank künftig<br />

<strong>de</strong>m Rating eine zentrale Be<strong>de</strong>utung zukommen<br />

wird.<br />

Stichwort „Basel II"<br />

Ein Kernelement <strong>de</strong>s Bankaufsichtsrechts<br />

sind Regeln über das notwendige Eigenkapital<br />

von Banken, mit <strong>de</strong>nen die mit<br />

Bankgeschäften vorbun<strong>de</strong>nen Risiken<br />

begrenzt wer<strong>de</strong>n. Die internationale Koordinierung<br />

dieser nationalen Vorschriften<br />

erfolgt im Baseler Ausschuss für<br />

Bankenaufsicht, in <strong>de</strong>m die nationalen<br />

Aufsichtsbehör<strong>de</strong>n einheiüiche internationale<br />

Standards vereinbaren. Deutschland<br />

ist im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht<br />

mit Vertretern <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>saufsichtsamtes<br />

für das Kreditwesen und <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Bun<strong>de</strong>sbank vertreten.<br />

Im lahr 1988 wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m Baseler<br />

Eigenkapitalakkord (Basel 1) erstmals einheiUiche<br />

internarionale Eigenkapitalstandards<br />

für Banken festgelegt. Die hohe<br />

Zahl Produktinnovationen in <strong>de</strong>n 90er<br />

lahren insbeson<strong>de</strong>re im Bereich <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rivativen<br />

Finanzinstrumente erzwang eine<br />

permanente Modifikation <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Begrenzungsvorschriften<br />

und Kontrollkonzepte. Im Hinblick auf<br />

<strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen Zeitaufwand<br />

konnten die Aufsichtsbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Dynamik<br />

<strong>de</strong>r Finanzmärkte nicht mithalten.<br />

Die Entwicklung von Min<strong>de</strong>ststandards,<br />

innerhalb <strong>de</strong>rer die Banken ein weitgehend<br />

autonomes Risikomanagement<br />

betreiben können, war <strong>de</strong>shalb nur eine<br />

Frage <strong>de</strong>r Zeit.<br />

Seit 1999 läuft auf Grundlage <strong>de</strong>s ersten<br />

und zweiten Konsultationspapiers eine<br />

öffentliche Diskussion über die komplette<br />

Neufassung <strong>de</strong>r internationalen<br />

Eigenkapitalstandards im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung<br />

(Basel II). Derzeit wird an <strong>de</strong>r<br />

Erstellung <strong>de</strong>s dritten Konsultationspapiers<br />

gearbeitet, das im Laufe <strong>de</strong>s lahres<br />

2002 vorgelegt wird.<br />

Für die Umsetzung <strong>de</strong>r Basel Il-Regelungen<br />

in Deutschland ist folgen<strong>de</strong>r weiterer<br />

Zeitplan vorgesehen:<br />

bis En<strong>de</strong> 2002<br />

Veröffentlichung <strong>de</strong>s dritten Konsultationspapiers<br />

mit anschließen<strong>de</strong>r Diskussion<br />

(3. Konsultationsrun<strong>de</strong>);<br />

2003<br />

Veröffentlichung <strong>de</strong>r Neuen Baseler<br />

Eigenkapitalvereinbarung, anschließend<br />

Erstumsetzung in europäisches, dann in<br />

nationales Recht als KWG-Novelle;<br />

2005<br />

Inkrafttreten <strong>de</strong>r Baseler Eigenkapitalvereinbarung.<br />

Das gegenwärtig diskutierte zweite<br />

Konsultationspapier basiert auf drei<br />

Säulen:<br />

• Die erste Säule <strong>de</strong>finiert Min<strong>de</strong>steigenkapitalanfor<strong>de</strong>rungen,<br />

die abhängig<br />

sind vom Kreditrisiko und<br />

<strong>de</strong>m operationeilen Risiko. Definiert<br />

wer<strong>de</strong>n Verfahren zur Risikomessung<br />

(Anbindung an ein externes<br />

Rating o<strong>de</strong>r Implementierung<br />

eines internen Ratings), Verfahren zur<br />

Risikomin<strong>de</strong>rung (Sicherheiten,<br />

Netting, Kredit<strong>de</strong>rivate) und Vorgaben<br />

zur Risikosteuerung (Umgang<br />

mit Kreditportfolien und Klumpenrisiken).<br />

Neu ist <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>s<br />

operationeilen Risikos. Definiert wer<strong>de</strong>n<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an ein entsprechen<strong>de</strong>s<br />

Risikomanagementsystem<br />

(Risikoermittlung, Risikobehandlung,<br />

Risikocontrolling).<br />

• Die zweite Säule <strong>de</strong>finiert das Überprüfungsverfahren<br />

durch die Aufsichtsbehör<strong>de</strong>n<br />

für die Verfahren, die<br />

bei <strong>de</strong>n Banken im Rahmen <strong>de</strong>r ersten<br />

Säule zum Einsatz kommen.<br />

595


Controller magazin 6/02 - Torsten Peukert / Stephan Fleischer<br />

Die dritte Säule <strong>de</strong>finiert mit Offenlegungs-<br />

und Mel<strong>de</strong>pflichten Transparenzvorschriften,<br />

die eine größere<br />

Disziplin aller Marktteilnehmer zur<br />

Folge haben wer<strong>de</strong>n.<br />

Auswirkungen von Basel II<br />

Im Vergleich zur <strong>de</strong>rzeitigen Regelung<br />

wer<strong>de</strong>n die Auswirkungen von Basel 11<br />

auf Banken und Unternehmen vor allem<br />

bei <strong>de</strong>r Kalkulation <strong>de</strong>r Kreditkonditionen<br />

(Pricing) sichtbar wer<strong>de</strong>n.<br />

Für die Banken be<strong>de</strong>utet die <strong>de</strong>rzeitige<br />

Regelung, dass die Bonität <strong>de</strong>r Kreditnehmer<br />

bei <strong>de</strong>r Eigenkapitalunterlegung<br />

keine Rolle spielt. Vielmehr erfolgt eine<br />

pauschale Bonitätsgewichtung anhand<br />

eines Einheitssatzes von 100 Prozent.<br />

Die Bank muss 8 % ihres gesamten Kreditvolumens<br />

mit Eigenkapital unterlegen.<br />

Damit entstehen <strong>de</strong>r Bank unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Bonität <strong>de</strong>s Kreditnehmers stets<br />

die gleichen Eigenkapitalkosten. Beispielsweise<br />

muss eine Bank einen Kredit<br />

in Höhe von einer Million € unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Bonität <strong>de</strong>s Kreditnehmers mit<br />

80 T€ Eigenkapital unterlegen.<br />

Künftig wird die pauschale Bonitätsgewichtung<br />

für alle Kredite entfallen und<br />

anhand konkreter Bonitätsnoten im Ergebnis<br />

eines Ratings erfolgen. Darüber<br />

hinaus wird es anstelle eines einheitlichen<br />

Unteriegungssatzes differenzierte<br />

Unteriegungssätze geben. Damit steht<br />

bei <strong>de</strong>r Eigenkapitalunterlegung eine differenzierte<br />

Bewertung von kreditnehmerindividuellen<br />

Kreditrisiken im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Die mit Hilfe <strong>de</strong>s Ratings bewerteten<br />

Finanzierungsrisiken sind maßgeblich<br />

dafür, in welcher Höhe das Kreditportfolio<br />

<strong>de</strong>r Bank mit Eigenkapital zu<br />

unterlegen ist.<br />

Für die Bank be<strong>de</strong>utet das: Je schlechter<br />

das Rating eines Kreditnehmers, um<br />

so höher ist die Eigenkapitalunterlegung<br />

für <strong>de</strong>ssen Kredite und um so<br />

höher sind die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

Eigenkapitalkosten für die Bank.<br />

Für die Unternehmen be<strong>de</strong>utet die <strong>de</strong>rzeitige<br />

Regelung, dass in das Pricing <strong>de</strong>r<br />

Unternehmenskredite immer die gleichen<br />

Eigenkapitalkosten einfließen. Das<br />

be<strong>de</strong>utet, dass Unternehmen mit besserer<br />

Bonität die Kreditkonditionen von<br />

Unternehmen mit schlechterer Bonität<br />

subventionieren.<br />

Künftig wer<strong>de</strong>n für je<strong>de</strong>n Kredit die in<br />

Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Bonität <strong>de</strong>s<br />

Kreditnehmers tatsächlich anfallen<strong>de</strong>n<br />

Eigenkapitalkosten bei <strong>de</strong>r Zinskalkulation<br />

berücksichtigt. Unternehmen mit<br />

besserer Bonität und damit besserem<br />

Rating wer<strong>de</strong>n ten<strong>de</strong>nziell günstigere<br />

Kreditkonditionen erhalten als Unternehmen<br />

mit schlechterer Bonität und damit<br />

schlechterem Rating.<br />

Rating und Ratingverfahren<br />

Ein Rating ist eine Bonitätsbewertung<br />

<strong>de</strong>s Kreditnehmers zur Einschätzung <strong>de</strong>r<br />

zukünftigen Kapitaldienstfähigkeit (bzw.<br />

<strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeit). Wenn das<br />

Ratingverfahren durch ein Kreditinstitut<br />

durchgeführt wird, spricht man von<br />

einem „internen Rating". Dagegen steht<br />

ein „externes Rating", durchgeführt<br />

durch eine spezialisierte Agentur (z. B.<br />

international tätige wie Moodys und<br />

Standard & Poors sowie europäische wie<br />

EuroRatings und Creditreform).<br />

Bankinterne Ratingverfahren kommen<br />

zur Unterstützung <strong>de</strong>r Kreditentscheidung<br />

bereits seit einigen Jahren zum Einsatz.<br />

Allerdings waren diese Verfahren<br />

bisher i.d.R. institutsindividuell aufgebaut.<br />

Aufsichtsrechtliche Vorgaben o<strong>de</strong>r<br />

auch Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen gab es bisher<br />

nicht, diese Verfahren waren aber<br />

auch nicht zur Berechnung <strong>de</strong>r<br />

Eigenmittelunteriegung <strong>de</strong>r Banken zugelassen.<br />

Sie dienten in erster Linie <strong>de</strong>r<br />

bankinternen Steuerung.<br />

Einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n<br />

nun durch die Neufassung <strong>de</strong>r „Vorschriften<br />

zur Eigenmittelunteriegung in Kreditinstituten<br />

(Basel 11)" erfolgen. Die Banken<br />

können sich zukünftig ihrer internen<br />

Ratingverfahren o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ratings externer<br />

Agenturen bedienen. Die Bankaufsicht<br />

muss die internen Ratingverfahren<br />

aber explizit überprüfen und<br />

zulassen. Wenn folgen<strong>de</strong> Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen<br />

durch die Institute und das<br />

jeweilige Ratingverfahren erfüllt wer<strong>de</strong>n,<br />

ist eine solche Zulassung möglich:<br />

^ angemessene Differenzierung <strong>de</strong>s<br />

Kreditrisikos;<br />

Vollständigkeit und Glaubwürdigkeit<br />

<strong>de</strong>r Ratingzuordnung;<br />

Überwachung <strong>de</strong>r Ratingsysteme<br />

und -Prozesse;<br />

^ festgelegte Kriterien und Ausrichtung<br />

von Ratingsystemen;<br />

^ Schätzung <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeiten;<br />

•*• Sammlung von Daten;<br />

^ tatsächliche Anwendung <strong>de</strong>s internen<br />

Ratingverfahrens;<br />

^ interne Validierung und Einhaltung<br />

<strong>de</strong>r Offenlegungspflichten.<br />

Damit diese Anfor<strong>de</strong>rungen erfüllt wer<strong>de</strong>n<br />

können, müssen die bisher eingesetzten<br />

Ratingverfahren überarbeitet und<br />

ggfs. auch ersetzt wer<strong>de</strong>n. Die großen<br />

Banken führen diese Weiterentwicklung<br />

intern durch, da die vorhan<strong>de</strong>nen umfangreichen<br />

Datenbestän<strong>de</strong> eine ausreichen<strong>de</strong><br />

Validierung ermöglichen. Daneben<br />

stehen diesen Banken i.d.R. umfangreiche<br />

interne Ressourcen für diese Entwicklungen<br />

zur Verfügung.<br />

Kleinere Banken sowie die Sparkassen<br />

und Genossenschaftsbanken wer<strong>de</strong>n bei<br />

<strong>de</strong>r Erfüllung dieser Aufgabe durch ihre<br />

Verbän<strong>de</strong> unterstützt, da nur durch ein<br />

Pooling <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n einzelnen Instituten<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Daten eine statistisch ausreichen<strong>de</strong><br />

Datenbasis geschaffen wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Je<strong>de</strong>s Institut muss aber das mit<br />

Hilfe seines Verban<strong>de</strong>s entwickelte<br />

Ratingverfahren in seine individuelle<br />

Umgebung und Arbeitsabläufe integrieren.<br />

In je<strong>de</strong>m Kreditinstitut wird es dann<br />

also einen individuellen Ratingprozess<br />

geben. Dieser gesamte Prozess inklusive<br />

<strong>de</strong>s verwen<strong>de</strong>ten Ratingmo<strong>de</strong>lls wird<br />

durch die Bankenaufsicht auf Konformität<br />

mit <strong>de</strong>n Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen überprüft<br />

und zugelassen.<br />

Hieraus wird ersichtlich, dass es auch<br />

zukünftig keine Anerkennung <strong>de</strong>r<br />

Ratingergebnisse durch an<strong>de</strong>re Institute<br />

geben wird. Gleichwohl kann aber<br />

ein vorliegen<strong>de</strong>s Ratingergebnis als Basis<br />

z. B. für Konditionsverhandlungen mit<br />

an<strong>de</strong>ren Banken sehr hilfreich sein.<br />

Strul(tur <strong>de</strong>s internen Banicratings<br />

Die durch die Kreditinstitute durchgeführten<br />

Ratingverfahren stellen alle ein<br />

reines Bonitätsrating dar, d. h. die Art<br />

und <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r Kreditsicherstellung<br />

spielen hierbei keine Rolle. Der ermittelte<br />

Sicherheitenwert wird erst bei <strong>de</strong>r Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r Risikoprämie (siehe unten)<br />

berücksichtigt. Es kommen weitestgehend<br />

objektivierte Verfahren zur Anwendung,<br />

die manuelle Ergebnisverän<strong>de</strong>rungen<br />

stark einschränken.<br />

596


folgen<strong>de</strong>n vier Teilbereiche, <strong>de</strong>ren Teilergebnisse<br />

zu einem Gesamtergebnis<br />

führen:<br />

^ Analyse <strong>de</strong>r Hardfacts<br />

Maßgeblicher Bestandteil ist die<br />

Analyse <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Verhältnisse<br />

anhand <strong>de</strong>r Jahresabschlusszahlen<br />

und <strong>de</strong>r unterjährigen betriebswirtschaftlichen<br />

Auswertungen, die die Unternehmen<br />

aufgrund <strong>de</strong>r einschlägigen gesetzlichen<br />

Vorschriften erstellen (müssen).<br />

Beson<strong>de</strong>rer Augenmerk wird bei <strong>de</strong>r Auswertung<br />

auf die Kennzahlen zur Rentabilität<br />

(z. B. EBITDA / GK), zur Vermögensstruktur<br />

(z. B. GK / FK) und zur Unternehmensliquidität<br />

(z. B. EBITDA / Zins)<br />

gelegt.<br />

Wichtig ist,<br />

dass sowohl<br />

aktuelle Informationen<br />

als<br />

auch die Entwicklung<br />

im<br />

Zeitveriauf analysiert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

internationaler<br />

Rechnungs-<br />

1 e g u n g s -<br />

Standards (lAS,<br />

US-GAAP)-wie<br />

z. B. Aktivierungsverbote<br />

und-pflichtenwer<strong>de</strong>n<br />

berücksichtigt.<br />

Die eigentliche<br />

Analyse erfolgt<br />

dann durch<br />

eine maschinelle<br />

Bewertung<br />

mittels mathematisch-statistischer<br />

Verfahren<br />

<strong>de</strong>r<br />

Bilanzanalyse<br />

( D i s k r i m i -<br />

nanzanalyse,<br />

BP-14etc.).<br />

* Analyse<br />

<strong>de</strong>r Softfacts<br />

Die Analyseverfahren<br />

sind<br />

meist als Scorecard<br />

ausgelegt.<br />

Es besteht<br />

jeweils ein<br />

festgelegter<br />

Fragenkatalog<br />

entwicklung festgestellt wur<strong>de</strong> - mit einer<br />

<strong>de</strong>finierten Antwortstruktur<br />

Solche Scorecards können z. B. wie folgt<br />

angelegt sein (siehe Abbildung)-<br />

^ Objekt- / Investitionsbewertung<br />

Eine entsprechen<strong>de</strong> Objekt- bzw.<br />

Investitionsbewertung kommt alternativ<br />

bzw. ergänzend zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n vorgenannten<br />

Punkten zur Anwendung, wenn<br />

die Kapitaldienstfähigkeit direkt vom<br />

Finanzierungsgegenstand abhängt. Dies<br />

ist z. B. bei gewerblichen Immobilienfinanzierungen<br />

<strong>de</strong>r Fall.<br />

Hauptaugenmerk liegt hier auf <strong>de</strong>n Ertragsaussichten,<br />

<strong>de</strong>r Substanz sowie <strong>de</strong>n<br />

Finanzierungsrisiken, <strong>de</strong>m Investitions­<br />

Controller magazin 6/02<br />

Die Verfahren glie<strong>de</strong>rn sich i.d.R. in die - <strong>de</strong>ssen Signifikanz bei <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llmanagement<br />

und ggfs. <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Län<strong>de</strong>rrisiken.<br />

* Individuelle Bewertung durch <strong>de</strong>n<br />

Analysten<br />

Hier erfolgt die Ergänzung <strong>de</strong>r Analyseergebnisse<br />

um spezifische Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

<strong>de</strong>s Kreditnehmers und die Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>s Erfahrungshintergrun<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>s Analysten. Voraussetzung ist <strong>de</strong>shalb<br />

die Durchführung und Ergebnisklassifizierung<br />

durch entsprechend ausgebil<strong>de</strong>ten<br />

Analysten <strong>de</strong>s Institutes.<br />

Dem Bewerten<strong>de</strong>n wird eine Analysestruktur<br />

zur Notenfindung vorgegeben,<br />

je<strong>de</strong> Bewertung muss <strong>de</strong>tailliert begrün<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n und die Ergebnisbestätigung<br />

erfolgt im 4-Augen-Prinzip.<br />

Klsisse Gruppe Fragestellungen<br />

Qualität und Aktualität <strong>de</strong>r<br />

Bilanzierungsverhai ten Ausnutzung von Wahlrechten und Spielräumen<br />

vorgelegten<br />

Infotmationen<br />

Unterschie<strong>de</strong> zwischen Erfolgs-<br />

auffällige Verän<strong>de</strong>rungen bei Vorräten, For<strong>de</strong>rungserhöhung<br />

und<br />

Finanzrechnung ohne entsprechen<strong>de</strong>s Wachstum<br />

Jahresüberschuß nachhaltig kleiner als Finanzüberschuß<br />

Qualität <strong>de</strong>r monetären<br />

Daten zeitnah und ausreichend <strong>de</strong>tailliert<br />

Fundierter Einblick in Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage<br />

ausreichen<strong>de</strong> Beurteilungsmöglichkeit <strong>de</strong>r unterjähngen Entwicklung<br />

(Einreichung von BWA's)<br />

qualifizierte Planungsaussagen zur zukünftigen Entwicklung<br />

(Strategie, Markteinschätzung, Investitionsplanung, Kostenmanagement...)<br />

Beurteilung <strong>de</strong>s<br />

Managements<br />

Führungsebene<br />

Konfliktpotenzial (z.B. aus Gesellschafter- und Geschäftsfiihrungsstruktur)<br />

Bewertung <strong>de</strong>r Marltt- und<br />

Persönlichkeit, Qualifizierung und Erfahrung<br />

Verteilung <strong>de</strong>r Führungsverantwortung und Nachfolgeregelungen<br />

Informationsverhalten<br />

Kontakt zur Bank<br />

Termin- und Absprachentreue<br />

Organisation<br />

Angemessenheit, Flexibilität, Verantwortungsverteilung<br />

ausreichen<strong>de</strong> Informationssysteme<br />

Rechnungswesen /<br />

Controlling Marktgerechte Kalkulation, internes Berichtswesen über wesentliche<br />

Infotmationen<br />

Investitionsentscheidungsverhalten (Strategie getrieben ?)<br />

Personal /<br />

Mitarbeiter<br />

Motivation und Qualifikation<br />

Betriebsklima / Fluktuation<br />

Kemprozesse <strong>de</strong>r Leistungserstellung<br />

Personal- und Anlagenressourcen<br />

Qualität<br />

Kostenbewusstsein<br />

Vertrieb Kun<strong>de</strong>norientierung und Vertriebskonzeption<br />

Branche<br />

Trendabhängigkeit<br />

Branchenlage sowie <strong>de</strong>r Prognosen<br />

Nachfrageentwicklung<br />

Risikomanagement<br />

Betriebsrisikoabsicherung (Versicherungen)<br />

Kun<strong>de</strong>n- und Lieferantenbonitätsrisiken (Struktur, Diversifizierungsgrad)<br />

Markt<br />

Wettbcwerbssituation<br />

Marktanteil / Marktvorteile bzw. -nachteile<br />

Marktmacht<br />

Umsatzentwicklung Verlauf und Kontinuität<br />

Leistungsangebot<br />

Angebotstiefe und - mischung<br />

Kontoführung<br />

Vertragserfüllung (Kapitaldienste, Absprachen..)<br />

Finanzverhalten <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens<br />

Art <strong>de</strong>r Bankverbindung (Haupt- o<strong>de</strong>r Nebenbank)<br />

Konditionsempfindlichkeit<br />

IContodatcnanalyse<br />

Scheck- und Lastschnftretouren<br />

Kontoumsatzentwicklung<br />

Sal<strong>de</strong>nentwicklung<br />

Finanzielle<br />

Potenziale<br />

externe Auskünfte<br />

Gesellschafterhin tetgrund<br />

597


Controller magazin 6/02 - Torsten Peukert / Stephan Fleischer<br />

Durchführung im Kreditinstitut<br />

Eine Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rung an die internen<br />

Ratingverfahren ist die Verpflichtung<br />

zur tatsächlichen Anwendung und Nutzung<br />

<strong>de</strong>s Verfahrens auch zur internen<br />

Steuerung <strong>de</strong>r Bank. Hieraus lässt sich<br />

u. a. auch ableiten, dass zukünftig je<strong>de</strong><br />

Kreditentscheidung mit einem internen<br />

Rating verbun<strong>de</strong>n sein wird. Hinzu<br />

kommt, dass in <strong>de</strong>n Kreditinstituten das<br />

Ratingverfahren als institutionalisierter<br />

und regelmäßiger Prozess eingeführt<br />

wird. Neuratings wer<strong>de</strong>n dann jeweils<br />

bei signifikanten Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />

Kun<strong>de</strong>n bzw. <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>numfel<strong>de</strong>s, aber<br />

min<strong>de</strong>stens einmal jähdich erfolgen.<br />

In <strong>de</strong>n Instituten wird es eine TVennung<br />

von Ratingdurchführung und Entscheidungskompetenz<br />

geben müssen.<br />

Zusätzlich wird eine unabhängige Überwachung<br />

<strong>de</strong>r Ratingsystematik und <strong>de</strong>s<br />

Ratingverfahrens durch die Bankaufsicht<br />

gefor<strong>de</strong>rt.<br />

Zusammenhang mit Konditionsgestaltung<br />

Typische Bestandteile <strong>de</strong>r Preisfindung<br />

von Kreditgeschäften in Banken sind:<br />

^ Laufzeit <strong>de</strong>s Kredites,<br />

^ Marktzinsniveau,<br />

^ Risikoprämie (Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

<strong>de</strong>s Kredits),<br />

^ Besicherung <strong>de</strong>s Kredits,<br />

Kosten <strong>de</strong>r Eigenkapitalhinterlegung,<br />

^ Eigenkapitalrendite und Gewinnmarge,<br />

* Kosten <strong>de</strong>r Kreditvergabe.<br />

Das Ratingergebnis wird also an zwei<br />

Stellen in die Kalkulation <strong>de</strong>s Kreditpreises<br />

einbezogen, sowohl als Risikoprämie als<br />

auch als Kosten für die notwendige<br />

Eigenmittelunteriegung.<br />

Basel II än<strong>de</strong>rt aber nur die Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r Eigenmittelunte<strong>de</strong>gung und dies ist<br />

i.d.R. nur ein Teil <strong>de</strong>s Gesamtpreises eines<br />

Kreditgeschäftes. Größere Be<strong>de</strong>utung<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Pricing hat dagegen die<br />

Ermittlung <strong>de</strong>r Risikoprämie, da das<br />

Ratingergebnis die Wahrscheinlichkeit<br />

<strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsausfalls in einem bestimmten<br />

Zeitraum repräsentiert. Bei <strong>de</strong>r<br />

Risikoprämie han<strong>de</strong>lt es sich - vereinfacht<br />

formuliert - um eine „Versicherungsprämie",<br />

die das kreditindividuelle Ausfallrisiko<br />

wi<strong>de</strong>rspiegelt und die in die<br />

Gestaltung <strong>de</strong>r Kreditkonditionen <strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n<br />

Kredites einfließt.<br />

Entsprechend lässt sich <strong>de</strong>r sogenannte<br />

„erwartete Verlust" aus diesem Geschäft<br />

errechnen. Dieses Verfahren ist<br />

z. B. aus <strong>de</strong>r Versicherungsmathematik<br />

bekannt, auch hier wer<strong>de</strong>n die Prämien<br />

anhand <strong>de</strong>r Verlusteintrittswahrscheinlichkeit<br />

entsprechend ermittelt.<br />

Die möglichst korrekte Ermittlung dieser<br />

Risikoprämie ist Grundvoraussetzung<br />

bankbetrieblicher Geschäftskalkulation.<br />

Die Durchsetzung <strong>de</strong>r ermittelten Prämie<br />

ist für die Kreditinstitute betriebswirtschaftlich<br />

unabdinglich und vollkommen<br />

unabhängig von <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Vorschriften zur Eigenmittelunteriegung<br />

durch Basel II. Deshalb ist auch die Ableitung<br />

von „drastischen Folgen für die<br />

Kreditversorgung <strong>de</strong>s Mittelstan<strong>de</strong>s" aus<br />

Basel II so nicht nachvollziehbar.<br />

Gleichwohl wer<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m Einfluss<br />

von Basel II durch die Einführung eines<br />

vali<strong>de</strong>n internen Ratingsystems immer<br />

mehr Banken in die Lage versetzt, die<br />

Risikoprämie erstmals korrekt zu ermitteln.<br />

Die Durchsetzung dieser Prämie<br />

am Markt wird dann zu einer bonitätsabhängigen<br />

Konditionsspreizung führen.<br />

Das folgen<strong>de</strong> Beispiel ver<strong>de</strong>utlicht die<br />

Errechnung <strong>de</strong>r Risikoprämie:<br />

PD (Ausfallwahrscheinlichkeit) = 1 %<br />

RR (Recovery Rate) = 10 %<br />

Sicherheitenwert = 50 T€<br />

Kredithöhe = 100T€<br />

Kreditrisikokosten (vereinfacht für eine<br />

Perio<strong>de</strong>):<br />

= (Kredithöhe-Sicherheitenwert)*(1 -RR)*<br />

PD = (100-50)*(1-0,1)*0,01<br />

= 0,45<br />

Dies be<strong>de</strong>utet, dass die Beispielfirma mit<br />

einer statistischen Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

(PD) von 1 % im ersten )ahr (entspricht<br />

in etwa einem Standard&Poors<br />

Rating von BB), bewertbaren Sicherheiten<br />

von 50 T€ und einem Rückfluss im<br />

Konkursfall von nochmals 10 % <strong>de</strong>r Restfor<strong>de</strong>rung<br />

