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B 12688<br />
2ZJg.<br />
EUR 17,-<br />
CM CONTROLLER MAGAZIN<br />
Arbeitsergebnisse aus <strong>de</strong>r Controller-Praxis<br />
6/2002 Controlling-Anwendungen im Management<br />
529 Klaus W. Herterich<br />
Tableau <strong>de</strong> bord<br />
530 Impressum<br />
531 Martin Schütte<br />
534 Ernst Zan<strong>de</strong>r<br />
538 Hartmut Volk<br />
540 Christian Schnei<strong>de</strong>r<br />
547 Dietram Schnei<strong>de</strong>r u.a.<br />
552 Peter Klingebiel u.a.<br />
555 Christian Zipfel u.a.<br />
558 Ingo Kautz u.a.<br />
562 Brigitta Stein<br />
568 Michael Pra<strong>de</strong>l<br />
574 Jens Prautzsch u.a.<br />
578 Robert Blun<strong>de</strong>r<br />
580 Gerhard Römer<br />
581 Thomas Kumpel u.a.<br />
588 Frank Broetzmann u.a.<br />
595 Stephan Fleischer u.a.<br />
599 Peter Schuster u.a.<br />
604 Ulrich Dorprigter<br />
608 Stephan Brückl<br />
615 Alfred Biel<br />
„Ermächtigte Eigeninitiative" - Kernbotschaft für Führungsverständnis<br />
Das Leistungsprinzip in unserer Zeit<br />
Innere Stabilität gegen äußere Verunsicherung<br />
Controlling von Working Capital bei Logistikdienstleistern<br />
Produktivitäts-Benchmarking<br />
Planung von Effizienzsteigerungsprogrammen<br />
Unternehmensliquidität im Griff<br />
Steuerung eines Customer-Relationship-Management<br />
Geschäftsprozesse mo<strong>de</strong>llleren<br />
Controlling bei Flughäfen mit Hilfe einer<br />
prozessorientierten Kosten- und Leistungsrechnung<br />
Konsequentes Business Divestment am Fallbetspiel<br />
Maximale Leitungsspanne<br />
Soziale Intelligenz im Beziehungsgeflecht<br />
Die Balanced Scorecard im strategischen Kun<strong>de</strong>nmanagement <strong>de</strong>s<br />
pharmazeutischen Vertriebs<br />
Risk Enhanced Balanced Scorecard (REBS)<br />
Rating aus Bankensicht - Entwicklungen vor <strong>de</strong>m Hintergrund von Basel Ii<br />
Profit Center und Verrechnungspreise<br />
Zur gegenwärtigen Praxis <strong>de</strong>s Risikomanagement<br />
Steuerung in komplexen Systemen mit System-Tools<br />
Literaturforum<br />
625 Int. Controller VereiiL.<br />
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Controller magazin 6/02<br />
TABLEAU<br />
DE BORD<br />
von Klaus W. Herterich, Paris<br />
Dipl.-Kfm. Klaus W. Herterich, Conseillers <strong>de</strong> Direction<br />
franco-allemands, 35, rue La Boetie, F-75008 Paris<br />
Balanced Scorecard, qu'est-ce que<br />
c'est? Kein JVlensch in Frankreich weiß,<br />
was das ist. Ich erkläre also meinem<br />
Pariser Gesprächspartner probehalber,<br />
was ich meine, spreche von Vision und<br />
Strategie und sage, man könne doch <strong>de</strong>ren<br />
Einhaltung im Unternehmen nicht<br />
nur mit Finanzzahlen steuern, son<strong>de</strong>rn<br />
brauche dafür auch nicht-finanzielle Indikatoren.<br />
«Mais oui, Monsieur, jetzt<br />
verstehe ich, Sie meinen das Tableau<br />
<strong>de</strong> bord, ja, das haben wir natürlich.»<br />
«Tableau <strong>de</strong> bord» ist das Zauberwort,<br />
das in Frankreich je<strong>de</strong>r kennt. (Mehrzahl:<br />
Tableaux <strong>de</strong> bord, bei<strong>de</strong>s gleich ausgesprochen).<br />
Wörtlich heißt das Bordtabelle<br />
o<strong>de</strong>r Bordtafel. Auch das Armaturenbrett<br />
eines Autos heißt «le<br />
tableau <strong>de</strong> bord».<br />
Soweit ich zurück<strong>de</strong>nken kann, haben<br />
Bewerber für Führungspositionen <strong>de</strong>utscher<br />
Tochtergesellschaften auf die<br />
Frage, wie sie ihre Management-Tätigkeit<br />
steuern, gesagt, das mache ich mit<br />
Budgets und mit <strong>de</strong>m Tableau <strong>de</strong> bord.<br />
Dazu ist ein Blick in die französische Fachliteratur<br />
aufschlussreich. Ein Buch<br />
«MaTtrise du Contröle <strong>de</strong> Gestion» (sinn<br />
gemäß «Controlling in <strong>de</strong>n Griff bekommen»)<br />
enthält 2 5 Seiten über das Tableau<br />
<strong>de</strong> bord. Da steht «Ein dynamisches<br />
Führungskonzept mit <strong>de</strong>zentralisierter<br />
Verantwortung erfor<strong>de</strong>rt ständige Koordination<br />
<strong>de</strong>r Ziele und Dezentralisierung<br />
ihrer Einhaltung. Dies erfor<strong>de</strong>rt<br />
Tableaux <strong>de</strong> bord für je<strong>de</strong> Ebene:<br />
Direction Generale, Geschäftsbereiche<br />
und operative Ebene. Sie müssen drei<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen erfüllen:<br />
1. Aufzeigen <strong>de</strong>r Ist-Situation bezogen<br />
auf Umfeld und Ziele.<br />
2. Wahl <strong>de</strong>r Kriterien, die ein Abweichen<br />
vom geplanten Weg <strong>de</strong>utlich<br />
machen.<br />
3. Einschätzung <strong>de</strong>r Folgen von<br />
Korrekturentscheidungen.»<br />
Das Buch kam 1985 in dritter Auflage<br />
heraus. Ich habe zum Vergleich in <strong>de</strong>m<br />
Buch «Controlling» von 1991, herausgegeben<br />
von Johann Risak und Albrecht<br />
Deyhle nachgelesen. Dort kommt in<br />
Deyhle's «Gedankenstützen zu <strong>de</strong>n<br />
Entwicklungsperspektiven <strong>de</strong>s Controlling»<br />
(Seite 359) die Balanced Scorecard<br />
noch nicht vor Sie ist, wenn ich<br />
richtig sehe, in Deutschland ab etwa um<br />
1998 ins allgemeine Controller-Bewusstsein<br />
gedrungen.<br />
In Frankreich ist seit Mitte <strong>de</strong>r achtziger<br />
lahre in unzähligen Büchern vom Tableau<br />
<strong>de</strong> bord die Re<strong>de</strong>. Allerdings fin<strong>de</strong>t man<br />
die einschlägigen Ausführungen meist<br />
nur als Unterkapitel in Werken mit<br />
nobleren Titeln wie «Analyse financiere»<br />
o<strong>de</strong>r «Gestion financiere». Contröle <strong>de</strong><br />
gestion kommt in Frankreich erst an zweiter<br />
o<strong>de</strong>r dritter Stelle.<br />
Das Tableau <strong>de</strong> bord sei vergleichbar<br />
mit <strong>de</strong>m Cockpit eines Flugzeugs o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>m Führerstand eines TGV, heißt es<br />
an an<strong>de</strong>rer Stelle. Auch das Wort<br />
«pilotage» kommt dabei vor, also<br />
Lotsen, Steuern.<br />
Ein an<strong>de</strong>rer Autor meint, die im Tableau<br />
enthaltenen Indikatoren sollten «peu<br />
nombreux», d. h. wenig zahlreich sein.<br />
Sie müssten für je<strong>de</strong>n operativ Verantwortlichen<br />
1. wirksam und flexibel,<br />
2. aufs Wesentliche fokalisiert, 3. handlich<br />
formuliert sein und 4. auf die erfor<strong>de</strong>riichen<br />
Korrekturentscheidungen<br />
hinweisen. Hier kommt das «one-pageonly-Prinzip»<br />
von Albrecht Deyhle (CM<br />
6/99, Seite 424) zum Vorschein.<br />
Allgemein gilt die Regel, ein Tableau <strong>de</strong><br />
bord solle nicht mehr als zehn bis fünf-<br />
529
Controller magazin 6/02 - Klaus W. Herterich<br />
undzwanzig (!) Kriterien enthalten. Aus<br />
<strong>de</strong>r Michelin-Gruppe ist zu hören, dass<br />
je<strong>de</strong>r Bereichsverantwortliche sein<br />
Tableau <strong>de</strong> bord für sich und seine Mitarbeiter<br />
selbst entwickle. Deshalb gebe<br />
es da intern große Unterschie<strong>de</strong>. In Konzernen<br />
wie <strong>de</strong>r Alcatel-Gruppe dagegen<br />
wird das Tableau <strong>de</strong> bord zentral für alle<br />
Bereiche entwickelt.<br />
In mittelständischen Betrieben dürfte das<br />
Tableau-<strong>de</strong>-bord-Konzept noch weitgehend<br />
durch das Wort <strong>de</strong>s Patrons ersetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Allerdings sind dort inzwischen<br />
so viele ehemalige Absolventen französischer<br />
Gran<strong>de</strong>s Ecoles im Management<br />
tätig, dass auch in diesen Unternehmen<br />
das Tableau <strong>de</strong> bord weiter verbreitet<br />
sein dürfte, als bekannt ist.<br />
Nur ein einziger Autor erwähnt, dass das<br />
Konzept <strong>de</strong>s Tableau <strong>de</strong> bord auf die<br />
Balanced Scorecard von Kaplan & Norton<br />
zurückgehe («Le Contröle <strong>de</strong> Gestion»,<br />
von Henri Bouquin, Paris 2001). <strong>Als</strong> Kriterien<br />
dafür zählt er auf:<br />
1. Finanzindikatoren,<br />
2. Marktindikatoren,<br />
3. Interne Prozessindikatoren,<br />
4. Innovationsindikatoren.<br />
Das ist die Vierer-Gruppe, die auch in<br />
<strong>de</strong>n Balanced-Scorecard-Beiträgen <strong>de</strong>s<br />
Controller Magazin auftaucht.<br />
Hier zeigt sich ein sehr französisches<br />
Phänomen: Frankreich will seine guten<br />
I<strong>de</strong>en selber haben und nicht von an<strong>de</strong>ren<br />
vorgekaut bekommen: Tableau<br />
<strong>de</strong> bord statt Balanced Scorecard,<br />
Contröleur <strong>de</strong> Gestion statt Controller.<br />
Ansonsten passt das Konzept gut zur<br />
französischen Führungsauffassung. Es ist<br />
nicht streng an Finanzzahlen gebun<strong>de</strong>n,<br />
die einzelnen Indikatoren können im Zeitverlauf<br />
verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, und sie sind<br />
nicht hun<strong>de</strong>rtprozentig messbar. Franzosen<br />
brauchen Spielraum. Nichts ersetzt<br />
ihnen die Intuition. Visionen wer<strong>de</strong>n<br />
nicht per Rundschreiben, son<strong>de</strong>rn<br />
persönlich durch <strong>de</strong>n Presi<strong>de</strong>nt verkündigt.<br />
Das ist wirkungsvoll, schließt<br />
Wi<strong>de</strong>rspruch aus und wird mit Hilfe <strong>de</strong>s<br />
arabischen Telefons schnell im ganzen<br />
Haus bekannt.<br />
Strategische Grundsätze sollen<br />
inspirativen Charakter haben, schrieb<br />
Friedrich A. Fratschner im Controller<br />
Magazin 1 /99 (Seite 13). So etwas gefällt<br />
<strong>de</strong>n Franzosen. Fehlt die Inspiration, nützt<br />
das ganze Tableau <strong>de</strong> bord nichts. Der<br />
Geschäftsbereichsleiter eines französischen<br />
Unternehmens hatte seinen Mitarbeitern<br />
drei Monate lang kein Tableau<br />
<strong>de</strong> bord geschickt, weil er ein<br />
Datenverarbeitungsproblem hatte. Kein<br />
Mensch hatte sich darüber beschwert.<br />
Manche hatten es nicht einmal gemerkt.<br />
Die Umsätze stiegen trotz<strong>de</strong>m. Vive le<br />
Tableau <strong>de</strong> bord.<br />
•<br />
Zuordnung CiyA-Themen-Tableau<br />
04 13 19 G F R<br />
CONTROLLER MAGAZIN:<br />
ISSN1616-0495<br />
27. Jahrgang<br />
Herausgeber<br />
Dipl.-Kfm. Dr. rer. pol. Albrecht Deyhle, Wörthsee-Etterschlag<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Aufsichtsrats <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie AG,<br />
Gauting/München - E-Mail: <strong>de</strong>yhle@t-online.<strong>de</strong><br />
• Manuskripte bitte mit Briefpost schicken; Anschrift <strong>de</strong>r Redaktion:<br />
Postfach 1168, D-82116 Gauting; Hausanschrift: Münchner Str. 10,<br />
D-82237 Wörthsee-Etterschlag; Telefon 08153 - 8041, Fax 08153 - 8043<br />
Die Zeltschrift ist Organ <strong>de</strong>s Internationalen Controller Verein e. V.,<br />
München; und berichtet auch aus <strong>de</strong>ssen Veranstaltungen.<br />
Internet-Adresse: http://www.controlleiverein.com<br />
Redaktion<br />
Dr. Albrecht Deyhle, Christa Kießling, Gundula Wagenbrenner, Mag. art.<br />
Literaturiorum: Dipl.-Betriebswirt Alfred Biel, Beethovenstraße 275,<br />
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Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit Zustimmung <strong>de</strong>r Redaktion.<br />
530
Controller magazin 6/02<br />
„ERMÄCHTIGTE<br />
EIGENINITIATIVE"<br />
- Kernbotschaft für ein zeitgemäßes<br />
Führungsverständnis<br />
von Martin Schütte, München<br />
Dr. Martin Sciiütte, etiemaiiges Mitglied <strong>de</strong>s<br />
Vorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r HypoVereinsbank AG;<br />
Vorstand Human Capital Club e. V., München<br />
1.BEDEUTUNG VON FÜHRUNG<br />
Über die Be<strong>de</strong>utung von Führung für <strong>de</strong>n<br />
Erfolg <strong>de</strong>r Unternehmen sind wir uns alle<br />
einig: In Zeiten gesättigter Märl
Controller magazin 6/02 - Martin Schütte<br />
2.3 Die Wirl(lichl(eit sieht an<strong>de</strong>rs aus<br />
Die Wirklichkeit in unseren Unternehmen<br />
sieht allerdings überwiegend noch<br />
komplett an<strong>de</strong>rs aus. Es herrschen hierarchische<br />
Strukturen vor, Top down-Ansage<br />
ist das gängige Führungsmuster,<br />
Personalabbau die reflexartige Reaktion<br />
auf wirtschaftliche Schwierigkeiten. Vor<br />
allem die Art und Weise, wie Personalabbau<br />
realisiert wird, tut alles, um<br />
iVlotivation, I<strong>de</strong>ntifikation, Leistungsbereitschaft,<br />
Kreativität usw. <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
nachhaltig zu zerstören.<br />
Deshalb brauchen wir ein grundsätzliches<br />
Über<strong>de</strong>nken unseres Führungsverständnisses,<br />
o<strong>de</strong>r wie es Reinhard<br />
Sprenger ausdrückt, eine „Kopernikanische<br />
Wen<strong>de</strong> im Management".<br />
3. NEUES VERSTÄNDNIS VON<br />
FÜHRUNG UND ZUSAMMENARBEIT<br />
Zunächst müssen wir unsere tradierte<br />
und immer noch vorherrschen<strong>de</strong> Auffassung<br />
vom Unternehmen als einer straff<br />
durchorganisierten Organisation im Sinne<br />
eines mechanistischen Rä<strong>de</strong>r- o<strong>de</strong>r<br />
Uhrwerkes aufgeben und ein Unternehmen<br />
als das verstehen, was es ist und<br />
was seinen eigentlichen Wert ausmacht:<br />
ein lebendiger Organismus im Sinne eines<br />
evolutionären Systems, <strong>de</strong>r aus einer<br />
Gesamtheit von individuellen Menschen<br />
besteht, d. h. eigenständigen Persönlichkeiten<br />
und Potentialträgern.<br />
Genauso müssen wir unser Bild vom<br />
Mitarbeiter grundsätzlich än<strong>de</strong>rn: Er ist<br />
nicht (nur) <strong>de</strong>r Funküonsträger, <strong>de</strong>r in<br />
seiner jeweiligen Aufgabe zu „funktionieren"<br />
hat und dazu <strong>de</strong>r permanenten Anweisung<br />
und Kontrolle bedarf. Vielmehr<br />
müssen wir ihn endlich als eine individuelle<br />
Person und Persönlichkeit verstehen<br />
und akzeptieren, die mit ihren individuellen<br />
Potenzialen in <strong>de</strong>r Regel weit mehr<br />
zu leisten im Stan<strong>de</strong> ist, wenn man ihr<br />
entsprechen<strong>de</strong>s Vertrauen entgegenbringt<br />
und ihr die Möglichkeit zu einem<br />
eigenverantwortiichen und selbständigen<br />
Arbeiten gibt. Hier liegt in nahezu<br />
allen Unternehmen eine enorme<br />
Kreativitäts- und Wachstumsreserve, die<br />
nur gehoben zu wer<strong>de</strong>n braucht.<br />
Das setzt allerdings voraus, dass wir unser<br />
Verständnis von Führung und <strong>de</strong>r<br />
Rolle <strong>de</strong>r Führungskraft ebenfalls grundlegend<br />
än<strong>de</strong>rn. Das klassische und nach<br />
wie vor vorherrschen<strong>de</strong> hierarchische<br />
Führungsprinzip von Anweisung und<br />
Kontrolle, das die Mitarbeiter weitgehend<br />
zum Ausführungsorgan von an an<strong>de</strong>rer<br />
Stelle getroffenen Entscheidungen <strong>de</strong>gradiert,<br />
muss sich än<strong>de</strong>rn in Richtung<br />
<strong>de</strong>s Grundsatzes <strong>de</strong>r „Ermächtigten<br />
Eigeninitiative".<br />
4. DAS KONZEPT DER „ERMÄCHTIG<br />
TEN EIGENINITIATIVE"<br />
Der Begriff stammt von Professor Thannheiser<br />
vom INSEAD und wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />
ehemaligen Hypo-Bank die Kernbotschaft<br />
<strong>de</strong>s Führungsverständnisses<br />
<strong>de</strong>r Bank.<br />
Er basiert auf <strong>de</strong>r Überzeugung, dass <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter <strong>de</strong>r „Spezialist seines<br />
Arbeitsplatzes"<br />
und seines Umfel<strong>de</strong>s ist. Er weiß am besten,<br />
was die Anfor<strong>de</strong>rungen von innen<br />
und außen an seinen Arbeitsplatz sind<br />
und er erfährt als erster, wenn und was<br />
sich in seinem Umfeld, im Markt, bei<br />
seinen Kun<strong>de</strong>n än<strong>de</strong>rt, wo Verän<strong>de</strong>rungsbedarf<br />
entsteht, wo Verbesserungsmöglichkeiten<br />
und Chancen zur Weiterentwicklung<br />
liegen. Deswegen muss er<br />
<strong>de</strong>r Ausgangs- und Mittelpunkt <strong>de</strong>r<br />
Informations- und Kommunikationsprozesse<br />
in einem Unternehmen sein.<br />
Das führt zur sinnbildhaften Umkehrung<br />
<strong>de</strong>r klassischen Hierarchiepyrami<strong>de</strong>:<br />
„Wir stellen die Pyrami<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Kopf".<br />
Das beinhaltet:<br />
- Konsequentes Denken vom Kun<strong>de</strong>n<br />
und Markt her;<br />
- Informationsfluss von unten nach<br />
oben mit <strong>de</strong>n Mitarbeitern als „Saugnäpfen"<br />
<strong>de</strong>r Informationen über Verän<strong>de</strong>rungen<br />
im Markt und Kun<strong>de</strong>nverhalten<br />
sowie Verbesserungsmöglichkeiten<br />
am Arbeitsplatz;<br />
- Möglichst viele Entscheidungen und<br />
Problemlösungen vor Ort;<br />
- Die Führungskräfte aller Ebenen sehen<br />
ihre Rolle darin, die Mitarbeiter<br />
dabei zu unterstützen.<br />
Den Mitarbeitern wird das grundsätzliche<br />
Vertrauen entgegengebracht, dass<br />
sie am besten in <strong>de</strong>r Lage sind, Probleme<br />
vor Ort zu lösen und Chancen zu erkennen<br />
und wahrzunehmen. Sie wer<strong>de</strong>n ermächtigt,<br />
Eigeninitiative zu entwickeln.<br />
Aus diesem Vertrauen wächst allerdings<br />
auch die Verpflichtung, seinen Aufgabenbereich<br />
eigenverantwortlich wahrzunehmen<br />
und weiterzuentwickeln, d. h.<br />
Iniriativen sollen und müssen von ihm<br />
ausgehen.<br />
Die Rolle <strong>de</strong>r Führungskraft<br />
än<strong>de</strong>rt sich dabei grundlegend mit folgen<strong>de</strong>n<br />
Kernaufgaben:<br />
• Sie for<strong>de</strong>rt, d. h. for<strong>de</strong>rt Eigenverantwortung<br />
und vereinbart klare und<br />
anspruchsvolle Ziele.<br />
• Sie ermutigt: Sie motiviert und ermuntert<br />
<strong>de</strong>n Mitarbeiter, Eigenverantwortung<br />
zu übernehmen, in <strong>de</strong>m<br />
sie ihm <strong>de</strong>monstriert, dass sie ihm<br />
Leistung und eigenverantwortliches<br />
Han<strong>de</strong>ln zutraut. Denn zu Beginn wird<br />
die Ernsthaftigkeit, wirklich Verantwortung<br />
und Kompetenz zu <strong>de</strong>legieren,<br />
aufgrund schlechter o<strong>de</strong>r gar<br />
keiner Erfahrung abgelehnt.<br />
• Sie unterstützt durch Schaffen <strong>de</strong>r<br />
organisatorischen Rahmenbedingungen<br />
und Arbeitsmittel, durch richtige<br />
Aus- und Weiterbildung sowie persönliche<br />
Entwicklungsmaßnahmen.<br />
Damit wird die Unterstützung, selbständig<br />
zu agieren und EigeniniUative<br />
zu zeigen, <strong>de</strong>r Schwerpunkt <strong>de</strong>r<br />
Tätigkeit <strong>de</strong>r Führungskraft. Dazu<br />
gehört neben <strong>de</strong>r Sicherstellung <strong>de</strong>s<br />
organisatorischen Rahmens und<br />
Umfel<strong>de</strong>s vor allem auch, dafür zu<br />
sorgen, dass auch die eigenen Führungskräfte<br />
entsprechend führen und<br />
dass I<strong>de</strong>en, Vorschläge und Initiativen<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter wirklich realisiert<br />
wer<strong>de</strong>n und sich auf <strong>de</strong>m steinigen<br />
Weg durch die Organisarion durchsetzen.<br />
• Sie bewertet <strong>de</strong>n Erfolg. Pendant<br />
<strong>de</strong>r Eigenverantwortung ist die Bereitschaft,<br />
sich Zielen zu stellen<br />
und an <strong>de</strong>n Ergebnissen messen zu<br />
lassen. Die Führungskraft bewertet<br />
die Ergebnisse fair, beobachtet<br />
(„coacht") <strong>de</strong>n Mitarbeiter, gibt<br />
rechtzeitig Rückmeldung und honoriert<br />
<strong>de</strong>n Erfolg.<br />
Das ist nicht mehr das Bild vom Manager/„Macher",<br />
<strong>de</strong>r instrumental <strong>de</strong>nkt<br />
und mit seinem vollgefüllten Werkzeug-<br />
532
zielsicher<br />
kästen an Managementinstrumenten<br />
mehr indirekt auf die Mitarbeiter einwirkt,<br />
son<strong>de</strong>rn er agiert als Spielertrainer<br />
o<strong>de</strong>r Coach, <strong>de</strong>r die Mitarbeiter direkt<br />
fiJhrt und seine Aufgabe in <strong>de</strong>m Erkennen,<br />
Entwickeln und zur Geltung bringen<br />
<strong>de</strong>r Stärken und Potenziale je<strong>de</strong>n<br />
einzelnen Mitarbeiters sieht. So verstan<strong>de</strong>ne<br />
FiJhrung ist die beste Voraussetzung<br />
dafür, das ständig beschworene<br />
wichtigste Kapital <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />
nämlich seine Mitarbeiter, voll zur Geltung<br />
zu bringen und damit eine optimale<br />
Reaktion und Anpassung an die Chancen<br />
und Risiken eines immer komplexer<br />
wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n und sich immer schneller<br />
verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Umfelds zu ermöglichen.<br />
Das ist <strong>de</strong>r sicherste Weg, langfristig überdurchschnittliches<br />
Wachstum und Ertrag<br />
zu sichern.<br />
5. UND WAS KANN DABEI HERAUS<br />
KOMMEN?<br />
Dieses Konzept ist anspruchsvoll für alle<br />
Beteiligten, da es eine grundlegen<strong>de</strong><br />
Rollen- und Verhaltensän<strong>de</strong>rung auf<br />
bei<strong>de</strong>n Seiten erfor<strong>de</strong>rt:<br />
• Ablegen <strong>de</strong>s Hierarchie- und Status<strong>de</strong>nkensauf<br />
Seiten <strong>de</strong>r Führungskraft<br />
und Abschied von <strong>de</strong>m selbstgefälligen<br />
Bild <strong>de</strong>s allwissen<strong>de</strong>n Vorgesetzten,<br />
<strong>de</strong>r Anordnungen verteilt und<br />
zeigt, wo es langgeht;<br />
• Übernahme von Verantwortung (und<br />
damit auch Risiko) sowie Eigeninitiative<br />
beim Mitarbeiter, d. h. Weglegen<br />
<strong>de</strong>r bequemen Rolle als Befehlsempfänger,<br />
<strong>de</strong>r auf Anordnungen von<br />
oben wartet.<br />
Deswegen bedarf es auch großer Konsequenz<br />
und eines langen Atems. Wenn<br />
man <strong>de</strong>n aufbringt, sind die Ergebnisse<br />
mehr als lohnend, was ich an <strong>de</strong>n Hauptproblemen<br />
heutiger Filialbanken belegen<br />
möchte, wie wir es täglich in <strong>de</strong>n<br />
Zeitungen lesen können: Viel zu hohe<br />
Kosten wegen aufwändiger Arbeitsprozesse<br />
mit viel zu hohem Personaleinsatz,<br />
zu geringer Vertriebsleistung und ungenügen<strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>nbindung.<br />
Das gelebte Prinzip <strong>de</strong>r „Ermächtigten<br />
Eigeninitiative", unterstützt und ermöglicht<br />
durch einen unternehmensweiten<br />
Total Quality-Prozess mit entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Infrastruktur („NochBesser-Prozess")<br />
bei klaren, verbindlichen Zielsetzungen<br />
(Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit, Produktivitätssteigerung,<br />
Vertriebsleistung) innerhalb<br />
einer divisionalen Struktur brachten bei<br />
<strong>de</strong>r Hypobank weit überdurchschnittliche<br />
Ergebnisse:<br />
• Die Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit (ein traditioneller<br />
Schwachpunkt <strong>de</strong>r Bank in<br />
ihren Stammgebieten), die regelmäßig<br />
gemessen wur<strong>de</strong>, konnte von<br />
<strong>de</strong>m mit 69 % letzten Platz <strong>de</strong>r<br />
Branche in 1989 (Einführung <strong>de</strong>s<br />
„NochBesser-Prozesses") kontinuierlich<br />
von |ahr zu |ahr bis auf 96 % im<br />
lahre 1997 gesteigert wer<strong>de</strong>n.<br />
• Der Vertrieb von Finanzdienstleistungsprodukten<br />
über <strong>de</strong>n Schalter<br />
(Untemehmensbereich Privatkun<strong>de</strong>n<br />
und Service) konnte nach Einführung<br />
<strong>de</strong>r Divisionalisierung weit überdurchschnittlich<br />
gesteigert wer<strong>de</strong>n.<br />
• Der effektive Personalstand <strong>de</strong>r Bank<br />
wur<strong>de</strong> von 1995 (Einführung <strong>de</strong>r<br />
Divisionalisierung) bis zur Fusion mit<br />
<strong>de</strong>r Bayerischen Vereinsbank in 1998<br />
um 2150 Mitarbeiterkapazitäten reduziert.<br />
Das entsprach einem Abbau<br />
von 16 % in 3 jähren.<br />
Das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> ist, dass diese Reduktion<br />
ohne zentrale Projekte o<strong>de</strong>r Maßnahmen<br />
erfolgte, son<strong>de</strong>rn allein durch<br />
das kontinuierliche, beharrliche Arbeiten<br />
an täglichen Verbesserungsmaßnahmen<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r Schwerpunktzielsetzungen<br />
und Umsetzungen vor Ort.<br />
Das hat dazu beigetragen, dass die „alte"<br />
Hypo-Bank nach allen verfügbaren Kennzahlen<br />
traditionell die produktivste <strong>de</strong>r<br />
Vergleichsbanken war Die wichtigste<br />
Kennzahl zur Beurteilung <strong>de</strong>r Ertragskraft<br />
einer Bank ist neben <strong>de</strong>r Eigenkapitalrendite<br />
die Cost-lncome-Ratio. Sie war<br />
1997 mit (leicht verschlechterten) 56 %<br />
Spitzenwert unter <strong>de</strong>n Banken in Deutschland.<br />
Die heutigen Werte liegen über<br />
70 bzw. 80 %. Das kann erreicht wer<strong>de</strong>n,<br />
wenn man die Eigenverantwortung <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter ernst nimmt, sie konsequent<br />
einfor<strong>de</strong>rt und auch umsetzt.<br />
Neu<br />
Human-Capital-Club e. V.<br />
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Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
11 12 19 G P S<br />
a<br />
•<br />
Controller^s<br />
Advanced Program<br />
Change Management<br />
durch Controlling<br />
13. bis 18. Oktober 2002<br />
Theorie-Inputs und Praxisbeispiele<br />
entlang <strong>de</strong>r typischen sechs Phasen<br />
einer Verän<strong>de</strong>rung-Arbeit an<br />
eigenem Beispiel.<br />
Person & Kommunikation<br />
16. bis 21. März 2003<br />
Standortbestlmmung und<br />
Maßnahmenplan zur persönlichen<br />
und beruflichen Weiterentwicklung<br />
entwerfen.<br />
Das erfolgreiche Team<br />
6. bis 11. April 2003<br />
Sitzungen vorbereiten, leiten,<br />
auswerten-was tun bei Störfaktoren<br />
von innen und außen - Kick-off-Meeting<br />
bei Projekten-Gruppenprozesse<br />
erkennen und kompetent steuern.<br />
Projekte<br />
erfolgreich durchsetzen<br />
14. bis 19. September 2003<br />
Ausbalancierte Strategien zur<br />
Durchsetzung und Kommunikation<br />
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Controller magazin 6/02 - Emst Zan<strong>de</strong>r<br />
Prof. Dr Ernst Zan<strong>de</strong>r (links) beim Europäisch-Iapanischen Kongress in Yokohama<br />
DAS LEISTUNGSPRINZIP IN UNSERER ZEIT<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
von Emst Zan<strong>de</strong>r, Hamburg<br />
11 19 26 G P<br />
le mehr sich das Leistungsprinzip durchsetzt,<br />
um so nachhaltiger wer<strong>de</strong>n alte,<br />
nicht mehr zeitgemäße Strukturen tjberwun<strong>de</strong>n.<br />
Das gilt für die Abgrenzung von<br />
Arbeitern, Angestellten und Beamten<br />
genauso wie für die Unterscheidung<br />
zwischen Frauen und Männern sowie für<br />
Entgelte nach Alter und Betriebszugehörigkeit.<br />
Menschen Sicherheit vor Leistung, obwohl<br />
sie gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n letzten )ahren<br />
sehen konnten - von <strong>de</strong>r nicht glücklichen<br />
Rentenreform bis zu <strong>de</strong>n September-Folgen<br />
-, wie brüchig die Sicherheit<br />
sein kann. Die in ihren Auswirkungen<br />
be<strong>de</strong>nkliche Unproduktivität und<br />
Bürokratie haben bei dieser Denkweise<br />
ihren Ursprung.<br />
Wahrscheinlich ist manchem Befürworter<br />
<strong>de</strong>r Nivellierung nicht bekannt, dass das<br />
Leistungsprinzip zum Vorteil <strong>de</strong>r großen<br />
Mehrheit das feudale o<strong>de</strong>r ständische<br />
Ordnungsprinzip abgelöst hat. Wir können<br />
nicht genug betonen, wie wichtig für<br />
unsere Demokratie, unseren Rechtsstaat<br />
und unsere marktwirtschaftliche Ordnung<br />
die Belohnung <strong>de</strong>r leistungsbereiten<br />
und tüchtigen Menschen ist. Nicht <strong>de</strong>r<br />
soziale Stand, die Herkunft o<strong>de</strong>r gar die<br />
Parteizugehörigkeit darf entschei<strong>de</strong>n,<br />
son<strong>de</strong>rn das Prinzip <strong>de</strong>r Chancengleichheit<br />
mit ihren Einkommensunterschie<strong>de</strong>n.<br />
Der Weg zu einer in <strong>de</strong>n meisten Län<strong>de</strong>rn<br />
bewährten Leistungsbezahlung war in<br />
Deutschland sehr schwierig. Die Bun<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft<br />
Schule Wirtschaft -<br />
in <strong>de</strong>r Vertreter <strong>de</strong>r Arbeitgeber und Lehrer<br />
diskutierten - hatte erst nach <strong>de</strong>r<br />
Wen<strong>de</strong> die größten Erfolge. Die Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>de</strong>r Mittel- und Großbetriebe<br />
<strong>de</strong>s Einzelhan<strong>de</strong>ls gab für die Schüler<br />
eine hervorragend aufgemachte Broschüre<br />
mit <strong>de</strong>r Überschrift „Leistung ist doof"<br />
heraus, die guten Anklang fand.<br />
Variable Vergütungssysteme gehören zu<br />
einer gesun<strong>de</strong>n Wirtschaft. Sie wer<strong>de</strong>n<br />
meist selbstverständlich bei Führungskräften<br />
und in Teilbereichen wie <strong>de</strong>m<br />
Außendienst praktiziert. Deutsche Arbeitnehmervertreter<br />
haben große Probleme<br />
mit <strong>de</strong>r Leistungsendohnung, und bei<br />
<strong>de</strong>n Tarih^erhandlungen wird die formale<br />
Qualifikation sehr in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
gestellt. Das alles geschieht zu einem<br />
Zeitpunkt, zu <strong>de</strong>m die Zahl <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten<br />
die Zahl <strong>de</strong>r Lehrlinge überflügelt hat.<br />
Natürlich gibt es in <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>s Leistungsprinzips<br />
eine größere Furcht vor<br />
<strong>de</strong>m Versagen. Der Alptraum, ungenügen<strong>de</strong><br />
Leistungen zu zeigen, ist nach <strong>de</strong>r<br />
Misere im Osten wie<strong>de</strong>r sehr akut. Dies<br />
wird noch dadurch verstärkt, dass die<br />
Startchancen sehr ungleich sind. Um so<br />
mehr müssen wir uns bemühen, möglichst<br />
verständliche Maßstäbe zu schaffen,<br />
um eine Differenzierung begrün<strong>de</strong>n<br />
und glaubwürdig machen zu können.<br />
Leistung wie<strong>de</strong>r im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
Wenn heute Leistung wie<strong>de</strong>r positiv gesehen<br />
wird, so stellen immer noch viele<br />
Grün<strong>de</strong> für das neue Leistungsbewusstsein<br />
Für viele Menschen be<strong>de</strong>utet Leistung<br />
die Überwindung eines Wi<strong>de</strong>rstands. Das<br />
534
Controller magazin 6/02<br />
gilt beson<strong>de</strong>rs, wenn es um Verän<strong>de</strong>rungen<br />
geht, wie sie heute alltäglich sind.<br />
Alle Versuche, <strong>de</strong>n Leistungsdruck abzuschaffen,<br />
haben sich langfristig als illusorisch<br />
erwiesen.<br />
Allerdings muss die Leistungsanfor<strong>de</strong>rung<br />
(Heidack/Robejsek/Zan<strong>de</strong>r, Leistung<br />
als Prinzip, MiJnchen u. Mering<br />
1999) sinnvoll sein und für <strong>de</strong>n Betroffenen<br />
einsichtig. Das be<strong>de</strong>utet einen Ausgleich<br />
und Konsens zwischen Sachzwängen<br />
und Interessenlagen. Nicht wenige<br />
Unternehmen hatten Leistungskrisen zu<br />
überwin<strong>de</strong>n. Begriffe wie Sharehol<strong>de</strong>r<br />
Value, Unternehmenskultur und<br />
Führungsstrategien haben oft mehr Unsicherheit<br />
hervorgerufen als JVlotivation.<br />
Eine Strategie <strong>de</strong>s Unternehmens muss<br />
verständlich für alle Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n.<br />
Das gilt beson<strong>de</strong>rs bei Zusammenschlüssen<br />
von verschie<strong>de</strong>n geprägten<br />
Unternehmen. Der verschärfte Wettbewerb<br />
verlangt sehr unterschiedliche<br />
Unternehmensauftritte, und die Globalisierung<br />
erzwingt neue Leistungsstrategien.<br />
Dies wird durch die größere<br />
Offenheit und Zusammenarbeit im internationalen<br />
Raum noch verstärkt. Zugleich<br />
wer<strong>de</strong>n die Ansprüche <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n und<br />
Mitarbeiter größer Ein Innovationsdruck<br />
erfasst fast alle Führungskräfte und Mitarbeiter,<br />
und die notwendige Kommunikation<br />
strapaziert selbst Gutwillige.<br />
Das einzig verlässliche Prinzip war<br />
schon in <strong>de</strong>r Vergangenheit <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>l.<br />
Dies hat sich durch die neuen Techniken<br />
noch eher verstärkt. Während die<br />
technischen Revolutionen früher gemessen<br />
an <strong>de</strong>r gegenwärtigen Situation<br />
relativ langsam abgelaufen sind, hat sich<br />
<strong>de</strong>r Beschleunigungsprozess ungewöhnlich<br />
entwickelt.<br />
Die rasante Entwicklung, verstärkt durch<br />
die Globalisierung, verlangt, dass sich<br />
je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r nicht ins Hintertreffen geraten<br />
will, schnell weiterbil<strong>de</strong>n muss. Das Wissen<br />
kann heute schon als Produktionsfaktor<br />
neben Bo<strong>de</strong>n, Arbeit und Kapital<br />
gelten. Von <strong>de</strong>m Wissen hängt in unserer<br />
Wettbewerbsgesellschaft <strong>de</strong>r Erfolg eines<br />
Unternehmens ab.<br />
Diese Entwicklung stürzt <strong>de</strong>n Einzelnen,<br />
aber auch ganze Unternehmen in kritische<br />
Situationen. Nicht selten hat ein<br />
Krisenmanagement dabei versagt, wenn<br />
man kurzfrisUg Än<strong>de</strong>rungen einleitet und<br />
Strukturen zerschlägt, ohne langfristige<br />
Strategien zu entwickeln.<br />
In vielen Unternehmen führt ein<br />
Traditionsverlust zu schweren Irritationen.<br />
Sie erfassen Strategien, Strukturen<br />
und sogar die alltägliche Führung.<br />
Sie beeinflussen das Verhalten von Mitarbeitern<br />
ebenso wie von Führungskräften.<br />
Die Gegenwart ist oft zu hektisch<br />
gewor<strong>de</strong>n, dass rückwärts gewandte<br />
I<strong>de</strong>en im Unternehmen genauso auftauchen<br />
wie im politischen Bereich. An<br />
einen Kulturwechsel im Sinne „Wie<br />
Phönix aus <strong>de</strong>r Asche" (Heidack/Schwalbe/Zan<strong>de</strong>r,<br />
Wie Phönix aus <strong>de</strong>r Asche<br />
durch For<strong>de</strong>rn und För<strong>de</strong>rn, Bielefeld<br />
1997) glauben nur wenige.<br />
In einem interessanten Beitrag (Simon, H.,<br />
Die Blockierer, in: Manager Magazin Heft<br />
5/00) beschäftigt sich ein in aktuellen<br />
Fragen sehr versierter Wissenschaftler<br />
damit. Er führt die Grün<strong>de</strong> an, warum Teile<br />
<strong>de</strong>r Gewerkschaft die überfällige Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />
von Wirtschaft und Gesellschaft<br />
blockieren. Das sind nach seiner Meinung<br />
vor allem <strong>de</strong>r Boykott <strong>de</strong>r Flexibilisierung<br />
von Tarifverträgen, die Verhin<strong>de</strong>rung weiterer<br />
Privatisierung und die For<strong>de</strong>rung<br />
nach Vorziehen <strong>de</strong>r Rente. Dadurch wer<strong>de</strong>n<br />
manche Gewerkschaften als<br />
Innovationsverhin<strong>de</strong>rer selbst aktiv ihren<br />
weiteren Nie<strong>de</strong>rgang beschleunigen.<br />
Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Leistungsprinzips<br />
Die Menschheit und unser Land leben<br />
immer noch von <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit<br />
und Leistungsbereitschaft seiner Bürger.<br />
Wirtschaftliche Leistungen und <strong>de</strong>r<br />
Wille, sie immer aufs neue zu erbringen,<br />
sind existenzerhebliche Notwendigkeiten.<br />
Wirtschaftliche Leistung<br />
ist nicht allein <strong>de</strong>shalb notwendig, um<br />
erstrebenswerte Güter zu eriangen. Sie<br />
ist vielmehr auch eine unverzichtbare<br />
Voraussetzung für jegliche Reform.<br />
Leistung ist ferner unabdingbare Voraussetzung,<br />
um Not vom eigenen Volk fernzuhalten.<br />
Die Existenz eines rohstoffarmen<br />
Lan<strong>de</strong>s wie <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />
Deutschland hängt von überzeugen<strong>de</strong>n<br />
Leistungen ab, beson<strong>de</strong>rs auf technischnaturwissenschaftlichem<br />
Gebiet.<br />
Leistung schafft jene Werte, mit <strong>de</strong>nen<br />
Mangel und Elend wirkungsvoll bekämpft<br />
wer<strong>de</strong>n können. Leistung hat<br />
damit eine wichtige humane Komponente.<br />
Allen Nivellierungsten<strong>de</strong>nzen - wie sie<br />
immer noch in <strong>de</strong>r Tarifpolitik sichtbar<br />
wer<strong>de</strong>n - zum Trotz sollte es gelingen,<br />
Freiräume zu erhalten, in <strong>de</strong>nen sich das<br />
Leistungsprinzip nach wie vor entfalten<br />
kann. Das gilt für die Personalpolitik gegenüber<br />
Führungskräften genauso wie<br />
für die Entgeltpolitik beiTarifmitarbeitern.<br />
Beispiele hierfür sind Leistungszulagen,<br />
leistungsabhängige Vergütungsbestandteile<br />
im Außendienst sowie Arbeitsprämien<br />
für herausragen<strong>de</strong> Leistungen<br />
im übrigen Tarifbereich.<br />
Damit muss sich Personalwirtschaft als<br />
wichtiger betriebswirtschaftlicher Teilaspekt<br />
nüchtern und realisrisch an <strong>de</strong>n jeweiligen<br />
Gegebenheiten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
orientieren. Diese Gegebenheiten<br />
haben sich in <strong>de</strong>n letzten jähren <strong>de</strong>utlich<br />
verschlechtert. Das wirtschaftliche<br />
Wachstum hat sich mehr und mehr verlangsamt.<br />
Wir sind inzwischen über das<br />
von manchen herbeigewünschte Nullwachstum<br />
beim Minuswachstum angelangt.<br />
Die Zeiten <strong>de</strong>r Prosperität haben<br />
Hypotheken hinteriassen, an <strong>de</strong>nen jetzt<br />
alle Verantwortlichen zu tragen haben.<br />
Zugleich ist in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n Jahren<br />
eines ständig gestiegenen Wohlstan<strong>de</strong>s<br />
ein Sicherheits<strong>de</strong>nken entstan<strong>de</strong>n,<br />
das eine <strong>de</strong>r Ursachen für die immer noch<br />
weit verbreitete Unbeweglichkeit bei <strong>de</strong>r<br />
Anpassung von Leistungen an die verän<strong>de</strong>rte<br />
Situation ist. Personalpolitik auf<br />
unternehmerischer Verantwortung verlangt<br />
daher nach Strategien, die dieser<br />
neuen Situation angepasst sind. Nur so<br />
kann die Grundlage für die Fortentwicklung<br />
unserer Unternehmen in einer freiheitlichen<br />
und sozialen Gesellschaft erhalten<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Leistungsmotivieren<strong>de</strong> Entgelte<br />
Immer mehr stehen anfor<strong>de</strong>rungs- und<br />
leistungsgerechte Löhne und Gehälter<br />
im Mittelpunkt <strong>de</strong>r betrieblichen Personalarbeit.<br />
Wenn ein Vergütungssystem<br />
(Zan<strong>de</strong>r/Femppel, Leistungsorientierte<br />
Vergütung, Köln 1999) motivieren soll,<br />
muss es sowohl <strong>de</strong>n Interessen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
als auch <strong>de</strong>r Mitarbeiter gerecht<br />
wer<strong>de</strong>n. Es gibt zwar keine absolute<br />
Gerechtigkeit bei <strong>de</strong>r Entgeltbemessung,<br />
<strong>de</strong>nn auch messbare Leistungsund<br />
Erfolgskriterien unterliegen teilweise<br />
<strong>de</strong>r subjektiven Bewertung. Die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter empfin<strong>de</strong>n<br />
535
Controller magazin 6/02 - Ernst Zan<strong>de</strong>r<br />
eine Vergütung als ungerecht, wenn sie<br />
<strong>de</strong>n Eindruck haben, dass vergleichbare<br />
Leistungen ungleich und ungleiche Leistungen<br />
gleich vergütet wer<strong>de</strong>n. Sie haben<br />
dafür ein sehr feines Gespür<br />
Zu <strong>de</strong>n Grundsätzen eines Vergütungssystems<br />
gehören folgen<strong>de</strong> Schwerpunkte:<br />
Ein Vergütungssystem<br />
• muss die eintreten<strong>de</strong>n technisch/<br />
technologischen und organisatorischen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen innerhalb<br />
eines Unternehmens einbeziehen.<br />
Einheitliche Vergütungssysteme für<br />
Arbeiter und Angestellte wer<strong>de</strong>n<br />
zwingend;<br />
• kann nicht alle individuellen Bedürfnisse<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter berücksichtigen;<br />
• muss von <strong>de</strong>n Mitarbeitern akzeptiert<br />
wer<strong>de</strong>n;<br />
• muss flexibel gehandhabt wer<strong>de</strong>n;<br />
• muss einfach und transparent sein;<br />
• muss Anreiz und Belohnung ermöglichen;<br />
• muss anfor<strong>de</strong>rungs- und leistungsorientiert<br />
sein;<br />
• darf die Arbeitsmarktorientierung<br />
nicht vernachlässigen;<br />
• muss die unterschiedlichen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an die verschie<strong>de</strong>nen Gruppen<br />
von Mitarbeitern berücksichtigen;<br />
es bedarf daher einer Systematik<br />
und inneren Stimmigkeit.<br />
von Arbeitern und Angestellten zu beseitigen.<br />
Es scheint so, als wer<strong>de</strong>n immer<br />
mehr Vertragspartner darüber einig, die<br />
starren Unterschie<strong>de</strong> aufzulösen und<br />
Leistung, aber auch Ausbildung als wichtige<br />
Maßstäbe zu nehmen. Der letzte<br />
Analytik-Kongress hat dazu gute Beispiele<br />
gebracht. (Die neue Arbeitswelt:<br />
Personalmanagement Quo vadis, Analytik<br />
2002, 25./26.4.2002)<br />
Die manchmal scheinbar unterschiedlichen<br />
Entgelte von Frauen und Männern<br />
müssen genauer betrachtet wer<strong>de</strong>n. Es<br />
gibt lei<strong>de</strong>r immer noch Nachteile für Frauen<br />
gegenüber Männern in <strong>de</strong>r Aus- und<br />
Weiterbildung. Wenn sich in <strong>de</strong>n letzten<br />
lahren auch schon viel gebessert hat, zeigt<br />
die folgen<strong>de</strong> Grafik die Unterschie<strong>de</strong>:<br />
<strong>de</strong>r Frauen verbessert, son<strong>de</strong>rn auch<br />
ihre Qualifikations- und Tätigkeitsstruktur.<br />
Das läßt sich unter an<strong>de</strong>rem aus<br />
<strong>de</strong>n hohen Zuwachsraten <strong>de</strong>r Frauen in<br />
anspruchsvollen Dienstleistungsberufen<br />
ablesen. Nicht bei <strong>de</strong>n weniger qualifizierten<br />
lobs liegt das Hauptgewicht <strong>de</strong>r neu<br />
geschaffenen Arbeitsplätze, son<strong>de</strong>rn in Bereichen<br />
mit höheren o<strong>de</strong>r hohen Qualifikationsanfor<strong>de</strong>rungen,<br />
wie zum Beispiel<br />
<strong>de</strong>m Gesundheitswesen, <strong>de</strong>r Rechts- und<br />
Wirtschaftsberatung, in <strong>de</strong>n Bereichen<br />
Banken und Versicherungen<br />
Wissenschaft, Kunst und Publizistik.<br />
sowie<br />
Ein weiterer Faktor, <strong>de</strong>r die Frauenbeschäftigung<br />
günstig beeinflusst, ist die<br />
technische Entwicklung. Die immer noch<br />
anzutreffen<strong>de</strong> Befürchtung, die neuen<br />
Frauenlöhne: Der Rückstand hat seine Grün<strong>de</strong><br />
Durchschnittlicher Bruttostun<strong>de</strong>nverdienst einer erwerbstätigen Frau<br />
in Prozent einer männlichen Arbeitskraft<br />
Teilzeitbescbäftigtc Aka<strong>de</strong>miker H Verweildauer<br />
in Prozent <strong>de</strong>r j, in Prozent <strong>de</strong>r " im Betrieb<br />
Jeweiligen Beschäftigten ^ jeweiligen Beschäftigten in Jahren<br />
Die Unternehmensleitungen erwarten<br />
von einem Entgeltsystem Unterstützung,<br />
um die Untemehmensziele zu erreichen.<br />
Die Mitarbeiter erhoffen sich aus ihrer<br />
Tätigkeit eine Befriedigung ihrer individuellen<br />
Bedürfnisse. Sind sie durch entsprechen<strong>de</strong><br />
Leistungsanreize motiviert,<br />
wer<strong>de</strong>n sie bemüht sein, ihren Leistungsbeitag<br />
zu verbessern. Leistung muss sich<br />
aus ihrer Sicht lohnen, eine Mehrleistung<br />
entsprechend honoriert wer<strong>de</strong>n.<br />
Anreiz und Belohnung müssen daher die<br />
Eckpfeiler einer leistungsorientierten Vergütung<br />
sein - ergänzend zu <strong>de</strong>r anfor<strong>de</strong>rungsorientierten<br />
Vergütung, die<br />
sich aus <strong>de</strong>m Schwierigkeitsgrad <strong>de</strong>r<br />
Arbeitsaufgabe ergibt und mit <strong>de</strong>r Grundvergütung<br />
abgegolten wird.<br />
Gleichbehandlung von allen Personengruppen<br />
Wie schwierig die Verbesserung alter<br />
Strukturen ist, zeigt sich in <strong>de</strong>m jahrelangen<br />
Bemühen, die überholte Abgrenzung<br />
1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000<br />
einschließlich Tcilzeilkräl^e; nur West<strong>de</strong>utschland; Urspningsdaten: Sozio-oekonomischcs Panel, Statistisches Bun<strong>de</strong>samt<br />
Institut <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utseben Wirtschaft Köln<br />
Daraus und aus <strong>de</strong>n meist familiären<br />
Grün<strong>de</strong>n wie häufige Teilzeitarbeit entsteht<br />
ein Teil <strong>de</strong>s Entgeltunterschieds. Dies<br />
wird sich weiter än<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>nn eine Reihe<br />
von Faktoren hat in <strong>de</strong>n letzten jähren<br />
die Beteiligung <strong>de</strong>r Frauen am Erwerbsleben<br />
beträchtlich geför<strong>de</strong>rt. Dazu gehört<br />
Techniken böten <strong>de</strong>n Frauen mehr<br />
Beschäftigungsrisiken als -chancen, hat<br />
sich nicht bewahrheitet. Der Einsatz neuer<br />
Techniken macht zwar einfache Tätigkeiten<br />
überflüssig, schafft aber an<strong>de</strong>rerseits<br />
neue Arbeitsplätze auch und vor<br />
allem für Frauen.<br />
vor allem die Beschäftigungsumschichtung<br />
vom Produktions- zum<br />
Es ist damit zu rechnen, dass sich die<br />
Diens<strong>de</strong>istungssektor, <strong>de</strong>r für alle hochentwickelten<br />
Industrielän<strong>de</strong>r charakteristisch<br />
ist und die Grundlage für weiteres<br />
Wirtschaftswachstum bil<strong>de</strong>t.<br />
Frauen weitere berufliche Tätigkeitsgebiete<br />
erschließen. Sie wer<strong>de</strong>n sich zunehmend<br />
für Berufe interessieren, die früher vorwiegend<br />
von Männern ausgeübt wur<strong>de</strong>n. So<br />
ist die starke Zunahme von Beschäftigung<br />
Der vergrößerte Dienstleistungssektor<br />
hat nicht nur die Beschäftigungschance<br />
von Frauen im Handwerk auch in <strong>de</strong>n<br />
alten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn bemerkenswert.<br />
536
Controller magazin 6/02<br />
Zu bedauern ist aber <strong>de</strong>r relativ geringe<br />
Anteil an weiblichen Führungskräften<br />
nehmen. Vielleicht ist es noch nicht zu<br />
spät zum Ruck.<br />
nicht nur in Unternehmen, son<strong>de</strong>rn auch<br />
Die Versammlung eines Ehrbaren Kaufmanns<br />
zu Hamburg e. V. hat <strong>de</strong>n Aus<br />
bei Behör<strong>de</strong>n, Parteien und Verbän<strong>de</strong>n.<br />
Dies gilt nicht zuletzt für die Gewerkschaften,<br />
die sich selbst gern als Vorreiter für<br />
spruch von Kennedy „Denkt daran, was<br />
ihr für unser Land tun könnt!" als The<br />
die volle Gleichberechtigung von Mann<br />
ma eines Preisausschreibens aufgestellt,<br />
und Frau in <strong>de</strong>r Gesellschaft betrachten.<br />
an <strong>de</strong>m sich viele junge Menschen beteiligt<br />
haben. Solche Gedanken müssten<br />
Unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r physischen<br />
und psychischen Gegebenheiten dürfte<br />
in <strong>de</strong>n Schulen und Ausbildungsstätten<br />
<strong>de</strong>r Einsatz von Frauen keine beson<strong>de</strong>ren<br />
aufgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Schwierigkeiten aufweisen. Das gilt auch<br />
für die Frau als Führungskraft, wenn sie<br />
führen und damit größere Verantwortung<br />
übernehmen will und trotz häufiger<br />
Doppelbelastung auch kann.<br />
Politiker, Führungskräfte und Sozialpartner<br />
sollten die zeitweise verdrängte<br />
Vorbildfunktion wie<strong>de</strong>r übernehmen.<br />
Leistung darf nicht nur bei <strong>de</strong>r betrieblichen<br />
Entgeltfindung im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
Zukünftige Entwicklungen<br />
stehen. Dann wären wir vielleicht wie<strong>de</strong>r<br />
zeitgemäß.<br />
Wenn wir in Zukunft nicht noch weiter<br />
zurückfallen wollen, muss endlich ein<br />
Ruck durch unser Land gehen. Es gibt<br />
über 4 Millionen Arbeitslose, doch für<br />
viele Bereiche sind kaum Arbeitskräfte<br />
zu bekommen. Unser teures Bildungssystem<br />
för<strong>de</strong>rt mit seinen oft leistungsabträglichen<br />
Ran<strong>de</strong>rscheinungen lange<br />
Schul- und Studienzeiten mit verheeren<strong>de</strong>n<br />
Ergebnissen, die nicht nur erst durch<br />
die Pisastudie bekannt wur<strong>de</strong>n. Ein Einleitungsvortrag<br />
- „Zukunftsaufgabe Qualifizierung<br />
- Schlüssel zum unternehmerischen<br />
Erfolg" - gibt die unzureichen<strong>de</strong>n<br />
Eine hohe Wertschöpfungsintensität, wie<br />
sie Wun<strong>de</strong>rer (Wun<strong>de</strong>rer, R., Unternehmerisches<br />
Personalmanagement -<br />
neue Anfor<strong>de</strong>rungen, neue Rollen, neues<br />
Profil? Analytikkongreß25.4.02)auf <strong>de</strong>m<br />
Analytikkongreß for<strong>de</strong>rte, ist notwendig.<br />
Einer geringen Wertschöpfung, beson<strong>de</strong>rs<br />
bei Personalverwaltung sowie Entgelt-<br />
und Sozialleistungsgestaltung stellt<br />
er eine höhere Wertschöpfung gegenüber<br />
Dazu gehören Beratung von Unternehmensleitung<br />
und Führungskräften, Strategien<br />
für Personalplanung und Wissensbildungsministeriums<br />
Vorstellungen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>smanagement.<br />
wie<strong>de</strong>r während<br />
<strong>de</strong>s Analytikkongresses. (Pähl, V.,<br />
Zukunftsaufgabe Qualifizierung-Schlüssel<br />
Hoffen wir - nicht nur für die Personalverantwortiichen<br />
-, dass es in diesem<br />
zum unternehmerischen<br />
Sinne bald auhwärts geht.<br />
•<br />
Erfolg. Analytikkongreß<br />
25.4.2002, abgedruckt in mmmm<br />
PERSONAL 6/02) | ^ ^ |<br />
Unsere immer weiter aufgeblähte<br />
Bürokratie und die<br />
vielen beson<strong>de</strong>rs Klein- und<br />
Mittelbetriebe und Existenzgrün<strong>de</strong>r<br />
behin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Vorschriften sind in fortschrittlichen<br />
Län<strong>de</strong>rn un<strong>de</strong>nkbar<br />
Manche Kommunalpoliriker<br />
bemühen sich<br />
um mehr Wettbewerbsfähigkeit,<br />
während verschie<strong>de</strong>ne<br />
Politiker das<br />
Gegenteil bewirken.<br />
Aber auch eine heranwachsen<strong>de</strong><br />
Gruppe von Besitzen<strong>de</strong>n<br />
will nicht mehr viel<br />
Risiko eingehen o<strong>de</strong>r verzichtet<br />
ganz darauf, die Aufgaben<br />
von Eltern zu über<br />
Prof. Dr E. Zan<strong>de</strong>r (2. v. I.) in Mosl
Controller magazin 6/02<br />
INNERE STABILITÄT<br />
gegen äußere Verunsicherung setzen<br />
von Hartmut Volk, Bad Harzburg<br />
Diplom-Betriebswirt Hartmut Volk, Freier Journalist,<br />
Am Silberborn 14, D-38667 Bad Harzburg.<br />
Telefon -^49(0)5322 / 2460, Fax 2450.<br />
Professor Dr Hans Zeier vom Institut für<br />
Verhaltenswissenschaft <strong>de</strong>r ETH Zürich<br />
fasst die Problematik und die Aufgabe<br />
unserer Tage in zwei knappe Sätze: „Eine<br />
qualitätssichern<strong>de</strong> Lebensweise for<strong>de</strong>rt<br />
Flexibilität und laufen<strong>de</strong> Anpassung an<br />
neue Gegebenheiten. Sie lässt sich nicht<br />
von heute auf morgen erreichen, son<strong>de</strong>rn<br />
braucht langwierige Bemühungen<br />
und bewusste Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit<br />
<strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Gegebenheiten."<br />
Heißt die Zauberformel für ein lebenswertes<br />
Leben heute also mehr als je<br />
zuvor 'lebenslanges Lernen'? „Wer aufhört<br />
zu lernen, gibt sich selbst auf, das<br />
gilt in <strong>de</strong>r Tat heute mehr <strong>de</strong>nn je zuvor",<br />
bestätigt die Braunschweiger Ärztin und<br />
Psychotherapeutin Dr. Herta Wetzig-<br />
Würth. Doch was für sie noch viel wichtiger<br />
ist als dieser mehr grundsätzliche<br />
Aspekt <strong>de</strong>s Lebensglücks und -erfolgs:<br />
„Die gefragte Breite dieses Lernens hat<br />
sich <strong>de</strong>utlich verän<strong>de</strong>rt", sagt sie.<br />
Wir seien es gewohnt, Lernen als Dazulernen<br />
und in <strong>de</strong>r jüngeren Vergangenheit<br />
auch immer mehr als Austausch von<br />
alten, überholten Wissensinhalten gegen<br />
neues Wissen zu verstehen. Lernen so zu<br />
begreifen, betont sie, „ist zwar nach wie<br />
vor eine notwendige Voraussetzung für<br />
die Behauptung in einer immer turbulenter<br />
wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Welt", macht sie klar, „nur<br />
eben lei<strong>de</strong>r mit Blick auf die Lebensqualität<br />
keine hinreichen<strong>de</strong> mehr!"<br />
Die gegenwärtigen und noch mehr die<br />
zukünftigen Lebens- und vor allem auch<br />
Arbeitsumstän<strong>de</strong> verlangten zwingend,<br />
auch intensiv an sich selbst, an seiner<br />
Persönlichkeit zu arbeiten. „<strong>Als</strong> Antwort<br />
auf die Zeitumstän<strong>de</strong> heißt die große<br />
Lern- und Entwicklungsaufgabe für<br />
je<strong>de</strong>n, die zunehmend wegbrechen<strong>de</strong><br />
äußere Stabilität durch eine größere<br />
innere Stabilität zu ersetzen, sich eine<br />
wirklich belastbare geistig-seelische<br />
Basis zu schaffen", macht Wetzig-Würth<br />
klar. Mentale Fitness sei <strong>de</strong>shalb auch<br />
ganz erheblich mehr als nur ein fast<br />
schon bis zur Banalität abgegriffenes<br />
Schlagwort.<br />
„Sie müssen in diesem Sinne heute unbedingt<br />
an und für sich arbeiten", drängt<br />
die erfahrene Therapeutin. Nur so ließen<br />
sich Lebensmut- und -freu<strong>de</strong> bewahren,<br />
nur so die innere Bereitschaft, auf die<br />
wechseln<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Lebens<br />
unvoreingenommen und vor allem unverzagt<br />
zuzugehen, nicht „durch permanent<br />
schwarze Gedanken" unterminieren.<br />
Und, setzt sie hinzu, die sich als<br />
quasi automatische Reaktion auf die alltägliche<br />
Irritationen zwangsläufig einstellen<strong>de</strong>n<br />
Verunsicherungsgefühle und <strong>de</strong>ren<br />
Begleiter, die um sich greifen<strong>de</strong>n Versagens-,<br />
Existenz- und Zukunftsängste in<br />
erträglichen Grenzen halten.<br />
Wie wichtig gera<strong>de</strong> auch letzteres, vor<br />
allem für die Berufstätigen, ist, betont<br />
Dr Manfred Lütz, Facharzt für Psychiatrie<br />
und Psychotherapie, Nervenarzt, Theologe<br />
und Chefarzt <strong>de</strong>s Alexianer Krankenhauses,<br />
eines psychiatrischen Krankenhauses,<br />
in Köln: „Angststörungen nehmen<br />
enorm zu in <strong>de</strong>n westlichen Gesellschaften.<br />
Und das häufigste Gefühl bei<br />
Wirtschaftsbossen, <strong>de</strong>nen man gemeinhin<br />
je<strong>de</strong> Möglichkeit zur Lebensfreu<strong>de</strong><br />
zutraut, ist nicht Glück, son<strong>de</strong>rn Angst",<br />
stellt er unumwun<strong>de</strong>n fest.<br />
Diese Angst aber, weiß Dr lochen von<br />
Wahlert, Facharzt für psychotherapeutische<br />
Medizin und Coach in München<br />
nur zu gut, gera<strong>de</strong> auch aus seiner früheren<br />
Tätigkeit als Leiter einer psychosomatischen<br />
Rehabilitationsklinik,<br />
„lahmt und untergräbt das Selbstbewusstsein<br />
und die Gesundheit. Angst<br />
erstickt die Lernfähigkeit, die Neugier<strong>de</strong><br />
und tötet die Kreativität. Angst macht<br />
unflexibel und lässt uns vor Verän<strong>de</strong>rung<br />
zurückscheuen."<br />
Oft, berichtet er, „wird die Fassa<strong>de</strong><br />
noch monate-, manchmal jahrelang aufrecht<br />
erhalten, mit viel Anstrengung und<br />
Überfor<strong>de</strong>rung, Gefühle wer<strong>de</strong>n abgewehrt,<br />
unterdrückt, runtergeschluckt.<br />
Irgendwann aber brechen sie dann durch.<br />
Die Folgen wer<strong>de</strong>n in abgeschie<strong>de</strong>nen<br />
Kliniken mit Intensivtherapie behan<strong>de</strong>lt:<br />
Panikattacken, Burnout, Erschöpfungszustän<strong>de</strong>,<br />
Krisen, Depressionen, Alkohol,<br />
Medikamente, Drogen...!"<br />
538
Controller magazin 6/02<br />
Im heute notwendigen Ausmaß<br />
belastungs- und damit leistungsfähig<br />
sind für Wetzig-Würth mit Blick auf die<br />
<strong>de</strong>utlich zunehmen<strong>de</strong>n psychischen Erkrankungen<br />
nur noch Menschen, die<br />
sich in <strong>de</strong>n Grundzügen ihrer selbst<br />
sicher sind, die Vertrauen zu sich und<br />
ihren Fähigkeiten haben. „Erst wenn<br />
ich weiß, wer ich bin, was ich will und<br />
was ich kann, höre ich auf, lediglich zu<br />
reagieren und fange an zu agieren, mein<br />
Leben selbst ganz bewusst zu steuern",<br />
gibt sie zu be<strong>de</strong>nken.<br />
Erst dann nämlich, sagt sie, könne sich<br />
auch das gera<strong>de</strong> für die geistig-seelische<br />
Verfassung so wichtige Gefühl, die Dinge<br />
im persönlichen Bereich wenigstens noch<br />
einigermaßen unter Kontrolle zu haben,<br />
einstellen. Das Gefühl <strong>de</strong>s Kontrollverlustes,<br />
das belege die Stressforschung<br />
nur zu <strong>de</strong>utlich, <strong>de</strong>stabilisiere und lahme<br />
einen Menschen mehr als alles an<strong>de</strong>re.<br />
„Wer heutzutage Erfolg haben und trotz<strong>de</strong>m<br />
gesund bleiben will, braucht Zugang<br />
zu seinem Innenleben", lässt auch v<br />
Wahlert keinen Zweifel an <strong>de</strong>r unbedingt<br />
gebotenen Sorge um die eigene<br />
Persönlichkeitsentwicklung. „Er muss<br />
Konflikte erkennen, die entstehen, wenn<br />
Strukturen unüberschaubar und Verän<strong>de</strong>rungen<br />
unkalkulierbar wer<strong>de</strong>n. Und er<br />
muss für sich die Konflikte lösen können.<br />
Er muss wissen, wie Bindung funktioniert,<br />
wie Trauerarbeit zu leisten ist, wie Hoffnung,<br />
Motivation, Begeisterung und Engagement<br />
entstehen kann. Ohne Zugang<br />
zu <strong>de</strong>n seelischen Ressourcen bleiben<br />
Zufrie<strong>de</strong>nheit und Erfolg auf <strong>de</strong>r Strecke."<br />
Doch wie muss man sich die dazu notwendige<br />
mentale Fitness vorstellen? <strong>Als</strong><br />
einen kognitiv-emotionalen Zustand, <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r renommierte amerikanische Sportpsychologe<br />
Dr lames E. Loehr als „eine<br />
wohlausgewogene Mischung aus emotionaler<br />
Flexibilität, emotionalem Engagement,<br />
emotionaler Stärke und emotionaler<br />
Spannkraft bezeichnet. Dabei versteht<br />
Loehr<br />
• emotionale Flexibilität als Fähigkeit,<br />
sich auf Belastungen und Verän<strong>de</strong>rungen<br />
einstellen und in angespannten<br />
Situationen unverkrampft und<br />
ausgeglichen bleiben zu können;<br />
nicht aufzubrausen und im Bezug<br />
auf die anstehen<strong>de</strong>n Aufgaben und<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen eine positive Einstellung<br />
zu entwickeln und durchzuhalten.<br />
• emotionales Engagement als Fähigkeit,<br />
sich unter Druck und Unsicherheit<br />
eine geschmeidige, konzentrierte,<br />
langfristige Aspekte stets miteinbeziehen<strong>de</strong><br />
zielbezogene Handlungsfähigkeit<br />
zu bewahren und nicht in<br />
Schein- o<strong>de</strong>r kurzfristig Erfolge versprechen<strong>de</strong><br />
Aktivitäten auszuweichen<br />
o<strong>de</strong>r sogar gänzlich zu blockieren.<br />
• emotionale Stärke als Fähigkeit, im<br />
Kontakt mit an<strong>de</strong>ren unter arbeitsmäßiger,<br />
zeitlicher o<strong>de</strong>r sonstiger situativer<br />
Belastung <strong>de</strong>n Eindruck einer<br />
gewissen inneren Ruhe und Ausgeglichenheit<br />
zu vermitteln, anstatt eine<br />
Atmosphäre von Hektik, Frustration<br />
o<strong>de</strong>r gar Resignation zu verbreiten.<br />
• emotionale Spannkraft als Fähigkeit,<br />
vergebene Chancen, Enttäuschungen,<br />
Fehlschläge und Mlßerfolgserlebnisse<br />
als Lernsituationen zu<br />
begreifen und zu verarbeiten, <strong>de</strong>finitive<br />
Fehler als solche zu erkennen, zu<br />
ihnen zu stehen und sie beherzt zu<br />
korrigieren und sich so unbefangen<br />
anstehen<strong>de</strong>n Aufgaben, im Wege<br />
stehen<strong>de</strong>n Problemen und/o<strong>de</strong>r ins<br />
Auge gefassten Zielen zu widmen.<br />
Mentale Fitness ist für Loehr damit <strong>de</strong>r<br />
Ausdruck <strong>de</strong>s Vermögens eines Menschen<br />
* sich nicht impulsiv vom Moment mit<br />
seinen noch unverarbeiteten Eindrücken<br />
durch ein ständiges Wechselbad<br />
<strong>de</strong>r Gefühle ziehen, verunsichern<br />
und zu unausgereiften Äußerungen,<br />
Entscheidungen und Handlungen<br />
verieiten zu lassen;<br />
* sich sowohl von fixierten persönlichen<br />
als auch in seiner Umgebungskultur<br />
verankerten o<strong>de</strong>r zeitgeistig<br />
verfestigten Denk- und Verhaltensmustern<br />
befreien und von bewährten<br />
Erfolgspfa<strong>de</strong>n lösen zu können<br />
und sich aufgrund <strong>de</strong>ssen auf neue<br />
Gegebenheiten unvoreingenommen<br />
einstellen und an <strong>de</strong>ren Bewältigung<br />
arbeiten zu können;<br />
* in <strong>de</strong>r Lage zu sein, sich unter verän<strong>de</strong>rten<br />
Umstän<strong>de</strong>n (s)einem Ziel auf<br />
ungewohnten beziehungsweise einer<br />
Kombination von sich ergänzen<strong>de</strong>n<br />
alten und neuen Wegen nähern zu<br />
können;<br />
* in <strong>de</strong>r Situation über <strong>de</strong>r Situation zu<br />
stehen und sich so ungeachtet <strong>de</strong>r<br />
Rahmenbedingungen ten<strong>de</strong>nziell<br />
inneriich frei, (welt-)offen und konzentriert<br />
an seiner oberen Leistungsgrenze<br />
bewegen zu können.<br />
Wie erwirbt man dieses Vermögen?<br />
Dr. Hans Eberspächer, Psychologieprofessor<br />
an <strong>de</strong>r Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />
und anerkannter Fachmann für Fragen<br />
<strong>de</strong>r Bewußtseinssteuerung und Stressbewältigung<br />
und <strong>de</strong>r Beratung und mentalen<br />
Betreuung von Hochleistungssportlern<br />
und Leistungsträgern, nennt als<br />
wesentliche Schritte zum Aufbau<br />
mentaler Kompetenz:<br />
• Selbstgesprächsregulation: Selbst<br />
gespräche und Han<strong>de</strong>ln sind nicht<br />
voneinan<strong>de</strong>r zu trennen. Die Intensität<br />
von Selbstgesprächen nimmt mit<br />
<strong>de</strong>r eriebten Beanspruchung zu. Diese<br />
Erkenntnis ist wichtig für das<br />
Selbstmanagement. Weniger Erfolgreiche<br />
thematisieren dabei überwiegend<br />
Selbstzweifel. Die Erfolgreichen<br />
bauen sich mit zuversichtlichen Gedanken<br />
auf. Erfolgreiche fokussieren<br />
sich in ihren Selbstgesprächen auf<br />
ihre Aufgabe.<br />
• Vorstellungsregulation: Die Vorstellung<br />
beeinflusst das, was wir nachfolgend<br />
erieben und erfahren. Sie<br />
wirkt sich auf unser Han<strong>de</strong>ln, Können,<br />
Auftreten aus. Und damit auch<br />
auf das Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r Menschen, mit<br />
<strong>de</strong>nen wir in <strong>de</strong>r Situation zu tun<br />
haben. Vorstellungen verstan<strong>de</strong>n als<br />
vorweggenommene interne Repräsentationen<br />
von Wirklichkeit sind<br />
somit wichtige Prüf- und Führungsgrößen<br />
für unser Han<strong>de</strong>ln.<br />
• Aufmerksamkeitsregulation: Wir<br />
leben jetzt, müssen aber stets an<br />
morgen <strong>de</strong>nken. Heute noch stärker<br />
als früher. Weniger das, was jetzt im<br />
Moment zu bewältigen ist, son<strong>de</strong>rn<br />
das, was kommen könnte, nimmt<br />
unsere Aufmerksamkeit gefangen.<br />
• Regeneration: Wie Menschen heute<br />
unter Anspannung, Druck und Verunsicherung<br />
lei<strong>de</strong>n, ist bekannt. Die<br />
Lösung liegt aber sicher nicht in <strong>de</strong>r<br />
berühmten gol<strong>de</strong>nen Mitte, die viel<br />
von <strong>de</strong>r Spannung wegnehmen und<br />
bei <strong>de</strong>r Entspanntheit ein bißchen<br />
draufsatteln wür<strong>de</strong>, bis bei<strong>de</strong><br />
Spannungslinien sich in <strong>de</strong>r Mitte<br />
treffen. Es entstün<strong>de</strong> vielleicht eine<br />
gera<strong>de</strong> Linie. Lebensvorgänge beschreiben<br />
Wellenbewegungen<br />
zwischen Spannung und Entspannung.<br />
•<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
11 G<br />
539
Controller magazin 6/02 - Christian Schnei<strong>de</strong>r<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
23 37 F V<br />
CONTROLLING VON<br />
WORKING CAPITAL BEI<br />
LOGISTIKDIENSTLEISTERN<br />
von Christian Schnei<strong>de</strong>r, Essen<br />
Dr. Christian Schnei<strong>de</strong>r, Controller im Head<br />
Office, Schenker AG, Alfredstraße 81,<br />
D-45130 Essen<br />
Mail: christian.schnei<strong>de</strong>r@schenker.com<br />
Vorbemerkungen<br />
Knappheitserscheinungen sowie die in<br />
marktwirtschaftlich organisierten Systemen<br />
zentrale Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Erfolgszieles<br />
zwingen das Management zu einer<br />
rentabilitätsorientierten Steuerung aller<br />
Aktivitäten. Das Rentabilitätsstreben<br />
wird <strong>de</strong>shalb üblicherweise als vorrangiges<br />
betriebswirtschaftliches Ziel angesehen.<br />
Die Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r Liquidität,<br />
also die Eigenschaft von Wirtschaftssubjekten,<br />
ihren Zahlungsverpflichtungen<br />
je<strong>de</strong>rzeit nachzukommen,<br />
ist hingegen strikte Nebenbedingung <strong>de</strong>s<br />
Rentabilitätsstrebens, <strong>de</strong>ren Nichterfüllung<br />
zum sofortigen Ausschei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens aus <strong>de</strong>m Wirtschaftsprozess<br />
führt. Das Controlling bzw.<br />
Management von Working Capital bietet<br />
einen Hebel zur Beeinflussung sowohl<br />
von Rentabilität als auch von Liquidität.<br />
Entsprechend eignet es sich in<br />
beson<strong>de</strong>rem Maße als Controlling- und<br />
Steuerungsinstrument.<br />
Das Working Capital, Net Working Capital<br />
o<strong>de</strong>r Nettoumlaufvermögen o<strong>de</strong>r<br />
Betriebsvermögen, wie es auch bezeichnet<br />
wird, ist als Umlaufvermögen abzüglich<br />
aller nicht verzinslichen Verbindlichkeiten<br />
<strong>de</strong>finiert. Es lässt sich<br />
dadurch ermitteln, dass man Vorräte,<br />
For<strong>de</strong>rungen aus Lieferungen und Leistungen<br />
sowie sonstige For<strong>de</strong>rungen und<br />
Vermögensgegenstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Umlaufvermögens<br />
addiert und davon Verbindlichkeiten<br />
aus Lieferungen und Leistungen,<br />
kurzfristige Rückstellungen und sonstige<br />
unverzinsliche Verbindlichkeiten subtrahiert.<br />
Das (Net) Working Capital wird<br />
damit als <strong>de</strong>r Teil <strong>de</strong>s Umlaufvermögens<br />
<strong>de</strong>finiert, <strong>de</strong>r durch verzinsliches<br />
Kapital finanziert wer<strong>de</strong>n muss. In Ab<br />
hängigkeit von <strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>r Kapitalbindung<br />
lässt sich permanentes und fluktuieren<strong>de</strong>s<br />
Working Capital unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Letzteres ist Folge von Umsatzspitzen.<br />
+ Vorräte<br />
+ For<strong>de</strong>rungen aus Lieferungen und<br />
Leistungen<br />
-I- sonstige For<strong>de</strong>rungen / unverzinsliche<br />
Vermögensgegenstän<strong>de</strong> / aktive<br />
Rechnungsabgrenzungsposten<br />
- kurzfristige Rückstellungen<br />
- Verbindlichkeiten aus Lieferungen<br />
und Leistungen<br />
- sonstige unverzinsliche Verbindlichkeiten<br />
/ passive Rechnungsabgrenzungsposten<br />
= Working Capital<br />
Abb. 1: Definition Working Capital<br />
Steuerungsrelevanz <strong>de</strong>s Working<br />
Capital<br />
Working-Capital-Management kann <strong>de</strong>n<br />
Cash Flow eines Unternehmens erhöhen,<br />
und zwar durch Freisetzung von Kapital,<br />
das im Umlaufvermögen gebun<strong>de</strong>n ist.<br />
So wirkt eine Verringerung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen<br />
aus Lieferungen und Leistungen<br />
durch Verkürzung <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungslaufzeiten<br />
unmittelbar Cash Flow- und<br />
liquiditätserhöhend. Da es aus ökonomischer<br />
Sicht unsinnig ist, die aus <strong>de</strong>r schnelleren<br />
For<strong>de</strong>rungsliquidation generierten<br />
Mittel als Kasse zu halten, können entwe<strong>de</strong>r<br />
verzinsliche Verbindlichkeiten abgebaut<br />
o<strong>de</strong>r diese Mittel zinsbringend<br />
angelegt wer<strong>de</strong>n. Zwangsläufig ergibt sich<br />
damit eine Verbesserung von Finanzergebnis,<br />
Betriebsergebnis und Jahresüberschuss.<br />
Working-Capital-Management<br />
optimiert somit nicht nur die Liquidität,<br />
son<strong>de</strong>rn verbessert auch die Rentabilität.<br />
Der gleiche Effekt tritt im Übrigen<br />
bei einer Verringerung <strong>de</strong>r Vorratshaltung<br />
bzw. einer Erhöhung <strong>de</strong>s Vorratsumschlages<br />
ein.<br />
Eine Erhöhung <strong>de</strong>s Bestan<strong>de</strong>s an Verbindlichkeiten<br />
aus Lieferungen und Leistungen<br />
durch Prolongation <strong>de</strong>r<br />
Zahlungsdauer verringert das Nettoumlaufvermögen<br />
dadurch, dass ein<br />
größerer Teil <strong>de</strong>s Umlaufvermögens zinsfrei<br />
finanziert wer<strong>de</strong>n kann. Auch dies<br />
hat positiven Einfluss auf Rentabilität<br />
und Liquidität. Letztendlich erhöht aktives<br />
Working-Capital-Management die<br />
finanzielle Unabhängigkeit einer Unternehmung<br />
und damit die Kreditfähigkeit<br />
und reduziert <strong>de</strong>n Kapitalbedarf. Dies<br />
kann auch dazu beitragen, dass zusätzliche<br />
Investitionen realisiert wer<strong>de</strong>n<br />
können, die an<strong>de</strong>rnfalls unterblieben<br />
wären.<br />
540
Controller magazin 6/02<br />
WORKING-CAPITAL-MANAGEMENT<br />
For<strong>de</strong>rungsmanagement<br />
igeaing <strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsbestan<strong>de</strong>s<br />
ihung <strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsumschlages<br />
Management<br />
<strong>de</strong>r<br />
Vorratshaltung<br />
•Verringerung <strong>de</strong>r Vorratshaltung<br />
•<br />
Management<br />
<strong>de</strong>r Verbindlichkeiten<br />
•Erhöhung <strong>de</strong>r Verbindlichkeiten<br />
•Verlängemng <strong>de</strong>r Zahlungsziele<br />
•Erhöhung <strong>de</strong>s Lagerumschlages<br />
Neben <strong>de</strong>r direkten Wirkung <strong>de</strong>s Working-<br />
Capital-Managements auf Liquidität und<br />
Rentabihtät sind auch die Effekte auf<br />
wertorientierte Kennzahlen, also auf<br />
Kennzahlen, die <strong>de</strong>n Sharehol<strong>de</strong>r-Value<br />
im Fokus haben, nicht außer acht zu<br />
lassen. Wertorientierte Steuerungskonzepte<br />
sehen im Grundsatz vor, dass<br />
die Kosten für das eingesetzte Kapital<br />
bei <strong>de</strong>r Erfolgsmessung berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n. Im Unterschied zu traditionellen<br />
Erfolgsgrößen wie <strong>de</strong>m Gewinn o<strong>de</strong>r Umsatzwachstum<br />
berücksichtigen diese<br />
Konzepte also die Vermögensproduktivität'<br />
. Ein niedriger Vermögenswert<br />
in Form von Working Capital in Relation<br />
zum Umsatz, Cash Flow, Betriebsergebnis<br />
o<strong>de</strong>r lahresüberschuss trägt unmittelbar<br />
dazu bei, <strong>de</strong>n Sharehol<strong>de</strong>r-<br />
Value zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund<br />
kommt <strong>de</strong>m Working Capital eine<br />
hohe Steuerungsrelevanz im Rahmen von<br />
Konzepten zur wertorientierten Unternehmensführung<br />
zu.<br />
Für Logistikdienstleister^ ergibt sich die<br />
beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Working-Capital-Management<br />
daraus, dass nahezu<br />
zwei Drittel <strong>de</strong>s Vermögens im Umlaufvermögen<br />
gebun<strong>de</strong>n sind. Letzteres besteht<br />
fast vollständig aus For<strong>de</strong>rungen<br />
aus Lieferungen und Leistungen, wohingegen<br />
Vorräte nur einen geringen Bruchteil<br />
<strong>de</strong>s Umlaufvermögens, im Regelfall<br />
<strong>de</strong>utlich unter 1 %, abbil<strong>de</strong>n.^ Bestandteil<br />
eines aktiven Working-Capital-Mana-<br />
gement muss insofern in erster Linie die<br />
aktive Gestaltung und Beeinflussung <strong>de</strong>s<br />
Bestan<strong>de</strong>s an For<strong>de</strong>rungen und Verbindlichkeiten,<br />
also primär <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungsund<br />
Verbindlichkeitenlaufzeiten, sein. Die<br />
Optimierung <strong>de</strong>r Vorratshaltung beeinflusst<br />
das Working Capital aufgrund <strong>de</strong>s<br />
sehr geringen Vorratsvermögens nur<br />
unwesentlich und spielt so gut wie keine<br />
Rolle."<br />
For<strong>de</strong>rungsmanagement<br />
Der wichtigste Hebel zur Beeinflussung<br />
<strong>de</strong>s Working Capital bei Logistikdienstleistern<br />
besteht im aktiven For<strong>de</strong>rungsmanagement.<br />
Zu <strong>de</strong>n wesentlichen Bausteinen<br />
eines aktiven For<strong>de</strong>rungsmanagements<br />
zählen insbeson<strong>de</strong>re das<br />
Sicherstellen einer zeitnahen Fakturierung,<br />
die Festlegung unternehmensweit<br />
gültiger Finanz- und Kreditrichtlinien<br />
sowie die Vereinfachung und Beschleunigung<br />
<strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungsliquidation. Darüber<br />
hinaus ist es unabdingbar, hohe<br />
For<strong>de</strong>rungsbestän<strong>de</strong> als Folge langer<br />
Zahlungsziele ebenso wie hohe Kreditausfallrisiken<br />
von vorne herein zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Konkret heißt dies, kurze Zahlungsziele<br />
mit geringen Ausfallrisiken zu<br />
vereinbaren. Hierzu zählen Vorauskasse,<br />
Zahlung bei Aushändigung <strong>de</strong>r Dokumente/Ware<br />
(CAD = cash against<br />
documents/COD = cash on <strong>de</strong>livery),<br />
teils Vorauskasse/teils Ziel, Dokumen-<br />
ten- und Sichtakkreditive sowie<br />
Zahlungsziele von maximal 30 Tagen.<br />
Realisierbar sind <strong>de</strong>rartige Zielsetzungen<br />
nur, wenn <strong>de</strong>m Vertrieb die Folgen langer<br />
Zahlungsziele und hoher Kreditausfallrisiken<br />
bewusst sind und das<br />
Vergütungssystem möglichst von Umsätzen<br />
auf vereinnahmte For<strong>de</strong>rungen<br />
umgestellt wird. Um hohe Kreditausfallrisiken<br />
bereits vor Vertragsschluss auszuschließen,<br />
sollten <strong>de</strong>m Vertrieb außer<strong>de</strong>m<br />
Informationen über die Kreditwürdigkeit<br />
bestehen<strong>de</strong>r und potentieller Kun<strong>de</strong>n<br />
möglichst in standardisierter Form<br />
über geeignete IT-Systeme zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Die Grundlagen für ein erfolgreiches Inkasso<br />
wer<strong>de</strong>n bereits bei <strong>de</strong>r Offert- und<br />
Rechnungstellung geschaffen. Hier ist<br />
insbeson<strong>de</strong>re darauf zu achten, dass Fakturen<br />
sauber, also maschinell, erstellt<br />
sowie inhaltlich und rechnerisch korrekt<br />
sind. Es müssen vollständige Angaben<br />
über die Bezahlung, nämlich wohin (Bankverbindung),<br />
wieviel, welche Währung,<br />
welche Zahlungsart und wann fällig,<br />
enthalten sein. Hilfreich für die Rechnungslegung<br />
sind ferner einfache und<br />
vor allem transparente Preis- und Tarifstrukturen,<br />
<strong>de</strong>ren Einhaltung leicht kontrollierbar<br />
ist.<br />
Unerlässlicher Baustein eines aktiven<br />
For<strong>de</strong>rungsmanagements ist auch eine<br />
umgehen<strong>de</strong> Fakturierung von Leistungen<br />
541
Controller magazin 6/02 - Christian Schnei<strong>de</strong>r<br />
durch die Verlcehrsabteilungen. Da<br />
Zahlungsziele erst mit Rechnungserstellung<br />
zu laufen beginnen, wird durch eine<br />
verspätete Abrechnung wertvolle Zeit<br />
verschenkt. Es besteht mithin sogar die<br />
Gefahr, dass die Fakturierung gänzlich<br />
übersehen wird. Daher ist es notwendig,<br />
eine permanente Kontrolle nicht fakturierter<br />
Leistungen vorzunehmen. Dies<br />
kann mittels Ausdruck entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Listen erfolgen. Dabei ist es empfehlenswert,<br />
auch die Grün<strong>de</strong> für die<br />
Nichtfakturierung zu dokumentieren und<br />
zentral auszuwerten.<br />
Bei <strong>de</strong>r Formulierung einheitlicher Finanzund<br />
Kreditrichtlinien geht es vor allem<br />
darum, exakt <strong>de</strong>finierte iVlin<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen<br />
festzulegen, die konzernweit eingehalten<br />
wer<strong>de</strong>n müssen. Darüber hinaus<br />
bleibt es je<strong>de</strong>r Gesellschaft übedassen,<br />
zusätzliche, enger gefasste Kontrollmechanismen<br />
anzuwen<strong>de</strong>n. Zu diesen<br />
Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen zählt in je<strong>de</strong>m Fall<br />
die regelmäßie Erzeugung von sogenannten<br />
Altersstrukturlisten (Aging<br />
Listen), die auf Einzelpostenebene Überfälligkeiten<br />
(>30,60,90,120,180,360<br />
Tage) aufzeigen. Dabei ist die Überwachung<br />
<strong>de</strong>r Kreditziele keinesfalls als<br />
alleinige Aufgabe <strong>de</strong>r Buchhaltung anzusehen,<br />
son<strong>de</strong>rn als Zusammenspiel von<br />
Buchhaltung und operativen Abteilungen.<br />
Für die Verkehrsabteilungen muss<br />
also gelten: Ein Geschäft ist keineswegs<br />
mit <strong>de</strong>r Fakturierung abgeschlossen. Vielmehr<br />
ist es erst dann als erledigt anzusehen,<br />
wenn die daraus entstan<strong>de</strong>ne For<strong>de</strong>rung<br />
eingegangen ist. Ebenso zu regeln<br />
sind Form und Verfahrensweise <strong>de</strong>r<br />
Kreditgewährung. Dazu zählen beispielsweise<br />
Kriterien, die für die<br />
Kreditwürdigkeitsprüfungherangezogen<br />
wer<strong>de</strong>n, Kompetenzen bei <strong>de</strong>r Genehmigung<br />
von Kreditlimiten, maximale<br />
Laufzeiten von Kreditlimiten sowie <strong>de</strong>ren<br />
Überwachung. Gleichfalls regelungsbedürftig<br />
sind Art und Vedauf <strong>de</strong>r Durchführung<br />
<strong>de</strong>s Mahn- und Inkassoverfahrens.<br />
Hier geht es beispielsweise<br />
um die Wahl zwischen <strong>de</strong>m Versand von<br />
Kontoauszügen und/o<strong>de</strong>r einem herkömmlichen<br />
Mahnverfahren.<br />
Um Zahlungsausfälle zu vermei<strong>de</strong>n, ist<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r Vereinbarung <strong>de</strong>r Konditionen<br />
darauf zu achten, angemessene<br />
Sicherheiten zu erhalten. Dazu zählen<br />
insbeson<strong>de</strong>re Bankbürgschaften, Bürgschaften<br />
und Patronatserklärung von<br />
Holding/Muttergesellschaften sowie <strong>de</strong>r<br />
Abschluss einer Warenkreditversicherung.<br />
Die Versicherung <strong>de</strong>s Debitorenausfallrisikos<br />
ist immer dann angezeigt, wenn<br />
an<strong>de</strong>re, kostengünstigere Absicherungen<br />
von For<strong>de</strong>rungen nicht möglich sind und<br />
sich <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> in einem Land befin<strong>de</strong>t,<br />
für welches die Kreditversicherer Risiko<strong>de</strong>ckungen<br />
übernehmen.<br />
Aus organisatorischer Sicht erfor<strong>de</strong>rt ein<br />
funktionsfähiges und effizientes<br />
For<strong>de</strong>rungsmanagement außer<strong>de</strong>m das<br />
Vorhan<strong>de</strong>nsein einer geeigneten IT Struktur<br />
mit Schnittstellen zwischen Finanzbuchhaltung<br />
und operativen ITSystemen<br />
sowie eine geregelte und gut funktionieren<strong>de</strong><br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
Verkehrsabteilungen und Controlling.<br />
Erheblichen Einfluss auf <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungsbestand<br />
hat auch die Form <strong>de</strong>s Zahlungseingangs.<br />
Die Prüfung eines eingegangenen<br />
Schecks, <strong>de</strong>r Versand zur Bank und<br />
die Gutschrift auf <strong>de</strong>m Konto führen zu<br />
einer längeren Bearbeitungszeit und höheren<br />
Bankspesen, bis die For<strong>de</strong>rung ausgebucht<br />
wer<strong>de</strong>n kann, als zum Beispiel<br />
eine vom Kun<strong>de</strong>n eingeräumte Einzugsermächtigung.<br />
Entsprechend gilt es, zum<br />
einen die Scheckbearbeitung und -einreichung<br />
zu optimieren, zum an<strong>de</strong>ren<br />
möglichst viele Kun<strong>de</strong>n davon zu überzeugen,<br />
per Lastschriftverfahren zu bezahlen.<br />
Denkbar ist auch, durch eine Veräußerung<br />
<strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsbestan<strong>de</strong>s und gegebenenfalls<br />
durch eine Übertragung <strong>de</strong>r<br />
Debitorenbuchhaltung auf einen Factor<br />
gebun<strong>de</strong>nes Kapital schneller wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
betrieblichen Leistungsprozess zur Verfügung<br />
zu stellen. Allerdings verursacht<br />
eine solche Maßnahme ihrerseits Kosten,<br />
die durch <strong>de</strong>n Nutzen überkompensiert<br />
wer<strong>de</strong>n müssen, wenn sie <strong>de</strong>nn vorteilhaft<br />
sein soll.<br />
Im Ergebnis muss ein erfolgreiches<br />
For<strong>de</strong>rungsmanagement darauf hinauslaufen,<br />
hohe For<strong>de</strong>rungsbestän<strong>de</strong> von<br />
vorne herein zu vermei<strong>de</strong>n, organisatorische<br />
Voraussetzungen für eine rasche<br />
Fakturierung und ein effizientes Kreditmanagement<br />
zu schaffen und die Entstehung<br />
hoher Außenstän<strong>de</strong> ausreichend<br />
im Ziel- und Vergütungssystem zu berücksichtigen.<br />
Für ein international tätiges<br />
Logistikunternehmen erwachsen dabei<br />
beson<strong>de</strong>re Schwierigkeiten aus unterschiedlichen<br />
kulturellen und lan<strong>de</strong>stypischen<br />
Gepflogenheiten. So unterschei<strong>de</strong>n<br />
sich Zahlungsmodalitäten, Zahlungsziele<br />
und Zahlungsmoral mitunter recht<br />
<strong>de</strong>utlich. Zum Beispiel herrscht im amerikanischen<br />
Wirtschaft:sraum eine klare<br />
Präferenz zur Scheckzahlung vor In Japan<br />
ist es durchaus üblich, Zahlungsziele<br />
von 90 Tagen und mehr zu vereinbaren.<br />
In Italien hingegen wer<strong>de</strong>n vereinbarte<br />
Zahlungsziele nicht selten um mehr als<br />
das doppelte überschritten.<br />
For<strong>de</strong>rungsmanagement<br />
T<br />
Vertragsgestaltung<br />
Offert- & Rechnungserstellung<br />
Finanz- & Kreditrichtlinien<br />
For<strong>de</strong>rungsbearbeitung<br />
' Zahlungsmodalitäten<br />
• zeitnah<br />
- Festlegung von<br />
- Mahnwesen & Inkasso<br />
' Bonitätsprüfung<br />
• inhaltlich & rechnerisch<br />
Verfahrensabläufen<br />
korrekt<br />
- Kreditwürdigkeitsprüfung<br />
- Festlegung von<br />
Kontrollmechanismen<br />
Abb. 3: Komponenten <strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsmanagements<br />
542
Controller magazin 6/02<br />
Management von Verbindlichkeiten<br />
Ein weiterer Stellhebel zur Beeinflussung<br />
<strong>de</strong>s Working Capital besteht im Management<br />
von Verbindlichkeiten aus Lieferungen<br />
und Leistungen. Primär muss es<br />
dabei Zielsetzung sein, möglichst lange<br />
Zahlungsziele mit <strong>de</strong>n Lieferanten auszuhan<strong>de</strong>ln<br />
bzw. sich eine rasche Zahlung<br />
durch entsprechen<strong>de</strong> Skonti abgelten<br />
zu lassen. Inwiefern dies gelingen<br />
kann, hängt von <strong>de</strong>r eigenen Marktstellung<br />
und <strong>de</strong>r Wettbewerbsintensität ab.<br />
Betrachtet man <strong>de</strong>n Markt für Logistikdiens<strong>de</strong>istungen,<br />
bietet sich eine Marktsegmentierung<br />
nach <strong>de</strong>n Produktbereichen<br />
Luft- und Seeverkehre, Lagerung<br />
und Lagerlogistik sowie Landtransport<br />
an.'^<br />
Der Markt für Luftverkehrsdienstleistungen<br />
ist dadurch charakterisiert,<br />
dass nahezu alle Luft;verkehrsgesellschaften<br />
<strong>de</strong>r Internationalen Vereinigung für<br />
Luftverkehr (lATA) angeschlossen sind. Die<br />
lATA betreibt zur Vereinfachung <strong>de</strong>r Abrechnung<br />
zwischen Luft;verkehrsgesellschaften<br />
und Logistikdienstleistern in<br />
Europa sowie einigen außereuropäischen<br />
Län<strong>de</strong>rn ein eigenes Abrechnungssystem,<br />
das sogenannte Cargo Account<br />
formen sind aufgrund <strong>de</strong>r Marktmacht<br />
<strong>de</strong>r Fluggesellschaften meist nicht durchsetzbar<br />
Viele Fluggesellschaften verfangen<br />
zu<strong>de</strong>m eine Absicherung <strong>de</strong>r Außenstän<strong>de</strong><br />
über Bankbürgschaft;en.<br />
Für <strong>de</strong>n Produktbereich Seefracht ist es<br />
nahezu weltweit gängige Praxis, dass die<br />
Bezahlung <strong>de</strong>r Frachtrechnung per Verrechnungsscheck<br />
bzw. in bar zu erfolgen<br />
hat: Wird eine Sendung „prepaid" verla<strong>de</strong>n,<br />
zahlt also <strong>de</strong>r Versen<strong>de</strong>r die anfallen<strong>de</strong><br />
Seefracht, wird die Frachtrechnung<br />
im Regelfall im Verschifliingshafen nach<br />
Verladung und vor Übergabe <strong>de</strong>r Frachtdokumente<br />
(Bill of Lading) beglichen. Wird<br />
die Fracht dagegen „collect" verla<strong>de</strong>n,<br />
zahlt also <strong>de</strong>r Empfänger die Fracht, muss<br />
die Frachtrechnung erst bei Übernahme<br />
<strong>de</strong>r Container im Bestimmungshafen<br />
bezahlt wer<strong>de</strong>n. Da in bei<strong>de</strong>n Fällen die<br />
Möglichkeit zur Einflussnahme auf<br />
Zahlungsziele weitgehend fehlt, versuchen<br />
Logistikdienstieister, mit ihren<br />
„Haus-Ree<strong>de</strong>reien" Son<strong>de</strong>rvereinbarungen<br />
zu treffen. Diese Vereinbarungen<br />
sehen meist Zahlungsziele zwischen<br />
sieben und 30 Tagen bei „freight collect"<br />
und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Zahlungseinzug per<br />
Lastschriftverfahren vor.<br />
damit existenzgefähr<strong>de</strong>nd sein. Mitunterwer<strong>de</strong>n<br />
dadurch bestehen<strong>de</strong> Lieferbeziehungen<br />
aufs Spiel gesetzt. Dies<br />
schränkt die Möglichkeit zur Überschreitung<br />
vereinbarter Zahlungsziele und/<br />
o<strong>de</strong>r zur Prolongation von Zahlungszielen<br />
bei diesem Kreis von unternehmen ebenfalls<br />
<strong>de</strong>utlich ein.<br />
Ohnehin steht die Frage <strong>de</strong>r Überschreitung<br />
von Zahlungszielen immer im<br />
Spannungsfeld zwischen Minimierung<br />
<strong>de</strong>s Working Capitals auf <strong>de</strong>r einen und<br />
Erhaltung guter Lieferantenbeziehungen<br />
auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite.<br />
Schlimmstenfalls wird eine Verringerung<br />
<strong>de</strong>s Working Capitals nämlich mit einer<br />
Einschränkung bei Service und<br />
Dienstleistungsqualität bei <strong>de</strong>n Lieferanten<br />
erkauft. Darüber hinaus ist auch abzuwägen,<br />
ob nicht zu Gunsten <strong>de</strong>r Inanspruchnahme<br />
von Skonti auf die Ausnutzung<br />
bzw. die Überschreitung von<br />
Zahlungszielen verzichtet wer<strong>de</strong>n sollte.<br />
Will man sich jedoch die Möglichkeit zur<br />
aktiven Steuerung <strong>de</strong>s Zahlungsvorganges<br />
offenhalten, ist in je<strong>de</strong>m Fall darauf zu<br />
achten, die Auslösung <strong>de</strong>s Zahlungsvorganges<br />
selbst in <strong>de</strong>r Hand zu haben. Das<br />
Lastschriftverfahren schei<strong>de</strong>t damit aus.<br />
Management von<br />
von Verbindlichkeiten<br />
T<br />
i<br />
L<br />
T<br />
Vertragsgestaltung<br />
Rechnungsprüfung<br />
Finanzrichtlinien<br />
Rechnungsbearbeitung<br />
• Zahlungsziele<br />
• Zahlungsform /-weise<br />
- zeitnah - Festlegung von<br />
- inhaltlich & rechnerisch Verfahrensabläufen<br />
korrekt<br />
- Festlegung von<br />
- Leistungseingangskontro Kontrollmechanismen<br />
- Überwachung von Reklamationen<br />
- Kontierung<br />
- Verbuchung<br />
Abb. 4: Komponenten <strong>de</strong>s Managements von Verbindlichkeiten<br />
Settlement System (GASS). Dieses sieht<br />
<strong>de</strong>n automatischen For<strong>de</strong>rungseinzug per<br />
Lastschriftverfahren einmal im Monat vor<br />
Dadurch fehlt die Möglichkeit zur<br />
Einflussnahme auf Zahlungsziele vollständig.<br />
In Län<strong>de</strong>rn, in <strong>de</strong>nen das CASS-System<br />
nicht existiert bzw. mit Carriern, die<br />
nicht <strong>de</strong>m CASS-System angeschlossen<br />
sind, ist die monatliche o<strong>de</strong>r vierzehntägige<br />
Sammelrechnung und Zahlung per<br />
Scheck die übliche Zahlungsform. Längere<br />
Zahlungsziele und an<strong>de</strong>re Zahlungs-<br />
Im Produktbereich Lagerung/Lagerlogistik<br />
sowie Landverkehre steht man<br />
als Logistikdienstleister häufig einer Vielzahl<br />
von kleinen Anbietern mit geringer<br />
Marktmacht gegenüber Entsprechend<br />
lassen sich gegenüber Fuhrunternehmern<br />
und Anbietern von Lager- und<br />
ümschlagleistungen lange Zahlungsziele<br />
eher durchsetzen. Allerdings können<br />
lange Zahlungsziele bzw. eine <strong>de</strong>utliche<br />
Zahlungszielüberschreitung für<br />
diese Unternehmen liquiditäts- und<br />
Es birgt auch die Gefahr, dass fälschlicherweise<br />
Belastungen erfolgen und erfor<strong>de</strong>rt<br />
einen hohen Kontrollaufwand. Auch Zahlungen<br />
per Scheck sind <strong>de</strong>m Überweisungsverfahren<br />
unterlegen, weil <strong>de</strong>r<br />
Tag <strong>de</strong>r Scheckeinreichung und damit <strong>de</strong>r<br />
1
Controller magazin 6/02 - Christian Schnei<strong>de</strong>r<br />
Für ein effizientes Management von Verbindlichkeiten<br />
gilt es ferner sicherzustellen,<br />
dass je<strong>de</strong>rzeit eine vollständige Übersicht<br />
über die Höhe und die Fälligkeit<br />
aller Verbindlichkeiten besteht. Dies erfor<strong>de</strong>rt<br />
eine zeitnahe Verbuchung sämtlicher<br />
eingehen<strong>de</strong>r Rechnungen. Die Verbuchung<br />
auf <strong>de</strong>m Kreditoren-Konto darf<br />
jedoch erst erfolgen, nach<strong>de</strong>m die Rechnung<br />
von <strong>de</strong>r zuständigen Verkehrsabteilung<br />
sachlich und rechnerisch geprüft<br />
und abgezeichnet wur<strong>de</strong>. Die Rechnungsprüfung<br />
muss <strong>de</strong>n Abgleich mit <strong>de</strong>r Auftragserteilung,<br />
die Eingangskontrolle <strong>de</strong>r<br />
Leistung sowie die Überwachung von<br />
eventuellen Reklamationen beinhalten.<br />
Außer<strong>de</strong>m hat in <strong>de</strong>r Verkehrsabteilung<br />
die Kontierung <strong>de</strong>r Kostenstelle und gegebenenfalls<br />
<strong>de</strong>r Leistungsart zu erfolgen.<br />
Ferner muss durch geeignete Kontrollmechanismen<br />
sichergestellt wer<strong>de</strong>n,<br />
dass Doppelbuchungen und damit<br />
Doppelzahlungen ausgeschlossen sind.<br />
Dies setzt eine gut funktionieren<strong>de</strong> Zusammenarbeit<br />
zwischen operativ tätigen<br />
Abteilungen und <strong>de</strong>r Buchhaltung voraus.<br />
Im Ergebnis sollte das Management von<br />
Verbindlichkeiten im Inhalt haben, möglichst<br />
lange Zahlungsziele mit Lieferanten<br />
sowie eine Zahlungsweise zu vereinbaren,<br />
bei <strong>de</strong>r die Zahlung selbst<br />
ausgelöst wer<strong>de</strong>n kann. Der Einfluss<br />
nähme auf Zahlungsziele sind jedoch infolge<br />
institutioneller Gegebenheiten und<br />
Marktstrukturen enge Grenzen gesetzt.<br />
Entsprechend muss <strong>de</strong>r Focus eines aktiven<br />
Managements von Verbindlichkeiten<br />
primär daraufliegen, für ein funktionieren<strong>de</strong>s<br />
Zusammenspiel Verkehrsabteilungen,<br />
Buchhaltung und Controlling<br />
zu sorgen. Nur so lässt sich nämlich<br />
gewährleisten, dass je<strong>de</strong>rzeit ein<br />
Überblick über die Höhe und Fälligkeit<br />
von Verbindlichkeiten existiert sowie<br />
Doppelzahlungen und Falschbuchungen<br />
vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Performance Measurement<br />
Um <strong>de</strong>n Ist-Zustand, Verän<strong>de</strong>rungen im<br />
Zeitablauf und die Effizienz <strong>de</strong>s betrieblichen<br />
Working-Capital-Managements zu<br />
messen und zu beurteilen, sind entsprechen<strong>de</strong><br />
Kennzahlen zur Perfor<br />
mance unedässlich. Dazu zählen die Days<br />
Sales Outstanding (DSO) bzw. die<br />
Debitorenlaufzeit, die das von <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />
durchschnittlich in Anspruch genommene<br />
Zahlungsziel aufzeigt. Sie beschreibt<br />
die durchschnittliche Bindung<br />
<strong>de</strong>r Umsätze als For<strong>de</strong>rungen. Das<br />
Kun<strong>de</strong>nziel ist dabei durch die Wertangabe<br />
in Tagen wesentlich aussagekräftiger<br />
als die reziproke Kennzahl For<strong>de</strong>rungsumschlaghäufigkeit,<br />
weil sie einen direkten<br />
Vergleich mit <strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n vorgegebenen<br />
Zahlungszielen und Skontofristen<br />
ermöglicht.<br />
Während die Umsatzerlöse <strong>de</strong>r Gewinnund<br />
Veriustrechnung entstammen, also<br />
eine zeitraumbezogene Größe darstellen,<br />
wer<strong>de</strong>n die For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Bilanz bzw.<br />
<strong>de</strong>m Bilanzkonto als Stichtagswert entnommen.<br />
Die For<strong>de</strong>rungslaufzeit kombiniert<br />
<strong>de</strong>mnach die Bestandsgrößen <strong>de</strong>r<br />
Bilanz mit <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungsgrößen <strong>de</strong>r<br />
Gewinn- und Veriustrechnung. Bei unterjähriger<br />
Analyse <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungslaufzeiten<br />
muss <strong>de</strong>shalb durch Hochrechnung<br />
<strong>de</strong>r Eriöse auf ein Gesamtjahr eine<br />
Vergleichbarkeit mit <strong>de</strong>r Bestandsgröße<br />
For<strong>de</strong>rungen erreicht wer<strong>de</strong>n.'<br />
Neben <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nziel gilt es auch, die<br />
Days Payables Outstanding (DPO) bzw.<br />
die Kreditorenlaufzeit im Auge zu behalten.<br />
Sie gibt an, wie lange das Unternehmen<br />
Kredit bei seinen Lieferanten in Anspruch<br />
nimmt. <strong>Als</strong> Quotient aus Verbindlichkeiten<br />
aus Lieferungen und Leistungen<br />
und Fremdleistungen beschreiben<br />
die Days Payables Outstanding damit<br />
das Zahlungsverhalten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
an seine Zulieferer und Dienstleister<br />
und ermitteln die durchschnittliche<br />
Zeitspanne zwischen Rechnungseingang<br />
und Bezahlung. Bei unterjähriger Ermittlung<br />
<strong>de</strong>r Kreditorenlaufzeit muss ebenfalls<br />
eine Hochrechnung <strong>de</strong>r Fremdleistungen<br />
auf ein Gesamtjahr erfolgen.<br />
Ein wichtiger Indikator für das Zahlungsausfallrisiko<br />
ist die sogenannte Overdue<br />
Rate. Sie zeigt <strong>de</strong>n Anteil überfälliger For<strong>de</strong>rungen<br />
am Gesamtfor<strong>de</strong>rungsbestand<br />
an und sollte günstigstenfalls gestaffelt<br />
nach <strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>s Zahlungsverzugs<br />
ausgewiesen wer<strong>de</strong>n. Überdies ist es<br />
zweckmäßig, die sogenannte Bad Debt<br />
Rate bzw. For<strong>de</strong>rungsausfallrate zu ermitteln.<br />
Dabei wer<strong>de</strong>n die For<strong>de</strong>rungsausfälle<br />
ins Verhältnis zum Umsatz gesetzt.<br />
Eine hohe For<strong>de</strong>rungsausfallrate<br />
ist ein Indiz für ein ineffizientes<br />
For<strong>de</strong>rungsmanagement. Die durchschnittliche<br />
Dauer <strong>de</strong>r Kapitalbindung im<br />
Vorratsvermögen lässt sich mittels <strong>de</strong>r<br />
Kennzahlen Lagerdauer und Lagerumschlag<br />
verfolgen. Zur Ermittlung <strong>de</strong>r<br />
Lagerumschlagshäufigkeit wird <strong>de</strong>r Materialaufwand<br />
ins Verhältnis zum durchschnittlichen<br />
Vorratsvermögen gesetzt.<br />
Die durchschnittliche Lagerdauer ergibt<br />
sich schließlich, in<strong>de</strong>m die Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Tage durch die Lagerumschlaghäufigkeit<br />
dividiert wird.<br />
Setzt man das Working Capital ins Verhältnis<br />
zum Umsatz, erhält man<br />
Aufschluss über die Working-Capital-<br />
Intensität. Sie gibt an, wieviel zusätzliches<br />
Working Capital bei einer Umsatzsteigerung<br />
durchschnittlich gebun<strong>de</strong>n<br />
wird. Der reziproke Wert dieser Kennzahl<br />
zeigt an, wie häufig das Working Capital<br />
durchschnittlich umgeschlagen wird und<br />
ist ein Indikator für die Produktivität <strong>de</strong>s<br />
Kapitaleinsatzes. Die Days of Working<br />
Capital geben dagegen an, wie viele Tage<br />
Umsatz vorfinanziert wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Ein negativer Wert be<strong>de</strong>utet, dass aus<br />
<strong>de</strong>m Umsatzprozess mehr liqui<strong>de</strong> Mittel<br />
generiert wer<strong>de</strong>n, als zur Finanzierung<br />
<strong>de</strong>r Vorratshaltung und <strong>de</strong>r Bezahlung<br />
von Verbindlichkeiten aus Lieferungen<br />
und Leistungen kurzfristig benötigt wer<strong>de</strong>n.^<br />
Ein Indikator dafür, wie schnell es<br />
gelingt, im Rahmen <strong>de</strong>s Umsatzprozesses<br />
liqui<strong>de</strong> Mittel zu generieren, ist die sogenannte<br />
Cash Efficiency Ratio. Sie wird<br />
ermittelt, in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Cash Flow aus laufen<strong>de</strong>r<br />
Geschäftstätigkeit^ ins Verhältnis<br />
zum Umsatz gesetzt wird.<br />
Einzelne Kennzahlen sind per se jedoch<br />
meist wenig aussagefähig. An Aussagekraft<br />
gewinnen sie erst dann, wenn sie zu<br />
einem Kennzahlensystem verdichtet<br />
und/o<strong>de</strong>r ein Vergleich mit<br />
Vergangenheits- o<strong>de</strong>r Planwerten bzw.<br />
mit an<strong>de</strong>ren Unternehmen vorgenommen<br />
wird. Verän<strong>de</strong>rungen im Zeitablauf<br />
bzw. Abweichungen von Sollwerten o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>m Wettbewerb können bei einem differenzierten<br />
Kennzahlensystem erste<br />
Anhaltspunkte für Ursachen von Abweichungen<br />
bzw. Unterschie<strong>de</strong>n aufzeigen.<br />
Sie dienen damit als Basis für die Durchführung<br />
von Benchmarkingaktivitäten,<br />
bei <strong>de</strong>nen es vornehmlich darum geht,<br />
Rationalisierungspotenziale zu erkennen,<br />
um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.<br />
Resümee und Ausblick<br />
Working-Capital-Management ist ein<br />
wichtiges Instrument zur Steuerung von<br />
Rentabilität und Liquidität sowie zur<br />
Erhöhung <strong>de</strong>s Sharehol<strong>de</strong>r-Value. Es<br />
beinhaltet bei Logistikdienstleistern in<br />
544
Controller magazin 6/02<br />
Days Sales Outstanding (Debltorenlaufzelt) =<br />
Debltorenumschlag =<br />
Days Payables Outstanding (Kreditorenlaufzeit) =<br />
Kreditorenumschlag =<br />
Overdue Rate (überfällige For<strong>de</strong>rungen) =<br />
Bad Debt Rate =<br />
Vorratsumschlag =<br />
Lagerdauer =<br />
Working Capital Intensität =<br />
Days of Working Capital =<br />
Cash Converslon Efficlency =<br />
For<strong>de</strong>rungen aus Lieferungen & Leistungen X 365<br />
Umsatzerlöse<br />
Umsatz<br />
durchschnittlicher For<strong>de</strong>rungsbestand<br />
Verbindlichkeiten aus Lieferungen & Leistungen X 365<br />
Materialaufwand (Fremdleistungen)<br />
Umsatz<br />
durchschnittlicher Kreditorenbestand<br />
überfällige For<strong>de</strong>rungen<br />
Gesamtfor<strong>de</strong>rungsbestand<br />
For<strong>de</strong>rungsausfall<br />
Umsatz<br />
Materialaufwand<br />
durchschnittlicher Warenbestand<br />
365<br />
Vorratsumschlag<br />
Working Capital<br />
Umsatz<br />
Working Capital X 365<br />
Umsatz<br />
Cash Flow from Operations<br />
Umsatz<br />
Abb. 5: Kennzahlen zum Working Capital Management<br />
erster Linie For<strong>de</strong>rungsmanagement und<br />
darüber hinaus das Management von<br />
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und<br />
Leistungen.<br />
Aktives Working-Capital-Management<br />
setzt neben geeigneten Kennzahlen zur<br />
Messung und Steuerung <strong>de</strong>s Working<br />
Capital voraus, dass die Prozesse, die zur<br />
Entstehung von For<strong>de</strong>rungen und Verbindlichkeiten<br />
führen, optimal gestaltet<br />
und kontrolliert wer<strong>de</strong>n. Dies schließt ein,<br />
Richtlinien und Standards mit unternehmensweiter<br />
Gültigkeit zu erlassen<br />
und für eine angemessene Ablauforganisation<br />
zu sorgen. Darüber hinaus muss<br />
es Zielsetzung sein, mit Lieferanten möglichst<br />
lange und mit Kun<strong>de</strong>n möglichst<br />
kurze Zahlungsziele zu vereinbaren. Dies<br />
wird nicht immer möglich sein. Schließlich<br />
stehen kurze Zahlungsziele im Wi<strong>de</strong>rspruch<br />
zu <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nwünschen.<br />
Auch die Beziehung zu Lieferanten kann<br />
unter langen Zahlungszielen o<strong>de</strong>r schleppen<strong>de</strong>r<br />
Zahlung lei<strong>de</strong>n und zu schlechterem<br />
Service führen. Entsprechend ist im<br />
Spannungsfeld zwischen Kun<strong>de</strong>, Lieferant<br />
und Working Capital immer abzuwägen,<br />
was langfristig <strong>de</strong>n größten<br />
Nutzen bringt und im konkreten Einzelfall<br />
Priorität hat. Eine alleinige Minimierung<br />
bzw. Optimierung <strong>de</strong>s Working Capital<br />
kann je<strong>de</strong>nfalls gefährlich wer<strong>de</strong>n,<br />
und zwar insbeson<strong>de</strong>re dann, wenn dadurch<br />
Kun<strong>de</strong>nverluste in Kauf genommen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Anmerkungen und Literatur<br />
'<br />
^<br />
Auf Gemeinsamkeiten und Unterschie<strong>de</strong><br />
wertorientierter Steuerungskonzepte soll<br />
hier nicht näher eingegangen wer<strong>de</strong>n.<br />
Vgl. hierzu ausführlicher: Ballwieser,<br />
Wolfgang, 2000, S. 53-65 sowie<br />
Hachmeister, Dirk, 2001, insbeson<strong>de</strong>re<br />
S. 49ff. und Biel, Alfred, 1999, S. 268ff<br />
Der Begriff Logistikdienstleister ist nicht<br />
einheitlich <strong>de</strong>finiert (vgl. hierzu insbeson<strong>de</strong>re<br />
Bretzke, Wolf-Rüdiger, 1999, S. 220ff.<br />
sowie Aberle, Gerd, 1997, insbeson<strong>de</strong>re<br />
S. 435. Gemeinsam ist Logistikdienstleistern,<br />
dass sie im wesentlichen<br />
logistische Dienstleistungen wie Transport,<br />
Lagerhaltung, Warenumschlag etc.<br />
für ihre Kun<strong>de</strong>n erbringen. In jüngster<br />
Zeit geht <strong>de</strong>r Trend aber zusehends dahin,<br />
dass auch Dienstleistungen außerhalb<br />
<strong>de</strong>s Bereiches Logistik angeboten<br />
wer<strong>de</strong>n, so z. B. Montage, Qualitätsprüfung<br />
etc. Im wesentlichen setzt sich<br />
<strong>de</strong>r Markt für Logistikdienstleistungen<br />
aus Speditionen undTransportunternehmen<br />
zusammen: Vergleiche hierzu insbeson<strong>de</strong>re<br />
Klaus, Peter; Müller-Steinfahrt,<br />
Ulrich, 2000.<br />
Stellvertretend für viele sei auf die Bilanzdaten<br />
von Kühne & Nagel (Kühne & Nagel<br />
International AG, 2002) sowie Exel (Exel<br />
plc, 2002) verwiesen.<br />
Ausführlich mit <strong>de</strong>m Thema Vorratsmanagement<br />
befasst sich: Toomey, )ohn,<br />
W., 2000.<br />
Ein Überblick über <strong>de</strong>n Logistikmarkt<br />
und Marktentwicklungen fin<strong>de</strong>t sich in:<br />
Klaus, Peter; Müller-Steinfahrt, Ulrich,<br />
2000 sowie Bjelicic, Borislav, 2002.<br />
Vgl. zur Methodik <strong>de</strong>r Extrapolation insbeson<strong>de</strong>re:<br />
Scherr, Fre<strong>de</strong>rick C, 1989,<br />
S. 256ff.<br />
Dies ist beispielsweise typisch für große<br />
Lebensmittel-Discounter, die ihre Vorräte<br />
schnell „drehen", nur Barabverkäufe vorsehen<br />
und gegenüber <strong>de</strong>n Lieferanten<br />
aufgrund ihrer Marktmacht lange<br />
Zahlungsziele durchsetzen können.<br />
Der Cash Flow from Operations wird ermittelt,<br />
in<strong>de</strong>m zum Cash Flow nach<br />
DVFA/SG die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Working<br />
Capital und <strong>de</strong>r übrigen Rückstellungen<br />
addiert wer<strong>de</strong>n.<br />
545
Controller magazin 6/02 - Christian Schnei<strong>de</strong>r<br />
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Aberle, Gerd (1997): Transportwirtschaft - Einzelwirtschaftliche und<br />
gesamtwirtschaftliche Grundlagen, 2. Auflage, MiJnchen, Wien,<br />
1997.<br />
Ballwieser, Wolfgang (2000): Wertorientierte Untemehmensführung:<br />
Grundlagen, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung<br />
und Praxis, 51. )g., 2000, Heft 1, S. 53-65.<br />
Biel, Alfred (1999): Wertorientierte Untemehmensführung - Protokoll<br />
einer Begegnung Praxis und Wissenschaft und am Beispiel<br />
DaimlerChrysler AG, in: CM Controller Magazin, Heft 4, 1999,<br />
S. 268-274.<br />
Bjelicic, Borislav (2002): M&A Trends in Global Transportation, DVB<br />
Group Research (Hrsg.), Frankfurt am Main, 2002.<br />
Böhm, Bernhard (2001): Controlling von Working Capital und Cash<br />
Flow in <strong>de</strong>r industriellen Praxis, in: CM Controller Magazin, Heft<br />
3, 2001, S. 267-270.<br />
Bretzke, Wolf-Rüdiger (1999): Überblick über <strong>de</strong>n Markt an Logistik-<br />
Dienstleistern, in: Weber, Jürgen/Baumgarten, Helmut (Hrsg.):<br />
Handbuch Logistik - Management von Material- und Warenflussprozessen,<br />
Stuttgart, 1999, S. 219-225.<br />
Exel plc. (2002): Exel Annual Report 2001 - New Value in the Supply<br />
Chain, Brackneil, United Kingdom of Great Britain and Northern<br />
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•<br />
546
Controller magazin 6/02<br />
v.l.n.r.:Dr. Dietram Schnei<strong>de</strong>r, Vorstand <strong>de</strong>s Kompetenzzentrums für Unterneiimensentwicklung und -beratung<br />
(KUBE e. V.), Professor für Betriebswirtschaft an <strong>de</strong>r Hochschule für Technik und Wirtschaft Kempten (Allgäu);<br />
Volker Seltz, Kompetenzzentrum für Unternehmensentwicklung und -beratung (KUBE e. V.), Studienleiter <strong>de</strong>s<br />
Projekts „Pro-Bench-Reg"; Karl Dellner, Geschäftsf ühren<strong>de</strong>r Gesellschafter <strong>de</strong>r Unternehmensberatung Dellner<br />
& Schwelg GbR in Kempten (Allgäu) mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt Automobilwirtschaft; Robert Schatz, Consultant bei<br />
<strong>de</strong>r Unternehmensberatung Dellner & Schweig GbR in Kempten (Allgäu)<br />
PRODUKTIVITÄTS-BENCHMARKING<br />
- Bericht aus <strong>de</strong>m KUBE-Projekt „Pro-Bench-Reg" mit<br />
empirischen Anwendungsbeispielen aus <strong>de</strong>r Automobilindustrie<br />
von Dietram Schnei<strong>de</strong>r, Volker Seltz, Karl Dellner, Robert Schatz, Kempten<br />
Auf <strong>de</strong>r volkswirtschaftlichen Ebene ist<br />
bekannt, dass das Wirtschaftswachstum<br />
für die Gewinnung von<br />
Produktivitätsfortschritten eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />
Rolle spielt: steigen<strong>de</strong>s Wachstum<br />
führt zu steigen<strong>de</strong>n Produktivitätsfortschritten<br />
(und umgekehrt). Diesen<br />
Zusammenhang hat <strong>de</strong>r Ökonom<br />
Verdoorn bereits vor über 50 fahren<br />
mit Hilfe von sogenannten Regressionskurven<br />
untersucht und Produktivitätsvergleiche<br />
zwischen Volksv^firtschaften<br />
vorgenommen. Vereinzelt fin<strong>de</strong>t man<br />
diese Metho<strong>de</strong> inzwischen in <strong>de</strong>r „tool<br />
bag" von Unternehmensberatern und<br />
strategischen Controllern, um die<br />
Produktivitätsentwicklung von Unternehmen<br />
zu analysieren. Im KUBE-<br />
Projekt „Pro-Bench-Reg" haben wir diese<br />
Art <strong>de</strong>r Produktivitätsanalyse auf<br />
das Benchmarking von Unternehmen<br />
übertragen. In diesem Beitrag zeigen<br />
wir die konzeptionelle Vorgehens weise<br />
und praktische Anwendungsbeispiele<br />
aus <strong>de</strong>r Automobilindustrie.<br />
1. Relevanz <strong>de</strong>s Wachstums für die<br />
Produktivität<br />
Schon <strong>de</strong>r Managementgelehrte Gälweiler<br />
stellte die zentrale Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Wachstums<br />
von Unternehmen heraus: |e höher<br />
das Wachstum, <strong>de</strong>sto größer wer<strong>de</strong>n die<br />
Unternehmen und <strong>de</strong>sto mächtiger ihr<br />
Management, je höher das Wachstum,<br />
<strong>de</strong>sto eher stellen sich economies of scale<br />
und Fixkosten<strong>de</strong>gressionen ein, die im<br />
Kosten- und Preiswettbewerb eine günstige<br />
Ausgangsposition schaffen. Auch die<br />
bekannten PIMS-Studien untermauern<br />
immer wie<strong>de</strong>r die zentrale Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />
Wachstums für die Profitabilität von Unternehmen.<br />
Umgekehrt zeigt sich, dass<br />
niedrige Wachstumsraten, Stagnation<br />
o<strong>de</strong>r gar Schrumpfung <strong>de</strong>s Geschäftsvolumens<br />
in Produktivitätsrückschritten,<br />
Gewinneinbrüchen und Verlusten<br />
mün<strong>de</strong>n.<br />
Auch Volkswirtschaftler weisen regelmäßig<br />
darauf hin, dass die Produktivitätsfortschritte<br />
einer Volkswirtschaft<br />
vom Wirtschaftswachstum abhängig<br />
sind. Sehr intensiv und systematisch hat<br />
sich mit dieser Beziehung schon <strong>de</strong>r Ökonom<br />
Verdoorn auseinan<strong>de</strong>r gesetzt. Über<br />
einen längeren Zeitraum (1870 bis 1930)<br />
stellt er die Existenz einer konstanten<br />
Beziehung zwischen <strong>de</strong>m Wachstum <strong>de</strong>r<br />
Arbeitsproduktivität und <strong>de</strong>m Volumen<br />
<strong>de</strong>r industriellen Produktion (gemessen<br />
am Bruttoinlandsprodukt) fest. Eine mögliche<br />
Schreibweise <strong>de</strong>s im Gesetz von<br />
Verdoorn formulierten Zusammenhangs<br />
bil<strong>de</strong>t die Formel<br />
Produktivitätsverän<strong>de</strong>rung = a + b '<br />
Wachstumsrate <strong>de</strong>r Wirtschaftsleistung.<br />
Damit ist eine einfache Gera<strong>de</strong>ngleichung<br />
(y = a -I- b^x) mit <strong>de</strong>r Konstanten a und<br />
<strong>de</strong>m Steigungsmaß b gegeben, a stellt<br />
dabei eine autonome Wachstumsrate <strong>de</strong>r<br />
Produktivität dar, und b beschreibt somit<br />
<strong>de</strong>n Produktivitätsfortschritt bei<br />
Nullwachstum bzw. stagnieren<strong>de</strong>r Wirtschaft.<br />
Die Konstante a wird auch als<br />