(Recovery Rate = 10%) einen<br />

Risikoaufschlag von 0,45% p.a. auf <strong>de</strong>n<br />

Kreditbetrag von 100 T€ zu zahlen hat.<br />

Auswirl(ungen auf Unternehmen<br />

Letztendlich lassen sich die konkreten<br />

Auswirkungen auf das einzelne Unternehmen<br />

nur nach einer individuellen<br />

Stärken-ZSchwächenanalyse beschreiben.<br />

Allerdings kann davon ausgegangen<br />

wer<strong>de</strong>n, dass folgen<strong>de</strong> Punkte die Mehrzahl<br />

<strong>de</strong>r mittelständischen Unternehmen<br />

- zumin<strong>de</strong>st teilweise - betreffen:<br />

• Schaffung <strong>de</strong>r notwendigen Transparenz<br />

und Informationsbereitschaft<br />

als Voraussetzung eines sachgerechten<br />

Rating;<br />

• Verbesserung <strong>de</strong>r unternehmensinternen<br />

Abläufe und <strong>de</strong>r internen<br />

Kommunikation;<br />

• Verbesserung <strong>de</strong>s internen Berichtsund<br />

Managementinformationssystems;<br />

• Einrichtung bzw. Anpassung eines leistungsfähigen<br />

Controllingsystems mit<br />

Funktionen zur Planrechnung und<br />

zum Plan-Ist-Abgleich<br />

sowie <strong>de</strong>r<br />

Trennung zwischen<br />

externem<br />

und internem<br />

Rechnungswesen;<br />

• aktive und<br />

regelmäßige<br />

Kommunikation<br />

mit <strong>de</strong>n Kreditgebern;<br />

• soweit<br />

möglich und<br />

sinnvoll Erschließung neuer Wege <strong>de</strong>r<br />

Fremdfinanzierung und einer neuen<br />

Eigenkapitalkultur.<br />

Sowohl die Vorbereitung auf das bankinterne<br />

Rating als auch das<br />

Ratingverfahren selber sollten als Chance<br />

und kostenloses Frühwarnsystem verstan<strong>de</strong>n<br />

und genutzt wer<strong>de</strong>n. Die Unternehmensanalyse<br />

sollte so schnell als<br />

möglich vorgenommen wer<strong>de</strong>n, damit<br />

noch ausreichend Zeit zur Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r notwendigen Verän<strong>de</strong>rungen bleibt.B<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

23 37 G F<br />

598


Controller magazin 6/02<br />

Entwickeln Sie Ihre Persönlichkeit.<br />

Bestimmen Sie Ihre Karriere.<br />

Beweglichkeit ist das Wichtigste.<br />

Beson<strong>de</strong>rs im Kopf.<br />

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599


Controller magazin 6/02 - Peter Schuster / Daniela Mähler<br />

PROFIT CENTER<br />

UND VERRECHNUNGS­<br />

PREISE<br />

Dipl.-Kfm. Dr. Peter Sctiuster, Professor<br />

für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbes. Kostenrechnung und<br />

Controlling, an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />

Schmalkal<strong>de</strong>n (seit 1995); davor in leiten<strong>de</strong>r<br />

Funktion in einem internationalen<br />

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E-Mail; Schuster® Fh-Schmalkal<strong>de</strong>n.<strong>de</strong><br />

Daniela Mähler, Studium <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehrean<strong>de</strong>r<br />

Fachhochschule<br />

Schmalkal<strong>de</strong>n, Abschluss erfolgt als<br />

DIplom-BetrIebswirtln, Mitarbeiterin bei<br />

Professor Dr. Peter Schuster<br />

von Peter Schuster und Daniela Mähler, Schmalkal<strong>de</strong>n<br />

1. DEZENTRALE UNTERNEHMEN<br />

UND INNERBETRIEBLICHE<br />

LEISTUNGSVERRECHNUNG<br />

Zu <strong>de</strong>n weitreichendsten Entscheidungen<br />

eines Unternehmens gehört die Wahl<br />

<strong>de</strong>r Organisationsform, durch die <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nen Teilen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

ein verbindlicher Rahmen gegeben wer<strong>de</strong>n<br />

soll. Organisationseinheiten können<br />

- abstrakt ausgedrückt - als Bün<strong>de</strong>lung<br />

von Teilaufgaben sowie von Personal- und<br />

Sachmitteln angesehen wer<strong>de</strong>n, wobei<br />

Aufgaben zusammengefasst (Zentralisation)<br />

o<strong>de</strong>r getrennt wer<strong>de</strong>n können (Dezentralisation).<br />

Eine typische Ausprägung <strong>de</strong>zentraler<br />

Unternehmensstrukturen stellen<br />

Profit Center-Organisatonen dar.<br />

<strong>Als</strong> Synonyme für die Profit Center-Organisation<br />

wer<strong>de</strong>n häufig die Begriffe<br />

„Geschäftsbereichsorganisation",<br />

„Spartenorganisation" o<strong>de</strong>r „divisionale<br />

Organisation" verwen<strong>de</strong>t. Die Einteilung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens in sogenannte Profit<br />

Center geschieht dabei in <strong>de</strong>r Weise, dass<br />

eine Abgrenzung z. B. nach Produkten,<br />

Kun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Regionen vorgenommen<br />

wird und <strong>de</strong>r Profit Center-Manager für<br />

das Bereichsergebnis, d. h. sowohl fürdie<br />

Kosten als auch für die Erlöse seines Bereiches<br />

verantwortlich ist. Durch die Konzentration<br />

<strong>de</strong>r Bereiche wer<strong>de</strong>n spezifische<br />

Qualifikationen besser genutzt,<br />

schnellere Reaktionen auf Marktverän<strong>de</strong>rungen<br />

ermöglicht und eine höhere<br />

Motivation und Anteilnahme <strong>de</strong>r<br />

Bereichsmanager und Mitarbeiter erreicht.<br />

Allgemeiner formuliert ist <strong>de</strong>r Gedanke<br />

<strong>de</strong>s „Unternehmers im Unternehmen"<br />

Motivation zur Einführung einer<br />

<strong>de</strong>zentralen Organisationsform. An<strong>de</strong>rerseits<br />

steigt dadurch <strong>de</strong>r Koordinationsbedarf<br />

<strong>de</strong>rUnternehmensleitung,<br />

wird die Erfolgsermittlungsfunktion wichtiger<br />

(da die Bereiche an ihren Ergebnissen<br />

gemessen und beurteilt wer<strong>de</strong>n) und<br />

gewinnt die Steuerung <strong>de</strong>r Bereiche durch<br />

die Unternehmensleitung (z. B. durch die<br />

geeignete Wahl von Verrechnungspreisen)<br />

an Be<strong>de</strong>utung. Anreizeffekte<br />

durch das Gewähren von ergebnisabhängigen<br />

Vergütungsbestandteilen<br />

lassen sich durch die Profit Center-Organisation<br />

häufig leichter erreichen, da eine<br />

vom Bereichsgewinn abhängige Prämie<br />

größere Verhaltenswirkungen zeigen<br />

kann als eine Prämie in Abhängigkeit<br />

von <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s Unternehmensgewinns.<br />

Die Bezeichnung „Profit Center-Rechnung"<br />

greift im Grun<strong>de</strong> zu kurz, da es<br />

auch an<strong>de</strong>re, wenngleich mit geringerer<br />

Be<strong>de</strong>utung in <strong>de</strong>r Praxis versehene<br />

Abgrenzungskonzepte gibt, die<br />

stichwortartig in <strong>de</strong>r Abbildung skizziert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie erwähnt, gewinnt die Bestimmung<br />

von Verrechnungspreisen bei Vorliegen<br />

innerbetrieblicher Leistungsverflechtungen<br />

immer dann große Be<strong>de</strong>utung,<br />

wenn ein <strong>de</strong>zentral organisiertes<br />

Unternehmen mit Verantwortiichkeit <strong>de</strong>r<br />

Bereichsleiter voriiegt, d. h. Unternehmensbereiche<br />

(z. B. Profit Center) autonom<br />

Entscheidungen treffen und für die<br />

Bereiche eigenständige Erfolgsbetrachtungen<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Vorgehensweise zur Bestimmung <strong>de</strong>r<br />

Verrechnungspreise wird dabei in <strong>de</strong>r<br />

Praxis oft nicht in ihrer Be<strong>de</strong>utung für die<br />

Aussagekraft <strong>de</strong>r Rechnung und für <strong>de</strong>n<br />

Aspekt <strong>de</strong>r Verhaltensbeeinflussung vollständig<br />

verstan<strong>de</strong>n bzw. akzeptiert. Die<br />

meisten Unternehmen beschränken sich<br />

nur darauf, (Voll-)Kosten innerbetrieblich<br />

weiterzuverrechnen.<br />

Zu beachten ist, dass die Verrechnungspreise<br />

verschie<strong>de</strong>ne, sich z. T gegenseitig<br />

ausschließen<strong>de</strong> Funktionen zu erfüllen<br />

haben und dass die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Typen von Verrechnungspreisen diese<br />

Funktionen im unterschiedlichen Umfang<br />

erfüllen.<br />

600


Organisationsform<br />

Cost Center<br />

Expense Center<br />

Revenue Center<br />

Profit Center<br />

Verantwortlichkeit/<br />

Entscheidungsbefugnisse<br />

Kosten (Effizienz <strong>de</strong>r<br />

Leistungserstellung soll<br />

gemessen wer<strong>de</strong>n); typisch in<br />

Produktions- o<strong>de</strong>r<br />

Servicebereichen.<br />

Ausgaben (die zur Erstellung<br />

einer betreffen<strong>de</strong>n Leistung<br />

getätigt wer<strong>de</strong>n), gemessen<br />

über Budgets; häufig im<br />

Bereich F& E o<strong>de</strong>r Marketing.<br />

Erlöse (ohne Kosten, die in<br />

an<strong>de</strong>ren Verantwortungsbereichen<br />

verursacht wer<strong>de</strong>n),<br />

selten in reiner Form zu<br />

fin<strong>de</strong>n; z.B. im Marketingbereich<br />

Gewinne (Kosten und Erlöse);<br />

lediglich Investitions- und<br />

Finanzierungsentscheidungen<br />

bleiben <strong>de</strong>r Untemehmenszentrale<br />

vorbehalten<br />

Investment Center wie Profit Center, aber auch<br />

über Finanzierungsentscheidungen<br />

Instrumente zur<br />

Leistungsbeurteilung<br />

Analyse <strong>de</strong>r<br />

Kostenabweichungen<br />

Budgetkontrolle<br />

Analyse <strong>de</strong>r<br />

Erlösabweichungen<br />

Analyse <strong>de</strong>r Kosten-,<br />

Erlös- und Deckungsbeitragsabweichungen,<br />

zusätzl. ggf. ROI,<br />

Residualeinkommen,<br />

EVA (Economic Value<br />

Ad<strong>de</strong>d)<br />

ROI (Retum on<br />

Investment),<br />

Residualeinkommen,<br />

EVA<br />

Controller magazin 6/02<br />

sinnvollen (d. h. optimalen) Entscheidungen<br />

<strong>de</strong>ckungsgleich mit <strong>de</strong>n Entscheidungen<br />

sind, die die Zentrale treffen wür<strong>de</strong>,<br />

hätte sie alle Informationen (<strong>de</strong>r Bereiche).<br />

Hierbei wird die Koordinationsfunktion<br />

<strong>de</strong>r Verrechnungspreise verfolgt.<br />

2.3 Sonstige Funktionen<br />

Neben <strong>de</strong>n Hauptaufgaben von Verrechnungspreisen,<br />

<strong>de</strong>r Erfolgsermittlung und<br />

<strong>de</strong>r Koordination können Verrechnungspreise<br />

eine Reihe von weiteren Funktionen<br />

erfüllen.<br />

Zu diesen Funktionen gehören:<br />

- Kalkulation zur Ermittlung von Entscheidungsgrundlagen<br />

für die Zentrale,<br />

wenn Leistungen mehrere selbständige<br />

Unternehmensbereiche<br />

durchlaufen;<br />

- Preisrechtfertigung gegenüber Dritten<br />

und öffentlichen Regierungsbehör<strong>de</strong>n;<br />

- Vereinfachung durch Verwendung<br />

normalisierter Größen als Planwerte.<br />

2. FUNKTIONEN VON VERRECH­<br />

NUNGSPREISEN<br />

2.1 Erfolgsermittlungsfunktion zur<br />

Beurteilung <strong>de</strong>s Gewinnbeitrages <strong>de</strong>r<br />

Bereiche<br />

Verrechnungspreise sind in <strong>de</strong>zentralen<br />

Unternehmensorganisationen notwendig,<br />

um <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r einzelnen Unternehmensbereiche<br />

ermitteln und beurteilen<br />

zu können, wenn Leistungsverflechtungen<br />

zwischen diesen Bereichen<br />

bestehen.<br />

Die sich bei <strong>de</strong>r Zugrun<strong>de</strong>legung <strong>de</strong>r<br />

Verrechnungspreise ergeben<strong>de</strong>n<br />

Bereichsgewinne <strong>de</strong>s abgeben<strong>de</strong>n sowie<br />

<strong>de</strong>s empfangen<strong>de</strong>n Bereichs sollen aussagekräftig<br />

sein, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Verrechnungspreis<br />

stellt einerseits <strong>de</strong>n Erlös <strong>de</strong>s abgeben<strong>de</strong>n<br />

wie auch die Einstandskosten<br />

<strong>de</strong>s beziehen<strong>de</strong>n Bereichs dar und beeinflusst<br />

somit die Ausweisung <strong>de</strong>r Gewinnbzw.<br />

Verlustbeiträge dieser bei<strong>de</strong>n Bereiche.<br />

Da die Bereichserfolge die Grundlage<br />

für Entscheidungen <strong>de</strong>r Bereichswie<br />

auch <strong>de</strong>r Unternehmensleitung sind<br />

(z.B. über strategische Maßnahmen o<strong>de</strong>r<br />

Mittelzuteilungen) und da auch die<br />

Leistungsbeurteilung (ggf. Gehaltsbestandteile<br />

wie Prämien etc.) auf <strong>de</strong>r<br />

Grundlage von Bereichsgewinnen erfolgen<br />

kann, sind nach <strong>de</strong>r Erfolgsermittlungshtnktion<br />

<strong>de</strong>r Verrechnungspreise<br />

diese so festzulegen, dass sie zu<br />

aussagekräftigen Bereichsgewinnen führen.<br />

2.2 Koordinationsfunktion zur Verhaltenssteuerung<br />

<strong>de</strong>r Bereichsmanager<br />

Verrechnungspreise sollen das Han<strong>de</strong>ln<br />

und die Entscheidungen <strong>de</strong>r Bereiche beeinflussen:<br />

Bereichsleitern wird <strong>de</strong>r Anreiz<br />

gegeben, durch ihre autonomen Entscheidungen<br />

ihren Bereichsgewinn zu maximieren,<br />

d. h. Entscheidungen im Sinne<br />

ihres Bereiches zu treffen. Nicht notwendigerweise<br />

müssen diese (aus Bereichssicht)<br />

„optimalen" Entscheidungen auch zu <strong>de</strong>n<br />

aus Unternehmensgesamtsicht „optimalen"<br />

Entscheidungen führen, d. h. es kann<br />

Entscheidungen geben, die aus Sicht<br />

<strong>de</strong>s Bereichs zwar als günstig, aus Unternehmensgesamtsicht<br />

aber als ungünstig<br />

zu werten sind. Mit Hilfe von Verrechnungspreisen<br />

kann auf die <strong>de</strong>zentralen<br />

Entscheidungen Einfluss genommen wer<strong>de</strong>n,<br />

in<strong>de</strong>m die Verrechnungspreise<br />

sicherstellen, dass die aus Bereichssicht<br />

2.4 Asymmetrisch verteilte Informationen,<br />

Zielkonflikte und Verrechnungspreise<br />

Problematisch für die Bestimmung <strong>de</strong>r<br />

Verrechnungspreise ist die Tatsache, dass<br />

es we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n „richtigen" noch einen<br />

„gerechten" Verrechnungspreis gibt<br />

Die meisten Mo<strong>de</strong>lle zur Verrechnungs<br />

Preisbestimmung gehen von symme<br />

frisch verteilten Informationen aus, d. h<br />

es wird unterstellt, die Unternehmens<br />

zentrale besitze die gleichen Informatio<br />

nen wie die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Unternehmensbereiche<br />

und könnte somit das<br />

Koordinationsproblem selbst lösen. In <strong>de</strong>r<br />

Untemehmenspraxis wird dies aber regelmäßig<br />

nicht <strong>de</strong>r Fall, son<strong>de</strong>rn die<br />

Bereichsleiter wer<strong>de</strong>n besser informiert<br />

sein. Diese asymmetrisch verteilten Informationen<br />

haben zur Folge, dass die<br />

Bereichsleiter nicht an ihren tatsächlichen<br />

Leistungen, son<strong>de</strong>rn anhand von<br />

Surrogaten wie z.B. <strong>de</strong>m Bereichsgewinn<br />

beurteilt wer<strong>de</strong>n und dass sich somit die<br />

Ziele <strong>de</strong>r Bereichsleiter zwangsläufig von<br />

<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Untemehmenszentrale unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Darüber hinaus stehen die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Funkrionen von Verrechnungspreisen<br />

häufig zueinan<strong>de</strong>r in Konkurrenz<br />

bzw. schließen sich sogar gegen-<br />

601


Controller magazin 6/02 - Peter Schuster / Daniela Mähler<br />

seitig aus. Beson<strong>de</strong>rs stark ausgeprägt<br />

ist dieser Zielantagonismus zwischen <strong>de</strong>r<br />

Erfolgsermitdungs- und Koordinationsfunktion,<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Hauptfunktionen<br />

<strong>de</strong>r Verrechnungspreise.<br />

Die Wahl <strong>de</strong>s Verrechnungspreistypus<br />

hängt damit auch im wesendichen davon<br />

ab, weicher dieser bei<strong>de</strong>n Funktionen<br />

größere Be<strong>de</strong>utung zugewiesen wird.<br />

3. TYPEN VON VERRECHNUNGS­<br />

PREISEN<br />

3.1 Kostenorientierte Verrechnungspreise<br />

Verrechnungspreise auf Basis <strong>de</strong>r Kosten<br />

<strong>de</strong>r erstellten internen Leistung wer<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Praxis am häufigsten verwen<strong>de</strong>t.<br />

Sie umfassen eine relativ heterogene<br />

Menge unterschiedlicher Verrechnungspreistypen,<br />

nämlich auf Basis von:<br />

(a) Istkosten o<strong>de</strong>r Standardkosten,<br />

(b) Grenzkosten o<strong>de</strong>r Vollkosten,<br />

(c) Kosten o<strong>de</strong>r Kosten „plus" Aufschlag.<br />

(a) Istkosten o<strong>de</strong>r Standardkosten<br />

Verrechnungspreise auf Istkostenbasis<br />

führen zu einer exakten Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r<br />

jeweils angesetzten Kosten(-arten) beim<br />

abgeben<strong>de</strong>n Bereich. Das Risiko von<br />

Kostenschwankungen trägt dabei ausschließlich<br />

<strong>de</strong>r beziehen<strong>de</strong> Bereich (z. B.<br />

UnWirtschaftlichkeiten). Bei Standardkostenbasis<br />

wer<strong>de</strong>n genau die Plankosten<br />

(auf Basis Standardkosten) abge<strong>de</strong>ckt,<br />

so dass ten<strong>de</strong>nziell <strong>de</strong>r abgeben<strong>de</strong> Bereich<br />

einen Anreiz zur wirtschaftlichen<br />

Erstellung <strong>de</strong>r Leistung erhält. Hierbei<br />

kann jedoch <strong>de</strong>r leisten<strong>de</strong> Bereich seine<br />

bessere Kenntnis <strong>de</strong>r wirklichen (erwarteten)<br />

Kosten zu Lasten <strong>de</strong>s empfangen<strong>de</strong>n<br />

Bereichs nutzen. Erfolgt die Festlegung<br />

<strong>de</strong>r Standardkosten hingegen von<br />

<strong>de</strong>r Zentrale, wird diese wie<strong>de</strong>r in das<br />

Tagesgeschäft integriert, aus <strong>de</strong>m sie sich<br />

durch die Dezentralisierung von Entscheidungen<br />

zurückziehen wollte.<br />

(b) Grenzkosten o<strong>de</strong>r Vollkosten<br />

Die Verwendung von Grenzkosten führt<br />

(zunächst bzw. scheinbar) zur Erfüllung<br />

<strong>de</strong>r Koordinationsfunktion bei häufig<br />

nicht erbrachter Funktion <strong>de</strong>r Erfolgsermittlung<br />

(zu niedriger Erfolgsausweis<br />

<strong>de</strong>s abgeben<strong>de</strong>n Bereichs, zu hoher <strong>de</strong>s<br />

empfangen<strong>de</strong>n Bereichs). Bei Kapazitätsknappheit<br />

müssten darüber hinaus<br />

Opportunitätskosten ermittelt und angesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Grundi<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Vollkosten-Verrechnungspreise<br />

besteht in <strong>de</strong>r<br />

Überlegung, dass die gesamten Kosten<br />

abge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n sollen. Bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Gewinnaufteilung durch die Transaktion<br />

führen aber auch diese Verrechnungspreise<br />

zu einer willküriichen Aufteilung<br />

<strong>de</strong>s Gesamtgewinns auf die beitragen<strong>de</strong>n<br />

Bereiche. Außer<strong>de</strong>m sind die grundsätzlichen<br />

Schwierigkeiten von Vollkosten<br />

für kurzfristige Entscheidungen<br />

enthalten, beson<strong>de</strong>rs problematisch ist<br />

die Tatsache, dass aus (umgeschlüsselten)<br />

Fixkosten nun durch diese Verrechnungspreise<br />

plötzlich variable Kosten wer<strong>de</strong>n.<br />

(c) Kosten o<strong>de</strong>r Kosten „plus" Aufschlag<br />

Die wesentliche Motivation, einen<br />

Gewinnaufschlag zuzulassen, kommt aus<br />

<strong>de</strong>r Erfolgsermittlungsfunktion. Das<br />

Hauptproblem dieses Vorgehens besteht<br />

in <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s „angemessenen" Gewinnaufschlags.<br />

Denkbar sind z. B. ein bestimmter<br />

Prozentsatz <strong>de</strong>r Kosten, eine<br />

angemessene Verzinsung <strong>de</strong>s eingesetzten<br />

Kapitals o<strong>de</strong>r ein Verhandlungsergebnis<br />

zwischen <strong>de</strong>n Bereichen, le<strong>de</strong>r<br />

Gewinnaufschlag ist letztiich aber willkürlich<br />

und diese Verrechnungspreise<br />

führen häufig nicht zu Erfüllung <strong>de</strong>r<br />

Koordinationsfunktion.<br />

3.2 Marktorientierte Verrechnungspreise<br />

Eine weitere Möglichkeit <strong>de</strong>r Festlegung<br />

von Verrechnungspreisen besteht darin,<br />

<strong>de</strong>njenigen Marktpreis als Ausgangsbasis<br />

zugrun<strong>de</strong> zu legen, <strong>de</strong>r für eine Leistung<br />

am Markt existiert, die <strong>de</strong>r innerbetrieblichen<br />

Leistung äquivalent ist.<br />

Zur Verwendung eines marktorientierten<br />

Verrechnungspreises müssen u. a. folgen<strong>de</strong><br />

Bedingungen beachtet wer<strong>de</strong>n: es<br />

muss überhaupt ein Markt für diese<br />

Leistung existieren und ein einheidicher<br />

Marktpreis i<strong>de</strong>ntifizierbar sein.<br />

Ein Vorteil dieses Verrechnungspreistypus<br />

ist die geringe Manipulierbarkeit,<br />

da er nicht von <strong>de</strong>n (besseren) Informationen<br />

<strong>de</strong>r Bereichsmanager abhängt,<br />

son<strong>de</strong>rn eine „objektivierte" Größe darstellt.<br />

Er ist außer<strong>de</strong>m aus steueriicher<br />

Sicht am ehesten zur Lösung <strong>de</strong>s Gewinnaufteilungsproblems<br />

rechUich selbständiger<br />

Unternehmen anerkannt. Er erfüllt<br />

i. A. die Erfolgsermittlungshankrion (unverzerrte,<br />

aussagekräftige Bereichsgewinne)<br />

gut, aber häufig die<br />

Koordinationsfunktion nicht.<br />

Die Problematik dieses Typs von Verrechnungspreisen<br />

liegt eher in zwei Dingen:<br />

1. die Bestimmung <strong>de</strong>r einheitlichen<br />

Marktpreise (oft sind die externen Leistungen<br />

nicht vollständig geeignet, die<br />

internen Leistungen ersetzen zu können)<br />

und 2. die Bestimmung <strong>de</strong>r Marktpreise<br />

macht, z. B. wegen Rabatten, Preiszugeständnissen<br />

nach Fristigkeit <strong>de</strong>r Abnahmeverträge,<br />

Schwierigkeiten.<br />

Es empfiehlt sich daher, verschie<strong>de</strong>ne<br />

Modifikationen <strong>de</strong>s Marktpreises vorzunehmen.<br />

Der Marktpreis kann modifiziert<br />

wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m die kostenmäßigen<br />

Synergieeffekte (z. B. entfallen<strong>de</strong><br />

Marketingkosten <strong>de</strong>s abgeben<strong>de</strong>n Bereichs)<br />

einer internen Lieferung (ggü .<strong>de</strong>m<br />

Bezug/Absatz vom/am Markt) in Abzug<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n. Eine häufige Modifikation<br />

ist folgen<strong>de</strong>:<br />

Marktpreis <strong>de</strong>r internen Leistung<br />

- Absatzkosten<br />

- Versandkosten<br />

- entfallen<strong>de</strong> Marketingkosten<br />

- kalkulatorische Zinsen auf For<strong>de</strong>rungen<br />

-t- innerbetriebliche Transportkosten<br />

= Verrechnungspreis<br />

Bei <strong>de</strong>r o. g. Lösung entspricht <strong>de</strong>r Verrechnungspreis<br />

<strong>de</strong>m Grenzpreis <strong>de</strong>s liefern<strong>de</strong>n<br />

Bereichs, d. h. <strong>de</strong>r gesamte Vorteil<br />

aus <strong>de</strong>r internen Leistung entsteht<br />

bei <strong>de</strong>m beziehen<strong>de</strong>n Bereich.<br />

Eine alternative Möglichkeit wäre, <strong>de</strong>n<br />

Marktpreis um die entfallen<strong>de</strong>n<br />

Beschaffungsnebenkosten zu erhöhen.<br />

In Analogie zum obigen Schema entspricht<br />

dieser Verrechnungspreis dann<br />

<strong>de</strong>n Grenzkosten <strong>de</strong>s beziehen<strong>de</strong>n Bereichs,<br />