so genannte „Basisproduktivität" be<br />
zeichnet, die nicht auf das Wirtschaftswachstum,<br />
son<strong>de</strong>rn auf an<strong>de</strong>re Faktoren<br />
547
Controller magazin 6/02 - Dietram Schnei<strong>de</strong>r / Volker Seitz / Karl Dellner / Robert Schatz<br />
zurückzuführen ist (z. B. technischer Fortschritt,<br />
Qualität <strong>de</strong>s Humankapitals), b<br />
bringt als Steigungsmaß die Wachstumsabhängigkeit<br />
<strong>de</strong>r Produktivität zum Ausdruck.<br />
Die in Bild 1 skizzierte Gera<strong>de</strong><br />
(„Produktivitätskurve") zeigt auf dieser<br />
Basis das Zusammenspiel zwischen<br />
Wachstums- und Produktivitätsverän<strong>de</strong>rung.<br />
Umfang von Vertragsabschlüssen,<br />
sonstige Outputmengen);<br />
Errechnung <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsraten<br />
für die Produktivität und das Geschäftsvolumen<br />
(z. B. gegenüber Vormonat,<br />
Vorjahr);<br />
Konstruktion <strong>de</strong>r Produktivitätskurve<br />
auf Basis <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsraten mittels<br />
Regressionsanalyse.<br />
In Tabelle 1 sind für ein vereinfachtes<br />
Beispiel die Daten aufgelistet, die zu <strong>de</strong>n<br />
in Bild 2 skizzierten Produktivitätsgera<strong>de</strong>n<br />
für die Unternehmen 1 und 2<br />
führen.<br />
Nutzt man dieses Konzept als Management-,<br />
Controlling- und/o<strong>de</strong>r als<br />
Beratungsinstrument, dann lässt es sich<br />
u.a. für folgen<strong>de</strong> Aufgaben heranziehen:<br />
Mitische<br />
Waclistumsscliwelie"<br />
-6<br />
Bild 1:<br />
2. Übertragung auf Unternehmen<br />
Produktivitäts-i<br />
Verän<strong>de</strong>rung<br />
Produktivitätskurve<br />
„ßas/sproduktivität"<br />
Wachstumsverän<strong>de</strong>rung<br />
• Aufspüren von Produktivitätslücken<br />
und Produktivitätsnachteilen;<br />
• Produktivitäts-Benchmarking<br />
zwischen Unternehmen;<br />
• Produktivitäts-Benchmarking im<br />
Unternehmen (z. B. zwischen verschie<strong>de</strong>nen<br />
Tochterunternehmen,<br />
Standorten, Werken und Fertigungslinien);<br />
• Prüfung <strong>de</strong>r Frage, ob Produktivitätssteigerungsprogramme<br />
überhaupt<br />
Sinn machen (z. B. dann, wenn<br />
das Benchmarking eine vergleichsweise<br />
geringe Basisproduktivität<br />
ausweist);<br />
• Zielvorgabe für das Management<br />
(z. B. Erhöhung <strong>de</strong>r Basisproduktivität<br />
um x Prozent);<br />
Dieses aus <strong>de</strong>r Volkswirtschaft bekannte<br />
„Verdoorn's Law" bil<strong>de</strong>t quasi <strong>de</strong>n<br />
Analyserahmen für die Übertragung auf<br />
das Management und das Controlling<br />
von Unternehmen. Um das Instrument<br />
auf ein konkretes Unternehmen anzuwen<strong>de</strong>n<br />
und eine „Produktivitätskurve"<br />
in <strong>de</strong>r Praxis zu konstruieren, ist folgen<strong>de</strong>r<br />
Input erfor<strong>de</strong>riich:<br />
- Bestimmung <strong>de</strong>s Produktivitätsindikators:<br />
Kennzahl, mit <strong>de</strong>r die Produktivität<br />
gemessen wer<strong>de</strong>n soll bzw.<br />
wer<strong>de</strong>n kann (z. B. Umsatz pro Mitarbeiter,<br />
Absatz pro Mitarbeiter,<br />
Outputmenge pro Fertigungsstun<strong>de</strong>);<br />
- Bestimmung <strong>de</strong>s Volumenindikators:<br />
Kennzahl, mit <strong>de</strong>r das<br />
Geschäftsvolumen gemessen wer<strong>de</strong>n<br />
soll bzw. wer<strong>de</strong>n kann (z. B. Umsatz,<br />
Wertschöpfung, Absatz, Anzahl und<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
-4<br />
-6<br />
i<br />
^ Produktivitätsverän<strong>de</strong>rung<br />
^ " ^ ^ " ^<br />
U1<br />
U2<br />
>• 2 4 6 8 wachstumsverän<strong>de</strong>rung<br />
Bild 2: Produktiviktätskurven für ein zwischenbetriebliches Benchmarking - Beispiel<br />
I Betrachtungsperio<strong>de</strong>n" I P1 I P2 |P3|P4|P5|P6|P7|P8|P9|P10|<br />
Wachstumsverän<strong>de</strong>rung U1 5 6 3 -3 8 4 3 -4 9 1<br />
gegenüber Vorperio<strong>de</strong> in % U 2 6 8 4 -4 9 -3 3 -5 7 1<br />
Produktivitätsverän<strong>de</strong>rung U1 4 5 4 -2 8 5 1 1 7 -1<br />
gegenüber Vorperio<strong>de</strong> in % U 2 1 4 3 -2 2 0 0 -4 0 -2<br />
Tabelle V. Daten für die Konstruktion von Produktivitätskurven - Beispiel<br />
548
3. Empirische Beispiele aus <strong>de</strong>m<br />
Projekt „Pro-Bench-Reg"<br />
Auf <strong>de</strong>r Basis von solchen konzeptionellen<br />
Überlegungen haben wir im<br />
Kompetenzzentrum für Unternehmensentwicklung<br />
und -beratung (KUBE e.V.)<br />
zu Beginn dieses Jahres das empirische<br />
Projekt „Pro-Bench-Reg" gestartet.<br />
Beson<strong>de</strong>rs für die Automobilindustrie<br />
sind die Ergebnisse äußerst interessant,<br />
weil sich nach <strong>de</strong>n Wachstumsphasen in<br />
<strong>de</strong>r Vergangenheit ein <strong>de</strong>utlicher Rückgang<br />
<strong>de</strong>r Automobilkonjunktur eingesellt<br />
hat. Vergleicht man die Zulassungszahlen<br />
in Deutschland von [anuar bis Mai 2002<br />
mit <strong>de</strong>m gleichen Zeitraum <strong>de</strong>s Vorjahres,<br />
so ergab sich über alle Segmente und<br />
Hersteller hinweg ein Rückgang von über<br />
fünf Prozent; in einigen Segmenten liegt<br />
<strong>de</strong>r Rückgang sogar im zweistelligen<br />
Prozentbereich (vgl. Rother). Dies <strong>de</strong>ckt<br />
sich etwa mit <strong>de</strong>n Prognosen <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Automobilindustrie<br />
(VDA), <strong>de</strong>r insgesamt im Vergleich zu 2001<br />
für 2002 mit einem Rückgang von ca.<br />
sechs Prozent rechnet.<br />
In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Ausführungen diskutieren<br />
wir die Ergebnisse für zwei Repräsentanten<br />
von <strong>de</strong>utschen Volumenherstellern,<br />
die gleichzeitig zu <strong>de</strong>n größten Unternehmen<br />
<strong>de</strong>r Automobilindustrie gehören:<br />
<strong>de</strong>r Volkswagen Konzern und die<br />
Ford-Werke AG. Um die Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
eines unternehmensinternen Benchcontroller<br />
magazin 6/02<br />
• strategische Frühwarnung (z. B.<br />
Warnung vor und Prognose <strong>de</strong>r Umfange<br />
von Produktivitätseinbrüchen<br />
bei Wachstumsrückgang bzw. Stagnation/Rezession).<br />
Im vodiegen<strong>de</strong>n Beispiel (Bild 2) zeigt das<br />
zwischenbetriebliche Benchmarking für<br />
das Unternehmen 2 erhebliche Produktivitätsnachteile.<br />
Die Basisproduktivität<br />
liegt bei Unternehmen 2 sogar im negativen<br />
Bereich, und es braucht min<strong>de</strong>stens<br />
ein Wachstum von +2 Prozent, um<br />
Produktivitätsfortschritte zu erzielen („kritische<br />
Wachstumsschwelle"). Befin<strong>de</strong>t sich<br />
das Wachstum darunter bzw. herrscht<br />
Stagnation, muss sich das Management<br />
auf Produktivitätsverluste einstellen,<br />
wenn kein Gegensteuern erfolgt. An dieser<br />
Stelle wird <strong>de</strong>r Frühwamcharakter<br />
<strong>de</strong>r Produktivitätskurve für das Management<br />
<strong>de</strong>utlich. Auch die aus <strong>de</strong>m<br />
Wachstum abschöpfbare Produktivität<br />
liegt niedriger als bei Unternehmen 1 (vergleiche<br />
die Steigungen <strong>de</strong>r Kurven). Dem<br />
Management von Unternehmen 2 wäre<br />
ein Produktivitätssteigerungsprogramm<br />
anzuraten. Die Eigentümer (und gegebenenfalls<br />
Fremdkapitalgeber) sollten die<br />
Anhebung <strong>de</strong>r Basisproduktivität und die<br />
Erhöhung <strong>de</strong>r Kurvensteigung als Zielvorgabe<br />
für das Management von Unternehmen<br />
2 formulieren.<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
13 24 31 T S V<br />
markings auf <strong>de</strong>r Basis von „Pro-Bench-<br />
Reg" zu zeigen, bieten wir mit <strong>de</strong>m Tochterunternehmen<br />
Audi als Vertreter <strong>de</strong>s<br />
Premiumsegments auch einen internen<br />
Vergleich im Volkswagen Konzern.<br />
In Bild 3 sind die Produktivitätskurven<br />
für Ford, Volkswagen und Audi einge<br />
zeichnet, wie sie sich auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r in<br />
Abschnitt 2 beschriebenen Vorgehensweise<br />
ergeben. Im Vergleich erweist sich<br />
Ford als „Produktivitäts-Top", Volkswagen<br />
als „Second-Best" und Audi als<br />
„Produktivitäts-Flop".<br />
Zu <strong>de</strong>n Ergebnissen und ihrer Interpretation<br />
im Einzelnen:<br />
Ford:<br />
Man kann bei <strong>de</strong>n Kölnern davon ausgehen,<br />
dass selbst bei Nullwachstum bzw.<br />
in Stagnationszeiten noch Produktivitätsfortschritte<br />
erzielt wer<strong>de</strong>n, da die Basisproduktivität<br />
bei -1-3 Prozentpunkten<br />
liegt. Positiv ist ferner, dass die kritische<br />
Wachstumsschwelle bei Ford im Negativen<br />
liegt. Das be<strong>de</strong>utet, dass selbst bei<br />
geringen Verlusten auf <strong>de</strong>r Wachstumsseite<br />
noch Produktivitätsfortschritte erzielt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die vergleichsweise hohe<br />
Steigung <strong>de</strong>r Produktivitätskurve spiegelt<br />
die Wachstumsabhängigkeit <strong>de</strong>s<br />
Volumenherstellers wi<strong>de</strong>r Dies kann einerseits<br />
als Chance gesehen wer<strong>de</strong>n, da<br />
sich Sprünge auf <strong>de</strong>r Wachstumsseite<br />
enorm auf <strong>de</strong>n Fortschritt <strong>de</strong>r Produktivität<br />
auswirken. Gefahren drohen jedoch<br />
GOQO<br />
Audi<br />
Produktivitätsverän<strong>de</strong>rung<br />
Wachstumsverän<strong>de</strong>rung<br />
EM 3: Ergebnisse aus <strong>de</strong>m KUBE-Projekt „Pro-Bench-Reg" für Ford, VW und Audi<br />
549
Controller magazin 6/02 - Dietram Schnei<strong>de</strong>r / Volker Seitz / Karl Dellner / Robert Schatz<br />
schon in einer leichten Rezession, bei <strong>de</strong>r<br />
Produktivitätsverluste befürchtet wer<strong>de</strong>n<br />
müssen. Mit einem Wachstumsausschöpfungsgrad<br />
von über 100 Prozent<br />
können die kleinsten Wachstumsraten<br />
beson<strong>de</strong>rs in Stagnationszeiten noch für<br />
Produktivitätseffekte genutzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
hohe Ausschöpfungsquote kann zu Kosteneinsparungen<br />
führen und im drohen<strong>de</strong>n<br />
Preiskampf als Trumpfkarte ausgespielt<br />
wer<strong>de</strong>n. Mit nur durchschnittiich<br />
knapp 4 Prozent Umsatzwachstum p. a.<br />
ist Ford ein Wachstumsschwächling.<br />
Empfehlenswert sind <strong>de</strong>shalb Programme<br />
auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>s Wachstums, um die<br />
Konjunkturreagibilität zu nutzen und die<br />
geringe Entfernung zur kritischen<br />
Wachstumsschwelle (4,3 Prozentpunkte)<br />
zu halten bzw. auszubauen.<br />
Volkswagen:<br />
Bei Volkswagen ergibt sich eine negative<br />
Basisproduktivität von-0,9 Prozent. Stagniert<br />
die Autokonjunktur, muss Volkswagen<br />
folglich mit Produktivitätseinbußen<br />
rechnen. Die „kritische<br />
Wachstumsschwelle" liegt bei -i- 2 Prozent,<br />
die Volkswagen min<strong>de</strong>stens<br />
braucht, um Produktivitätsfortschritte zu<br />
erzielen. Da die Wolfsburger mit jährlich<br />
etwa 9 Prozent im Durchschnitt gewachsen<br />
sind, liegen sie noch über ihrer kritischen<br />
Schwelle. Das Polster von ca. 7<br />
Prozentpunkten kann aber in einer starken<br />
Rezession schnell aufgebraucht sein.<br />
Durch die konjunkturresistente Performance<br />
(vgl. die geringe Steigung <strong>de</strong>r<br />
Produktivitätskurve) wird jedoch diesem<br />
Trend entgegengesteuert. Dennoch sollte<br />
<strong>de</strong>r Konzern auf Wachstum setzen, um<br />
bei verschlechterter Konjunktur die kritische<br />
Wachstumsschwelle weiter auf Distanz<br />
zu halten. Ein in stagnieren<strong>de</strong>n<br />
Phasen stabiles Verhalten blockiert jedoch<br />
auch Chancen auf größere<br />
Produktivitätsfortschritte in Boomphasen.<br />
In <strong>de</strong>n vergangenen 10 [ahren<br />
gewann <strong>de</strong>r Volkswagen Konzern aus<br />
seinem Wachstum lediglich etwas über 3<br />
Prozent an Produktivität. Das entspricht<br />
einer Ausschöpfungsquote von nur<br />
knapp 40 Prozent. Volkswagen reiht sich<br />
damit nur im Mittelfeld <strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />
ein. Demnach ergeben sich<br />
hohe Rationalisierungspotenziale, die<br />
von Volkswagen systematisch genutzt<br />
wer<strong>de</strong>n sollten. Das heißt, dass Volkswagen<br />
sowohl auf <strong>de</strong>r Wachstums- als auch<br />
auf <strong>de</strong>r Produktivitätsseite Handlungsbedarf<br />
verspürt.<br />
Audi:<br />
Die Ingolstädter brauchen das größte<br />
Wachstum, um Fortschritte auf <strong>de</strong>r<br />
Produktivitätsseite zu erreichen. Diese<br />
ergeben sich erst bei einem Wachstum<br />
von über + 7 Prozent. Unterhalb dieser<br />
Schwelle wer<strong>de</strong>n sich Produktivitätsverluste<br />
einstellen; bei Nullwachstum<br />
muss das Audi-Management mit einem<br />
Produktivitätsrückgang von etwa -4<br />
Prozent rechnen, wenn nicht eine fundamentale<br />
Produktivitätsoffensive eingeleitet<br />
wird. Das bisherige Wachstum -<br />
mit jährlich über 12 Prozent das im Vergleich<br />
höchste - und die Preisstrategie<br />
im Premiumfeld haben offenbar vorhan<strong>de</strong>ne<br />
Produktivitätsprobleme übertüncht.<br />
Darüber, ob und gegebenenfalls<br />
inwieweit dies eine Ursache für die Ablösung<br />
<strong>de</strong>s bisherigen Audi-Vorstands<br />
Paefgen durch <strong>de</strong>n Nachfolger Winterkorn<br />
war, lässt sich an dieser Stelle nur<br />
spekulieren. Fest steht allerdings, dass<br />
die Produktivitätsbilanz im Volkswagenkonzern<br />
vor allem <strong>de</strong>shalb negativ ausfällt,<br />
weil sie von <strong>de</strong>r Tochter Audi nach<br />
unten gezogen wird. Beson<strong>de</strong>rs bekamen<br />
Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Premiumanbieters die<br />
schlechte Produktivitätssituation zu spüren.<br />
Diese mussten wegen <strong>de</strong>r enormen<br />
Preissteigerungen immer tiefer in die Tasche<br />
greifen und zahlten somit die Zeche<br />
für <strong>de</strong>n Ingolstädter Autobauer.<br />
4. Weitere Folgerungen für Audi aus<br />
<strong>de</strong>m Projekt „Pro-Bench-Reg"<br />
Beson<strong>de</strong>rs prekär kann die Situation für<br />
Audi wer<strong>de</strong>n, wenn man die eigenen Absatz-<br />
und Umsatzplanungen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
bis in das )ahr 2006 verfolgt<br />
(vgl. Tabelle 2). Danach soll <strong>de</strong>r Gesamtabsatz<br />
bis zum lahre 2006 lediglich um insgesamt<br />
etwa 5 Prozent steigen, was einer<br />
jähriichen Steigerung von lediglich knapp<br />
einem Prozentpunkt entspricht. Ähnlich<br />
verhalten ist die Umsatzplanung; kumuliert<br />
bis 2006 ist lediglich eine Steigerung<br />
von 14 Prozent geplant, was zu einer jährlichen<br />
Steigerung von nur etwa 2,5 Prozent<br />
führt. Trotz<strong>de</strong>m soll das Ergebnis vor<br />
Steuern etwa konstant bleiben.<br />
Sowohl auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s Gesamtumsatzes<br />
als auch auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s mengenmäßigen<br />
Absatzes bleibt Audi damit<br />
weit unterhalb <strong>de</strong>r kritischen Wachstumsschwelle<br />
von -+ 7 Prozent.<br />
Angesichts <strong>de</strong>r bisherigen Produktivitätsentwicklung<br />
bei Audi scheint daher die<br />
geplante Ergebniskonstanz ohne die Verfolgung<br />
eines durchschlagen<strong>de</strong>n Kurses,<br />
<strong>de</strong>r die Produktivitätssteigerung in <strong>de</strong>n<br />
Mittelpunkt <strong>de</strong>r Managementanstrengungen<br />
rückt, wenig realisrisch.<br />
Zwar könnten Preissteigerungen dazu<br />
beitragen, die negativen Folgen <strong>de</strong>s<br />
Produktivitätseffekes für <strong>de</strong>n Gewinn zu<br />
kompensieren; allerdings ist aufgrund <strong>de</strong>r<br />
bevorstehen<strong>de</strong>n Konjunkturflaute in <strong>de</strong>r<br />
Automobilindustrie und <strong>de</strong>s sich (u. a.<br />
dadurch) verschärfen<strong>de</strong>n Preiswettbewerbs<br />
kaum mit größeren Preissteigerungen<br />
zu rechnen.<br />
1 Audi Konzern | 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 1<br />
1 Ist Plan 1<br />
Umsatz (in Mio. Euro) 19.952 22.032 22.050 23.040 24.470 25.890 25.440<br />
Mitarbeiter 49.396 51.141 50.000 50.000 51.000 51.000 50.500<br />
Absätze 653.700 726.431 727.000 727.000 754.000 802.000 770.000<br />
Ergebnis vor Steuern 986 1.322 1325 1110 1170 1360 1330<br />
Umsatzrendite (v. St.) 4,9 6,0 6,0 4,8 4,8 5,3 5,2<br />
Tabelle 2: Planzahlen für Audi (Quelle: Hillebrand 2002)<br />
550
5. Fazit<br />
Vor allem am Fall Audi - und damit auch<br />
ilir Volkswagen - erkennt man die oben<br />
beschriebenen Nutzenaspekte dieses<br />
Benchmarkingkonzepts als Management-,<br />
Controlling- und Beratungs-Tool.<br />
Mit <strong>de</strong>m Benchmarking von<br />
Produktivitätskurven lassen sich<br />
Produktivitätslijcken und -nachteile sowohl<br />
im Konkurrenzvergleich als auch<br />
im Zuge eines unternehmensinternen<br />
Benchmarkings <strong>de</strong>utlich aufzeigen. Die<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>s Produktivitätsbenchmarking<br />
können ihrerseits fiJr die Formulierung<br />
von Zielvorgaben für das Management<br />
herangezogen wer<strong>de</strong>n (z.B. „jährliche<br />
Steigerung <strong>de</strong>r Basisproduktivität<br />
um einen Prozentpunkt").<br />
Außer<strong>de</strong>m ergeben sich klare Hinweise<br />
für die Notwendigkeit von Produktivitätssteigerungsprogrammen<br />
in Unternehmen<br />
- und zwar antizipativ, weil es<br />
sich um ein strategisches Frühwarninstrument<br />
han<strong>de</strong>lt, das eine Prognose<br />
<strong>de</strong>r Produktivitätsentwicklung in Abhängigkeit<br />
von Wachstumsverän<strong>de</strong>rungen<br />
erlaubt.<br />
Hervorzuheben ist ferner, dass sich <strong>de</strong>r<br />
AuhA^and für die praktische Umsetzung<br />
und Einführung von „Pro-Bench-Reg" bzw.<br />
die Konstruktion von Produktivitätskurven<br />
sehr in Grenzen hält. Soweit man<br />
lediglich an ein internes Benchmarking<br />
<strong>de</strong>nkt, liegen die erfor<strong>de</strong>rlichen Kennzahlen<br />
in aller Regel im Controlling vor (Absatz-/Vertriebs-/Produktionsstatistik,<br />
Umsatzzahlen, Personalstatistik usw.). Sie<br />
müssen daher meist nur im Zuge einer<br />
Regressionsanalyse zusätzlich verknüpft<br />
und ausgewertet wer<strong>de</strong>n. Die im Controlling<br />
gängigen Softwareprogramme<br />
(z. B. Excel) stellen die hierfür erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Funktionen standardmäßig zur<br />
Verfügung. Bei einem zwischenbetrieblichen<br />
Benchmarking ergibt sich<br />
ein etwas höherer Aufwand für die Datenbeschafftjng.<br />
Soweit es sich allerdings<br />
um Publizitätspflichtige Unternehmen<br />
han<strong>de</strong>lt, genügt ein geübter Blick in die<br />
Geschäftsberichte, um an die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Daten zu gelangen. Zusätzlich stellen<br />
viele Verbän<strong>de</strong>, statistische Ämter<br />
sowie internetbasierte Datenbanken häufig<br />
die erfor<strong>de</strong>rlichen Daten kostenlos zur<br />
Verfügung. Im Projekt „Pro-Bench-Reg"<br />
mussten wir pro Unternehmen ein bis<br />
zwei Tage für die Datenrecherche veranschlagen,<br />
was auch ein Anhaltspunkt für<br />
<strong>de</strong>n Datenbeschaffungsaufwand in <strong>de</strong>r<br />
Praxis sein könnte.<br />
Stellt man damit Nutzen und Aufwand<br />
<strong>de</strong>s Verfahrens gegenüber, kommen wir<br />
insgesamt zu einer sehr positiven Bewertung.<br />
Aus unserer Sicht han<strong>de</strong>lt es sich<br />
um ein einfaches und gleichzeitig intelligentes<br />
Verfahren, das sich für das innerund<br />
zwischenbetriebliche Benchmarking<br />
<strong>de</strong>r Produktivität von Unternehmen als<br />
äußerst überlegenes Controlling-Instrument<br />
erweist.<br />
Literatur<br />
Gälweiler, A.: Strategische Unternehmensführung,<br />
2. Aufl., Frankfurt u. New York, 1990.<br />
Hillebrand, W.: Totale Kontrolle. Volkswagen -<br />
Neue Köpfe, neue Mo<strong>de</strong>llpolitik, neue Organisation,<br />
in: Capital, 6, 2002, S. 39-45.<br />
Rother, EW.: Automarkt Deutschland - Künstliche<br />
Win<strong>de</strong>, in: Automobilwoche, 8. )uli, 2002,<br />
5.8.<br />
Schnei<strong>de</strong>r, D.: UnternehmensfiJhrung und<br />
strategisches Controlling, 2. Auflage, Darmstadt<br />
und München 2000.<br />
Schnei<strong>de</strong>r, D.; Seitz, V.: Pro-Bench-Reg -<br />
Produktivitäts- und Renditenbenchmarking<br />
in <strong>de</strong>r Deutschen Industrie: Erzielen Manager<br />
nur in Wachstumsphasen Produktivitätsfortschritte<br />
und Gewinne?, bislang unveröffentlichter<br />
Projektbericht, Kempten 2002.<br />
Verdoorn, R).: On the Factors Determining the<br />
Growth of Labour Productivity, in: Italian<br />
Economic Papers, Vol. II, hrsg. v Pasinetti,<br />
L. L., Oxford 1993, S. 59-68. Im italienischen<br />
Original: Fattori che regolano lo sviluppo <strong>de</strong>lla<br />
produttivitä <strong>de</strong>l lavoro, in: L'Industria, 1,1949,<br />
S. 45-53. •<br />
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551
Controller magazin 6/02 - Peter Klingebiel / Michael Zellner<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
13 31 T L<br />
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Aktuelle makro- und mikroökonomische<br />
Verän<strong>de</strong>rungen im Unternehmensumfeld<br />
zwingen Unternehmen vermehrt, sich<br />
leistungsorientiert nach außen und effizient<br />
nach innen aufzustellen. Der Transformation<br />
dieser eigentlich kontinuierlich<br />
gegebenen Anfor<strong>de</strong>rungentsprechen<br />
viele Unternehmen jedoch nur in stark<br />
aperiodisch auftreten<strong>de</strong>n Abstän<strong>de</strong>n in<br />
Form von jeweils neu aufgesetzten<br />
Kosteneinsparungsprojekten. Hierbei ist<br />
eine Korrelation zu <strong>de</strong>r konjunkturellen<br />
Entwicklung festzustellen: Vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
einer starken Wachstumsorientierung<br />
während <strong>de</strong>r letzten jähre<br />
sind vielfach auch Inefßzienzen entstan<strong>de</strong>n,<br />
die in einer rezessiven Phase eine<br />
Anpassung umso dringen<strong>de</strong>r machen.<br />
Hierbei sollte zwar eine rasche Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r Kostenrelationen im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
stehen, eine nachhaltige Verän<strong>de</strong>rung<br />
erfor<strong>de</strong>rt jedoch auch die tiefgreifen<strong>de</strong><br />
Optimierung interner Strukturen<br />
und Prozesse und somit umfassen<strong>de</strong>re<br />
Effizienzsteigerungsprogramme. Der<br />
strukturierten Planung dieser Projekte<br />
kommt eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle zu. Auf<br />
bauend auf Praxiserfahrungen soll in diesem<br />
Artikel eine methodisch hinterlegte<br />
Vorgehensweise bei <strong>de</strong>r Planung von<br />
Effizienzsteigerungsprogrammen dargestellt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
1 MAKRO- UND MIKROÖKONO<br />
MISCHE VERÄNDERUNGSTREIBER<br />
Gera<strong>de</strong> in einer Zeit sich zunehmend verschlechtern<strong>de</strong>r<br />
wirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />
reagieren Unternehmen<br />
hierauf mit Ergebnissicherungs- o<strong>de</strong>r<br />
Kostensenkungsmaßnahmen. Wie immer<br />
diese Initiativen auch heißen, in <strong>de</strong>r<br />
Regel verfolgen sie zunächst (nur) das<br />
Ziel, kurzfristig Kosten zu senken, um das<br />
Jahresergebnis abzusichern.<br />
Der rasche Kostenabbau als Reaktion auf<br />
ein sich verschlechtern<strong>de</strong>s<br />
Unternehmensumfeld<br />
geht jedoch zumeist<br />
nicht mit einer Verän<strong>de</strong>rung von Strukturen<br />
und Prozessen einher, weshalb weitergreifen<strong>de</strong>,<br />
effizienzsteigern<strong>de</strong> Maßnahmen<br />
getroffen wer<strong>de</strong>n müssen, mit <strong>de</strong>m<br />
mittelfristigen Ziel <strong>de</strong>r<br />
• Verbesserung <strong>de</strong>r Organisationseffizienz<br />
(Strukturen, Prozesse und<br />
Systeme) im Sinne von schlanker,<br />
schneller, besser;<br />
• kostenoptimalen Erstellung von Produkten<br />
und Dienstleistungen;<br />
• Erhöhung <strong>de</strong>r Produktivität <strong>de</strong>s Umlauf-<br />
und Anlagevermögens;<br />
• verstärkten Durchdringung <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>nsegmente;<br />
• Diversifizierung in neue Segmente<br />
und Märkte;<br />
• Erhöhung <strong>de</strong>r Fähigkeiten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
zu Innovation und Wan<strong>de</strong>l.<br />
Je umfangreicher das Effizienzsteigerungsprogramm<br />
ist, <strong>de</strong>sto eher<br />
empfiehlt sich eine <strong>de</strong>m eigentlichen Projekt<br />
vorgeschaltete Planungsphase. Diese<br />
soll eine undifferenzierte Vorgehensweise<br />
verhin<strong>de</strong>rn und sicherstellen, dass<br />
die zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Ressourcen<br />
optimal genutzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Projektplanungsphase zielt somit auf<br />
die I<strong>de</strong>ntifizierung, Bewertung und<br />
Priorisierung <strong>de</strong>rjenigen Aktivitäten und<br />
Untersuchungsbereiche ab, die <strong>de</strong>n höchsten<br />
Ergebnisbeitrag liefern.<br />
2 PLANUNG VON EFFIZIENZ<br />
STEIGERUNGSPROGRAMMEN<br />
Die Struktur und Sequenz <strong>de</strong>r Planung<br />
von Effizienzsteigerungsprogrammen<br />
richtet sich dabei nach <strong>de</strong>ren Zielen bzw.<br />
potentiellen Inhalten. Grundsätzlich<br />
können diese thematisch zu vier Kernbereichen<br />
(nachfolgend Reviews genannt)<br />
gruppiert wer<strong>de</strong>n:<br />
• Strategiereview,<br />
• Organisations- und Prozessreview,<br />
• Investitions- und Projektreview,<br />
• Review spezieller Wert- und Kostentreiber.<br />
2.1 Strategiereview<br />
Effizienzsteigerungsprogramme im weiteren<br />
Sinne sollten die Rahmenbedingungen,<br />
innerhalb <strong>de</strong>rer sich das Unternehmen<br />
bewegt, nicht als gegeben ansehen,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die bestehen<strong>de</strong> Unternehmensstrategie<br />
hinterfragen. Dies erfor<strong>de</strong>rt<br />
die Berücksichtigung wertorientierter<br />
Prinzipien gemäß <strong>de</strong>r Portfoliotheorie.<br />
Demnach muss je<strong>de</strong>r Geschäftsbereich<br />
min<strong>de</strong>stens seine Kapitalkosten<br />
erwirtschaften, um profitabel zu<br />
sein, wobei<br />
552
Controller magazin 6/02<br />
Übereinstimmung<br />
mit <strong>de</strong>r<br />
Konzernstrategie<br />
Hocli<br />
Absolute<br />
Wertvernicliter<br />
Relative<br />
Wertverilicliter<br />
Absolute und relative<br />
Wertgenerier^r<br />
behafteter Investitionen<br />
aufweisen. Gleichwohl<br />
ist hierfür eine systematische<br />
Aufnahme<br />
<strong>de</strong>r Investitionsund<br />
Projektiandschaft<br />
erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Gering<br />
Abb. 1<br />
• Wert geschaffen wird, wenn mehr<br />
Geld als die Kapitalkosten verdient<br />
wird;<br />
• Wert konserviert wird, wenn die<br />
Kapitalkosten gera<strong>de</strong> verdient wer<strong>de</strong>n;<br />
• Wert vernichtet wird, wenn weniger<br />
Geld als die Kapitalkosten verdient<br />
wird.<br />
Wie Abbildung 1 ver<strong>de</strong>udicht, ist eine<br />
wertschaffen<strong>de</strong><br />
gekennzeichnet durch<br />
Unternehmenspolitik<br />
• <strong>de</strong>n Rückzug aus wertvernichten<strong>de</strong>n<br />
Bereichen;<br />
• Investitionen in wertschaffen<strong>de</strong> Bereiche;<br />
• die Verbesserung <strong>de</strong>r Profitabilität<br />
bestehen<strong>de</strong>r Bereiche infolge <strong>de</strong>r<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Ertragskraft und<br />
<strong>de</strong>r Optimierung <strong>de</strong>r Kapitalproduktivität.<br />
2.2 Organisations- und Prozessreview<br />
Für die Überprüfung <strong>de</strong>r Effektivität und<br />
Effizienz aufbau- und ablauforganisatorischer<br />
Strukturen im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Planung von Effizienzsteigerungsprogrammen<br />
bietet sich eine<br />
Kostenstrukturanalyse an. Sie ermöglicht<br />
Aussagen über<br />
• <strong>de</strong>n Ergebnisbeitrag <strong>de</strong>r Geschäftsbereiche;<br />
• die absolute und relative Kostenstruktur<br />
(je Bereich, Prozess, Standort,<br />
Mitarbeiter);<br />
• Kosten- und Werttreiber;<br />
• <strong>de</strong>n (variablen o<strong>de</strong>r fixen) Kostencharakter<br />
und somit die Abbaubarkeit<br />
<strong>de</strong>r Kosten.<br />
Kapitalkosten<br />
Die Aussagekraft <strong>de</strong>r Kostenstrukturanalyse<br />
wird durch interne und externe<br />
Benchmarks erhöht. Ergänzen<strong>de</strong> Fokusinterviews<br />
mit Bereichs- und Abteilungsleitern<br />
dienen <strong>de</strong>r Verifizierung <strong>de</strong>r Analysen,<br />
während gemeinsame Workshops<br />
zu einer Konsolidierung <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />
beitragen.<br />
2.3 Investitions- und Projektreview<br />
Eine Son<strong>de</strong>rrolle im Rahmen von Effizienzsteigerungsprogrammen<br />
kommt laufen<strong>de</strong>n<br />
und geplanten Investitionen bzw.<br />
Projekten <strong>de</strong>s Unternehmens zu. Sie haben<br />
einen hybri<strong>de</strong>n Charakter, bin<strong>de</strong>n sie<br />
doch auf <strong>de</strong>r einen Seite Liquidität und<br />
verursachen Kosten, erhofft man sich von<br />
ihnen an<strong>de</strong>rerseits aber mittel- bis langfristig<br />
(Kosten-)Vorteile. Unterstellt, je<strong>de</strong><br />
Investition o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>s Projekt schaffe einen<br />
Mehrwert im Sinne eines positiven<br />
Kapitalwertes, ergäbe sich grundsätzlich<br />
kein Handlungsbedarf. Verfolgt man jedoch<br />
das Ziel, die jähriiche Investitionsbasis<br />
bei gleichbleiben<strong>de</strong>n Nutzen nachhaltig<br />
zu reduzieren, müssen<br />
die<br />
Entscheidungsprämissen verschärft wer<strong>de</strong>n<br />
(z. B. gefor<strong>de</strong>rte Min<strong>de</strong>strendite 15<br />
% statt 10%). Daher ist es sinnvoll, ebenfalls<br />
einen Investitions- und Projektreview<br />
im Rahmen eines Effizienzsteigerungsprogramms<br />
durchzuführen.<br />
Auch hierbei sollte nicht undifferenziert<br />
vorgegangen wer<strong>de</strong>n. Daher sind in <strong>de</strong>r<br />
Projektplanungsphase zunächst die Bereiche<br />
zu i<strong>de</strong>ntifizieren, die entwe<strong>de</strong>r eine<br />
absolut o<strong>de</strong>r relativ hohe Investitionstätigkeit<br />
o<strong>de</strong>r eine Vielzahl risiko-<br />
Im eigentlichen<br />
Effizienzsteigerungsprogramm<br />
sind dann<br />
die selektierten Investitionen<br />
und Projekte<br />
systematisch zu bewerten<br />
und zu priorisieren.<br />
Die wesent<br />
*- Rentabilität<br />
lichen Bewertungskriterien<br />
hierfür sind<br />
die Kompatibilität mit<br />
<strong>de</strong>r Unternehmensstrategie,<br />
die Rentabilität <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Initiativen sowie <strong>de</strong>ren Umsetzungsrisiko.<br />
Erst nach sorgfältiger Prüfung sollten<br />
die nochmals diesem verschärften<br />
EntScheidungsprozess unterworfenen<br />
Investitionen und Projekte zur Umsetzung<br />
freigegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
2.4 Review von Wert- und Kostentreibern<br />
obwohl eine <strong>de</strong>zidierte Kostenstrukturanalyse<br />
bereits Basis <strong>de</strong>s Organisationsund<br />
Prozessreviews ist, macht es Sinn,<br />
die wesentlichen gleichartigen Kostenblöcke<br />
separat zu analysieren. Hiermit<br />
wird vor allem auf <strong>de</strong>n schnellen Abbau<br />
einzelner Kostenpositionen hingewirkt.<br />
Beliebte Ansatzpunkte sind beispielsweise<br />
die Kürzung freiwilliger Sozialleistungen<br />
o<strong>de</strong>r die Reduzierung von<br />
Fremdleistungen zugunsten eines ansonsten<br />
notwendigen Abbaus eigener Mitarbeiter<br />
Weiterführen<strong>de</strong>, nachhaltige Kostensenkungen<br />
bzw. Effizienzsteigerungen<br />
setzen jedoch zumeist tiefgreifen<strong>de</strong><br />
Prozessoptimierungen voraus, die im<br />
Organisations- und Prozessreview i<strong>de</strong>ntifiziert<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
3 ERGEBNISSE DER PROJEKT<br />
PLANUNGSPHASE<br />
Die Durchführung <strong>de</strong>r einzelnen Reviews<br />
führt in ihrer Gesamtheit zu <strong>de</strong>n Ergebnissen<br />
<strong>de</strong>r Projektplanungsphase. Hierzu<br />
zählen die<br />
553
Controller magazin 6/02 - Peter Klingebiel / Michael Zellner<br />
• I<strong>de</strong>ntifizierung und Bewertung von<br />
Untersuchungsbereichen, dargestellt<br />
anhand einer Untersuchungsbereichsmatrix;<br />
• Priorisierung <strong>de</strong>r bewerteten<br />
Untersuchungsbereiche, dargestellt<br />
anhand einer Transformation Map.<br />
3.1 I<strong>de</strong>ntifizierung und Bewertung von<br />
Untersuchungsbereichen<br />
Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zielsetzung <strong>de</strong>r<br />
Projektplanungsphase ist die I<strong>de</strong>ntifizierung<br />
<strong>de</strong>r wesentlichen Untersuchungsbereiche.<br />
Die I<strong>de</strong>ntifizierung erfolgt dabei<br />
mit Hilfe <strong>de</strong>r unter Punkt 2 aufgezeigten<br />
Metho<strong>de</strong>n, die vom jeweiligen Review<br />
abhängen. Die Bewertung<br />
richtet sich anschließend<br />
nach <strong>de</strong>m<br />
absoluten<br />
Einsparungspotenzial<br />
sowie<br />
<strong>de</strong>r Realisierbarkeit, in<br />
<strong>de</strong>r sich die Umsetzungsgeschwindigkeit<br />
und das Umsetzungsrisiko<br />
wi<strong>de</strong>rspiegeln.<br />
Setzt man die bei<strong>de</strong>n Kriterien<br />
in Beziehung zueinan<strong>de</strong>r,<br />
erhält man<br />
eine sogenannte Untersuchungsbereichsmatrix<br />
(siehe Beispiel in Abb. 2)<br />
mit <strong>de</strong>n schnell zu realisieren<strong>de</strong>n<br />
Potenzialen<br />
(Quick wins) im linken<br />
oberen Quadranten und<br />
Review von<br />
Wert-/Kostcn-|<br />
trcibcrn<br />
<strong>de</strong>n Projekten, die zuliivusliiiony<br />
uiul Projektreview<br />
Organisations<br />
-<br />
und<br />
Prozessreview<br />
Strategiereview<br />
Abb.2<br />
nächst zurückgestellt bzw. gänzlich verworfen<br />
wer<strong>de</strong>n, im rechten unteren Quadranten.<br />
3.2 Priorisierung <strong>de</strong>r bewerteten<br />
Untersuchungsbereiche<br />
Die Untersuchungsbereichsmatrix lässt<br />
sich anschließend in eine sogenannte<br />
TVansformation Map (siehe Beispiel in<br />
Abbildung 3) überführen. )e Review wer<strong>de</strong>n<br />
die Untersuchungsbereiche, <strong>de</strong>ren<br />
Maßnahmen sich vergleichsweise schnell<br />
(in diesem Fall innerhalb eines )ahres)<br />
realisieren lassen, <strong>de</strong>n betroffenen Geschäftsbereichen<br />
zugeordnet. Somit erhält<br />
man einen Überblick über alle<br />
JGBI<br />
-£ß2<br />
Coiiirüllingprozess<br />
priorisierten Untersuchungsbereiche,<br />
die im anschließen<strong>de</strong>n<br />
Effizienzsteigerungsprogramm<br />
entwe<strong>de</strong>r<br />
direkt<br />
o<strong>de</strong>r nach einerweiteren<br />
Detaillierungsphase<br />
umgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
Durch eine sinnvolle<br />
Bün<strong>de</strong>lung <strong>de</strong>r<br />
einzelnen<br />
Untersuchungsbereiche<br />
lassen sich aus <strong>de</strong>r<br />
Transformation<br />
Map<br />
Teilprojekte<br />
bil<strong>de</strong>n, die in ihrer<br />
Summe die Projektorganisation<br />
ergeben.<br />
In Abhängigkeit<br />
von <strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Umsetzungsmaßnahmen und<br />
-metho<strong>de</strong>n ist im Rahmen <strong>de</strong>r Projektplanung<br />
<strong>de</strong>r voraussichtliche Zeitbedarf<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Aktivitäten zu schätzen<br />
und die hierfür benötigte Ressourcenbindung<br />
zu ermitteln. Zu<strong>de</strong>m ist die<br />
Abfolge <strong>de</strong>r einzelnen Aktivitäten festzulegen.<br />
Hierbei sind Abhängigkeiten zu<br />
berücksichtigen. So ist es zum Beispiel<br />
sinnvoll, in <strong>de</strong>njenigen Geschäftsbereichen<br />
Prozessoptimierungen zurückzustellen,<br />
die strategisch zu hinterfragen<br />
sind. Weiterhin empfiehlt es sich, ausgehend<br />
von <strong>de</strong>r jeweiligen Projektsituation,<br />
die zur Realisierung <strong>de</strong>s Effizienzsteigerungsprogramms<br />
kritischen Erfolgsfaktoren<br />
zu bestimmen.<br />
I'crsonalriHanzcn.<br />
| prozi;ss<br />
wcscn 1<br />
Syslom- 1<br />
haus 1<br />
GB: Gcschiiftsbcrcicli, CI': Conirollingprozcss. FP: 1-inanz- und Reclinungswcscnprozcss, PP: Pcrsonalprozoss<br />
Frcmdlcisiung |<br />
^<br />
Soziales | |<br />
•<br />
554
Controller magazin 6/02<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
23 37 39 F V<br />
Christian Zipfel ist Diplom-Betriebswirt (FH)<br />
mit <strong>de</strong>m Ausbiidungsschwerpunkt Controlling<br />
und Rechnungswesen. <strong>Als</strong> Senior Manager<br />
bei <strong>de</strong>r KPMG Consulting AG in München<br />
verantwortet er u. a. die Beratungsdienstleistungen<br />
im Bereich ePayment. Im European<br />
eBusiness Solution Center <strong>de</strong>r KPMG leitet er<br />
<strong>de</strong>n Aufbau und die Betreuung verschie<strong>de</strong>ner<br />
elektronischer Zahlungslösungen.<br />
Hanspeter Meindl ist seit November 2001<br />
Manager bei KPMG Consulting in München im<br />
Bereich eintegration. Seine Tätigkeit liegt in<br />
<strong>de</strong>r Leitung großer internationaler Projekte mit<br />
<strong>de</strong>n Schwerpunkten Supply Chain Management<br />
(SCM), Supplier Relationship Management<br />
(SRM) und Customer Relationship Management<br />
(CRM).<br />
UNTERNEHMENSLIQUIDITAT IM GRIFF<br />
- Financial Supply Chain l\/lanagement<br />
von Christian Zipfel und Hanspeter Meindl, München<br />
Supply Chain Management (SCM) wird<br />
als Metho<strong>de</strong> zur integrierten Planung und<br />
Steuerung von physischen Güterströmen<br />
entlang <strong>de</strong>r gesamten Wertschöpfungskette<br />
verstan<strong>de</strong>n. Dieser Ansatz hat sich<br />
zwischenzeitlich in Unternehmen zur<br />
Optimierung <strong>de</strong>s Logistikbereiches weitgehend<br />
auch im Sprachgebrauch etabliert.<br />
Das Management von Finanzströmen<br />
zwischen Geschäftspartnern,<br />
Banken, Dienstleistern und Konsumenten<br />
erfolgt hingegen oft noch<br />
unkoordiniert und <strong>de</strong>zentralisiert. Damit<br />
wird ein hohes Potenzial an Cashflow-<br />
Optimierung verschwen<strong>de</strong>t und unnötig<br />
Working Capital im Umlaufvermögen<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen gebun<strong>de</strong>n. Dem Aufspüren<br />
und Freisetzen dieser schlummern<strong>de</strong>n<br />
Liquiditätsreserven im Unternehmen<br />
widmet sich das Financial<br />
Supply Chain Management (FSCM).<br />
Die IHerausfor<strong>de</strong>rung<br />
Händler wie Hersteller sind mit einem<br />
klassischen Dilemma konfrontiert: Waren<br />
und Dienstleistungen müssen erst<br />
hergestellt bzw. eingekauft wer<strong>de</strong>n, bevor<br />
sie in <strong>de</strong>r internen Wertschöpfungskette<br />
verarbeitet o<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rverkauft und<br />
- oft erst nach langer Zeit - vom Kun<strong>de</strong>n<br />
bezahlt wer<strong>de</strong>n. Damit ist unweigerlich<br />
eine Zwischenfinanzierung verbun<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>ren Kosten die Händler o<strong>de</strong>r Hersteller<br />
tragen. Ein fehlen<strong>de</strong>s Risikomanagement<br />
kann zu<strong>de</strong>m zu beträchtlichen Zahlungsverzögerungen<br />
und For<strong>de</strong>rungsausfällen<br />
führen, vor allem im Endkun<strong>de</strong>ngeschäft.<br />
Selbst im Zeitalter <strong>de</strong>s eCommerce warten<br />
viele Unternehmen durchschnittlich<br />
noch ein bis zwei Monate auf ihr Geld für<br />
bereits gelieferte Waren und verschlechtern<br />
dadurch ihre Liquidität erheblich.<br />
Aus diesem Grund liegt es im Interesse<br />
je<strong>de</strong>s Unternehmens, die so genannte<br />
„Or<strong>de</strong>r-to-Cash-"-Perio<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r<br />
For<strong>de</strong>rungsseite zu reduzieren und das<br />
Risiko von For<strong>de</strong>rungsausfällen je nach<br />
Absatzkanal zu minimieren. Auf <strong>de</strong>r<br />
„Procure-to-Pay"-o<strong>de</strong>r Verbindlichkeitsseite<br />
setzt die optimierte Ausnutzung<br />
von Zahlungszielen sowie die effektivere<br />
und effizientere Bearbeitung von Eingangsrechnungen<br />
erhebliches Einsparungspotenzial<br />
bei Rechnungsempfängern<br />
frei.<br />
Je<strong>de</strong> Verbesserung <strong>de</strong>s Cashflow spiegelt<br />
sich in <strong>de</strong>n veröffentlichten Liquiditätskennzahlen<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens wi<strong>de</strong>r.<br />
Aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>s Sharehol<strong>de</strong>r<br />
Value stellt <strong>de</strong>r Cashflow u. a. die<br />
potenziell zur Ausschüttung verfügbaren<br />
Geldmittel dar. Das Working<br />
Capital ist dabei eine zusätzliche Kenngröße,<br />
um die mittelfristige Liquidität eines<br />
Unternehmens zu beurteilen. Die<br />
positive Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Working Capital<br />
trägt zur Sicherung <strong>de</strong>r Überiebensfähigkeit<br />
von Unternehmen in Zeiten<br />
wirtschaftlicher Stagnation bzw. Rezession<br />
bei.<br />
Ein geeigneter Ansatz für die Optimierung<br />
dieser Kennzahlen ist die Financial<br />
Supply Chain (FSC), die mit ihrer Funktionalität<br />
ein breites Spektrum an effektiven<br />
Maßnahmen zur Optimierung von<br />
Cashflow und Working Capital ermöglicht.<br />
555
Controller magazin 6/02 - Christian Zipfel / Hanspeter Meindl<br />
Der Lösungsansatz <strong>de</strong>r Financial<br />
Supply Chain (FSC)<br />
Die FSC berulit auf <strong>de</strong>m ganziieidiciien<br />
Ansatz, alle Finanzmittelzugänge, -abgänge<br />
und -bestän<strong>de</strong> eines Unternelimens<br />
zu planen, zu steuern und im Sinne<br />
einer Liquiditätssicherung aufeinan<strong>de</strong>r<br />
abzustimmen. Der Optimierungsprozess<br />
wird durch eine elektronische Verarbeitung,<br />
i<strong>de</strong>alerweise aller Eingangs- und<br />
Ausgangsrechnungen, unterstützt.<br />
Eine Kernfunktionalität auf <strong>de</strong>r<br />
Lieferantenseite ist die Verarbeitung von<br />
elektronischen Eingangsrechnungen.<br />
Neben etablierten Systemen wie EDI,<br />
Web-EDI und FTP-Technologien stehen<br />
<strong>de</strong>n Unternehmen heute auch<br />
webbasierte und damit wartungsarme<br />
Electronic Invoice Presentment and<br />
Payment-Systeme (EIPP) zur Verfügung.<br />
Über diese lassen sich die Rechnungszustellung,<br />
Rechnungsprüfung, Rechnungsfreigabe<br />
sowie -bezahlung und schließlich<br />
die Rechnungsarchivierung auch<br />
bei komplexen Verarbeitungsprozessen<br />
optimieren. Bei Prozesskosten von bis zu<br />
€ 15,- pro Eingangs- o<strong>de</strong>r Ausgangsrechnung<br />
zwischen B2B-Geschäftspartnern<br />
ist dies ein durchaus ernstzunehmen<strong>de</strong>r<br />
Verbesserungsbereich. Warum<br />
sollten die ERP-Systeme <strong>de</strong>r beteiligten<br />
Unternehmen nicht auf elektronischem<br />
Wege Fakturierungsdaten via Web-<br />
Technologie (Internet o<strong>de</strong>r Intranet) austauschen<br />
können?<br />
Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Abwicklung<br />
von Reklamationen. Nicht immer<br />
stimmt das gelieferte Produkt o<strong>de</strong>r<br />
die gelieferte Dienstleistung mit <strong>de</strong>r Bestellung<br />
überein. Dann greift gegenüber<br />
<strong>de</strong>n Lieferanten das integrierte Supplier<br />
Dispute IVlanagement. Hier wer<strong>de</strong>n<br />
Reklamationsanzeigen <strong>de</strong>s empfangen<strong>de</strong>n<br />
Unternehmens mit <strong>de</strong>m Lieferanten<br />
auf einem integrierten System zum Abgleich<br />
von Bestell-, Liefer- und Rechnungsdaten<br />
verarbeitet, bis es zur Einigung über<br />
die gestellte Rechnung kommt.<br />
Heute gebräuchliche JVledien wie Telefon,<br />
Fax o<strong>de</strong>r eMail zur Kontaktaufnahme mit<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Call Centern können weitestgehend<br />
ersetzt wer<strong>de</strong>n und steigern<br />
die Effizienz und Effektivität <strong>de</strong>s Gesamtsystems.<br />
Der Zahlungsausgleich erfolgt<br />
entwe<strong>de</strong>r automatisch über etablierte<br />
Zahlungswege zwischen <strong>de</strong>n Unternehmen<br />
o<strong>de</strong>r über eine EIPP-Verbindung.<br />
Ist dann auf <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nseite ein Kaufgeschäft<br />
zustan<strong>de</strong> gekommen - ob online<br />
o<strong>de</strong>r traditionell - erfolgt die Präsentation<br />
<strong>de</strong>r Rechnung via Electronic Bill<br />
Presentment and Payment (EBPP).<br />
Nach<strong>de</strong>m hier neben Unternehmen (B2B)<br />
auch Endkonsumenten (B2C) angebun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n können, ergibt sich eine höhere<br />
Anfor<strong>de</strong>rung an die Funktionalität<br />
solcher Systeme; Für die Akzeptanz so<br />
genannter EBPP-Portale spielt auf <strong>de</strong>r<br />
Konsumentenseite <strong>de</strong>r Marketingaspekt<br />
eine wichtige Rolle. Mittels One-to-One-<br />
Marketing sowie Gross- und Upselling<br />
weiterer o<strong>de</strong>r komplementärer Produkte<br />
und Diens<strong>de</strong>istungen kann die Kun<strong>de</strong>nbindung<br />
intensiviert und <strong>de</strong>r Umsatz pro<br />
Kun<strong>de</strong> gesteigert wer<strong>de</strong>n. Die Attraktivität<br />
dieser Diens<strong>de</strong>istung am Endkun<strong>de</strong>n<br />
lässt sich durch Customer-Loyalty-<br />
Programme wie Bonus-, Payback- o<strong>de</strong>r<br />
Rabatt-Systeme maßgeblich erhöhen.<br />
Letzteres stellt sich in <strong>de</strong>r jüngsten Vergangenheit<br />
als wesentlicher Erfolgsfaktor<br />
beim Betrieb von B2C-PortaIen heraus,<br />
ohne <strong>de</strong>n ein privater Endkonsument<br />
kaum zur Annahme von elektronischen<br />
Rechnungen zu bewegen ist.<br />
Eine grundsätzliche Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
besteht in <strong>de</strong>r kun<strong>de</strong>nabhängigen Bereitstellung<br />
<strong>de</strong>r zur Verfügung gestellten<br />
Zahlungsmetho<strong>de</strong>n zum Abschluss<br />
Lieferantennetzwerk<br />
Unternehmen<br />
Kun<strong>de</strong>nnetzwerlc^<br />
Procure-to-Pay-Cycle<br />
Externe Dienstieister<br />
556
Controller magazin 6/02<br />
einer Online-Bestellung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Ausgleich<br />
einer elektronischen Rechnung. Die<br />
Zahlungsmetho<strong>de</strong> kann dabei entwe<strong>de</strong>r<br />
bereits zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Bestellung o<strong>de</strong>r<br />
erst nach <strong>de</strong>r Präsentation <strong>de</strong>r Rechnung<br />
auf <strong>de</strong>m EBPP-Portal angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />
Im ersten Fall bevorzugt die Mehrzahl<br />
<strong>de</strong>r Konsumenten auch beim Online-Kauf<br />
noch die klassische Rechnung, Einmallastschrift<br />
und Zahlung per Nachnahme.<br />
Die Lieferung von Produkten und Dienstleistungen<br />
an anonyme Käufer stellt damit<br />
hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an ein reibungslos<br />
hjnktionieren<strong>de</strong>s Risk Management,<br />
das je nach Kun<strong>de</strong>nbeurteilung<br />
(Scoring) eine Lieferung <strong>de</strong>r bestellten<br />
Waren und Dienstleistungen von fest<br />
<strong>de</strong>finierten Kriterien abhängig macht. Die<br />
Bereitstellung <strong>de</strong>r ebenfalls aus <strong>de</strong>m<br />
Scoring-Prozess resultieren<strong>de</strong>n, jeweils<br />
kun<strong>de</strong>nspezifisch „richtigen" Zahlungsmetho<strong>de</strong><br />
schließt <strong>de</strong>n Bestellvorgang ab.<br />
In <strong>de</strong>r Praxis gibt es hierzu eine Reihe von<br />
spezialisierten Dienstleistern, die sich<br />
über standardisierbare Schnittstellen in<br />
die Finanz- und Vertriebssysteme <strong>de</strong>s liefern<strong>de</strong>n<br />
Unternehmens integrieren lassen.<br />
Die mögliche Auslagerung von<br />
Dienstleistungen reicht dabei von <strong>de</strong>r<br />
reinen Payment-Abwicklung über das<br />
Scoring von Kun<strong>de</strong>n bis hin zur kompletten<br />
Kun<strong>de</strong>nbetreuung und <strong>de</strong>m<br />
Debitorenmanagement inklusive Mahnwesen<br />
und Inkasso. Die Funktionalität<br />
<strong>de</strong>s Risk Management lässt sich in gleicher<br />
Weise, nur zeitlich asynchron versetzt,<br />
für die Auswahl <strong>de</strong>r Zahlungsart<br />
erst nach Erhalt <strong>de</strong>r elektronischen Rechnung<br />
auf <strong>de</strong>m EBPP-Portal einsetzen.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>s Customer Dispute Management<br />
erfolgt die elektronische Verarbeitung<br />
von eingehen<strong>de</strong>n Reklamationen<br />
o<strong>de</strong>r sonstigen Kun<strong>de</strong>nbetreuungsaufgaben,<br />
die ggf. zu zahlungswirksamen<br />
Geschäftsprozessen (Gutschrift, Storno,<br />
Ersatzlieferung, etc.) führen. Die Einbettung<br />
dieser Funktionalität in bereits existieren<strong>de</strong><br />
elektronische Kun<strong>de</strong>nbetreuungssysteme,<br />
so genannte Customer<br />
Relationship Systeme, verstärkt die elektronische<br />
Rechnungsabwicklung als wesentlichen<br />
Kontaktpunkt zum Kun<strong>de</strong>n.<br />
Inwieweit dieses „elektronische Call Center"<br />
die traditionelle Kun<strong>de</strong>nbetreuung<br />
über Telefon, Fax o<strong>de</strong>r eMail ablösen kann,<br />
hängt von <strong>de</strong>n Absatzkanälen, <strong>de</strong>m<br />
Kun<strong>de</strong>nportfolio und nicht zuletzt <strong>de</strong>r<br />
Komplexität <strong>de</strong>r Geschäftsprozesse in <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>nbetreuung ab.<br />
Exkurs: Rechtliche Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an elektronische Rechnungen<br />
Seit <strong>de</strong>m 01.01.2002 gilt im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Umsatzsteuerrechts<br />
als Rechnung auch eine mit einer<br />
qualifizierten elektronischen Signatur<br />
mit Anbieter-Akkreditierung nach<br />
§ 15 Abs. 1 <strong>de</strong>s Signaturgesetzes<br />
versehene elektronische Abrechnung,<br />
welche nun gleichrangig neben<br />
<strong>de</strong>n herkömmlichen Papierrechnungen<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Hierunter fallen insbeson<strong>de</strong>re<br />
Abrechnungen, die über das Internet<br />
(eMail) übermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Während <strong>de</strong>r Aufbewahrungsfrist<br />
gemäß § 147 Abs. 3 AO muss ab<br />
<strong>de</strong>m 01.01.2002 sichergestellt sein,<br />
dass die in <strong>de</strong>n elektronischen Rechnungen<br />
enthaltenen und auf Datenträgern<br />
gespeicherten Daten je<strong>de</strong>rzeit<br />
verfügbar sind und unverzüglich<br />
lesbar gemacht wer<strong>de</strong>n können<br />
(§ 146 Abs. 5 S. 2 AO). Die Finanzverwaltung<br />
ist gemäß § 147 Abs. 6 AO<br />
nunmehr berechtigt, Einsicht in die<br />
gespeicherten Daten zu nehmen und<br />
hierfür auch das Datenverarbeitungssystem<br />
<strong>de</strong>s Steuerpflichtigen<br />
zu nutzen bzw. eine maschinelle<br />
Auswertung <strong>de</strong>r Daten o<strong>de</strong>r die Zurverfügungstellung<br />
<strong>de</strong>r Daten auf<br />
einem Datenträger zu verlangen.<br />
Der Betrieb von EIPP- und EBPP-Portalen<br />
erfolgt entwe<strong>de</strong>r durch das fakturieren<strong>de</strong><br />
Unternehmen selbst (Direkt-Biller-Mo<strong>de</strong>ll)<br />
o<strong>de</strong>r über Dienstleister, die in <strong>de</strong>r<br />
Funktion <strong>de</strong>s so genannten Consolidators<br />
(Consolidator-Mo<strong>de</strong>ll) mehrere Rechnungssteller<br />
über ein Portal abwickeln.<br />
In Frage kommen hierfür z. B. Banken,<br />
Telekommunikationsanbieter und Internet<br />
Service Provi<strong>de</strong>r<br />
Zentraler Baustein einer FSC-Lösung innerhalb<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens ist das Cash<br />
Management. Hier wer<strong>de</strong>n alle eingehen<strong>de</strong>n<br />
und ausgehen<strong>de</strong>n Zahlungsströme<br />
geplant, gesteuert, überwacht und das<br />
zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Geldvermögen<br />
disponiert („Treasury"). Ein<br />
großer Schritt besteht oftmals in <strong>de</strong>r Bün<strong>de</strong>lung<br />
dieser Geldströme an einer zentralen<br />
Stelle im Unternehmen o<strong>de</strong>r Unternehmensverbund.<br />
Ziel ist es dabei, die<br />
oftmals historisch gewachsenen<br />
„Zahlungsinseln" im Unternehmen zu<br />
beseitigen. In <strong>de</strong>r Literatur und <strong>de</strong>n<br />
Produktbeschreibungen entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Systemlieferanten und Payment-Service-<br />
Provi<strong>de</strong>r (PSP's) fin<strong>de</strong>n sich in diesem<br />
Zusammenhang Begriffe wie „bill factory"<br />
o<strong>de</strong>r „corporate Clearing center". Die<br />
Administrations- und Steuerungsfunktion<br />
erfolgt dabei sowohl nach außen, d. h.<br />
unternehmensextern, als auch innerhalb<br />
von Unternehmensgruppen. So wird über<br />
Cash-Pooling das im Konzern verfügbare<br />
Geldvermögen gebün<strong>de</strong>lt und für die Disposition<br />
zentral zur Verfügung gestellt.<br />
Zusammenfassen<strong>de</strong> Beurteilung<br />
Das Financial Supply Chain Management<br />
setzt die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Optimierung von Güterströmen<br />
konsequent auf <strong>de</strong>n Finanzmittelbestand<br />
eines Unternehmens mit<br />
seinen Zu- und Abflüssen um. In die Betrachtung<br />
fließen alle zahlungsrelevanten<br />
Geschäftsprozesse über die gesamte Wertschöphrngskette<br />
eines Unternehmens ein,<br />
von Lieferanten- über Kun<strong>de</strong>nnetzwerke<br />
bis hin zu beteiligten Dienstleistern. Die<br />
verbesserte Informationsqualität für die<br />
notwendige Bereitstellung von Geldvermögen<br />
optimiert die Liquidität. Durch<br />
die Implementierung von Risk-Management-Systemen<br />
lässt sich die Absicherung<br />
von For<strong>de</strong>rungen realisieren und das<br />
Zahlungsausfall- und Betrugsrisiko minimieren.<br />
Die medienbruchfreie elektronische<br />
Verarbeitung von Eingangs- und Ausgangsrechnungen<br />
erhöht die effiziente und<br />
effektive Verarbeitung an <strong>de</strong>n Unternehmensschnittstellen<br />
Einkauf und Verkauf<br />
<strong>de</strong>utlich. Das integrierte Dispute Management<br />
schließlich komplettiert die<br />
Funktionalität <strong>de</strong>r FSC als zentrale Informations-<br />
und Kommunikationsplattform.<br />
Wesentliche Erfolgsfaktoren für die Einführung<br />
einer FSC-Lösung sind:<br />
^ die Fokussierung auf Verbesserungspotenziale<br />
bei Geschäftsprozessen im<br />
Lieferantenmanagement, v. a. bei <strong>de</strong>r<br />
Verarbeitung elektronischer Eingangsrechnungen<br />
und Behandlung<br />
von eigenen Reklamationen;<br />
^ die Fokussierung auf Verbesserungspotenziale<br />
bei Geschäftsprozessen im<br />
Kun<strong>de</strong>nmanagement;<br />
^ die Bün<strong>de</strong>lung aller zahlungsrelevanten<br />
Informationen in einem<br />
zentralen Cash-Management;<br />
die Auswahl und Integration ergänzen<strong>de</strong>r<br />
Systemmodule o<strong>de</strong>r Dienstleister<br />
in die existieren<strong>de</strong> IT-Umgebung;<br />
* die Berücksichtigung rechtlicher<br />
und steuerrechtlicher Rahmenbedingungen.<br />
•<br />
557
Controller magazin 6/02 - Ingo Kautz / Rainer Raupach<br />
KENNZAHLENSYSTEME<br />
ZUR STEUERUNG EINES<br />
CUSTOMER-RELATIONSHIP-<br />
MANAGEMENT<br />
Dr. I. Kautz ist Partner <strong>de</strong>r R. Raupach ist Gesellschafter-<br />
NOVEDAS Unternehmens- Geschäftsführer <strong>de</strong>r NOVEDAS<br />
beratung GmbH, Hamburg<br />
Unternehmensberatung GmbH<br />
eMail: ik@NOVEDAS.<strong>de</strong><br />
von Ingo Kautz und Rainer Raupach, Hamburg<br />
Die Frage nach notwendigen Informationen<br />
und Berichten für das effiziente<br />
Management wird häufig durch neue und<br />
Transparenz schaffen<strong>de</strong> Kennzahlensysteme<br />
beantwortet. In diesem Artikel<br />
beschreiben wir die Entwicklung eines<br />
Steuerungssystems für eine neu geschaffene<br />
Customer Relationship Serviceeinheit,<br />
welche <strong>de</strong>n Betrieb für die technische<br />
Infrastruktur von über 100 Call<br />
Centern eines <strong>de</strong>utschen Großunternehmens<br />
verantwortet. Das 70-köpfige<br />
Serviceteam entstand aus <strong>de</strong>r Konsolidierung<br />
unterschiedlicher Systeme auf<br />
eine technische Plattform. Die Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
für das Projektteam bestand im<br />
schnellstmöglichen Aufbau einer effizienten<br />
Steuerung für die neu entstan<strong>de</strong>ne<br />
Organisationseinheit.<br />
Vorgehensweise<br />
Intention <strong>de</strong>r projektierten CRM-<br />
Steuerungssystematik war sowohl eine<br />
kurzfristige Verbesserung <strong>de</strong>r Servicequalität<br />
für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n als auch die Optimierung<br />
<strong>de</strong>s Ressourceneinsatzes im Servicebetrieb<br />
zur Sicherstellung <strong>de</strong>s betriebswirtschaftlichen<br />
Erfolges.<br />
Daraus leiteten sich für das aufzubauen<strong>de</strong><br />
Steuerungssystem wichtige Rahmenbedingungen<br />
ab. So musste z. B. <strong>de</strong>r<br />
spezifische Aufbau einer neu geschaffenen,<br />
zentralen Servicestruktur abgebil<strong>de</strong>t<br />
und visualisiert wer<strong>de</strong>n. Im Gegensatz<br />
zur regional organisierten Regelorganisation<br />
<strong>de</strong>s Auftraggebers sollte <strong>de</strong>r<br />
558<br />
Call Center Betrieb zentral für das gesamte<br />
Bun<strong>de</strong>sgebiet gesteuert wer<strong>de</strong>n.<br />
Für die erste Projektphase be<strong>de</strong>utete das:<br />
^ Das erweiterte Deckungsbeitragsschema<br />
für die Serviceeinheit musste<br />
die überregionale Auftragsstruktur<br />
und die klassischen Leistungskomponenten<br />
in Planung, Bereitstellung,<br />
Betrieb und Betreuung ein<strong>de</strong>utig<br />
wi<strong>de</strong>rspiegeln.<br />
^ Die konsolidierten Gesamtaufwän<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Betriebes zur Leistungserbringung<br />
mussten schnell und pragmatisch<br />
monaUich analysiert wer<strong>de</strong>n.<br />
^ Die operative Leistung in <strong>de</strong>n Kernprozessen<br />
musste erfasst wer<strong>de</strong>n, um<br />
anhand dieser Kenngrößen im operativen<br />
Betrieb Zielvorgaben kommunizieren<br />
zu können.<br />
^ Alle Kennzahlen dieser drei i<strong>de</strong>ntifizierten<br />
Bereiche sollten miteinan<strong>de</strong>r<br />
in einem ganzheitlichen operativen<br />
Steuerungssystem integriert wer<strong>de</strong>n.<br />
Aus <strong>de</strong>r Konsolidierung <strong>de</strong>r genannten<br />
Rahmenbedingungen wur<strong>de</strong> die<br />
Realisierungsmethodik abgeleitet. <strong>Als</strong><br />
thematisch eigenständige Handlungsfel<strong>de</strong>r<br />
bil<strong>de</strong>ten danach Finanzkennzahlen,<br />
Prozessaufwandsanalysen<br />
und Leistungskennzahlen die Säulen <strong>de</strong>s<br />
aufzubauen<strong>de</strong>n Steuerungssystems. Je<strong>de</strong>s<br />
dieser Fel<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> eigenständig<br />
bearbeitet, wobei durch die Projektorganisation<br />
geeignete Schnittstellen<br />
berücksichtigt wur<strong>de</strong>n. In je<strong>de</strong>m dieser<br />
Handlungsfel<strong>de</strong>r mussten sowohl<br />
Controllinginstrumente neu aufgebaut<br />
als auch existieren<strong>de</strong> Instrumente<br />
angepasst wer<strong>de</strong>n. Zunächst wur<strong>de</strong> das<br />
im Unternehmen eingesetzte<br />
Deckungsbeitragsschema so erweitert,<br />
dass eine <strong>de</strong>n speziellen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
genügen<strong>de</strong> betriebswirtschaftliche Transparenz<br />
erzielt wer<strong>de</strong>n konnte. Außer<strong>de</strong>m<br />
wur<strong>de</strong> ein anonymisiertes System zur<br />
Aufwandsdokumentarion <strong>de</strong>s Servicebetriebes<br />
geschaffen. Schließlich konnte<br />
ein System von Prozessleistungskennzahlen<br />
(Standards of Performance) <strong>de</strong>finiert<br />
und umgesetzt wer<strong>de</strong>n, welches als<br />
das unmittelbarste Instrument zur<br />
Serviceverbesserung diente.<br />
Strukturierung <strong>de</strong>s Berichtswesens<br />
Das heute umgesetzte Steuerungssystem<br />
basiert auf <strong>de</strong>n im Projekt umgesetzten<br />
i<strong>de</strong>ntifizierten Kennzahlen, welche die<br />
Serviceprozesse aus sich ergänzen<strong>de</strong>n<br />
Blickwinkeln beschreiben:<br />
^ Finanzkennzahlen,<br />
^ Prozessaufwandsanalysen,<br />
^ Leistungskennzahlen.<br />
Alle Prozesse <strong>de</strong>s zentralen Teams zur<br />
Service-Steuerung bil<strong>de</strong>n die Basis für<br />
die eingeführten Controllinginstrumente.<br />
Ein kritischer Erfolgsfaktor bei <strong>de</strong>r Umsetzung<br />
ist neben <strong>de</strong>r fachlich korrekten<br />
Konzeprion <strong>de</strong>s Kennzahlensystems die<br />
systematische und nachhalrige Einbindung<br />
<strong>de</strong>r Prozessbeteiligten. Dadurch<br />
können Maßnahmen zur Optimierung<br />
<strong>de</strong>s Servicebetriebes regelmäßig anhand
Controller magazin 6/02<br />
<strong>de</strong>r Controllingberichte abgeleitet wer<strong>de</strong>n.<br />
Ein parallel umgesetztes Maßnahmentracking<br />
verfolgt die Verbesserungen<br />
für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n und ermöglicht<br />
somit eine Validierung <strong>de</strong>r eingeleiteten<br />
Steuerungsmaßnahmen.<br />
Das Steuerungssystem für <strong>de</strong>n Call Center<br />
Servicebetrieb baut auf einem dreidimensionalen<br />
Kennzahlensystem auf. Je<strong>de</strong><br />
dieser drei Kennzahlenperspektiven beleuchten<br />
die zentralen Serviceprozesse<br />
aus einem an<strong>de</strong>ren Blickwinkel (siehe<br />
Abb. 1). Durch die Finanzkennzahlen<br />
wird <strong>de</strong>r Servicebetrieb zeitnah und<br />
mandantenspezifisch unter <strong>de</strong>m Blickwinkel<br />
<strong>de</strong>r Eriös- und Kostenstruktur betrachtet.<br />
In <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r Prozessaufwandsanalysen<br />
wer<strong>de</strong>n kontinuierlich<br />
die Gesamtaufwän<strong>de</strong> zur Leistungserbringung<br />
analysiert. <strong>Als</strong> dritte Sichtweise<br />
run<strong>de</strong>n Leistungskennzahlen<br />
(Standards of Performance) durch Erfassung<br />
von Menge, Geschwindigkeit und<br />
Qualität <strong>de</strong>r Leistungserbringung das<br />
Kennzahlenportfolio ab.<br />
tailliertere betriebswirtschaftliche Berichtswesen<br />
ermöglicht nunmehr die<br />
spezifische Analyse <strong>de</strong>r finanziellen Situation<br />
<strong>de</strong>s Call Center Betriebes.<br />
Informationsbasis für die neu erstellten<br />
Finanzkennzahlen sind bereits existieren<strong>de</strong><br />
Controlling-Berichte und das<br />
Deckungsbeitragsschema sowie die -<br />
weiter unten beschriebenen - kontinuierlich<br />
erfassten Prozessaufwandsanalysen.<br />
Automatisiert wer<strong>de</strong>n die vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Datenquellen zusammengeführt<br />
und die vom Management zusätzlich<br />
benöügten betriebswirtschaftlichen<br />
Informationen erstellt.<br />
Die Akzeptanz für eine betriebswirtschaftlich<br />
orientierte Steuerung <strong>de</strong>s Call Center<br />
Betriebes wird durch die Ausrichtung <strong>de</strong>s<br />
Finanzreportings auf die spezifische Situation<br />
<strong>de</strong>s Call Center Betriebes gewonnen.<br />
Das gesamte Führungsteam nutzt<br />
die Berichte regelmäßig zur Ableitung<br />
von Steuerungsmaßnahmen mit <strong>de</strong>m Ziel<br />
<strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>s wirtschaftlichen<br />
Ergebnisses.<br />
schließen. Zusätzlich wur<strong>de</strong> mittels Abgleich<br />
<strong>de</strong>r gemessenen Aufwän<strong>de</strong> zur<br />
analytischen Planung <strong>de</strong>s Bereiches diese<br />
Planung validiert.<br />
Im Rahmen einer Ausbauphase wird zur<br />
Zeit dieses separate System in eine integrierte<br />
Lösung überführt. Durch diese<br />
wird es zukünftig je<strong>de</strong>m Teammitglied<br />
möglich sein, seine Aufwän<strong>de</strong> für alle<br />
Arbeitsschritte zu hinterlegen, ohne sein<br />
Arbeitssystem zu veriassen.<br />
Leistungskennzahlen<br />
Den Leistungskennzahlen (Standards of<br />
Performance) kommt im Rahmen <strong>de</strong>s<br />
Kennzahlensystems eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung<br />
zu. Dienen Finanzberichtswesen<br />
und Prozessaufwandsanalyse primär <strong>de</strong>r<br />
Steuerung durch das Management, wer<strong>de</strong>n<br />
Leistungskennzahlen je<strong>de</strong>m Mitarbeiter<br />
kommuniziert und somit auch<br />
zur Steuerung an <strong>de</strong>r Basis verwen<strong>de</strong>t.<br />
Deshalb ist eine verständliche, hierarchische<br />
Strukturierung <strong>de</strong>r Vielzahl möglicher<br />
Leistungskennzahlen erfolgskritisch.<br />
Finanzkennzahlen<br />
Die im Mutterunternehmen etablierte<br />
Aufteilung <strong>de</strong>r Kosten in Produkt- und<br />
Strukturkosten war auf <strong>de</strong>n Betrieb <strong>de</strong>r<br />
Call Center Plattform nur bedingt übertragbar<br />
Die Abgrenzungen (wie beispielsweise<br />
regionale Aufteilungen) mussten<br />
<strong>de</strong>n Spezifika <strong>de</strong>s Servicebetriebes<br />
angepasst wer<strong>de</strong>n. Daher wur<strong>de</strong>n in einem<br />
neu geschaffenen System die Kosten<br />
für Planung, Bereitstellung, Betrieb<br />
und Betreuung nach <strong>de</strong>n erbrachten Serviceleistungen<br />
zugerechnet. Dieses <strong>de</strong>-<br />
Abb. 1: Die zentralen Prozesse zum<br />
Betrieb <strong>de</strong>r Call Center Infrastruktur<br />
wur<strong>de</strong>n aus drei Blickwinkeln<br />
analysiert<br />
Prozessaufwandsanalyse<br />
Der Neuaufbau und die Strukturierung<br />
<strong>de</strong>r Call Center Serviceorganisation erfolgte<br />
aufgrund einer analytischen Planung,<br />
die sich allerdings auf nur wenige<br />
Erfahrungswerte stützen konnte. Neben<br />
<strong>de</strong>r Verifizierung <strong>de</strong>r Planung musste<br />
auch die Struktur <strong>de</strong>r Serviceorganisation<br />
feinjustiert wer<strong>de</strong>n. Ziel dabei war die<br />
Realisierung aller Leistungszusagen innerhalb<br />
<strong>de</strong>r vertraglich vereinbarten Service<br />
Level. Zur Beseitigung immanenter<br />
Planungsunsicherheiten diente eine<br />
pragmatische Metho<strong>de</strong> zur Umsetzung<br />
einer <strong>de</strong>taillierten Aufwanddokumentation<br />
und -analyse. Hierbei<br />
wur<strong>de</strong>n in einer eigenentwickelten<br />
Intranet-Anwendung anonym und<br />
<strong>de</strong>tailliert die Aufwän<strong>de</strong> pro<br />
Geschäftsvorfall erfasst. Diese Rohdaten<br />
wur<strong>de</strong>n mandantenspezifisch<br />
auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Prozesse und <strong>de</strong>r<br />
leistungserbringen<strong>de</strong>n Einheiten<br />
aggregiert und monaUich berichtet.<br />
Anhand <strong>de</strong>r Berichte ließen sich Prozesse<br />
und Vorfallstypen i<strong>de</strong>nrifizieren,<br />
bei <strong>de</strong>nen Aufwän<strong>de</strong> zu- o<strong>de</strong>r abnehmen.<br />
Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Aufwän<strong>de</strong> in<br />
einzelnen Prozessen wie beispielsweise<br />
<strong>de</strong>m Auftragsmanagement bei gleichzeitig<br />
konstant bleiben<strong>de</strong>r Anzahl an Auftragsvorgängen<br />
ließ auf Verän<strong>de</strong>rungen<br />
in <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Prozessdurchführung<br />
Zwei Ordnungsprinzipien liegen <strong>de</strong>r gesamten<br />
Struktur <strong>de</strong>r Leistungskennzahlen<br />
zugrun<strong>de</strong>. Zum einen sind die<br />
Kennzahlen entsprechend <strong>de</strong>r Serviceprozesse<br />
- Prozessebene und Detailebene<br />
- strukturiert, in<strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>ren individuelle<br />
Leistungsfähigkeit beschreiben. Zum<br />
an<strong>de</strong>ren sind die Leistungskennzahlen<br />
für je<strong>de</strong>n Prozess nach Leistungsdimensionen<br />
geordnet wie Mengen, Bearbeitungsgeschwindigkeit<br />
und Bearbeitungsqualität<br />
(Abb. 2).<br />
Auf Ebene <strong>de</strong>r Serviceprozesse wur<strong>de</strong>n<br />
die Kennzahlen getrennt für Auftragsbearbeitung,<br />
Systembetriebstätigkeiten<br />
und Inci<strong>de</strong>ntmanagement<br />
erfasst und analysiert. <strong>Als</strong> Leistungsdimensionen<br />
wur<strong>de</strong>n prozesstreiben<strong>de</strong><br />
Mengen, Leistungsgeschwindigkeit und<br />
Qualität <strong>de</strong>r Serviceerbringung gewählt.<br />
Die Mengen an bearbeiteten Vorfällen,<br />
die für je<strong>de</strong>n Prozess dokumentiert<br />
wur<strong>de</strong>n, galten als treiben<strong>de</strong> Größe<br />
zur Beschreibung <strong>de</strong>r Arbeitslast. Die<br />
Leistungsfähigkeit zur Bewältigung dieser<br />
Arbeitslast wur<strong>de</strong> anhand von Durchlaufzeiten,<br />
Bearbeitungsqualität und<br />
Geschäftsvorfallstypen beschrieben.<br />
Abgerun<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n diese Informationen<br />
über die Prozessleistung durch Detailanalysen<br />
bezüglich Standort und Serviceleveleinhaltung.<br />
559
Controller magazin 6/02 - Ingo Kautz / Rainer Raupach<br />
Die Kennzahlen<br />
erfassen die Problemlösung<br />
nach Mengen,<br />
Geschwindigiceit<br />
und Qualität<br />
Kun<strong>de</strong> B 05/2000<br />
Kun<strong>de</strong> A 05/2000<br />
Die Kennzahlen <strong>de</strong>r<br />
Prozessebene liefern<br />
Aussagen über<br />
die aktuelle<br />
Prozessleistung<br />
p<br />
Mengen<br />
Bearbeitungsgeschwindigkeit<br />
Bearbeitungsqualität<br />
ilii<br />
Hill»<br />
Die Kennzahlen <strong>de</strong>r<br />
Detaiiebene liefern<br />
die Basis zur<br />
Ursachenanalyse<br />
<strong>de</strong>r Probleme<br />
OJ<br />
Q<br />
Abb. 2: Die Kennzahlen zum Inci<strong>de</strong>ntmanagement liefern in unterschiedlicher Detaillierungstiefe Aussagen in <strong>de</strong>n<br />
Leistungsdimensionen Mengen, Bearbeitungsgeschwindigkeit und Bearbeitungsqualität<br />
Ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Erfolgskriterium für<br />
die Umsetzung <strong>de</strong>r Berichte war die vollständige<br />
automatisierte Erfassung <strong>de</strong>r<br />
Daten aus <strong>de</strong>n Arbeitssystemen wie<br />
Remedy ARS, Lotus Notes und Hewlett<br />
Packard Openview. Die Rohdaten <strong>de</strong>r<br />
genannten Systeme speisen eine zentrale<br />
Datenbank, welche die Grundlage <strong>de</strong>s<br />
Berichtswesens bil<strong>de</strong>t. Für <strong>de</strong>taillierte<br />
Analysen wie Berichte zur automatisierten<br />
Überwachung von Serviceleveln wur<strong>de</strong>n<br />
die Rohinformationen über Scripte<br />
aufbereitet. Im Falle von Servicelevelberichten<br />
wur<strong>de</strong>n hierzu durch das<br />
Script die Öffnungszeiten <strong>de</strong>r vom<br />
Inci<strong>de</strong>ntticket betroffenen Kun<strong>de</strong>nstandorte<br />
berücksichtigt, um so nur die<br />
relevanten Ausfallzeiten zu erfassen. Über<br />
eine Standardsoftware zum Reporting ließen<br />
sich dann die individuellen Berichte<br />
erstellen und im Intranet verteilen.<br />
Steuerung mittels <strong>de</strong>r Berichte<br />
Für das zentrale Management <strong>de</strong>s CRM-<br />
Betriebes bil<strong>de</strong>n die umgesetzten Berichte<br />
das i<strong>de</strong>ale Steuerungssystem, um die<br />
Leistungen kontinuierlich zu verbessern.<br />
Aus <strong>de</strong>n Finanzreports können die Kostenstellschrauben<br />
i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n. Zusätzlich<br />
lassen sich Trends in <strong>de</strong>r Kostenund<br />
Umsatzentwicklung einzelner<br />
leistungserbringen<strong>de</strong>r Einheiten isolieren.<br />
Die parallel im Betrieb erfassten<br />
Prozessaufwän<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n damit korreliert<br />
und geben so einen ersten Hinweis, ob die<br />
Kostenentwicklungen durch einen erhöhten<br />
Arbeitsaufwand begrün<strong>de</strong>t ist. Gleichzeitig<br />
wird durch Vergleich zwischen <strong>de</strong>r<br />
analytischen Planung <strong>de</strong>s Bereiches und<br />
<strong>de</strong>n ISTAuftwän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich, wo nicht geplante<br />
Aufwän<strong>de</strong> angefallen sind. Zur I<strong>de</strong>ntifikation<br />
von Korrekturmaßnahmen wer<strong>de</strong>n<br />
anschließend die Leistungskennzahlen<br />
verwen<strong>de</strong>t. Diese zeigen zum<br />
einen die prozesstreiben<strong>de</strong>n Mengen, zum<br />
an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n die Leistung und die Qualität<br />
<strong>de</strong>s Service <strong>de</strong>utlich. Aus <strong>de</strong>r Kombination<br />
aller Informationen lassen sich<br />
dann gezielte Korrekturmaßnahmen ableiten.<br />
Die Maßnahmen können quantifiziert<br />
mit <strong>de</strong>n leistungserbringen<strong>de</strong>n Einheiten<br />
abgestimmt wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m Zielwerte<br />
für einzelne Leistungskennzahlen<br />
je<strong>de</strong>m Mitarbeiter kommuniziert wer<strong>de</strong>n<br />
(siehe Kasten).<br />
Neben <strong>de</strong>r operativen Steuerung <strong>de</strong>r kompletten<br />
Serviceorganisation bil<strong>de</strong>t die Information<br />
aus <strong>de</strong>m Kennzahlensystem<br />
auch die Basis für eine strategische Planung<br />
und die Gestaltung weiterer Verträge<br />
über <strong>de</strong>n Betrieb von Call Center Infrastruktur.<br />
Aus <strong>de</strong>n Leistungskennzahlen<br />
und <strong>de</strong>n Aufwandsdokumentationen<br />
lassen sich sehr genau individuelle, durch<br />
Service Level abgesicherte Leistungen <strong>de</strong>finieren<br />
und die damit assoziierten Betriebsauhwän<strong>de</strong><br />
abschätzen. Diese Grunddaten<br />
sind für eine objektive und konkurrenzfähige<br />
Preisfindung unedässlich.<br />
Ausschlaggebend für die Akzeptanz <strong>de</strong>s<br />
gesamten Systems ist die genaue Ausrichtung<br />
<strong>de</strong>s Umsetzungsprojektes an <strong>de</strong>r<br />
spezifischen Situation <strong>de</strong>r Serviceorganisation.<br />
Derbetriebswirtschaftliche<br />
Erfolg <strong>de</strong>s Bereichs wird durch die transparente<br />
Darstellung und Überwachung<br />
<strong>de</strong>r Kostentreiber sichergestellt. Zur Steuerung<br />
wer<strong>de</strong>n operationale Leistungskennzahlen<br />
benötigt, über welche Ziele in<br />
die gesamte bun<strong>de</strong>sweite Serviceorganisation<br />
kommuniziert wer<strong>de</strong>n.<br />
Beispiel: Optimierung <strong>de</strong>r Servicekosten<br />
„Backup"<br />
Das erweiterte Deckungsbeitragsschema<br />
zeigt für einen Auftrag<br />
Betreuungskosten für die Systempflege,<br />
die weit über <strong>de</strong>n Planwerten<br />
liegen. Anhand <strong>de</strong>r Aufwandsdokumentationen<br />
wird <strong>de</strong>utlich,<br />
dass die manuell vorgenommenen<br />
Backup-Tätigkeiten einen sehr hohen<br />
Zeitaufwand erfor<strong>de</strong>rn. Gleichzeitig<br />
weist die Prozessqualität für<br />
das Backup auf Probleme in <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />
Durchführung aller<br />
Prozessschritte hin. <strong>Als</strong> mittelfristige<br />
Maßnahme wird ein Projekt zum<br />
Remote Backup umgesetzt. Kurzfristig<br />
wird die Prozessqualität zum<br />
Backup in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund bei allen<br />
Teams gestellt. Eine Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r Werte um 25 % wird als Zielwert<br />
innerhalb von 8 Wochen vorgegeben<br />
und innerhalb <strong>de</strong>r Frist sogar<br />
übertroffen.<br />
560
Fazit<br />
Zu Beginn <strong>de</strong>s Artikels wur<strong>de</strong> die Frage<br />
nach geeigneten Managementinformationsstrukturen<br />
thematisiert. Das<br />
beschriebene Beispiel zeigt <strong>de</strong>n Aufbau<br />
einer auf Kennzahlen basieren<strong>de</strong>n Steuerung<br />
für eine mo<strong>de</strong>rne IT-Serviceorganisation,<br />
die eine für diese Branche<br />
typische Entwicklung vollzogen hat. Viele<br />
IT-Serviceorganisationen sind in <strong>de</strong>n<br />
letzten [ahren stark gewachsen, die Aufgaben<br />
<strong>de</strong>s IT-Service haben sich analog<br />
zur IT-lnfrastruktur rasant gewan<strong>de</strong>lt.<br />
Effiziente, ganzheitliche Steuerungsinstrumente<br />
sind <strong>de</strong>shalb zum Management<br />
einer solchen mo<strong>de</strong>rnen IT-Serviceorganisationen<br />
unerlässlich gewor<strong>de</strong>n.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s vorgestellten<br />
Kennzahlensystems im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Organisationssteuerung ist eine ausgewogene<br />
und an <strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong>de</strong>s<br />
Managements ausgerichtete Gestaltung<br />
<strong>de</strong>s Instruments. Über reine betriebswirtschaftliche<br />
Berichte hinaus wur<strong>de</strong> eine<br />
ganzheitliche Sichtweise für <strong>de</strong>n Bereich<br />
geschaffen. Diese stützt sich auf drei Säulen<br />
eines Kennzahlengerüsts. Leistungskennzahlen<br />
schaffen Transparenz über<br />
die vertraglich zugesicherten Leistungen<br />
und <strong>de</strong>n operativen Betrieb,<br />
Prozessaufwän<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n zeitnah erfasst<br />
und analysiert und Finanzkennzahlen<br />
schlüsseln spezifisch die betriebswirtschaftlichen<br />
Belange <strong>de</strong>s Bereichs auf.<br />
Das auf <strong>de</strong>n Kennzahlen beruhen<strong>de</strong><br />
Steuerungssystem bietet eine mittlerweile<br />
nicht mehr wegzu<strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Hilfestellung<br />
für die operativen<br />
Steuerungsentscheidungen und liefert<br />
zusätzlich quantifizierbare Grundlageninformationen<br />
für die langfristige<br />
strategische Planung.<br />
Der Weg einer zukünftigen Erweiterung<br />
<strong>de</strong>r Steuerung ist ebenfalls bereits vorgezeichnet,<br />
da sich die Integration von<br />
kün<strong>de</strong>n- und mitarbeiterorientierten<br />
Steuerungsgrößen anbietet.<br />
Die ursprüngliche Frage nach <strong>de</strong>n vom<br />
Management benötigten Steuerungsinformationen<br />
lässt sich durch das be<br />
Controller magazin 6/02<br />
schriebene Projekt zur CRM Steuerung<br />
<strong>de</strong>r firma NOVEDAS auf drei entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Punkte reduzieren:<br />
^ Kennzahlen, die über eine reine betriebswirtschaftliche<br />
Information hinausgehen,<br />
sind für eine effiziente<br />
Steuerung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentralen Organisation<br />
uneriässlich.<br />
^ Akzeptanz für das gesamte Steuerungssystem<br />
wird durch die von <strong>de</strong>n<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s lokalen Managements<br />
ausgehen<strong>de</strong> Konzeption <strong>de</strong>r<br />
Kennzahlenstruktur gewonnen.<br />
^ eine pragmatische Umsetzung mit<br />
einfachen Mitteln schafft schnelle<br />
Anfangserfolge und liefert bereits in<br />
einem frühen Stadium relevante Informationen.<br />
In einer zweiten Phase<br />
lässt sich diese Basis ausbauen. •<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
32 34 39 V S<br />
Vertragscontrolling<br />
Vertragsmonogennent<br />
Software<br />
• Vertragserstellung<br />
• Vertragsverwaltung<br />
• Vertragsreporting<br />
• Vertragsijberwachung<br />
• Risikomanagement<br />
• EMail Benachrichtigung<br />
• Administrative und legale Sicht<br />
• Budget- und Kostenkontrolle<br />
• Schnellerfassung pro Vertragstyp<br />
• Stammdatenijbernahme/-Abgleich<br />
• Alle Vertragstypen<br />
• Import und Export/SAP-Link<br />
• Stammdatenverwaltung<br />
• Word-Integration<br />
• Server/Browser Anwendung<br />
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561
Controller magazin 6/02 - Brigitta Stein<br />
GESCHÄFTSPROZESSE<br />
MODELLIEREN<br />
von Brigitta Stein, Leipzig<br />
Brigitta Stein, Leiterin Unternehmenscontrolling<br />
bei <strong>de</strong>n Leipziger Verkehrsbetrieben<br />
Geschäftsprozesse zu mo<strong>de</strong>llieren ist ftir<br />
viele Unternehmen heute ein dringen<strong>de</strong>s<br />
Anliegen. Schließlich benötigen sie ein<strong>de</strong>utig<br />
<strong>de</strong>finierte Geschäftsprozesse, um<br />
<strong>de</strong>n Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen (DIN ISO-<br />
Zertifizierung und EFQM-Selbstbewertung)<br />
stand zu halten bzw. diese<br />
zu erfüllen.<br />
1. Voraussetzungen<br />
Dazu ist ARIS als Software ein wesentliches<br />
Hilfsmittel, aber ehe man sich dafür<br />
entschei<strong>de</strong>t, sollte man auch an<strong>de</strong>re<br />
Möglichkeiten <strong>de</strong>r Abbildungen für das<br />
Unternehmen prüfen. So lassen sich<br />
Geschäftsprozesse auch sehr gut mft<br />
SYCAT abbil<strong>de</strong>n. le<strong>de</strong>s Unternehmen<br />
muss für sich entschei<strong>de</strong>n, welche Mo<strong>de</strong>ll<br />
es bevorzugt. Zum an<strong>de</strong>ren sollte<br />
diese Entscheidung für einen längeren<br />
Zeitraum getroffen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn erst<br />
wenn verschie<strong>de</strong>ne Geschäftsprozessmo<strong>de</strong>lle<br />
über Zeiträume miteinan<strong>de</strong>r<br />
verglichen wer<strong>de</strong>n, kann man <strong>de</strong>n Rationalisierungseffekt<br />
<strong>de</strong>utlich machen.<br />
Mit ARIS hat man die Möglichkeit,<br />
Geschäftsprozesse auf die vorhan<strong>de</strong>ne<br />
SAP-Welt abzustimmen und kann so<br />
verschie<strong>de</strong>ne Daten und Informationen<br />
gleichzeitig nutzen.<br />
Ziele und Möglichkeiten von ARIS: Die<br />
ARIS-Analyse unterstützt die qualitative<br />
Be- und Auswertung <strong>de</strong>r Prozesse, die<br />
mit ARIS mo<strong>de</strong>lliert wer<strong>de</strong>n. Die Erstellung<br />
von Prozesskennzahlen wird möglich,<br />
wenn alle notwendigen Daten erfasst<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Darstellung <strong>de</strong>r Liefer- und<br />
I^istungsbeziehungen eines Unternehmens<br />
mit Hilfe von Prozessen entspricht<br />
<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Entwicklung <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
und Loslösung von <strong>de</strong>r<br />
hierarchiegeprägten Organisation.<br />
Ziele <strong>de</strong>s hier anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n strategischen<br />
Prozessmanagementes: Messbarkeit,<br />
Übertragbarkeit, Vergleichbarkeit,<br />
Bewertbarkeit.<br />
Voraussetzungen dafür sind: Standar<br />
disierte, konsolidierte Prozesse, standardisierte<br />
Metho<strong>de</strong>n und Visualisierung <strong>de</strong>r<br />
Ziele, Prozesse und Ergebnisse. Die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
sind einfache Handhabung,<br />
durchgängiges Unternehmensmo<strong>de</strong>ll,<br />
einheitliche Prozessdarstellung, umfassen<strong>de</strong>r<br />
Gestaltungsansatz, ganzheidiche<br />
Prozessbetrachtung und integrierter<br />
Metho<strong>de</strong>neinsatz.<br />
Mit <strong>de</strong>n beschriebenen Geschäftsprozessen<br />
betrachten wir <strong>de</strong>n Ablauf eines<br />
für die Wertschöpfung <strong>de</strong>r Organisation<br />
wichtigen Prozesses von seiner Entstehung<br />
bis zu seiner Beendigung.<br />
Um Prozesse in einem Unternehmen zu<br />
mo<strong>de</strong>llieren, müssen erst einmal die<br />
Geschäftsprozesse <strong>de</strong>s Unternehmens in<br />
Kernprozesse, Führungs- und Unterstützungsprozesse<br />
geglie<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />
Führungsprozesssicht z. B.: Strategieund<br />
Planung; Operatives Führen. Kernprozesssicht:<br />
Produkt und Innovationsmanagement,<br />
Kun<strong>de</strong>nsegmentmanagement;<br />
Preismanagement, Regulierungsmanagement;<br />
Unternehmenskommunikation;<br />
Planung, Aufbau Produktionsinfrastruktur,<br />
Betrieb Produktionsinfrastruktur,<br />
Akquisition, Fakturierung,<br />
Service, Markterschließung. Unterstützungsprozesssicht:<br />
Personalmanagement,<br />
Internes Berichtswesen,<br />
Externes Berichtswesen, Finanzen, Immobilien,<br />
Informationstechnik, Einkauf.<br />
Wenn die Kernprozesse ftir ein Unternehmen<br />
<strong>de</strong>finiert sind, ist es weiterhin notwendig,<br />
diese in Wertschöpfungskettendiagrammen<br />
aufzuzeigen. Die Prozesssicht<br />
soll außer<strong>de</strong>m dazu dienen, die wertschöpfen<strong>de</strong>n<br />
Prozesse zu rationalisieren.<br />
Das soll aber nicht heißen, dass die an<strong>de</strong>ren<br />
Prozesse nicht genau so wichtig sind,<br />
was rationelles Arbeiten angeht. Gera<strong>de</strong><br />
in diesen Prozessen sind heute große Reserven<br />
versteckt, weil unsere Wirtschaft<br />
sich in <strong>de</strong>n letzten )ahren hauptsächlich<br />
<strong>de</strong>r Rationalisierung <strong>de</strong>r Kernprozesse<br />
zugewandt hat. Hier gilt es aufzuholen<br />
und die Schnittstellen zwischen <strong>de</strong>n Prozessen<br />
effektiver zu gestalten.<br />
2. Ausgangssituation<br />
Folgen<strong>de</strong> Auslöser sind im Unternehmen<br />
möglich, warum es wie<strong>de</strong>rholt zu<br />
Prozessmo<strong>de</strong>llierungen kommt:<br />
• Mangeln<strong>de</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
aufgrund unzureichen<strong>de</strong>r Prozessqualität<br />
und -effizienz;<br />
• Zersplitterte Prozesslandschaft, keine<br />
einheitliche Prozessmo<strong>de</strong>llierung;<br />
• Ten<strong>de</strong>nz zum Auseinan<strong>de</strong>rdriften <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens (häufig bei Mutter-<br />
Tochter-Unternehmen);<br />
• Bisherige Prozesse wur<strong>de</strong>n nur oberflächlich<br />
analysiert und nicht bis in<br />
alle Ebenen umgesetzt;<br />
• Zahlreiche Legacy-Systeme und<br />
mangeln<strong>de</strong>r eBusiness-Einsatz;<br />
• Viele Un<strong>de</strong>finierte Prozessschnittstellen;<br />
• Struktureller Umbau <strong>de</strong>r Firma<br />
dominiert zuweilen prozessuale<br />
Verän<strong>de</strong>rungen;<br />
562
Controller magazin 6/02<br />
• Schnelligkeit <strong>de</strong>s Umbaus lässt Abstimmung<br />
<strong>de</strong>s Prozesses nicht zu;<br />
• Prozessmanagement zu geschäftlichen<br />
Zielen muss hergestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Ergebnis: Prozessmanagement muss<br />
zum umfassen<strong>de</strong>n Führungsinstrument<br />
für das Unternehmen wer<strong>de</strong>n, um die<br />
Effekte <strong>de</strong>r Prozessmo<strong>de</strong>llierung auch<br />
wirklich zu nutzen.<br />
Hier ist also <strong>de</strong>utlicher Handlungsbedarf<br />
zur Steigerung <strong>de</strong>r Wettbewerbsfähigkeit<br />
gegeben. Ziele;<br />
• Eine durchgängige Optimierung <strong>de</strong>r<br />
Wertschöpfungskette wird möglich;<br />
• Erstklassige Leistungsprozesse fürdie<br />
Kun<strong>de</strong>nbedienung wer<strong>de</strong>n gestaltet;<br />
• Leistungsfähige Führungs- und Unterstützungsprozesse<br />
wer<strong>de</strong>n kreiert;<br />
• ein i<strong>de</strong>ntisches Prozessmo<strong>de</strong>ll existiert<br />
im gesamten Unternehmen<br />
(Konzern);<br />
• Einheitliche Metho<strong>de</strong>n zur Prozessgestaltung<br />
wer<strong>de</strong>n angewandt;<br />
• Ein flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s Benchmarking<br />
wird damit im Unternehmen möglich;<br />
• Ein massiver Einsatz von eBusiness<br />
wird aufgrund <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r<br />
Geschäftsprozesse möglich.<br />
3. Herangehensweise<br />
Wenn sich ein Unternehmen zur Prozessmo<strong>de</strong>llierung<br />
entschließt und die Kernprozesse<br />
<strong>de</strong>finiert sind, ist <strong>de</strong>r erste Schritt<br />
zur Prozessmo<strong>de</strong>llierung getan. Für die<br />
Prozessmo<strong>de</strong>llierung ist es weiterhin erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
für je<strong>de</strong>n Prozess einen<br />
Prozessverantwortlichen zu benennen.<br />
Dieser leitet dann die Prozessmo<strong>de</strong>llierung<br />
und kümmert sich im Rahmen<br />
einer zu bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Arbeitsgruppe<br />
um die Mo<strong>de</strong>llierung. Da die Prozesse in<br />
<strong>de</strong>n meisten Fällen sehr umfangreich<br />
sind, ist es nicht möglich, solche Prozesse<br />
allein abzubil<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn es ist immer<br />
ein Team dafür erfor<strong>de</strong>rlich. Außer<strong>de</strong>m<br />
sollen die Prozesse Akzeptanz im<br />
Team haben; dazu ist es zweckmäßig, sie<br />
gemeinsam zu erarbeiten und abzustimmen.<br />
Im weiteren ist es wichtig, dass sich<br />
natürlich auch die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Prozessverantwortlichen untereinan<strong>de</strong>r<br />
abstimmen und die Schnittstellen zwischen<br />
<strong>de</strong>n Prozessen besprechen.<br />
Im ersten Prozessmo<strong>de</strong>ll sollte auch <strong>de</strong>finiert<br />
wer<strong>de</strong>n, welche Bereiche (nach Hierarchien<br />
organisiert) für welche Prozesse<br />
Kernprozess 1<br />
Strategie und Planung<br />
Teilprozess<br />
1<br />
Strategische<br />
Informatione<br />
n<br />
Analysieren<br />
Teilprozess<br />
2<br />
Informatione<br />
n<br />
bewerten<br />
Teilprozess<br />
3<br />
Strategische<br />
Alternativen<br />
entwickeln<br />
und<br />
Teilprozess<br />
4<br />
Strategische<br />
Ziele und<br />
Teilprozess<br />
5<br />
Steuerung<br />
und<br />
Monitoring<br />
<strong>de</strong>r<br />
Umsetzung<br />
Maßnahme<br />
n<br />
Beteiligte<br />
Hierarchien<br />
bewerten Ableiten<br />
Leitung/Strategie D D D D D<br />
Leitung <strong>de</strong>r Firma M E 1<br />
Alle Einheiten <strong>de</strong>r M M M 1 1<br />
Firma<br />
Finanzen/Controlling D M M<br />
einmal verantwortlich (Prozessverantwortliche)<br />
sind und für welche Prozesse<br />
sie Mitwirkungs-, Entscheidungs-,<br />
Zustimmungs-, Durchführungs- o<strong>de</strong>r Informationskompetenz<br />
haben. Dies<br />
sollte im Rahmen von Wertschöpfungskettendiagrammen<br />
<strong>de</strong>r Ebene 1 abgebil<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n. Mit dieser Art und Weise lassen<br />
sich schon erste Definitionen treffen.<br />
Beispiel für die Anwendung von 1, M, Z,<br />
E, D-Co<strong>de</strong><br />
I<br />
Information<br />
Wird vom Entschei<strong>de</strong>r bzw. Durchführen<strong>de</strong>n/Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n,<br />
ohne Auffor<strong>de</strong>rung<br />
informiert<br />
M Mitwirkung<br />
Beratung <strong>de</strong>s Entschei<strong>de</strong>rs bzw. Durchführen<strong>de</strong>n/Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n,<br />
Mitarbeit bei<br />
<strong>de</strong>r Durchführung/Erarbeitung<br />
Z Zustimmung<br />
Muss zustimmen, damit die Entscheidung<br />
wirksam wird (Entscheidungsvorbehalt)<br />
Vorgehensweise im Unternehmen<br />
1. Bestimmung <strong>de</strong>r Kernprozesse Ebene 0<br />
E Entscheidung<br />
Definitive Fes<strong>de</strong>gung / Bestätigung eines<br />
Sachverhaltes bzw. Auswahl zwischen<br />
min<strong>de</strong>stens 2 Varianten/Optionen<br />
D Durchführung<br />
Fe<strong>de</strong>rführung für richtiges und rechtzeitiges<br />
Han<strong>de</strong>ln (o<strong>de</strong>r Beauftragung<br />
Dritter)<br />
Diese Wertschöpfungskettendiagramme<br />
(WKD) auf <strong>de</strong>r Ebene 1 sind eine wesentliche<br />
Hilfe für die Zuordnung <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Prozessverantwortlichen und die<br />
Bildung <strong>de</strong>r Arbeitsgruppen. Im Überblick<br />
über mehrere <strong>de</strong>rart dargestellte<br />
Kernprozesse wer<strong>de</strong>n schnell Schnittstellen<br />
und <strong>de</strong>r notwendige Abstimmungsbedarf<br />
<strong>de</strong>utlich.<br />
Beispiel siehe Abbildung oben.<br />
Hier ist erst einmal dargestellt, wie im<br />
gesamten Unternehmen vorgegangen<br />
wird.<br />
2. Bestimmung <strong>de</strong>r Ebene 1 mit Hilfe von WKD<br />
3. Festlegung <strong>de</strong>r Prozessverantwordichen<br />
4. Bildung <strong>de</strong>r Prozessmo<strong>de</strong>llierungsteams<br />
5. Festlegung eines Zeitplanes<br />
6. Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>r Ist-Prozesse<br />
7. Auswertung <strong>de</strong>r Ist-Prozesse<br />
8. Erstellung <strong>de</strong>r Maßnahmen und<br />
Verbesserungsliste<br />
9. Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>r Soll-Prozesse<br />
10. Diskussion <strong>de</strong>r Soll-Prozesse mit allen<br />
Beteiligten<br />
11. Abstimmung <strong>de</strong>r Schnittstellen <strong>de</strong>r<br />
Sollprozesse<br />
12. Einführung <strong>de</strong>r Sollprozesse im<br />
Unternehmen<br />
Wer?<br />
Geschäftsführung, Strategieteam<br />
Geschäftsführung, Strategieteam<br />
Geschäftsführung<br />
Prozessverantwortliche<br />
Geschäftsführung<br />
Prozessverantwortliche<br />
Prozessverantwortliche -i- GF<br />
Prozessverantwortliche<br />
Prozessverantwortliche<br />
Prozessverantwortliche<br />
Prozessverantwortliche<br />
Geschäftsführung<br />
563
Controller magazin 6/02 - Brigitta Stein<br />
Hier ist erst einmal dargestellt, wie im<br />
gesamten Unternehmen vorgegangen<br />
wird. Je<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llierungsteam muss sich<br />
sein eigenes Vorgehen erarbeiten. Dazu<br />
folgen<strong>de</strong>r Vorschlag:<br />
Vorgehensweise im<br />
Prozessmo<strong>de</strong>llierungsteam<br />
1. Diskussion <strong>de</strong>r bereichsinternen Prozesse;<br />
2. Festlegung <strong>de</strong>r Prozesse (z. B. Controlling<br />
intern);<br />
3. Ebenen <strong>de</strong>r unterschiedlichen Prozesse<br />
<strong>de</strong>finieren, z. B. 1.- 3. o<strong>de</strong>r 4. Ebene;<br />
4. Detaillierungsgrad mit an<strong>de</strong>ren<br />
Teams abstimmen;<br />
5. Schnittstellen abstimmen;<br />
6. Durchführungsprozesse zuerst mo<strong>de</strong>llieren:<br />
Voraussetzungen für Arbeit<br />
mit eEPK's (Ereignisgesteuerte Prozessketten):<br />
a) Abfolge <strong>de</strong>r Funktionen muss geklärt<br />
sein;<br />
b) Wer macht es? Organisationseinheit<br />
o<strong>de</strong>r Funktionsbezeichnung;<br />
c) Welche IV-Systeme wer<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>t?<br />
Z. B. Exceltabelle xy, SAP-<br />
Ausdruck zx 0. ä.;<br />
d) Formulare und Formblätter müssen<br />
genannt wer<strong>de</strong>n;<br />
e) Definitionen bestimmter Begriffe<br />
müssen in Datenbanken abgelegt<br />
wer<strong>de</strong>n;<br />
f) Begriffe müssen mit allen Bereichen,<br />
die ARIS zur Mo<strong>de</strong>llierung nutzen,<br />
gleich angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n;<br />
7. Mitwirkungs- und an<strong>de</strong>re Prozesse<br />
abstimmen;<br />
8. Prozesse mit Prozesskennzahlen festlegen<br />
und Daten möglichst parallel<br />
zur Prozessmo<strong>de</strong>llierung ermitteln;<br />
9. Prozessmo<strong>de</strong>ll erstellen (Istzustand);<br />
10. Maßnahmenliste ermitteln;<br />
11. Soll-Prozess mo<strong>de</strong>llieren unter Beachtung<br />
<strong>de</strong>r Maßnahmenliste;<br />
12. Diskussion <strong>de</strong>r Soll-Prozesse im eigenen<br />
Team.<br />
Einbindung von mitgelten<strong>de</strong>n Unterlagen<br />
(Link zum Dokumentensystem);<br />
Bessere Zuordnung von Funktionen<br />
zu Organisationseinheiten;<br />
Schnittstelle zu Workflowsystemen;<br />
Multi User Betrieb;<br />
Prozesskostenmanagement<br />
möglich;<br />
Symboltyp<br />
Ereignis<br />
Iviaßnahmen<br />
abstimmen<br />
0<br />
ARIS-<br />
ARIS-<br />
Objekttyp<br />
Ereignis<br />
Funktion<br />
Verbindungselemente<br />
wird<br />
• Prozesse lassen sich simulieren.<br />
4.2 Folgen<strong>de</strong> Elemente für die Prozessarchitektur<br />
wer<strong>de</strong>n benötigt:<br />
Es empfiehlt sich, <strong>de</strong>n Kreis <strong>de</strong>r möglichen<br />
Symbole für das Unternehmen einzuschränken,<br />
das erhöht die Überschaubarkeit.<br />
Hier eine Auswahl:<br />
Nutzung laut Firmenfestlegung<br />
BethebswirtschaftlichrelevanterZustand<br />
eines Prozessgegenstan<strong>de</strong>s, durch <strong>de</strong>n<br />
eine Tätigkeit ausgelöst wird, bzw. eine<br />
Tätigkeit eintritt bzw. <strong>de</strong>r Ergebnis eines<br />
Prozesses ist.<br />
Tätigkeit <strong>de</strong>r Ebene 2<br />
Die drei Symbole dienen alle<br />
<strong>de</strong>r Verknüpfung von Prozessen<br />
mit „und", „o<strong>de</strong>r" und „und/o<strong>de</strong>r".<br />
Planungs handbuch Fachbegriff Prozessgegenstand( Input/Output<br />
Infonnationsobjekt<br />
Prczessschnittst^llf<br />
Abteilung \<br />
Controlling •/<br />
Funktion<br />
Organisationseinheit<br />
Verzweigung aus / in einen an<strong>de</strong>ren<br />
Teilprozess<br />
Hier Abteilung Controlling<br />
4. DarstellungsweJse <strong>de</strong>r Prozesse<br />
in ARIS<br />
Ressortleiter<br />
Personentyp<br />
Rolle einer Person, z.B.<br />
Produktmanager, Ressortleiter<br />
4.1 Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n ARIS-Einsatz<br />
• Beschluss <strong>de</strong>r Geschäftsführung zur<br />
Darstellung in ARIS;<br />
• Durchgängige Prozessdarstellung<br />
vom Unternehmensprozess bis zur<br />
MS-Office<br />
Typ Anwendungs-<br />
System<br />
IV-System<br />
Arbeitsunterlage;<br />
• Einheitliche Darstellung im Unternehmen<br />
(Schnittstellenbeschreibung);<br />
• Beschreibungstiefe variabel;<br />
• Papieriose Dokumentation über ARIS-<br />
Datei<br />
Medium<br />
Medium, auf <strong>de</strong>m die Information<br />
gehalten wird<br />
Weblink;<br />
564
Controller magazin 6/02<br />
4.3 Begriffe aus ARIS<br />
Wertschöpfungskette<br />
(WKD): Die WKD stellt die<br />
abstrakteste und allgemeinste<br />
Sichtweise eines<br />
Prozesses dar Je<strong>de</strong>r Teilprozess<br />
wird durch ein<br />
Wertschöpfungskettenelement<br />
abgebil<strong>de</strong>t.<br />
"Produkt- und Innovationsmanagement"<br />
Ilnformations' ionX ftodulai<strong>de</strong>enV A Produkt- \ 1 Produkt- \ A Produkt- \ 1 Produkt- \<br />
sammluni<br />
ung/ / - / /einfilhrun / /realisierug/ ^onltorin / Janagemenj<br />
Funktionszuordnungsdiagramm<br />
(FZD): Im FZD<br />
ist <strong>de</strong>r jeweilige Teilprozess<br />
automatisch als<br />
Funktion (und nicht als<br />
Wertschöpfungskettenelement)<br />
dargestellt. In<br />
ihm wer<strong>de</strong>n die maßgeblichen<br />
Inputs und Outputs<br />
als Fachbegriffe mo<strong>de</strong>lliert.<br />
Je<strong>de</strong>r Fachbegriff wird <strong>de</strong>finiert,<br />
um eine einheitliche Terminologie zu ermöglichen.<br />
Gleichzeitig können in diesem<br />
Mo<strong>de</strong>ll mitgelten<strong>de</strong> Unteriagen, IV-Anwendungen<br />
und weitere Informationsobjekte<br />
<strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n, die für die beschriebene<br />
Tätigkeit relevant sind.<br />
Erweiterte Ereignisgesteuerte Prozesskette<br />
(eEPK): Mit Hilfe <strong>de</strong>r eEPK wer<strong>de</strong>n<br />
die Prozesse <strong>de</strong>tailliert bzw. aus <strong>de</strong>r<br />
Steuerungssicht heraus dargestellt. Sie<br />
zeigt <strong>de</strong>n Prozess als logische und zeitliche<br />
Abfolge von Ereignissen und Funktionen.<br />
Je<strong>de</strong> eEPK beginnt mit einem auslösen<strong>de</strong>n<br />
Ereignis und en<strong>de</strong>t mit einem abschließen<strong>de</strong>n<br />
Ereignis. Je<strong>de</strong>s Ereignis löst<br />
also eine o<strong>de</strong>r mehrere Funktionen aus.<br />
Hinterlegung: Hinter <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen o<strong>de</strong>r<br />
Objekten befin<strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>taillierte Hinterlegungen<br />
und /o<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>ne Dokumente.<br />
Diese hinteriegten Elemente<br />
wer<strong>de</strong>n durch ein kleines Symbol an <strong>de</strong>r<br />
rechten unteren Ecke bzw. durch Schriftzüge<br />
am Objekt kenntlich gemacht. Um<br />
diese Elemente zu öffnen, klickt man auf<br />
die entsprechen<strong>de</strong> Wertschöphtngskette/<br />
Funktion (rechte Maustaste). Hierdurch<br />
wird ein Fenster geöffnet, in <strong>de</strong>m man die<br />
entsprechen<strong>de</strong> Hinterlegung und ggf. eingebun<strong>de</strong>ne<br />
Dokumente auswählen kann.<br />
Objekt/Objektattribut: Objekte in <strong>de</strong>n<br />
ARIS-Mo<strong>de</strong>llen sind, vereinfacht ausgedrückt,<br />
alle grafischen Symbole <strong>de</strong>r<br />
Prozessbeschreibung, z. B. Funktionen,<br />
Ebene 1:<br />
Funktions-<br />
zuordnungs-<br />
diagramm<br />
OrgE, IV-Anwendungen, Fachbegriffe. In<br />
<strong>de</strong>n Objektattributen ist, sofern sie eingepflegt<br />
wur<strong>de</strong>, eine <strong>de</strong>taillierte Beschreibung/Definition<br />
<strong>de</strong>s jeweiligen Objektes<br />
enthalten. Die Attribute erreicht man<br />
durch Anklicken <strong>de</strong>s Objektes mit <strong>de</strong>r<br />
linken Maustaste.<br />
4.4 Beispiele von ARIS-Mo<strong>de</strong>llierungen<br />
Alle Kern-Prozesse sind auf <strong>de</strong>r Ebene<br />
von WKD's abzubil<strong>de</strong>n. Damit wird gleichzeitig<br />
<strong>de</strong>utlich, wie viele Prozesse <strong>de</strong>r<br />
Ebene 1 vorhan<strong>de</strong>n sind. Außer<strong>de</strong>m ist<br />
es auf dieser Basis möglich, die Informations-,<br />
Mitwirkungs-, Zustimmungs-,<br />
Entscheidungs- und Durchführungs-<br />
Ebene 2: erweiterte<br />
Prozesskette<br />
(eEPK)<br />
Ereignisgesteuerte<br />
Produktreal isierung"<br />
(Mo<strong>de</strong>lltyp: EPK;<br />
565
Controller magazin 6/02 - Brigitta Stein<br />
stellen für die einzelnen Prozesse anzugeben.<br />
So erhalten alle Beteiligten rechtzeitig<br />
einen Überblick über ihre Pflichten<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r Prozessmo<strong>de</strong>llierung.<br />
üm bereits auf dieser Stufe Input- und<br />
Output-Beziehungen für Funktionen<br />
darzustellen, eignet sich das FZD hervorragend.<br />
Die w?esentliche Darstellung aller Prozesse<br />
fin<strong>de</strong>t ab <strong>de</strong>r Ebene 2 mit <strong>de</strong>n eEPK's<br />
statt. Damit wird <strong>de</strong>utlich, welche Ereignisse<br />
bestimmte Funktionen im Geschäftsprozess<br />
auslösen und durch<br />
welche Ereignisse diese Funktionen angeschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
5. Mo<strong>de</strong>llierung durch Controlling<br />
Bis jetzt haben wir uns nur mit <strong>de</strong>r gesamten<br />
Geschäftsprozessmo<strong>de</strong>llierung<br />
im Unternehmen beschäftigt. Für <strong>de</strong>n<br />
Controller ist es wichtig zu wissen, welche<br />
Prozesse in seinen Mo<strong>de</strong>llierungsspielraum<br />
fallen (siehe Abb. unten).<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
04 31 39 L A<br />
6. Erstellung eines Prozesspasses<br />
zur Absicherung <strong>de</strong>r Qualität<br />
Außer<strong>de</strong>m sollte, um alle Prozesse miteinan<strong>de</strong>r<br />
abzustimmen und gleich zu<br />
bewerten, ein Prozesspass erstellt<br />
wer<strong>de</strong>n. Dies entspricht einer Zertifizierung<br />
<strong>de</strong>r Prozesse.<br />
Gegenstand und Ziele <strong>de</strong>s Prozess-<br />
Passes: Der Prozesspass ist als Verfahren<br />
zur Sicherung <strong>de</strong>r Konsistenz aller<br />
prozess- und säulenübergreifen<strong>de</strong>n Aktivitäten,<br />
d. h. <strong>de</strong>r Liefer- und Leistungsbeziehungen<br />
durch Service-Level-Agreements,<br />
beschlossen.<br />
Ziele:<br />
1. Voraussetzung für Kostensenkung<br />
sowie Qualitätssteigerung durch das<br />
Prozessmanagement schaffen;<br />
2. Liefer- und Leistungsbeziehungen<br />
im Konzern strukturieren;<br />
3. einheitliche und anerkannte<br />
Kommunikationsstandards durchsetzen.<br />
Mit <strong>de</strong>m Prozesspass wer<strong>de</strong>n die gleichen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an je<strong>de</strong>n Prozess<br />
gestellt. Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n daraus für<br />
die jeweiligen Prozessverantwortlichen<br />
die Zielvereinbarungen abgeleitet.<br />
Die einzelnen Kriterien wer<strong>de</strong>n in „Kann"-<br />
und „Muss"-Kriterien unterschie<strong>de</strong>n. Sollte<br />
ein „Muss-Kriterium" nicht erfüllt sein,<br />
so ist <strong>de</strong>r gesamte Prozess nicht erfolgreich<br />
mo<strong>de</strong>lliert wor<strong>de</strong>n. Die Zielerreichung<br />
bei einer Ampelfunktion<br />
wür<strong>de</strong> noch „rot" ausweisen.<br />
Sind alle „Muss-Kriterien" erfüllt, so weist<br />
die Ampel „gelb" aus und wenn alle<br />
„Muss"- und „Kann-Kriterien" erfüllt sind,<br />
so zeigt die Ampel „grün" und das Ziel<br />
wur<strong>de</strong> übererfüllt.<br />
Mit einem solchen Prozesspass lässt sich<br />
auf Basis <strong>de</strong>r Service-Level-Agreements<br />
die EFQM-Bewertung eines Unternehmens<br />
gut vorbereiten, bzw. damit ist man<br />
bereits auf <strong>de</strong>m Weg zu einer erfolgreichen<br />
EFQM-Bewertung.<br />
Was stellt nun ein solches Service-Level-<br />
Agreement (SLA) dar? (Siehe Abb. rechts)<br />
Beschreibung zum „Baum":<br />
*a Verfügbarkeit von Zugang zu /<br />
Nutzung von angebotenen Leistungen<br />
*b Qualität <strong>de</strong>r angebotenen Leistung<br />
*c Garantiert verfügbarer Nutzungs-Level<br />
<strong>de</strong>r angebotenen Leistungen<br />
Folgen<strong>de</strong> Prozesse sind durch das<br />
Controlling<br />
in Abstimmung mit <strong>de</strong>r Fachseite zu<br />
mo<strong>de</strong>llieren:<br />
Bei Durchführung Unterstützung<br />
1. Mittelfristplanung durchführen<br />
2. Budgetplanung durchführen<br />
3. Internes Berichtswesen erarbeiten<br />
4. Externes Berichtswesen erarbeiten<br />
5. Interne Verrechnungen aufstellen<br />
6. Kennzahlen festlegen<br />
7. Maßnahmenmonitoring durchführen<br />
8. Kalkulationsgrundsätze bereitstellen<br />
9. Kalkulationen, Vor- und Nachkalkulationen erstellen<br />
10. Kostenträger anlegen<br />
11. Kontlerungsanfragen bearbeiten<br />
12. Betriebswirtschaftliche Anfragen bearbeiten<br />
13. Wirtschaftlichkeitsrechnungen durchführen<br />
14. Controllinginstrumente bereitstellen<br />
15. Steuerungsmaßnahmen erarbeiten<br />
566<br />
verantwortlich:<br />
Controlling<br />
Controlling<br />
Controlling<br />
Controlling<br />
Controlling<br />
Controlling<br />
Controlling<br />
Controlling<br />
Fachseite<br />
Controlling<br />
Controlling<br />
Controlling<br />
Fachseite<br />
Controlling<br />
Controlling<br />
durch:<br />
Fachseite<br />
Fachseite<br />
Fachseite<br />
Management<br />
Management<br />
Fachseite<br />
Controlling<br />
Controlling<br />
Management
Controller magazin 6/02<br />
Iverfügbarkeit'a<br />
Zuverlässigkeit *b<br />
Ausfallsicherheit<br />
Nutzuno *c<br />
[operativ<br />
Leistuno *d<br />
|Allgemeine<br />
Leistungsparameter<br />
Ifinanziell *e<br />
qualitativ *f<br />
(Zufrie<strong>de</strong>nheit)<br />
SLA<br />
Behandlung<br />
von<br />
Abweichungen<br />
obere /<br />
untere<br />
Grenzen<br />
für Leistungsparameter<br />
* g<br />
Sanktionen/<br />
Belohnungen *h<br />
Organisatorische<br />
Schnittstellen *i<br />
[Messung<br />
I Metho<strong>de</strong> -j<br />
IVerantwortlicher'kl<br />
IVenA>altuna<br />
Berictite /<br />
Dokumentation 'I<br />
Prozesse/<br />
Abläufe * m<br />
*d Erbringung <strong>de</strong>finierter Aufgaben /<br />
Tätigkeiten im Rahmen <strong>de</strong>r vereinbarten<br />
Konditionen<br />
*e Finanzielles Ergebnis <strong>de</strong>r Aktivitäten<br />
(Kostensenkung, Produktivitätssteigerung)<br />
*f Resultate von LJmfragen mit Top-<br />
Management, Anwen<strong>de</strong>rn<br />
*g Bandbreite <strong>de</strong>s vorgeschriebenen<br />
Leistungsniveaus; Definition <strong>de</strong>r zulässigen<br />
Abweichungen<br />
*h Konsequenzen bei Abweichungen<br />
vom vorgeschriebenen Leistungsniveau<br />
*i Beschreibung <strong>de</strong>s Schnittstellenmanagementes<br />
(Häufigkeit, Beteiligte)<br />
zwischen Anbieter und Kun<strong>de</strong>n<br />
*j Messmetho<strong>de</strong> für Leistungsparameter<br />
*k Verantwortlich für die Messung <strong>de</strong>r<br />
Leistungsparameter<br />
*1 Definition <strong>de</strong>r notwendigen Informationen<br />
und <strong>de</strong>s Formats eines<br />
Performanceberichtes für die Bewertung<br />
<strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>s SLA, Häufigkeit <strong>de</strong>r<br />
Berichte<br />
*m Kooperations- und Konflikdösungsprozesse<br />
7. Praktisches Vorgehen / Schlussfolgerungen<br />
Wichtig ist, wenn man eine Prozessmo<strong>de</strong>llierung<br />
in seinem Unternehmen<br />
umsetzen will, dass man über eine gut<br />
funktionieren<strong>de</strong> Arbeitsgruppe zur<br />
Prozessgestaltung verfügt. Damit sind<br />
Absrimmungen zwischen allen Teams genauso<br />
gemeint, wie im eigenen Prozessmo<strong>de</strong>llierungsteam.<br />
Um Prozesse zu analysieren,<br />
ist es notwendig, mit vielen Mitarbeitern<br />
zu sprechen, die im Moment<br />
diese Prozesse leben und zu erfassen,<br />
welches Verbesserungspotential vorhan<strong>de</strong>n<br />
ist. Zweckmäßig ist, dass kleine<br />
Teams gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, möglichst mit<br />