<strong>de</strong>r gesamte Vorteil aus <strong>de</strong>r internen<br />

Leistung entsteht beim liefern<strong>de</strong>n<br />

Bereich.<br />

Eine Zwischenlösung stellt die gleichmäßige<br />

Aufteilung <strong>de</strong>r gemeinsamen<br />

Vorteile bei interner Lieferung o<strong>de</strong>r eine<br />

Kombination <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n obigen Metho<strong>de</strong>n<br />

dar.<br />

3.3 Verhandlungsorientierte Verrechnungspreise<br />

Die Unternehmensleitung kann schließlich<br />

auch auf die Fes<strong>de</strong>gung von Verrechnungspreisen<br />

verzichten und <strong>de</strong>n Bereichen<br />

freistellen, wie sie zu für alle betroffenen<br />

Bereiche akzeptablen Verrechnungspreisen<br />

kommen. Diese sind dann<br />

das Ergebnis von Verhandlungen zwischen<br />

<strong>de</strong>n Bereichen, die mit <strong>de</strong>r internen<br />

Leistung zu tun haben.<br />

602


Controller magazin 6/02<br />

Grundvoraussetzung ist in diesem Fall,<br />

dass sich die Bereiche weigern können,<br />

interne Geschäfte durchzuführen, d. h.<br />

die Unternehmensbereiche können ihre<br />

Leistungen also auch nur am externen<br />

Markt verkaufen bzw. beziehen.<br />

Die Unternehmensleitung entschei<strong>de</strong>t<br />

hier nur, ob die Anwendung <strong>de</strong>r<br />

verhandlungsorientierten Verrechnungspreise<br />

grundsätzlich o<strong>de</strong>r nur für bestimmte<br />

Fälle in Frage kommt und wie<br />

die grundlegen<strong>de</strong>n Prinzipien <strong>de</strong>s<br />

Einigungsverfahrens aussehen.<br />

Diese Verrechnungspreise spiegeln das<br />

Streben nach größtmöglicher Autonomie<br />

<strong>de</strong>r Bereiche wi<strong>de</strong>r Damit sind verschie<strong>de</strong>ne<br />

Vor- und Nachteile verbun<strong>de</strong>n, die<br />

u. a. (typischerweise) zu einer höheren<br />

Motivation und einer besseren<br />

Informationsausnutzung <strong>de</strong>r Bereiche<br />

führen, aber i.d.R. auch mit <strong>de</strong>m Nichterfüllen<br />

<strong>de</strong>r Koordinationsfunktion sowie<br />

<strong>de</strong>r Gefahr, Konflikte im Unternehmen<br />

auszulösen, verbun<strong>de</strong>n sind. Verhan<strong>de</strong>lte<br />

Verrechnungspreise haben, ähnlich wie<br />

Verrechnungspreise, die einen Gewinnaufschlag<br />

enthalten, <strong>de</strong>n Nachteil, dass<br />

u. U. sinnvolle Investitionen eines Bereiches<br />

(z. B. in kostensenken<strong>de</strong> Maßnahmen)<br />

nicht erfolgen, da <strong>de</strong>r investieren<strong>de</strong><br />

Bereich zwar die gesamten Kosten<br />

zu tragen hat, aber nur einen Teil <strong>de</strong>s<br />

Erfolgs erhält. Insofern ist ein<br />

verhandlungsorientierter Verrechnungspreis<br />

aus Sicht <strong>de</strong>r Unternehmensleitung<br />

nur dann sinnvoll, wenn die Vorteile die<br />

Nachteile überwiegen.<br />

3.4 Duale Verrechnungspreise<br />

<strong>Als</strong> beson<strong>de</strong>re Variation kostenorientierter<br />

Verrechnungspreise sind die<br />

dualen Verrechnungspreise anzusehen,<br />

bei <strong>de</strong>nen unterschiedliche Preise für <strong>de</strong>n<br />

liefern<strong>de</strong>n und empfangen<strong>de</strong>n Bereich<br />

angesetzt wer<strong>de</strong>n. Dieser Lösungsvorschlag<br />

sieht vor, dass <strong>de</strong>r empfangen<strong>de</strong><br />

Bereich die durchschnittlichen Vollkosten<br />

(pro Stück) <strong>de</strong>s abgeben<strong>de</strong>n Bereichs<br />

bezahlt, während <strong>de</strong>r abgeben<strong>de</strong> Bereich<br />

<strong>de</strong>n durchschnitdichen Deckungsbeitrag<br />

(vor Kosten <strong>de</strong>r innerbetrieblichen Leistung)<br />

<strong>de</strong>s empfangen<strong>de</strong>n Bereichs erhält.<br />

Dies führt dazu, dass <strong>de</strong>r durch das<br />

Produkt, in <strong>de</strong>n die innerbetriebliche Leistung<br />

einfließt, entstehen<strong>de</strong> Gewinn bei<br />

bei<strong>de</strong>n Bereichen ausgewiesen wird und<br />

setzt gleichzeitig voraus, dass die Zentrale<br />

<strong>de</strong>n Ausgleichsveriust trägt. Der Gesamtgewinn<br />

ergibt sich sonst nicht mehr<br />

als Summe <strong>de</strong>r Bereichsgewinne; die Zentrale<br />

macht dabei immer einen Veriust,<br />

und zwar genau in Höhe <strong>de</strong>s Gesamtgewinnes<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens infolge <strong>de</strong>r<br />

Transaktion.<br />

Ein grundsätzliches Problem besteht<br />

darin, dass bei<strong>de</strong> beteiligten Bereiche<br />

<strong>de</strong>nselben Gewinn ermitteln, unabhängig<br />

davon, wie wirtschaftlich sie gearbeitet<br />

haben. Eine Einordnung <strong>de</strong>r Bereiche<br />

z. B. nach ihrer Profitabilität ist nun nicht<br />

mehr möglich. Die Erfolgsermitdungsfunktion<br />

wird somit nicht erfüllt.<br />

Dies ist auch einer <strong>de</strong>r Hauptgrün<strong>de</strong> für<br />

die geringe Akzeptanz dualer Verrechnungspreise<br />

in <strong>de</strong>r Praxis. Außer<strong>de</strong>m unbefriedigend<br />

ist für die Praxis, dass zwei<br />

verschie<strong>de</strong>ne Preise für dieselbe Leistung<br />

existieren und <strong>de</strong>r „richtige" Preis (<strong>de</strong>r<br />

gleichwohl ohnehin nicht existiert) nicht<br />

befriedigend bestimmt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass<br />

die Bereiche auf die ansonsten gute Erfüllung<br />

<strong>de</strong>r Koordinationsfunkrion dadurch<br />

einwirken können, dass sie durch direkte<br />

Absprachen untereinan<strong>de</strong>r zu Lasten <strong>de</strong>r<br />

Zentrale bzw. <strong>de</strong>s tatsächlichen Gesamtgewinns<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens han<strong>de</strong>ln. Da<br />

interner Transfer letzUich immer durch<br />

(mehrfaches) Entstehen von Bereichsgewinnen<br />

belohnt wird, besteht bei diesem<br />

Verrechnungspreistyp nur ein geringer<br />

Anreiz, nach günstigeren externen<br />

Alternativen zu suchen. Damit wer<strong>de</strong>n<br />

häufig externe Angebote zu Lasten interner<br />

Leistungen abgelehnt.<br />

4. ZUSAMMENFASSUNG<br />

Durch die zunehmen<strong>de</strong> Dezentralisierung<br />

bzw. Divisionalisierung von Unternehmen<br />

sind heutzutage va. die Funktionen<br />

<strong>de</strong>r Koordination <strong>de</strong>s Managements und<br />

<strong>de</strong>r Erfolgsermittlung von <strong>de</strong>zentralen<br />

Einheiten <strong>de</strong>s Untenehmens (wie Profit<br />

Center) von Be<strong>de</strong>utung.<br />

Die Wahl <strong>de</strong>s Verrechnungspreistypus<br />

beeinflusst neben <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Bereichsgewinne<br />

auch die Erfüllung von Erfolgsermitdungs-<br />

und Koordinationsfunktion.<br />

Die Entscheidung für einen bestimmten<br />

Typus ist folglich für die Unternehmensleitung<br />

von essentieller Be<strong>de</strong>utung, ebenso<br />

natüriich für die Bereichsmanager und<br />

alle operativen Entschei<strong>de</strong>r.<br />

Da we<strong>de</strong>r ein richtiger noch ein gerechter<br />

Verrechnungspreis und zusätzlich ein<br />

Zielantagonismus zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

wesendichen Funktionen existiert, sind<br />

generelle Empfehlungen für einen bestimmten<br />

Modus zur Bestimmung von<br />

Verrechnungspreisen nicht sinnvoll. Die<br />

skizzierten Überiegungen zur Verbindung<br />

von Funktionen und Typen von Verrechnungspreisen<br />

sind dabei im höchsten<br />

Maße praxisrelevant, da sie an <strong>de</strong>n Grundfesten<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentralen Organisationen<br />

ansetzen und für die Beurteilung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentralen<br />

Entschei<strong>de</strong>r wie auch <strong>de</strong>r Frage<br />

nach Entscheidungen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentralen<br />

Einheiten im Sinne <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

wesendich sind. Für <strong>de</strong>n praktischen Einsatz<br />

von Verrechnungspreisen ist darüber<br />

hinaus nicht nur die Erfüllung <strong>de</strong>r<br />

jeweiligen Funktion von Interesse, son<strong>de</strong>rn<br />

auch Einfachheit und Akzeptanz<br />

spielen bei <strong>de</strong>r Bestimmung von Verrechnungspreisen<br />

für interne Leistungen<br />

eine Rolle.<br />

Weiterführen<strong>de</strong> Literatur (Auswahl)<br />

Eccles, Robert G. (1991): The Performance<br />

Measurement Manifesto, in: Harvard Business<br />

Review, Vol. 69, 1991, S. 131-137,<br />

jan./Feb.<br />

Eccles, Robert G. (1985): The TVansfer Pricing<br />

Problem, Lexington, MA.<br />

Eccles, Robert G. (1983): Control with Fairness<br />

in Transfer Pricing, in: Harvard Business<br />

Review, Vol. 61,1983, S. 149-161, Nov/Dez.<br />

Ewert, Ralf; Wagenhofer Alfred (2000): Interne<br />

Unternehmensrechnung, 4. Aufl., 2000,<br />

Hei<strong>de</strong>lberg et al.<br />

Meer-Koistra, leltje van <strong>de</strong>r (1994): The<br />

Coordination of Internal Transactions: The<br />

Functioning of Transfer Pricing Systems in the<br />

Organizational Context, in: Management Accounting<br />

Research, Vol. 5,1994, pp. 123-152.<br />

Schuster, Peter(1998): Interne Unternehmensrechnung,<br />

in: Berndt, Ralph; Fantapie Altobelli,<br />

Claudia; Schuster, Peter (Hrsg.): Springers<br />

Handbuch <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehre 2,<br />

Berlin et al., S. 99-148.<br />

Schuster, Peter; Mähler, Daniela (2002): Verrechnungspreise<br />

bei Profit Center-Organisation,<br />

in: Pepels, Werner; VoUmuth, Hilmar (Hrsg.)<br />

(2002): Kosten senken und Leistungen steigern,<br />

Renningen-Malmsheim (in Druck). •<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

13 33 34 V T L<br />

603


Controller magazin 6/02 - Ulrich Dorprigter<br />

Zur gegenwärtigen Praxis <strong>de</strong>s<br />

RISIKOlVIANAGEMENT<br />

von Ulrich Dorprigter, Duisburg<br />

Ulrich Dorprigter, Leiter <strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />

Versorgungswirtschaft und Leiter <strong>de</strong>s Finanzund<br />

Rechnungswesens bei <strong>de</strong>r Thyssengas<br />

GmbH, ist Mitglied im Arbeitskreis Unbundling<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Gas- und<br />

Wasserwirtschaft e. V., Bonn<br />

Dies ist ein Ergebnis <strong>de</strong>r empirischen<br />

Untersuchung, die <strong>de</strong>r Internationale Controller<br />

Verein eV ICV in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r Unternehmensberatung Ernst &<br />

Young und <strong>de</strong>r Fachhochschule Pforzheim<br />

zum Risikomanagement durchgeführt<br />

hat. Von <strong>de</strong>n 940 Unternehmen, die per<br />

Email angeschrieben wfur<strong>de</strong>n, nahmen<br />

an <strong>de</strong>r Untersuchung 150 Unternehmen<br />

teil (= 16%). Angeschrieben wur<strong>de</strong>n nur<br />

Unternehmen, die im Internationalen<br />

Controller Verein eV vertreten sind.<br />

Der Fragebogen wur<strong>de</strong> ab Dezember<br />

2000 bis [anuar 2001 im Internet zur<br />

Verfügung gestellt. Die Antworten konnten<br />

direkt per Mausklick abgeschickt<br />

wer<strong>de</strong>n. Zur Qualitätssicherung wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Fragebogen einem Praxistest unterzogen.<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />

West III <strong>de</strong>s ICV eV beantworteten<br />

<strong>de</strong>n Fragebogen in einem „Vorabtest".<br />

Der sich hieraus ergeben<strong>de</strong> Entwicklungsund<br />

Korrekturbedarf wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n endgültigen<br />

Fragebogen eingearbeitet.<br />

An <strong>de</strong>r Untersuchung nahmen Unternehmen<br />

aus unterschiedlichen Branchen, mit<br />

unterschiedlichen Rechtsformen und unterschiedlichen<br />

Größen teil. Bei <strong>de</strong>n Branchen<br />

überwiegen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen<br />

(Anteil von 3 5 bzw.<br />

30 %). Auffallend ist, dass sich Kreditinstitute<br />

an dieser Untersuchung nicht beteiligt<br />

haben. Bei <strong>de</strong>n Rechtsformen liegen<br />

GmbH's mit 34 % Anteil leicht über <strong>de</strong>m<br />

Anteil von Aktiengesellschaften (33%).<br />

Geantwortet haben Personen aus allen<br />

Führungsebenen. Unterstellt man, dass<br />

die Personen, die keine Führungsebene<br />

angegeben haben, auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r<br />

Sachbearbeiter bzw. Referenten anzusie<strong>de</strong>ln<br />

sind, sind alle führungs-ZFunktionsebenen<br />

in einem Unternehmen fast<br />

gleichmäßig vertreten.<br />

Fazit <strong>de</strong>r Untersuchung: Das Management<br />

von Risiken ist in vielen Unternehmen<br />

noch nicht integraler<br />

Bestandteil <strong>de</strong>r Unternehmenspolitik<br />

Vermessen wäre es, hier eine konkrete<br />

Prozentzahl zu nennen. Da aber nur 29<br />

% <strong>de</strong>r Unternehmen angeben, dass bei<br />

ihnen das Risikomanagement in die relevanten<br />

Prozesse integriert ist und nur in<br />

36 % <strong>de</strong>r Unternehmen die Frage, ob ein<br />

Risikobewusstsein vorhan<strong>de</strong>n ist, ein<strong>de</strong>utig<br />

mit ja beantwortet wur<strong>de</strong>, kann gesagt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass eine solche Prozentzahl<br />

weit unter 50 % liegen muss.<br />

Die Antworten zu <strong>de</strong>n Fragen zur Risikokultur<br />

und zum Risikomanagement bestätigen<br />

diese Vermutung. Die Fragen zu<br />

diesem Themenkomplex konnten auf<br />

eine Skala von 1 (trifft voll und ganz zu)<br />

bis 6 (trifft überhaupt nicht zu) beantwortet<br />

wer<strong>de</strong>n. Nur in <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen<br />

die Fragen mit 1 o<strong>de</strong>r 2 beantwortet<br />

wur<strong>de</strong>n, stimmen die antworten<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

Fragen ein<strong>de</strong>utig zu. Zusammengefasst<br />

führen die Antworten zur Risikokultur<br />

und zum Risikomanagement zu folgen<strong>de</strong>m<br />

Ergebnis:<br />

- Ein Risikobewusstsein ist nur in<br />

36 % <strong>de</strong>r Unternehmen vorhan<strong>de</strong>n.<br />

- Nur 53 % <strong>de</strong>r Unternehmen gaben<br />

an, dass die Unternehmensleitung<br />

eine Risikopolitik formuliert und<br />

kommuniziert hat.<br />

- In nur 50 % <strong>de</strong>r Unternehmen wur<strong>de</strong>n<br />

für die einzelnen Risikofel<strong>de</strong>r<br />

Verantwortliche bestimmt.<br />

- Kennzahlen und Schwellenwerte für<br />

das Risikomanagement wur<strong>de</strong>n in<br />

nur45 % <strong>de</strong>r Unternehmen festgelegt.<br />

- Nur 42 % <strong>de</strong>r Unternehmen hatten<br />

ein Risikoberichtssystem.<br />

- Nur 29 % <strong>de</strong>r Unternehmen leiten<br />

operative Ziele aus <strong>de</strong>r Unternehmensstrategie<br />

ab (dieser Prozentsatz<br />

erklärt vielleicht auch das große<br />

Interesse <strong>de</strong>r Unternehmen an <strong>de</strong>r<br />

Einführung einer Balanced Scorecard).<br />

Eine weitergehen<strong>de</strong> Analyse zu <strong>de</strong>n vorgenannten<br />

Fragen zeigt, dass die<br />

Häufigkeitsverteilungen <strong>de</strong>r Antworten<br />

nach rechts verschobene Normalverteilungskurven<br />

ergeben (Abb.1). Eine<br />

Ausnahme bil<strong>de</strong>t hier die Frage zur Ableitung<br />

<strong>de</strong>r operativen Ziele aus <strong>de</strong>r Unternehmensstrategie,<br />

hier zeigt die Kurve<br />

eher eine Gleichverteilung.<br />

Um zu analysieren, ob es wesentliche<br />

Unterschie<strong>de</strong> in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r<br />

Rechtsform gibt, wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n Durchschnittswerten<br />

<strong>de</strong>r Antworten ein Risikomanagement-Profil<br />

erstellt (Abb. 2). Die<br />

Auswertung insgesamt führt zu folgen<strong>de</strong>r<br />

Bewertung:<br />

• Ein überdurchschnittliches Risikoprofil<br />

zeigen in <strong>de</strong>r Branchenanalyse<br />

neben <strong>de</strong>n Aktiengesellschaften auch<br />

Genossenschaften.<br />

604


In <strong>de</strong>r Analyse nach Rechtsformen<br />

zeigen die Körperschaften <strong>de</strong>s<br />

öffentlichen Rechts ein auffallend<br />

unterdurchschnittliches Profil.<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

Die Analyse nach <strong>de</strong>r Unternehmensgröße<br />

- gemessen an <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter - zeigt, dass diese keinen<br />

wesentlichen Einfluss auf das Risikoprofil<br />

hat.<br />

Controller magazin 6/02<br />

Dass das Risikomanagement noch nicht<br />

als integraler Bestandteil <strong>de</strong>r Unternehmenspolitik<br />

gesehen wird, zeigen die<br />

Antworten zur Einführungsstrategie.<br />

Nur 29 % <strong>de</strong>r Unternehmen haben das<br />

- Der Vorstand hat eine<br />

Risikopolitik formuliert und<br />

kommuniziert<br />

- Operative Ziele wer<strong>de</strong>n aus<br />

<strong>de</strong>r Untemehmensstrategie<br />

abgeleitet<br />

- Für die Risikofel<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />

Verantwortliche benannt<br />

15%<br />

10%<br />

Kennzahlen und<br />

Schwellenwerte wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>finiert<br />

•^1^ Ein Berichtskonzept wur<strong>de</strong><br />

eingeführt<br />

-®— Im Unternehmen ist ein<br />

Risikobewusstsein<br />

vorhan<strong>de</strong>n<br />

1 i<br />

trifft voll<br />

und ganz zu<br />

trifft überhaupt<br />

nicht zu<br />

Abb. 1: Integration <strong>de</strong>s Risiliomanagements<br />

Der Vorstand hat eine<br />

Risikopolitik formuliert<br />

und kommuniziert<br />

i<br />

Operative Ziele<br />

wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensstrategie<br />

abgeleitet<br />

/ / /*<br />

1<br />

Für die Risikofel<strong>de</strong>r<br />

wur<strong>de</strong>n<br />

Verantwortliche<br />

benannt<br />

\ \ *<br />

\<br />

Kennzahlen und<br />

Schwellenwerte<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>finiert<br />

Ein Berichtskonzept<br />

wur<strong>de</strong> eingeführt<br />

Im Unternehmen ist<br />

ein Risikobewusstsein<br />

vorhan<strong>de</strong>n<br />

! \ l 1<br />

\ /<br />

\ / ^<br />

•7 •<br />

/ 1 !<br />

1 2 3 4 5 6<br />

trifft voll<br />

und ganz zu<br />

trifft überhaupt<br />

nicht zu<br />

Abb. 2: Risikomanagementprofile nach Rechtsform<br />

-AG<br />

-•— Genossenschaft<br />

GmbH<br />

GmbH & Co. KG<br />

—— Körperschaft ö.R.<br />

-•—OHG<br />

- - gesamt<br />

605


Controller magazin 6/02 - Ulrich Dorprigter<br />

Wir verfoigei<br />

keine<br />

Wir erfüllen nur<br />

die gesetzlichen<br />

Anforperungen 14%<br />

20%<br />

Wir nCktzen das Risikomanagement<br />

zur Optimierung<br />

<strong>de</strong>r Chancen-rRisikopositionen<br />

Wir Ihtegrieren das<br />

Risikomanagement in alle<br />

relevanten Strategie-/<br />

SteuerungsAund<br />

Kontroliprozesse<br />

Wir nehmen die Einführung<br />

<strong>de</strong>s Risikomanagements<br />

proaktiv auf und/Oegreifen<br />

es als Chance<br />

Abb. 3: Strategien zur Einßhrung <strong>de</strong>s Risil


Controller magazin 6/02<br />

Controlling<br />

60%<br />

Arbeitskreise<br />

^^^^^^^^^H 32% 1<br />

Workshops<br />

^^26%<br />

1<br />

einzelne Mitarbeiter<br />

^H|||l2%<br />

Revision<br />

1^' 10% :<br />

's- !<br />

eigene Abteilung<br />

8%<br />

Sonstige<br />

7%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%<br />

Abb. 4: Organisatorische Einordnung <strong>de</strong>s Risikomanagementsystems<br />

%<br />

100<br />

90<br />

9,4<br />

11.1<br />

11,3i<br />

9,2<br />

21,71<br />

15,«<br />

10,31<br />

insgesamt<br />

11,7<br />

Wesentliche<br />

Risiken wer<strong>de</strong>n:<br />

B vermie<strong>de</strong>n<br />

SO<br />

70<br />

60<br />

33,0<br />

33,9i<br />

31,4!<br />

24,2i<br />

14,2<br />

22,2<br />

39,5<br />

37,^<br />

32,3i<br />

• vermin<strong>de</strong>rt<br />

50<br />

40<br />

30<br />

19,6<br />

19,5<br />

22,01<br />

52,5<br />

30,6<br />

28,5<br />

20,i<br />

21,71<br />

• überwälzt<br />

20<br />

10<br />

0<br />

38,0;<br />

35,5;<br />

35,3<br />

25,6}<br />

17,0;<br />

31,3<br />

34,5:<br />

• selbst getragen<br />

ci^<br />

Abb. 5: Maßnahmenstrategien zur Risikobewältigung - Branche<br />

Wie Abb. 5 zeigt, ist <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Risiken,<br />

die selbst getragen wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r Branche<br />

Ver- und Entsorgung beson<strong>de</strong>rs gering<br />

(17 %), ebenfalls gering ist <strong>de</strong>r Anteil<br />

bei öffendichen Organisationen (26 %).<br />

Diese Unternehmensgruppe hat auch <strong>de</strong>n<br />

größten Anteil bei <strong>de</strong>n Risiken, die nach<br />

I<strong>de</strong>ntifizierung vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n (22%).<br />

Wesentliche Abweichungen von <strong>de</strong>n vorgenannten<br />

Durchschnittssätzen konnten fallend gering ist hier noch bei <strong>de</strong>n OHG's<br />

wir bei <strong>de</strong>r Analyse nach <strong>de</strong>r Unterneh- <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ntifizierten Risiken, die<br />

mensgröße nicht feststellen. Die Analyse vermie<strong>de</strong>n bzw. vermin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n könnach<br />

<strong>de</strong>r Rechtsform zeigt, dass im ge- nen (zusammen nur 25 %). •<br />

nossenschaftlichen Bereich nur wenige<br />

Risiken überwälzt bzw. vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

können (Anteil von jeweils 5 %), dafür<br />

Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />

aber 55 % <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ntifizierten Risiken<br />

selbst getragen wer<strong>de</strong>n (müssen). Auf-<br />

09 21 24 G F 8<br />

607


Controller magazin 6/02 - Stephan Brückl<br />

STEUERUNG IN KOMPLEXEN<br />

SYSTEMEN MIT SYSTEM-TOOLS<br />

von Dipl. Oec. Stephan Brückl, Augsburg<br />

Stephan Brückl, Geschäftsführer,<br />

Süd<strong>de</strong>utsches Institut, Augsburg<br />

eMail: sued<strong>de</strong>utsches.institut@t-online.<strong>de</strong><br />

Zunehmen<strong>de</strong> Komplexität ist eines <strong>de</strong>r<br />

zentralen Themen unserer Zeit. Durch<br />

die zunehmen<strong>de</strong> Vernetzung im und<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Unternehmens wird es<br />

zunehmend schwieriger, Ziele zu erreichen.<br />

Plötzlich auftauchen<strong>de</strong> Ereignisse<br />

(neue Konkurrenten, neue Technologien<br />

etc.), Nebenwirkungen und Wirkungsverzögerungen<br />

eigener Handlungen führen<br />

so manches Managementvorhaben<br />

zum Scheitern. Die Praxis kann heute<br />

allerdings auch auf erprobte Verfahren<br />

aus <strong>de</strong>r Systemforschung zurückgreifen.<br />

Die gegebene Komplexität wird damit<br />

zwar nicht abgeschafft, aber besser<br />

bewältigbar. Im folgen<strong>de</strong>n Artikel wird<br />

mit System-Tools von Prof. Vester ein EDV-<br />

Mo<strong>de</strong>ll vorgestellt, welches bzgl. <strong>de</strong>r Benutzerfreundlichkeit<br />

internationaler<br />

Benchmark im Bereich <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llierung<br />

komplexer Systeme ist.<br />

Die neuen Bausteine <strong>de</strong>r System-<br />

Analyse und ihr jeweiliger Nutzen<br />

Die Systemanalyse besteht aus 9 Bausteinen<br />

bzw. Schritten, die jeweils unterschiedliche<br />

Vorteile bringen.<br />

1. Im ersten Schritt wird das Problem<br />

und das zu betrachten<strong>de</strong> System<br />

abgegrenzt - damit wird einem voreiligen<br />

„jump-to-conclusions" entgegengewirkt.<br />

2. Im zweiten Teil wer<strong>de</strong>n die Faktoren,<br />

die dabei von Be<strong>de</strong>utung sind, zusammengestellt<br />

- damit fließen verschie<strong>de</strong>nste<br />

Perspektiven und subjektiv<br />

be<strong>de</strong>utsame Aspekte mit ein.<br />

3. Im dritten Schritt wird überprüft, ob<br />

die Variablen in <strong>de</strong>r Lage sind, ein<br />

System abzubil<strong>de</strong>n - es geht hier<br />

um die Sicherstellung <strong>de</strong>r Systemrepräsentaüvität.<br />

4. Im vierten Schritt wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

Einflussmatrix die Zusammenhänge<br />

zwischen <strong>de</strong>n Variablen betrachtet<br />

- es wird <strong>de</strong>udich, welche Wirkungen<br />

von <strong>de</strong>n einzelnen Variablen ausgehen.<br />

5. Die Rollenverteilung liefert eine Einschätzung<br />

zu Dynamik und Steuerbarkeit<br />

<strong>de</strong>s Gesamtsystems sowie<br />

zum Steuerungswert <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Variablen im Gesamtsystem - gera<strong>de</strong><br />

diese Aspekte sind für das Management<br />

hoch interessant, können<br />

jedoch mit an<strong>de</strong>ren, nicht-kybernetischen<br />

Metho<strong>de</strong>n kaum erfasst<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