Insi<strong>de</strong>rn besetzt, um so schneller kann<br />
man Ergebnisse auhA^eisen. Dabei aber<br />
nie die Diskussion mit <strong>de</strong>m gesamten<br />
Team und <strong>de</strong>m Management vergessen,<br />
dies ist beson<strong>de</strong>rs wichrig, wenn Soll-<br />
Prozesse mo<strong>de</strong>lliert wer<strong>de</strong>n.<br />
Mit Erfolg wer<strong>de</strong>n Sie eine Prozessmo<strong>de</strong>llierung<br />
durchführen, wenn Sie diese<br />
Hinweise beachten und danach leben.<br />
Sicher können Sie am En<strong>de</strong> Ihrer<br />
Mo<strong>de</strong>llierungsphase noch mal einige<br />
Ratschläge hinzufügen.<br />
•<br />
567
Controller magazin 6/02 - Michael Pra<strong>de</strong>l<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
33 34 39 S A K<br />
CONTROLLING BEI FLUGHÄFEN<br />
mit Hilfe einer prozessorientierten Kostenund<br />
Leistungsrechnung<br />
von Michael Pra<strong>de</strong>l, Hamburg<br />
Ausgangslage und Zielsetzung<br />
Die Situation <strong>de</strong>r Flughäfen ist einerseits<br />
gekennzeichnet durch ein starkes Marktwachstum<br />
in einem zunehmend wettbewerbsorientierten<br />
Markt. Diesem dynamischen<br />
Umfeld stehen Unternehmensstrukturen<br />
gegenüber, die doch<br />
sehr durch die Zugehörigkeit zum öffentlichen<br />
Sektor geprägt sind. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
fehlen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r doch in vielen Fällen zumin<strong>de</strong>st<br />
nur rudimentär entwickelte<br />
Steuerungsinstrumente kennzeichnen<br />
die <strong>de</strong>fizitäre Struktur <strong>de</strong>r Flughäfen. Dies<br />
gilt insbeson<strong>de</strong>re für die Kosten- und<br />
Leistungsrechnung, <strong>de</strong>ren Elemente in<br />
vielen Fällen auf Kostenarten-und Kostenstellenstrukturen<br />
beschränkt sind. In einigen<br />
Fällen liegen noch nicht einmal<br />
diese Strukturelemente vor<br />
Flughäfen bieten unterschiedlichste<br />
Dienstleistungen an, <strong>de</strong>ren Erfolgsbeiträge<br />
so ohne weiteres nicht ersichtlich<br />
sind. Um unternehmerisches Han<strong>de</strong>ln<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r Ergebnisauswirkung<br />
sichtbar zu machen, wird es unbedingt<br />
notwendig, die Output-Sicht in die Betrachtung<br />
einzubeziehen. Neben <strong>de</strong>m<br />
Kerngeschäft <strong>de</strong>r reinen Flugabwicklung<br />
spielen u. a. auch Vermietungen, Verpachtungen<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Serviceleistungen<br />
eine zunehmen<strong>de</strong> Rolle.<br />
Vorgehensmo<strong>de</strong>ll<br />
Die folgen<strong>de</strong>n Ausführungen basieren auf<br />
einem Projekt, <strong>de</strong>ssen Gegenstand die<br />
Einführung einer Kosten- und Leistungs-<br />
Dipl.-Kfm. Michael Pra<strong>de</strong>l,<br />
Pra<strong>de</strong>l Management Consulting,<br />
Mobil: 0174 9485043<br />
Pm.consulting@hamburg.<strong>de</strong><br />
www.pmc-info.<strong>de</strong><br />
rechnung (KLR) bei einem mittelgroßen<br />
Flughafen war. Bedingung war es, die zu<br />
erstellen<strong>de</strong> KLR mit <strong>de</strong>r DATEV-Software<br />
abzubil<strong>de</strong>n. Die folgen<strong>de</strong> Darstellung<br />
zeigt das Vorgehen.<br />
Ziel war es, einen Steuerungsmechanismus<br />
zu fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r eine outputorientierte<br />
Steuerung erlaubt. Dazu wur<strong>de</strong>n im ersten<br />
Ansatz die Steuerungskomponenten<br />
herausgearbeitet. Darauf aufbauend<br />
muste die KLR so entwickelt wer<strong>de</strong>n, dass<br />
eine fundierte Datenbasis entsteht, um<br />
<strong>de</strong>n Steuerungsbedarf zu <strong>de</strong>cken. Bei <strong>de</strong>r<br />
Bildung <strong>de</strong>r Kostenarten wur<strong>de</strong>n die Aufwandskonten<br />
<strong>de</strong>r Finanzbuchhaltung<br />
neu ausgerichtet, so dass sie die Basis für<br />
die im Kostenartencontrolling benötigten<br />
Informationen bil<strong>de</strong>n konnten.<br />
1. Phase 2. Phase<br />
Bildung <strong>de</strong>r Strul
Schaffung von Verantwortungsstrukturen<br />
In einem weiteren Schritt musste die Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>r Verantwortungsstrukturen<br />
herausgearbeitet wer<strong>de</strong>n, ohne <strong>de</strong>ren<br />
Kenntnis ein Kostenstellencontroliing nur<br />
reine Makulatur ist. Wie in vielen mittelständischen<br />
Betrieben sind hier im Vorfeld<br />
Anpassungen vorzunehmen, die insbeson<strong>de</strong>re<br />
die Geschäftsleitungsebene<br />
trifft. Zwar lassen sich Organisationsstrukturen<br />
erkennen. Sie wer<strong>de</strong>n in vielen Fällen<br />
aber nicht dazu genutzt, <strong>de</strong>zentrale<br />
Ressourcenverantwortung als Führungsprinzip<br />
zu installieren, wodurch effektives<br />
Kostenstellencontrolling erschwert wird.<br />
Auch in diesem Projekt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich,<br />
dass nicht von Heute auf Mögen eine<br />
Einstellungsän<strong>de</strong>rung zu realisieren ist.<br />
Dennoch lassen sich Schritt für Schritt<br />
mit Hilfe <strong>de</strong>r Controlling-Instrumente Verän<strong>de</strong>rungen<br />
vornehmen. Es wur<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rer<br />
Wert darauf gelegt, mittels Coaching<br />
einen Transfer <strong>de</strong>s Metho<strong>de</strong>n-Knowhow<br />
zu ermöglichen. Damit wur<strong>de</strong> ein<br />
Grundstein zur Verhaltensän<strong>de</strong>rung gelegt.<br />
Die folgen<strong>de</strong> Abbildung ver<strong>de</strong>utlicht<br />
<strong>de</strong>n ganzheitlichen Verän<strong>de</strong>rungsansatz.<br />
Nach Kurt Lewin durchläuft ein System<br />
im Wan<strong>de</strong>l drei Phasen, die er „Unfreezing<br />
- Moving - Refreezing" nennt.<br />
Festgefahrene Strukturen und Verhaltensweisen<br />
müssen aufgebrochen wer<strong>de</strong>n,<br />
um sie neu gestalten zu können<br />
(Phase <strong>de</strong>s „Unfreezing"). Das setzt ein<br />
gewisses Maß an Öffnung voraus, die<br />
sich aber nur erzielen lässt, wenn anfangs<br />
eine gemeinsame Vision vom<br />
Steuerungsprozess entwickelt wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Steuerungsgrößen müssen fokussiert<br />
und in <strong>de</strong>n Controlling-Prozess eingeordnet<br />
wer<strong>de</strong>n. Dabei ist zu vermitteln,<br />
welche Kenntnisse woraus zu schließen<br />
sind und in welchen Organisationsbereichen<br />
mit welchen Größen zu steuern<br />
ist. Erst dann wird es möglich, <strong>de</strong>n<br />
Verän<strong>de</strong>rungsprozess anzugehen<br />
(„Moving"). Aus <strong>de</strong>n Controlling-Fragestellungen<br />
entsteht in <strong>de</strong>n Verantwortungsbereichen<br />
eine Motivation zur Nutzung<br />
<strong>de</strong>r Steuerungsinstrumente. Der<br />
Prozess <strong>de</strong>r Festigung ist so zu verstehen,<br />
dass das Steuerungssystem eine<br />
gewisse Stabilität gewinnt („Freezing").<br />
Es soll damit aber nicht gemeint sein,<br />
dass <strong>de</strong>r erreichte Zustand auf alle Ewigkeit<br />
Gültigkeit hat. Es sollen vielmehr die<br />
Controlling-Prozeduren eingefroren wer<strong>de</strong>n,<br />
d. h. die sich aus <strong>de</strong>r Entscheidung<br />
ableitbaren Fragestellungen sind immer<br />
wie<strong>de</strong>r zu beantworten und auf ihre Informationsquellen<br />
hin zu überprüfen.<br />
Damit besteht Stabilität in Form eines<br />
Regelkreises.<br />
Controller magazin 6/02<br />
Festlegung <strong>de</strong>r Output orientierten<br />
Steuerungsgrößen<br />
Grundlage <strong>de</strong>r Einstellungsän<strong>de</strong>rung ist<br />
die Ergebnisverantwortung, so dass die<br />
Output orientierten Steuerungsgrößen<br />
im ersten Schritt i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Sind die Produkte einmal festgelegt,<br />
können sie mit diesen Verantwortungsstrukturen<br />
verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Beim Flughafenbetrieb han<strong>de</strong>lt es sich<br />
um einen Dienstleister mit einem hohen<br />
Fixkostenblock. Deshalb besteht die Notwendigkeit,<br />
die bestehen<strong>de</strong> Ressourcenbindung<br />
zu hinterfragen. Eine zentrale<br />
Frage lautet: Wie hoch sind die Kosten<br />
<strong>de</strong>r Ressourcenbindung und wofür wer<strong>de</strong>n<br />
diese Ressourcen genutzt? Zur<br />
Transparenzerzeugung lässt sich eine<br />
Auftrags- und Produktrechnung einsetzen.<br />
Wie sich herausstellte, kann mit<br />
einer prozessbezogenen Abbildung <strong>de</strong>s<br />
Leistungsspektrums eine geeignete<br />
Strukturierung <strong>de</strong>r Kosten erfolgen.<br />
Produl(t<strong>de</strong>finition und Kostenträgerbildung<br />
Die outputbezogenen Steuerungsobjekte<br />
wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Kostenrechnung über die<br />
M O V<br />
Metho<strong>de</strong>n Organisation Verhalten Einstellung^<br />
Wissensumfang<br />
über die<br />
Komponenten<br />
<strong>de</strong>r Organisationsentwicklung<br />
Phasenschema: Unfreezing - moving - refreezing<br />
569
Controller magazin 6/02 - Michael Pra<strong>de</strong>l<br />
Geschäftsfelm<br />
Linie<br />
CInarter<br />
Fracht<br />
Kostenträger<br />
Linie<br />
Charter<br />
Fracht<br />
Allg. Luftverliehr Mg. Luftverl
Controller magazin 6/02<br />
DB-Rechnuna<br />
"Linie"<br />
Ist-Erlöse/<br />
Ist-Kosten<br />
Ist-<br />
Bezugsrößen-<br />
Mengen<br />
Plan-Erlöse/<br />
Plan-Kosten<br />
Plan-<br />
Bezugsrößen-<br />
Mengen<br />
Lan<strong>de</strong>gebühr<br />
Lan<strong>de</strong>gebühr variabel<br />
Abstellgebühr<br />
Abf.Geb.Vorfeld<br />
IFR-Geb.<br />
Passagierabfertigung<br />
Abfertigung Früh-Spät<br />
Operations<br />
LFZ-Reinigung<br />
LFZ-Müll<br />
LFZ-Son<strong>de</strong>rmüll<br />
Container/ Catering Verl.<br />
Enteisung<br />
GPU-Pausch.<br />
Zwischensumme Erlöse<br />
./. Einzelkosten<br />
J. Nur für Linienverkehr eingesetzte Geräte<br />
Deckungbeitrag<br />
./.direkte Leistungen:<br />
I<br />
direkte Abrechnung von Kostenstellen:<br />
Operations<br />
Luftsicherheitsmaßnahmen<br />
direkt zurechenbare Auftragskosten:<br />
Flugzeugabfertigung<br />
Catering<br />
GPU<br />
Enteisung LFZ<br />
Luftfahrzeugreinigung<br />
Müllentsorgung-LFZ<br />
Son<strong>de</strong>nnUII<br />
Check-in<br />
Buchungsservice<br />
(Kun<strong>de</strong>nbetreuung)<br />
IDeckungbeitrag<br />
II<br />
./.indirekte Leistungen<br />
Inst. Betriebstechnische /Anlagen<br />
Inst. Flugsicherungsanlagen<br />
Inst. Fahrzeuge u. Geräte<br />
Winterdienst<br />
Platzpflege<br />
Feuerwehr und Rettungsdienst<br />
Kun<strong>de</strong>ninformation<br />
Lost & Found<br />
Deckungbeitrag<br />
III<br />
.1. Verwaltungsgemeinkosten<br />
Deckungbeitrag<br />
IV<br />
571
Controller magazin 6/02 - Michael Pra<strong>de</strong>l<br />
Prinzipskizze Auftrags- und<br />
Kostenträgerabrechnung<br />
KST.: A<br />
KST.: B<br />
KST.: C<br />
. Personallcosten<br />
. Raumkosten<br />
. empfangene innerbetriebL<br />
Leistungen<br />
= monatliche Gesamtkosten 45.300,-<br />
Planleistung (Std.) 756<br />
59,92.-<br />
KST. A: Vorfeldabfertigung<br />
Auftrag I: Flugzeugabfertigung<br />
Auftrag 2: Catering<br />
Auftrag 3: GPU<br />
Auftrag 4: Enteisung<br />
Auftrag 5: Gebäu<strong>de</strong>reinigung<br />
^ Leistungen wer<strong>de</strong>n auf<br />
Aufträge abgerechnet.<br />
Auftrag 1<br />
lAuftrag 2<br />
Auftrag 3'<br />
Auftrag 4<br />
Auftrag 5<br />
Interne<br />
Auftragsverrechnun'g<br />
Leistungen wer<strong>de</strong>n<br />
über Aufträge auf die<br />
Kostenträger gebracht<br />
Kostenträger<br />
Linie<br />
Kostenträger<br />
Charter<br />
Kostenträger<br />
Hallenvermietung;<br />
Auf <strong>de</strong>m Kostenträger sind die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Erlösarten dargestellt, um eine<br />
TVansparenz in die Erlösentwicklung<br />
<strong>de</strong>s Kostenträgers „Linie" zu bekommen.<br />
Diesen Erlösen stehen nur durch<br />
die Linie verursachte Einzelkosten<br />
gegenüber Ihre Abbildung erfolgt nach<br />
Anfall unterschiedlich, je nach<strong>de</strong>m,<br />
welche Aufwandskonten in <strong>de</strong>r Finanzbuchhaltung<br />
mit kontiert wur<strong>de</strong>n.<br />
Der Deckungsbeitrag I zeigt <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m<br />
Kostenträger resultieren<strong>de</strong>n Rohertrag. Auf<br />
<strong>de</strong>r nächsten Stufe wer<strong>de</strong>n die direkten<br />
Kosten ausgewiesen. In ihnen stecken die<br />
Gemeinkosten, die direkt mit <strong>de</strong>m Kostenträgerverbun<strong>de</strong>n<br />
sind, d. h. durch Leistungen<br />
für diesen verursacht wur<strong>de</strong>n. Dabei<br />
zählen zum einen diejenigen Kosten, die<br />
die Kostenstellen bei Leistungserstellung<br />
direkt auf <strong>de</strong>n Kostenträger abrechnen.<br />
Ihre Leistungen wer<strong>de</strong>n geson<strong>de</strong>rt auf <strong>de</strong>m<br />
Kostenträger ausgewiesen.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n zu Aufträgen<br />
zusammengefasste Leistungsbün<strong>de</strong>l auf<br />
<strong>de</strong>m Kostenträger ausgewiesen. Mehrere<br />
Kostenstellen können ihre Leistungen auf<br />
einen Auftrag abrechnen, <strong>de</strong>ssen Kosten<br />
dann wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Kostenträger durch eine<br />
ein<strong>de</strong>utige Bezugsgröße zugerechnet<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Aufträge enthalten neben<br />
diesen Gemeinkosten <strong>de</strong>r Kostenstellen<br />
auch Auftragseinzelkosten. Sie sind nur<br />
mit <strong>de</strong>m Auftreten dieses Auftrags anfällig.<br />
Wird dieser nicht mehr durchgeführt,<br />
fallen diese Kosten weg. Aufträge haben<br />
von <strong>de</strong>r Struktur her <strong>de</strong>n Charakter von<br />
Vor-Kostenträgern. Da sie aber nicht im<br />
Sinne eines Produktes aus Kun<strong>de</strong>nsicht<br />
akzeptabel sind und nur einen Teil <strong>de</strong>s<br />
Produktes wi<strong>de</strong>rspiegeln, wer<strong>de</strong>n sie nicht<br />
als Kostenträger abgerechnet, son<strong>de</strong>rn<br />
lediglich auf <strong>de</strong>n Kostenträgern extra ausgewiesen.<br />
Aufträge im hier verstan<strong>de</strong>nen<br />
Sinne haben zu<strong>de</strong>m eher einen Prozess-<br />
Charakter Beispielhaft sind hier einige<br />
Aufträge mit ihren Strukturen aufgeführt.<br />
Die Verrechnung erfolgt - wie oben schon<br />
erwähnt - über die Bezugsgrößen, die im<br />
Zeitverlauf unterschiedlich stark variieren<br />
können. Die in <strong>de</strong>r obigen Abbildung<br />
dargestellte Verrechnungslogik zeigt die<br />
Beziehungen zwischen Kostenstellen,<br />
Aufträgen und Kostenträgern. Die Kostenstelle<br />
„Vorfeldabfertigung" ist am Prozess<br />
<strong>de</strong>r „Flugzeugabfertigung" beteiligt,<br />
<strong>de</strong>ssen Abbildung in Form eines Auftrags<br />
erfolgt. Die Aufwandstreiber für diesen<br />
Auftrag sind die Kostenträger<br />
„Linie" und „Charter", <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>shalb -<br />
nach <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>r Inanspruchnahme<br />
- die Kosten zugerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
In <strong>de</strong>r Darstellung auf Seite 573 oben -<br />
Auswahl - sind die Aufträge mit ihren<br />
Verrechnungsbezugsgrößen dargestellt.<br />
In dieser Matrix sind auch die je Auftrag<br />
möglichen Kostenträger genannt, wodurch<br />
ein Vorschlag zur Vorkontierung<br />
erfolgt.<br />
Auf <strong>de</strong>n Aufträgen lassen sich nicht nur<br />
Input orientierte Plan-/Ist-Abweichungen,<br />
son<strong>de</strong>rn auch Output orientierte Abweichungen<br />
feststellen. Die Verrechnung<br />
mit einem fixen Verrechnungssatz ermöglicht<br />
somit auch eine Darstellung <strong>de</strong>r Absatzschwierigkeiten.<br />
Nutzung von Kausalbeziehungen im<br />
Planungsprozess<br />
Aus <strong>de</strong>n Entscheidungssituationen leiten<br />
sich Fragestellungen ab, die mit <strong>de</strong>n<br />
jeweiligen Steuerungsobjekten in Zusammenhang<br />
zu bringen sind. Die Kostenund<br />
Leistungsrechnung liefert hier die<br />
Informationen, wie <strong>de</strong>r Abbildung auf<br />
<strong>de</strong>r nächsten Seite unten beispielhaft<br />
entnommen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Direkte Kausalbeziehungen machen <strong>de</strong>n<br />
integrativen Charakter <strong>de</strong>s Planungsprozesses<br />
<strong>de</strong>utlich. Hier ist beson<strong>de</strong>res<br />
Augenmerk auf diejenigen dynamischen<br />
Komponenten zu richten, die in direktem<br />
Leistungszusammenhang mit <strong>de</strong>n vertrieblichen<br />
bzw. produktbezogenen<br />
Planungskomponenten stehen. Zu diesen<br />
zählen im oben aufgezeigten Beispiel<br />
die folgen<strong>de</strong>n Aufträge, <strong>de</strong>ren direkte Verbindung<br />
zu produktbezogenen Fragestel-<br />
572
Controller magazin 6/02<br />
Aufträge<br />
Bezuasgröße Abrechnung auf Kostenträger<br />
5101 Flugzeugabfertigung<br />
5102 Catering<br />
5103 GPU<br />
5104 Enteisung LFZ<br />
5105 Luftfahrzeugreinigung<br />
5106 Gebäu<strong>de</strong>reinigung<br />
5107 IVlüllentsorgung Luftfahrzeuge<br />
5108 Müllentsorgung Gebäu<strong>de</strong><br />
5109 Son<strong>de</strong>rmüll<br />
5110 Check-in<br />
Passaglere<br />
Passaglere<br />
nach Flugbeweg.<br />
nach Tonnen<br />
Passaglere<br />
Quadratmeter<br />
Passaglere<br />
Quadratmeter<br />
Passaglere<br />
Passagiere<br />
Linie.Charter.allg. Luffahrt<br />
LInie.Charter.allg. Luffahrt<br />
Linie.Charter<br />
Linie.Charter.allg. Luftfahrt<br />
Linie/Charter<br />
Vermietung Geschäftsräume<br />
Linie/Charter<br />
Vermietung Geschäftsräume<br />
Charter<br />
Linie/Charter<br />
Anzahl Anschlüsse<br />
lungen durch Kausalknoten dargestellt<br />
sind: Flugzeugabfertigung - Catering -<br />
GPU - Enteisung LFZ - LFZ-Reinigung -<br />
LFZ-Müllentsorgung - Son<strong>de</strong>rmüll -<br />
Check-in - Buchungsservice. Aufträge wie<br />
Winterdienst o<strong>de</strong>r Platzpflege stehen in<br />
keinem direkten Kausalverhältnis zur<br />
Passagiersteigerung.<br />
Diejenigen Organisationseinheiten, <strong>de</strong>ren<br />
Leistungsumfang direkt mit <strong>de</strong>r Passagierentwicklung<br />
zusammenhängt, sind<br />
am Planungsprozess an<strong>de</strong>rs zu beteiligen<br />
als die Verantwortlichen von indirekten<br />
Beziehungsgefügen. le<strong>de</strong> Erhöhung<br />
<strong>de</strong>s Linienverkehrs wirkt sich auf die direkten<br />
Auftragsbeziehungen und die am<br />
Leistungserstellungsprozess direkt beteiligten<br />
Kostenstellen aus. Für diesen Auftragstyp<br />
können die Auswirkungen von<br />
unterschiedlichem Charakter sein, was<br />
für <strong>de</strong>n Planungsverantwortlichen in seiner<br />
Ursache-Wirkungs-Darstellung zu<br />
berücksichtigen ist. Für ihn bietet es sich<br />
an, zwischen proportionalen und nicht<br />
proportionalen Kosten zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Sind die proportionalen Kostenkomponenten<br />
i<strong>de</strong>ntifiziert, lässt sich ihre Planung<br />
anhand <strong>de</strong>r Mengenvorgaben vornehmen.<br />
Die Auswirkungen aus <strong>de</strong>m<br />
Linienverkehr könnten sich ferner in<br />
sprungfixen Kostenbewegungen ausdrücken.<br />
•<br />
Beispielhafte Fragestellungen für das Controlling<br />
Entscheidungsunterstützung durch KLR (beispielhafte Darstellung)<br />
Kostenträger-Ebene<br />
Linie<br />
direkte KSt-Ebene<br />
^Operations<br />
.uftsicherheitsmaß<br />
Inahmen<br />
Auftrags-Ebene<br />
KSt-Ebene<br />
- Vorfeldabfertigung<br />
- Instandhaltung<br />
- Platj- und Winterdienst<br />
- Tankstelle<br />
Wie viele zusätzliclie Passagiere wollei^<br />
wir im nächsten Jahr im UnienverkehJ_=:<br />
beför<strong>de</strong>rn?<br />
Feststellung <strong>de</strong>r Erlösverän<strong>de</strong>rungen<br />
Feststellung <strong>de</strong>r Einzelkosten<br />
Ressourcenbindung:<br />
Feststellung <strong>de</strong>r<br />
Auswirkungen auf<br />
diese Kostenstellen<br />
(z. B. wird neues<br />
Personal benötigt?)<br />
Instandhaltung<br />
betriebstechnische<br />
lAnlagen<br />
Inst. Fluqsichenjngsanl.<br />
Inst.Fahrz. U. Gerate<br />
Winterdienst<br />
Platzpflege<br />
Feuerwehr u.Rettunqsd<br />
Kun<strong>de</strong>ninformation<br />
Lost & Fournj<br />
Erhöhensich<br />
die<br />
Kosten?<br />
Lei<strong>de</strong>n<br />
Leistungen<br />
KSt-<br />
i H<br />
an<strong>de</strong>re<br />
durch<br />
diese Planvorgaben?<br />
Vorfeldabfertigung<br />
Instandhaltung<br />
Kausalloloten für alle<br />
dahinter liegen<strong>de</strong>n<br />
Aufträge • •<br />
Erhöhen sich die<br />
Auttragskosten?!<br />
573
Controller magazin 6/02 - Jens Prautzsch / Steffen Rößler<br />
KONSEQUENTES<br />
BUSINESS DIVESTMENT<br />
am Fallbeispiel nicht strategischer<br />
Geschäftsbereiche eines<br />
Teiel(ommunil(ationsausrüsters<br />
Dipl.-Kfm. Jens Prautzsch,<br />
Strategieberater bei Cap<br />
Gemini Ernst & Young<br />
Schwerpunkt: Telekommunikationsbranche<br />
jens.prautzsch@cgey.com<br />
I<br />
Steffen Rößler, Betriebswirt,<br />
Kaufmännischer Leiter einer<br />
Nie<strong>de</strong>rlassung / Projektmanager<br />
Controlling<br />
Roessler.steffen @ yahoo.<strong>de</strong><br />
von Jens Prautzsch und Steffen Rößler, Kolbermoor<br />
1 Hintergrund<br />
Im Mittelpunkt dieses Fallbeispiels steht<br />
ein <strong>de</strong>utscher<br />
Telekommunikationsausrüster,<br />
<strong>de</strong>r zur Zeit einen Wan<strong>de</strong>l von<br />
einem Anbieter für Produkte und Dienstleistungen<br />
<strong>de</strong>r Sprachkommunikation zu<br />
einem Systemintegrator für Informations-<br />
und Telekommunikationstechnologien<br />
durchläuft.<br />
Der Vorstand entschied, sich im Laufe dieses<br />
Prozesses bis En<strong>de</strong> 2001 von Geschäftsbereichen,<br />
die außerhalb <strong>de</strong>r <strong>de</strong>finierten<br />
Kemkompetenz liegen, zu trennen.<br />
Im Rahmen einer vorhergehen<strong>de</strong>n Analyse<br />
wur<strong>de</strong> sichergestellt, dass diese Geschäftsbereiche<br />
nicht strategisch notwendig<br />
waren. Im Fokus lagen daher zum<br />
Beispiel komplementäre<br />
(Sicherheitstechnik etc.), welche<br />
die Kun<strong>de</strong>n häufig als Ergänzungen<br />
zu einer Telekommunikationsanlage<br />
nachfragen.<br />
Schwerpunkt <strong>de</strong>s zu veräußern<strong>de</strong>n<br />
Geschäftsbereichs bil<strong>de</strong>n<br />
Dienstleistungsverträge (Service<br />
und Wartung) über einen<br />
vertraglich festgelegten Zeitraum<br />
und mit regelmäßigen<br />
Zahlungen.<br />
2 Projektziele<br />
Die Festlegung <strong>de</strong>r Projektziele<br />
spiegelt die unterschiedlichen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen bezüglich einer<br />
Kompensation für die in Zukunft<br />
entgehen<strong>de</strong>n Deckungsbeiträge<br />
sowie <strong>de</strong>r Nachfrage<br />
574<br />
Techniken<br />
<strong>de</strong>s Marktes nach integrierten Lösungen<br />
wie<strong>de</strong>r<br />
Im Vor<strong>de</strong>rgrund stand dabei die Suche<br />
nach einem Kooperationspartner, <strong>de</strong>r<br />
^ das Geschäft bis zum 31.12.2001<br />
übernimmt;<br />
••• sicherstellt, dass die vom Verkauf<br />
^<br />
^<br />
betroffenen Kun<strong>de</strong>n weiterhin qualitativ<br />
hochwertig betreut wer<strong>de</strong>n;<br />
das zukünftige Geschäft als starker<br />
Partner begleitet;<br />
bereit ist, einen angemessenen Kaufpreis<br />
zu zahlen;<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n betroffenen Mitarbeitern einen<br />
Betriebsübergang nach § 613a<br />
BGB ermöglicht.<br />
Die Realisierung dieser Projektziele<br />
wur<strong>de</strong> einem Team übertragen, das aus<br />
folgen<strong>de</strong>n Personen bestand:<br />
Phase 1<br />
Vorbereitungen Kontaktaal nihme<br />
Bestandsaufnahme<br />
<strong>de</strong>s abzugeben<strong>de</strong>n<br />
Geschäfts<br />
(Anzahl und Qualität<br />
<strong>de</strong>r Verträge)<br />
Vorselektion<br />
potenzieller Käufer<br />
mit<br />
Käufern<br />
• Erste Informationen<br />
an ausgewählte<br />
potenzielle Käufer<br />
(Mini-Expose)<br />
• Abschluss eines<br />
Non-disciosure<br />
agreements<br />
(VertraulKhkeitserklärung)<br />
• Verkaufsprospekt<br />
mit allen Vertragsund<br />
Kun<strong>de</strong>nprofilen<br />
m<br />
I'<br />
Kauf-1<br />
1 Mitarbeiter aus <strong>de</strong>m kaufmännischen<br />
Bereich (Projektleiter)<br />
1 Mitarbeiterin aus <strong>de</strong>r Rechtsabteilung<br />
1 Mitarbeiter aus <strong>de</strong>m Risk-Management<br />
1 Mitarbeiter <strong>de</strong>r EDV-Abteilung (Kenntnisse<br />
SAP R/3 und VBA)<br />
1 Externer Strategieberater<br />
3 Projektvorgehen<br />
Das viermonatige Projekt unterteilte sich<br />
grob in 2 Phasen mit nachstehen<strong>de</strong>n<br />
Schwerpunkten (Abb. 1).<br />
Die Phase 1 <strong>de</strong>s Projekts sollte dabei vor<br />
allem Klarheit bzgl. folgen<strong>de</strong>r Fragestellungen<br />
bringen:<br />
• Verkaufsgegenstand:<br />
Kooperations-<br />
verhamilungen(mkt.<br />
• Kaufabsichtserklärung<br />
(Letter of Intent)<br />
• Zügiges Absolvieren<br />
<strong>de</strong>r Verhandlungsrun<strong>de</strong>n<br />
• Aufbau von Beziehungen<br />
Im Sinne einer<br />
künftigen Kooperation<br />
Welche Verträge sind betroffen?<br />
Phase 2<br />
m<br />
' Ziel: Abschluss<br />
eines Kaufvertrages<br />
unter Berücksichtigung<br />
künftiger<br />
Kooperationsmöglchkeiten<br />
September Oktober Nov&mber Dezember<br />
Abb. 1: Zeitplan <strong>de</strong>s Verkaufsprozesses<br />
Zieldatum<br />
31.12.2001
Controller magazin 6/02<br />
^<br />
Welchen zeitlichen und finanziellen<br />
Umfang haben diese Verträge?<br />
^<br />
Welche Restlaufzeiten sind mit<br />
diesen Verträgen verbun<strong>de</strong>n?<br />
Um welche Art Verträge han<strong>de</strong>lt<br />
es sich (Service, Wartung, Miete)?<br />
• Selektion Partner / Käufen<br />
^<br />
Welches Unternehmen wäre ein<br />
optimaler Kooperationspartner...<br />
^<br />
...und hat Interesse, diese Verträge<br />
zu erwerben sowie die Mitarbeiter<br />
zu ijbernehmen?<br />
3.1 Verkaufsgegenstand<br />
Insbeson<strong>de</strong>re die Datenaufbereitung stellte<br />
das Team vor große Herausfor<strong>de</strong>rungen,<br />
da es sich um ca. 2.500 Verträge<br />
unterschiedlichster Kategorien han<strong>de</strong>lte,<br />
die zwar generell in SAP R/3 eingepflegt<br />
waren, <strong>de</strong>ren aktueller Stand jedoch häufig<br />
nicht zentral, son<strong>de</strong>rn nur in <strong>de</strong>n<br />
Vertriebsaußenstellen verfügbar war<br />
Die Generierung <strong>de</strong>r Daten erfolgte auf<br />
Excel-Basis und es entstand eine Datei<br />
mit 10.000 Zeilen, die je<strong>de</strong>n relevanten<br />
Kun<strong>de</strong>n, seine einzelnen Verträge und<br />
die entsprechen<strong>de</strong>n Vertragsbestandteile<br />
enthielt (Ausschnitt: Abbildung 2).<br />
Diese „Mutterdatei" war die Grundlage<br />
für eine Access-Datenbank, mit welcher<br />
die Bewertung und alle weiteren Schritte<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />
HH<br />
HH<br />
Auftrag /<br />
VertTiB |N»nnt1S<br />
105414A01 tmi<br />
115 106461A01 »X»<br />
115 1885MA01 »M<br />
115 188504A01 XM«<br />
115 188505A01 :«»<br />
115 188524A01 w»<br />
115:194943A02 :»»»<br />
296 1 04849A01 :<br />
296 1 0484flAQ2 j<br />
15e5:177729A02 ;<br />
1749 110150A01 WM<br />
1749 177989A01 »»«<br />
1749:177989A01 :wi«<br />
1749:177989AÖ1 :»)l»<br />
In einem mehrtägigen Abstimmungsprozess<br />
mit <strong>de</strong>n Vertriebsaußenstellen<br />
gelang es, 700 Kun<strong>de</strong>n mit 1.000 Verträgen<br />
zu i<strong>de</strong>ntifizieren, die zum größten<br />
Teil (fast 100%) „reinrassige"<br />
Komplementärtechnik darstellten und<br />
die <strong>de</strong>mentsprechend leichter und innerhalb<br />
<strong>de</strong>r kurzen Zeit veräußerbar waren.<br />
Entsprechend programmierte VBA-Abfragen<br />
bil<strong>de</strong>ten die Grundlage für die Bewertung<br />
<strong>de</strong>r zu verkaufen<strong>de</strong>n Verträge. Es<br />
han<strong>de</strong>lt sich bei diesen Verträgen zum<br />
einen um Serviceverträge über eine vertraglich<br />
vereinbarte Laufzeit. Hierbeiwird<br />
ein quartalsmäßig zu entrichten<strong>de</strong>r Betrag<br />
für regelmäßige Wartungsarbeiten<br />
gezahlt. Diese regelmäßigen Zahlungen<br />
sind bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vertragslaufzeit<br />
bekannt. Zum an<strong>de</strong>ren han<strong>de</strong>lt es sich<br />
um Mietverträge für installierte Anlagen.<br />
Auf <strong>de</strong>r Kostenseite entstehen Personalkosten<br />
für die Servicemitarbeiter, Fahrtkosten,<br />
Materialkosten und Verwaltungskosten,<br />
die in Summe zu einer Reduzierung<br />
<strong>de</strong>r verbrieften Einnahmen führen.<br />
Die so ermittelte Ertragsgröße bil<strong>de</strong>te die<br />
Grundlage für die Ermittlung <strong>de</strong>s Barwerts<br />
je<strong>de</strong>s einzelnen Vertrags. Die<br />
Abzinsung erfolgte mit einem Zinssatz,<br />
<strong>de</strong>r sich an <strong>de</strong>r Rendite von Papieren <strong>de</strong>r<br />
öffentlichen Hand orientierte.<br />
gesamt<br />
gesamt<br />
1000.0« 11000 I EUR<br />
0,53<br />
0,53 0,25: 0,26'<br />
24,17 20,44:<br />
0,70 0,51 •<br />
2,22 2,is; •<br />
3,54 3,68:<br />
0.0«: O.lf<br />
31,78<br />
31,7«<br />
3,90<br />
16,56<br />
20.54<br />
20.54<br />
3,61<br />
3.61<br />
7,08<br />
7,0«<br />
22.32;<br />
22,32;<br />
4,03<br />
5,51<br />
o,5o:<br />
1.48<br />
11,52<br />
11,52<br />
27.46<br />
27.4«<br />
2,11<br />
11,03<br />
13.94!<br />
13.M<br />
0,69<br />
0,68<br />
3,12<br />
3.12<br />
0.16<br />
0.1«<br />
Erl / AB Pcod<br />
KT<br />
IMOEUft . .<br />
16.56<br />
1«,5«<br />
3.61<br />
3,«1<br />
7,08<br />
7,0«<br />
1.78<br />
3,20<br />
0,36<br />
0,89<br />
6 22 4,03<br />
4.03<br />
1754 1 06278A01 wul 19.81 11.66<br />
1754 1 06278A01 luui 15.62: 9.15 ":'<br />
1754 455082W0r»»» 0,54 0.27 0.54;<br />
1754 455083WÖi " t a a i ! 0 1 4 4 : Ö . 2 2 6 ^ 4 4 '<br />
36,41<br />
3«,41<br />
21.30<br />
21,3«<br />
DB) Pr.:<br />
KT<br />
0,00<br />
0.00 80,82%:<br />
0,69<br />
0.»» 100,00%<br />
o.x<br />
0,00<br />
0,29 0,00<br />
0,00 1,30%<br />
0.98<br />
0,9«<br />
Abb. 2: Vertragsdatei - Auszug<br />
0,00<br />
0,00<br />
o.as<br />
0,00 2,M%<br />
Arfoeltsfoflschrttt<br />
(AB)<br />
Der errechnete Barwert dieser Verträge<br />
legte somit eine Basis für die Bestimmung<br />
<strong>de</strong>s angestrebten Verkaufspreises.<br />
3.2 Auswahl potenzieller Partner /<br />
Käufer<br />
Neben dieser „internen" Datengenerierung<br />
lief parallel ein Marktscreening nach<br />
potenziellen Kaufkandidaten, welches<br />
sich u. a. auf folgen<strong>de</strong> Quellen stützte:<br />
^<br />
^<br />
Unternehmenseigene Quellen (Einkauf,<br />
Vertrieb);<br />
Verbän<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Bereich Telekommunikation<br />
und Sicherheitstechnik;<br />
Quellen <strong>de</strong>r involvierten<br />
Unternehmensberatung.<br />
Die auf diesem Wege erarbeitete Long<br />
List enthielt ca. 100 Unternehmen unterschiedlicher<br />
Größenordnung, regionaler<br />
Aufstellung und Branche. Diese für <strong>de</strong>n<br />
Verkauf relevanten Kriterien bil<strong>de</strong>ten auch<br />
die Basis für eine Segmentierung dieser<br />
Long List und <strong>de</strong>r Erstellung eines Portfolios<br />
zur weiteren Entscheidungsunterstützung<br />
(Abbildung 3).<br />
Aufgrund dieser Marktanalyse empfahl<br />
das Projektteam, insbeson<strong>de</strong>re unter<br />
Beachtung <strong>de</strong>r Projektziele, die Kontaktaufnahme<br />
mit <strong>de</strong>n großen Playern, da<br />
diese einerseits über die Finanzkraft verfügen,<br />
einen <strong>de</strong>rartigen Deal in kurzer<br />
Resttaufze<br />
«(AB)<br />
bis<br />
GWU<br />
Servic«<br />
Zeit und in einem Gesamtpaket abzuschließen,<br />
aber an<strong>de</strong>rerseits<br />
auch für die Zukunft<br />
als sinnvoller Kooperationspartner<br />
erschienen.<br />
Durch Beschluss <strong>de</strong>s Entscheidungsgremiums<br />
wur<strong>de</strong>n die 17 Kandidaten<br />
<strong>de</strong>r Priorität 1 kontaktiert.<br />
Der eigendiche Verkaufsprozess<br />
sollte im Rahmen<br />
einer kontroUierten Auktion<br />
(„Controlled<br />
Auction") ablaufen, um<br />
sowohl <strong>de</strong>r knappen Ressource<br />
Zeit gerecht zu wer<strong>de</strong>n<br />
als auch <strong>de</strong>n Verkauf<br />
aktiv steuern zu können<br />
und durch eine möglichst<br />
hohe Anzahl von Interessenten<br />
bis kurz vor<br />
Abschluss <strong>de</strong>s Vertrages<br />
die Chancen für ein positives<br />
Ergebnis hoch zu halten<br />
(Abbildung 4).<br />
575
Controller magazin 6/02 - Jens Prautzsch / Steffen Rößler<br />
Priorisierung<br />
Prioritäten-Matrix<br />
Kriterien zur Segmentierung <strong>de</strong>r Long List<br />
Groß<br />
Mittel<br />
Priorität 2:<br />
2-4 Paitete<br />
Ausreichen<strong>de</strong><br />
Finanzicraft<br />
PioritäU:<br />
• Ober 100 Mio. EURO Umsatz/Jahr<br />
• Über 700 Mitarbeiter<br />
' Überregionaler Tätigkeitsbereich<br />
• Vollständige Ab<strong>de</strong>ckung<br />
Leistungsspektrum<br />
• 5-100 Mio. EURO Umsatz/Jahr<br />
• 60-700 Mitarbeiter<br />
• (Über-) regionaler Tätigkeitsbereteh<br />
• Leistungsspektrum wird größtenteils<br />
abge<strong>de</strong>ckt<br />
Klein<br />
' Weniger als 5 Mio. EURO Umsatz/Jahr<br />
• Weniger als 60 Mitarbeiter<br />
' Regionale Fokussierung<br />
• Teilweise Ab<strong>de</strong>ckung Leistungsspektrum<br />
Klein Mittel Groß<br />
Größe <strong>de</strong>s zu übernehmen<strong>de</strong>n Angebotspal<br />
WM<br />
Detaillierte«i;<br />
Expos6<br />
• Absciilußvon ; • Informationen ;<br />
NDAs mit ; ohne Kun<strong>de</strong>n- i<br />
interessierten ; namen weiter- |<br />
potenziellen • geben I<br />
Kaufern ;<br />
• Zeitraum für j<br />
• Datenschutz ist i Entscheidungs-1<br />
l^ussl : findung vor- ]<br />
Abb. 4: Den potenziellen<br />
getien 1<br />
(Vorschlag; '<br />
2 Wochen) ;<br />
• Angebot / |<br />
Kaufabsichts- ;<br />
erklarung I<br />
(indicated offer);<br />
« Due<br />
DiBgencsiä<br />
• „Data Room<br />
light" Konzept<br />
-.DIN A4<br />
Ordner" zur<br />
Einsichtnahme<br />
bzw. Zugang<br />
zu IXOS<br />
(Vertrage etc)<br />
• Kaufer besucht<br />
Unternehmen<br />
-Oft erster<br />
persönlicher<br />
Kontakt<br />
-M&A Verantwortlicher<br />
mit<br />
Anwalt &<br />
Steuerberater<br />
'•mm<br />
Verh
Controller magazin 6/02<br />
4 Erfahrungen und Empfehlungen<br />
Die Zusammensetzung <strong>de</strong>s Projektteams ist als<br />
kritischer Erfolgsfaktor zu bezeichnen. Ohne ein<br />
Team, das zu höchstem zeidichen und persönlichen<br />
Einsatz bereit ist, wäre ein erfolgreicher Abschluss<br />
im vorgesehenen Zeitrahmen nicht möglich gewesen.<br />
Neben diesem Einsatzwillen ist aber auch die<br />
Qualifikation <strong>de</strong>r einzelnen Teammitglie<strong>de</strong>r von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />
Be<strong>de</strong>utung. Hier sind insbeson<strong>de</strong>re die<br />
Vertreter <strong>de</strong>r EDV-Abteilung und <strong>de</strong>r Rechtsabteilung<br />
zu nennen.<br />
Der Erfolg <strong>de</strong>s Projektes steht und fällt mit einer<br />
absolut klar strukturierten Vorgehensweise und<br />
<strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen Möglichkeit, immer einen<br />
Schritt voraus<strong>de</strong>nken zu können. Diese Antizipation<br />
<strong>de</strong>ssen, was in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Phase zu erreichen<br />
bzw. vorzubereiten war, ermöglichte erst<br />
ein paralleles Vorgehen innerhalb <strong>de</strong>s Projektteams.<br />
Mehrfach erreichte das Projekt Punkte, die<br />
richtungsweisen<strong>de</strong> Entscheidungen (z. B. Fortsetzung<br />
o<strong>de</strong>r Abbruch <strong>de</strong>r Verhandlungen mit einem<br />
Kandidaten) erfor<strong>de</strong>rten. Die zeidiche Planung, die<br />
Sicherung <strong>de</strong>s Zugangs zu <strong>de</strong>n Entschei<strong>de</strong>n! (Vorstand)<br />
sowie die entscheidungsreife Vorbereitung<br />
<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Themen war unabdingbar<br />
Eine Erfahrung bleibt auch, dass es neben <strong>de</strong>n Phasen<br />
<strong>de</strong>s aktiven Han<strong>de</strong>lns, in <strong>de</strong>nen das Projektteam<br />
Leistungen selbst zu erbringen hatte, auch<br />
Phasen gab, in <strong>de</strong>nen die potenziellen Käufer zu<br />
han<strong>de</strong>ln bzw. Entscheidungen zu treffen hatten.<br />
Diese eher wenig zu beeinflussen<strong>de</strong>n Zeiträume<br />
erfor<strong>de</strong>rten sehr viel Ruhe und Geduld.<br />
Letztlich ließ sich durch eine frühzeitige Einbindung<br />
<strong>de</strong>s späteren Vertragspartners in die Vorbereitung<br />
und Planung <strong>de</strong>r Due Diligence und <strong>de</strong>r<br />
Verhandlungsrun<strong>de</strong>n ein unnötiger Zeitverlust vermei<strong>de</strong>n.<br />
Literatur<br />
Berens, W., Brauner, H. U. (Hrsg.), Due Diligence bei Unternehmensakquisitionen,<br />
2. Auflage, Stuttgart 1999<br />
Henselmann, K., Kniest, W., Unternehmensbewertung:<br />
Praxisfälle mit Lösungen, 2. Auflage, Beriin 2001<br />
Mandl, G., Unternehmensbewertung: eine praxisorientierte<br />
Einführung, Wien 1997<br />
Scott, C. (Hrsg.), Due Diligence in <strong>de</strong>r Praxis - Risiken<br />
minimieren bei Unternehmenstransaktionen, Wiesba<strong>de</strong>n<br />
2001 •<br />
Schnelle Eindrücke aus Beijing in China<br />
von Dr. Albrecht Deyhle<br />
Um frühere Teilnehmer, jetzt Freun<strong>de</strong>, zu besuchen, reisten im Oktober 02<br />
meine Frau und ich eine Woche nach Beijing und eine Woche nach Xi'an.<br />
1984 war ich schon einmal hier und konnte vergleichen: 18 lahre<br />
dazwischen.<br />
Die Fahrrä<strong>de</strong>r sind eher out<br />
Damals 1984, als ich morgens im Beijing-Hotel, das Fenster geöffnet, um<br />
5.00 Uhr aufwachte (im heißen Juli), hörte ich einen Sound, <strong>de</strong>n ich seither<br />
nicht vergessen habe: <strong>de</strong>n Sound, <strong>de</strong>n zehntausen<strong>de</strong> Fahrrä<strong>de</strong>r machen,<br />
die unterwegs zur Arbeit sind. Diesen Sound gibt es nicht mehr Heute<br />
wimmelt es in <strong>de</strong>r Stadt von Autos, die dichtest und spontan Spuren<br />
wechselnd auf häufig sechsspurigen Straßen fahren, daneben eine Spur<br />
für die Fahrrä<strong>de</strong>r noch; und die heavyness of the traffic ist so, dass einem<br />
<strong>de</strong>r Münchner Großstadtverkehr eher provinziell vorkommt. Aber natürlich:<br />
<strong>de</strong>n sind wir gewohnt; das an<strong>de</strong>re war neuer Eindruck.<br />
Lesbare Straßenschil<strong>de</strong>r<br />
An <strong>de</strong>n meisten Straßen ist jetzt unterhalb <strong>de</strong>r chinesischen Schreibform<br />
angegeben die phonetische Schreibart in unseren Buchstaben. 1984 gab<br />
es das nicht und ein Frem<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>s Chinesischen nicht mächtig, musste<br />
immer genau aufpassen, dass er sich in <strong>de</strong>n Straßen nicht vedaufen hat;<br />
<strong>de</strong>nn die damals an <strong>de</strong>n Straßenrän<strong>de</strong>rn hocken<strong>de</strong>n Chinesen konnte<br />
man nichts fragen, weil sie es nicht verstehen konnten. Heute ist das völlig<br />
an<strong>de</strong>rs. In <strong>de</strong>r Hockhaltung sich befin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Menschen fand ich nur ganz<br />
wenige. Und viele Beschriftungen sind inzwischen zweisprachig -<br />
auch in englisch; auch in <strong>de</strong>r U-Bahn. Und was die Bauten betrifft, könnte<br />
man sich vorkommen wie in einer amerikanischen Stadt; wobei Beijing<br />
„by night" noch beson<strong>de</strong>re Tupfer setzen kann. Straßenlampen, die wie<br />
Feuerwerke funktionieren; night-paintings mit Lichtern gebaut.<br />
Die Computer verdrängen die chinesischen Schriftzeichen<br />
Beson<strong>de</strong>rs interessierte mich, wie die Chinesen mit <strong>de</strong>m Computer<br />
umgehen. Damals schrieben meine Teilnehmer, die ein Dreivierteljahr -<br />
gesponsert durch die CDG Cari Dulsberg Gesellschaft - auch in Deutschland<br />
gewesen sind, ihre Manuskripte und ein „schokola<strong>de</strong>braunes"<br />
Controllingheft von Hand in ihrer Sprache und Schriftart. Und es sieht -<br />
noch heute - wun<strong>de</strong>rbar aus.<br />
letzt müssen die chinesischen Manager und Controller ihre Texte<br />
eintippen genauso wie wir. Dazu ist nötig, je<strong>de</strong>s Wort - z. B. in <strong>de</strong>r<br />
„Beijing voice" - einzutippen in die Tastatur. Danke z. B. heißt xiexie. jetzt<br />
ist nötig, im Computer das Chinese Computer Operating System drinzuhaben.<br />
Nach<strong>de</strong>m xiexie geschrieben ist, drückt man die Leertaste und<br />
es erscheint im Bildschirm das Wort in <strong>de</strong>n chinesischen Schriftzeichen<br />
- für uns leichter nachvollziehbar, weil es zwei Mal dasselbe Schriftzeichen<br />
ist im Beispiel dieses Wortes. Sind es häufig gebräuchliche Wörter,<br />
so genügt es, wie im Beispiel <strong>de</strong>s Wortes danke einfach xx zu tippen.<br />
Danksagung<br />
Meine Frau und ich bedanken uns sehr herzlich bei Professor Dr Gao<br />
Hongshen, North China University of Technology, und seiner Familie<br />
sowie bei Bürgermeister Zhang Daohong, stv Gemein<strong>de</strong>chef in Xi'an,<br />
sowie bei Frau Ma Lin in Beijing, die damals das Team geführt hatte.<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
15 25 26 A S F<br />
577
Controller magazin 6/02 - Robert Blun<strong>de</strong>r<br />
MAXIMALE<br />
LEITUNGSSPANNE<br />
- ein mathematisctier Ansatz<br />
von Robert Blun<strong>de</strong>r, Vaduz<br />
Prof. Dr. Robert Blun<strong>de</strong>r, Fachhochschule<br />
Liechtenstein FL-9490 Vaduz<br />
Ab einer gewissen Anzahl von Personen<br />
wird eine Gruppe unfijhrbar. Diese aus<br />
<strong>de</strong>r militärischen Welt abgeleitete Tatsache<br />
gilt für die Wirtschaft gleichermaßen.<br />
In <strong>de</strong>r Betriebswirtschaft hat sich<br />
dafür <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r maximalen (optimalen)<br />
Leitungs- (o<strong>de</strong>r Kontroll- bzw.<br />
Führungs) Spanne eingebürgert.<br />
Unter <strong>de</strong>r Leitungsspanne wird die Anzahl<br />
<strong>de</strong>r einem Vorgesetzten direkt unterstellten<br />
Mitarbeiter verstan<strong>de</strong>n. )e<br />
größer diese Kontrollspanne ist, <strong>de</strong>sto<br />
umfangreicher fallen die durch <strong>de</strong>n Vorgesetzten<br />
zu erfüllen<strong>de</strong>n Leitungsaufgaben<br />
aus. Dabei ist zu beachten, dass<br />
nicht nur die direkten Beziehungen zwischen<br />
Vorgesetzten und Unterstellten<br />
anwachsen, son<strong>de</strong>rn auch die möglichen<br />
Gruppenbeziehungen, d. h. die möglichen<br />
Beziehungen zwischen <strong>de</strong>n Untergebenen<br />
selbst, und auch dafür ist ja letztendlich<br />
<strong>de</strong>r Vorgesetzte indirekt verantwortlich,<br />
bzw. wirken sich negative Beziehungen<br />
unter <strong>de</strong>n Gruppenmitglie<strong>de</strong>rn negativ<br />
auf die gesamte Gruppenleistung aus.<br />
In <strong>de</strong>r Literatur wer<strong>de</strong>n keine einheitlichen<br />
Maßstäbe für die optimale Führungs-<br />
Autor präferiert aufgrund seiner langjährigen<br />
Erfahrungen in Wirtschaft und Militär<br />
eine präzisere Zahl zwischen 5-7.<br />
Wie jedoch, lässt diese Behauptung beweisen.<br />
Ganz einfach, durch die Formel;<br />
x = ^ (n-1)<br />
Diese Formel gibt die Anzahl aller möglichen<br />
wechselseitigen Beziehungen' (x)<br />
zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Mitglie<strong>de</strong>rn/Personen<br />
(n) einer Gruppe an. Bemerkenswert<br />
ist die Erkenntnis, die durch diese<br />
Formel entsteht:<br />
Die Anzahl <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen<br />
<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn einer Gruppe steigt<br />
mit zunehmen<strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Personen<br />
überproportional an.<br />
So simpel diese Tatsache klingt, so wenig<br />
fin<strong>de</strong>t sie in <strong>de</strong>r Praxis Berücksichtigung,<br />
wenn man sieht, wie noch immer<br />
verzweifelt versucht wird, Gruppengrößen<br />
>10 Personen und mehr zu<br />
managen.<br />
Zur Abschreckung eine einfache Tabelle:<br />
Der Komplexitätsgrad einer Gruppe steigt<br />
somit unabhängig von ihrer Aufgabe mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Gruppenmitglie<strong>de</strong>r<br />
Logischerweise steigt parallel<br />
zum Komplexitätsgrad auch die Wahrscheinlichkeit<br />
von Führungsproblemen,<br />
latenten Konfliktpotentialen, Störprozessen,<br />
Reibungsverlusten, Leerläufen,<br />
Quer- und Doppelarbeiten etc.<br />
Der Autor empfiehlt somit nachdrücklich,<br />
allzu große Gruppen bzw.. eine zu<br />
hohe Leitungsspanne zu vermei<strong>de</strong>n<br />
bzw. bei Überschreitung eine neue Führungsebene<br />
einzuziehen, allen gegenteiligen<br />
Stimmen und betriebswirtschaftlichen<br />
Mo<strong>de</strong>erscheinungen (z, B. leanmanagement)<br />
zum Trotz.<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
11 17 G P<br />
n Personen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 20 100<br />
X Beziehungen 0 1 3 6 10 15 21 28 36 45 190 4950<br />
Bereich <strong>de</strong>r maximalen Leitungsspanne<br />
spanne angegeben, die Empfehlungen<br />
schwanken zwischen 5 und 30. Der<br />
' Mathematisch betrachtet han<strong>de</strong>lt es sich<br />
dabei um ungerichtete Beziehungen<br />
578
Controller magazin 6/02<br />
X<br />
Beziehungen<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0 I • I<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />
Personen<br />
n<br />
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579
Controller magazin 6/02 - Gerhard Römer<br />
Römer-Kolumne<br />
Soziale Intelligenz im<br />
Beziehungsgeflecht zwischen<br />
Managern und Controllern<br />
von Gerhard Römer, Hamburg<br />
Zu <strong>de</strong>n Insolvenzfällen <strong>de</strong>r letzten Zeit wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n beteiligten Führungskräften<br />
allgemein Betrug, Geldgier, Maßlosigkeit o<strong>de</strong>r Vertrauensbruch<br />
vorgeworfen. Deshalb wirkt die allgemeine For<strong>de</strong>rung nur zu<br />
verständlich, neue Regeln zur Untemehmensführung bereitzustellen,<br />
die die allgemeine Glaubwürdigkeitskrise beseitigen sollen. Aber <strong>de</strong>r<br />
Ruf nach <strong>de</strong>m Gesetzgeber o<strong>de</strong>r nach einer freiwilligen Vereinbarung<br />
von Corporate-Governance-Regeln lockt kein Echo hervor<br />
Dabei scheint mir die Lösung in <strong>de</strong>r Entscheidungs- und Handlungssituation<br />
selbst zu liegen.<br />
Führungskräfte entarten vom Controller in einer konkreten Unternehmenskrise<br />
ein Handlungsrezept. Aber Controlling ist kein Rezeptbuch,<br />
son<strong>de</strong>rn stellt Metho<strong>de</strong>n zur Verfügung, so dass Kausalketten<br />
erkennbar, Wirkungs-Zusammenhänge transparent und logische<br />
Schlussfolgerungen ableitbar wer<strong>de</strong>n. Die daraus fließen<strong>de</strong>n Erkenntnisse<br />
müssen Immer wie<strong>de</strong>r aufs Neue an <strong>de</strong>r gegebenen Situation mit<br />
ihren Nebenbedingungen überprüft und angepasst wer<strong>de</strong>n. Controlling<br />
ist kein steriles Laborexperiment, son<strong>de</strong>rn mühevolle Ableitung<br />
und empirische Überprüfung <strong>de</strong>r wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Theorie: Zuerst stellt <strong>de</strong>r Controller theoretische Mo<strong>de</strong>lle auf,<br />
dann blen<strong>de</strong>t er Teile <strong>de</strong>r Realität aus, überprüft sein Mo<strong>de</strong>ll mit (meist)<br />
unzureichen<strong>de</strong>m Datenmaterial, erhält ein Ergebnis, das er seiner<br />
Führungskraft so präsentieren muss, dass dieser es <strong>de</strong>n Gesellschaftern,<br />
Aktionären , Wertpapier-Analysten und Fondsmanagern „verkaufen"<br />
kann.<br />
Controller können natürlich Zusammenhänge auf<strong>de</strong>cken und erklären,<br />
Alternativen bewerten und Konsequenzen von Handlungen aufzeigen.<br />
Aber die Bewertung <strong>de</strong>r Handlung unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Werturteile<br />
von verschie<strong>de</strong>nen Interessengruppen sowie die abschließen<strong>de</strong><br />
Entscheidung verbleibt in <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>r Führungskräfte.<br />
Diese Entscheidung können Controller <strong>de</strong>n Führungskräften nicht<br />
abnehmen. Aber sie können versuchen, ihrer Botschaft einen besseren<br />
Zugang zum Verständnisgewinn bei <strong>de</strong>n Führungskräften mitzugeben.<br />
bestimmte Reizimpulse bewusst unterdrücken können. Denn es<br />
ist oft nicht ratsam, seinen Bedürfnissen o<strong>de</strong>r Antrieben einfach zu<br />
folgen, weil es dann leicht zu Konflikten im Beziehungsgeflecht<br />
zwischen Managern und Controllern kommen kann. „Nicht sozialintelligente"<br />
Menschen können irrelevante Informationen nicht unterdrücken<br />
und halten daher - u.a. wegen Reizüberflut - fast zwanghaft<br />
an einmal erfolgreich angewandten Entscheidungs-Routinen fest.<br />
Für Controller be<strong>de</strong>utet diese Erkenntnis, dass Führungskräfte auf <strong>de</strong>r<br />
Grundlage von Beachtung und Nicht-Berücksichtigung von Informationen<br />
entschei<strong>de</strong>n und han<strong>de</strong>ln. Verschie<strong>de</strong>ne Führungskräfte nehmen<br />
diese Informationen auch unterschiedlich wahr Der Controller sollte<br />
sich daher gleichsam in die Psyche seiner Führungskräfte hineinversetzen,<br />
wenn ihm an <strong>de</strong>r Ausblendung ganz bestimmter Informationen<br />
gelegen ist. Nur so kann es ihm gelingen, die Wahrnehmungsfähigkeit<br />
seiner Führungskräfte zu „harmonisieren".<br />
Auf Grund <strong>de</strong>r „gleichgerichteten" Ausblendung von Informationen<br />
gelingt je<strong>de</strong>r Kooperationsansatz leichter Seine Aufgabe und seinen<br />
Auftrag kann <strong>de</strong>r Controller erst dann voll entfalten, wenn er dazu in <strong>de</strong>r<br />
Lage ist, die Ausblendung von Informationen bei an<strong>de</strong>ren Führungskräften<br />
herbeizuführen. Wohlgemerkt, ich spreche nicht von einem<br />
Manipulations- o<strong>de</strong>r Täuschungsversuch - auch nicht unbeabsichtigt.<br />
Vielmehr meine ich jenen unmerklichen Antriebsimpuls einer Unternehmensstrategie,<br />
<strong>de</strong>m alle Führungskräfte wie von selbst folgen.<br />
Dies setzt eine homogene Übereinstimmung aller über das unternehmerische<br />
Leitbild voraus. Ohne diese Grun<strong>de</strong>instellung lässt sich<br />
keine Gruppe von Führungskräften formieren. Das Ziel <strong>de</strong>s Controllers,<br />
die Planung <strong>de</strong>s Unvorhersehbaren, setzt Immer die Unterdrückung<br />
von an<strong>de</strong>ren Entscheidungs- und Handlungsimpulsen<br />
voraus. Denn es ist unmöglich, das Neue und Unbekannte auch nur Im<br />
Ansatz zu <strong>de</strong>nken, wenn man In <strong>de</strong>n alten und eingefahrenen Denkschablonen<br />
steckenbleibt.<br />
Entscheidungen vorzubereiten, be<strong>de</strong>utet u. a. auch, eine Flut von<br />
nebensächlichen Informationen auszublen<strong>de</strong>n. Wenn man eine bestimmte<br />
Intelligenz-Leistung abrufen will, muss man nicht benötigte<br />
Gedächtnis-Inhalte ignorieren können. Insbeson<strong>de</strong>re in komplexen<br />
Sozialverbän<strong>de</strong>n ist diese Fähigkeit vonnöten: Führungskräfte und<br />
Controller erweisen sich dann als „sozial-Intelligent", wenn sie<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
11 17 G P<br />
580
Controller magazin 6/02<br />
DIE BALANCED<br />
SCORECARD<br />
im Strategischen Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />
<strong>de</strong>s pharmazeutischen Vertriebs<br />
Prof. Dr. Thomas Kumpel, Fachgebiet<br />
Rechnungswesen und<br />
Controlling an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
für Oekonomle & Management,<br />
Essen<br />
Diplom-Betriebswirt (FH) Markus<br />
Wal<strong>de</strong>, tätig im Vertrieb bei <strong>de</strong>r<br />
Bayer AG, Leverkusen<br />
von Thomas Kumpel und Markus Wal<strong>de</strong>, Leverkusen<br />
1. GRUNDKONZEPT DER BALANCED<br />
SCORECARD<br />
Die Balanced Scorecard - <strong>de</strong>r ausgewogene<br />
Berichtsbogen - in ihrer heute<br />
bekannten Form wur<strong>de</strong> im lahre 1992<br />
von Kaplan und Norton ent<strong>de</strong>ckt. (Vgl.<br />
Tableau <strong>de</strong> Bord zu Beginn dieser CM-<br />
Ausgabe Nov 02 • Red.) Grund für die<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Balanced Scorecard ist<br />
die eingeschränkte Aussagefähigkeit<br />
finanzieller Kennzahlen im Berichtswesen.<br />
Es sollte ein innovatives Konzept<br />
entworfen wer<strong>de</strong>n, das die Aktivitäten<br />
eines Unternehmens in einer Berichtsperio<strong>de</strong><br />
aus verschie<strong>de</strong>nen Perspektiven<br />
als ein Geflecht von Ziel- und Messgrößen<br />
festhält. Dabei sind die als relevant<br />
für die Steuerung angesehenen Größen<br />
so zu formulieren, dass sie die Vision<br />
und Strategie <strong>de</strong>s Unternehmens für<br />
<strong>de</strong>n jeweils betroffenen Mitarbeiter<br />
operationalisierbar machen. Folglich ist<br />
es die Kerni<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Balanced Scorecard,<br />
die Vision und Strategie eines Unternehmens<br />
in qualitative und quantitative Zielsetzungen<br />
Kennzahlen „top-down" umzusetzen<br />
(vgl. Ziegenbein, 2002, S. 425).<br />
Die Balanced Scorecard veriässt <strong>de</strong>n ausschließlichen<br />
Fokus auf die finanziellen<br />
Kennzahlen. Sie beinhaltet vielmehr einen<br />
ausgewogenen Mix an finanz- und<br />
sachzielorientierten sowie an unternehmensinternen<br />
und -externen Kennzahlen.<br />
Dabei ist <strong>de</strong>r Gestaltungsrahmen <strong>de</strong>r<br />
Balanced Scorecard, wie aus <strong>de</strong>r Abbildung<br />
1 ersichtlich, durch vier Standardperspektiven<br />
gekennzeichnet.<br />
Es zeigt sich, dass ausgehend von <strong>de</strong>r<br />
angestrebten Vision und <strong>de</strong>n zur Umsetzung<br />
geplanten Strategien die Beurteilung<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens zunächst bei <strong>de</strong>r<br />
Finanzperspektive beginnt, dann die<br />
Kun<strong>de</strong>nperspektive, die Interne Prozessperspektive<br />
und zuletzt die Lern- und<br />
Entwicklungsperspektive unter Zugrun<strong>de</strong>legung<br />
<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Abbildung beschriebenen<br />
Fragestellung folgt.<br />
Durch die Balanced Scorecard wird <strong>de</strong>m<br />
Management ein Instrument zur Verfügung<br />
gestellt, mithilfe <strong>de</strong>ssen ausgewogen<br />
aus <strong>de</strong>n für das Unternehmen relevanten<br />
Bereichen jeweils Kennzahlen<br />
entwickelt wer<strong>de</strong>n können. Dabei sollte<br />
für je<strong>de</strong> Perspektive eine ähnliche Anzahl<br />
von Kennzahlen verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />
i<strong>de</strong>alerweise nicht mehr als fünf Stück<br />
pro Perspektive (vgl. Dahmen/Oehlrich,<br />
2001, S. 64 f.). Die nachfolgen<strong>de</strong> Tabelle<br />
zeigt beispielhafte Messgrößen auf, die<br />
Verwendung in <strong>de</strong>r jeweiligen Perspektive<br />
fin<strong>de</strong>n können.<br />
Wird festgestellt, dass einzelne Ratios<br />
nur ungenügend erfüllt sind, löst dies<br />
einen Verbesserungsprozess aus, woran<br />
sich wie<strong>de</strong>rum eine erneute Messung<br />
anschließt. Da somit Verbesserungsmaßnahmen<br />
und Beurteilungen einan<strong>de</strong>r<br />
abwechseln, entsteht ein Regelkreis,<br />
was dazu führt, dass die Balanced<br />
Scorecard Teil eines strategischen<br />
Managementprozesses ist. Ihr Design<br />
Finanzielle<br />
Perspektive<br />
Kun<strong>de</strong>nperspektive<br />
Interne<br />
Prozessperspektive<br />
Lern-und Entwicklungsperspektive<br />
^<br />
Umsatz- und Kostenwachstum<br />
Gewinn/Übergewinn<br />
Rendite<br />
Cash-Flow<br />
Kun<strong>de</strong>zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
und -treue<br />
=^ Produkt- und Servicevielfalt<br />
^ Cross-Selling-Raten<br />
Lieferpünktlichkeit<br />
O Durchlaufzeiten<br />
•=> Lagerbestän<strong>de</strong><br />
•=> Losgrößen und Bestellmengen<br />
>=> Kapazitätsauslastung<br />
•=> Umsatz<br />
•=> Wertschöpfung pro<br />
Mitarbeiter<br />
'=> Fluktuationsraten<br />
|=> Weiterbildungsmaßnahmen<br />
581
Controller magazin 6/02 - Thomas Kumpel / Markus Wal<strong>de</strong><br />
Die „strategische<br />
Grundmenge"<br />
(Visionen, Analysen,<br />
Meinungen,<br />
Strategien...) als<br />
Ausgangspunlct<br />
Prozessperspektive:<br />
Lern- und<br />
Entwicklungsperspektive:<br />
Kun<strong>de</strong>nperspektive:<br />
Finanzielle Perspektive :<br />
Was für Zielsetzungen leiten sich<br />
aus <strong>de</strong>n fmanzielien Erwartungen<br />
<strong>de</strong>r Kapitalgeber ab ?<br />
Welche Ziele sind hinsichtlich<br />
Struktur und Anfor<strong>de</strong>rungen unserer<br />
Kun<strong>de</strong>n zu setzen, um unsere<br />
finanziellen Ziele zu erreictien ?<br />
Welche Ziele sind hinsichtlich unserer<br />
Prozesse zu setzen, um die Ziele <strong>de</strong>r<br />
Finanz- und Kun<strong>de</strong>nperspektive erfüllen<br />
zu können ?<br />
Welche Ziele sind hinsichtlich<br />
unserer Potentiale zu setzen, um <strong>de</strong>n<br />
aktuellen und zukünftigen<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen gewachsen zu<br />
sein?<br />
Innovatives<br />
Produktspektrum<br />
anbieten;<br />
Ixistungsbezogenes<br />
Entgelt<br />
gewährleisten<br />
Gesamtkapitalrendite<br />
steigern;<br />
Wachstum forcleren<br />
Überlegene Kosten-/<br />
Preissituation sichern;<br />
Informationsbereltschafl<br />
erhöhen<br />
Time to Market verkürzen;<br />
Fehleranfälligkeit <strong>de</strong>r<br />
Prozesse senken<br />
Strategische<br />
( Ziele<br />
V als Ergebnis<br />
Abbildung 1: Überführung von Strategien in ein ausgewogenes Zielsystem (in Anlehnung an Wun<strong>de</strong>r, 2001, s. i33)<br />
ist dabei auf die strategierelevanten<br />
Gestaltungsbereiche eines Untenehmens<br />
auszurichten.<br />
Vor diesem Hintergrund soll nachfolgend<br />
gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass die Balanced Scorecard<br />
als Instrument <strong>de</strong>s strategischen<br />
Kun<strong>de</strong>nmanagement im pharmazeutischen<br />
Vertrieb eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
sollte. Denn gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Pharmabranche<br />
kommt einem effizienten Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />
und damit vor allem einer<br />
individuellen Betreuung <strong>de</strong>r Zielgruppe<br />
„Ärzte" eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />
fiAr <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s Unternehmens zu: Der<br />
intensive Wettbewerb in <strong>de</strong>r Pharmaindustrie<br />
verlangt die schnelle, effiziente<br />
und weitsichtige I<strong>de</strong>ntifizierung von<br />
Schlijsselkun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>ren individuelle<br />
Betreuung, was zu <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Etablierung<br />
einer langfristigen Beziehung mit<br />
<strong>de</strong>n profitablen Kun<strong>de</strong>n führt (vgl. hierzu<br />
die Befragung von Crisand, 1996, S. 171<br />
ff.). Demnach gilt es, alle Bereiche einer<br />
Vertriebsorganisation auf ein strategisches<br />
Kun<strong>de</strong>nmanagement auszurichten<br />
und die Zielerreichung zu messen, was<br />
gera<strong>de</strong> durch das Konzept <strong>de</strong>r Balanced<br />
Scorecard möglich wird.<br />
2. DIE BALANCED SCORECARD<br />
FÜR DEN PHARMAZEUTISCHEN<br />
VERTRIEB<br />
2.1 Die finanzwirtschaftliche<br />
spektive<br />
Per-<br />
Die Kennzahlen <strong>de</strong>r finanzwirtschaftlichen<br />
Perspektive gelten allgemein<br />
als Endziel einer Ursachen- und Wirkungskette<br />
aus <strong>de</strong>n werttreiben<strong>de</strong>n Bereichen.<br />
Dies gilt auch für die pharmazeutische<br />
Industrie und ihr Kun<strong>de</strong>nmanagement,<br />
da nach einer Untersuchung <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />
Accenture die unterschiedlichen<br />
finanziellen Leistungen <strong>de</strong>r<br />
betrachteten Pharmafirmen zu 42 % auf<br />
die kun<strong>de</strong>nnahen Funktionen Marketing<br />
und Vertrieb zurückzuführen sind.<br />
Bei <strong>de</strong>r Fes<strong>de</strong>gung <strong>de</strong>r finanziellen Ziele<br />
ist allerdings zu berücksichtigen, dass<br />
diese an die Gegebenheiten <strong>de</strong>r strategischen<br />
Geschäftsfel<strong>de</strong>r anzupassen sind<br />
und damit nicht mit <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r<br />
Gesamtunternehmung übereinstimmen<br />
müssen. Auch innerhalb eines Unternehmensbereichs<br />
kann es aufgrund <strong>de</strong>s jeweiligen<br />
Lebenszyklus <strong>de</strong>r Produkte zu<br />
verschie<strong>de</strong>nen Ausprägungen<br />
<strong>de</strong>r<br />
Kennziffern kommen:<br />
Während ein<br />
junges Produkt im<br />
Einführungs- o<strong>de</strong>r<br />
Wachstumsstadium<br />
Investitionen<br />
benötigt, die<br />
zu einer Rentabilität<br />
unterhalb <strong>de</strong>s<br />
Unternehmensziels<br />
führen, ist ein<br />
altes Produkt in <strong>de</strong>r<br />
Reife- o<strong>de</strong>r Erntephase<br />
als Cash Cow<br />
abzuschöpfen. Um<br />
dieser Erkenntnis<br />
Rechnung zu tragen,<br />
wer<strong>de</strong>n die finanzwirtschaftlichen<br />
Parameter mit <strong>de</strong>r<br />
Geschäftsfel<strong>de</strong>r<br />
Strategie <strong>de</strong>r einzelnen<br />
strategischen<br />
verknüpft.<br />
Mit ihrer unterschiedlichen<br />
Gewichtung<br />
auf Umsatz,<br />
Cash Flow o<strong>de</strong>r<br />
Gewinn legen sie im<br />
I<strong>de</strong>alfall die Basis für<br />
eine langfristige Wertsteigerung <strong>de</strong>r Unternehmung.<br />
Drei strategische Zielsetzungen<br />
lassen sich i<strong>de</strong>ntifizieren, die<br />
messbare Parameter für die drei zu beleuchten<strong>de</strong>n<br />
Lebensphasen Wachstum,<br />
Reife und Ernte vorschlagen: Ertragswachstum<br />
und -mix, Kostensenkung/<br />
Produktivitätsverbesserung, Nutzung<br />
von<br />
Vermögenswerten/Investitionsstrategie<br />
(Kaplan/Norton 1997, S. 49).<br />
Bei <strong>de</strong>r Beobachtung <strong>de</strong>s Ertragswachstums<br />
und <strong>de</strong>s -mixes sind verschie<strong>de</strong>ne<br />
Fälle <strong>de</strong>nkbar, <strong>de</strong>ren Entwicklung<br />
jeweils im Vergleich zum relevanten Gesamtbereich<br />
gesehen wird. Führt die<br />
Abweichungsanalyse zwischen regionaler<br />
Umsatzverteilung <strong>de</strong>s Weltmarkts und<br />
<strong>de</strong>n Werten im eigenen Unternehmen zu<br />
<strong>de</strong>r Entscheidung, dass beispielsweise<br />
das Engagement in Nordamerika zu<br />
forcieren ist, so kann <strong>de</strong>r Erfolg dieser<br />
Strategie durch <strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r USA und<br />
Kanadas am Firmenumsatz als zu verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
Kenngröße herangezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Analog lässt sich die Innovationskraft<br />
eines Unternehmens an <strong>de</strong>m<br />
Prozentsatz erkennen, <strong>de</strong>n neu eingeführte<br />
Produkte zum Umsatz beisteuern.<br />
582
Controller magazin 6/02<br />
Der Erfolg <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbemühungen<br />
kann in diesem Zusammenhang durch<br />
die Entwicklung <strong>de</strong>s Marktanteils im<br />
relevanten Markt <strong>de</strong>s neuen Produkts<br />
festgestellt wer<strong>de</strong>n. Die dazu notwendigen<br />
Daten sind teilweise im eigenen<br />
Unternehmen vorhan<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r im<br />
Pharmabereich leicht verfügbar Denn es<br />
han<strong>de</strong>lt sich hier um eine Branche, die<br />
durch staatliche Interventionen und ihre<br />
Be<strong>de</strong>utung für die menschliche Gesundheit<br />
im öffentlichen Rampenlicht steht.<br />
Darüber hinaus hat <strong>de</strong>r intensive Wettbewerb<br />
zur Gründung von Informationsdienstleistern<br />
geführt, die mittels<br />
Ärzte-, Apotheken- und Großhan<strong>de</strong>lsbefragungen<br />
die jeweiligen Marktdaten<br />
und -Strukturen erheben. Eine Variante<br />
zur Produktneueinführung ist die - vor<br />
allem im pharmazeutischen Bereich wegen<br />
<strong>de</strong>r hohen Forschungs- und Entwicklungskosten<br />
auftreten<strong>de</strong> - Erschließung<br />
neuer Anwendungsgebiete.<br />
<strong>Als</strong> letzter Aspekt aus dieser Reihe soll<br />
die Messung <strong>de</strong>s Umsatzanteils <strong>de</strong>r<br />
neuen Kun<strong>de</strong>nbeziehungen genannt<br />
wer<strong>de</strong>n, weil sie im pharmazeutischen<br />
Marketing von Relevanz ist: Die Größe<br />
gilt bei Medikamenten gegen chronische<br />
Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Störungen<br />
als Aussage über <strong>de</strong>n Erfolg für <strong>de</strong>n<br />
Vertrieb eines Produkts. Patienten, die<br />
auf Rezept eines Arztes ein bestimmtes<br />
Präparat mit <strong>de</strong>r erwünschten Wirkung<br />
und ohne relevante Nebenwirkungen einnehmen,<br />
wer<strong>de</strong>n mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
von keinem an<strong>de</strong>ren Arzt auf ein<br />
Konkurrenzprodukt umgestellt, um<br />
Verträglichkeitsprobleme und eine langwierige<br />
Anpassung <strong>de</strong>r Dosierung zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Das finanzwirtschaftliche Ziel<br />
<strong>de</strong>s Ertragswachstums und <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s Ertragsmixes kann mit unterschiedlichen<br />
Inhalten auf Produkte aller<br />
drei Lebenszyklen angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Dabei kommen je nach Entwicklungsstadium<br />
<strong>de</strong>s Produkts unterschiedliche<br />
Kennziffern in Frage: Steht bei Wachstumsprodukten<br />
eine Zunahme <strong>de</strong>s Umsatzes<br />
in <strong>de</strong>n neuen Märkten und Kun<strong>de</strong>ngruppen<br />
im Vor<strong>de</strong>rgrund, wird in <strong>de</strong>r<br />
Reifephase das Gewicht auf die Rentabilität,<br />
die Ausweitung <strong>de</strong>s Produkts auf<br />
neue Indikationen und die Fokussierung<br />
auf die Zielgruppe gelegt. Die Profitabilität<br />
und die Eliminierung unrentabler Kun<strong>de</strong>n<br />
gilt es im Stadium <strong>de</strong>r Ernte zu messen,<br />
da für diese Produkte keine Investitionen<br />
mehr getätigt wer<strong>de</strong>n sollen. Im<br />
Gegenteil sollte hier ein maximaler Cash<br />
Flow zur Deckung <strong>de</strong>r früheren Aufwendungen<br />
generiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Während Produktivitätsverbesserungen<br />
in allen drei Lebenszyklen als Ziele verfolgt<br />
wer<strong>de</strong>n können, ist dies bei <strong>de</strong>r Kostensenkung<br />
im Falle eines Wachstumsprodukts<br />
nicht zu empfehlen. Denn diese<br />
Bemühungen stehen im Kontrast zu <strong>de</strong>n<br />
Investitionen zur Marktdurchdringung<br />
und <strong>de</strong>r Gewinnung neuer Kun<strong>de</strong>n. Neben<br />
Kennziffern, die <strong>de</strong>n Produktionsbereich<br />
betreffen, zum Beispiel die Senkung<br />
<strong>de</strong>r durchschnittlichen Herstellkosten,<br />
gibt es Parameter, die Kostensenkungen<br />
und Produktivitätssteigerungen in <strong>de</strong>n<br />
für das Kun<strong>de</strong>nmanagement relevanten<br />
Funktionsbereichen Marketing und Vertrieb<br />
messen. Die Kosten eines Arztbesuchs<br />
durch einen Außendienstmitarbeiter<br />
sind ebenso wie <strong>de</strong>r ROI einer<br />
Kun<strong>de</strong>nbindungsinvestition ein <strong>de</strong>nkbarer<br />
Ansatzpunkt. Da die gesamten<br />
Kosten mit einem Kun<strong>de</strong>n in vielen Abteilungen<br />
entstehen, ist die Einführung einer<br />
prozessorientierten Kostenrechnung<br />
sinnvoll. Denn so lassen sich auch für die<br />
einzelnen Funktionen Kun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>ckungsbeiträge<br />
ermitteln, für die diese<br />
zur Verantwortung gezogen wer<strong>de</strong>n<br />
können. Konkret be<strong>de</strong>utet dies, dass nach<br />
<strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>r Kosten pro Außendienstbesuch<br />
zunächst ein Deckungsbeitrag<br />
pro Besuch errechnet wird. Dieser<br />
lässt sich durch Kostensenkung,<br />
Produktivitätserhöhung o<strong>de</strong>r Preissteigerung,<br />
zum Beispiel im Krankenhaussektor,<br />
erhöhen und kann somit als Ziel<br />
für die Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r Vertriebsorganisation<br />
festgeschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine weitere, durch Kennziffern erfassbare<br />
Maßnahme ist die Reduzierung <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
für das Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />
durch einen Vergleich <strong>de</strong>r Kostenstruktur<br />
mit Wettbewerbern und <strong>de</strong>r Definition<br />
eines Anteils, <strong>de</strong>n beispielsweise<br />
Verwaltungs- und Vertriebskosten am<br />
Gesamtumsatz aufweisen dürfen. Die<br />
hohen Kosten von ca. 115 €, die ein<br />
Kun<strong>de</strong>nkontakt durch <strong>de</strong>n Außendienst<br />
verursacht, führen zu einer<br />
schnellen Amortisierung von Investiüonen<br />
in ein Internetkonzept, damit sich<br />
Ärzte dort gezielt informieren können.<br />
Gegenüber <strong>de</strong>m klassischen Außendienst<br />
hat die Onlinevariante - abgesehen von<br />
<strong>de</strong>n geringeren Kosten pro Kontakt - <strong>de</strong>n<br />
Vorteil, dass die Besucher einer Website<br />
durch <strong>de</strong>n Wunsch nach Information<br />
motiviert und somit für die Produktaussagen<br />
aufnahmefähiger sind. Ein positiver<br />
Aspekt ergibt sich daneben aus <strong>de</strong>r<br />
gesetzlichen Vorschrift, dass Informationen<br />
über verschreibungspflichtige<br />
Medikamente nur für Ärzte und Apotheker<br />
erreichbar sein dürfen. In <strong>de</strong>r Praxis<br />
wird <strong>de</strong>r Zugang durch die Vergabe von<br />
individuellen Benutzernamen und Passwörtern<br />
geregelt. Dies erlaubt, die<br />
Besuchshäufigkeit eines Arztes auf einer<br />
Produktseite nachzuvollziehen und die<br />
Interessenschwerpunkte <strong>de</strong>r Person festzustellen.<br />
2.2 Die Kun<strong>de</strong>nperspeictive<br />
Diese Perspektive drückt in großem Maße<br />
die Ziele für das strategische Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />
aus. Denn in ihr wer<strong>de</strong>n die<br />
Kun<strong>de</strong>n- und Marktsegmente, mittels<br />
<strong>de</strong>rer das Unternehmen die finanzwirtschaftlichen<br />
Vorgaben erfüllen möchte,<br />
und die Kennziffern, wie dieser Erfolg<br />
zu erreichen ist, bestimmt (Weber/<br />
Schäffer 2000, S. 4). Während sich in <strong>de</strong>r<br />
Vergangenheit Firmen auf die Verbesserung<br />
ihrer Produkte und <strong>de</strong>r zu ihrer Herstellung<br />
notwendigen Prozesse konzentrierten,<br />
hat sich die Erkenntnis durchgesetzt,<br />
dass <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> als einzige Ressource<br />
<strong>de</strong>r Untemehmenserträge eine<br />
Schlüsselposition innehat.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r vielfältigen und teils entgegengesetzten<br />
Interessen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />
ist es nicht möglich, die Wünsche aller zu<br />
befriedigen. Dies ist durch unterschiedliche<br />
Zahlungsbereitschaften und<br />
Leistungserwartungen <strong>de</strong>r Käuferschichten<br />
auch nicht sinnvoll. Deshalb<br />
gilt es zunächst, <strong>de</strong>n Markt und die potentiellen<br />
Kun<strong>de</strong>n in Segmente zu unterteilen<br />
und daraus diejenigen auszuwählen,<br />
die bearbeitet wer<strong>de</strong>n sollen. Zum<br />
einen geschieht dies in <strong>de</strong>r Pharmaindustrie<br />
durch die Unterscheidung nach Fachrichtungen.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren wird die Notwendigkeit<br />
einer Segmentierung daran<br />
sichtbar, dass sich Ärzte unterschei<strong>de</strong>n<br />
lassen, die aus Kostengrün<strong>de</strong>n in großem<br />
Maße Generika verordnen. Auch<br />
intensive und kostenträchtige Bemühungen<br />
<strong>de</strong>r Markenhersteller können diese<br />
Gruppe nicht zu einem geän<strong>de</strong>rten<br />
Verschreibungsverhalten motivieren.<br />
Marketinginvestitionen für Produkte, die<br />
sich generischem Wettbewerb ausgesetzt<br />
sehen, sind in diesem Fall nicht empfehlenswert.<br />
Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite ist<br />
ein Arzt mit einer Vorliebe für neue<br />
Pharmazeutika, die ihn als mo<strong>de</strong>rn und<br />
583
Controller magazin 6/02 - Thomas Kumpel / Markus Wal<strong>de</strong><br />
dynamisch erscheinen lassen, ein bevorzugtes<br />
Zielobjekt für die Hersteller innovativer<br />
Markenprodukte. Ein möglicher<br />
Bestandteil für eine Balanced Scorecard<br />
ist <strong>de</strong>mnach <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r wertschöpfen<strong>de</strong>n<br />
Beziehungen innerhalb eines<br />
Kun<strong>de</strong>nportfolios und im konkreten<br />
Fall als Negativkennziffer <strong>de</strong>r Prozentsatz<br />
<strong>de</strong>r vom Außendienst besuchten<br />
Ärzte, die in <strong>de</strong>n beworbenen Indikationen<br />
nur Generika verschreiben. Das Ziel<br />
für ein forschen<strong>de</strong>s Pharmaunternehmen<br />
sollte sein, diesen Anteil zu senken.<br />
Die Analyse <strong>de</strong>r potentiellen Kun<strong>de</strong>n<br />
wird dabei nicht selbst durch die<br />
Balanced Scorecard durchgeführt. Hierfür<br />
können Werkzeuge wie ein Kun<strong>de</strong>nportfolio<br />
herangezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Nach <strong>de</strong>r Markt- und Kun<strong>de</strong>nsegmentierung<br />
wer<strong>de</strong>n für die zu bearbeiten<strong>de</strong>n<br />
Gruppen messbare Ziele festgelegt, die<br />
sich in fünf Kernkennzahlen, die in vielen<br />
Scorecards verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, und eine<br />
Reihe von Differenziatoren unterschei<strong>de</strong>n<br />
(Kaplan/Norton 1997, S. 65). Letztere<br />
stellen die unternehmensspezifischen<br />
Leistungstreiber zur Erreichung <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>nziele dar<br />
Die ersten Kernkennzahlen sind die<br />
Markt- und Kun<strong>de</strong>nanteile. Dabei wird<br />
zum einen <strong>de</strong>r Umfang ermittelt, <strong>de</strong>n das<br />
betroffene Unternehmen mit seinen Aktivitäten<br />
in einem segmentierten Markt<br />
erzielt. Zum an<strong>de</strong>ren wird untersucht,<br />
welchen Teil <strong>de</strong>s Budgets die Zielkun<strong>de</strong>n<br />
für Produkte <strong>de</strong>r Unternehmung<br />
ausgeben. Analog zu <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll<br />
<strong>de</strong>s sog. Account Share führt dies in <strong>de</strong>r<br />
Pharmaindustrie zu einem Rezeptanteil,<br />
<strong>de</strong>r für ausgewählte Kun<strong>de</strong>n festgelegt<br />
wird. Die Kun<strong>de</strong>ntreue ist ein weiterer<br />
Faktor, <strong>de</strong>r im Rahmen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nperspektive<br />
einer Balanced Scorecard gemessen<br />
wird und <strong>de</strong>r sich beson<strong>de</strong>rs für<br />
<strong>de</strong>n Pharmavertrieb anbietet. Hier besteht<br />
nämlich durch die Besuche <strong>de</strong>s<br />
Außendienstes ein persönlicher Kontakt<br />
zu allen segmentierten Kun<strong>de</strong>n.<br />
Weitergehen<strong>de</strong> Informationen aus <strong>de</strong>n<br />
Kun<strong>de</strong>nbeziehungen liefern Datenpanels,<br />
durch die sich das Verschreibungsverhalten<br />
nachvollziehen und damit die<br />
Kun<strong>de</strong>ntreue ermitteln lässt. Durch die<br />
Eigenart im Pharmageschäft, dass <strong>de</strong>r<br />
Arzt ein Medikament verschreibt, das<br />
vom Patienten eingenommen wird, kann<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbegriff in einigen Bereichen<br />
doppelt betrachtet wer<strong>de</strong>n. Während in<br />
erster Linie <strong>de</strong>r Arzt als Kun<strong>de</strong> bezeichnet<br />
wird, weil er durch seine Verordnungen<br />
<strong>de</strong>n Umsatz erzeugt, ist beispielsweise<br />
bei <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>ntreue<br />
auch <strong>de</strong>r Patient von Be<strong>de</strong>utung:<br />
Beson<strong>de</strong>rs bei chronischen Erkrankungen<br />
wie Diabetes ist es notwendig, dass<br />
<strong>de</strong>r Patient die Behandlung mit <strong>de</strong>r korrekten<br />
Einnahme <strong>de</strong>r Medikamente und<br />
gegebenenfalls <strong>de</strong>r Einhaltung einer beson<strong>de</strong>ren<br />
Ernährung unterstützt. Ist dies<br />
nicht <strong>de</strong>r Fall, kann es zu Nebenwirkungen<br />
kommen, die <strong>de</strong>n Patienten veranlassen,<br />
von seinem Arzt ein an<strong>de</strong>res Präparat<br />
zu verlangen. <strong>Als</strong> drittes ist die<br />
Kun<strong>de</strong>nakquisition zu nennen, die das<br />
Ziel, <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nkreis zu vergrößern,<br />
unterstützt. Die Kun<strong>de</strong>nakquisition ist<br />
eine teure Maßnahme, so dass zu Beginn<br />
einer neuen Beziehung sogar Verluste<br />
eingeplant wer<strong>de</strong>n. Dennoch kann<br />
auf sie für neue Produkte o<strong>de</strong>r sogar<br />
neue Technologien nicht verzichtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch im pharmazeutischen Bereich<br />
wer<strong>de</strong>n beispielsweise bei Produkten,<br />
die wie Blutdrucksenker häufig über mehrere<br />
lahre eingenommen wer<strong>de</strong>n, über<br />
weite Teile <strong>de</strong>s Produktlebenszyklus neue<br />
Kun<strong>de</strong>n, in diesem Fall han<strong>de</strong>lt es sich<br />
um Patienten, akquiriert. Die Investitionen<br />
wer<strong>de</strong>n durch die Hoffnung auf eine<br />
lange Kun<strong>de</strong>nbeziehung gerechtfertigt.<br />
Deshalb sollte in einer Balanced Scorecard<br />
je nach Lebensalter eines Produkts<br />
anhand einer Kennzahl entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,<br />
in welchem Umfang <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nstamm<br />
zu erweitern ist. Eine Basis für<br />
Kun<strong>de</strong>ntreue und Kun<strong>de</strong>nakquisition bil<strong>de</strong>t<br />
die Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit: Es macht<br />
nur Sinn, Neukun<strong>de</strong>n zu werben, wenn<br />
diese mit <strong>de</strong>n Leistungen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
zufrie<strong>de</strong>ngestellt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Än<strong>de</strong>rn sie aus Unzufrie<strong>de</strong>nheit ihren Lieferanten,<br />
so sind alle Investitionen in <strong>de</strong>n<br />
Aufbau <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n verloren. Gleichzeitig<br />
wer<strong>de</strong>n nur zufrie<strong>de</strong>ne Kun<strong>de</strong>n eine<br />
langfristige Beziehung eingehen und<br />
damit zu treuen Kun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Da<br />
sich Zufrie<strong>de</strong>nheit und Kun<strong>de</strong>nloyalität<br />
aus <strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>r Wünsche und Vorstellungen<br />
<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Personen<br />
ableiten (Olve/Roy/Wetter 1999, S. 61),<br />
gilt es, diese bestmöglich zu erfüllen.<br />
Darin liegt eine Aufgabe <strong>de</strong>s Vertriebs:<br />
Wenn dieser Funktionsbereich auch nicht<br />
die Produkteigenschaften selbst beeinflussen<br />
kann, so hat er <strong>de</strong>nnoch diese<br />
gegenüber <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zu kommunizieren<br />
und dafür zu sorgen, dass kognitive<br />
Dissonanzen vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Demnach<br />
erschöpfen sich die Kennziffern für<br />
die Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit nicht mit einer<br />
regelmäßigen Befragung durch Fragebögen<br />
o<strong>de</strong>r Interviews und <strong>de</strong>n damit<br />
verbun<strong>de</strong>nen Zielwerten. Vielmehr umfassen<br />
sie zum Beispiel auch Implementierung<br />
und Betrieb eines konstanten<br />
Informationsflusses aus <strong>de</strong>m Außendienst<br />
in die Firmenzentrale, die Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rkäuferrate und<br />
ein gut funktionieren<strong>de</strong>s Beschwer<strong>de</strong>management,<br />
da die erfolgreiche Bearbeitung<br />
von Reklamationen die Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n steigern kann. Zuletzt<br />
gehören zur Kerngruppe Kennzahlen<br />
zur Ermittlung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nrentabilität,<br />
da nur langfristig profitable Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />
zur Erreichung <strong>de</strong>r finanzwirtschaftlichen<br />
Ziele führen. Dazu wird<br />
<strong>de</strong>r Nettogewinn eines Kun<strong>de</strong>n unter<br />
Berücksichtigung aller durch ihn verursachten<br />
Kosten einschließlich einmaliger<br />
Aufwendungen ermittelt. Um eine ausreichend<br />
große Menge ertragreicher Kun<strong>de</strong>n<br />
zu gewährieisten und dabei keine<br />
schwachen Kun<strong>de</strong>n mit Potenzial auszuschließen,<br />
die vielleicht die Erträge <strong>de</strong>r<br />
Zukunft sichern wer<strong>de</strong>n, kann ein Kun<strong>de</strong>nportfolio<br />
angewandt wer<strong>de</strong>n. Ist eine<br />
Kun<strong>de</strong>ngruppe aufgrund ihrer Zukunftsaussichten<br />
und <strong>de</strong>s Markts, in <strong>de</strong>nen sie<br />
agiert, für das Unternehmen von Be<strong>de</strong>utung,<br />
so können Bemühungen unternommen<br />
wer<strong>de</strong>n, die Profitabilität <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbeziehung<br />
zu verbessern. Die folgen<strong>de</strong><br />
Abbildung 2 zeigt ein beispielhaftes<br />
Kun<strong>de</strong>nportfolio.<br />
Die Anpassung von Serviceleistungen<br />
o<strong>de</strong>r Gross Selling sind Mittel hierzu. Dabei<br />
sind Neukun<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rs zu behan<strong>de</strong>ln<br />
als ältere Kun<strong>de</strong>n. Während erstere<br />
durch die Kosten <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nakquisition<br />
häufig zunächst Verluste verursachen,<br />
die mit höheren Umsätzen und einer langfristigen<br />
Bindung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n behoben<br />
wer<strong>de</strong>n können, wird bei letzteren die<br />
Ertragslage durch Preiserhöhungen und<br />
einen geringeren Service verbessert. Rentable<br />
Kun<strong>de</strong>n, die nicht zu einem Zielsegment<br />
gehören, wer<strong>de</strong>n zunächst gehalten<br />
und beobachtet, ob die Beziehung<br />
unrentabel wird. Geschieht dies, so<br />
müssen sie wie die übrigen unrentablen<br />
Kun<strong>de</strong>n außerhalb <strong>de</strong>s Zielsegments vernachlässigt<br />
wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg<br />
nicht zu gefähr<strong>de</strong>n.<br />
Die Leistungstreiber lassen sich in drei<br />
Kategorien einordnen, die für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />
wichtige Kriterien beinhalten. Im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Produkt- und Serviceeigenschaften<br />
wird in Form von Kennzahlen ermittelt.<br />
584
Controller magazin 6/02<br />
kommt, könnte Ursa<br />
niedrig<br />
Risiko <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>nbeziehung<br />
Basiskun<strong>de</strong>n<br />
Prozessstandardisi erung<br />
Kostensenkung in <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>nbearbeitung<br />
Ausgleich von Kapazitätsspitzen<br />
Restriktive Preispolitik<br />
Ressourcenkiller<br />
Abwehrprogramme<br />
Konditionenüberprü&ng<br />
Reduktion Servicegrad<br />
Schlüsselkun<strong>de</strong>n<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Potenti alausschöpfung<br />
Lebenslange Bearbeitungsstrategie<br />
Senkung Prozesskosten<br />
Cross-Selling<br />
Hoffnungsträger<br />
Loyalitätspro gramme<br />
Wertschöp fongsverknüp &mg<br />
Einsatz strategischer Ressourcen<br />
Target Customer Spending<br />
Paketlösungen (Gross Selling)<br />
che, eventuell jedoch<br />
auch Auswirkung <strong>de</strong>r<br />
fehlen<strong>de</strong>n Verbindungen<br />
zwischen <strong>de</strong>n<br />
Werbeaktivitäten sein.<br />
Wegen <strong>de</strong>r großen Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>s Außendienstes<br />
- ein persönlicher<br />
Kun<strong>de</strong>nkontakt<br />
hat ein stärkeres Gewicht<br />
als <strong>de</strong>r Kontakt<br />
einer Anzeige - kann beobachtet<br />
wer<strong>de</strong>n, dass<br />
das Image <strong>de</strong>r Pharmaunternehmen<br />
in<br />
erster Linie durch die<br />
Pharmareferenten geprägt<br />
wird.<br />
2.3 Die Interne<br />
nipdrig.<br />
hoch<br />
Prozessperspektive<br />
Wert/ Attraktivität <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbeziehung<br />
Die Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Kennzahlen für die interne<br />
Abbildung 2: Kun<strong>de</strong>nportfolio und Wertsteigerungsstrategien (Quelle: Lube, 1997, S. 92)<br />
Prozessperspek<br />
tive erfolgt in <strong>de</strong>r Regel<br />
nach <strong>de</strong>n Zielen für <strong>de</strong>n<br />
welche Leistungen die Kun<strong>de</strong>n verlangen.<br />
Dies ist zum einen eine relevante<br />
Information zur Segmentierung <strong>de</strong>s<br />
Markts in unterschiedliche Kun<strong>de</strong>ngruppen,<br />
Pharmaindustrie ausschei<strong>de</strong>t, könnten<br />
Kompetenz und Freundlichkeit <strong>de</strong>s Außendienstes,<br />
Einführung und Servicegrad<br />
eines Call Centers für Ärztefragen<br />
finanzwirtschaftlichen und <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nbereich<br />
und beeinflusst die Art und Weise,<br />
wie die Arbeit im Unternehmen zu<br />
gestalten ist. Weil die Balanced Scorezug<br />
da auf die Vorstellungen in Be<br />
o<strong>de</strong>r die schnelle Versorgung <strong>de</strong>s Kuncard<br />
im Gegensatz zu bisherigen<br />
auf Preis, Funktionalität und Qualität<br />
nicht in all ihren Ausprägungen mit<br />
einem bestimmten Produkt eingegangen<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Zum an<strong>de</strong>ren lassen sich<br />
so Trends erkennen, die eine Anpassung<br />
<strong>de</strong>s Produkts erfor<strong>de</strong>rlich machen, um<br />
zu verhin<strong>de</strong>rn, dass sich <strong>de</strong>r Zielmarkt<br />
nicht verkleinert und schlussendlich<br />
keine Käufer mehr gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
können. Mit <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten bei <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>n mit gewünschten Informationen<br />
beziehungsweise Abgabeartikeln einen<br />
Einfluss auf das Verhältnis zwischen Ärzten<br />
und Pharmaunternehmen haben. Die<br />
letzte Kennziffer bestimmt Vorgaben für<br />
das Image und die Reputation, mit <strong>de</strong>r<br />
das Unternehmen von seinen Kun<strong>de</strong>n<br />
wahrgenommen wird. Obwohl sich die<br />
Loyalität <strong>de</strong>r Ärzte meist auf <strong>de</strong>n Zeitraum<br />
beschränkt, in <strong>de</strong>m ein Produkt<br />
Leistungsmesssystemen über die Verbesserung<br />
bestehen<strong>de</strong>r Funktionen hinausgeht,<br />
han<strong>de</strong>lt es sich beim dritten Aspekt<br />
um eine Beson<strong>de</strong>rheit dieses Werkzeugs.<br />
Hier wer<strong>de</strong>n die erfolgskritischen Prozesse<br />
im Unternehmen in Bezug auf die<br />
Vorstellungen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Anteilseigner<br />
i<strong>de</strong>ntifiziert und zum Zwecke<br />
<strong>de</strong>r Leistungsmaximierung angepasst<br />
o<strong>de</strong>r sogar neu <strong>de</strong>finiert.<br />
Preisfestsetzung im Bereich <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rgelassenen<br />
Patentschutz genießt und so vor<br />
Ärzte und <strong>de</strong>r Tatsache, dass<br />
die Produkte selbst langjährigen Entwicklungszeiten<br />
unterliegen, liegt die<br />
Generika geschützt ist, kann versucht<br />
wer<strong>de</strong>n, ein Markenimage aufzubauen.<br />
Damit lässt sich eine klare und eindringliche<br />
Eine Überprüfung <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Abläufe könnte beispielsweise für <strong>de</strong>n<br />
pharmazeutischen Vertrieb be<strong>de</strong>uten,<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung für <strong>de</strong>n pharmazeutischen<br />
Botschaft wie starke o<strong>de</strong>r schnelle dass sich hinter <strong>de</strong>m finanzwirt<br />
Vertrieb in <strong>de</strong>r Erkennung <strong>de</strong>r kaufentschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Zusatzleistungen wie<br />
eventuell Patientenbroschüren für eine<br />
gesun<strong>de</strong> Ernährung o<strong>de</strong>r Fortbildungsveranstaltungen,<br />
die <strong>de</strong>n Zielärzten dann<br />
zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n. <strong>Als</strong> zweites<br />
Wirksamkeit kommunizieren. Die forschen<strong>de</strong>n<br />
Pharmaunternehmen setzen<br />
daneben auf ihren Ruf als Innovatoren.<br />
In <strong>de</strong>r Praxis fällt allerdings auf, dass sich<br />
bei <strong>de</strong>n meisten Unternehmen beispielsweise<br />
die Printanzeigen für verschie<strong>de</strong>ne<br />
schaftlichen Problem <strong>de</strong>r zu hohen<br />
Kosten pro Arztbesuch durch <strong>de</strong>n<br />
Außendienst zwei Probleme verbergen,<br />
die auf <strong>de</strong>n ersten Blick nicht zu erkennen<br />
sind: Zum einen wird die Leistung<br />
<strong>de</strong>s Außendienstes durch die Versor<br />
wird festgestellt, welche Kriterien als Produkte in keiner Weise ähneln und sogung<br />
mit Besprechungsunterlagen<br />
Schlüsselelemente für eine sehr gute<br />
Kun<strong>de</strong>nbeziehung zu i<strong>de</strong>ntifizieren sind<br />
und wie diese verbessert wer<strong>de</strong>n können.<br />
Während die Distribution, die in <strong>de</strong>n<br />
Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Großhan<strong>de</strong>ls liegt, in <strong>de</strong>r<br />
mit auch keine produktübergreifen<strong>de</strong> und<br />
unternehmenseinheitliche Botschaft vermittelt<br />
wird. Die Tatsache, dass es in <strong>de</strong>r<br />
Pharmaindustrie nur in sehr beschränktem<br />
Maße zu Gross Selling Effekten<br />
beeinflusst: Denn wird <strong>de</strong>r Pharmareferent<br />
nicht ausreichend mit Informationsmaterialien<br />
ausgestattet, wirkt sich dies<br />
auf seine Besuchsfrequenz aus. Zum<br />
an<strong>de</strong>ren ist eine gute Tourenplanung<br />
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Controller magazin 6/02 - Thomas Kumpel / Markus Wal<strong>de</strong><br />
entschei<strong>de</strong>nd, damit <strong>de</strong>r Mitarbeiter nicht<br />
mehr Zeit als nötig fiJr die Fahrten zwischen<br />
<strong>de</strong>n zu besuchen<strong>de</strong>n Ärzten verbringt.<br />
Für die bei<strong>de</strong>n Prozesse sollten<br />
<strong>de</strong>shalb Kennzahlen zur Überwachung<br />
und Verbesserung <strong>de</strong>r Leistung gefun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n, zum Beispiel die durchschnittliche<br />
Zeit von <strong>de</strong>r Bestellung von<br />
Außendienstmaterialien bis zur Auslieferung,<br />
<strong>de</strong>r Servicegrad <strong>de</strong>r Versorgung<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Fahrten an <strong>de</strong>r<br />
Tagesarbeitszeit.<br />
Obwohl die Arbeitsabläufe in <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />
Branchen verschie<strong>de</strong>n sind,<br />
können übergreifend drei Prozessbereiche<br />
i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n, die sich in<br />
Anlehnung an das Mo<strong>de</strong>ll von Kaplan/<br />
Norton auf <strong>de</strong>n pharmazeutischen Vertrieb<br />
übertragen lassen.<br />
Da <strong>de</strong>r Innovationsprozess in <strong>de</strong>r Pharmaindustrie<br />
wie in allen forschungsintensiven<br />
Branchen eine wichtige Be<strong>de</strong>utung<br />
hat, soll dieser Aspekt auch vom<br />
Kun<strong>de</strong>nmanagement im Vertrieb beleuchtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Allerdings geht es hier<br />
weniger darum, Märkte für vollkommen<br />
neue Produkte zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Dies geschieht<br />
mittels globaler Daten wie das<br />
Auftreten einer bestimmten Krankheit<br />
und <strong>de</strong>r Verfügbarkeit wirksamer Medikamente<br />
für diese Indikationen. Vielmehr<br />
steht die Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund, um Ärzte langfristig zu bin<strong>de</strong>n.<br />
Dabei ist <strong>de</strong>r Außendienst als Berührungspunkt<br />
zum Kun<strong>de</strong>n gefor<strong>de</strong>rt, die<br />
Kun<strong>de</strong>nwünsche in Bezug auf bestehen<strong>de</strong><br />
Medikamente und weitere Diens<strong>de</strong>istungen<br />
herauszufin<strong>de</strong>n. Daraufhin muss<br />
festgestellt wer<strong>de</strong>n, ob die gewählte Aussage<br />
für eine ausreichend große Menge<br />
Kun<strong>de</strong>n relevant ist und ob das Versprechen<br />
auch wirklich durch das Medikament<br />
gehalten wer<strong>de</strong>n kann. Danach<br />
kann die Umsetzung <strong>de</strong>r Innovation im<br />
Betriebsprozess begonnen wer<strong>de</strong>n. Neue<br />
Botschaften können gegenüber <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />
kommuniziert o<strong>de</strong>r neue Fortbildungsangebote<br />
zur Kun<strong>de</strong>nbindung<br />
angeboten wer<strong>de</strong>n. Der letzte Schritt in<br />
<strong>de</strong>r Wertkette ist <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>ndienst, <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n mit Garantieleistungen und<br />
weitergehen<strong>de</strong>n Informationen versorgt.<br />
Er übernimmt auch die Aufgabe <strong>de</strong>r Vermeidung<br />
kognitiver Dissonanzen, in<strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> in Form einer Nachbearbeitung<br />
in seiner Kaufentscheidung unterstützt<br />
wird. Dies geschieht in <strong>de</strong>r Pharmaindustrie<br />
mittels Vorträgen anerkannter<br />
Wissenschaftler, die über die Vorteile <strong>de</strong>r<br />
verordneten Substanz sprechen o<strong>de</strong>r<br />
auch durch die Versorgung <strong>de</strong>r Ärzte mit<br />
Studienergebnissen. Sie sollen die Richtigkeit<br />
<strong>de</strong>s Therapieschemas belegen.<br />
Fragen <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n können neben <strong>de</strong>m<br />
Außendienst auch von geschultem Personal<br />
in einem Call Center beantwortet<br />
wer<strong>de</strong>n. So vielfältig wie die Maßnahmen<br />
<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>ndiensts sind auch die<br />
Kennzahlen, die sich zur Messung und<br />
Zielvorgabe eignen: Vom Servicegrad <strong>de</strong>s<br />
Call Centers über die Anzahl <strong>de</strong>r vom<br />
Außendienst beantworteten Fachfragen<br />
bis hin zu einer Befragung zur<br />
Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>ndienst insgesamt.<br />
Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kette steht <strong>de</strong>r<br />
befriedigte Kun<strong>de</strong>nwunsch, <strong>de</strong>r über die<br />
Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit und die Loyalität<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n zur Steigerung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nwerts<br />
führen sollte. Dies wird sich<br />
schlussendlich in höheren Erträgen auswirken,<br />
wenn die Bestandteile <strong>de</strong>r Balanced<br />
Scorecard die wichtige Voraussetzung<br />
<strong>de</strong>s Ursache-Wirkungs-Prinzips<br />
befolgen.<br />
2.4 Die Lern- und Entwicklungsperspektive<br />
Neben <strong>de</strong>n bereits geschil<strong>de</strong>rten Aspekten<br />
beschreibt die Lern- und<br />
Entwicklungsperspektive <strong>de</strong>r Balanced<br />
Scorecard <strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
zu einer lernen<strong>de</strong>n Organisation, die mit<br />
ihren engagierten Mitarbeitern und <strong>de</strong>n<br />
intelligenten Systemen die Infrastruktur<br />
zur Erreichung <strong>de</strong>r Ziele in <strong>de</strong>n übrigen<br />
Bereichen bil<strong>de</strong>t (Kaplan/Norton 1997,<br />
S. 121). Mit ihrem Anspruch, nicht nur<br />
kurzfristigen Erfolg zu bewirken, son<strong>de</strong>rn<br />
im Sinne einer strategischen Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Unternehmung Potentiale zu erschließen,<br />
rückt die Balanced Scorecard<br />
die Mitarbeiter und die Informationssysteme<br />
in die Nähe <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n übrigen<br />
eher typischen Schlüsselfaktoren Kun<strong>de</strong>n<br />
und Prozesse. Sie unterschei<strong>de</strong>t dabei<br />
die Potentiale <strong>de</strong>r Mitarbeiter, die Informationssysteme<br />
und die Motivation<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
Die Verän<strong>de</strong>rung und Anpassung <strong>de</strong>r<br />
Techniken und Prozesse in allen Bereichen<br />
ist heute so wichtig und komplex,<br />
dass man sie nicht mehr ausschließlich<br />
<strong>de</strong>m Management überiassen möchte.<br />
Vielmehr sollen die Personen durch Verbesserungsvorschläge<br />
mit einbezogen<br />
wer<strong>de</strong>n, die durch ihre tägliche Arbeit<br />
die Experten in <strong>de</strong>n jeweiligen Disziplinen<br />
sind. (Vgl. Beitrag Schütte in<br />
1<br />
Betriebsprozesse<br />
Innovationsprozesse<br />
Kun<strong>de</strong>ndienst-<br />
prozess<br />
Aussagk\Entschei-\<br />
Kun<strong>de</strong>n- \ ^aikt \\Möglich\ U^g^^gA \ kommu-\V?<br />
^ s c h \ i<strong>de</strong>ntifi- \ y^it \ Wimsch \ Wzieren/X \bestä1ii<strong>de</strong>nüfi-<br />
//^^^^-//mnsetzerJ/Leistmg/ / S^^^<br />
ziert / //fen / / //liefern / A'a'^hbe-<br />
/ /axbeitunQ<br />
T<br />
T<br />
Kun<strong>de</strong>nwunsch<br />
befriedigt<br />
Abbildung 3: Das Wertkettenmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s phamazeutischen Vertriebs<br />
(in Anlehnung an: Kaplan/Norton, 1997, S. 93)<br />
586
Controller magazin 6/02<br />
diesem Controller Magazin, S. 531 ff., Red.)<br />
Das Ziel ist es also, dass die Mitarbeiter,<br />
die einen größeren Kontakt zum Kun<strong>de</strong>n<br />
aufweisen als die Führungsebene eines<br />
Unternehmens, Wünsche rechtzeitig erkennen<br />
und versuchen, diesen mit adäquaten<br />
Produkten zu begegnen. Um dies<br />
zu erreichen, müssen die Leistungstreiber<br />
<strong>de</strong>r Personalpotenziale i<strong>de</strong>ntifiziert<br />
und mit Kennzahlen geför<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n. Dabei ist an erster Stelle die<br />
Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheit zu nennen,<br />
weil zufrie<strong>de</strong>ne Mitarbeiter in <strong>de</strong>r Regel<br />
bessere Leistung erbringen und somit<br />
zur Steigerung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />
beitragen (Reichheld 1993, S. 68). Die<br />
Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Mitarbeiter kann durch<br />
Umfragen ermittelt wer<strong>de</strong>n, so dass sich<br />
hieraus eine Kennziffer ableiten lässt.<br />
Analog zu <strong>de</strong>n Feststellungen über die<br />
Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit kann geschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n, dass zufrie<strong>de</strong>ne Mitarbeiter<br />
auch loyale und treue Mitarbeiter sind.<br />
Dies lässt sich an einer niedrigen<br />
Fluktuationsquote messen. Fügt man<br />
diesem Indikator noch die durchschnittliche<br />
Verweildauer eines Mitarbeiters<br />
im Unternehmen hinzu, kann sichergestellt<br />
wer<strong>de</strong>n, dass es nicht zu einer<br />
Übergewichtung älterer Mitarbeiter im<br />
Unternehmen führt, was langfristige<br />
Nachteile wie ten<strong>de</strong>nzielle Unflexibilität<br />
und Konservatismus zur Folge haben<br />
könnte. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kette steht die Annahme,<br />
dass Zufrie<strong>de</strong>nheit und Loyalität<br />
zu einer höheren Arbeitsleistung <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
führen. Ein Schlüsselfaktor ist<br />
die Weiterbildung, weil sie <strong>de</strong>n Menschen<br />
im Unternehmen erlaubt, ihre berufliche<br />
Entwicklung zu för<strong>de</strong>rn und sich für<br />
herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>re Aufgaben zu qualifizieren.<br />
Sie ist zugleich Treiber für Zufrie<strong>de</strong>nheit,<br />
Motivation und Loyalität <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter sowie Werkzeug zur Erreichung<br />
von Produktivitätssteigerungen<br />
durch höheren Ertrag. Der Prozentsatz<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter, die an Schulungen<br />
teilnehmen, <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Arbeitsplätze<br />
mit strategischer Verantwortung und die<br />
Anzahl qualifizierter Mitarbeiter sind<br />
geeignete Messgrößen für die Weiterbildung.<br />
Informationssysteme erweisen sich dann<br />
als Potentiale für das Unternehmen, wenn<br />
sie durch rasche Übermittlung <strong>de</strong>r Signale<br />
aus <strong>de</strong>m Markt die Prozesse von <strong>de</strong>r<br />
Wahrnehmung eines Kun<strong>de</strong>nwunsches<br />
bis zu <strong>de</strong>ssen Erfüllung beschleunigen<br />
und die Kun<strong>de</strong>nbetreuung vereinfachen.<br />
Sie erlauben außer<strong>de</strong>m einerseits <strong>de</strong>m<br />
Außendienst ein Feedback über das Ergebnis<br />
<strong>de</strong>r Bemühungen um die Kun<strong>de</strong>n,<br />
an<strong>de</strong>rerseits kann dadurch <strong>de</strong>r Außendienst<br />
in Bezug auf seine Leistungen von<br />
<strong>de</strong>n jeweiligen Vorgesetzten beurteilt<br />
wer<strong>de</strong>n. Messgrößen hierzu sind für <strong>de</strong>n<br />
pharmazeutischen Vertrieb eine Kennziffer<br />
über die Einführung eines<br />
Außendienststeuerungssystems, das <strong>de</strong>n<br />
Pharmareferenten beispielsweise über<br />
die Wichtigkeit <strong>de</strong>s zu besuchen<strong>de</strong>n Arztes<br />
in Bezug auf sein Verordnungsverhalten<br />
informieren kann. Auch die<br />
Dauer, bis relevante Informationen wie<br />
Umsatz- und Marktentwicklung <strong>de</strong>r Organisation<br />
zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n<br />
können, gibt Aufschluss über die<br />
Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r Informationssysteme.<br />
Der Umgang mit neuen IT-Systemen<br />
kann in Form <strong>de</strong>s Anteils <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter, die das Internet nutzen,<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Prozentsatzes <strong>de</strong>r Anfragen und<br />
Bestellungen, die über das Internet erteilt<br />
wer<strong>de</strong>n, festgehalten wer<strong>de</strong>n (Olve/<br />
Roy/Wetter 1999, S. 201).<br />
Die Messung <strong>de</strong>r Zielausrichtung ist<br />
schließlich eine Art Kon trollmechanismus<br />
<strong>de</strong>r Balanced Scorecard, um ihre eigene<br />
Umsetzung sicherzustellen. Denn die<br />
Implementierung einer Strategie füllt diese<br />
erst mit Leben und sichert ihren Erfolg.<br />
Deshalb wer<strong>de</strong>n Werte vorgegeben, wie<br />
viele Mitarbeiter in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Ebenen <strong>de</strong>s Unternehmens über die Vision<br />
<strong>de</strong>r Balanced Scorecard informiert<br />
sind, zu welchem Prozentsatz die persönlichen<br />
Ziele in <strong>de</strong>n )ahresgesprächen<br />
mit <strong>de</strong>r Strategie korrespondieren und<br />
welcher Anteil <strong>de</strong>r variablen Entlohnung<br />
mit <strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>r Balanced Scorecard-Ziele<br />
verknüpft ist.<br />
3. FAZIT<br />
Es hat sich gezeigt, dass die Balanced<br />
Scorecard als Teil <strong>de</strong>s strategischen Management<br />
gera<strong>de</strong> für das Kun<strong>de</strong>nmanagement<br />
in <strong>de</strong>r Pharmabranche als<br />
effizientes Instrument eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Denn gera<strong>de</strong> durch das Erreichen<br />
eines Meilensteins in <strong>de</strong>r Balanced Scorecard<br />
lässt sich die Richtigkeit <strong>de</strong>r Strategie<br />
erkennen, und es kommt zu keinem unproduktiven<br />
Aktionismus; Durch die Einteilung<br />
großer Ziele in kleine Schritte wird<br />
verhin<strong>de</strong>rt, dass eine Kun<strong>de</strong>nstrategie ergriffen<br />
und nach kurzer Zeit wie<strong>de</strong>r verfassen<br />
wird. Die Balanced Scorecard führt<br />
dazu, dass die Kun<strong>de</strong>norientierung im<br />
pharmazeutischen Vertrieb geför<strong>de</strong>rt wird.<br />
Sie stellt damit einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Erfolgsfaktor<br />
im Wettbewerbsprozess dar<br />
und sollte als Instrument zur langfristigen<br />
Steuerung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nmanagement seinen<br />
Einsatz fin<strong>de</strong>n.<br />
Literaturhinweise<br />
Crisand, Marcel (1996): Pharma-Trends<br />
und innovatives Pharma-Marketingmanagement:<br />
Strategische Neuausrichtung<br />
einer ärztegerichteten Marketingkonzeption,<br />
Wiesba<strong>de</strong>n.<br />
Dahmen, Andreas/Oehlrich, Marcus<br />
(2001): Controlling, 3. Aufl., München<br />
Homburg, Christian / Rudolf, Bettina<br />
(1995): Wie zufrie<strong>de</strong>n sind Ihre Kun<strong>de</strong>n<br />
tatsächlich?, aus: Harvard Business<br />
Manager, Nr. 1 /95, S. 43-50.<br />
Kaplan, Robert / Norton, David (1997):<br />
Balanced Scorecard: Strategien erfolgreich<br />
umsetzen, Stuttgart.<br />
Lube, Marc-Milo (1996): Strategisches<br />
Konzerncontrolling, Bamberg.<br />
Olve, Nils-Göran / Roy, )an / Wetter, Magnus<br />
(1999): Performance drivers: a<br />
practical gui<strong>de</strong> to use the balanced<br />
scorecard, Chichester/Großbritannien.<br />
Reichheld, Fre<strong>de</strong>rick (1993): Loyalty-<br />
Based Management, aus: Harvard Business<br />
Review, Nr. 2, March-April 1993,<br />
S. 64-73.<br />
Reichmann, Thomas / Palloks, Monika<br />
(1998): Mo<strong>de</strong>rnes Vertriebscontrolling,<br />
aus: Kostenmanagement und Controlling,<br />
München, S. 233-258.<br />
Weber, Jürgen / Schäffer, Utz (2000):<br />
Balanced Scorecard & Controlling, 3. Aufl.,<br />
Wiesba<strong>de</strong>n.<br />
Wun<strong>de</strong>r, Thomas (2001): Wie konkret<br />
muss eine Balanced Scorecard sein?,<br />
aus: Controller Magazin, S. 133-138.<br />
Ziegenbein, Klaus (2002): Controlling,<br />
7. Aufl., Ludwigshafen. •<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
13 23 35 S V K<br />
587
Controller magazin 6/02 - Frank Broetzmann / Karsten Oehler<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
21 23 24 F E R<br />
RISK ENHANCED<br />
BALANCED<br />
SCORECARD (REBS)<br />
- ein Instrument für ein strategiscli<br />
orientiertes Risil(omanagement<br />
Dr. Karsten Oetiler ist Senior<br />
Manager Products & Solutions<br />
bei <strong>de</strong>r Hyperion GmbH in<br />
Frankfurt. Er ist seit mehr als<br />
zehn Jahren als Berater für<br />
Controlling-Software in verschie<strong>de</strong>nen<br />
Unternehmen tätig<br />
und hat zwei Bücher über DVgestütztes<br />
Rechnungswesen<br />
und OLAP sowie diverse Fachaufsätze<br />
über Themen zur DV-<br />
Unterstützung <strong>de</strong>s Managements<br />
veröffentlicht<br />
Frank Broetzmann, Leiter <strong>de</strong>r<br />
Business Risk Services in Berlin<br />
und <strong>de</strong>n neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />
<strong>de</strong>r Ernst & Young<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,<br />
ist seit sechs Jahren In<br />
<strong>de</strong>r Beratung mit <strong>de</strong>n Schwerpunkten<br />
Unternehmenssteuerung<br />
und Organisation<br />
tätig. Davor übte er bei <strong>de</strong>r<br />
Merce<strong>de</strong>s-Benz AG verschie<strong>de</strong>ne<br />
zentrale und <strong>de</strong>zentrale<br />
Controlling-Funktionen aus.<br />
von Frank Broetzmann und Karsten Oehler, Hochheim<br />
1. Risiken und Risikotreiber<br />
Die weltweiten Kurseinbrüche <strong>de</strong>r Internet-<br />
und Technologieaktien ve<strong>de</strong>ihen <strong>de</strong>r<br />
Frage nach <strong>de</strong>r Zukunft <strong>de</strong>r „New<br />
Economy" neue Aktualität. Für eine abschließen<strong>de</strong><br />
Antwort ist es zu früh. Unstrittig<br />
ist jedoch, dass die Risikopotentiale<br />
unternehmerischen Han<strong>de</strong>lns<br />
in allen Industrien stark zugenommen<br />
haben und weiter zunehmen wer<strong>de</strong>n.<br />
Verantwortlich für steigen<strong>de</strong> Unternehmensrisiken<br />
sind die erhöhte Wettbewerbsintensität<br />
und -komplexität.<br />
Neue Technologien und die wachsen<strong>de</strong><br />
Globalisierung sind die wesentlichen Treiber<br />
dieser Entwicklung. Die Bandbreite<br />
<strong>de</strong>r Unternehmensrisiken ist groß. Sie<br />
reicht von betrieblichen Prozessrisiken<br />
über Informations- und Entscheidungsrisiken<br />
bis hin zu Umfeldrisiken. Gera<strong>de</strong><br />
von letztgenannten geht ein steigen<strong>de</strong>s<br />
Bedrohungspotenüal aus, angesicht <strong>de</strong>r<br />
erhöhten Umweltdynamik und Unsicherheit<br />
über wirtschaftliche Rahmendaten.<br />
Darüber hinaus nehmen spezielle Risiken<br />
wie z. B. Gefahren aus organisierter<br />
Kriminalität und weitreichen<strong>de</strong>n Produkthaftungsansprüchen<br />
einen ständig<br />
größeren Stellenwert ein.<br />