6. Mittels <strong>de</strong>s sogenannten Wirkungsgefüges<br />

wird die Stabilität bzw. Instabilität<br />

<strong>de</strong>s Systems sichtbar - auch<br />

dies ist mit an<strong>de</strong>ren Metho<strong>de</strong>n kaum<br />

leistbar. Darüber hinaus können (ver<strong>de</strong>ckte)<br />

Regelkreise ent<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n<br />

und die Ausbreitung von Wirkungen<br />

im System verfolgt wer<strong>de</strong>n.<br />

7. Mit <strong>de</strong>n Teilszenarien wird ein Teilbereich<br />

o<strong>de</strong>r ein spezielles Problem<br />

herausgegriffen und quasi „wie mit<br />

einer Lupe" näher untersucht - die<br />

Analyse kann damit an je<strong>de</strong>r Seile<br />

vertieft wer<strong>de</strong>n, ohne <strong>de</strong>n Gesamtzusammenhang<br />

zu vertieren.<br />

8. In <strong>de</strong>r Simulation schließlich können<br />

unterschiedliche „wenn-dann-Szenarien"<br />

schnell und mühelos durchgespielt<br />

wer<strong>de</strong>n. Das geistige Probe-<br />

Han<strong>de</strong>ln ist eines <strong>de</strong>r wichtigsten Instrumente,<br />

um Probleme zu antizipieren<br />

- hier erhält es ein Transparenz<br />

schaffen<strong>de</strong>s Instrument.<br />

9. Abschließend erfolgt im letzten Schritt<br />

die Einschätzung <strong>de</strong>s Gesamtsystems<br />

hinsichdich seiner Lebensfähigkeit -<br />

mit <strong>de</strong>n acht biokybernetischen Regeln<br />

liegen Organisationsprinzipien<br />

<strong>de</strong>r Natur vor, mit <strong>de</strong>nen die Lebens-<br />

fähigkeit von Unternehmen <strong>de</strong>udich<br />

erhöht wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Diese neun Bausteine wer<strong>de</strong>n im folgen<strong>de</strong>n<br />

vorgestellt und anhand von Beispielen<br />

ver<strong>de</strong>udicht.<br />

1. Was ist das Problem (ganzheitliche<br />

Problemanalyse)?<br />

Beginnen wir mit <strong>de</strong>r Problembeschreibung<br />

bzw. Systemabgrenzung.<br />

Was ist eigendich das Problem? Betrachten<br />

wir z. B. einen Controller, <strong>de</strong>r Vorstand<br />

wer<strong>de</strong>n möchte. Wo liegt das Problem?<br />

Eventuell wird auf Jahre keine Stelle<br />

im Vorstand frei (heute eher ungewöhnlich),<br />

es fehlen möglicherweise Qualifikationen<br />

o<strong>de</strong>r Managementerfahrungen,<br />

die interne o<strong>de</strong>r externe Konkurrenz ist<br />

(zu) groß, es fehlt an Selbstvertrauen o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n nötigen Beziehungen. Das Problem<br />

gibt es kaum - es existiert fast immer ein<br />

ganzes Bün<strong>de</strong>l an Problemursachen. Diese<br />

Ursachen stehen ihrerseits jeweils mit<br />

bestimmten Faktoren in Verbindung, die<br />

in die Betrachtung mit einzubeziehen<br />

sind. Zu nennen wären Auswahlkriterien,<br />

die Bevorzugung interner o<strong>de</strong>r externer<br />

Bewerber, Erfolgserlebnisse, Unternehmensverkauf<br />

etc.<br />

Für fast je<strong>de</strong>s Problem können Maßnahmen<br />

entwickelt wer<strong>de</strong>n: die eigene Kompetenz<br />

kann mittels Weiterbildung in<br />

fachlicher o<strong>de</strong>r sozialer Hinsicht verbessert<br />

wer<strong>de</strong>n, Beziehungen können aufgebaut<br />

wer<strong>de</strong>n usw. Allerdings weisen diese<br />

Maßnahmen ihrerseits jeweils spezielle<br />

Grenzen auf: bei <strong>de</strong>r Weiterbildung ist<br />

es <strong>de</strong>r zeitliche und finanzielle Aufwand,<br />

bei <strong>de</strong>r Bildung von betriebsinternen<br />

Koalitionen die Existenz und <strong>de</strong>r Einfluss<br />

an<strong>de</strong>rer Koalitionen.<br />

608


Controller magazin 6/02<br />

Dies führt uns bereits zur Frage: „Wer ist<br />

dagegen und warum?" Dies können sowohl<br />

die bereits erwähnten Mitbewerber<br />

als auch ganz an<strong>de</strong>re Personen sein: <strong>de</strong>r<br />

Lebenspartner, die Kin<strong>de</strong>r. Hier wird<br />

schnell <strong>de</strong>utlich, dass <strong>de</strong>r Kontext - aus<br />

ganz an<strong>de</strong>ren Bereichen stammen<strong>de</strong> Faktoren<br />

- in <strong>de</strong>n Entscheidungsprozess mit<br />

einzubeziehen sind.<br />

Während diese ersten Fragen sehr stark<br />

auf das Problem und mögliche Maßnahmen<br />

fokussieren, zielen die nächsten drei<br />

Fragen auf das übergeordnete Gesamtsystem,<br />

in welchem das Problem zu beheben<br />

ist: „Was muss erhalten wer<strong>de</strong>n?".<br />

Was darf durch <strong>de</strong>n Aufstieg im System<br />

„Unternehmen" nicht gefähr<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n:<br />

die Leistungskraft <strong>de</strong>r Firma, <strong>de</strong>r Umsatz,<br />

<strong>de</strong>r Gewinn, das Image wären entsprechen<strong>de</strong><br />

Faktoren.<br />

Wovon lebt das System: die Erfüllung<br />

von Kun<strong>de</strong>nwünschen, die Zahlungsströme,<br />

die Motivation <strong>de</strong>r Mitarbeiter.<br />

Was macht seine Eigenart aus? Was ist<br />

das ganz Beson<strong>de</strong>re an diesem Unternehmen?<br />

Wodurch unterschei<strong>de</strong>t es sich<br />

von an<strong>de</strong>ren Unternehmen? Ist es beson<strong>de</strong>rs<br />

technologieorientiert, beson<strong>de</strong>rs<br />

bürokratisch o<strong>de</strong>r gar unbürokratisch bis<br />

hin zum Chaotischen.<br />

Die Diskussion und Beantwortung dieser<br />

Fragen kann leicht bis zu 200 Faktoren<br />

erbringen, die hierbei von <strong>de</strong>r Problemlösegruppe<br />

genannt wer<strong>de</strong>n. Eine solche<br />

Gruppe sollte nicht weniger als sieben<br />

Teilnehmer aufweisen, die aus unterschiedlichen<br />

Unternehmensbereichen<br />

stammen sollten.<br />

2. Der Variablensatz o<strong>de</strong>r die<br />

Clusterung <strong>de</strong>r Einflussfaictoren<br />

Viele <strong>de</strong>r genannten Einflussfaktoren weisen<br />

untereinan<strong>de</strong>r eine hohe Ähnlichkeit<br />

auf, so dass unterschiedliche Begriffe unter<br />

Oberbegriffen zusammengefasst wer<strong>de</strong>n<br />

können. Dadurch reduziert sich <strong>de</strong>r<br />

Variablensatz auf 20 bis 50 Variablen.<br />

Das ist <strong>de</strong>r Erfahrungs wert <strong>de</strong>r Vesterschen<br />

Analysen, entspricht aber auch unseren<br />

eigenen Projekterfahrungen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Definition ist es wichtig, die Variablen<br />

gut, und das heißt <strong>de</strong>tailliert zu beschreiben,<br />

da im Anschluss immer wie<strong>de</strong>r<br />

darauf zurückgegriffen wird. Nur<br />

allzu oft ist festzustellen, dass gleiche<br />

Worte von verschie<strong>de</strong>nen Personen sehr<br />

unterschiedlich verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Pausenloses aneinan<strong>de</strong>r Vorbeire<strong>de</strong>n<br />

ist die Folge, <strong>de</strong>r durch die sorgfältige<br />

Variablen<strong>de</strong>finition entgegengewirkt<br />

wird.<br />

Ein typisches Beispiel für die Definition<br />

von Führungsqualität - aus einem unserer<br />

Fälle - lautet: Fähigkeit,<br />

- strategisch zu <strong>de</strong>nken und zu<br />

han<strong>de</strong>ln,<br />

- Mitarbeiter zu führen,<br />

- Vorbild zu sein.<br />

Sorge dafür zu tragen, dass<br />

- Ziele <strong>de</strong>finiert sind,<br />

- Korrekturmaßnahmen eingeleitet,<br />

- Regelungen vereinbart sind.<br />

D. h., dass hier sechs Einzelfaktoren zusammengefasst<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

3. Die Kriterienmatrix o<strong>de</strong>r „ist <strong>de</strong>r<br />

Variablensatz systemtauglich"<br />

Nach<strong>de</strong>m all die genannten Einflussfaktoren<br />

erfasst und verdichtet wur<strong>de</strong>n, stellt<br />

sich die Frage, ob diese Variablen tatsächlich<br />

in <strong>de</strong>r Lage sind, ein reales System<br />

abzubil<strong>de</strong>n. Hierfür wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r<br />

Kriterienmatrix ein Instrument entwickelt,<br />

welches sukzessive überprüft, ob<br />

- die verschie<strong>de</strong>nen Lebensbereiche<br />

eines Systems (man könnte auch<br />

sagen die verschie<strong>de</strong>nen fachdisziplinären<br />

Sichtweisen wie Ökonomie,<br />

Soziologie, Technik, Psychologie,<br />

Ökologie etc.) berücksichtigt wur<strong>de</strong>n;<br />

- die energetische, stoffliche und informationelle<br />

Dimension vertreten sind;<br />

- ob Struktur und Flussvariablen enthalten<br />

sind.<br />

Wichtig ist festzuhalten, dass durch<br />

diese Kriterienmatrix sichergestellt wird,<br />

dass das reale System - wenn auch nur<br />

unscharf - so doch ganzheitlich, also in<br />

seiner Ganzheit erfasst wird.<br />

Die später folgen<strong>de</strong> Rollenverteilung kann<br />

nur dann korrekte Aussagen liefern, wenn<br />

die Systemrepräsentativität sichergestellt<br />

ist.<br />

4. Die Einflussmatrix o<strong>de</strong>r wie sensitiv<br />

reagieren Faktoren auf Einflüsse<br />

Mit <strong>de</strong>r Einflussmatrix kommen wir zu<br />

<strong>de</strong>m Teil, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m sogenannten<br />

Sensitivitätsmo<strong>de</strong>ll lange Zeit seinen<br />

Namen gegeben hat. Es geht dabei um<br />

die Frage, wie die gesammelten Variablen<br />

zusammenhängen, genauer gesagt,<br />

wie sensibel Variablen auf Verän<strong>de</strong>rungen<br />

an<strong>de</strong>rer Variablen reagieren.<br />

Dem Prinzip <strong>de</strong>r Unscharfe (Fuzzy Logic)<br />

folgend wer<strong>de</strong>n hier - in <strong>de</strong>r ersten Annäherung<br />

an die Zusammenhänge - vier<br />

Fälle unterschie<strong>de</strong>n:<br />

- eine Variable verän<strong>de</strong>rt sich, bei einer<br />

an<strong>de</strong>ren Variable än<strong>de</strong>rt sich<br />

nichts: kein Zusammenhang (0);<br />

- eine Variable verän<strong>de</strong>rt sich, bei einer<br />

an<strong>de</strong>ren Variable kommt es zu<br />

geringen (unterproportionalen) Verän<strong>de</strong>rungen:<br />

schwacher Zusammenhang<br />

(1);<br />

- eine Variable verän<strong>de</strong>rt sich, bei einer<br />

an<strong>de</strong>ren Variable kommt es zu<br />

einer starken (proportionalen) Verän<strong>de</strong>rung:<br />

starker Zusammenhang<br />

(2);<br />

- eine Variable verän<strong>de</strong>rt sich, bei einer<br />

an<strong>de</strong>ren Variable kommt es zu<br />

einer sehr starken (überproporrionalen)<br />

Verän<strong>de</strong>rung; sehr starker Zusammenhang<br />

(3).<br />

Betrachten wir das Eingangsbeispiel „Aufstiegschancen<br />

eines Controllers". Aus <strong>de</strong>n<br />

genannten Faktoren wer<strong>de</strong>n für das Beispiel<br />

fünf Variablen ausgewählt, <strong>de</strong>ren<br />

Zusammenhänge im folgen<strong>de</strong>n untersucht<br />

wer<strong>de</strong>n sollen:<br />

1. fachliche Kompetenz<br />

2. soziale Kompetenz<br />

3. Selbstvertrauen<br />

4. Konkurrenz <strong>de</strong>r Kollegen<br />

5. Aufstiegsgeschwindigkeit.<br />

Beginnend bei <strong>de</strong>r Variable 1 stellt sich<br />

die Frage, wie sich eine Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

fachlichen Kompetenz auf die Variable 2<br />

„soziale Kompetenz" auswirkt. Nach<strong>de</strong>m<br />

hier kein bzw. kaum ein Zusammenhang<br />

festzustellen ist, wür<strong>de</strong> eine 0 vergeben<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Einwirkung auf Variable 3 „Selbstvertrauen"<br />

ist <strong>de</strong>mgegenüber <strong>de</strong>utlicher und<br />

liegt bei 2.<br />

EflfliilFliyigsDmiilpisx<br />

Konsensnat rix<br />

Wirkung uon^aur-*- 1<br />

1 fachi. Konpetenz<br />

X<br />

2 soziale Kompetenz<br />

X<br />

3 Selbstvertrauen<br />

X<br />

Korburrenz and. MA<br />

5 Aufstiegsgeschuindgbei<br />

X<br />

X<br />

609


Controller magazin 6/02 - Stephan Brückl<br />

Die Variable 4 „Konkurrenz <strong>de</strong>r Kollegen"<br />

wird angeregt o<strong>de</strong>r reduziert (die Richtung<br />

<strong>de</strong>r Wirkung spielt an dieser Steile<br />

ja noch keine Rolle), so dass auch hier<br />

eine 2 vergeben wird.<br />

Die Variable 5 „Aufstiegsgeschwindigkeit"<br />

wird jedoch nur schwach beeinflusst,<br />

es gibt entsprechend eine 1.<br />

So wird Zeile für Zeile zumeist in zwei<br />

getrenntem Gruppen diskutiert.<br />

Das Ergebnis <strong>de</strong>r Einschätzungen bei<br />

diesen doch sehr „weichen" Variablen<br />

überrascht. In <strong>de</strong>n über 15 Versuchen<br />

mit unterschiedlichsten Controller-<br />

Gruppen ergab sich jeweils ungefähr das<br />

selbe folgen<strong>de</strong> Muster:<br />

MATRIX C<br />

WIRKUNG UON |_ AU-F-*• 1 2 3 •T s<br />

1 T'.achl. KOMPETENZ<br />

X<br />

o 2 2 1<br />

2 SOZIALE- KOMPETENZ 0<br />

X<br />

2 1 1<br />

3 SELBSTVERTRAUEN • 1<br />

X<br />

2 2<br />

•T KONBURRENZ AND. MN 0 0 1<br />

X<br />

2<br />

5 nufstiegsgeschwindqkei • 0 2<br />

B X<br />

Demnach haben die verschie<strong>de</strong>nen „Stellhebel"<br />

fachliche und soziale Kompetenz<br />

sowie Selbstvertrauen ähnlich starke<br />

Wirkungen.<br />

Betrachtet man die direkten Einflüsse<br />

auf die Aufstiegsgeschwindigkeit „Variable<br />

5", so ist <strong>de</strong>r Faktor Selbstvertrauen<br />

<strong>de</strong>r fachlichen und sozialen Kompetenz<br />

sogar überiegen. Demnach müsste eine<br />

individuelle Aufstiegsstrategie alle drei<br />

Parameter berücksichtigen. Doch was<br />

wird in <strong>de</strong>r Praxis wohl favorisiert, was<br />

wird wohl eher vernachlässigt? Und das,<br />

obwohl <strong>de</strong>m Selbstvertrauen <strong>de</strong>r stärkste<br />

unmittelbare Einfluss zugesprochen<br />

wird. Erste Ansatzpunkte für die (hier)<br />

individuelle Strategieentwicklung wer<strong>de</strong>n<br />

damit <strong>de</strong>udich.<br />

5. Die kybernetische 4-Fel<strong>de</strong>r-Matrix:<br />

die Rollenverteilung<br />

Das Instrument, welches hier weiterhilft,<br />

ist die Rollenverteilung. Die Rollenverteilung<br />

kann als eine Art kybernerische 4-<br />

Fel<strong>de</strong>r-Matrix gesehen wer<strong>de</strong>n, wobei die<br />

Stärke <strong>de</strong>r ausgehen<strong>de</strong>n Wirkungen die<br />

X-, diejenige <strong>de</strong>r eingehen<strong>de</strong>n Wirkungen<br />

die y-Achse bil<strong>de</strong>t.<br />

Die Aktivität o<strong>de</strong>r Wirkmächtigkeit einer<br />

Variable erhält man, wenn man die<br />

Wirkungspunkte je Zeile addiert:<br />

1. fachliche Kompetenz 5<br />

2. soziale Kompetenz 4<br />

3. Selbstvertrauen 5<br />

4. Konkurrenz <strong>de</strong>r Kollegen 3<br />

5. Aufstiegsgeschwindigkeit 5<br />

Die Passivität / Abhängigkeit o<strong>de</strong>r<br />

Beeinflusbarkeit einer Variable erhält<br />

man, wenn man die Wirkungspunkte<br />

je Spalte addiert:<br />

1. fachliche Kompetenz 0<br />

2. soziale Kompetenz 1<br />

3. Selbstvertrauen 7<br />

4. Konkurrenz <strong>de</strong>r Kollegen 8<br />

5. Aufstiegsgeschwindigkeit 6<br />

Es wird <strong>de</strong>utlich, dass gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r<br />

Abhängigkeit erhebliche Unterschie<strong>de</strong><br />

bestehen, was bzgl. <strong>de</strong>r Mitwirkung <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Variablen im dynamischen<br />

Gesamtgeschehen erhebliche Konsequenzen<br />

hat.<br />

Die Rollenverteilung fasst bei<strong>de</strong> Dimensionen<br />

zusammen. Eine Variable, die<br />

kaum Wirkungen hat noch Wirkungen<br />

Matrix A<br />

( UARIABLENLISTE)<br />

AktlvsuTipie<br />

empfängt, fin<strong>de</strong>t sich unten links. Sie<br />

wird als puffernd bezeichnet und spielt<br />

oft nur am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Systemgeschehens<br />

mit. Je mehr Wirkungspunkte eine Variable<br />

hat, <strong>de</strong>sto stärker wan<strong>de</strong>rt sie nach<br />

oben in <strong>de</strong>n Bereich aktiv. Hier, in <strong>de</strong>n<br />

Fel<strong>de</strong>rn oben links, liegen die Steuerungshebel<br />

<strong>de</strong>s Systems: in unserem Fall die<br />

fachliche und soziale Kompetenz.<br />

Je mehr Wirkungspunkte eine Variable<br />

empfängt, <strong>de</strong>sto weiter wan<strong>de</strong>rt sie nach<br />

rechts in <strong>de</strong>n passiven Bereich. Die Aufstiegsgeschwindigkeit<br />

und das<br />

Konkurrenzverhalten liegen in diesen<br />

Sektoren.<br />

Variablen, die sowohl viele Effekte haben<br />

als auch vielen Einflüssen unteriiegen,<br />

fin<strong>de</strong>n sich oben rechts und wer<strong>de</strong>n als<br />

kritisch bezeichnet: das Selbstvertrauen<br />

fin<strong>de</strong>t sich hier in diesem Sektor.<br />

Die Rollenverteilung liefert damit zugleich<br />

Einschätzungen bzgl. <strong>de</strong>r potentiellen<br />

Dynamik und <strong>de</strong>r Steuerbarkeit <strong>de</strong>s<br />

Systems, je stärker sich <strong>de</strong>r gesamte<br />

Variablensatz von links unten nach rechts<br />

oben verschiebt, <strong>de</strong>sto dynamischer<br />

können sich Verän<strong>de</strong>rungen im System<br />

ausbreiten. In unserem Fall liegt <strong>de</strong>r<br />

Schwerpunkt ungefähr in <strong>de</strong>r Mitte (beim<br />

Wert 20 auf <strong>de</strong>r 45 Grad-Achse), das<br />

System könnte somit starke Verän<strong>de</strong>rungen<br />

in relativ kurzer Zeit erfahren (bei<br />

<strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>n Wirkungen wird<br />

zumeist ein Betrachtungszeitraum von<br />

einem Jahr zugrun<strong>de</strong> gelegt, <strong>de</strong>r jedoch<br />

je nach Zielsetzung <strong>de</strong>utlich abweichen<br />

kann).<br />

Sustenno<strong>de</strong>ll: ca2<br />

1,67 1,33<br />

F 0,751<br />

2<br />

Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite interagieren diese<br />

drei Faktoren untereinan<strong>de</strong>r Betrachten<br />

wir das Selbstvertrauen, so zeigt sich,<br />

dass es nicht nur starke Wirkungen hat,<br />

son<strong>de</strong>rn auch von allen an<strong>de</strong>ren Faktoren<br />

beeinflusst wird (Spalte 3). Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Rückwirkungen än<strong>de</strong>rt sich das Gesamtbild,<br />

was Konsequenzen auch für<br />

die Strategiefindung hat. Ohne Hilfsmittel<br />

ist es schwer, <strong>de</strong>n Überblick zu bekommen.<br />

Gesamtzahl<br />

vergebener<br />

Punkte: 1<br />

- 23<br />

K-Wert<br />

Abweichung 3.<br />

von ^:<br />

= +43,8X<br />

Höchster 2-<br />

Sunnenwert:<br />

= 7<br />

C<br />

0<br />

©<br />

[jS.aot?{?i3)lplKi


Controller magazin 6/02<br />

Das System wäre evolutionär steuerbar<br />

durch die bei<strong>de</strong>n aktiven Kompetenz-<br />

Variablen, revolutionäre Verän<strong>de</strong>rungen<br />

wären am ehesten durch Verän<strong>de</strong>rungen<br />

bei <strong>de</strong>r kritischen (gefährlichen) Variable<br />

Selbstvertrauen <strong>de</strong>nkbar Hier ist<br />

aufgrund <strong>de</strong>r vielen, im vorhinein schwer<br />

durchschaubaren Rückwirkungen Vorsicht<br />

geboten, <strong>de</strong>r „Schuss" kann bei <strong>de</strong>rartigen<br />

„revolutionären" Verän<strong>de</strong>rungen<br />

sozusagen leicht nach hinten los gehen.<br />

Durch diesen Analyseschritt wird<br />

<strong>de</strong>utlich,<br />

- wie dynamisch sich Verän<strong>de</strong>rungen<br />

ausbreiten (wie träge o<strong>de</strong>r kritisch<br />

das System ist);<br />

- ob und durch welche Variablen es<br />

steuerbar ist und<br />

- wie die Steuerungs-Charakteristika<br />

<strong>de</strong>r Variablen einzuschätzen sind.<br />

KonsensMat r ix SystenMo<strong>de</strong>l 1 : UB c**<br />

Wirkung von ^ auf— 1 3 •» S 6<br />

10 II 12 13 M IS 1£ fiS P<br />

1 Führungsqualität<br />

X D 1 0 1 0 Q<br />

0 • • 0 2 1 0 to 180<br />

2 ZielkUrheit<br />

X 2 1 • 1 0 1 1 a 0 O 0<br />

2 O 29 290<br />

3 Regelungsklarheit 1 • X 1 0 O 0 • o Q 0 1 o 1 2 • 21 312<br />

t HlHsmittelqualität o • 0 1 1 0 0 2 o • • o 1 1 o 11 H3<br />

X<br />

5 Bürogröpe u.Attraktivi o 0 • • 1<br />

X<br />

• 0 2 • 0 • 0 0 1 • 18 112<br />

6 IJ, W ~ Qualität o • • • • X Q • 1 0 0 • 1 2 2 0 27 351<br />

7 Entlohnungshöhe • 0 • • 0 0 X • 1 0 0 • • • O o 9 81<br />

8 Uision 1 2 1 0 1 1 • X<br />

1 • 0 0 • O O • 13 130<br />

9 Ausstrahlunqgskraft 0 o • 0 0 0 o o X 2 2 1 1 • O • 9 288<br />

10 Anzahl Kun<strong>de</strong>n 0 o o 0 o 0 • 2 X<br />

1 1 o 0 o 2 ' 21 1-17<br />

11 Qualität d. Kun<strong>de</strong>n a • • • 0 0 0 1 2 = 1<br />

X<br />

2 1 1 ü 23 181<br />

12 Kund*nvorgaben 0 0 1 1 0 1 • • • 0 0<br />

X<br />

2 • 2 ü j 20 ISO<br />

13 Kun<strong>de</strong>nbegeisterung • 1 0 O 0 • 1 1 2 2 ^2 1<br />

X • 0 l| 17 357<br />

H Qual. Requisition 0 0 0 Q o • • 0 0 2<br />

X<br />

1 2 [22 672<br />

15 Qual. Abuicl^lung 0 o o • o 0 0 o 1 0 G O 2 0 1 j 22 591<br />

X<br />

lö Anzahl Aufträge 0 o 1 1 o 1 1 o • 0 • 0 0 0 o 81<br />

XM2<br />

d l Q Q C D<br />

12 13 13 7 13 9 10 32 ? 9 9 21 26 27 7 PS<br />

333 290 185 85 229 203 100 130 23 300 288 222 81 85 81 171<br />

QxlOO<br />

^ Konsens j : ^ )<br />

KOPtEREN<br />

Hinzu kommen für je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r 43 farblich<br />

unterschiedlich gekennzeichneten Fel<strong>de</strong>r<br />

spezielle weitere kybernetische Charakteristika,<br />

die bei <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Strategie genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Allerdings sind die Ergebnisse unseres<br />

Beispiels nicht korrekt. Warum nicht?<br />

Nun, weil <strong>de</strong>r Variablensatz zu klein ist<br />

und die Kriterienmatrix <strong>de</strong>utlich machen<br />

wür<strong>de</strong>, dass wichtige Dimensionen fehlen.<br />

Für das Verständnis <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls ist<br />

dieser vereinfachte Fall jedoch nützlich.<br />

Betrachten wir im Folgen<strong>de</strong>n nun ein<br />

echtes Mo<strong>de</strong>ll.<br />

Es stammt aus einer Start-Up-Beratung<br />

bei einer Beratungsfirma, die 1997 gegrün<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>. Die Frage bzw. das zu<br />

lösen<strong>de</strong> Problem lautete „an welchen<br />

Bereichen müssen wir ansetzen, um<br />

eine gute Entwicklung in <strong>de</strong>n nächsten<br />

Jahren zu erreichen".<br />

Der Variablensatz umfasste 35 Variablen:<br />

von <strong>de</strong>r Führungsqualität und Zielklarheit<br />

über die Bürogröße und IT-Qualität zu<br />

Prozessvariablen wie Qualität<br />

Acquisition und Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r<br />

sowie<br />

Aspekten wie Zeitdruck und Ausmaß an<br />

Dienstreisen.<br />

Die Einflussmatrix zeigt in <strong>de</strong>m ausgewählten<br />

Ausschnitt Zusammenhänge<br />

zwischen <strong>de</strong>n ersten 16 Variablen. Insgesamt<br />

stellten die Mitarbeiter bei ca.<br />

KonsensMatr ix Svistenno<strong>de</strong>l 1: UB ca<br />

Aktiusunfia = 1,67 1.33<br />

0<br />

lifösai'itzahl<br />

Punk te:<br />

= 566<br />

Höchster<br />

= 41<br />

K~Wei-t<br />

^bwe ichunö<br />

uon «:<br />

30 _!0_<br />

0,10<br />

t<br />

Q-Uert<br />

Passiv<br />

sunne<br />

o<br />

s<br />

=== I<br />

1000 möglichen Zusammenhängen ca.<br />

300 tatsächliche Zusammenhänge fest.<br />

Darunter 19 sehr starke Zusammenhänge<br />

und über 100 starke Zusammenhänge.<br />

Dennoch war das System vergleichsweise<br />

noch unterdurchschnittlich<br />

vernetzt (44 % unter <strong>de</strong>m Durchschnitt).<br />

Dementsprechend liegt das System relativweit<br />

unten links, die potentielle Dynamik<br />

<strong>de</strong>s Systems scheint <strong>de</strong>udich begrenzt.<br />

Ein rapi<strong>de</strong>s Wachstum ist hier<br />

kaum zu erwarten. Bezüglich <strong>de</strong>r Steuerbarkeit<br />

sind zunächst zwei Feststellungen<br />

zu treffen:<br />

1. die gute Nachricht: das System ist<br />

steuerbar.<br />

2. die schlechte Nachricht: es fin<strong>de</strong>n sich<br />

ca. 10 Lenkrä<strong>de</strong>r (10 aktive Variablen<br />

- oben links).<br />

Was ist in dieser Situation zu tun? Zunächst<br />

sind die aktiven Variablen 1,24,2,<br />

6 etc. auf ihren aktuellen Zustand und ihre<br />

Entwicklungsrichtung hin abzuklopfen.<br />

Die Frage lautet: welche <strong>de</strong>r starken Einflussfaktoren<br />

wirkt heute negativ auf die<br />

Entwicklung ein. Was sind damit die<br />

Engpassfaktoren, also diejenigen Faktoren,<br />

die das Wachstum am stärksten<br />

behin<strong>de</strong>rn?<br />

Im Untersuchungsfall verblieben von <strong>de</strong>n<br />

10 Faktoren 3 Engpassfaktoren. Damit<br />

erfolgte eine starke Komplexitätsreduktion:<br />

aus ursprünglich 33 Faktoren<br />

stellten sich 10 als beson<strong>de</strong>rs einfluss-<br />

611


Controller magazin 6/02<br />

- Stephan Brückl<br />

stark heraus, von <strong>de</strong>nen wie<strong>de</strong>rum 3<br />

<strong>de</strong>n Engpass bil<strong>de</strong>n.<br />

Damit können die Kräfte auf die drei Variablen<br />

fokussiert wer<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>ren Verän<strong>de</strong>rung<br />

die größten Wirkungen zu erwarten<br />

sind.<br />

6. Das Wirkungsgefüge: eine zweite<br />

Perspektive auf das System<br />

Während die Einflussmatrix alle potentiellen<br />

Reaktionen erfasst, wer<strong>de</strong>n im<br />

Wirkungsgefijge nur diejenigen Wirkungen<br />

aufgenommen, die<br />

a) stark o<strong>de</strong>r sehr stark sind (die 2er<br />

und 3er) und<br />

b) aktuell tatsächlich wirken.<br />

Im Wirkungsgefüge wird auch die Richtung<br />

<strong>de</strong>r Wirkung mit erfasst. Eine durchgezogene<br />

Linie be<strong>de</strong>utet, dass ein Anstieg<br />

<strong>de</strong>r Ausgangsvariable einen Anstieg bei<br />

<strong>de</strong>r beeinflussten Variablen zur Folge hat.<br />

Die Vernetzung wird anhand dieses Bil<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>utlich. Aber wie ist es zu lesen? In<br />

einem ersten Schritt erfolgt eine Analyse<br />

<strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Regelkreise. Regelkreise<br />

sind Wirkungen, die zu sich selbst zurückführen.<br />

Hierbei wer<strong>de</strong>n zwei Arten von Rückkopplungen<br />

unterschie<strong>de</strong>n:<br />

1. Wachstumsmotoren bzw. Teufelskreise:<br />

Rückwirkungen, die zu Aufo<strong>de</strong>r<br />

Abwärtsspiralen führen.<br />

2. Selbst stabilisieren<strong>de</strong> Regelkreise:<br />

Rückwirkungen, die eine Stabilisierung<br />

<strong>de</strong>s Systems bewirken.<br />

Wie viele Regelkreise sind nun in <strong>de</strong>m<br />

System enthalten, und welcher Art sind<br />

sie? Die Regelkreisanalyse macht <strong>de</strong>utlich,<br />

dass das System 78 selbstverstärken<strong>de</strong><br />

und keinen einzigen stabilisieren<strong>de</strong>n<br />

Regelkreis enthält. Das System<br />

ist damit sehr instabil und gefähr<strong>de</strong>t.<br />

Die hohe Anzahl <strong>de</strong>r selbstverstärken<strong>de</strong>n<br />

Regelkreise korrigiert <strong>de</strong>n ersten Eindruck<br />

eines eher trägen Unternehmenssystems.<br />

Ähnlich wie in <strong>de</strong>r Medizin liefert auch<br />

bei <strong>de</strong>r Systemanalyse erst die Nutzung<br />

mehrerer Verfahren das ganze Bild.<br />

Dass keine selbstregulieren<strong>de</strong>n Regelkreise<br />

existieren, ist ein <strong>de</strong>utliches Zeichen<br />

für Handlungsbedarf in <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung.<br />

Was passiert, wenn<br />

entgegen <strong>de</strong>n Erwartungen die Umsätze<br />

nicht steigen, son<strong>de</strong>rn nach zwei o<strong>de</strong>r<br />

drei Perio<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r sinken? Wer kümmert<br />

sich darum, wer ist dafür verantwordich,<br />

wann wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rartige Entwicklungen<br />

erkannt? Zwischen welchen Bereichen<br />

müssten Kopplungen eingebaut<br />

wer<strong>de</strong>n? Hier ergeben sich eine<br />

ganze Reihe von wichtigen Erkenntnissen<br />

und Ansatzpunkten zur Systemoptimierung.<br />

Betrachtet man die Wachstumsmotoren<br />

im Einzelnen, so wird <strong>de</strong>utlich,<br />

wo Eigendynamiken zu erwarten<br />

sind. Außer<strong>de</strong>m kann erkannt wer<strong>de</strong>n,<br />

wo diese Dynamiken anzustoßen wären:<br />

„eine erfolgreiche Projektrealisierung<br />

(17) steigert die Kun<strong>de</strong>nbegeisterung<br />

(13), was weitere erfolgreiche<br />

Projektrealisierungen erwarten lässt<br />

(17)".<br />

Suatonnodall: UO ca<br />

o<br />

2<br />

^^Ql'c ICH!<br />

»ttOEL->E<br />

Mit begeisterten Kun<strong>de</strong>n wird es einfacher,<br />

weitere Projekte erfolgreich umzusetzen.<br />

Ansatzpunkt: erste Projekte<br />

erfolgreich abschließen.<br />

Hier wird eine <strong>de</strong>r wichtigsten Eigendynamiken<br />

für eine erfolgreiche Entwicklung<br />

angesprochen, auf <strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung<br />

auch Peter Drucker hinweist. Nicht zu<br />

selten wird die Konzentration auf die Projektrealisierung<br />

aufgrund einer Verzettelung<br />

beeinträchtigt.<br />

Wie gesagt ist dies ein Aspekt, <strong>de</strong>n man<br />

auch in Lehrbüchern nachlesen könnte.<br />

Der Unterschied ist, dass diese Erkenntnis<br />

hier von <strong>de</strong>n Mitarbeitern für ihr<br />

eigenes Unternehmen entwickelt wur<strong>de</strong>.<br />

Damit steigt die Chance einer Berücksichtigung,<br />

und d. h. Umsetzung <strong>de</strong>utlichst.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n a) reihenweise<br />

Zusammenhänge erarbeitet in b) einer<br />

Zeitspanne, die <strong>de</strong>utlich geringer ist als<br />

das Lesen <strong>de</strong>r einschlägigen Literatur.<br />

tealisq mm. Hüitt,i]t<br />

P'113111? n<br />

—(«mliliit Ii, HuddLii<br />

i l<br />

[fiual. flcquisitlnn]<br />

j<br />

Neben <strong>de</strong>r Einsicht in die Regelkreise wird<br />

die Be<strong>de</strong>utung und Abhängigkeit einzelner<br />

Bereiche transparent. So zeigt das<br />

Mo<strong>de</strong>ll jeweils die entsprechen<strong>de</strong>n Verbindungen<br />

auf.<br />

Bei <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Acquisition zeigt sich,<br />

dass diese nicht nur die Anzahl <strong>de</strong>r Projekte<br />

(17), son<strong>de</strong>rn auch die Klärung <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nvorgaben (12) und die Qualität<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n (11) beeinflusst, was jeweils<br />

weitere Folgewirkungen hat. So ist die<br />

Qualität <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n z. B. wichtig für die<br />

Ausstrahlung.<br />

Die die Qualität <strong>de</strong>r Acquisition beeinflussen<strong>de</strong>n<br />

Faktoren sind ebenfalls gut<br />

zu erkennen: Demnach hängt die Qualität<br />

<strong>de</strong>r Acquisition von<br />

- <strong>de</strong>r Zielklarheit,<br />

- <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Aufträge (Routine /<br />

Erfahrung),<br />

- <strong>de</strong>r Mitarbeiterqualität und<br />

- MJtarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheit ab.<br />

612


Controller magazin 6/02<br />

Liegt <strong>de</strong>r diesbezügliche Engpass bei <strong>de</strong>r<br />

Zielklarheit, so kann zurückverfolgt wer<strong>de</strong>n,<br />

durch welchen Faktor die Zielklarheit<br />

selbst beeinträchtigt wird.<br />

So wer<strong>de</strong>n Ursachen Schritt für Schritt<br />

zurückverfolgt o<strong>de</strong>r aber die Ausbreitung<br />

von Verbesserungswirkungen beobachtet.<br />

Hieraus resulitert ein tieferes Problem-<br />

und Systemverständnis, eine Konzentration<br />

auf tatsächliche Ursachen<br />

(statt auf Symptome) sowie eine Einschätzung<br />

<strong>de</strong>r Wirkung von Maßnahmen.<br />

7. und 8. Teilszenarien und Simulation:<br />

zur Entwicidung eines Management-Simulators<br />

Mit <strong>de</strong>n nunmehr folgen<strong>de</strong>n Analyse-<br />

Schritten wer<strong>de</strong>n Sub-Systeme o<strong>de</strong>r -<br />

einfacher formuliert - ausgewählte Problembereiche<br />

o<strong>de</strong>r Themen von beson<strong>de</strong>rem<br />

Interesse <strong>de</strong>taillierter erforscht.<br />

Hierzu wer<strong>de</strong>n zunächst die am engsten<br />

und unmittelbarsten mit <strong>de</strong>r Fragestellung<br />

zusammenhängen<strong>de</strong>n Faktoren,<br />

nicht mehr als 10 -12, i<strong>de</strong>ntifiziert, und in<br />

ein Wirkungsgefüge gebracht.<br />

Analog zum „großen" Gesamt-Wirkungsgefüge<br />

wer<strong>de</strong>n die gleich- und entgegengerichteten<br />

Wirkungen eingegeben. Wie<strong>de</strong>rum<br />

können die positiven und negativen<br />

Regelkreise und damit die Stabilität<br />

o<strong>de</strong>r Instabilität <strong>de</strong>s Subsystems erkannt<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Schritt zur Simulation wird<br />

vollzogen, in<strong>de</strong>m zunächst die Variablen<br />

grob skaliert wer<strong>de</strong>n. Z. B. reichen die<br />

möglichen Werte bei <strong>de</strong>r Acquisition von<br />

0 (Min): unvertretbar schlechte Qualität<br />

über<br />

10: holprig, z.T fehlen Argumente zu<br />

20: gutes Niveau und schließlich<br />

30 (Max): excellent und überzeugend.<br />

Anschließend wer<strong>de</strong>n die Wirkungsverläufe<br />

wesentlich <strong>de</strong>taillierter, als es<br />

bislang geschah, beschrieben:<br />

Im Unterschied zu <strong>de</strong>n vorigen Schritten<br />

lautet die Frage nun auch nicht mehr, wie<br />

sich eine Verän<strong>de</strong>rung einer Variablen<br />

auswirkt, son<strong>de</strong>rn wie sich <strong>de</strong>r Zustand<br />

auswirkt. Dabei sind Schwellwerte und<br />

Kipp-Phänomene abbildbar<br />

Die Anzahl <strong>de</strong>r Aufträge ist auf <strong>de</strong>r vertikalen<br />

Achse, die Wirkungsstärke auf <strong>de</strong>r<br />

horizontalen x-Achse abgebil<strong>de</strong>t. In einer<br />

Situation ohne Aufträge (y = 0) sind negative<br />

Wirkungen auf die Qualität <strong>de</strong>r Abwicklung<br />

festzustellen. Warum? Ohne<br />

Aufträge fallen die Mitarbeiter im Vergleich<br />

zur Konkurrenz im Praxiseinsatz<br />

zurück. Dieser Effekt schwächt sich mit<br />

zunehmen<strong>de</strong>r Auftragslage ab. Ab einem<br />

Wert von 8 (unterdurchschnittliche Auslastung)<br />

beginnt die Lernkurve positive<br />

Wirkung zu zeigen. Die Lerneffekte nehmen<br />

bis zu einer Auslastung von 21 zu<br />

und ab 2 6 wie<strong>de</strong>r ab. Kurz vor <strong>de</strong>r Kapazitätsgrenze<br />

treten sogar wie<strong>de</strong>r negative<br />

Effekte auf: die Qualität <strong>de</strong>r Abwicklung<br />

beginnt aufgrund einer Überbeanspruchung<br />

zu lei<strong>de</strong>n.<br />

Nach<strong>de</strong>m die Zustän<strong>de</strong> bewertet wur<strong>de</strong>n,<br />

zeigen die Balken <strong>de</strong>n aktuellen<br />

Variablenzustand an, so dass sich in <strong>de</strong>r<br />

Analyse das Bild ergibt: das Betriebsvermögen<br />

ist noch zu 60 % vorhan<strong>de</strong>n, die<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Aufträge ist niedrig, noch niedriger<br />

ist die Anzahl <strong>de</strong>r realisierten Projekte<br />

(Umsatz). Die Qualität <strong>de</strong>r<br />

Acquisition ist noch unterdurchschnittlich,<br />

die Anzahl <strong>de</strong>r sonstigen Aufgaben<br />

hoch. Die Anzahl <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n ist noch<br />

niedrig, die Qualität <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n durchschnittlich.<br />

Kun<strong>de</strong>nbegeisterung ist noch<br />

niedrig, ebenso die Ausstrahlungskraft.<br />

Damit ergibt sich ein <strong>de</strong>utlicher Gesamteindruck<br />

- erheblich <strong>de</strong>utlicher als <strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>n z. B. eine Eröffnungsbilanz erbracht<br />

hätte.<br />

Im nächsten Schritt wird nunmehr simuliert,<br />

wie sich die Situation ohne Intervention<br />

bzw. bei einer Umsteuerung weiterentwickeln<br />

wür<strong>de</strong>. Nach<strong>de</strong>m man bis<br />

dahin gemeinsam die Probleme gesammelt,<br />

die Einflussfaktoren erhoben, die<br />

Wirkungen nach bestem Wissen bewertet<br />

und <strong>de</strong>n Zustand eingeschätzt hat,<br />

lautet nun die spannen<strong>de</strong> Frage „wie wird<br />

sich das System bei dieser Ausgangskonstellation<br />

her entwickeln?"<br />

In <strong>de</strong>r Graphik (Seite 614) oben gibt die<br />

unterste Kurve <strong>de</strong>n Umsatzveriauf an.<br />

Der Umsatz nimmt in <strong>de</strong>r 1. Perio<strong>de</strong> zu,<br />

um dann zu stagnieren und schließlich<br />

erst langsam und dann schneller einzubrechen.<br />

Derartige Entwicklungen, die<br />

wohl in <strong>de</strong>n seltensten Fällen in Übereinstimmung<br />

mit <strong>de</strong>n Erwartungen stehen,<br />

führen schnell zur Frage „wo kommt das<br />

her?" Die Simulation wird <strong>de</strong>swegen erneut,<br />

diesmal in Zeitlupe, betrachtet, je<strong>de</strong><br />

Wirkung wird nochmals einzeln überprüft.<br />

Dadurch wird für je<strong>de</strong>rmann erkennbar<br />

<strong>de</strong>utlich, wo die Ursachen bzw.<br />

problematischen Konstellationen dieser<br />

Entwicklung liegen.<br />

Nun ist zu überlegen, wie dieser Entwicklung<br />

entgegengesteuert wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Hierzu können probeweise Verän<strong>de</strong>rungen<br />

an <strong>de</strong>n einzelnen Variablen vorgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n. So ergibt z. B. eine <strong>de</strong>utliche<br />

Reduktion <strong>de</strong>r „sonstigen Aufgaben"<br />

das Bild <strong>de</strong>r mittleren Graphik. Es zeigt,<br />

dass <strong>de</strong>r Umsatz über drei Perio<strong>de</strong>n ansteigt,<br />

um anschließend wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>utlich<br />

einzubrechen. Die „sonstigen Aufgaben",<br />

auch das zeigt das Bild, erreichen<br />

zügig wie<strong>de</strong>r das alte Niveau und steigen<br />

bis zum oberen Grenzwert an. Hier wirkt<br />

eine starke, für die Entwicklung unvorteilhafte<br />

Eigendynamik. Die Maßnahme<br />

scheint also nicht auszureichen, weitere<br />

Verbesserungen wer<strong>de</strong>n notwendig. Mittels<br />

<strong>de</strong>s „Management Simulators" können<br />

diese Maßnahmen sukzessive getestet,<br />

kombiniert und umgruppiert wer<strong>de</strong>n,<br />

bis eine positive Entwicklung machbar<br />

erscheint.<br />

Dabei - und das ist das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> -<br />

geht es nicht darum, die Zukunft zu prognostizieren.<br />

Alle Prognosen sind bedingte<br />

Prognosen (Wenn-dann). Da in <strong>de</strong>r<br />

Praxis immer Störeinflüsse auftreten,<br />

weichen die realen Veriaufe oftmals von<br />

prognostizierten Verläufen ab. Aber gera<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>swegen ist es wichtig, verschie<strong>de</strong>ne<br />

Szenarien durchzuspielen. Hieraus<br />

entsteht ein Gespür und eine Einsicht für<br />

problematische und erfolgversprechen<strong>de</strong><br />

Konstellationen sowie für beson<strong>de</strong>rs<br />

wirksame Maßnahmenbün<strong>de</strong>l.<br />

9. Die biol(ybernetische Bewertung:<br />

wie lebensfähig ist das System?<br />

Nach<strong>de</strong>m diese acht Analysestufen<br />

durchlaufen wur<strong>de</strong>n, das System aus<br />

verschie<strong>de</strong>nen Perspektiven und in unterschiedlicher<br />

Detailliertheit betrachtet<br />

wur<strong>de</strong>, wird abschließend die Lebensfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Systems eingeschätzt. Dabei<br />

wird überprüft, inwieweit die lebenserhalten<strong>de</strong>n<br />

und -notwendigen acht<br />

biokybernetischen Prinzipien in <strong>de</strong>m<br />

untersuchten Unternehmen erfüllt sind.<br />

1. Es beginnt mit <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r Selbstregulation:<br />

hat das System genügend<br />

Selbstregulationsmechanismen?<br />

2. Ist das System wachstumsunabhängig?<br />

Kann es auch ohne Wachstum<br />

überleben (gera<strong>de</strong> in<br />

Stagnationszeiten eine elementar<br />

wichtige Fähigkeit)?<br />

3. Ist es funktionsorientiert? Konzentriert<br />

es sich auf die zu befriedigen<strong>de</strong>n<br />

Bedürfnisse o<strong>de</strong>r aber auf die<br />

613


Controller magazin 6/02 - Stephan Brückl<br />

eigene Technologie (was nicht zu selten ist -<br />

gera<strong>de</strong> bei Grün<strong>de</strong>rn und technologieorientierten<br />

Start-Ups, aber nicht nur dort).<br />

4. Wer<strong>de</strong>n externe Kräfte für die eigenen<br />

Zwecke <strong>de</strong>s Systems genutzt?<br />

5. Wer<strong>de</strong>n Resultate o<strong>de</strong>r Prozesse mehrfach<br />

genutzt?<br />

6. Wer<strong>de</strong>n die dann genutzten Resultate<br />

recycelt, d. h. in das System o<strong>de</strong>r in an<strong>de</strong>re<br />

Systeme zurückgeführt?<br />

7. Wer<strong>de</strong>n Symbiosen eingegangen -<br />

z. B. in Form von Kooperationen?<br />

8. Ist das System biologisch <strong>de</strong>signed, ist es<br />

gesundheitsför<strong>de</strong>rnd und die Sinne ansprechend?<br />

TS l: HertschBpfuf ii. Durchlauf


LITERATURFORUM<br />

Controller magazin 6/02<br />

Auf ein Wort<br />

Sehr geehrte Damen und Herren!<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Ich begrüße Sie herzlich zur letzten Ausgabe in diesem |ahr<br />

Ich habe wie<strong>de</strong>r versucht, Ihnen eine Mischung aus <strong>de</strong>rzeit aktuell diskutierten<br />

und praxisrelevanten Themen sowie visionären Ausblicken zusammenzustellen.<br />

Wir müssen einerseits die Gegenwart bewältigen und uns an<strong>de</strong>rerseits<br />

auf die Zukunft vorbereiten - hierzu will das Literaturforum etwas<br />

beitragen. Vorbereiten müssen wir uns neben Basel II und an<strong>de</strong>re Themen<br />

insbeson<strong>de</strong>re auf lAS/IFRS - <strong>de</strong>m neuen europäischen Standard <strong>de</strong>r Rechnungslegung.<br />

Auf einer Tagung <strong>de</strong>r bekannten Schmalenbach-Gesellschaft,<br />

einer ganz be<strong>de</strong>utsamen betriebswirtschaftlichen Instanz, war u. a. von<br />

dramatischen Verän<strong>de</strong>rungen im Rechnungswesen die Re<strong>de</strong>. Daher widme<br />

ich dieser Thematik im Interesse vieler Kolleginnen und Kollegen breiten<br />

Raum, zumal ich aus <strong>de</strong>r eigenen Einarbeitung in diese Thematik um die<br />

Schwierigkeiten <strong>de</strong>r Einführung und Umstellung weiß.<br />

So habe ich für diese Ausgabe für Sie vorbereitet die Rubriken:<br />

* In <strong>de</strong>r Diskussion: Einfach managen<br />

* Aktuelles aus <strong>de</strong>r Controlling-Diskussion<br />

* Neue Fachlexika<br />

^ Basel II • Perspektivenwechsel<br />

^ Corporate Governance<br />

^ Internationales Management und Beteiligungsmanagement<br />

* lAS / IFRS - <strong>de</strong>r neue europäische Standard <strong>de</strong>r Rechnungslegung<br />

••• Organisation und DV-Revision<br />

^ Controller/innen persönlich<br />

* Neuauflagen<br />

In <strong>de</strong>r Diskussion: Einfacli managen<br />

Bran<strong>de</strong>s, Dieter: Einfach managen<br />

Frankfurt/Wien: Wirtschaftsverlag Carl Überreuter 2002 -176 Seiten -€ 12,90 (D)<br />

Autor und Konzeption<br />

Dieter Bran<strong>de</strong>s war Geschäftsführer und Mitglied <strong>de</strong>s Verwaltungsrates von ALDI Nord. Heute ist er selbständiger Berater für Strategie. In diesem<br />

Buch geht es um - so <strong>de</strong>r Untertitel - „Klarheit und Verzicht • <strong>de</strong>r Weg zum Wesentlichen".<br />

Inhaltsüberblick<br />

Einfachheit IST <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Weg - Einfachheit und Komplexität - Warum machen wir es nicht einfach? - Was brauchen wir für die Einfachheit?<br />

- Konkrete Anleitungen für die Praxis - Anhang (Checklisten, Literatur- und Quellennachweis).<br />

Anmerkungen<br />

Das Buch erweist sich als mehrfache Herausfor<strong>de</strong>rung. Einfachheit, so <strong>de</strong>r Autor braucht Klarheit, Dezentralisation und gesun<strong>de</strong>n Menschenverstand.<br />

So setzt sich Bran<strong>de</strong>s damit auseinan<strong>de</strong>r, was <strong>de</strong>r Einfachheit entgegen steht. Beispielsweise verweist er auf die Unternehmenskultur<br />

und zitiert u. a. Herb Kelleher Chef und Grün<strong>de</strong>r von Southwest-Airlines mit „Es ist interessant, die Leute von an<strong>de</strong>ren Firmen besuchen uns und<br />

sagen, sie wollten eine ähnliche Unternehmenskultur wie bei uns aufbauen. Wir erzählen ihnen, dass wir einfach nur die Leute richtig behan<strong>de</strong>ln.<br />

Aber das klingt zu einfach. Sie suchen nach etwas Komplexem. Sie glauben es nicht". An an<strong>de</strong>rer Stelle behan<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>r Verfasser die<br />

„Komplexitätstreiber" und sieht mit einer eindrucksvollen Argumentation die Angst als Komplexitätstreiber Nr 1. Dabei geht Bran<strong>de</strong>s näher auf<br />

die Veröffentlichungen von Felix von Cube ein, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Congress <strong>de</strong>r Controller 2002 einen sehr gut aufgenommenen Vortrag hielt. Offen<br />

bleibt, wie weit <strong>de</strong>r Leser ihn in <strong>de</strong>r Sachauseinan<strong>de</strong>rsetzung folgt. Der ernsthafte Leser wird angeregt, vielleicht auch provoziert, sich zu fragen,<br />

ob seine Prozesse und Metho<strong>de</strong>n usw. <strong>de</strong>r kritischen Belastung standhalten o<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungen erfor<strong>de</strong>rn. Beispielsweise heißt es, Planungs- und<br />

Budgetierungsprozesse seien <strong>de</strong>r Ausdruck von Unsicherheit und mangeln<strong>de</strong>m Vertrauen <strong>de</strong>r Unternehmensleitungen in ihre Mitarbeiter Im<br />

Streben nach Einfachheit im Sinne von Bran<strong>de</strong>s braucht man auch keinen Controller <strong>de</strong>nn - so <strong>de</strong>r Autor - das fähige Management brauche<br />

keine Controller als Managementservice. Die Schwäche <strong>de</strong>s Buches liegt in <strong>de</strong>r undifferenzierten und generellen Übertragung von ALDI-<br />