Mit zunehmen<strong>de</strong>r Anzahl und Intensität<br />
<strong>de</strong>r Risiken wächst die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />
Risikomanagements für die erfolgreiche<br />
Unternehmensentwicklung. Wie aber<br />
sehen die Koordinaten eines wirkungsvollen<br />
Risikomanagements aus? Welche<br />
Ansätze sind geeignet und vor allem wie<br />
können diese in das bereits bestehen<strong>de</strong><br />
Managementsystem integriert wer<strong>de</strong>n?<br />
Noch zu oft wird Risikomanagement als<br />
isolierter und nachrangiger Managementbaustein<br />
praktiziert.<br />
2. Strategisch orientiertes Risikomanagement<br />
In <strong>de</strong>r Untemehmensführung ist Risikomanagement<br />
nichts grundlegend Neues,<br />
ist doch unternehmerisches Han<strong>de</strong>ln<br />
im Kern nichts an<strong>de</strong>res als das Management<br />
von Chancen und RisikenV Relativ<br />
neu ist die Aufmerksamkeit, die <strong>de</strong>m<br />
Thema Risikomanagement heute entgegengebracht<br />
wird. Dies geschieht in<br />
Deutschland nicht zuletzt aufgrund gesetzlicher<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />
Im lahr 1998 wur<strong>de</strong> das Gesetz zur<br />
Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich<br />
(KonTraG) verabschie<strong>de</strong>t.<br />
Mit §91,2 AktG for<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />
ein Risikofrüherkennungssystem im Rahmen<br />
eines umfassen<strong>de</strong>n Risikomanagementsystems.<br />
Zentraler Gedanke ist die<br />
Einrichtung eines Überwachungssystems,<br />
um frühzeitig bestandsgefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Entwicklungen<br />
für das Unternehmen zu erkennen.<br />
(Vgl. Controller Magazine Nr 3<br />
und 4/2000, Red.) Die gesetzgeberischen<br />
Vorgaben für das Risikomanagement<br />
sind in <strong>de</strong>r Folge konkretisiert wor<strong>de</strong>n.<br />
Demnach beinhaltet das Risikomanagement<br />
die Summe <strong>de</strong>r organisatorischen<br />
Regelungen und Maßnahmen<br />
für die Analyse und Bewältigung unternehmerischer<br />
Risiken. Risiken sind umfassend<br />
und systematisch zu i<strong>de</strong>ntifizieren<br />
und zu bewerten sowie mit geeigneten<br />
Maßnahmen zu überwachen.<br />
Die betriebliche Praxis wird <strong>de</strong>n <strong>de</strong>finierten<br />
Vorgaben <strong>de</strong>rzeit überwiegend noch<br />
nicht gerecht. Aktuelle Studien zeigen<br />
die Diskrepanz zwischen Anspruch und<br />
Wirklichkeit^ Risiken wer<strong>de</strong>n bei zahlreichen<br />
Unternehmen dokumentiert anstatt<br />
sie systematisch zu steuern. Häufig<br />
wer<strong>de</strong>n sog. Umfeldrisiken nicht umfassend<br />
analysiert und verfolgt. Gera<strong>de</strong> diese<br />
Risiken sind jedoch zunehmend be<strong>de</strong>utsam,<br />
da sie das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll und<br />
588
Controller magazin 6/02<br />
die Ertragsmeciianik <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
nachhaltig bedrohen können. Darüber<br />
hinaus sind die erarbeiteten Risikodarstellungen<br />
in <strong>de</strong>r Regel nicht o<strong>de</strong>r<br />
nur unzureichend verzahnt mit <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n<br />
Planungs- und Steuerungssystemen<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens. Risikomanagementmaßnahmen<br />
wer<strong>de</strong>n ohne<br />
eine angemessene Reflektion <strong>de</strong>r Unternehmenszieie<br />
formuliert. Reaktives<br />
Risikomanagement dominiert.<br />
Zielführend ist ein antizipatives iVlanagement<br />
<strong>de</strong>r unternehmerischen Risiken in<br />
einer erweiterten vorausschauen<strong>de</strong>n Perspektive,<br />
das <strong>de</strong>n Fokus auch auf die<br />
Risiken legt, die die mittel- und langfristige<br />
Entwicklung und gewünschte Wertsteigerung<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens entschei<strong>de</strong>nd<br />
beeinflussen.<br />
Ein solches strategisch orientiertes Risikomanagement<br />
hat <strong>de</strong>n Anspruch, aktiv<br />
dazu beizutragen, eine überdurchschnittliche<br />
Kapitalrendite und substantielles<br />
Wachstum zu erzielen. Notwendig dafür<br />
ist ein kontinuierliches „JVlonitoring" von<br />
Kun<strong>de</strong>n, internen Prozessen und Mitarbeitern<br />
sowie aktuellen Umfel<strong>de</strong>ntwicklungen<br />
mit Blick auf die <strong>de</strong>finierten<br />
Zielsetzungen <strong>de</strong>s Unternehmens. Die<br />
maximale Wirkung entfaltet das Risikomanagement,<br />
wenn es als Führungsfunktion<br />
verstan<strong>de</strong>n und in die traditionellen<br />
Führungsinstrumente wie<br />
z. B. Unternehmensplanung und Controlling<br />
integriert wird.<br />
3. Risikomanagement und Balanced<br />
Scorecard<br />
<strong>Als</strong> Instrument für ein strategisch orientiertes<br />
Risikomanagement schlagen wir<br />
eine für die Belange <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />
weiterentwickelte Balanced<br />
Scorecard-Lösung vor: die sog. Risk<br />
Enhanced Balanced Scorecard (REBS).<br />
Dazu wer<strong>de</strong>n Elemente <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />
mit <strong>de</strong>n Elementen <strong>de</strong>r<br />
konventionellen Balanced Scorecard zu<br />
einem neuen Managementsystem kombiniert.<br />
Die konventionelle Balanced Scorecard<br />
ist ein von Kaplan und Norton entwickeltes<br />
Managementsystem zur Strategieumsetzungl<br />
Seit <strong>de</strong>r ersten Veröffentlichung<br />
Anfang <strong>de</strong>r 90er [ahre hat sich<br />
das Konzept zum allseits anerkannten<br />
Steuerungssystem entwickelt. Das<br />
prägnanteste an <strong>de</strong>r Balanced Scorecard<br />
ist sicherlich die Gruppierung von Zielen,<br />
Kenngrößen und Maßnahmen nach <strong>de</strong>n<br />
vier Perspektiven „Finanzen", „Kun<strong>de</strong>n",<br />
„Prozesse" sowie „Lernen und Wachstum",<br />
wobei häufig Ergänzungen vorgenommen<br />
wer<strong>de</strong>n. Ausbalanciert ist die<br />
Balanced Scorecard dadurch, dass sie<br />
eine Kombination aus kurz- und langfristigen<br />
sowie finanziellen und nicht-finanziellen<br />
Steuerungsaspekten darstellt.<br />
Eine Kombination <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />
mit <strong>de</strong>m Balanced Scorecard-Konzept<br />
bietet sich gera<strong>de</strong>zu an:<br />
Bei<strong>de</strong> i<strong>de</strong>ntifizieren steuerungsrelevante<br />
Kennzahlen, um eine an sich komplexe<br />
Situation greifbar zu machen, und beschreiben<br />
Aktionsprogramme mit <strong>de</strong>m<br />
Ziel <strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r unternehmerischen<br />
Performance. Es sind insbeson<strong>de</strong>re<br />
drei Gedanken für uns ausschlaggebend,<br />
die Balanced Scorecard und das<br />
Risikomanagement zu verbin<strong>de</strong>n:<br />
Integrative Gesamtsicht: Die Balanced<br />
Scorecard ist keine bloße Sammlung<br />
von betrieblichen Kennzahlen,<br />
son<strong>de</strong>rn besteht aus einer wohlüberlegten<br />
Auswahl <strong>de</strong>r wesentlichen finanziellen<br />
und nicht-finanziellen Größen,<br />
die das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll im Kern<br />
beschreiben. Durch die Fokussierung<br />
auf diese Kennzahlen kann <strong>de</strong>m<br />
Risikomanagement die notwendige<br />
strategische Orientierung gegeben<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
^ Frühwarnung: Das Balanced Scorecard-Konzept<br />
unterschei<strong>de</strong>t Ergebniszahlen<br />
und <strong>de</strong>ren Leistungstreiber in<br />
einem <strong>de</strong>finierten Ursache-Wirkungszusammenhang.<br />
Durch diese Vernetzung<br />
<strong>de</strong>r Kennzahlen wird die Frühwarnung<br />
unterstützt, die durch weitere<br />
Frühwarnindikatoren verbessert<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
^ Umfassen<strong>de</strong>s Managementsystem:<br />
Die Balanced Scorecard unterstützt<br />
<strong>de</strong>n gesamten Managementprozess<br />
durch Festlegung von Messgrößen<br />
und Aktionsprogrammen, <strong>de</strong>ren Realisierung<br />
in einem permanenten<br />
Monitoring nachgehalten wird.<br />
Risikostrategien und -maßnahmen<br />
können hier vergleichsweise einfach<br />
integriert wer<strong>de</strong>n.<br />
Letztendlich lässt sich aus <strong>de</strong>r Balanced<br />
Scorecard bereits die For<strong>de</strong>rung nach einem<br />
integrierten Risikomanagement<br />
ableiten. „Balanced" be<strong>de</strong>utet durchaus<br />
innovativ interpretiert, dass alle wesentlichen<br />
Faktoren einer Strategie zu erfassen<br />
sind und messbar gemacht wer<strong>de</strong>n<br />
sollen. Und dazu gehört nun einmal auch<br />
das Risiko bzw. <strong>de</strong>ssen Indikatoren^<br />
4. Risk Enhanced Balanced Scorecard<br />
(REBS)<br />
<strong>Als</strong> integrierte Lösung für das Risikomanagement<br />
und die Balanced Scorecard<br />
schlagen wir die sog. „Risk Enhanced<br />
Balanced Scorecard" (REBS) vor Diese<br />
Lösung hilft Unternehmen dabei, das<br />
Risikomanagement aus seinem Schattendasein<br />
herauszuführen und mit <strong>de</strong>r Balanced<br />
Scorecard zu einem integralen<br />
Steuerungskonzept zu verbin<strong>de</strong>n. Die<br />
Balanced Scorecard wird dadurch wesentlich<br />
bereichert, da Risiken integraler Bestandteil<br />
eines Steuerungskonzeptes sind.<br />
Wie wer<strong>de</strong>n nun das Risikomanagement<br />
und die Balanced Scorecard zusammengeführt?<br />
In <strong>de</strong>r Literatur existieren bereits<br />
zahlreiche Vorschläge, die von einer<br />
eigenständigen Risiko-Perspektive bis zu<br />
einer sogenannten „Risiko-Scorecard"<br />
reichen^ In diesen Ansätzen wer<strong>de</strong>n zum<br />
Teil die bekannten Risikokataloge eingebun<strong>de</strong>n<br />
und in einer eigenen Perspektive<br />
mo<strong>de</strong>lliert. Zum Teil wer<strong>de</strong>n lediglich die<br />
Kennzahlen <strong>de</strong>r Balanced Scorecard zur<br />
Steuerung genutzt' o<strong>de</strong>r zur Strategiekommunikation<br />
vorgeschaltet'. Lediglich<br />
Wuri und Mayer „hängen" die Risiken<br />
direkt an die strategischen Erfolgsfaktoren<br />
und erreichen somit die gewünschte<br />
strategische Ausrichtung <strong>de</strong>s Risikomanagements.<br />
Eine isolierte Betrachtung von Risiken ist<br />
aus verschie<strong>de</strong>nen Grün<strong>de</strong>n nicht zweckmäßig.<br />
Die Gefahr besteht darin, dass<br />
Risiken, die vielfältig miteinan<strong>de</strong>r vernetzt<br />
sind und sich gegenseitig verstärken<br />
o<strong>de</strong>r ausgleichen können, aus ihrem<br />
Kontext gerissen wer<strong>de</strong>n. Ein an sich<br />
unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s Risiko kann durch Kombination<br />
mit an<strong>de</strong>ren Risiken unkalkulierbar<br />
wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m kann ein Risiko<br />
etliche Zielwirkungen haben, die ohne<br />
Ursache-Wirkungsmo<strong>de</strong>llierung kaum<br />
transparent wer<strong>de</strong>n. <strong>Als</strong> Beispiel sind hier<br />
sicherlich Währungsschwankungen zu<br />
nennen, die auf praktisch alle Märkte, in<br />
<strong>de</strong>nen globale Unternehmen aktiv wer<strong>de</strong>n,<br />
Einfluss ausüben. Eine einfache<br />
Addition von Einzelrisiken ist ebenso<br />
wenig adäquat. Dies führt i.d.R. zu einem<br />
589
Controller magazin 6/02 - Frank Broetzmann / Karsten Oehler<br />
wesentlich zu hohen Risk Exposure, da<br />
kaum alle „Worst Cases" gemeinsam eintreten<br />
wer<strong>de</strong>n und negativ korrelieren<strong>de</strong><br />
Risiken auftreten können.<br />
Bei <strong>de</strong>r von uns vorgeschlagenen REBS<br />
weichen wir im Kern nicht von <strong>de</strong>r ursprünglichen<br />
Konzeption <strong>de</strong>r Balanced<br />
Scorecard mit ihren vier Perspektiven ab.<br />
In diesen Perspektiven wer<strong>de</strong>n die Risiken,<br />
<strong>de</strong>finiert als potentielle positive<br />
und negative Zielabweichung, <strong>de</strong>n je<br />
weiligen Kennzahlen zugeordnet. Die<br />
REBS ist somit als ein „kompatibler" Aufsatz<br />
auf eine konventionelle Balanced<br />
Scorecard zu verstehen. Sie stellt jedoch<br />
eine Weiterentwicklung v. a. in drei<br />
Punkten dar:<br />
* Integration von ausgewählten Instrumenten<br />
<strong>de</strong>s Risikomanagements;<br />
^ Erweiterte Ursache-Wirkungszusammenhänge;<br />
^ Darstellung zusätzlicher risikoorientierter<br />
Steuerungsinformationen.<br />
Das Management <strong>de</strong>r einzelnen Risiken<br />
in <strong>de</strong>n jeweiligen Perspektiven erfolgt<br />
durch bewährte Lösungsansätze und<br />
Instrumente <strong>de</strong>s Risikomanagements:<br />
Risikokatalog, Risikoportfolio sowie<br />
Risikostrategien und -maßnahmen. Der<br />
Risikokatalog bil<strong>de</strong>t die Grundlage für<br />
eine systematische und umfassen<strong>de</strong> Risikoanalyse.<br />
Das Risikoportfolio zeigt die<br />
Risikobewertung als Ergebnis <strong>de</strong>r Risikoanalyse.<br />
Es bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Ausgangspunkt<br />
für die Ableitung von Risikomanagementstrategien<br />
und -maßnahmen. Risikokatalog,<br />
Risikoportfolio und Risikomanagementmaßnahmen<br />
sind integrale<br />
Bestandteile <strong>de</strong>r REBS.<br />
Die REBS ermöglicht gegenüber <strong>de</strong>r konventionellen<br />
Balanced Scorecard die<br />
Darstellung erweiterter Ursache-<br />
Wirkungszusammenhänge, in <strong>de</strong>m die<br />
vier Perspektiven in ihrer jeweiligen Wechselwirkung<br />
nicht nur untereinan<strong>de</strong>r, son<strong>de</strong>rn<br />
auch zur Unternehmensumwelt gezeigt<br />
wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 1). Die Risikenund<br />
Zielverknüpfungen sind hierbei nicht<br />
auf die jeweilige Scorecard Perspektive<br />
beschränkt. Man erkennt damit<br />
Organisationsübergreifend die potentiellen<br />
Risiken, die direkt o<strong>de</strong>r aber auch<br />
indirekt mit möglichen Spitzenkennzahlen<br />
wie EVA o<strong>de</strong>r ROCE verbun<strong>de</strong>n<br />
sind. Durch das Monitoring <strong>de</strong>r Key<br />
Performance Indikatoren (KPIs) in Verbindung<br />
mit relevanten Umfeldindikatoren<br />
(Eis) kann frühzeitig die Gültigkeit<br />
<strong>de</strong>r für die Kennzahlen unterstellten<br />
Prämissen überprüft wer<strong>de</strong>n und<br />
somit die Frühwarnung und strategische<br />
Kontrolle besser unterstützt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dabei können auch kumulieren<strong>de</strong> Risiken<br />
dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Risk Enhanced Balanced Scorecard<br />
ist konzipiert als „Cockpit" <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung.<br />
Es beinhaltet alle<br />
wesendichen Stellgrößen zur Zukunftssicherung<br />
in komprimierter Form für die<br />
Entscheidungsträger Die REBS zeigt in<br />
Ergänzung zu <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m konventionellen<br />
Balanced Scorecard-Ansatz bekannten<br />
Darstellungsinhalten zusätzliche<br />
Informationen für das Risikomanagement.<br />
Hier wird eine umfassen<strong>de</strong><br />
Sichtweise aller für ein strategisch<br />
orientiertes Risikomanagement notwendigen<br />
Informationen realisiert.<br />
Für alle Perspektiven können (in Ergänzung<br />
zu <strong>de</strong>n Inhalten <strong>de</strong>r konventionellen<br />
BSC) die folgen<strong>de</strong>n Informationen für<br />
das Risikomanagement bereitgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n:<br />
* Schwellenwerte für Ziele und Prämissen,<br />
die bei Unterschreitung eine<br />
Berichtspflicht bei <strong>de</strong>n jeweiligen<br />
Verantwortlichen auslösen.<br />
^ Sog. Forecastwerte für die Ziele und<br />
Prämissen bis YE (als Teil <strong>de</strong>r unterjährigen<br />
Ergebnishochrechnungen).<br />
^ Chancen/Risikenpotenziale für die<br />
Ziele und Prämissen im Sinne von<br />
Upsi<strong>de</strong>-ZDownsi<strong>de</strong>-Bandbreiten bis<br />
YE (auf Basis <strong>de</strong>r Ergebnishochrechnungen<br />
- year end).<br />
* Zusätzliche Risikoindikatoren für die<br />
Ziele und Prämissen und <strong>de</strong>ren Entwicklung<br />
im Zeitablauf.<br />
5. Risikomanagementprozess mit <strong>de</strong>r<br />
REBS<br />
Bei <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Risk Enhanced<br />
Balanced Scorecard haben wir darauf<br />
Finanzen<br />
US Kapitalgebersicht dastehen?;<br />
Ursache-Wirkungszusammenhänge<br />
(UWK)<br />
Kun<strong>de</strong>n<br />
aus Kun<strong>de</strong>nsicht dasteheri?»<br />
Gesciläftsprozesse<br />
lei welchen Prozessen müssen wir<br />
Hervorragen<strong>de</strong>s leisten?<br />
Mitarbeiter und Knowledge<br />
Wie können wir flexibel und verbesserungefähig<br />
bleiben?<br />
Unternehmens-Umfeld<br />
Welche wesentlichen (Umfeld-)Entwicklungen<br />
müssen wir unbedingt beachten und<br />
frühzeitig erkennen? 4<br />
Beeinflussbare<br />
Messgrößen:<br />
Key Performance<br />
Indicators (KPIs)<br />
Unbeeinflussbare<br />
Messgrößen:<br />
Environmental<br />
Indicators (Eis)<br />
590<br />
Abbildung 1: Risk Enhanced Balanced Scorecard
Controller magazin 6/02<br />
Adjustierung <strong>de</strong>r Maßnahmen und<br />
kontinuicrltche Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Fähigkeiten zum Risikomanagennei^<br />
IMonitoring <strong>de</strong>r Effektivität <strong>de</strong>finierter<br />
Fähigkeiten und Ivtaßnahmen<br />
(SolHst-Vergieich u. Benchmarking)<br />
Wert gelegt, dass sie <strong>de</strong>n gesamten<br />
Risikomanagementprozess unterstützt.<br />
Dieser glie<strong>de</strong>rt sich in fünf wesentliche<br />
Phasen^ (vgl. Abb. 2):<br />
^<br />
^<br />
^<br />
^<br />
^<br />
Analyse <strong>de</strong>r Risiken (i<strong>de</strong>ntifizieren,<br />
begrün<strong>de</strong>n und bewerten);<br />
Formulierung von Risikomanagementstrategien<br />
und -maßnahmen<br />
(vermei<strong>de</strong>n, reduzieren, versichern<br />
und akzeptieren);<br />
Implementierung <strong>de</strong>r Risikomanagementmaßnahmen<br />
und -prozesse;<br />
Monitoring <strong>de</strong>r Risikomanagementmaßnahmen<br />
und -prozesse;<br />
Adjustierung und kontinuierliche<br />
Verbesserung <strong>de</strong>s Risikomanagementprozesses.<br />
Die Risikoanalyse dient <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifizierung<br />
und Bewertung <strong>de</strong>r relevanten<br />
Unternehmensrisiken. Zwei grundsätzliche<br />
Vorgehensweisen sollten unterschie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n;<br />
Die <strong>de</strong>duktive<br />
Vorgehensweise<br />
geht von einer<br />
Ziel-<br />
Mittelhierarchie<br />
ausund<br />
betrachtet<br />
für<br />
je<strong>de</strong>s<br />
(Sub-)Ziel<br />
die entsprec<br />
h e n d e n<br />
Risiken. Der<br />
entstehen<strong>de</strong><br />
Risikokatalog<br />
ist<br />
damit beson<strong>de</strong>rs<br />
eng<br />
an das strategische<br />
Ma-<br />
N<br />
to<br />
c<br />
E<br />
s:<br />
a><br />
c<br />
o<br />
c<br />
s-<br />
3<br />
u><br />
c<br />
<<br />
Analyse <strong>de</strong>r Risiken (i<strong>de</strong>ntifizierenbegrün<strong>de</strong>n<br />
und bewerten)<br />
Entscheldungsoriontiorto<br />
Kommunikatton und Informatiun<br />
für das Risikomanagement<br />
Formulierung Risikomanagement -<br />
Strategien (vermel<strong>de</strong>n reduzieren,<br />
versichern und akzeptieren)<br />
Definition und Implementierung geeigneter<br />
Fähigkeiten und Maßnahmen<br />
zum Risikomanagement<br />
Abbildung 2: Risk Management Prozess<br />
Heute<br />
^<br />
nagement-<br />
system gebun<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>r Balanced Scorecard-<br />
Umsetzung existiert bereits ein gültiges<br />
Kausal-Schema <strong>de</strong>r Ziele, welches<br />
für die Analyse herangezogen wer<strong>de</strong>n<br />
kann.<br />
Die induktive o<strong>de</strong>r auch progressiv<br />
genannte Vorgehensweise übernimmt<br />
häufig extern erstellte Risikokataloge<br />
und wen<strong>de</strong>t diese<br />
checklistenartig auf die individuelle<br />
Unternehmenssituation an. Damit<br />
besteht die Möglichkeit, externes<br />
Wissen über die möglichen Risiken<br />
einzubringen, was bei einer reinen<br />
Zielfokussierung unter Umstän<strong>de</strong>n<br />
übersehen wer<strong>de</strong>n könnte.<br />
Bei<strong>de</strong> Vorgehensweisen haben ihre Berechtigung.<br />
Es ist davon auszugehen,<br />
dass bei<strong>de</strong> Ansätze parallel und wechselseitig<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
strategischen Planung beschäftigt man<br />
sich naturgemäß mit <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />
zielbezogenen Risiken. Man wird<br />
später auf einen externen Risikokatalog<br />
Kurz-/mittel-/langfristlg<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
sehr<br />
hoch<br />
zurückgreifen<br />
und<br />
diesen<br />
entsprechend<br />
modifizieren,<br />
in<strong>de</strong>m man<br />
die relevanten<br />
Risiken „personalisiert".<br />
Das<br />
System<br />
<strong>de</strong>r REBS ist so<br />
gestaltet, dass<br />
bei<strong>de</strong> Verfahren<br />
unterstützt<br />
wer<strong>de</strong>n. Zu je<strong>de</strong>m<br />
Ziel <strong>de</strong>r<br />
Scorecard lassen sich entsprechen<strong>de</strong> Risiken<br />
(aber auch Chancen) erfassen und<br />
beschreiben.<br />
Aufgabe <strong>de</strong>r Risikobewertung ist es, negative<br />
Potenziale in ihrer Stärke, ihrer Wahrscheinlichkeit<br />
und ihrem zeidichen Bezug<br />
(Monate bis Jahre) zu quantifizieren. Die<br />
Visualisierung <strong>de</strong>r Risikoeinschätzung<br />
erfolgt in <strong>de</strong>r Regel mit Hilfe eines<br />
Risikoportfolios, das die Risiken anhand<br />
<strong>de</strong>r Dimensionen Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
und Auswirkungen auf die Untemehmensziele<br />
darstellt (vgl. Abb. 3).<br />
Die Risikobewertung hat in <strong>de</strong>r Praxis<br />
zahlreiche Probleme zu bewältigen:<br />
^<br />
Inwieweit gelingt eine Abschätzung<br />
<strong>de</strong>s Scha<strong>de</strong>ns? Wenn man sich auf<br />
die klassischen Scha<strong>de</strong>nsfälle konzentriert,<br />
dürfte dies relativ einfach<br />
sein. Schwieriger ist es bei <strong>de</strong>n<br />
untenehmerischen Wagnissen, wie<br />
Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>npräferenzen<br />
o<strong>de</strong>r Mitarbeiterfluktuationen.<br />
Mögliche Risikostrategien:<br />
A: Vermei<strong>de</strong>n (bestimmte Kun<strong>de</strong>n,<br />
Regionen etc.)<br />
Reduzieren und streuen<br />
(Diversifikation z.B.)<br />
Abwälzen (AGB, Versicherung,<br />
Factoring)<br />
Akzeptieren (Verbesserung<br />
Prozesse/Kontrollen etc.) und<br />
selbst tragen (Reserven/<br />
Wagnisse)<br />
Abbildung 3: Risiko-Portfolio 591
Controller magazin 6/02 - Frank Broetzmann / Karsten Oehler<br />
^ Welche Abhängigkeiten bestehen<br />
zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Risiken? Hier<br />
können längere Kausalitätsketten<br />
entstehen. Ein sinken<strong>de</strong>r Dollarkurs<br />
erschwert <strong>de</strong>n Export, schafft also<br />
ein Absatzrisiko, was aufgrund eines<br />
geän<strong>de</strong>rten Betriebsklimas (aufgrund<br />
<strong>de</strong>s hohen Umsatzdrucks) zu einer<br />
höheren Fluktuation führen könnte.<br />
^ Wie können einheitliche Bewertungsmaßstäbe<br />
gewährieistet wer<strong>de</strong>n? Für<br />
die Risikobewertung wird in hohem<br />
Maße auf subjektive Größen zurückgegriffen.<br />
Über entsprechen<strong>de</strong> Richtlinien<br />
sind einheitliche Bewertungsmaßstäbe<br />
heranzuziehen. Insofern<br />
ist die Kommunikation darüber, was<br />
wesendich und wahrscheinlich ist,<br />
elementar für ein funktionieren<strong>de</strong>s<br />
Risikomanagement.<br />
Die REBS beinhaltet ein geeignetes Instrument,<br />
insbeson<strong>de</strong>re die Quantifizierung<br />
potentieller Risiken zu unterstützen.<br />
Das präferierte Werkzeug hierzu ist<br />
die Ursache-Wirkungsanalyse. Wir unterschei<strong>de</strong>n<br />
hier drei Ursache-Wirkungsbeziehungen:<br />
^ Zwischen Zielen (gerichtet hin zur finanziellen<br />
Größe);<br />
^ Zwischen Risiken;<br />
^ Zwischen Risiken und Zielen.<br />
Wichtiger als die mathematische Formalisierung<br />
erscheint es uns, das Wissen<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Mitarbeiter einbeziehen<br />
zu können. Dazu kann in einer Beurteilungsmaske<br />
die Wirkung, die zeitliche<br />
Verschiebung und eine entsprechen<strong>de</strong><br />
Kommentierung hinterlegt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Qualität <strong>de</strong>r Wirkungsanalyse ist dabei<br />
nur so gut wie <strong>de</strong>r gewählte Detaillierungsgrad<br />
<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls. Nicht erfasste<br />
Einflüsse sind in <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Kommentierung zu beschreiben. Über<br />
bewährte Werkzeuge, wie das Risiko-f^rtfolio,<br />
ist es möglich, bedrohen<strong>de</strong> Situationen<br />
zu erkennen und entsprechen<strong>de</strong><br />
Maßnahmen zu initiieren. Das Wissen<br />
um die Ursache-Wirkungszusammenhänge<br />
kann dabei genutzt wer<strong>de</strong>n. So ist<br />
es möglich, für je<strong>de</strong>s Ziel ein eigenes<br />
Risiko-Portfolio zu erstellen und hierbei<br />
direkt wirken<strong>de</strong> Risiken und indirekte<br />
Risiken einzubeziehen. Inwieweit hier<br />
Vier- o<strong>de</strong>r Neun-Fel<strong>de</strong>r-Matrizen o<strong>de</strong>r<br />
nichtlineare Funktionen für die Risikobeurteilung<br />
zum Tragen kommen, kann<br />
nicht endgültig entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n und<br />
liegt im Ermessen <strong>de</strong>s Anwen<strong>de</strong>rs.<br />
Für die analysierten Risiken sind geeignete<br />
Maßnahmen unter Einhaltung von<br />
Kosten-ZNutzen-Aspekten zu <strong>de</strong>finieren.<br />
Hierbei wird zwischen aktiven und passiven<br />
Maßnahmen unterschie<strong>de</strong>n, die in<br />
einem optimalen Mix zueinan<strong>de</strong>r stehen<br />
und letztlich zu einem jeweils akzeptablen<br />
Risikoniveau führen sollten. Zu <strong>de</strong>n<br />
aktiven Maßnahmen zählen das Vermei<strong>de</strong>n<br />
und Reduzieren von Risiken,<br />
während die passiven Maßnahmen aus<br />
Versichern und Akzeptieren bestehen.<br />
Für je<strong>de</strong> Maßnahme sollte die Wirkung<br />
auf die Ziele abgeschätzt wer<strong>de</strong>n. Auch<br />
hier sind wie<strong>de</strong>r die Integrationsaspekte<br />
zu betrachten. Es ist wenig zweckmäßig,<br />
Sicherungsmaßnahmen isoliert zu planen.<br />
Dies fängt mit Rabatten bei umfassen<strong>de</strong>n<br />
Versicherungen an und en<strong>de</strong>t bei<br />
konträr wirken<strong>de</strong>n Sicherungsmaßnahmen.<br />
Während einige Maßnahmen<br />
zeitpunktbezogen sind (z. B. Abschluss<br />
eines Versicherungsvertrags), stehen hinter<br />
an<strong>de</strong>ren Sicherungsmaßnahmen richtige<br />
Projekte(z. B. Aufbau Frühwarnungssystem).<br />
Aus diesem Grund besteht die<br />
Möglichkeit zur Implementierung <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>finierten Risikomanagement-Maßnahmen,<br />
umfassen<strong>de</strong> Projekte mit Zuständigkeiten,<br />
Meilensteinen, Ressourcenbedarf<br />
und Budgetierung in einer für ein<br />
Projektmanagementtool typischen<br />
Funktionalität abzubil<strong>de</strong>n.<br />
<strong>Als</strong> Qrientierungshilfe für die Ableitung<br />
<strong>de</strong>r Risikomanagementmaßnahmen<br />
empfehlen wir die Definition von<br />
grundlegen<strong>de</strong>n Risikostrategien. Für<br />
je<strong>de</strong>s Geschäftsfeld sollte die Risikoneigung,<br />
abgeleitet aus <strong>de</strong>r Business-Strategie,<br />
beschrieben wer<strong>de</strong>n. Ein neues<br />
wachsen<strong>de</strong>s Geschäftsfeld setzt z. B.<br />
eine offensivere Risikoneigung voraus<br />
als ein etabliertes und zu konsolidieren<strong>de</strong>s<br />
Geschäftsfeld.<br />
Das Monitoring <strong>de</strong>r Risiken sollte im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s <strong>de</strong>finierten Reportings zur Unternehmenssteuerung<br />
geschehen. Für alle<br />
wesendichen Ziele und Prämissen wer<strong>de</strong>n<br />
potenzielle Abweichungen dargestellt<br />
und mit ihrem jeweiligen „Upsi<strong>de</strong>und<br />
Downsi<strong>de</strong>-Potenzial" quantifiziert<br />
(vgl. Abb. 4). Pianist-Vergleiche wer<strong>de</strong>n<br />
erstellt und über die bekannten Ursache-<br />
Wirkungsketten analysiert. Nicht zuletzt<br />
vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
aus <strong>de</strong>m KonTraG, resultiert die Erfor<strong>de</strong>rnis<br />
eines frinktionsfähigen Ad-hoc-Berichtswesens,<br />
wenn <strong>de</strong>finierte Schwellenwerte<br />
über- bzw. unterschritten wer<strong>de</strong>n.<br />
Perspektive<br />
Strategisches 1 JVIessgrösse I Plan 1 Schw.- 1 Ist 1 ForecastI Chance 1 Risiko<br />
Ziel/Risiko 1 1 (YE) 1 Wert 1 (YTD) 1 (YE) 1 (YE) 1 (YE)<br />
Finanzen<br />
standardumfang BSC<br />
I Zusätzlicher Umfang REBSC<br />
Abbildung 4: Forecasting mit Upsi<strong>de</strong>- und Downsi<strong>de</strong>-Potenzial<br />
592
Einen regelmäßigen „Forecast" <strong>de</strong>r<br />
Ziele und Prämissen bis Year-end<br />
empfehlen wir sehr, um die Diskussion<br />
im IVlanagement noch stärker auf ein<br />
proaktives Management potenzieller<br />
Risiken zu lenken.<br />
Die Risikomanagementprozesse sind<br />
selbst Gegenstand einer regelmäßigen<br />
Kontrolle und Verbesserung. Die interne<br />
Revision sollte in sinnvollen Abstän<strong>de</strong>n<br />
die Einhaltung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>finierten Risikomanagementsystems<br />
überprüfen und<br />
Verbesserungsvorschläge unterbreiten.<br />
I. d. R. wird aber <strong>de</strong>r eingesetzte Risikomanager<br />
im Unternehmen Defizite in <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>finierten Abläufen regelmäßig reflektieren<br />
und kommunizieren.<br />
6. IT-Unterstützung<br />
Mit zunehmen<strong>de</strong>r Verankerung <strong>de</strong>r REBS<br />
im Unternehmen wird es unabdingbar,<br />
effiziente Werkzeuge zur IT-Unterstützung<br />
einzusetzen. Zwar dominieren in<br />
diesen Bereichen Office-Werkzeuge, jedoch<br />
weisen diese Werkzeuge bei abteilungsübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Prozessen erhebliche<br />
Mängel auf. Insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r<br />
Aspekt <strong>de</strong>r Kommunikation wird nicht<br />
ausreichend unterstützt. Die Abgrenzung<br />
zu <strong>de</strong>n verbreiteten Management Informationssystemen<br />
sehen wir ganz klar in<br />
<strong>de</strong>r Prozessunterstützung: Es sollte wie<strong>de</strong>rum<br />
nicht die Darstellung <strong>de</strong>r Kennzahlen<br />
über noch so ausgefeilte grafische<br />
Komponenten im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen,<br />
son<strong>de</strong>rn die durchgängige Unterstützung<br />
<strong>de</strong>s Prozesses.<br />
Einige wesentliche Teilaspekte sind:<br />
• Kommunikation <strong>de</strong>r wesentlichen<br />
Eckpfeiler;<br />
• Kommentierung von Abweichungen;<br />
• Definition von Anpassungsmaßnahmen;<br />
• Aktive Komponenten (z. B. Benachrichtigung<br />
über eMail) bei Auftreten<br />
beson<strong>de</strong>rer Konstellationen;<br />
• Beliebige Anpassbarkeit an unternehmensindividuelle<br />
Gegebenheiten.<br />
Sinnvollerweise kommen hier hybri<strong>de</strong><br />
Komponenten, die gleichermaßen nicht<br />
Controller magazin 6/02<br />
formatierte Daten (Texte, Bil<strong>de</strong>r, Grafiken)<br />
und formatierte Daten verbin<strong>de</strong>n, zum<br />
Einsatz. Klassische monolithische Ansätze<br />
wie Online Analytical processing<br />
(OLAP) reichen hier nicht aus, da <strong>de</strong>r<br />
Fokus zu stark eingeschränkt wird.<br />
Beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeit sollte <strong>de</strong>r<br />
Unterstützung <strong>de</strong>r Ursache-Wirkungsbeziehungen<br />
geschenkt wer<strong>de</strong>n. Hierbei<br />
ist jedoch zu beachten, dass es sich<br />
bei solchen Beziehungen häufig nicht<br />
um mathematisch formulierbare Abhängigkeiten<br />
han<strong>de</strong>lt. Somit sind vielfach<br />
vorgeschlagene Simulationswerkzeuge<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />
eigentlich nur für sehr<br />
abgegrenzte Bereiche geeignet. Praktikabel<br />
sind solche Berechnungen bei<br />
Finanzkennzahlen, <strong>de</strong>ren Zusammenhang<br />
meistens <strong>de</strong>finitorischer Natur ist,<br />
damit aber auch wenig Erkenntnispotenzial<br />
birgt. Insbeson<strong>de</strong>re die Wirkungen<br />
im Marktbereich sind hingegen sehr<br />
schwer zugänglich. Wer vermag in <strong>de</strong>r<br />
Lage zu sein, die Wirkung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />
auf die Umsatzentwick-<br />
•3h»p://127.a.0.1/hb5.htmlw<br />
Performance<br />
Scorecard<br />
Sitte sebenSie Wertevtm -100 (negative<br />
M^kutiQ) bis 108 (positive WTKung) an.<br />
Ursache-Wirkungs-Matrix<br />
McBürser<br />
Uherfjretfenile<br />
Vcrnctziin(j<br />
1 MaxfertereEVft<br />
2 ßngemesserws Wactetum<br />
' 3 Konsequentes Settken <strong>de</strong>r Kosten<br />
. 4 Auss^i^nes Ergebnis<br />
2 ItoheKiimtCTftreue<br />
M; 31 freundliches HöheKuntJeiventTftünat<br />
Personal<br />
M 2 mm mm pfoötiWß<br />
M 3Gej^BBFfejMua(ioi!<br />
4 Schneite mmbm um<br />
Fl 1-2 f3 F-1 ?K1 K2 K3 MI M2 M3 .M4 M5 iPI P2 :P3<br />
100'<br />
100'<br />
ihtlp://l27.0.0.1/Tibs.htnil - Microsoft Internetexpl m<br />
Performance<br />
Scorecard<br />
jAiisvjirKiimj<br />
i(S(irnnic)<br />
100<br />
100<br />
P<br />
1l^K)an8*^ose RestaurantbeKeferuny<br />
3 Kc-ineWartczeHen am Uer Kasse<br />
HohftKufKleottftua<br />
dm<br />
15<br />
Ol 25 j 50! 75 I «Uj m\ 150j m\ 200 j 225_1 250j Sil 55?J .S] iJ Hll i5?J<br />
Abbildung 5: Einflussmatrix und Portfolio-Darstellung<br />
593
Controller magazin 6/02 - Frank Broetzmann / Karsten Oehler<br />
lung formeltechnisch zu hinterlegen?<br />
Auch <strong>de</strong>r Statistik bzw. <strong>de</strong>m Data Mining<br />
muss hier zurzeit noch eine klare Absage<br />
erteilt wer<strong>de</strong>n. Die Wirkungsbeziehungen<br />
sind so vielfältig, dass hier ein Einsatz<br />
kaum in Frage kommt.<br />
Bewährt hat sich hingegen <strong>de</strong>r Ansatz,<br />
Ursache-Wirkungsbeziehungen mit<br />
Wirkungsstärke (z. B. von -10 bis -H 10)<br />
und eventueller Zeitversetzung anzugeben.<br />
Diese Metho<strong>de</strong> entstammt zwar<br />
<strong>de</strong>m „System Dynamics Ansatz", ist jedoch<br />
von Probst und Gomez „managementtauglich"<br />
aufbereitet wor<strong>de</strong>n. Damit<br />
besteht die Stärke, die Einflussnahme<br />
über die Ursachen-Wirkungsverknüpfungen<br />
auch kumulativ sichtbar zu machen,<br />
ohne Anwen<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>llierungstechnisch<br />
zu überfor<strong>de</strong>rn. <strong>Als</strong> Werkzeug<br />
kommt die Einflussmatrix mit einer Portfolio-Darstellung<br />
zum Einsatz (vgl. Abb.<br />
5). In <strong>de</strong>r Balanced Scorecard wer<strong>de</strong>n<br />
diese Zusammenhänge als Fundament<br />
<strong>de</strong>s Zielsystems verwen<strong>de</strong>t. In <strong>de</strong>r REBS<br />
wird die Ursachenwirkungsmo<strong>de</strong>llierung<br />
auf Risiken (Risiken auf Risiken und Risiken<br />
auf Ziele) ausge<strong>de</strong>hnt. Über Zukunftsprojektionen,<br />
einem Werkzeug aus <strong>de</strong>r<br />
Szenariotechnik, wer<strong>de</strong>n mögliche<br />
kumulieren<strong>de</strong> und sich ausschließen<strong>de</strong><br />
Risiken beschrieben.'<br />
Es sind diverse Systeme speziell für die<br />
Balanced Scorecard im Einsatz. Zum Teil<br />
sind diese Systeme durch das Balanced<br />
Scorecard Collaborative, einem Unternehmen<br />
von Kaplan und Norton, zertifiziert.<br />
Diese Zertifizierung stellt einen Min<strong>de</strong>ststandard<br />
dar, <strong>de</strong>r jedoch nur auf eine<br />
standardisierte Begrifflichkeit abstellt. Zur<br />
Einbindung <strong>de</strong>s Risiko-Aspekts ist jedoch<br />
eine entsprechen<strong>de</strong> Flexibilität unabdingbar.<br />
Daneben ist unbedingt auch die Integration<br />
mit an<strong>de</strong>ren Steuerungsteilsystemen<br />
zu berücksichtigen. So verän<strong>de</strong>rt<br />
sich zum Beispiel auch <strong>de</strong>r Budgetierungsprozess,<br />
da die Initiativen einen starken<br />
Einfluss auf die Budgetierung haben.<br />
Hyperion stellt z. B. in diesem Bereich<br />
eine umfassen<strong>de</strong> Werkzeugsammlung<br />
bereit, mit <strong>de</strong>r die entsprechen<strong>de</strong>n Prozesse<br />
branchen- und unternehmensspezifisch<br />
unterstützt wer<strong>de</strong>n können.<br />
<strong>Als</strong> technologische Basis ist eine<br />
skalierbare Web-Anwendung zu empfehlen,<br />
da zwar in <strong>de</strong>r Regel pilotierend gestartet<br />
wird, im Laufe einer unternehmensweiten<br />
Einführung aber praktisch das<br />
gesamte Unternehmen mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />
in diesen Prozess eingebun<strong>de</strong>n wird.<br />
7. Ausblick<br />
Die REBS unterstützt <strong>de</strong>n gesamten<br />
Risikomanagementprozess im Unternehmen.<br />
Durch die Integration <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />
in die Balanced Scorecard<br />
wird die Effektivität <strong>de</strong>r Planungs- und<br />
Steuerungsprozesse im Unternehmen<br />
insgesamt nachhaltig erhöht. Auf <strong>de</strong>r<br />
einen Seite wer<strong>de</strong>n die Risiken <strong>de</strong>r Strategien<br />
sichtbar und damit steuerbar Auf<br />
<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite wer<strong>de</strong>n Die Risiken<br />
dort „controlled", wo sie sachgemäß hingehören:<br />
bei <strong>de</strong>n Verantwortlichen <strong>de</strong>r<br />
Umsetzung. Damit eröffnet die Risk<br />
Enhanced Balanced Scorecard die Möglichkeit,<br />
ein systematisches Risikomanagement<br />
in ein wertorientiertes<br />
Führungskonzept dauerhaft einzubin<strong>de</strong>n.<br />
<strong>Als</strong> Voraussetzung für die Implementierung<br />
einer REBS ist eine bereits existieren<strong>de</strong><br />
Balanced Scorecard im Unternehmen<br />
vorteilhaft, aber nicht zwingend erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Im Gegenteil: mit <strong>de</strong>r REBS<br />
kann eine bereits geplante Einführung<br />
einer Balanced Scorecard-Lösung realisiert<br />
wer<strong>de</strong>n. Ergebnis ist ein Managementinstrument,<br />
das die wesendichen<br />
unternehmerischen Fragestellungen<br />
nach Wachstum und Zukunftssicherung<br />
unterstützt.<br />
Fußnoten und Literatur<br />
^ Für eine ausführiiche Darstellung <strong>de</strong>r<br />
historischen Entwicklung <strong>de</strong>s Risikomanagements<br />
vgl. Bernstein, Peter<br />
L, 1997, 0. S.<br />
^ vgLAn<strong>de</strong>rsen, 2001,5.23<br />
^ Vgl. Kaplan R. S., Norton, D. P., 1997<br />
und 2001,0. S.<br />
" Vgl. Noy, E., 1998, S. 930<br />
= Für einen guten Überblick vgl. Wuri,<br />
H.-L, Mayer, J. H., 2001, S. 180-213<br />
" Vgl. Bitz, H., 2000, S. 58-60<br />
' Vgl. Wolf, Runzheimer, 2000, S. 27-<br />
33<br />
^ Vgl. Deloach, J. W., 2000, S. 115ff.<br />
' Vgl. Gausemeier, J., Fink, A., Schlake,<br />
0., 1996, S. 230ff.<br />
An<strong>de</strong>rsen, 2001; Glück o<strong>de</strong>r Geschick? Ergebnisse<br />
einer repräsentativen Studie<br />
über das Managen von Chancen und<br />
Risiken sowie die Umsetzung wertorientierter<br />
Führungskonzepte junger<br />
Aktiengesellschaften und Börsenkandidaten,<br />
Frankfurt 2001<br />
Bernstein, P. L., 1997; Wi<strong>de</strong>r die Götter. Die<br />
Geschichte von Risiko und<br />
Riskmanagement von <strong>de</strong>r Antike bis<br />
heute; New York 1997<br />
Bitz, H., 2000; Risikomanagement nach<br />
KonTraG, Stuttgart 2000<br />
Deloach, I. W., 2000; Enterprise-wi<strong>de</strong> Risk<br />
Management. Strategies for linking risk<br />
and opportunity, London 2000<br />
Gausemeier, |., Fink, A., Schlake, 0., 1996;<br />
Szenario-Management - Planen und<br />
Führen mit Szenarien, 2., bearbeitete<br />
Auflage, München 1996<br />
Kaplan, R. S.; Norton, D. P., 1997; Balanced<br />
Scorecard - Strategien erfolgreich umsetzen;<br />
Stuttgart 1997<br />
Kaplan, R. S., Norton, D. P., 2001; The<br />
Strategy Focused Organisation; 2001<br />
Noy, E., 1998; Total Business Strategy -<br />
The Missing Link, in: Long Range<br />
Planning, Vol. 31, Issue 6,1998<br />
Wolf, K., Runzheimer, B., 2000; Risikomanagement<br />
und KonTraG, Konzeption<br />
und Implementierung, 2. Auflage,<br />
Wiesba<strong>de</strong>n 2000<br />
Wurl, H.-L, Mayer, |. H., 2001; Balanced<br />
Scorecards und industrielles Risikomanagement<br />
- Möglichkeiten <strong>de</strong>r Integration,<br />
in: Klingebiel, N., Hoffmann, 0.,<br />
Performance Measurement und Balanced<br />
Scorecard, München 2001 •<br />
Dipl. Betriebswirtin (HWK), 35,<br />
in ungekündigter Stellung,<br />
sucht neue Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />
Führungserfahrung mit Kompetenz<br />
in Finanzen, Controlling und<br />
Verwaltungsorganisation sind<br />
vorhan<strong>de</strong>n.<br />
Belastbarkeit, Flexibilität, Teamfähigkelt,<br />
Engagement gehören ebenso<br />
zu meinen Fähigkeiten wie<br />
Verantwortungsbewusstsein,<br />
Durchsetzungsvermögen, unternehmerisches<br />
Denken und Han<strong>de</strong>ln<br />
und Sozialkompetenz.<br />
Zuschriften bitte unter Chiffre-Nr. 2002<br />
an <strong>de</strong>n Verlag für ControllingWissen AG,<br />
rvlünchner Str. 10, 82237 Wörthsee-<br />
Etterschlag<br />
594
Controller magazin 6/02<br />
RATING AUS<br />
BANKENSICHT<br />
- Entwicklungsten<strong>de</strong>nzen<br />
vor <strong>de</strong>m Hintergrund von<br />
Basel II<br />
Torsten Peukert, Management Consultant<br />
im Bereich Banking & Finance<br />
<strong>de</strong>r SYNCWORK AG Managementberatung<br />
und Informationstechnologie,<br />
Berlin und Dres<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>n Themenschwerpunkten<br />
Risikomanagement,<br />
Organisationsentwicklung und Prozessoptimierung<br />
sowie Bankenaufsicht<br />
Dipl.-Kfm. Stephan Fleischer, Senior<br />
Consultant im Bereich Banking & Finance<br />
<strong>de</strong>r SYNCWORK AG Berlin mit <strong>de</strong>n<br />
Themen Organisationsentwicklung und<br />
Prozessoptimierung sowie Kreditgeschäft,<br />
Risikomanagement, Rating<br />
und Neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung<br />
(Basel II)<br />
von Torsten Peukert und Stephan Fleischer; Vortrag vor <strong>de</strong>m Controller-Arbeitskreis Südbayem <strong>de</strong>s<br />
Internationalen Controller Verein eV ICV; Arbeitskreisleiter Dipl.-Kfm. Franz E<strong>de</strong>rer, Fürstenfeldbruck<br />
Die gegenwärtig in <strong>de</strong>r Kreditwirtschaft<br />
unter <strong>de</strong>m Stichwort „Basel II" geführte<br />
Diskussion über neue international gültige<br />
Eigenkapitalstandards für Banken<br />
wird in <strong>de</strong>n nächsten lahren nicht nur<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Kreditwirtschaft zu gravieren<strong>de</strong>n<br />
Verän<strong>de</strong>rungen führen, son<strong>de</strong>rn<br />
auch spürbare Auswirkungen auf die<br />
Kreditkun<strong>de</strong>n haben. Eine dieser Auswirkungen<br />
ist, dass im Rahmen <strong>de</strong>r Geschäftsbeziehung<br />
zu einer Bank künftig<br />
<strong>de</strong>m Rating eine zentrale Be<strong>de</strong>utung zukommen<br />
wird.<br />
Stichwort „Basel II"<br />
Ein Kernelement <strong>de</strong>s Bankaufsichtsrechts<br />
sind Regeln über das notwendige Eigenkapital<br />
von Banken, mit <strong>de</strong>nen die mit<br />
Bankgeschäften vorbun<strong>de</strong>nen Risiken<br />
begrenzt wer<strong>de</strong>n. Die internationale Koordinierung<br />
dieser nationalen Vorschriften<br />
erfolgt im Baseler Ausschuss für<br />
Bankenaufsicht, in <strong>de</strong>m die nationalen<br />
Aufsichtsbehör<strong>de</strong>n einheiüiche internationale<br />
Standards vereinbaren. Deutschland<br />
ist im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht<br />
mit Vertretern <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>saufsichtsamtes<br />
für das Kreditwesen und <strong>de</strong>r<br />
Deutschen Bun<strong>de</strong>sbank vertreten.<br />
Im lahr 1988 wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m Baseler<br />
Eigenkapitalakkord (Basel 1) erstmals einheiUiche<br />
internarionale Eigenkapitalstandards<br />
für Banken festgelegt. Die hohe<br />
Zahl Produktinnovationen in <strong>de</strong>n 90er<br />
lahren insbeson<strong>de</strong>re im Bereich <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rivativen<br />
Finanzinstrumente erzwang eine<br />
permanente Modifikation <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Begrenzungsvorschriften<br />
und Kontrollkonzepte. Im Hinblick auf<br />
<strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen Zeitaufwand<br />
konnten die Aufsichtsbehör<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Dynamik<br />
<strong>de</strong>r Finanzmärkte nicht mithalten.<br />
Die Entwicklung von Min<strong>de</strong>ststandards,<br />
innerhalb <strong>de</strong>rer die Banken ein weitgehend<br />
autonomes Risikomanagement<br />
betreiben können, war <strong>de</strong>shalb nur eine<br />
Frage <strong>de</strong>r Zeit.<br />
Seit 1999 läuft auf Grundlage <strong>de</strong>s ersten<br />
und zweiten Konsultationspapiers eine<br />
öffentliche Diskussion über die komplette<br />
Neufassung <strong>de</strong>r internationalen<br />
Eigenkapitalstandards im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung<br />
(Basel II). Derzeit wird an <strong>de</strong>r<br />
Erstellung <strong>de</strong>s dritten Konsultationspapiers<br />
gearbeitet, das im Laufe <strong>de</strong>s lahres<br />
2002 vorgelegt wird.<br />
Für die Umsetzung <strong>de</strong>r Basel Il-Regelungen<br />
in Deutschland ist folgen<strong>de</strong>r weiterer<br />
Zeitplan vorgesehen:<br />
bis En<strong>de</strong> 2002<br />
Veröffentlichung <strong>de</strong>s dritten Konsultationspapiers<br />
mit anschließen<strong>de</strong>r Diskussion<br />
(3. Konsultationsrun<strong>de</strong>);<br />
2003<br />
Veröffentlichung <strong>de</strong>r Neuen Baseler<br />
Eigenkapitalvereinbarung, anschließend<br />
Erstumsetzung in europäisches, dann in<br />
nationales Recht als KWG-Novelle;<br />
2005<br />
Inkrafttreten <strong>de</strong>r Baseler Eigenkapitalvereinbarung.<br />
Das gegenwärtig diskutierte zweite<br />
Konsultationspapier basiert auf drei<br />
Säulen:<br />
• Die erste Säule <strong>de</strong>finiert Min<strong>de</strong>steigenkapitalanfor<strong>de</strong>rungen,<br />
die abhängig<br />
sind vom Kreditrisiko und<br />
<strong>de</strong>m operationeilen Risiko. Definiert<br />
wer<strong>de</strong>n Verfahren zur Risikomessung<br />
(Anbindung an ein externes<br />
Rating o<strong>de</strong>r Implementierung<br />
eines internen Ratings), Verfahren zur<br />
Risikomin<strong>de</strong>rung (Sicherheiten,<br />
Netting, Kredit<strong>de</strong>rivate) und Vorgaben<br />
zur Risikosteuerung (Umgang<br />
mit Kreditportfolien und Klumpenrisiken).<br />
Neu ist <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>s<br />
operationeilen Risikos. Definiert wer<strong>de</strong>n<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an ein entsprechen<strong>de</strong>s<br />
Risikomanagementsystem<br />
(Risikoermittlung, Risikobehandlung,<br />
Risikocontrolling).<br />
• Die zweite Säule <strong>de</strong>finiert das Überprüfungsverfahren<br />
durch die Aufsichtsbehör<strong>de</strong>n<br />
für die Verfahren, die<br />
bei <strong>de</strong>n Banken im Rahmen <strong>de</strong>r ersten<br />
Säule zum Einsatz kommen.<br />
595
Controller magazin 6/02 - Torsten Peukert / Stephan Fleischer<br />
Die dritte Säule <strong>de</strong>finiert mit Offenlegungs-<br />
und Mel<strong>de</strong>pflichten Transparenzvorschriften,<br />
die eine größere<br />
Disziplin aller Marktteilnehmer zur<br />
Folge haben wer<strong>de</strong>n.<br />
Auswirkungen von Basel II<br />
Im Vergleich zur <strong>de</strong>rzeitigen Regelung<br />
wer<strong>de</strong>n die Auswirkungen von Basel 11<br />
auf Banken und Unternehmen vor allem<br />
bei <strong>de</strong>r Kalkulation <strong>de</strong>r Kreditkonditionen<br />
(Pricing) sichtbar wer<strong>de</strong>n.<br />
Für die Banken be<strong>de</strong>utet die <strong>de</strong>rzeitige<br />
Regelung, dass die Bonität <strong>de</strong>r Kreditnehmer<br />
bei <strong>de</strong>r Eigenkapitalunterlegung<br />
keine Rolle spielt. Vielmehr erfolgt eine<br />
pauschale Bonitätsgewichtung anhand<br />
eines Einheitssatzes von 100 Prozent.<br />
Die Bank muss 8 % ihres gesamten Kreditvolumens<br />
mit Eigenkapital unterlegen.<br />
Damit entstehen <strong>de</strong>r Bank unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r Bonität <strong>de</strong>s Kreditnehmers stets<br />
die gleichen Eigenkapitalkosten. Beispielsweise<br />
muss eine Bank einen Kredit<br />
in Höhe von einer Million € unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r Bonität <strong>de</strong>s Kreditnehmers mit<br />
80 T€ Eigenkapital unterlegen.<br />
Künftig wird die pauschale Bonitätsgewichtung<br />
für alle Kredite entfallen und<br />
anhand konkreter Bonitätsnoten im Ergebnis<br />
eines Ratings erfolgen. Darüber<br />
hinaus wird es anstelle eines einheitlichen<br />
Unteriegungssatzes differenzierte<br />
Unteriegungssätze geben. Damit steht<br />
bei <strong>de</strong>r Eigenkapitalunterlegung eine differenzierte<br />
Bewertung von kreditnehmerindividuellen<br />
Kreditrisiken im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
Die mit Hilfe <strong>de</strong>s Ratings bewerteten<br />
Finanzierungsrisiken sind maßgeblich<br />
dafür, in welcher Höhe das Kreditportfolio<br />
<strong>de</strong>r Bank mit Eigenkapital zu<br />
unterlegen ist.<br />
Für die Bank be<strong>de</strong>utet das: Je schlechter<br />
das Rating eines Kreditnehmers, um<br />
so höher ist die Eigenkapitalunterlegung<br />
für <strong>de</strong>ssen Kredite und um so<br />
höher sind die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
Eigenkapitalkosten für die Bank.<br />
Für die Unternehmen be<strong>de</strong>utet die <strong>de</strong>rzeitige<br />
Regelung, dass in das Pricing <strong>de</strong>r<br />
Unternehmenskredite immer die gleichen<br />
Eigenkapitalkosten einfließen. Das<br />
be<strong>de</strong>utet, dass Unternehmen mit besserer<br />
Bonität die Kreditkonditionen von<br />
Unternehmen mit schlechterer Bonität<br />
subventionieren.<br />
Künftig wer<strong>de</strong>n für je<strong>de</strong>n Kredit die in<br />
Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Bonität <strong>de</strong>s<br />
Kreditnehmers tatsächlich anfallen<strong>de</strong>n<br />
Eigenkapitalkosten bei <strong>de</strong>r Zinskalkulation<br />
berücksichtigt. Unternehmen mit<br />
besserer Bonität und damit besserem<br />
Rating wer<strong>de</strong>n ten<strong>de</strong>nziell günstigere<br />
Kreditkonditionen erhalten als Unternehmen<br />
mit schlechterer Bonität und damit<br />
schlechterem Rating.<br />
Rating und Ratingverfahren<br />
Ein Rating ist eine Bonitätsbewertung<br />
<strong>de</strong>s Kreditnehmers zur Einschätzung <strong>de</strong>r<br />
zukünftigen Kapitaldienstfähigkeit (bzw.<br />
<strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeit). Wenn das<br />
Ratingverfahren durch ein Kreditinstitut<br />
durchgeführt wird, spricht man von<br />
einem „internen Rating". Dagegen steht<br />
ein „externes Rating", durchgeführt<br />
durch eine spezialisierte Agentur (z. B.<br />
international tätige wie Moodys und<br />
Standard & Poors sowie europäische wie<br />
EuroRatings und Creditreform).<br />
Bankinterne Ratingverfahren kommen<br />
zur Unterstützung <strong>de</strong>r Kreditentscheidung<br />
bereits seit einigen Jahren zum Einsatz.<br />
Allerdings waren diese Verfahren<br />
bisher i.d.R. institutsindividuell aufgebaut.<br />
Aufsichtsrechtliche Vorgaben o<strong>de</strong>r<br />
auch Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen gab es bisher<br />
nicht, diese Verfahren waren aber<br />
auch nicht zur Berechnung <strong>de</strong>r<br />
Eigenmittelunteriegung <strong>de</strong>r Banken zugelassen.<br />
Sie dienten in erster Linie <strong>de</strong>r<br />
bankinternen Steuerung.<br />
Einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n<br />
nun durch die Neufassung <strong>de</strong>r „Vorschriften<br />
zur Eigenmittelunteriegung in Kreditinstituten<br />
(Basel 11)" erfolgen. Die Banken<br />
können sich zukünftig ihrer internen<br />
Ratingverfahren o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ratings externer<br />
Agenturen bedienen. Die Bankaufsicht<br />
muss die internen Ratingverfahren<br />
aber explizit überprüfen und<br />
zulassen. Wenn folgen<strong>de</strong> Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen<br />
durch die Institute und das<br />
jeweilige Ratingverfahren erfüllt wer<strong>de</strong>n,<br />
ist eine solche Zulassung möglich:<br />
^ angemessene Differenzierung <strong>de</strong>s<br />
Kreditrisikos;<br />
Vollständigkeit und Glaubwürdigkeit<br />
<strong>de</strong>r Ratingzuordnung;<br />
Überwachung <strong>de</strong>r Ratingsysteme<br />
und -Prozesse;<br />
^ festgelegte Kriterien und Ausrichtung<br />
von Ratingsystemen;<br />
^ Schätzung <strong>de</strong>r Ausfallwahrscheinlichkeiten;<br />
•*• Sammlung von Daten;<br />
^ tatsächliche Anwendung <strong>de</strong>s internen<br />
Ratingverfahrens;<br />
^ interne Validierung und Einhaltung<br />
<strong>de</strong>r Offenlegungspflichten.<br />
Damit diese Anfor<strong>de</strong>rungen erfüllt wer<strong>de</strong>n<br />
können, müssen die bisher eingesetzten<br />
Ratingverfahren überarbeitet und<br />
ggfs. auch ersetzt wer<strong>de</strong>n. Die großen<br />
Banken führen diese Weiterentwicklung<br />
intern durch, da die vorhan<strong>de</strong>nen umfangreichen<br />
Datenbestän<strong>de</strong> eine ausreichen<strong>de</strong><br />
Validierung ermöglichen. Daneben<br />
stehen diesen Banken i.d.R. umfangreiche<br />
interne Ressourcen für diese Entwicklungen<br />
zur Verfügung.<br />
Kleinere Banken sowie die Sparkassen<br />
und Genossenschaftsbanken wer<strong>de</strong>n bei<br />
<strong>de</strong>r Erfüllung dieser Aufgabe durch ihre<br />
Verbän<strong>de</strong> unterstützt, da nur durch ein<br />
Pooling <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n einzelnen Instituten<br />
vorliegen<strong>de</strong>n Daten eine statistisch ausreichen<strong>de</strong><br />
Datenbasis geschaffen wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Je<strong>de</strong>s Institut muss aber das mit<br />
Hilfe seines Verban<strong>de</strong>s entwickelte<br />
Ratingverfahren in seine individuelle<br />
Umgebung und Arbeitsabläufe integrieren.<br />
In je<strong>de</strong>m Kreditinstitut wird es dann<br />