Verhältnissen. Es ist fraglich, wieweit komplexe Unternehmen auf ein „ALDI-Maß" zurecht geschnitten wer<strong>de</strong>n können. Gleichwohl ist das Buch<br />

recht lesens- und diskussionswert, weil es zum einen die Hemmnisse auf <strong>de</strong>m Weg zur Einfachheit bewusst macht und an<strong>de</strong>rerseits so manches<br />

mo<strong>de</strong>rne Managementkonzept kritisch hinterfragt und vielerlei als Scheinlösung entlarvt. Das Buch hinterlässt nach<strong>de</strong>nkliche, fragen<strong>de</strong> und<br />

auch wi<strong>de</strong>rsprechen<strong>de</strong> Leser<br />

615


Controller magazin 6/02 - Alfred Biels Literaturforum<br />

Aktuelles aus <strong>de</strong>r Controlling-Diskussion<br />

Bauer, Michael: Controllership in Deutschland<br />

Deutscher Universitäts-Verlag 2002 - 330 Seiten<br />

Autor und Konzeption<br />

Dr Michael Bauer war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Iphrstuhl von Prof. Dr Jijrgen Weber an <strong>de</strong>r Wissenschaftlichen Hochschule für<br />

Untemehmensführung (WHU). Das Buch erscheint als Band 4 <strong>de</strong>r Schriften <strong>de</strong>s Center for Controlling & Management. Die dieser Veröffentlichung<br />

zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> Dissertation befasst sich mit <strong>de</strong>r erfolgreichen Zusammenarbeit von Controllern und Managern.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Einleitung - Controlleraufgaben bei <strong>de</strong>r Sicherstellung <strong>de</strong>r Rationalität <strong>de</strong>r Untemehmensführung - Stand <strong>de</strong>r empirischen Forschung zum<br />

Zusammenwirken von Controllern und Managern - Konzeption <strong>de</strong>r Zusammenarbeit von Controllern und Managern - Schlussbetrachtung -<br />

Anhang.<br />

Kommentierung<br />

Die Arbeit von Bauer, so das Geleitwort von Weber, hat sich zum Ziele gesetzt, „neue Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Kontext,<br />

<strong>de</strong>n Ausprägungen und <strong>de</strong>n Wirkungen <strong>de</strong>s Zusammenwirkens von Managern und Controllern bei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s Controlling zu eriangen.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re die Wirkungen <strong>de</strong>r Controllerarbeit sollen beschrieben und - soweit möglich - in <strong>de</strong>r Wirkung auf <strong>de</strong>n Untemehmenserfolg<br />

bewertet wer<strong>de</strong>n". Dem Autor gelingt mit seiner Arbeit, bei Controllern und Managern in <strong>de</strong>n Unternehmen eine Reflexion und Diskussion über<br />

die vielfältigen Aspekte ihrer Zusammenarbeit anzustoßen, ein theoretisch fundiertes Konzept aufzuzeigen und letztlich praktische Handlungsempfehlungen<br />

zu vermitteln. Die Arbeit beruht auf einer umfassen<strong>de</strong>n empirischen Erhebung. Erstmals wird eine Messung <strong>de</strong>r Dienstleistungsqualität<br />

<strong>de</strong>r Controllerieistungen durchgeführt. Diese wird in Bezug zum Untemehmenserfolg gesetzt, und es erfolgt eine Überprüfung <strong>de</strong>r<br />

Relevanz <strong>de</strong>s Controllingkonzepts. Eine <strong>de</strong>r Kernthesen <strong>de</strong>r Arbeit ist, dass die Controllerieistungen indirekt über die Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Managerleistungen auf <strong>de</strong>n Untemehmenserfolg wirken. Wenn Controller ihre Beratungs- und Unterstützungsleistungen gut erfüllen, so Bauer,<br />

dann profitiert das gesamte Unternehmen davon. Der Praktiker wird so manche theoretische Ableitung überblättern, aber sicher auch an<br />

zahlreichen Passagen innehalten, die vertiefen<strong>de</strong> Einsichten vermitteln, so z. B. bei <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r Rationalitäts<strong>de</strong>fizite in <strong>de</strong>r Führung, o<strong>de</strong>r<br />

Anregungen zum praktischen Han<strong>de</strong>ln geben. Im abschließen<strong>de</strong>n Kapitel „Implikationen für die Praxis" befasst sich Bauer mit <strong>de</strong>r bewussten<br />

Gestaltung <strong>de</strong>s Führungskontextes sowie <strong>de</strong>r erfolgreichen Rationalitätssicherung von Controllern und Managern und stellt schließlich die Frage<br />

<strong>de</strong>r Gratwan<strong>de</strong>rung zwischen Dienstleister- und Counterpart-Rolle. Das Buch erweist sich als wertvoller Impulsgeber für die Unternehmenspraxis<br />

sowie nützliche und hilfreiche Gestaltungshilfe für die Zusammenarbeit zwischen Controller und Manager<br />

Krey, Antje: Controlling filialisierter Han<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

Hamburg: Verlag Dr. Kovac 2002 - 245 Seiten<br />

Autorin und Konzeption<br />

Dieser Titel erscheint als Band 6 <strong>de</strong>r Rostocker Beiträge zu Controlling und Rechnungswesen, herausgegeben von Prof. Dr lürgen Graßhoff. Der<br />

Veröffentlichung liegt eine Dissertation an <strong>de</strong>r Universität Rostock zugrun<strong>de</strong>. Ziel dieser Veröffentlichung, geför<strong>de</strong>rt von <strong>de</strong>r Quistorp-Stiftung,<br />

ist die Konzeption für ein empfängerorientiertes Controlling unter Berücksichtigung einer themenorientierten Warenpräsentation.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Einleitung - Das Wesen filialisierter Han<strong>de</strong>lsunternehmen -Controlling in filialisierten Han<strong>de</strong>lsunternehmen - AusgewählteControUinginstnjmente<br />

filialisierter Han<strong>de</strong>lsunternehmen - Ausprägung <strong>de</strong>r Controllinginstrumente für die zentrale Unternehmensleitung - Zusammenfassung und<br />

Ausblick.<br />

Anmerkungen<br />

ICV-Mitglied Prof. Dr Jürgen Graßhoff schreibt im Vorwort, die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit zeichne sich aus durch eine kritische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit<br />

bisher nur wenig vorhan<strong>de</strong>nen Ansätzen in Theorie und Praxis und unterbreite eine Fülle eigener Vorschläge zu <strong>de</strong>ren Weiterentwicklung, führe<br />

hin zu einem theoretisch fundierten und praktisch handhabbaren Gesamtkonzept. Das Buch erweist sich für konzeptionell arbeiten<strong>de</strong> Leser im<br />

Bereich Han<strong>de</strong>lscontrolling als anregend, unterstützend und wegweisend. Es ist auch für Praktiker weitgehend gut zu lesen, wozu auch fast 100<br />

Abbildungen beitragen. Die Autorin unterbreitet Vorschläge für die empfängerorientierte Ausgestaltung folgen<strong>de</strong>r Controllinginstrumente:<br />

Balanced Scorecard, Deckungsbeitragsrechnung, Kennzahlen und Kennzahlensysteme sowie Verbun<strong>de</strong>rfolgsrechnung. Die Ausführungen zur<br />

Verbun<strong>de</strong>rfolgsrechnung dürften von beson<strong>de</strong>rem Interesse sein, da sie in dieser Form an an<strong>de</strong>rer Stelle kaum zu fin<strong>de</strong>n sein dürften. Die<br />

Verbun<strong>de</strong>rfolgsrechnung unterstützt <strong>de</strong>n Zentraleinkauf bei <strong>de</strong>r Fundierung sortimentspolitischer Entscheidungen, in<strong>de</strong>m sie die Ausstrahlungseffekte<br />

<strong>de</strong>r Sortimentsbestandteile ergebniswirksam sichtbar macht. Die Eignung <strong>de</strong>r Verbun<strong>de</strong>rfolgsrechnung auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s Conjoint Profit<br />

Mo<strong>de</strong>lls wird durch eine empirische Untersuchung untermauert. Insgesamt ein bemerkenswerter Beitrag, das Controlling filialisierter Han<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

zu qualifizieren.<br />

Scheibeier, Alexan<strong>de</strong>r: Balanced Scorecard für KMU<br />

Berlin: Springer Verlag 2002 - 215 Seiten mit CD-ROM - E 64,95 - 2., neu bearbeitete und enweiterte Auflage<br />

Diese Neuauflage zeigt die Umsetzung <strong>de</strong>r Balanced Scorecard in Verbindung mit <strong>de</strong>n messbaren Qualitätszielen aus <strong>de</strong>r DIN EN ISO 9001 ; 2000.<br />

Dazu ist das Buch in zwei Hauptbereiche aufgeteilt. Der erste Teil befasst sich mit <strong>de</strong>r Umsetzung und Einführung <strong>de</strong>r Balanced Scorecard. Der<br />

zweite Teil hat die Umsetzung <strong>de</strong>r neuen prozessorientierten DIN EN ISO 9001 : 2000 zum Gegenstand, und zwar als grafisches Handbuch mit<br />

<strong>de</strong>n benötigten dokumentierten Verfahren. Die Umsetzung wird am Beispiel eines realen Unternehmens gezeigt. Insofern ist diese Veröffendichung<br />

in doppelter Hinsicht bemerkenswert: Zum einen bringt <strong>de</strong>r Autor die Balanced Scorecard und die ISO 9001:2000 zusammen und eröffnet<br />

damit eine neue Perspektive. Zum an<strong>de</strong>ren erfährt <strong>de</strong>r Leser eine kompakte Darstellung <strong>de</strong>r neuen DIN EN ISO 9001 : 2000, die in vielen<br />

Unternehmen im Jahre 2003 erstmals <strong>de</strong>r Zertifizierung zugrun<strong>de</strong> liegt. Die relativieren<strong>de</strong>n Hinweise zur neuen ISO-Norm tragen zu einer<br />

realistischen Sichtweise bei und machen <strong>de</strong>utlich, dass das Erstellen <strong>de</strong>r Dokumentation nicht Selbstzweck sein, son<strong>de</strong>rn eine wertsteigern<strong>de</strong><br />

Tätigkeit sein sollte. Das Buch mit CD-ROM wen<strong>de</strong>t sich an Praktiker in Klein- und Mittelbetrieben, die selbst eine Umsetzung <strong>de</strong>r Balanced<br />

Scorecard unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r ISO-Norm im eigenen Unternehmen durchführen wollen.<br />

616


Controller magazin 6/02<br />

Weber, Jürgen u. Schäffer, Utz: Rationalitätssicherung <strong>de</strong>r Führung<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Deutscher Universitäts-Verlag 2001 - 289 Seiten - ca. € 60,~<br />

Zwei herausragen<strong>de</strong> aka<strong>de</strong>mische Fachvertreter beleben mit ihren Beiträgen zur Theorie <strong>de</strong>s Controlling die Diskussion um das Verständnis und<br />

Selbstverständnis <strong>de</strong>s Controlling. Weber und Schäffer plädieren für eine sieht <strong>de</strong>s Controlling als Funktion <strong>de</strong>r Sicherstellung einer rationalen<br />

Untemehmensführung. Dieser Band bün<strong>de</strong>lt die Forschungsarbeiten zur Fundierung und Anwendung dieser Sicht <strong>de</strong>s Controlling, die in <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren am Lehrstuhl für Controlling an <strong>de</strong>r WHU entstan<strong>de</strong>n ist. Die Autoren la<strong>de</strong>n zur Diskussion ein und rufen dazu auf, an <strong>de</strong>r<br />

Weiterentwicklung mitzuarbeiten. Für <strong>de</strong>n „praktischen Controller" ist - neben <strong>de</strong>r Suche nach einer theoretischen Fundierung - das letzte<br />

Kapitel „Entwicklungsten<strong>de</strong>nzen und Zukunftsperspektiven" beachtens- und bemerkenswert. Unter „Konsequenzen für Controller" gelangen<br />

Weber und Schäffer einerseits zum Schluss, dass Controller einer ungewissen Zukunft entgegengehen und verweisen an<strong>de</strong>rerseits auf neue<br />

Chancen und Herausfor<strong>de</strong>rungen. Das Buch macht <strong>de</strong>utlich, dass sowohl aus theoretischer als auch praktischer Perspektive Controlling in <strong>de</strong>r<br />

Verän<strong>de</strong>rung und Entwicklung steht.<br />

Krag, Joachim u. Mölls, Sascha: Rechnungslegung<br />

München: Verlag Vahlen 2001 - 383 Seiten - kartoniert - € 25,--<br />

Dieses WiSo-Kurzlehrbuch vermittelt die han<strong>de</strong>ls- und steuerrechtlichen Grundlagen <strong>de</strong>r Rechnungslegung. Der Aufbau <strong>de</strong>s Buches orientiert<br />

sich im wesentlichen an <strong>de</strong>r Struktur <strong>de</strong>s dritten Buches <strong>de</strong>s HGB. Eine Betrachtung <strong>de</strong>r Rechnungslegung nach US-GAAP und/o<strong>de</strong>r lAS<br />

unterbleibt bzw. wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Rahmen dieses Basiswerkes sprengen. Didaktisch gut aufbereitet liefert das Kurzlehrbuch eine Vielzahl von<br />

Übersichten und Beispielen, die die angesprochenen Sachverhalte ver<strong>de</strong>utlichen. Das Werk eignet sich einerseits im Grundstudium und<br />

an<strong>de</strong>rerseits als praktische Einführung.<br />

Cremer, Udo: BWL für Einsteiger, Aufsteiger und Existenzgrün<strong>de</strong>r<br />

München: Verlag Mo<strong>de</strong>rne Industrie 2002 - 236 Seiten<br />

Dipl.-Betriebswirt (FH) Udo Cremer legt hiermit betriebswirtschaftliches Basiswissen vor Ziel dieses Buches ist, einen Überblick zu verschaffen,<br />

welche Teilbereiche für unter betriebswirAchaftlichen Aspekten geführte Unternehmen wichtig sind und wie sich die einzelnen Teilbereiche zu<br />

einem geschlossenen System ergänzen. Das Buch eignet sich insbeson<strong>de</strong>re für technische Fach- und Führungskräfte, ferner als Begleitmaterial<br />

für betriebswirtschaftliche Schulungen. Behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Sachverhalte.<br />

Neue Fachlexika<br />

Witt, Frank-Jürgen: Controlling-Lexikon<br />

Beck Wirtschaftsberater im DTV Nr. 50851 - Stand 2002 - 876 Seiten - kartoniert -€ 24,~<br />

Der Autor, Prof. Dr Frank-Jürgen Witt, ist Leiter <strong>de</strong>s Transfer-Instituts Management & Controlling TI M&C und unter Controllern bekannt. Das<br />

Lexikon eriäutert rund 1.000 Controllingbegriffe mit zahlreichen Abbildungen sowie einer Vielzahl von praktischen Beispielen und Hinweisen.<br />

Die Auswahl <strong>de</strong>r Stichworte und ihre Bescheibung orientieren sich am Bedarf <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis. Das Werk, so <strong>de</strong>r Autor im Vorwort,<br />

vermittle <strong>de</strong>n State of the art <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Controlling in kompakter, schlanker und anschaulicher Form. Witt behan<strong>de</strong>lt sowohl mo<strong>de</strong>rne und<br />

neue als auch klassische Themen. Von ABC-Analyse bis Zwischenbericht über z. B. Lea<strong>de</strong>rship, Make-or-Buy und Riskmanagement o<strong>de</strong>r Skill-<br />

Mapping. Der Autor vermittelt aktuelles Controlling-Know-How und begriffliche Sicherheit in kompakter und praxisnaher Weise.<br />

Hessenberger, Manfred: Fachwörterbuch Controlling<br />

München: Verlag Vahlen 2002 - 455 Seiten - € 39,90<br />

Diese Neuerscheinung Englisch - Deutsch / Deutsch - Englisch umfasst jeweils rund 25.000 Stichwörter aus <strong>de</strong>n Bereichen Accounting,<br />

Controlling, Financing und Banking. Enthalten sind sowohl englische als auch amerikanische Begriffe <strong>de</strong>r Geschäftssprache. Der Verfasser geht<br />

davon aus, dass <strong>de</strong>r Benutzer über soli<strong>de</strong> Grundkenntnisse <strong>de</strong>s Standard American English (SAB) verfügt; grammatikalische Erklärungen sind<br />

somit in diesem Fachwörterbuch nicht enthalten. Das Werk wen<strong>de</strong>t sich an Betriebswirte und Wirtschaftsingenieure in international tätigen<br />

Unternehmen aller Branchen und an Unternehmensberatungen.<br />

Lexikon Rechnungswesen<br />

Freiburg: <strong>Haufe</strong> Mediengruppe 2002 - ca. 800 Seiten -€ 39,90<br />

Im Untertitel dieses Praxis-Ratgebers heißt es „alle wichtigen Fachbegriffe von A-Z kurz und einfach erklärt". Der Veriag stellt diese<br />

Neuerscheinung als Wissensspeicher für Einsteiger und Profis gleichermaßen dar Von Abgrenzungsrechnung o<strong>de</strong>r Abschreibung über z. B.<br />

Kalkulation o<strong>de</strong>r Leasing bis Vorsteuerverprobung und Wertaufholung fin<strong>de</strong>n sich eine Vielzahl praxisrelevanter Stichworte. Die Darstellung <strong>de</strong>r<br />

meisten Schlagworte umfasst Beispiele wie z. B. Buchungssätze sowie Tipps und Empfehlungen, ebenso Querverweise und Fundstellen. Die<br />

Sprache ist einfach und verständlich. Das Buch ist insbeson<strong>de</strong>re auf <strong>de</strong>n Bedarf von Klein- und Mittelbetrieben zugeschnitten. So fehlen z. B.<br />

Stichworte wie lAS und US-GAAP Die Eriäuterungen sind verschie<strong>de</strong>ntlich eng gefasst, z. B. bringt das Stichwort Inventur keinen Hinweis auf<br />

mo<strong>de</strong>rne Inventurvereinfachungsverfahren wie Stichprobeninventur o<strong>de</strong>r Systemgestützte Werkstattinventur Das Lexikon vermittelt systematisch<br />

und gut lesbares Basiswissen zum Rechnungswesen.<br />

617


Controller magazin 6/02 - Alfred Biels Literaturforum<br />

Basel II - Perspektivenwechsel<br />

Tietmeyer, Hans u. Rolfens, Bernd (Hrsg.): Basel II - Das neue Aufsichtsrecht und seine Folgen<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2002 -161 Seiten - gebun<strong>de</strong>n - € 44,90<br />

Autoren und Konzeption<br />

Der vorliegen<strong>de</strong> zweite Band <strong>de</strong>r ecfs-Schriftenreihe (european center for financial Services) greift <strong>de</strong>n Themenkomplex <strong>de</strong>r Reformierung <strong>de</strong>s<br />

Baseler Eigenkapitalakkords auf und beleuchtet die Baseler Vorschlage aus verschie<strong>de</strong>nen Blickwinkeln. Die im Rahmen dieser Veröffentlichung<br />

publizierten Beiträge basieren auf <strong>de</strong>n Vorträgen <strong>de</strong>r Referenten - ausgewiesene Experten aus Wissenschaft und Praxis - <strong>de</strong>s 5. Duisburger<br />

Banken-Symposiums.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Das Baseler 3-Säulen-Konzept - Banken im Wettbewerb - Basel II und die zukünftigen Kreditpreise - Das Aufgabenpaket <strong>de</strong>r Kreditinstitute zur<br />

praktischen Umsetzung von Basel II - Die Be<strong>de</strong>utung von operativen Risiken für Eigenkapitalunterlegung und Risikomanagement - Erfahrungen<br />

beim Aufbau einer mo<strong>de</strong>rnen und aufsichtsadäquaten Kreditrisikosteuerung am Beispiel - Revolution im Kreditgewerbe und in <strong>de</strong>r Bankenaufsicht.<br />

Anmerkungen<br />

Der Sammelband ver<strong>de</strong>utlicht eindrücklich, dass Basel II nicht nur die Unternehmen, son<strong>de</strong>rn auch die Kreditinstitute und auch die<br />

Aufsichtsbehör<strong>de</strong>n vor eine enorme Herausfor<strong>de</strong>rung stellt. Mehrere Autoren sprechen vom Paradigmenwechsel und davon, dass ein massives<br />

Um<strong>de</strong>nken und Höchstleistungen in <strong>de</strong>r Anpassung und in <strong>de</strong>r Umsetzung erfor<strong>de</strong>rlich seien. Eindringlich wird dargelegt, dass es auf <strong>de</strong>m Weg<br />

zu einem betriebswirtschaftlich fundierten und aufsichtsrechtlich konformen Risikomanagement eine Reihe von be<strong>de</strong>utsamen Aufgaben<br />

umzusetzen gilt. Neben <strong>de</strong>r Implementierung geeigneter Instrumentarien und Metho<strong>de</strong>n zur Messung von Kreditrisiken wird die Schaffung eines<br />

Regelkreises zur Steuerung als wesentliche Aufgabe herausgearbeitet. Von beson<strong>de</strong>rem Interesse ist die Feststellung, dass die Hauptmotivation<br />

für die angelaufenen Aktivitäten nicht allein die Vorbereitung auf Basel II sei. Vielmehr habe die Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Mess- und Steuerungsmetho<strong>de</strong>n<br />

für das Kreditrisiko <strong>de</strong>utlich gemacht, welches Potenzial in einer Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r „Kreditkultur" liege. Dieser Band ergänzt die<br />

Diskussion um Basel II durch <strong>de</strong>n Einbezug <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r Kreditinstitute und <strong>de</strong>r Aufsichtsbehör<strong>de</strong>n recht ergebnisreich und fügt das Thema<br />

zusammen mit Fragen <strong>de</strong>r Kreditsteuerung. Insofern erweist sich Basel II sowohl auf Seiten <strong>de</strong>r Kreditgeber als auch <strong>de</strong>r Kreditnehmer als eine<br />

herausragen<strong>de</strong> Aufgabe für das Controlling.<br />

Corporate Governance<br />

Nlppa / Petzold / Kürsten (Hrsg.): Corporate Governance<br />

Berlin: Physica Verlag 2002 - 237 Seiten - € 34,95<br />

Autoren und Konzeption<br />

Der vorliegen<strong>de</strong> Sammelband beruht auf einer Vortragsreihe an <strong>de</strong>r TU Bergaka<strong>de</strong>mie Freiberg. Das Buch vermittelt einen Überblick über das<br />

Thema Corporate Governance, wie er in <strong>de</strong>r Regel nur durch zeitaufwändige Recherchen möglich ist.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Konzeptionelle Grundlagen - Akteure im Spannungsfeld - Ausgewählte Instrumente.<br />

Anmerkungen<br />

Dieser Band verbin<strong>de</strong>t die Vielfalt <strong>de</strong>r Themen, unter <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>rzeit <strong>de</strong>r Begriff Corporate Governance diskutiert und verwen<strong>de</strong>t wird. Im ersten Teil<br />

<strong>de</strong>s Sammelban<strong>de</strong>s wer<strong>de</strong>n einführend theoretische und international verschie<strong>de</strong>ne Corporate Governance-Entwürfe überblicksartig dargestellt.<br />

Im zweiten Teil wird die Interessenlage und Einflussnahme verschie<strong>de</strong>ner Akteure betrachtet, die in spezifischer Weise am Unternehmen beteiligt<br />

sind und <strong>de</strong>shalb ein beson<strong>de</strong>res Interesse am Unternehmen sowie seiner Steuerung und Kontrolle haben. Abschließend wer<strong>de</strong>n im dritten Teil <strong>de</strong>s<br />

Sammelban<strong>de</strong>s Ansatzpunkte für die Gestaltung einzelner Corporate-Governance-Instrumente aufgegriffen. Insofern umschreibt <strong>de</strong>r Untertitel<br />

„Herausfor<strong>de</strong>rungen und Lösungsansätze" treffend Inhalt und Zielsetzung dieser Veröffentlichung. Der Leser gewinnt einen Eindruck von <strong>de</strong>r<br />

Vielgestaltigkeit und Komplexität <strong>de</strong>r Thematik, aber auch Kenntnis von <strong>de</strong>r Verschie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Sichtweisen und Anfor<strong>de</strong>rungen. Das Buch bewegt<br />

sich streckenweise betont im Grundsätzlichen und Abstrakten und weniger im „Operativen". Der Sammelband verschafft einen fundierten und<br />

differenzierten Zugang zu einer Thematik mit einerseits wachsen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung und an<strong>de</strong>rerseits beson<strong>de</strong>rer Klärungsbedürftigkeit.<br />

Demmer, Christine: Wie sage ich's meinen Aktionären?<br />

München: Verlag Mo<strong>de</strong>rne Industrie 2002 - 295 Seiten - € 24,90<br />

Autorin und Konzeption<br />

Christine Demmer ist Wirtschaftsjournalistin und seit einiger Zeit als Kommunikations- und Managementberaterin tätig. In diesem Buch<br />

beschäftigt sie sich mit <strong>de</strong>r Frage, wie Investoren optimal informiert wer<strong>de</strong>n können.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Einleitung - Szenarien von A bis Z - Anhang.<br />

Anmerkungen<br />

Dieses Buch erscheint vor <strong>de</strong>m Hintergrund, dass die „neue <strong>de</strong>utsche Aktienkultur" Vorstän<strong>de</strong> unter Druck setzt und das Prinzip „Vorstands-<br />

Vertrauen gegen Gesellschafter-Vertrauen" strapaziert ist. Dieser Ratgeber bietet für vielfältige Anlässe einen Leitfa<strong>de</strong>n für die Vermittlung<br />

sachlich präziser und überzeugen<strong>de</strong>r Informationen. Die Gesprächsanlässe sind in alphabetischer Reihenfolge geordnet. Die lexikalische<br />

Reihenfolge för<strong>de</strong>rt die Übersichtlichkeit und ermöglicht es <strong>de</strong>m Leser, sich das jeweils am besten auf seinen Fall zutreffen<strong>de</strong> „Drehbuch"<br />

herauszusuchen und es auf seine spezifische Situation zuzuschnei<strong>de</strong>n. Mit Hilfe eines natüriich nur mo<strong>de</strong>llhaften und i<strong>de</strong>altypischen Vorgangs<br />

und Ablaufs kann eine geeignete Vorgehens- bzw. Umgehensweise entwickelt wer<strong>de</strong>n. Beispielsweise wer<strong>de</strong>n „Drehbücher" angeboten u. a. für<br />

Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Geschäftsstrategie, Technischer Störfall o<strong>de</strong>r Rückgang <strong>de</strong>s Gewinns. Angesichts <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung gesetzlicher<br />

Vorschriften wer<strong>de</strong>n zahlreiche Kapitel ergänzt durch rechtliche Aspekte.<br />

618


Controller magazin 6/02<br />

Internationales Management und Beteiligungsmanagement<br />

Scherm, Ewald u. Süß, Stefan: Internationales Management<br />

München: Verlag Vahlen 2001 - 459 Seiten - € 29,--<br />

Autoren und Konzeption<br />

Univ.-Prof. Dr Ewald Scherm und Dipl.-Ök. Stefan Süß, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre an <strong>de</strong>r Fern-Universität Hagen, legen ein Lehr- und<br />

Handbuch vor, das sich vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Internationalisierung mit <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Aspekten <strong>de</strong>s internationalen<br />

Managements beschäftigt.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Grundlagen - Planung - Organisation - Personalbereitstellung - Personalführung - Controlling.<br />

Anmerkungen<br />

Das Buch gefällt durch eine lesefreundliche Aufmachung: Zusammenfassungen, übersichtiiche Glie<strong>de</strong>rung, Abbildungen, Fettdruck, Kontrollfragen<br />

usw. Der Vermittlungsstil, <strong>de</strong>r auf eine theoretische Fundierung gerichtet ist, vermag weitgehend auch Praktiker zu erreichen. Auf rund 50 Seiten<br />

erfolgen Darlegungen zum Controlling im internationalen Management und zu „an<strong>de</strong>re Umwelt - an<strong>de</strong>res Controlling". Dieser Teil vermittelt auf<br />

kompakte Weise die bislang nur eher am Ran<strong>de</strong> behan<strong>de</strong>lte Thematik. Er for<strong>de</strong>rt aber auch Diskussion, wohl auch zu Maßnahmen und<br />

vermutlich bei manchem Leser hier und da auch zum Wi<strong>de</strong>rspruch heraus. Die Autoren machen u. a. auf die Problematik <strong>de</strong>r starken Betonung<br />

monetär messbarer Aspekte und die damit verbun<strong>de</strong>ne verengte Sicht aufmerksam. Controlling in <strong>de</strong>r bisherigen Form, so Scherm und Süß, wird<br />

<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r internationalen Unternehmenstätigkeit nicht gerecht. Beispielsweise ist von „Informationspathologie" die Re<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

vom „inneren Mo<strong>de</strong>ll" eines Managers anstelle <strong>de</strong>r objektiven Realität. Organisatorisches Lernen ohne Controlling ist nach <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>r<br />

Verfasser nicht möglich, Controlling ohne organisatorisches Lernen nicht effizient. Das Buch bietet insofern eine grundlegen<strong>de</strong> Wissensvermittlung<br />

aus einer funktionalen Perspektive als auch eine bereichern<strong>de</strong> problemorientierte Erörterung, die in <strong>de</strong>r Controller-Community diskussionsbedürftig<br />

und insbeson<strong>de</strong>re diskussionswürdig ist.<br />

Haux, Jörg F.: Beteiligungsmanagement<br />

München: Verlag Vahlen 2001 - 350 Seiten - ca. € 60,~<br />

Autor und Konzeption<br />

Das vorliegen<strong>de</strong> Werk, so <strong>de</strong>r Autor (haux@gmx.ch), basiert auf <strong>de</strong>r Auswertung von Firmenberichten sowie auf eigener, langjähriger Erfahrung<br />

in <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>s Beteiligungsmanagements.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Strategischer Rahmen - Investitionskonzepte - Führungskonzepte - Finanzkonzepte - Dynamisches Beteiligungsmanagement.<br />

Anmerkungen<br />

Das Handbuch will als ganzheitliches, aber kompaktes Nachschlagewerk die wesendichen Aspekte <strong>de</strong>s Beteiligungsmanagements behan<strong>de</strong>ln.<br />

Betrachtungen zur Unternehmensstrategie und zum Beteiligungsmanagement eröffnen die Arbeit. Aktuelle Investitionskonzepte bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

Schwerpunkt <strong>de</strong>r Veröffentlichung und machen knapp die Hälfte <strong>de</strong>s Umfanges aus. Überlegungen zu Führungs- und Finanzkonzepten run<strong>de</strong>n<br />

das Buch ab. Das Beteiligungscontrolling fin<strong>de</strong>t eine eher geringe Berücksichtigung. Das Werk bietet vielfache Entscheidungshilfen (Chancen und<br />

risiken sowie Strategische Optionen) sowie rund 90 Checklisten.<br />

lAS / IFRS - <strong>de</strong>r neue europäische Standard <strong>de</strong>r Rechnungslegung<br />

Hohenstein, Götz u. Kremin-Buch, Beate: Fachbegriffe Internationale Rechnungslegung<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2002 -165 Seiten -€ 49,~ - IFRS International Financial Reporting Standards<br />

Prof. Dr Beate Kremin-Buch lehrt Rechnungswesen an <strong>de</strong>r FH Ludwigshafen. Dr Götz Hohenstein war Leiter <strong>de</strong>s Management Instituts<br />

Hohenstein. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Internationalisierung <strong>de</strong>r Wirtschaft und damit auch <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Zahl internationaler<br />

lahresabschlüsse nach lAS und US-GAAP legen die Autoren dieses Buch vor, und zwar in <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rung Englisch - Deutsch sowie Deutsch -<br />

Englisch. Von „a case before a court" über z. B. „Impairment" o<strong>de</strong>r „revenue account" bis „zero bonds" bzw. von „Abandon" über z. B. „Disagio"<br />

o<strong>de</strong>r „Nettoveräußerungswert" bis „Zwischenzins" wer<strong>de</strong>n die gängigen Begriffe <strong>de</strong>r Internationalen Rechnungslegung unter beson<strong>de</strong>rer<br />

Berücksichtigung von JAS und US-GAAP übersetzt und knapp erläutert, teilweise auch mit Beispielen und Querverweisen versehen. Insofern<br />

verbin<strong>de</strong>t die Veröffentlichung die Funktion eines Fachwörterbuches mit einer kurzen Einführung in die Internationale Rechnungslegung.<br />

Buchholz, Rainer: Internationale Rechnungslegung<br />

Berlin: Erich Schmidt Verlag 2002 - 466 Seiten -€ 24,80 (D)<br />

Autor und Konzeption<br />

Prof Dr Rainer Buchholz lehrt an <strong>de</strong>r Fachhochschule Würzburg. Der voriiegen<strong>de</strong> Band informiert über die Vorschriften nach lAS, HGB und US-<br />

GAAP im Vergleich. Das Buch ist als vorlesungsbegleiten<strong>de</strong> Lektüre konzipiert, eignet sich aber auch gut zum Selbststudium.<br />

Inhaltsübersicht<br />

Grundlagen internationaler Rechnungslegung - Prinzipien internationaler Rechnungslegung - Internationale Bilanzen - Internationale G -h V-<br />

Rechnungen - Internationale Kapitalflussrechnungen - Weitere Internationale Rechnungslegungskomponenten - Aufgaben- und Lösungstell<br />

- Übersicht wichtiger Vorschriften - Dictionary (Englisch - Deutsch).<br />

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Controller magazin 6/02 -Alfred Biels Literaturforum<br />

Anmerkungen<br />

Das Buch vermittelt die wesendichen Vorschriften zur internationalen Rechnungslegung nach lAS und US-GAAP auf verständliche und<br />

anschauliche Weise. Der Stoff wird lernfreundlich durch ca. 140 Abbildungen, zahlreiche Merksatze und Beispiele aufbereitet. Über 150<br />

Übungsaufgaben mit Lösungen dienen <strong>de</strong>r Überprüfung und Vertiefung <strong>de</strong>s erarbeiteten Wissens. Zwei englischsprachige Klausuren mit<br />

Lösungen ermöglichen eine Wissenskontrolle in <strong>de</strong>r international üblichen Sprache. Eine Zusammenfassung und ein Dictionary unterstützen<br />

das konzentrierte Training wichtiger Begriffe und Vorschriften. Insgesamt eine empfehlenswerte Veröffentlichung zum optimalen Einstieg in die<br />

internationale Rechnungslegung.<br />

Grünberger, David u. Grünberger, Herbert: lAS und US-GAAP 2002/2003<br />

Herne/Berlin: Verlag Neue Wirtschaftsbriefe 2002/2003 -163 Seiten -€ 24,80 (D)<br />

Autoren und Konzeption<br />

Mag. David Grünberger CPA, und WP Dr Herbert Grünberger, CPA, legen hiermit einen systematischen Praxis-Leitfa<strong>de</strong>n auf aktuellem Stand vor<br />

Inhaltsüberblick<br />

Rechtliche Grundlagen - Grundsätze - Immaterielle Vermögenswerte - Sachanlagevermögen - Wertpapiere und Beteiligungen - Vorräte -<br />

Fremdkapital - Pensionen - Eigenkapital - Latente Steuern - Derivate - lahresabschluss - Segmentberichterstattung - Kapitalflussrechnung -<br />

Konzernrechnungslegung - Glossar<br />

Anmerkungen<br />

Das Buch bietet im Sinne einer Einstiegshilfe eine kompakte Vermittlung <strong>de</strong>r für die Praxis be<strong>de</strong>utsamen Bestimmungen <strong>de</strong>r lAS und <strong>de</strong>r US-GAAP<br />

Zur Lösung weiterführen<strong>de</strong>r Fragen sind die Fundstellen in <strong>de</strong>n Originalstandards fortlaufend angegeben. Zahlreiche Fallbeispiele erleichtern die<br />

praktische Anwendung und das Selbststudium. Die einführen<strong>de</strong>n Hinweise sind knapp gehalten, im Mittelpunkt steht die Anwendung <strong>de</strong>r<br />

Vorschriften nach lAS und US-GAAR Die rund 200 wichtigsten englischen Fachbegriffe sind übersetzt und können im Glossar nachgeschlagen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Tanski, Joachim: Internationale Rechnungslegungsstandards<br />

Beck Wirtschaftsberater im DTV Nr. 50852 - 360 Seiten - kartoniert - € 12,50<br />

Autor und Konzeption<br />

Prof. Dr loachim S. Tanski unterrichtet Rechnungswesen und Steuern an <strong>de</strong>r Fachhochschule Bran<strong>de</strong>nburg. Das vorliegen<strong>de</strong> Buch vermittelt lAS/<br />

IFRS Schritt für Schritt.<br />

Inhaltsüberblick<br />

lAS und internationale Rechnungslegung (u. a. Aufbau und Nutzung <strong>de</strong>r lAS) - Die IA5 im Einzelnen (Darstellung <strong>de</strong>s Abschlusses, Vorräte,<br />

Perio<strong>de</strong>nergebnis usw.).<br />

Anmerkungen<br />

Im ersten Teil vermittelt das Werk auf etwa 60 Seiten einen kompakten Überblick über Grundlagen und Grundsätzliches und erschließt somit<br />

<strong>de</strong>m Leser <strong>de</strong>n Zugang zu einer anspruchsvollen Materie und zum lAS-Umfeld. Der zweite Teil bespricht in Einzeldarstellungen sämtliche<br />

Standards. Da dieses Buch praxisorientiert Standard für Standard erläutert, hat <strong>de</strong>r Leser entwe<strong>de</strong>r die Möglichkeit, gezielt auf einzelne Themen<br />

zuzugreifen o<strong>de</strong>r sich das ganze Regelwerk schrittweise zu erarbeiten. Je<strong>de</strong>r Standard wird unter folgen<strong>de</strong>n Aspekten betrachtet und<br />

beschrieben: Zielsetzung, lAS-spezifische Definition, Anwendungsbereich und wesentlicher Inhalt. Insgesamt bietet das Taschenbuch eine<br />

praxisnahe, gut lesbare und zu<strong>de</strong>m auch preiswerte Einführung in diesen be<strong>de</strong>utsamen internationalen Rechnungslegungsstandard.<br />

Fe<strong>de</strong>rmann, Rudolf u. International Accounting Standards Committee Foundation (lASCF): lAS - STUD (International Accounting<br />

Standards - für Studienzwecke gekürzte <strong>de</strong>utsche Originalfassung)<br />

Berlin: Erich Schmidt Verlag 2002 - 424 Seiten -€ 24,80 (D)<br />

Mit diesem Werk wird erstmals eine <strong>de</strong>utschsprachige Studienausgabe <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r International Accounting Standards Committee Foundation<br />

(lASCF) autorisierten Originalfassung <strong>de</strong>r International Accounting Standards (IA5) in komprimierter Form vorgelegt. Die für <strong>de</strong>n praktischen<br />

Einstieg, das Studium und das Selbststudium unhandliche Fülle <strong>de</strong>r lAS-Langfassung wur<strong>de</strong> sachkundig auf die für die Wissensvermittlung und<br />

das praktische Lernen relevanten Passagen gekürzt. Allen Standards sind darüber hinaus Abbildungen vorangestellt, aus <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Inhalt<br />

überschlägig und strukturiert hervorgeht. Einführen<strong>de</strong> Kapitel vermitteln zu<strong>de</strong>m eine Übersicht <strong>de</strong>r Regelungsbereiche <strong>de</strong>r International<br />

Accounting Standards und geben einen Überblick über das Rahmenkonzept für die Aufstellung und Darstellung von Abschlüssen. Der Kern <strong>de</strong>s<br />

Buches bil<strong>de</strong>t eine Darstellung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitig gültigen lAS 1 - 41 (darunter einige, die z. Zt. außer Kraft gesetzt sind), also z. B. lAS 1: Darstellung<br />

<strong>de</strong>s Abschlusses; lAS 2: Vorräte; lAS 17: Leasingverhältnisse; lAS 22: Unternehmenszusammenschlüsse; lAS 32: Finanzinstrumente o<strong>de</strong>r lAS 41:<br />

Landwirtschaft. Ein Stichwortverzeichnis unterstützt <strong>de</strong>n gezielten Zugriff. Insgesamt eine recht nützliche und hilfreiche Publikation für alle, die<br />

sich mit <strong>de</strong>r Einführung und Anwendung von lAS befassen wollen o<strong>de</strong>r müssen.<br />

Endriss, Horst-Walter u. Nicolini, Hans-Jürgen (Hrsg): Bilanzbuchhalter international<br />

Herne / Berlin: Verlag Neue Wirtschaftsbriefe 2002 - 296 Seiten - gebun<strong>de</strong>n - € 29,80<br />

Autoren und Konzeption<br />

Ein fünfköpfiges Expertenteam legt diesen Band mit <strong>de</strong>m Untertitel „Rechnungslegung und Steuerung bei internationaler Geschäftstätigkeit"<br />

vor Aufgrund <strong>de</strong>r dringen<strong>de</strong>n Nachfrage richten immer mehr Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammern eine eigene Prüfung „Bilanzbuchhalter -<br />

international" ein. Sie baut auf <strong>de</strong>n Kenntnissen auf, die in <strong>de</strong>r Bilanzbuchhalter-Prüfung nachgewiesen wer<strong>de</strong>n müssen. Dieses Buch stellt die<br />

umfassen<strong>de</strong>n Kenntnisse bereit, die in <strong>de</strong>r neuen Prüfung erwartet wer<strong>de</strong>n.


Controller magazin 6/02<br />

Inhaltsübersicht<br />

Grundlagen <strong>de</strong>r Bilanzierung nach lAS und US-GAAP - Internationales Steuerrecht - Internationales Finanzmanagement - Außenwirtschaftstheorie<br />

und -politik - Die Europäische Union - Internationale Organisationen.<br />

Anmerkungen<br />

Das Buch eignet sich nicht nur zur unmittelbaren Prijfungsvorbereitung. Es ist auch für alle lesenswert, die schon jetzt o<strong>de</strong>r in absehbarer Zukunft<br />

an Abschlüssen nach lAS o<strong>de</strong>r US-GAAP mitwirken müssen und zur Vorbereitung eine taugliche Einführung suchen. Darüber hinaus für alle, die<br />

vor o<strong>de</strong>r in Aufgaben im Rahmen <strong>de</strong>r internationalen Geschäftstätigkeit stehen. Der vorliegen<strong>de</strong> Band bietet eine hilfreiche und nützliche<br />

Dariegung im Hinblick auf die Bewältigung <strong>de</strong>r sich durch die zunehmen<strong>de</strong> Internationalisierung ergeben<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen und Aufgaben.<br />

Organisation und DV-Revision<br />

Weinert, Peter: Organisation<br />

München: Verlag Vahien 2002 - 300 Seiten -€ 20,-<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> Neuerscheinung mit <strong>de</strong>m Untertitel „Organisationsgestaltung, Organisationsmethodik, Fallklausuren" von Prof. Dr Peter<br />

Weinert, Universität <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr München, aus <strong>de</strong>r bewährten Reihe „WiSo - Kurzlehrbücher", liefert in kompakter Form die Grundlagen <strong>de</strong>s<br />

organisatorischen Han<strong>de</strong>lns und Gestaltens. Didaktisch gut aufbereitet, vertieft das Werk mit Hilfe von Übungen und Fallklausuren das<br />

vermittelte Wissen und bereitet auf die Bearbeitung organisatorischer Aufgabenstellungen vor Das Buch richtet sich vornehmlich an<br />

Studieren<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehre an Universitäten, Fachhochschulen und Aka<strong>de</strong>mien. Darüber hinaus zeigt die Veröffentlichung auch<br />

Praktikern, welche Bearbeitungsschritte und Techniken eingesetzt wer<strong>de</strong>n können, um auf einem methodisch sinnvollen Wege zu einer<br />

geeigneten organisatorischen Lösung zu gelangen. Dies um so mehr als sowohl die 12 Übungen als auch die 12 Fallklausuren durchweg<br />

praxisrelevante Themenstellungen behan<strong>de</strong>ln, so z. B. Entwicklung eines Fragebogens zum Risikomanagement o<strong>de</strong>r Prozessoptimierung <strong>de</strong>r<br />

Teilprozesse Wareneingang und Rechnungsprüfung.<br />

Wähner, Gerd W.: DV-Revision<br />

Ludwigshafen: Friedrich Kiehl Verlag 2002 - 608 Seiten - gebun<strong>de</strong>n - € 60,~<br />

Autor und Konzeption<br />

Dr Gerd W. Wähner, tätig in <strong>de</strong>r REVIDATA Unternehmensberatung GmbH, legt hiermit ein Handbuch für die Untemehmenspraxis vor Dieses<br />

Buch vermittelt einen umfassen<strong>de</strong>n Überblick über die wichtigsten fachlichen und methodischen Grundlagen <strong>de</strong>r DV-Revision.<br />

Inhaltsüberblick<br />

Grundsätzliches - Prüft;ngsgrundlagen und Prüftjngsmaßstäbe - Prüftrngsschwerpunkte und Prijftjngsansätze - Prüftjngsarten und Prüfungsmetho<strong>de</strong>n<br />

- Praxisbeiträge.<br />

Anmerkungen<br />

Der Autor schreibt vor <strong>de</strong>m Hintergrund langjähriger Prüftjngs- und Beratungserfahrungen für Unternehmenspraktiker Prüfer und Berater.<br />

VorgesteUt wer<strong>de</strong>n sowohl traditionelle als auch neue, innovative Prüfungsansätze wie z. B. die Prüfung Internet-basierter Anwendungssysteme.<br />

Das Werk erweist sich als übersichtlich, verständlich und gut lesbar und „nahe an <strong>de</strong>r Praxis". Der Schreiber dieser Zeilen konnte bei einer<br />

anstehen<strong>de</strong>n Systemprüfung sowie im Rahmen von Schulungsmaßnahmen bei einer Systemumstellung dieses Buch einem „Praxistest"<br />

unterziehen, <strong>de</strong>r zur vollen Zufrie<strong>de</strong>nheit ausfiel. Die Beispielhaftigkeit, die nähere Darstellung von Lösungsansätzen sowie die zahlreichen<br />

Tabellen, Checklisten, Arbeitshilfen und Abbildungen erweisen sich als recht hilfreich und nützlich. Das Buch hilft, die Methodik <strong>de</strong>r DV-Revision<br />

zu verstehen, geeignete Vorbereitungen auf einschlägige Prüfungen zu treffen sowie Prüfern und Beratern angemessen zu begegnen. Wähner<br />

bevorzugt einen lebendigen und anschaulichen Schreibstil, <strong>de</strong>r die - manchmal als trocken empfun<strong>de</strong>ne - Materie vorteilhaft vermittelt. Er<br />

bringt die Persönlichkeit <strong>de</strong>s Prüfers und Beraters aus einer erfahrungsgeprägten Sicht voll ein. Verschie<strong>de</strong>ntlich mögen die Aussagen subjektiv<br />

sein, manche auch polemisch und streitbar Das Buch füllt eine gewisse Lücke, da es auch <strong>de</strong>m sachkundigen Praktiker z. B. beim<br />

Zugriffsberechtigungskonzept o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Dokumentation eine praktische Hilfe ist und zu<strong>de</strong>m verschie<strong>de</strong>ntlich auf die Beson<strong>de</strong>rheiten im<br />

System SAP« R/3, z. B. bei Schnittstellen und Archivierung, kompakt eingeht.<br />

Controller/innen persönlich<br />

Brinkmann, Ralf D.: Intervision<br />

Hei<strong>de</strong>lberg: I. H. Sauer Verlag 2002 -109 Seiten - € 13,~<br />

Im voriiegen<strong>de</strong>n Band 48 aus <strong>de</strong>r Reihe „Arbeitshefte Führungspsychologie" behan<strong>de</strong>lt Prof. Dr Ralf D. Brinkmann Intervision als Beratung und<br />

Begleitung von Mitarbeitern bei Problemlösungsprozessen durch berufserfahrene und mit Mo<strong>de</strong>ration und Problemlösungstechniken vertraute<br />

Kollegen. Der Autor legt - so <strong>de</strong>r Untertitel - ein Trainings- und Metho<strong>de</strong>nbuch für die kollegiale Beratung vor Brinkmann vermittelt Intervision<br />

als geeignetes, empfehlenswertes, ergänzen<strong>de</strong>s Instrument <strong>de</strong>r Personal- und Organisationsentwicklung. Eine anschauliche, systematische und<br />

nachvollziehbare überblicksartige Anleitung, die theoretische Grundlagen mit konkreter praktischer Anwendung verbin<strong>de</strong>t.<br />

Crisand, Ekkehard: Soziale Kompetenz<br />

Hei<strong>de</strong>lberg: I. H. Sauer Verlag 2002 -106 Seiten -€ 12,~<br />

Im vorliegen<strong>de</strong>n Band 41 aus <strong>de</strong>r Reihe „Arbeitshefte Führungspsychologie" behan<strong>de</strong>lt Prof. Dr Ekkehard Crisand die Soziale Kompetenz als<br />

persönlichen Erfolgsfaktor Der Autor gibt eine lesenswerte Lern- und Arbeitshilfe an die Hand. Das Buch stellt kompakt die Persönlichkeits- und<br />

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Controller magazin 6/02 - Alfred Biels Literaturforum<br />

Handlungskomponenten <strong>de</strong>r sozial kompetenten Führungskraft dar In seinem Hauptteil vermittelt das Werk, wie man tatsächlich durch soziale<br />

Kompetenz erfolgreich führt und Probleme im Unternehmen zu lösen vermag. Darüber hinaus - für Controller im Zeichen steigen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r immateriellen Vermögenswerte bzw. Intangibles Assets beson<strong>de</strong>rs interessant - bietet die Veröffendichung Messverfahren zur Erfassungund<br />

Überprüfung von sozialer Kompetenz.<br />

Bloemer, Vera:... und verlässt unser Haus auf eigenen Wunsch<br />

Regensburg / Berlin: Walhalla Verlag 2002 -192 Seiten -€ 15,50 (D)<br />

Dr Vera Bloemer, selbständige Unternehmensberaterin, bietet einen nützlichen Ratgeber für Fach- und Führungskräfte, die Arbeit suchen o<strong>de</strong>r<br />

einen beruflichen Wechsel strategisch vorbereiten wollen. Hierzu bietet die Autorin vielfältiges Orientierungswissen und zahlreiche konkrete<br />

Hilfen unter <strong>de</strong>r Perspektive „Hilfe zur Selbsthilfe" o<strong>de</strong>r „Vom Veriierer zum Gewinner". So erfährt <strong>de</strong>r Leser u. a. Wissenswertes über<br />

Aufhebungsverträge und Kündigung, organisatorische Verän<strong>de</strong>rungen, berufliche Ziele und Selbstpräsentation, Berater und Arbeitsamt,<br />

Selbständigkeit und Interimszeiten, Bewerbungen und Vertragsverhandlungen. Ein umfangreicher Nachweis hilfreicher Internet-Adressen und<br />

Überlegungen, warum ein Karrierebruch vorteilhaft sein kann, run<strong>de</strong>n die Veröffentlichung ab. Das Taschenbuch empfiehlt sich als verlässlicher<br />

und motivieren<strong>de</strong>r Begleiter in misslichen Zeiten und bei heiklen persönlichen Fragen.<br />

Born, Sigrid u. Wurth, Nicole: WISO Mein Recht<br />

Frankfurt / Wien: Wirtschaftsverlag Carl Ueberreuter 2002 - 304 Seiten - Paperback - € 15,90<br />

Sigrid Born und Nicole Wurth, zugelassene Rechtsanwältinnen und seit einigen jähren Fernsehautorinnen <strong>de</strong>r ZDF-Sendung WISO, legen einen<br />

neuen WISO-Band von Das Werk bietet in einer verständlichen Darstellungsweise einen fundierten Überblick über gängige Rechtsfragen <strong>de</strong>s<br />

Alltags. Der Leser erfährt das Wichtigste aus <strong>de</strong>n Bereichen Arbeit und Beruf, Ehe und Familie, Vererben und Verschenken, Verträge und<br />

Verbraucherschutz, Uriaub und Reisen, Auto und Verkehr, Alter und Krankheit sowie Rechtsberatung und Rechtsschutz. Ein Anhang enthält<br />

zahlreiche Musterbriefe, Vertragsentwürfe, Tabellen usw. Insgesamt sowohl als persönlicher Ratgeber als auch als einführen<strong>de</strong>s Nachschlagewerk<br />

hilfreich und nützlich.<br />

Neuauflagen<br />

Eisele, Wolfgang: Technik <strong>de</strong>s betrieblichen Rechnungswesens - 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage<br />

München: Verlag Vahlen 2002 -1.225 Seiten - gebun<strong>de</strong>n -€ 45,-<br />

Beibehalten wur<strong>de</strong> die bewährte Trilogie <strong>de</strong>s Lehrbuchinhaltes: Buchführung und Bilanzierung, Kosten- und Leistungsrechnung sowie<br />

Son<strong>de</strong>rbilanzen. Das Buch hat sowohl bei <strong>de</strong>r Nutzung als Lehrmaterial wie auch in <strong>de</strong>r Praxisanwendung einen hohen Akzeptanzgrad gefun<strong>de</strong>n<br />

und sich mit <strong>de</strong>r 7. Auflage als führen<strong>de</strong>s allgemeines Standardwerk <strong>de</strong>s Rechnungswesens etabliert. Wesentiiche Neuerungen beziehen sich z.<br />

B. auf die Stichwörter Konsortialgeschäft / Aktienemission, Strukturierte Anleihen, Bilanzierung von Stock Options, Halbeinkünfteverfahren,<br />

Lebenszyklusrechnung, Harmonisierung interne / externe Rechnungslegung, Insolvenzrechtsreform.<br />

Perridon, Louis u. Steiner, Manfred: Finanzwirtschaft <strong>de</strong>r Unternehmung -11., überarbeitete und erweiterte Auflage<br />

München: Verlag Vahlen 2002 - 720 Seiten - gebun<strong>de</strong>n - € 25,-<br />

Dieses anerkannte Standardwerk von Studieren<strong>de</strong>n und Finanzmanagern liefert in <strong>de</strong>r 11. Auflage einen fundierten Überblick über Grundlagen<br />

<strong>de</strong>rFinanzwirtschaft <strong>de</strong>r Unternehmung, Management <strong>de</strong>r Vermögensstruktur Wertpapiergeschäfte, Alternativen <strong>de</strong>r Kapitalaufbringung,<br />

Finanzanalyse und Finanzplanung. Wesentiiche Erweiterungen und Neuerungen gelten u.a. <strong>de</strong>n Themen Investor Relations, Stock Options, Basel<br />

II, Realoptionen, Effective Duration / Key Rate Duration, Delisting, Exchange Tra<strong>de</strong>d Funds, Smile-Effekt o<strong>de</strong>r Halbeinkünfteverfahren.<br />

Kilger, Wolfgang / Pampel, Jochen / Vikas, Kurt: Flexible Plankostenrechnung und Deckungsbeitragsrechnung -11., vollständig<br />

überarbeitete Auflage<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2002 - 657 Seiten - gebun<strong>de</strong>n - € 59,50<br />

Mit dieser Neuauflage wird <strong>de</strong>r Klassiker von Prof. Dr Wolfgang Kilger fortgeführt. Dieses Standardwerk bietet <strong>de</strong>n State-of-the-Art einer<br />

mo<strong>de</strong>rnen Plankosten- und Deckungsbeitragsrechnung. Inhalt: Grenzplankostenrechnung als Controlling-Instrument, Entwicklung <strong>de</strong>r Kostenrechnung<br />

zur Grenzplankosten- und Deckungsbeitragsrechnung, Theoretische Grundlagen, Planung und Kontrolle <strong>de</strong>r Einzelkosten, <strong>de</strong>r<br />

Kostenstellenkosten und <strong>de</strong>r Kostenträgerkosten, Grenzplankosten- und Deckungsbeitragsrechnung als Grundlage <strong>de</strong>r betrieblichen Planung.<br />

Arbeitskreis „Revision <strong>de</strong>s Finanz- und Rechnungswesen" im Institut für Interne Revision: Revision <strong>de</strong>s Rechnungswesens -<br />

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Vor<strong>de</strong>rgrund steht die Frage nach <strong>de</strong>r wirtschaftlichen, ordnungsgemäßen und zielführen<strong>de</strong>n Funktionserfüllung.<br />

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Berlin: Erich Schmidt Verlag 2000 - 410 Seiten mit CD-ROM in 2. Auflage - ca. € 25,~<br />

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<strong>de</strong>r Wirtschaftsinformatik dar<br />

622


Controller magazin 6/02<br />

Zu guter Letzt<br />

Es ist immer wie<strong>de</strong>r aufs Neue bereichernd, interessant, lehr- und aufschlussreich, für Sie eine neue Ausgabe <strong>de</strong>s Literaturforums zusammen<br />

zu stellen.<br />

Zum Abschluss <strong>de</strong>s Jahres 2002 habe ich allen herzlich zu danken, die diesen Literaturservice, <strong>de</strong>r nun schon seit <strong>de</strong>m Heft 2/81<br />

regelmäßig in meiner Verantwortung erscheint, ermöglichen. + Natürlich zunächst Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, für Ihr Interesse. Aber<br />

auch Herausgeber und <strong>de</strong>m Redaktionsteam für die vorbildliche Zusammenarbeit. Nicht zuletzt auch <strong>de</strong>n vielen Vertagen, die durch ihre<br />

Rezensionsexemplare die Voraussetzung für die Besprechungen schaffen.<br />

Ihnen alles Gute für <strong>de</strong>n lahresabschluss-Endspurt und für <strong>de</strong>n bevorstehen<strong>de</strong>n lahreswechsel. Ich wünsche Ihnen - beruflich und persönlich<br />

- eine gute lahresbilanz und einen zuversichtlichen und hoffnungsvollen Ausblick auf das neue Jahr<br />

Herzliche Grüße und alles Gute bis zum V\/ie<strong>de</strong>riesen o<strong>de</strong>r auch Wie<strong>de</strong>rsehen und Wie<strong>de</strong>rhören<br />

Ihr<br />

Alfred Biel<br />

Email; alfred.biel@eplus-online.<strong>de</strong><br />

* Damals hieß das „Bücherecke". Aus <strong>de</strong>r Ecke<br />

ist durch Alfred Biels beharriiches Arbeiten ein<br />

richtiges Controller-Bücher-Zentrum gewor<strong>de</strong>n.<br />

Controller Magazin Thementableau<br />

Seit Anbeginn gibt es fijr die Beiträge im Controller Magazin eine Zuordnung nach Themenziffern gemäß <strong>de</strong>m<br />

folgen<strong>de</strong>n, auch im Internet unter controllermagazin.<strong>de</strong> zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Rahmen sowie nach Buchstaben die<br />

Zielgruppen und Anwendungen betreffend - wobei die Zielgruppe Controller nicht erwähnt ist. Die Controller<br />

sind immer gemeint.<br />

die Thementafel<br />

DerControler 0<br />

Cortrdling;<br />

Briefings zum Siiw 01<br />

OperativePlanung<br />

FührungdurchZiele 1StrategischePlanung 2 undBudgetierung 3 j<br />

Fühfungsgrundsötze 1 1<br />

Analysen, Prognosen,<br />

Szenarien 21<br />

TeilplankooiJinotion, 31<br />

Optimierungen, Mol<br />

Aufgaben, Stellung und 02<br />

Organisollon <strong>de</strong>s Controllers<br />

Aulgoben, 12<br />

Kompetenzen, Verontwor1tjnc[<br />

ünlernehmens-leilbild 22<br />

Kostenstelenrecbnung 32<br />

Bezugsgrbßen<br />

ControllerZiele<br />

03<br />

ControHet's Arbeilstechniken<br />

Senchtswesen; 0^<br />

EDV-Anwendungen<br />

ZiclkernzaHenZ<br />

Zielmafistäbe einzelner 13<br />

Autgoberträger<br />

Arbeitstechniken<br />

14<br />

insziele.<br />

z.B. ROi Morktontk, 23<br />

Bilanzstruktur<br />

Arbeitstechniken in <strong>de</strong>r<br />

stroteqischen Planung, 24<br />

Kalkulation, Preislindung<br />

Projektreclnjngen, 33<br />

Fransferpreise<br />

Monagemeri-<br />

Erfdgsrechrong 34<br />

Deckungsbeitragsrechnung<br />

Controller's<br />

Anfof<strong>de</strong>rungsproW 05<br />

Beurteilungswesen 15<br />

Potenlialanalyse/<br />

Poctfoliobil<strong>de</strong>t 25<br />

Umsatz-/ 35<br />

Aultrogseingangsbudget<br />

Ouo-vndis - Fragt<br />

zum Contrdler-Bi 06<br />

Controller-Verhalten 07<br />

VKeilerbildung/<br />

För<strong>de</strong>rung 16<br />

VerfiolieriT<br />

Management by...<br />

Regeln 17<br />

Quo-vodis /<br />

Unternehmen' Hcklung 26<br />

Arbeiten 27<br />

Abweichungsonolysen, 36<br />

Erwart ungsrechnrjng<br />

Bestän<strong>de</strong>/Bilanzen/<br />

finonzierung/Steuern 37<br />

Controler-Handbuch 08<br />

18<br />

28<br />

InvestitionsfethrHjng 38<br />

Controller Verein;<br />

Controller Aka<strong>de</strong>mie 09<br />

fül¥ungs(iio<strong>de</strong>ll<br />

19<br />

Unlernehmensplanung - 29<br />

System; Hanungswürfel<br />

Rechnungswesen-Panoroma/^<br />

Einführungs-Systemolik/ 39<br />

EDV-Programme<br />

DieAnwendungsfäle<br />

Arlikei/Produkte/Auftröge<br />

Sparten / Branchen<br />

Gesamtleitung<br />

Forschung und Entwicklung<br />

DieZielgruppen<br />

Personal<br />

Technik/Produktion/Betriebe<br />

Kun<strong>de</strong>n<br />

Finonzen<br />

Regionen: notiond/internolionol R Einkauf/logislik<br />

Verkauf/Marketing<br />

Zweignie<strong>de</strong>rlassungen 2<br />

Tochtergesellschaften, Beteiligungen iL<br />

n<br />

623


Controller magazin 6/02<br />

Der„VCC"<br />

, Albrecht Deyhle<br />

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624


ICV<br />

im<br />

CM<br />

Internationaler<br />

Controller Verein eV<br />

im Controller Magazin<br />

Dättwil 2002 ein<br />

voller Erfolg<br />

Am 10. September fand zum 13.<br />

Mal die Controller-Tagung <strong>de</strong>r<br />

Schweizer Arbeitskreise <strong>de</strong>s ICV<br />

im Forschungszentmm <strong>de</strong>r ABB<br />

in Dättwil bei Ba<strong>de</strong>n statt.<br />

Wie ihre Vorgängerinnen war<br />

auch die Tagung 2002 sehr gut<br />

besucht, organisatorisch reibungslos<br />

abgelaufen und inhaltlich ein<br />

voller Erfolg. Die Themen aus<br />

Praxis und Wissenschaft beleuchteten<br />

verschie<strong>de</strong>ne Facetten <strong>de</strong>s<br />

Controlling: „Controlling, Kommunikation<br />

und Corporate<br />

Govemance" von Dr. Linard<br />

Nadig, Dozent an <strong>de</strong>r Fachhochschulc<br />

in Zug; „Wertsteigerung<br />

durch Mergers & Akquisitions"<br />

von Werner Gessner, Projektleiter<br />

M&A bei <strong>de</strong>r SIG Holding<br />

AG, sowie <strong>de</strong>r Schlussvortrag von<br />

Prof. Dr. C. Gerberich über „Erfolgreiches<br />

Innovationscontrolling"<br />

fan<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n vorgetragenen<br />

Fachthemen beson<strong>de</strong>ren<br />

Anklang.<br />

Wie üblich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n rund 140<br />

Teilnehmern auch in diesem Jahr<br />

wie<strong>de</strong>r ein Komplementärthema<br />

vorgestellt: Marguerite Spycher,<br />

dipl. Schriflpsychologin, hielt einen<br />

interessanten Vortrag über „Werte<br />

ent<strong>de</strong>cken - Wirken optimieren".<br />

Zum Ausklang gab es einen Ausblick<br />

für das kommen<strong>de</strong> Jahr: Die<br />

14. Tagung <strong>de</strong>r Schweizer Arbeitskreise<br />

ist für <strong>de</strong>n 9. September<br />

2003 an gleicher Stelle geplant.<br />

Hermann Jenny<br />

Wie soll man „Zukunft managen"?<br />

Berlin-Adlershof - die Stadt für<br />

Wissenschaft, Wirtschaft und<br />

Medien - war am 7. September<br />

<strong>de</strong>r Treffpunkt <strong>de</strong>r Controllerinnen<br />

und Controller anlässlich <strong>de</strong>r<br />

diesjährigen CIB (Controlling Innovation<br />

Berlin) Tagung mit <strong>de</strong>m<br />

Titel „Zukunft managen". Eine<br />

Stadt in <strong>de</strong>r Stadt mit Inspiration<br />

für Neues und Unbekanntes. Sie<br />

weckt Abenteuerlust und vermittelt<br />

Aufbruchstimmung.<br />

Na ja, und ein Abenteuer war es<br />

auch für mich. <strong>Als</strong> mich mein<br />

Controller Vereins Kollege Dr.<br />

Walter Schmidt (Arbeitskreisleiter<br />

<strong>de</strong>s ICV, Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg)<br />

ansprach, ob ich nicht Lust<br />

hätte, das Schlussreferat zu halten,<br />

habe ich erst eine Weile überlegt.<br />

Die „Zukunft managen" -<br />

<strong>de</strong>r Titel an sich war schon eine<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung. Wie soll man<br />

Zukunft managen? Ich hatte keinen<br />

Plan und dazu dann noch ein<br />

passen<strong>de</strong>s Schlusswort sprechen?<br />

Die Themen waren mir vertraut,<br />

größtenteils je<strong>de</strong>nfalls: Basel II/<br />

Rating-Kriterien - kein Problem,<br />

damit hatte sich mein Arbeitskreis<br />

in Thüringen schon vor einem<br />

Jahr beschäftigt. Auch die Themen<br />

Risikomanagement und<br />

Balanced Scorecard hatten wir<br />

bereits im Arbeitskreis ausführlich<br />

besprochen. Aber was genau<br />

+++Termine+++<br />

AK Süd I<br />

Treffen 28./29.11.2002, Dr.<br />

R. Pfleger GmbH. Bamberg,<br />

„Management-Informationssystem",<br />

„Ergebnisabhängige<br />

Altersvorsorge & Bonussystem<br />

für Mitarbeiter",<br />

Info: Adolf Gschiel<br />

Tel: ++49-89-92 68 II 33<br />

VORMERKEN:<br />

AK Gesundheitswesen CH<br />

Treffen am 28.03.2003 im<br />

Kantonsspital Chur, „Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r VKL und Tarmed",<br />

Info: Rainer J. Stelzer<br />

Tel.: ++4I-I-400 55 40<br />

AK Nord II<br />

Treffen am 06./07.04.2003<br />

Info: Eberhard Schwarz<br />

Tel: ++49-9I22-977 102<br />

28. Congress <strong>de</strong>r Controller<br />

26./27. Mai 2003, München,<br />

Motto: „Innovadves<br />

Controlling"<br />

Info: ICV-Geschäflsstelle<br />

TeL: ++49-89-89 31 34 20<br />

be<strong>de</strong>utete Beyond Budgeting? -<br />

Bevor man ein Schlusswort<br />

spricht, sollte man schon präzise<br />

wissen worum es geht. <strong>Als</strong>o<br />

machte ich mich auf die Suche -<br />

im Internet natürlich. Und ich<br />

wur<strong>de</strong> fündig. Nun kam das nächste<br />

Problem. Nach<strong>de</strong>m ich mich<br />

etwas in die Materie eingelesen<br />

hatte, stellte ich fest, dass dies ein<br />

völlig neues Konzept <strong>de</strong>r<br />

Budgetierung ist, das auch Informationen<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

(externe Einflussgrößen)<br />

in <strong>de</strong>n Budgetierungsprozess<br />

einbezieht, während traditionelle<br />

Informationssysteme nur darüber<br />

Auskunft geben, was innerhalb<br />

von Organisationen geschieht.<br />

Schon Peter F. Drucker hat gesagt:<br />

„Gewinn bringen<strong>de</strong> Strategien erfor<strong>de</strong>rn<br />

Informationen über Ereignisse<br />

und Bedingungen außerhalb<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens." Das heißt,<br />

das Informationsbedürfnis von<br />

Unternehmen und Führungskräften<br />

wird sich in Zukunft rapi<strong>de</strong><br />

verän<strong>de</strong>rn. <strong>Als</strong>o doch - „Zukunft<br />

managen"!<br />

Ich war beeindmckt, zielen doch<br />

die bekannten Konzepte in Buchhaltung<br />

und Controlling (Activity-based-Accounüng,<br />

Economic<br />

Value Analysis, Balanced Scorecard<br />

etc.) nach wie vor darauf ab,<br />

Ereignisse innerhalb <strong>de</strong>s Unter-<br />

ICV-Personalien<br />

Hermann Jenny, Vorstand <strong>de</strong>s<br />

ICV. ist jetzt neben Prof. Dr.<br />

Martin Hauser, Vorstand <strong>de</strong>r CA,<br />

weiterer Herausgeber <strong>de</strong>s Print-<br />

Newsletters <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie<br />

AG, „Controlling &<br />

Finance". In gemeinsamer Herausgeberschaft<br />

verantwortet das<br />

Tan<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Newsletter: die gera<strong>de</strong>n<br />

Nummern Hermann Jenny,<br />

die ungera<strong>de</strong>n Martin Hauser.<br />

Rene Scharn, Mitglied im AK<br />

Thüringen, hat am 27. September<br />

nach 3-jährigem Studium an <strong>de</strong>r<br />

Oxford Brookes Universität <strong>de</strong>n<br />

MBA-Titel erhalten.<br />

Thorsten Tillner, Stellv. AK-Leiter<br />

Weser-Harz, ist seit <strong>de</strong>m<br />

01.10.2002 als Vorstand Wirtschaft<br />

und Verwaltung bei <strong>de</strong>r<br />

Diakonie in Düsseldorf e.V. tätig.<br />

Hartmut Wach hat sein Amt als<br />

AK-Leiter Thüringen aus gesundheitlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>rgelegt.<br />

Den AK führt jetzt Cornelia<br />

Bieler alleine weiter.<br />

Cornelia Bieler, Leiterin <strong>de</strong>s<br />

AK Thüringen und Mitglied<br />

<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en-Werkstatt <strong>de</strong>s ICV<br />

nehmens abzubil<strong>de</strong>n. Künftig<br />

wird jedoch die Sammlung und<br />

Analyse von unternehmensexternen<br />

Informationen mehr und<br />

mehr zur Herausfor<strong>de</strong>rung für das<br />

Controlling.<br />

<strong>Als</strong> Nächstes stellte ich zugegeben<br />

mit etwas Unbehagen fest,<br />

dass meine Vorredner speziell<br />

zum Thema Beyond Budgeting<br />

(Prof. Dr. Utz Schäffer, ebs; und<br />

Jürgen Daum, SAP) wissenschaftliche<br />

und prakdsche Vorreiter auf<br />

diesem Gebiet waren. Nichts ist<br />

jedoch langweiliger für <strong>de</strong>n Zuhörer,<br />

als am En<strong>de</strong> eines spannen<strong>de</strong>n<br />

aber anstrengen<strong>de</strong>n Kongresstages<br />

erneut bereits gehörte Informationen<br />

serviert zu bekommen.<br />

<strong>Als</strong>o beschloss ich, <strong>de</strong>n Blickwinkel<br />

etwas zu verän<strong>de</strong>rn und das<br />

Ganze von <strong>de</strong>r Makroebene aus<br />

zu betrachten - also ein Schlusswort<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Art sozusagen.<br />

Und ich stieß auf ein weiteres Problem,<br />

diesmal <strong>de</strong>r Wirtschaftswissenschaften<br />

an sich.<br />

Wie kann „man" konkrete Ziele<br />

objektiv bewerten, ihre Wi<strong>de</strong>rspruchsfreiheit<br />

und Realisierbarkeit<br />

sicherstellen, wenn die Festlegung<br />

<strong>de</strong>r Zielprioritäten über eine Bewertung<br />

mittels Werturteil von Personen<br />

stattfin<strong>de</strong>t, die durch ihre Vorbildung,<br />

die Gesellschaft und ihre<br />

eigenen Erfahrungen geprägt sind?<br />

Hier scheint mir eine weitere Herausfor<strong>de</strong>mng<br />

für das Controlling zu<br />

liegen, <strong>de</strong>nn „Zukunft managen"<br />

be<strong>de</strong>utet, sich von Paradigmen zu<br />

lösen, wenn sie <strong>de</strong>n Weg versperren,<br />

und sich Neuem zu öffnen, also<br />

Unbekanntes aufsuchen und es sich<br />

bekannt machen. In diesem Sinne<br />

-alles Gute für2003.


Internationaler Controller Verein eV im Controller Magazin<br />

Besucherrekord zur Controller Gesundheitstagung 2002<br />

Mehr als 100 internationale Gäste beraten „Risiken und Nebenwirkungen" <strong>de</strong>r BSC<br />

Bereits zum 3. Mal veranstalteten<br />

die AK Gesundheitswesen aus<br />

Deutschland, Österreich und <strong>de</strong>r<br />

Schweiz unter <strong>de</strong>m Patronat <strong>de</strong>s<br />

ICV die Internationale Controller<br />

Gesundheitstagung. Die Tagung<br />

fand mit freundlicher Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r Hirslan<strong>de</strong>n Holding AG<br />

am 25. Oktober in Zürich statt.<br />

Mit mehr als 100 Teilnehmern<br />

wur<strong>de</strong> ein neuer Besucherrekord<br />

aufgestellt und die Notwendigkeit<br />

dieser Fachtagung bestätigt.<br />

Acht Referenten aus Medizin und<br />

Ökonomie <strong>de</strong>r drei vertretenen<br />

Län<strong>de</strong>r erörterten ausgewogen die<br />

Problematik <strong>de</strong>r Controllingaufgabe<br />

im Gesundheitswesen.<br />

Univ. Prof. Dr. Hauke aus Wien<br />

machte zunächst auf die Problematiken<br />

<strong>de</strong>s Controlling im Krankenhaus<br />

aufmerksam. Eine isolierte<br />

Betrachtung und Arbeitsweise<br />

sowohl aus medizinischer<br />

wie aus ökonomischer Sicht gehöre<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit an. Dr. S.<br />

Baller, Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Gesellschaft für<br />

Medizincontrolling, berichtete<br />

über diesen neuen Berufsstand,<br />

<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Notwendigkeit <strong>de</strong>r<br />

ganzheitlichen, wertorientierten<br />

Betriebsführung eines Krankenhauses<br />

entstan<strong>de</strong>n ist.<br />

Für <strong>de</strong>n Schulterschluss zwischen<br />

Medizin und Ökonomie geeigne-<br />

Strahlen<strong>de</strong> Organisatoren: Manuela Pfiel, Rainer Stelzer, Silke Neunzig.<br />

te Controllingansätze wur<strong>de</strong>n von<br />

Dr. G. Schüpfer aus Luzem und<br />

Dr. S. Lorenz von <strong>de</strong>r Hirslan<strong>de</strong>n<br />

Holding vorgestellt. Um die angestrebte<br />

Transparenz und Wirtschaftlichkeit<br />

ohne Einbußen bei <strong>de</strong>r<br />

medizinischen Qualität o<strong>de</strong>r gar<br />

Versorgung erreichen zu können,<br />

bedarf es insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Kommunikation.<br />

Nicht die Menge von Daten<br />

und Kermzahlen wird ausschlaggebend<br />

sein, son<strong>de</strong>rn die Qualität<br />

und die zeitgerechte Aufbereitung.<br />

Die AK Gesundheitswesen in<br />

Deutschland, Österreich und <strong>de</strong>r<br />

Schweiz veranstalten regelmäßige<br />

AK-Treffen. Termine und Themen<br />

wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r ICV-Website,<br />

http://www.controllerverein.<strong>de</strong><br />

frühzeitig publiziert.<br />

2003 wird die Internationale<br />

Controller Gesundheitstagung im<br />

Oktober in Wien stattfin<strong>de</strong>n.<br />

Rainer J. Stelzer<br />

„Eine Chance zur Emanzipation"<br />

CIB 2002: Beyond Budgeting im Fokus<br />

Am 7. September 2002 hatte <strong>de</strong>r<br />

ICV zur 2. Controlling Innovation<br />

Berlin gela<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r WISTA<br />

Berlin konnte Axel Meyl, Regional<strong>de</strong>legierter<br />

O.st <strong>de</strong>s ICV, mehr<br />

als 100 Teilnehmer begrüßen.<br />

Nach <strong>de</strong>r Eröffnung durch <strong>de</strong>n<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r WISTA Management<br />

GmbH, Hardy Rudolf<br />

Schmitz, sprach Matthias Brauner,<br />

Bürgschaftsbank zu Berlin-<br />

Bran<strong>de</strong>nburg GmbH, zu „Basel II<br />

- Gmndlage für eine neue Kreditkultur",<br />

anschließend Kurt Richter,<br />

Deutsche Immobilien AG<br />

Rostock, über Konsequenzen, die<br />

sein Unternehmen im Hinblick<br />

auf Basel II gezogen hat. Andre<br />

Schwihel, Erdgas Südbayern<br />

GmbH München, stellte dann einen<br />

Ansatz zur Verknüpfung von<br />

BSC und Risikomanagement vor.<br />

Beson<strong>de</strong>rs intensiv widmete sich<br />

die CIB 2002 <strong>de</strong>m noch jungen<br />

Thema Beyond Budgeting. Zunächst<br />

referierte Utz Schäffer,<br />

European Business School Oestrich-Winkel:<br />

„Budgetieren ohne<br />

Budgets: ein neuer Weg mit Zukunft?".<br />

Schäffer riet dazu, die<br />

recht allgemein gehaltenen Prinzipien<br />

<strong>de</strong>s Beyond Budgeting kritisch<br />

zu hinterfragen. Noch steckt<br />

das Konzept in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen.<br />

Trotz<strong>de</strong>m maß er diesem ähnliches<br />

Potenzial zu wie <strong>de</strong>r BSC.<br />

Anschließend sprach Jürgen<br />

H. Daum, SAP Walldorf, <strong>de</strong>r exponierteste<br />

Vertreter <strong>de</strong>s Beyond<br />

Budgeting im <strong>de</strong>utschsprachigen<br />

Raum, zu <strong>de</strong>n Fragen: Weshalb<br />

brauchen wir Beyond Budgeting?<br />

Wie funktioniert es in <strong>de</strong>r Praxis?<br />

Wer muss mit „ins Boot", wenn<br />

das Konzept aufgehen .soll?<br />

Die „neue Betriebswirtschaft"<br />

braucht tlexiblere Lösungen. Dem<br />

will Beyond Budgeting gerecht<br />

wer<strong>de</strong>n. Allerdings bedarf es großer<br />

Verän<strong>de</strong>rungen im Unternehmen.<br />

Dies sei eine große Chance:<br />

Der Controller Service könnte sich<br />

endgültig emanzipieren als ein<br />

„Business Economies Competencc<br />

Center".<br />

Das Thema „Beyond Budgeting"<br />

wur<strong>de</strong> abgerun<strong>de</strong>t mit einem Podiumsgespräch,<br />

das vom AK-Leiter<br />

Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg, Walter<br />

Schmidt, ICG Investitions-Consult<br />

GmbH Beriin, mo<strong>de</strong>riert wur<strong>de</strong>.<br />

Neben Daum und Schäffer nahmen<br />

daran Christiane Jaap. Dussmann<br />

GmbH & Co. KgaA, und Harald<br />

Pick, Wall AG, teil.<br />

Die AK-Leiterin Thüringen,<br />

Cornelia Bieler, TIBAY München,<br />

been<strong>de</strong>te die CIB 2002. Die Veranstaltungsreihe<br />

wird mit <strong>de</strong>r CIB<br />

2003 am 6. September 2003 fortgesetzt,<br />

DK Walter Schmidt<br />

Rostocker Uni mit ICV-Arbeitskreis<br />

Controllingkonferenz in Rostock erfolgreich<br />

„Anfor<strong>de</strong>rungen an das Controlling<br />

zu Beginn <strong>de</strong>s XXI. Jahrhun<strong>de</strong>rts"<br />

lautete das Motto <strong>de</strong>r<br />

diesjährigen Controllingkonferenz<br />

am 25. und 26. Oktober in<br />

<strong>de</strong>r Hansestadt Rostock.<br />

Der Lehrstuhl Rechnungswesen,<br />

Controlling und Wirtschaftsprüfung<br />

<strong>de</strong>r Universität zu Rostock<br />

und <strong>de</strong>r Arbeitskreis Mecklenburg-Vorpommern<br />

<strong>de</strong>s Intemationalen<br />

Controller Vereins haben<br />

wie<strong>de</strong>r einmal erfolgreich Controllerinnen<br />

und Controllinginteressierten<br />

eine Plattform für<br />

Prof. Dr. Jürgen Craßhojf in Rostock.<br />

Wissenserweiterung und Erfahrungsaustausch<br />

geboten.<br />

Gefragt nach <strong>de</strong>m Erfolgsgeheimnis<br />

seiner Veranstaltungen meint<br />

Prof. Dr. Jürgen Graßhoff: „Es ist<br />

die Kombination von aktuellen<br />

theoretischen Erkenntnissen mit<br />

fundierten praktischen Erfahrungen,<br />

die von <strong>de</strong>n Teilnehmern<br />

beson<strong>de</strong>rs geschätzt wird. Hinzu<br />

kommt die Mischung von hochkarätigen<br />

Referenten aus international<br />

tätigen Konzernen und<br />

erfolgreichen kleinen und mittleren<br />

Unternehmen aus <strong>de</strong>r Region.<br />

Über 150 Teilnehmer aus<br />

ganz Deutschland machen<br />

mich auch ein wenig<br />

stolz." Schwerpunkte <strong>de</strong>r<br />

Konferenz waren die<br />

Balanced Scorecard im<br />

Blickwinkel verschie<strong>de</strong>ner<br />

Branchen und<br />

Funktionen.das Controlling<br />

in <strong>de</strong>r Produktentwicklung<br />

und im<br />

Prozess-Reengineering,<br />

die Instrumente <strong>de</strong>s Controlling<br />

in kleinen und<br />

mittleren Unternehmen,<br />

die Harmonisierung von<br />

internem und externem<br />

Rechnungswesen sowie<br />

die internationale Rechnungslegung.<br />

Dr Mark Richter<br />

Weitere aktuelle Informationen fin<strong>de</strong>n Sie im Internet unter „www.controllerverein.com


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