also einen individuellen Ratingprozess<br />
geben. Dieser gesamte Prozess inklusive<br />
<strong>de</strong>s verwen<strong>de</strong>ten Ratingmo<strong>de</strong>lls wird<br />
durch die Bankenaufsicht auf Konformität<br />
mit <strong>de</strong>n Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rungen überprüft<br />
und zugelassen.<br />
Hieraus wird ersichtlich, dass es auch<br />
zukünftig keine Anerkennung <strong>de</strong>r<br />
Ratingergebnisse durch an<strong>de</strong>re Institute<br />
geben wird. Gleichwohl kann aber<br />
ein vorliegen<strong>de</strong>s Ratingergebnis als Basis<br />
z. B. für Konditionsverhandlungen mit<br />
an<strong>de</strong>ren Banken sehr hilfreich sein.<br />
Strul(tur <strong>de</strong>s internen Banicratings<br />
Die durch die Kreditinstitute durchgeführten<br />
Ratingverfahren stellen alle ein<br />
reines Bonitätsrating dar, d. h. die Art<br />
und <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r Kreditsicherstellung<br />
spielen hierbei keine Rolle. Der ermittelte<br />
Sicherheitenwert wird erst bei <strong>de</strong>r Ermittlung<br />
<strong>de</strong>r Risikoprämie (siehe unten)<br />
berücksichtigt. Es kommen weitestgehend<br />
objektivierte Verfahren zur Anwendung,<br />
die manuelle Ergebnisverän<strong>de</strong>rungen<br />
stark einschränken.<br />
596
folgen<strong>de</strong>n vier Teilbereiche, <strong>de</strong>ren Teilergebnisse<br />
zu einem Gesamtergebnis<br />
führen:<br />
^ Analyse <strong>de</strong>r Hardfacts<br />
Maßgeblicher Bestandteil ist die<br />
Analyse <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Verhältnisse<br />
anhand <strong>de</strong>r Jahresabschlusszahlen<br />
und <strong>de</strong>r unterjährigen betriebswirtschaftlichen<br />
Auswertungen, die die Unternehmen<br />
aufgrund <strong>de</strong>r einschlägigen gesetzlichen<br />
Vorschriften erstellen (müssen).<br />
Beson<strong>de</strong>rer Augenmerk wird bei <strong>de</strong>r Auswertung<br />
auf die Kennzahlen zur Rentabilität<br />
(z. B. EBITDA / GK), zur Vermögensstruktur<br />
(z. B. GK / FK) und zur Unternehmensliquidität<br />
(z. B. EBITDA / Zins)<br />
gelegt.<br />
Wichtig ist,<br />
dass sowohl<br />
aktuelle Informationen<br />
als<br />
auch die Entwicklung<br />
im<br />
Zeitveriauf analysiert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
internationaler<br />
Rechnungs-<br />
1 e g u n g s -<br />
Standards (lAS,<br />
US-GAAP)-wie<br />
z. B. Aktivierungsverbote<br />
und-pflichtenwer<strong>de</strong>n<br />
berücksichtigt.<br />
Die eigentliche<br />
Analyse erfolgt<br />
dann durch<br />
eine maschinelle<br />
Bewertung<br />
mittels mathematisch-statistischer<br />
Verfahren<br />
<strong>de</strong>r<br />
Bilanzanalyse<br />
( D i s k r i m i -<br />
nanzanalyse,<br />
BP-14etc.).<br />
* Analyse<br />
<strong>de</strong>r Softfacts<br />
Die Analyseverfahren<br />
sind<br />
meist als Scorecard<br />
ausgelegt.<br />
Es besteht<br />
jeweils ein<br />
festgelegter<br />
Fragenkatalog<br />
entwicklung festgestellt wur<strong>de</strong> - mit einer<br />
<strong>de</strong>finierten Antwortstruktur<br />
Solche Scorecards können z. B. wie folgt<br />
angelegt sein (siehe Abbildung)-<br />
^ Objekt- / Investitionsbewertung<br />
Eine entsprechen<strong>de</strong> Objekt- bzw.<br />
Investitionsbewertung kommt alternativ<br />
bzw. ergänzend zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n vorgenannten<br />
Punkten zur Anwendung, wenn<br />
die Kapitaldienstfähigkeit direkt vom<br />
Finanzierungsgegenstand abhängt. Dies<br />
ist z. B. bei gewerblichen Immobilienfinanzierungen<br />
<strong>de</strong>r Fall.<br />
Hauptaugenmerk liegt hier auf <strong>de</strong>n Ertragsaussichten,<br />
<strong>de</strong>r Substanz sowie <strong>de</strong>n<br />
Finanzierungsrisiken, <strong>de</strong>m Investitions<br />
Controller magazin 6/02<br />
Die Verfahren glie<strong>de</strong>rn sich i.d.R. in die - <strong>de</strong>ssen Signifikanz bei <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llmanagement<br />
und ggfs. <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Län<strong>de</strong>rrisiken.<br />
* Individuelle Bewertung durch <strong>de</strong>n<br />
Analysten<br />
Hier erfolgt die Ergänzung <strong>de</strong>r Analyseergebnisse<br />
um spezifische Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
<strong>de</strong>s Kreditnehmers und die Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>s Erfahrungshintergrun<strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>s Analysten. Voraussetzung ist <strong>de</strong>shalb<br />
die Durchführung und Ergebnisklassifizierung<br />
durch entsprechend ausgebil<strong>de</strong>ten<br />
Analysten <strong>de</strong>s Institutes.<br />
Dem Bewerten<strong>de</strong>n wird eine Analysestruktur<br />
zur Notenfindung vorgegeben,<br />
je<strong>de</strong> Bewertung muss <strong>de</strong>tailliert begrün<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n und die Ergebnisbestätigung<br />
erfolgt im 4-Augen-Prinzip.<br />
Klsisse Gruppe Fragestellungen<br />
Qualität und Aktualität <strong>de</strong>r<br />
Bilanzierungsverhai ten Ausnutzung von Wahlrechten und Spielräumen<br />
vorgelegten<br />
Infotmationen<br />
Unterschie<strong>de</strong> zwischen Erfolgs-<br />
auffällige Verän<strong>de</strong>rungen bei Vorräten, For<strong>de</strong>rungserhöhung<br />
und<br />
Finanzrechnung ohne entsprechen<strong>de</strong>s Wachstum<br />
Jahresüberschuß nachhaltig kleiner als Finanzüberschuß<br />
Qualität <strong>de</strong>r monetären<br />
Daten zeitnah und ausreichend <strong>de</strong>tailliert<br />
Fundierter Einblick in Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage<br />
ausreichen<strong>de</strong> Beurteilungsmöglichkeit <strong>de</strong>r unterjähngen Entwicklung<br />
(Einreichung von BWA's)<br />
qualifizierte Planungsaussagen zur zukünftigen Entwicklung<br />
(Strategie, Markteinschätzung, Investitionsplanung, Kostenmanagement...)<br />
Beurteilung <strong>de</strong>s<br />
Managements<br />
Führungsebene<br />
Konfliktpotenzial (z.B. aus Gesellschafter- und Geschäftsfiihrungsstruktur)<br />
Bewertung <strong>de</strong>r Marltt- und<br />
Persönlichkeit, Qualifizierung und Erfahrung<br />
Verteilung <strong>de</strong>r Führungsverantwortung und Nachfolgeregelungen<br />
Informationsverhalten<br />
Kontakt zur Bank<br />
Termin- und Absprachentreue<br />
Organisation<br />
Angemessenheit, Flexibilität, Verantwortungsverteilung<br />
ausreichen<strong>de</strong> Informationssysteme<br />
Rechnungswesen /<br />
Controlling Marktgerechte Kalkulation, internes Berichtswesen über wesentliche<br />
Infotmationen<br />
Investitionsentscheidungsverhalten (Strategie getrieben ?)<br />
Personal /<br />
Mitarbeiter<br />
Motivation und Qualifikation<br />
Betriebsklima / Fluktuation<br />
Kemprozesse <strong>de</strong>r Leistungserstellung<br />
Personal- und Anlagenressourcen<br />
Qualität<br />
Kostenbewusstsein<br />
Vertrieb Kun<strong>de</strong>norientierung und Vertriebskonzeption<br />
Branche<br />
Trendabhängigkeit<br />
Branchenlage sowie <strong>de</strong>r Prognosen<br />
Nachfrageentwicklung<br />
Risikomanagement<br />
Betriebsrisikoabsicherung (Versicherungen)<br />
Kun<strong>de</strong>n- und Lieferantenbonitätsrisiken (Struktur, Diversifizierungsgrad)<br />
Markt<br />
Wettbcwerbssituation<br />
Marktanteil / Marktvorteile bzw. -nachteile<br />
Marktmacht<br />
Umsatzentwicklung Verlauf und Kontinuität<br />
Leistungsangebot<br />
Angebotstiefe und - mischung<br />
Kontoführung<br />
Vertragserfüllung (Kapitaldienste, Absprachen..)<br />
Finanzverhalten <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens<br />
Art <strong>de</strong>r Bankverbindung (Haupt- o<strong>de</strong>r Nebenbank)<br />
Konditionsempfindlichkeit<br />
IContodatcnanalyse<br />
Scheck- und Lastschnftretouren<br />
Kontoumsatzentwicklung<br />
Sal<strong>de</strong>nentwicklung<br />
Finanzielle<br />
Potenziale<br />
externe Auskünfte<br />
Gesellschafterhin tetgrund<br />
597
Controller magazin 6/02 - Torsten Peukert / Stephan Fleischer<br />
Durchführung im Kreditinstitut<br />
Eine Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rung an die internen<br />
Ratingverfahren ist die Verpflichtung<br />
zur tatsächlichen Anwendung und Nutzung<br />
<strong>de</strong>s Verfahrens auch zur internen<br />
Steuerung <strong>de</strong>r Bank. Hieraus lässt sich<br />
u. a. auch ableiten, dass zukünftig je<strong>de</strong><br />
Kreditentscheidung mit einem internen<br />
Rating verbun<strong>de</strong>n sein wird. Hinzu<br />
kommt, dass in <strong>de</strong>n Kreditinstituten das<br />
Ratingverfahren als institutionalisierter<br />
und regelmäßiger Prozess eingeführt<br />
wird. Neuratings wer<strong>de</strong>n dann jeweils<br />
bei signifikanten Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />
Kun<strong>de</strong>n bzw. <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>numfel<strong>de</strong>s, aber<br />
min<strong>de</strong>stens einmal jähdich erfolgen.<br />
In <strong>de</strong>n Instituten wird es eine TVennung<br />
von Ratingdurchführung und Entscheidungskompetenz<br />
geben müssen.<br />
Zusätzlich wird eine unabhängige Überwachung<br />
<strong>de</strong>r Ratingsystematik und <strong>de</strong>s<br />
Ratingverfahrens durch die Bankaufsicht<br />
gefor<strong>de</strong>rt.<br />
Zusammenhang mit Konditionsgestaltung<br />
Typische Bestandteile <strong>de</strong>r Preisfindung<br />
von Kreditgeschäften in Banken sind:<br />
^ Laufzeit <strong>de</strong>s Kredites,<br />
^ Marktzinsniveau,<br />
^ Risikoprämie (Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
<strong>de</strong>s Kredits),<br />
^ Besicherung <strong>de</strong>s Kredits,<br />
Kosten <strong>de</strong>r Eigenkapitalhinterlegung,<br />
^ Eigenkapitalrendite und Gewinnmarge,<br />
* Kosten <strong>de</strong>r Kreditvergabe.<br />
Das Ratingergebnis wird also an zwei<br />
Stellen in die Kalkulation <strong>de</strong>s Kreditpreises<br />
einbezogen, sowohl als Risikoprämie als<br />
auch als Kosten für die notwendige<br />
Eigenmittelunteriegung.<br />
Basel II än<strong>de</strong>rt aber nur die Ermittlung<br />
<strong>de</strong>r Eigenmittelunte<strong>de</strong>gung und dies ist<br />
i.d.R. nur ein Teil <strong>de</strong>s Gesamtpreises eines<br />
Kreditgeschäftes. Größere Be<strong>de</strong>utung<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s Pricing hat dagegen die<br />
Ermittlung <strong>de</strong>r Risikoprämie, da das<br />
Ratingergebnis die Wahrscheinlichkeit<br />
<strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsausfalls in einem bestimmten<br />
Zeitraum repräsentiert. Bei <strong>de</strong>r<br />
Risikoprämie han<strong>de</strong>lt es sich - vereinfacht<br />
formuliert - um eine „Versicherungsprämie",<br />
die das kreditindividuelle Ausfallrisiko<br />
wi<strong>de</strong>rspiegelt und die in die<br />
Gestaltung <strong>de</strong>r Kreditkonditionen <strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n<br />
Kredites einfließt.<br />
Entsprechend lässt sich <strong>de</strong>r sogenannte<br />
„erwartete Verlust" aus diesem Geschäft<br />
errechnen. Dieses Verfahren ist<br />
z. B. aus <strong>de</strong>r Versicherungsmathematik<br />
bekannt, auch hier wer<strong>de</strong>n die Prämien<br />
anhand <strong>de</strong>r Verlusteintrittswahrscheinlichkeit<br />
entsprechend ermittelt.<br />
Die möglichst korrekte Ermittlung dieser<br />
Risikoprämie ist Grundvoraussetzung<br />
bankbetrieblicher Geschäftskalkulation.<br />
Die Durchsetzung <strong>de</strong>r ermittelten Prämie<br />
ist für die Kreditinstitute betriebswirtschaftlich<br />
unabdinglich und vollkommen<br />
unabhängig von <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Vorschriften zur Eigenmittelunteriegung<br />
durch Basel II. Deshalb ist auch die Ableitung<br />
von „drastischen Folgen für die<br />
Kreditversorgung <strong>de</strong>s Mittelstan<strong>de</strong>s" aus<br />
Basel II so nicht nachvollziehbar.<br />
Gleichwohl wer<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>m Einfluss<br />
von Basel II durch die Einführung eines<br />
vali<strong>de</strong>n internen Ratingsystems immer<br />
mehr Banken in die Lage versetzt, die<br />
Risikoprämie erstmals korrekt zu ermitteln.<br />
Die Durchsetzung dieser Prämie<br />
am Markt wird dann zu einer bonitätsabhängigen<br />
Konditionsspreizung führen.<br />
Das folgen<strong>de</strong> Beispiel ver<strong>de</strong>utlicht die<br />
Errechnung <strong>de</strong>r Risikoprämie:<br />
PD (Ausfallwahrscheinlichkeit) = 1 %<br />
RR (Recovery Rate) = 10 %<br />
Sicherheitenwert = 50 T€<br />
Kredithöhe = 100T€<br />
Kreditrisikokosten (vereinfacht für eine<br />
Perio<strong>de</strong>):<br />
= (Kredithöhe-Sicherheitenwert)*(1 -RR)*<br />
PD = (100-50)*(1-0,1)*0,01<br />
= 0,45<br />
Dies be<strong>de</strong>utet, dass die Beispielfirma mit<br />
einer statistischen Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
(PD) von 1 % im ersten )ahr (entspricht<br />
in etwa einem Standard&Poors<br />
Rating von BB), bewertbaren Sicherheiten<br />
von 50 T€ und einem Rückfluss im<br />
Konkursfall von nochmals 10 % <strong>de</strong>r Restfor<strong>de</strong>rung<br />
(Recovery Rate = 10%) einen<br />
Risikoaufschlag von 0,45% p.a. auf <strong>de</strong>n<br />
Kreditbetrag von 100 T€ zu zahlen hat.<br />
Auswirl(ungen auf Unternehmen<br />
Letztendlich lassen sich die konkreten<br />
Auswirkungen auf das einzelne Unternehmen<br />
nur nach einer individuellen<br />
Stärken-ZSchwächenanalyse beschreiben.<br />
Allerdings kann davon ausgegangen<br />
wer<strong>de</strong>n, dass folgen<strong>de</strong> Punkte die Mehrzahl<br />
<strong>de</strong>r mittelständischen Unternehmen<br />
- zumin<strong>de</strong>st teilweise - betreffen:<br />
• Schaffung <strong>de</strong>r notwendigen Transparenz<br />
und Informationsbereitschaft<br />
als Voraussetzung eines sachgerechten<br />
Rating;<br />
• Verbesserung <strong>de</strong>r unternehmensinternen<br />
Abläufe und <strong>de</strong>r internen<br />
Kommunikation;<br />
• Verbesserung <strong>de</strong>s internen Berichtsund<br />
Managementinformationssystems;<br />
• Einrichtung bzw. Anpassung eines leistungsfähigen<br />
Controllingsystems mit<br />
Funktionen zur Planrechnung und<br />
zum Plan-Ist-Abgleich<br />
sowie <strong>de</strong>r<br />
Trennung zwischen<br />
externem<br />
und internem<br />
Rechnungswesen;<br />
• aktive und<br />
regelmäßige<br />
Kommunikation<br />
mit <strong>de</strong>n Kreditgebern;<br />
• soweit<br />
möglich und<br />
sinnvoll Erschließung neuer Wege <strong>de</strong>r<br />
Fremdfinanzierung und einer neuen<br />
Eigenkapitalkultur.<br />
Sowohl die Vorbereitung auf das bankinterne<br />
Rating als auch das<br />
Ratingverfahren selber sollten als Chance<br />
und kostenloses Frühwarnsystem verstan<strong>de</strong>n<br />
und genutzt wer<strong>de</strong>n. Die Unternehmensanalyse<br />
sollte so schnell als<br />
möglich vorgenommen wer<strong>de</strong>n, damit<br />
noch ausreichend Zeit zur Umsetzung<br />
<strong>de</strong>r notwendigen Verän<strong>de</strong>rungen bleibt.B<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
23 37 G F<br />
598
Controller magazin 6/02<br />
Entwickeln Sie Ihre Persönlichkeit.<br />
Bestimmen Sie Ihre Karriere.<br />
Beweglichkeit ist das Wichtigste.<br />
Beson<strong>de</strong>rs im Kopf.<br />
SYSTEMSPEZIALIST - TAX<br />
DIPLOM-WIRTSCHAFTSINFORMATIKER<br />
ODER DIPLOM-BETRIEBSWIRT (m/w)<br />
Für die Weiterentwicklung von Instrumenten und Systemen für die internationale<br />
Konzemsteuerplanung und -recfinung sowie die Entwicklung von<br />
IT-basierten Steuercontrollingprodukten suchen wir eine kommunikationsstarke<br />
Persönlichkeit mit hoher Problemlösungskompetenz. Sie verfugen<br />
über einen Abschluss als Wirtschaflsinformatiker/in o<strong>de</strong>r Betriebswirt/in<br />
(UNI/FH), haben bereits erste Erfahrungen gesammelt und beherrschen<br />
die englische Sprache sicher in Wort und Schrift. Weiterhin sollten Sie<br />
Kenntnisse in Visual Basic, Javascript und HTML-XML mitbringen, Datenschnittstellen<br />
programmieren und CGI-Skripte erstellen können. Die<br />
Bereitschaff zur Übernahme von Teilprojektverantwortung innerhalb interdisziplinärer<br />
Teams ist eine weitere wichtige Anfor<strong>de</strong>rung. Ihre vollständige<br />
Bewerbung sen<strong>de</strong>n Sie bitte unter Angabe <strong>de</strong>r Kennziffer 11000<br />
an Sanja Steinbrückner, KPMG, Marie-Curie-Straße 30, 60439 Frankfurt<br />
am Main, Telefon (069) 95 87-1718, die Ihnen auch für Fragen vorab<br />
gern zur Verfügung steht.<br />
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FINANCIAL ADVISORY SERVICES<br />
TAX<br />
Detaillierte Informationen unter www.kpmg.<strong>de</strong>/careers<br />
599
Controller magazin 6/02 - Peter Schuster / Daniela Mähler<br />
PROFIT CENTER<br />
UND VERRECHNUNGS<br />
PREISE<br />
Dipl.-Kfm. Dr. Peter Sctiuster, Professor<br />
für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre,<br />
insbes. Kostenrechnung und<br />
Controlling, an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Schmalkal<strong>de</strong>n (seit 1995); davor in leiten<strong>de</strong>r<br />
Funktion in einem internationalen<br />
Wissenschaftsverlag.<br />
E-Mail; Schuster® Fh-Schmalkal<strong>de</strong>n.<strong>de</strong><br />
Daniela Mähler, Studium <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehrean<strong>de</strong>r<br />
Fachhochschule<br />
Schmalkal<strong>de</strong>n, Abschluss erfolgt als<br />
DIplom-BetrIebswirtln, Mitarbeiterin bei<br />
Professor Dr. Peter Schuster<br />
von Peter Schuster und Daniela Mähler, Schmalkal<strong>de</strong>n<br />
1. DEZENTRALE UNTERNEHMEN<br />
UND INNERBETRIEBLICHE<br />
LEISTUNGSVERRECHNUNG<br />
Zu <strong>de</strong>n weitreichendsten Entscheidungen<br />
eines Unternehmens gehört die Wahl<br />
<strong>de</strong>r Organisationsform, durch die <strong>de</strong>n<br />
verschie<strong>de</strong>nen Teilen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
ein verbindlicher Rahmen gegeben wer<strong>de</strong>n<br />
soll. Organisationseinheiten können<br />
- abstrakt ausgedrückt - als Bün<strong>de</strong>lung<br />
von Teilaufgaben sowie von Personal- und<br />
Sachmitteln angesehen wer<strong>de</strong>n, wobei<br />
Aufgaben zusammengefasst (Zentralisation)<br />
o<strong>de</strong>r getrennt wer<strong>de</strong>n können (Dezentralisation).<br />
Eine typische Ausprägung <strong>de</strong>zentraler<br />
Unternehmensstrukturen stellen<br />
Profit Center-Organisatonen dar.<br />
<strong>Als</strong> Synonyme für die Profit Center-Organisation<br />
wer<strong>de</strong>n häufig die Begriffe<br />
„Geschäftsbereichsorganisation",<br />
„Spartenorganisation" o<strong>de</strong>r „divisionale<br />
Organisation" verwen<strong>de</strong>t. Die Einteilung<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens in sogenannte Profit<br />
Center geschieht dabei in <strong>de</strong>r Weise, dass<br />
eine Abgrenzung z. B. nach Produkten,<br />
Kun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Regionen vorgenommen<br />
wird und <strong>de</strong>r Profit Center-Manager für<br />
das Bereichsergebnis, d. h. sowohl fürdie<br />
Kosten als auch für die Erlöse seines Bereiches<br />
verantwortlich ist. Durch die Konzentration<br />
<strong>de</strong>r Bereiche wer<strong>de</strong>n spezifische<br />
Qualifikationen besser genutzt,<br />
schnellere Reaktionen auf Marktverän<strong>de</strong>rungen<br />
ermöglicht und eine höhere<br />
Motivation und Anteilnahme <strong>de</strong>r<br />
Bereichsmanager und Mitarbeiter erreicht.<br />
Allgemeiner formuliert ist <strong>de</strong>r Gedanke<br />
<strong>de</strong>s „Unternehmers im Unternehmen"<br />
Motivation zur Einführung einer<br />
<strong>de</strong>zentralen Organisationsform. An<strong>de</strong>rerseits<br />
steigt dadurch <strong>de</strong>r Koordinationsbedarf<br />
<strong>de</strong>rUnternehmensleitung,<br />
wird die Erfolgsermittlungsfunktion wichtiger<br />
(da die Bereiche an ihren Ergebnissen<br />
gemessen und beurteilt wer<strong>de</strong>n) und<br />
gewinnt die Steuerung <strong>de</strong>r Bereiche durch<br />
die Unternehmensleitung (z. B. durch die<br />
geeignete Wahl von Verrechnungspreisen)<br />
an Be<strong>de</strong>utung. Anreizeffekte<br />
durch das Gewähren von ergebnisabhängigen<br />
Vergütungsbestandteilen<br />
lassen sich durch die Profit Center-Organisation<br />
häufig leichter erreichen, da eine<br />
vom Bereichsgewinn abhängige Prämie<br />
größere Verhaltenswirkungen zeigen<br />
kann als eine Prämie in Abhängigkeit<br />
von <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s Unternehmensgewinns.<br />
Die Bezeichnung „Profit Center-Rechnung"<br />
greift im Grun<strong>de</strong> zu kurz, da es<br />
auch an<strong>de</strong>re, wenngleich mit geringerer<br />
Be<strong>de</strong>utung in <strong>de</strong>r Praxis versehene<br />
Abgrenzungskonzepte gibt, die<br />
stichwortartig in <strong>de</strong>r Abbildung skizziert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Wie erwähnt, gewinnt die Bestimmung<br />
von Verrechnungspreisen bei Vorliegen<br />
innerbetrieblicher Leistungsverflechtungen<br />
immer dann große Be<strong>de</strong>utung,<br />
wenn ein <strong>de</strong>zentral organisiertes<br />
Unternehmen mit Verantwortiichkeit <strong>de</strong>r<br />
Bereichsleiter voriiegt, d. h. Unternehmensbereiche<br />
(z. B. Profit Center) autonom<br />
Entscheidungen treffen und für die<br />
Bereiche eigenständige Erfolgsbetrachtungen<br />
vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Vorgehensweise zur Bestimmung <strong>de</strong>r<br />
Verrechnungspreise wird dabei in <strong>de</strong>r<br />
Praxis oft nicht in ihrer Be<strong>de</strong>utung für die<br />
Aussagekraft <strong>de</strong>r Rechnung und für <strong>de</strong>n<br />
Aspekt <strong>de</strong>r Verhaltensbeeinflussung vollständig<br />
verstan<strong>de</strong>n bzw. akzeptiert. Die<br />
meisten Unternehmen beschränken sich<br />
nur darauf, (Voll-)Kosten innerbetrieblich<br />
weiterzuverrechnen.<br />
Zu beachten ist, dass die Verrechnungspreise<br />
verschie<strong>de</strong>ne, sich z. T gegenseitig<br />
ausschließen<strong>de</strong> Funktionen zu erfüllen<br />
haben und dass die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Typen von Verrechnungspreisen diese<br />
Funktionen im unterschiedlichen Umfang<br />
erfüllen.<br />
600
Organisationsform<br />
Cost Center<br />
Expense Center<br />
Revenue Center<br />
Profit Center<br />
Verantwortlichkeit/<br />
Entscheidungsbefugnisse<br />
Kosten (Effizienz <strong>de</strong>r<br />
Leistungserstellung soll<br />
gemessen wer<strong>de</strong>n); typisch in<br />
Produktions- o<strong>de</strong>r<br />
Servicebereichen.<br />
Ausgaben (die zur Erstellung<br />
einer betreffen<strong>de</strong>n Leistung<br />
getätigt wer<strong>de</strong>n), gemessen<br />
über Budgets; häufig im<br />
Bereich F& E o<strong>de</strong>r Marketing.<br />
Erlöse (ohne Kosten, die in<br />
an<strong>de</strong>ren Verantwortungsbereichen<br />
verursacht wer<strong>de</strong>n),<br />
selten in reiner Form zu<br />
fin<strong>de</strong>n; z.B. im Marketingbereich<br />
Gewinne (Kosten und Erlöse);<br />
lediglich Investitions- und<br />
Finanzierungsentscheidungen<br />
bleiben <strong>de</strong>r Untemehmenszentrale<br />
vorbehalten<br />
Investment Center wie Profit Center, aber auch<br />
über Finanzierungsentscheidungen<br />
Instrumente zur<br />
Leistungsbeurteilung<br />
Analyse <strong>de</strong>r<br />
Kostenabweichungen<br />
Budgetkontrolle<br />
Analyse <strong>de</strong>r<br />
Erlösabweichungen<br />
Analyse <strong>de</strong>r Kosten-,<br />
Erlös- und Deckungsbeitragsabweichungen,<br />
zusätzl. ggf. ROI,<br />
Residualeinkommen,<br />
EVA (Economic Value<br />
Ad<strong>de</strong>d)<br />
ROI (Retum on<br />
Investment),<br />
Residualeinkommen,<br />
EVA<br />
Controller magazin 6/02<br />
sinnvollen (d. h. optimalen) Entscheidungen<br />
<strong>de</strong>ckungsgleich mit <strong>de</strong>n Entscheidungen<br />
sind, die die Zentrale treffen wür<strong>de</strong>,<br />
hätte sie alle Informationen (<strong>de</strong>r Bereiche).<br />
Hierbei wird die Koordinationsfunktion<br />
<strong>de</strong>r Verrechnungspreise verfolgt.<br />
2.3 Sonstige Funktionen<br />
Neben <strong>de</strong>n Hauptaufgaben von Verrechnungspreisen,<br />
<strong>de</strong>r Erfolgsermittlung und<br />
<strong>de</strong>r Koordination können Verrechnungspreise<br />
eine Reihe von weiteren Funktionen<br />
erfüllen.<br />
Zu diesen Funktionen gehören:<br />
- Kalkulation zur Ermittlung von Entscheidungsgrundlagen<br />
für die Zentrale,<br />
wenn Leistungen mehrere selbständige<br />
Unternehmensbereiche<br />
durchlaufen;<br />
- Preisrechtfertigung gegenüber Dritten<br />
und öffentlichen Regierungsbehör<strong>de</strong>n;<br />
- Vereinfachung durch Verwendung<br />
normalisierter Größen als Planwerte.<br />
2. FUNKTIONEN VON VERRECH<br />
NUNGSPREISEN<br />
2.1 Erfolgsermittlungsfunktion zur<br />
Beurteilung <strong>de</strong>s Gewinnbeitrages <strong>de</strong>r<br />
Bereiche<br />
Verrechnungspreise sind in <strong>de</strong>zentralen<br />
Unternehmensorganisationen notwendig,<br />
um <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r einzelnen Unternehmensbereiche<br />
ermitteln und beurteilen<br />
zu können, wenn Leistungsverflechtungen<br />
zwischen diesen Bereichen<br />
bestehen.<br />
Die sich bei <strong>de</strong>r Zugrun<strong>de</strong>legung <strong>de</strong>r<br />
Verrechnungspreise ergeben<strong>de</strong>n<br />
Bereichsgewinne <strong>de</strong>s abgeben<strong>de</strong>n sowie<br />
<strong>de</strong>s empfangen<strong>de</strong>n Bereichs sollen aussagekräftig<br />
sein, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Verrechnungspreis<br />
stellt einerseits <strong>de</strong>n Erlös <strong>de</strong>s abgeben<strong>de</strong>n<br />
wie auch die Einstandskosten<br />
<strong>de</strong>s beziehen<strong>de</strong>n Bereichs dar und beeinflusst<br />
somit die Ausweisung <strong>de</strong>r Gewinnbzw.<br />
Verlustbeiträge dieser bei<strong>de</strong>n Bereiche.<br />
Da die Bereichserfolge die Grundlage<br />
für Entscheidungen <strong>de</strong>r Bereichswie<br />
auch <strong>de</strong>r Unternehmensleitung sind<br />
(z.B. über strategische Maßnahmen o<strong>de</strong>r<br />
Mittelzuteilungen) und da auch die<br />
Leistungsbeurteilung (ggf. Gehaltsbestandteile<br />
wie Prämien etc.) auf <strong>de</strong>r<br />
Grundlage von Bereichsgewinnen erfolgen<br />
kann, sind nach <strong>de</strong>r Erfolgsermittlungshtnktion<br />
<strong>de</strong>r Verrechnungspreise<br />
diese so festzulegen, dass sie zu<br />
aussagekräftigen Bereichsgewinnen führen.<br />
2.2 Koordinationsfunktion zur Verhaltenssteuerung<br />
<strong>de</strong>r Bereichsmanager<br />
Verrechnungspreise sollen das Han<strong>de</strong>ln<br />
und die Entscheidungen <strong>de</strong>r Bereiche beeinflussen:<br />
Bereichsleitern wird <strong>de</strong>r Anreiz<br />
gegeben, durch ihre autonomen Entscheidungen<br />
ihren Bereichsgewinn zu maximieren,<br />
d. h. Entscheidungen im Sinne<br />
ihres Bereiches zu treffen. Nicht notwendigerweise<br />
müssen diese (aus Bereichssicht)<br />
„optimalen" Entscheidungen auch zu <strong>de</strong>n<br />
aus Unternehmensgesamtsicht „optimalen"<br />
Entscheidungen führen, d. h. es kann<br />
Entscheidungen geben, die aus Sicht<br />
<strong>de</strong>s Bereichs zwar als günstig, aus Unternehmensgesamtsicht<br />
aber als ungünstig<br />
zu werten sind. Mit Hilfe von Verrechnungspreisen<br />
kann auf die <strong>de</strong>zentralen<br />
Entscheidungen Einfluss genommen wer<strong>de</strong>n,<br />
in<strong>de</strong>m die Verrechnungspreise<br />
sicherstellen, dass die aus Bereichssicht<br />
2.4 Asymmetrisch verteilte Informationen,<br />
Zielkonflikte und Verrechnungspreise<br />
Problematisch für die Bestimmung <strong>de</strong>r<br />
Verrechnungspreise ist die Tatsache, dass<br />
es we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n „richtigen" noch einen<br />
„gerechten" Verrechnungspreis gibt<br />
Die meisten Mo<strong>de</strong>lle zur Verrechnungs<br />
Preisbestimmung gehen von symme<br />
frisch verteilten Informationen aus, d. h<br />
es wird unterstellt, die Unternehmens<br />
zentrale besitze die gleichen Informatio<br />
nen wie die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Unternehmensbereiche<br />
und könnte somit das<br />
Koordinationsproblem selbst lösen. In <strong>de</strong>r<br />
Untemehmenspraxis wird dies aber regelmäßig<br />
nicht <strong>de</strong>r Fall, son<strong>de</strong>rn die<br />
Bereichsleiter wer<strong>de</strong>n besser informiert<br />
sein. Diese asymmetrisch verteilten Informationen<br />
haben zur Folge, dass die<br />
Bereichsleiter nicht an ihren tatsächlichen<br />
Leistungen, son<strong>de</strong>rn anhand von<br />
Surrogaten wie z.B. <strong>de</strong>m Bereichsgewinn<br />
beurteilt wer<strong>de</strong>n und dass sich somit die<br />
Ziele <strong>de</strong>r Bereichsleiter zwangsläufig von<br />
<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Untemehmenszentrale unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Darüber hinaus stehen die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Funkrionen von Verrechnungspreisen<br />
häufig zueinan<strong>de</strong>r in Konkurrenz<br />
bzw. schließen sich sogar gegen-<br />
601
Controller magazin 6/02 - Peter Schuster / Daniela Mähler<br />
seitig aus. Beson<strong>de</strong>rs stark ausgeprägt<br />
ist dieser Zielantagonismus zwischen <strong>de</strong>r<br />
Erfolgsermitdungs- und Koordinationsfunktion,<br />
<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Hauptfunktionen<br />
<strong>de</strong>r Verrechnungspreise.<br />
Die Wahl <strong>de</strong>s Verrechnungspreistypus<br />
hängt damit auch im wesendichen davon<br />
ab, weicher dieser bei<strong>de</strong>n Funktionen<br />
größere Be<strong>de</strong>utung zugewiesen wird.<br />
3. TYPEN VON VERRECHNUNGS<br />
PREISEN<br />
3.1 Kostenorientierte Verrechnungspreise<br />
Verrechnungspreise auf Basis <strong>de</strong>r Kosten<br />
<strong>de</strong>r erstellten internen Leistung wer<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>r Praxis am häufigsten verwen<strong>de</strong>t.<br />
Sie umfassen eine relativ heterogene<br />
Menge unterschiedlicher Verrechnungspreistypen,<br />
nämlich auf Basis von:<br />
(a) Istkosten o<strong>de</strong>r Standardkosten,<br />
(b) Grenzkosten o<strong>de</strong>r Vollkosten,<br />
(c) Kosten o<strong>de</strong>r Kosten „plus" Aufschlag.<br />
(a) Istkosten o<strong>de</strong>r Standardkosten<br />
Verrechnungspreise auf Istkostenbasis<br />
führen zu einer exakten Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r<br />
jeweils angesetzten Kosten(-arten) beim<br />
abgeben<strong>de</strong>n Bereich. Das Risiko von<br />
Kostenschwankungen trägt dabei ausschließlich<br />
<strong>de</strong>r beziehen<strong>de</strong> Bereich (z. B.<br />
UnWirtschaftlichkeiten). Bei Standardkostenbasis<br />
wer<strong>de</strong>n genau die Plankosten<br />
(auf Basis Standardkosten) abge<strong>de</strong>ckt,<br />
so dass ten<strong>de</strong>nziell <strong>de</strong>r abgeben<strong>de</strong> Bereich<br />
einen Anreiz zur wirtschaftlichen<br />
Erstellung <strong>de</strong>r Leistung erhält. Hierbei<br />
kann jedoch <strong>de</strong>r leisten<strong>de</strong> Bereich seine<br />
bessere Kenntnis <strong>de</strong>r wirklichen (erwarteten)<br />
Kosten zu Lasten <strong>de</strong>s empfangen<strong>de</strong>n<br />
Bereichs nutzen. Erfolgt die Festlegung<br />
<strong>de</strong>r Standardkosten hingegen von<br />
<strong>de</strong>r Zentrale, wird diese wie<strong>de</strong>r in das<br />
Tagesgeschäft integriert, aus <strong>de</strong>m sie sich<br />
durch die Dezentralisierung von Entscheidungen<br />
zurückziehen wollte.<br />
(b) Grenzkosten o<strong>de</strong>r Vollkosten<br />
Die Verwendung von Grenzkosten führt<br />
(zunächst bzw. scheinbar) zur Erfüllung<br />
<strong>de</strong>r Koordinationsfunktion bei häufig<br />
nicht erbrachter Funktion <strong>de</strong>r Erfolgsermittlung<br />
(zu niedriger Erfolgsausweis<br />
<strong>de</strong>s abgeben<strong>de</strong>n Bereichs, zu hoher <strong>de</strong>s<br />
empfangen<strong>de</strong>n Bereichs). Bei Kapazitätsknappheit<br />
müssten darüber hinaus<br />
Opportunitätskosten ermittelt und angesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Grundi<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Vollkosten-Verrechnungspreise<br />
besteht in <strong>de</strong>r<br />
Überlegung, dass die gesamten Kosten<br />
abge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n sollen. Bezüglich <strong>de</strong>r<br />
Gewinnaufteilung durch die Transaktion<br />
führen aber auch diese Verrechnungspreise<br />
zu einer willküriichen Aufteilung<br />
<strong>de</strong>s Gesamtgewinns auf die beitragen<strong>de</strong>n<br />
Bereiche. Außer<strong>de</strong>m sind die grundsätzlichen<br />
Schwierigkeiten von Vollkosten<br />
für kurzfristige Entscheidungen<br />
enthalten, beson<strong>de</strong>rs problematisch ist<br />
die Tatsache, dass aus (umgeschlüsselten)<br />
Fixkosten nun durch diese Verrechnungspreise<br />
plötzlich variable Kosten wer<strong>de</strong>n.<br />
(c) Kosten o<strong>de</strong>r Kosten „plus" Aufschlag<br />
Die wesentliche Motivation, einen<br />
Gewinnaufschlag zuzulassen, kommt aus<br />
<strong>de</strong>r Erfolgsermittlungsfunktion. Das<br />
Hauptproblem dieses Vorgehens besteht<br />
in <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>s „angemessenen" Gewinnaufschlags.<br />
Denkbar sind z. B. ein bestimmter<br />
Prozentsatz <strong>de</strong>r Kosten, eine<br />
angemessene Verzinsung <strong>de</strong>s eingesetzten<br />
Kapitals o<strong>de</strong>r ein Verhandlungsergebnis<br />
zwischen <strong>de</strong>n Bereichen, le<strong>de</strong>r<br />
Gewinnaufschlag ist letztiich aber willkürlich<br />
und diese Verrechnungspreise<br />
führen häufig nicht zu Erfüllung <strong>de</strong>r<br />
Koordinationsfunktion.<br />
3.2 Marktorientierte Verrechnungspreise<br />
Eine weitere Möglichkeit <strong>de</strong>r Festlegung<br />
von Verrechnungspreisen besteht darin,<br />
<strong>de</strong>njenigen Marktpreis als Ausgangsbasis<br />
zugrun<strong>de</strong> zu legen, <strong>de</strong>r für eine Leistung<br />
am Markt existiert, die <strong>de</strong>r innerbetrieblichen<br />
Leistung äquivalent ist.<br />
Zur Verwendung eines marktorientierten<br />
Verrechnungspreises müssen u. a. folgen<strong>de</strong><br />
Bedingungen beachtet wer<strong>de</strong>n: es<br />
muss überhaupt ein Markt für diese<br />
Leistung existieren und ein einheidicher<br />
Marktpreis i<strong>de</strong>ntifizierbar sein.<br />
Ein Vorteil dieses Verrechnungspreistypus<br />
ist die geringe Manipulierbarkeit,<br />
da er nicht von <strong>de</strong>n (besseren) Informationen<br />
<strong>de</strong>r Bereichsmanager abhängt,<br />
son<strong>de</strong>rn eine „objektivierte" Größe darstellt.<br />
Er ist außer<strong>de</strong>m aus steueriicher<br />
Sicht am ehesten zur Lösung <strong>de</strong>s Gewinnaufteilungsproblems<br />
rechUich selbständiger<br />
Unternehmen anerkannt. Er erfüllt<br />
i. A. die Erfolgsermittlungshankrion (unverzerrte,<br />
aussagekräftige Bereichsgewinne)<br />
gut, aber häufig die<br />
Koordinationsfunktion nicht.<br />
Die Problematik dieses Typs von Verrechnungspreisen<br />
liegt eher in zwei Dingen:<br />
1. die Bestimmung <strong>de</strong>r einheitlichen<br />
Marktpreise (oft sind die externen Leistungen<br />
nicht vollständig geeignet, die<br />
internen Leistungen ersetzen zu können)<br />
und 2. die Bestimmung <strong>de</strong>r Marktpreise<br />
macht, z. B. wegen Rabatten, Preiszugeständnissen<br />
nach Fristigkeit <strong>de</strong>r Abnahmeverträge,<br />
Schwierigkeiten.<br />
Es empfiehlt sich daher, verschie<strong>de</strong>ne<br />
Modifikationen <strong>de</strong>s Marktpreises vorzunehmen.<br />
Der Marktpreis kann modifiziert<br />
wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m die kostenmäßigen<br />
Synergieeffekte (z. B. entfallen<strong>de</strong><br />
Marketingkosten <strong>de</strong>s abgeben<strong>de</strong>n Bereichs)<br />
einer internen Lieferung (ggü .<strong>de</strong>m<br />
Bezug/Absatz vom/am Markt) in Abzug<br />
gebracht wer<strong>de</strong>n. Eine häufige Modifikation<br />
ist folgen<strong>de</strong>:<br />
Marktpreis <strong>de</strong>r internen Leistung<br />
- Absatzkosten<br />
- Versandkosten<br />
- entfallen<strong>de</strong> Marketingkosten<br />
- kalkulatorische Zinsen auf For<strong>de</strong>rungen<br />
-t- innerbetriebliche Transportkosten<br />
= Verrechnungspreis<br />
Bei <strong>de</strong>r o. g. Lösung entspricht <strong>de</strong>r Verrechnungspreis<br />
<strong>de</strong>m Grenzpreis <strong>de</strong>s liefern<strong>de</strong>n<br />
Bereichs, d. h. <strong>de</strong>r gesamte Vorteil<br />
aus <strong>de</strong>r internen Leistung entsteht<br />
bei <strong>de</strong>m beziehen<strong>de</strong>n Bereich.<br />
Eine alternative Möglichkeit wäre, <strong>de</strong>n<br />
Marktpreis um die entfallen<strong>de</strong>n<br />
Beschaffungsnebenkosten zu erhöhen.<br />
In Analogie zum obigen Schema entspricht<br />
dieser Verrechnungspreis dann<br />
<strong>de</strong>n Grenzkosten <strong>de</strong>s beziehen<strong>de</strong>n Bereichs,<br />
<strong>de</strong>r gesamte Vorteil aus <strong>de</strong>r internen<br />
Leistung entsteht beim liefern<strong>de</strong>n<br />
Bereich.<br />
Eine Zwischenlösung stellt die gleichmäßige<br />
Aufteilung <strong>de</strong>r gemeinsamen<br />
Vorteile bei interner Lieferung o<strong>de</strong>r eine<br />
Kombination <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n obigen Metho<strong>de</strong>n<br />
dar.<br />
3.3 Verhandlungsorientierte Verrechnungspreise<br />
Die Unternehmensleitung kann schließlich<br />
auch auf die Fes<strong>de</strong>gung von Verrechnungspreisen<br />
verzichten und <strong>de</strong>n Bereichen<br />
freistellen, wie sie zu für alle betroffenen<br />
Bereiche akzeptablen Verrechnungspreisen<br />
kommen. Diese sind dann<br />
das Ergebnis von Verhandlungen zwischen<br />
<strong>de</strong>n Bereichen, die mit <strong>de</strong>r internen<br />
Leistung zu tun haben.<br />
602
Controller magazin 6/02<br />
Grundvoraussetzung ist in diesem Fall,<br />
dass sich die Bereiche weigern können,<br />
interne Geschäfte durchzuführen, d. h.<br />
die Unternehmensbereiche können ihre<br />
Leistungen also auch nur am externen<br />
Markt verkaufen bzw. beziehen.<br />
Die Unternehmensleitung entschei<strong>de</strong>t<br />
hier nur, ob die Anwendung <strong>de</strong>r<br />
verhandlungsorientierten Verrechnungspreise<br />
grundsätzlich o<strong>de</strong>r nur für bestimmte<br />
Fälle in Frage kommt und wie<br />
die grundlegen<strong>de</strong>n Prinzipien <strong>de</strong>s<br />
Einigungsverfahrens aussehen.<br />
Diese Verrechnungspreise spiegeln das<br />
Streben nach größtmöglicher Autonomie<br />
<strong>de</strong>r Bereiche wi<strong>de</strong>r Damit sind verschie<strong>de</strong>ne<br />
Vor- und Nachteile verbun<strong>de</strong>n, die<br />
u. a. (typischerweise) zu einer höheren<br />
Motivation und einer besseren<br />
Informationsausnutzung <strong>de</strong>r Bereiche<br />
führen, aber i.d.R. auch mit <strong>de</strong>m Nichterfüllen<br />
<strong>de</strong>r Koordinationsfunktion sowie<br />
<strong>de</strong>r Gefahr, Konflikte im Unternehmen<br />
auszulösen, verbun<strong>de</strong>n sind. Verhan<strong>de</strong>lte<br />
Verrechnungspreise haben, ähnlich wie<br />
Verrechnungspreise, die einen Gewinnaufschlag<br />
enthalten, <strong>de</strong>n Nachteil, dass<br />
u. U. sinnvolle Investitionen eines Bereiches<br />
(z. B. in kostensenken<strong>de</strong> Maßnahmen)<br />
nicht erfolgen, da <strong>de</strong>r investieren<strong>de</strong><br />
Bereich zwar die gesamten Kosten<br />
zu tragen hat, aber nur einen Teil <strong>de</strong>s<br />
Erfolgs erhält. Insofern ist ein<br />
verhandlungsorientierter Verrechnungspreis<br />
aus Sicht <strong>de</strong>r Unternehmensleitung<br />
nur dann sinnvoll, wenn die Vorteile die<br />
Nachteile überwiegen.<br />
3.4 Duale Verrechnungspreise<br />
<strong>Als</strong> beson<strong>de</strong>re Variation kostenorientierter<br />
Verrechnungspreise sind die<br />
dualen Verrechnungspreise anzusehen,<br />
bei <strong>de</strong>nen unterschiedliche Preise für <strong>de</strong>n<br />
liefern<strong>de</strong>n und empfangen<strong>de</strong>n Bereich<br />
angesetzt wer<strong>de</strong>n. Dieser Lösungsvorschlag<br />
sieht vor, dass <strong>de</strong>r empfangen<strong>de</strong><br />
Bereich die durchschnittlichen Vollkosten<br />
(pro Stück) <strong>de</strong>s abgeben<strong>de</strong>n Bereichs<br />
bezahlt, während <strong>de</strong>r abgeben<strong>de</strong> Bereich<br />
<strong>de</strong>n durchschnitdichen Deckungsbeitrag<br />
(vor Kosten <strong>de</strong>r innerbetrieblichen Leistung)<br />
<strong>de</strong>s empfangen<strong>de</strong>n Bereichs erhält.<br />
Dies führt dazu, dass <strong>de</strong>r durch das<br />
Produkt, in <strong>de</strong>n die innerbetriebliche Leistung<br />
einfließt, entstehen<strong>de</strong> Gewinn bei<br />
bei<strong>de</strong>n Bereichen ausgewiesen wird und<br />
setzt gleichzeitig voraus, dass die Zentrale<br />
<strong>de</strong>n Ausgleichsveriust trägt. Der Gesamtgewinn<br />
ergibt sich sonst nicht mehr<br />
als Summe <strong>de</strong>r Bereichsgewinne; die Zentrale<br />
macht dabei immer einen Veriust,<br />
und zwar genau in Höhe <strong>de</strong>s Gesamtgewinnes<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens infolge <strong>de</strong>r<br />
Transaktion.<br />
Ein grundsätzliches Problem besteht<br />
darin, dass bei<strong>de</strong> beteiligten Bereiche<br />
<strong>de</strong>nselben Gewinn ermitteln, unabhängig<br />
davon, wie wirtschaftlich sie gearbeitet<br />
haben. Eine Einordnung <strong>de</strong>r Bereiche<br />
z. B. nach ihrer Profitabilität ist nun nicht<br />
mehr möglich. Die Erfolgsermitdungsfunktion<br />
wird somit nicht erfüllt.<br />
Dies ist auch einer <strong>de</strong>r Hauptgrün<strong>de</strong> für<br />
die geringe Akzeptanz dualer Verrechnungspreise<br />
in <strong>de</strong>r Praxis. Außer<strong>de</strong>m unbefriedigend<br />
ist für die Praxis, dass zwei<br />
verschie<strong>de</strong>ne Preise für dieselbe Leistung<br />
existieren und <strong>de</strong>r „richtige" Preis (<strong>de</strong>r<br />
gleichwohl ohnehin nicht existiert) nicht<br />
befriedigend bestimmt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass<br />
die Bereiche auf die ansonsten gute Erfüllung<br />
<strong>de</strong>r Koordinationsfunkrion dadurch<br />
einwirken können, dass sie durch direkte<br />
Absprachen untereinan<strong>de</strong>r zu Lasten <strong>de</strong>r<br />
Zentrale bzw. <strong>de</strong>s tatsächlichen Gesamtgewinns<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens han<strong>de</strong>ln. Da<br />
interner Transfer letzUich immer durch<br />
(mehrfaches) Entstehen von Bereichsgewinnen<br />
belohnt wird, besteht bei diesem<br />
Verrechnungspreistyp nur ein geringer<br />
Anreiz, nach günstigeren externen<br />
Alternativen zu suchen. Damit wer<strong>de</strong>n<br />
häufig externe Angebote zu Lasten interner<br />
Leistungen abgelehnt.<br />
4. ZUSAMMENFASSUNG<br />
Durch die zunehmen<strong>de</strong> Dezentralisierung<br />
bzw. Divisionalisierung von Unternehmen<br />
sind heutzutage va. die Funktionen<br />
<strong>de</strong>r Koordination <strong>de</strong>s Managements und<br />
<strong>de</strong>r Erfolgsermittlung von <strong>de</strong>zentralen<br />
Einheiten <strong>de</strong>s Untenehmens (wie Profit<br />
Center) von Be<strong>de</strong>utung.<br />
Die Wahl <strong>de</strong>s Verrechnungspreistypus<br />
beeinflusst neben <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Bereichsgewinne<br />
auch die Erfüllung von Erfolgsermitdungs-<br />
und Koordinationsfunktion.<br />
Die Entscheidung für einen bestimmten<br />
Typus ist folglich für die Unternehmensleitung<br />
von essentieller Be<strong>de</strong>utung, ebenso<br />
natüriich für die Bereichsmanager und<br />
alle operativen Entschei<strong>de</strong>r.<br />
Da we<strong>de</strong>r ein richtiger noch ein gerechter<br />
Verrechnungspreis und zusätzlich ein<br />
Zielantagonismus zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />
wesendichen Funktionen existiert, sind<br />
generelle Empfehlungen für einen bestimmten<br />
Modus zur Bestimmung von<br />
Verrechnungspreisen nicht sinnvoll. Die<br />
skizzierten Überiegungen zur Verbindung<br />
von Funktionen und Typen von Verrechnungspreisen<br />
sind dabei im höchsten<br />
Maße praxisrelevant, da sie an <strong>de</strong>n Grundfesten<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentralen Organisationen<br />
ansetzen und für die Beurteilung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentralen<br />
Entschei<strong>de</strong>r wie auch <strong>de</strong>r Frage<br />
nach Entscheidungen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentralen<br />
Einheiten im Sinne <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
wesendich sind. Für <strong>de</strong>n praktischen Einsatz<br />
von Verrechnungspreisen ist darüber<br />
hinaus nicht nur die Erfüllung <strong>de</strong>r<br />
jeweiligen Funktion von Interesse, son<strong>de</strong>rn<br />
auch Einfachheit und Akzeptanz<br />
spielen bei <strong>de</strong>r Bestimmung von Verrechnungspreisen<br />
für interne Leistungen<br />
eine Rolle.<br />
Weiterführen<strong>de</strong> Literatur (Auswahl)<br />
Eccles, Robert G. (1991): The Performance<br />
Measurement Manifesto, in: Harvard Business<br />
Review, Vol. 69, 1991, S. 131-137,<br />
jan./Feb.<br />
Eccles, Robert G. (1985): The TVansfer Pricing<br />
Problem, Lexington, MA.<br />
Eccles, Robert G. (1983): Control with Fairness<br />
in Transfer Pricing, in: Harvard Business<br />
Review, Vol. 61,1983, S. 149-161, Nov/Dez.<br />
Ewert, Ralf; Wagenhofer Alfred (2000): Interne<br />
Unternehmensrechnung, 4. Aufl., 2000,<br />
Hei<strong>de</strong>lberg et al.<br />
Meer-Koistra, leltje van <strong>de</strong>r (1994): The<br />
Coordination of Internal Transactions: The<br />
Functioning of Transfer Pricing Systems in the<br />
Organizational Context, in: Management Accounting<br />
Research, Vol. 5,1994, pp. 123-152.<br />
Schuster, Peter(1998): Interne Unternehmensrechnung,<br />
in: Berndt, Ralph; Fantapie Altobelli,<br />
Claudia; Schuster, Peter (Hrsg.): Springers<br />
Handbuch <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehre 2,<br />
Berlin et al., S. 99-148.<br />
Schuster, Peter; Mähler, Daniela (2002): Verrechnungspreise<br />
bei Profit Center-Organisation,<br />
in: Pepels, Werner; VoUmuth, Hilmar (Hrsg.)<br />
(2002): Kosten senken und Leistungen steigern,<br />
Renningen-Malmsheim (in Druck). •<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
13 33 34 V T L<br />
603
Controller magazin 6/02 - Ulrich Dorprigter<br />
Zur gegenwärtigen Praxis <strong>de</strong>s<br />
RISIKOlVIANAGEMENT<br />
von Ulrich Dorprigter, Duisburg<br />
Ulrich Dorprigter, Leiter <strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />
Versorgungswirtschaft und Leiter <strong>de</strong>s Finanzund<br />
Rechnungswesens bei <strong>de</strong>r Thyssengas<br />
GmbH, ist Mitglied im Arbeitskreis Unbundling<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Gas- und<br />
Wasserwirtschaft e. V., Bonn<br />
Dies ist ein Ergebnis <strong>de</strong>r empirischen<br />
Untersuchung, die <strong>de</strong>r Internationale Controller<br />
Verein eV ICV in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>r Unternehmensberatung Ernst &<br />
Young und <strong>de</strong>r Fachhochschule Pforzheim<br />
zum Risikomanagement durchgeführt<br />
hat. Von <strong>de</strong>n 940 Unternehmen, die per<br />
Email angeschrieben wfur<strong>de</strong>n, nahmen<br />
an <strong>de</strong>r Untersuchung 150 Unternehmen<br />
teil (= 16%). Angeschrieben wur<strong>de</strong>n nur<br />
Unternehmen, die im Internationalen<br />
Controller Verein eV vertreten sind.<br />
Der Fragebogen wur<strong>de</strong> ab Dezember<br />
2000 bis [anuar 2001 im Internet zur<br />
Verfügung gestellt. Die Antworten konnten<br />
direkt per Mausklick abgeschickt<br />
wer<strong>de</strong>n. Zur Qualitätssicherung wur<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Fragebogen einem Praxistest unterzogen.<br />
Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />
West III <strong>de</strong>s ICV eV beantworteten<br />
<strong>de</strong>n Fragebogen in einem „Vorabtest".<br />
Der sich hieraus ergeben<strong>de</strong> Entwicklungsund<br />
Korrekturbedarf wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n endgültigen<br />
Fragebogen eingearbeitet.<br />
An <strong>de</strong>r Untersuchung nahmen Unternehmen<br />
aus unterschiedlichen Branchen, mit<br />
unterschiedlichen Rechtsformen und unterschiedlichen<br />
Größen teil. Bei <strong>de</strong>n Branchen<br />
überwiegen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen<br />
(Anteil von 3 5 bzw.<br />
30 %). Auffallend ist, dass sich Kreditinstitute<br />
an dieser Untersuchung nicht beteiligt<br />
haben. Bei <strong>de</strong>n Rechtsformen liegen<br />
GmbH's mit 34 % Anteil leicht über <strong>de</strong>m<br />
Anteil von Aktiengesellschaften (33%).<br />
Geantwortet haben Personen aus allen<br />
Führungsebenen. Unterstellt man, dass<br />
die Personen, die keine Führungsebene<br />
angegeben haben, auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r<br />
Sachbearbeiter bzw. Referenten anzusie<strong>de</strong>ln<br />
sind, sind alle führungs-ZFunktionsebenen<br />
in einem Unternehmen fast<br />
gleichmäßig vertreten.<br />
Fazit <strong>de</strong>r Untersuchung: Das Management<br />
von Risiken ist in vielen Unternehmen<br />
noch nicht integraler<br />
Bestandteil <strong>de</strong>r Unternehmenspolitik<br />
Vermessen wäre es, hier eine konkrete<br />
Prozentzahl zu nennen. Da aber nur 29<br />
% <strong>de</strong>r Unternehmen angeben, dass bei<br />
ihnen das Risikomanagement in die relevanten<br />
Prozesse integriert ist und nur in<br />
36 % <strong>de</strong>r Unternehmen die Frage, ob ein<br />
Risikobewusstsein vorhan<strong>de</strong>n ist, ein<strong>de</strong>utig<br />
mit ja beantwortet wur<strong>de</strong>, kann gesagt<br />
wer<strong>de</strong>n, dass eine solche Prozentzahl<br />
weit unter 50 % liegen muss.<br />
Die Antworten zu <strong>de</strong>n Fragen zur Risikokultur<br />
und zum Risikomanagement bestätigen<br />
diese Vermutung. Die Fragen zu<br />
diesem Themenkomplex konnten auf<br />
eine Skala von 1 (trifft voll und ganz zu)<br />
bis 6 (trifft überhaupt nicht zu) beantwortet<br />
wer<strong>de</strong>n. Nur in <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen<br />
die Fragen mit 1 o<strong>de</strong>r 2 beantwortet<br />
wur<strong>de</strong>n, stimmen die antworten<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
Fragen ein<strong>de</strong>utig zu. Zusammengefasst<br />
führen die Antworten zur Risikokultur<br />
und zum Risikomanagement zu folgen<strong>de</strong>m<br />
Ergebnis:<br />
- Ein Risikobewusstsein ist nur in<br />
36 % <strong>de</strong>r Unternehmen vorhan<strong>de</strong>n.<br />
- Nur 53 % <strong>de</strong>r Unternehmen gaben<br />
an, dass die Unternehmensleitung<br />
eine Risikopolitik formuliert und<br />
kommuniziert hat.<br />
- In nur 50 % <strong>de</strong>r Unternehmen wur<strong>de</strong>n<br />
für die einzelnen Risikofel<strong>de</strong>r<br />
Verantwortliche bestimmt.<br />
- Kennzahlen und Schwellenwerte für<br />
das Risikomanagement wur<strong>de</strong>n in<br />
nur45 % <strong>de</strong>r Unternehmen festgelegt.<br />
- Nur 42 % <strong>de</strong>r Unternehmen hatten<br />
ein Risikoberichtssystem.<br />
- Nur 29 % <strong>de</strong>r Unternehmen leiten<br />
operative Ziele aus <strong>de</strong>r Unternehmensstrategie<br />
ab (dieser Prozentsatz<br />
erklärt vielleicht auch das große<br />
Interesse <strong>de</strong>r Unternehmen an <strong>de</strong>r<br />
Einführung einer Balanced Scorecard).<br />
Eine weitergehen<strong>de</strong> Analyse zu <strong>de</strong>n vorgenannten<br />
Fragen zeigt, dass die<br />
Häufigkeitsverteilungen <strong>de</strong>r Antworten<br />
nach rechts verschobene Normalverteilungskurven<br />
ergeben (Abb.1). Eine<br />
Ausnahme bil<strong>de</strong>t hier die Frage zur Ableitung<br />
<strong>de</strong>r operativen Ziele aus <strong>de</strong>r Unternehmensstrategie,<br />
hier zeigt die Kurve<br />
eher eine Gleichverteilung.<br />
Um zu analysieren, ob es wesentliche<br />
Unterschie<strong>de</strong> in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r<br />
Rechtsform gibt, wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n Durchschnittswerten<br />
<strong>de</strong>r Antworten ein Risikomanagement-Profil<br />
erstellt (Abb. 2). Die<br />
Auswertung insgesamt führt zu folgen<strong>de</strong>r<br />
Bewertung:<br />
• Ein überdurchschnittliches Risikoprofil<br />
zeigen in <strong>de</strong>r Branchenanalyse<br />
neben <strong>de</strong>n Aktiengesellschaften auch<br />
Genossenschaften.<br />
604
In <strong>de</strong>r Analyse nach Rechtsformen<br />
zeigen die Körperschaften <strong>de</strong>s<br />
öffentlichen Rechts ein auffallend<br />
unterdurchschnittliches Profil.<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
Die Analyse nach <strong>de</strong>r Unternehmensgröße<br />
- gemessen an <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeiter - zeigt, dass diese keinen<br />
wesentlichen Einfluss auf das Risikoprofil<br />
hat.<br />
Controller magazin 6/02<br />
Dass das Risikomanagement noch nicht<br />
als integraler Bestandteil <strong>de</strong>r Unternehmenspolitik<br />
gesehen wird, zeigen die<br />
Antworten zur Einführungsstrategie.<br />
Nur 29 % <strong>de</strong>r Unternehmen haben das<br />
- Der Vorstand hat eine<br />
Risikopolitik formuliert und<br />
kommuniziert<br />
- Operative Ziele wer<strong>de</strong>n aus<br />
<strong>de</strong>r Untemehmensstrategie<br />
abgeleitet<br />
- Für die Risikofel<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />
Verantwortliche benannt<br />
15%<br />
10%<br />
Kennzahlen und<br />
Schwellenwerte wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>finiert<br />
•^1^ Ein Berichtskonzept wur<strong>de</strong><br />
eingeführt<br />
-®— Im Unternehmen ist ein<br />
Risikobewusstsein<br />
vorhan<strong>de</strong>n<br />
1 i<br />
trifft voll<br />
und ganz zu<br />
trifft überhaupt<br />
nicht zu<br />
Abb. 1: Integration <strong>de</strong>s Risiliomanagements<br />
Der Vorstand hat eine<br />
Risikopolitik formuliert<br />
und kommuniziert<br />
i<br />
Operative Ziele<br />
wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r<br />
Unternehmensstrategie<br />
abgeleitet<br />
/ / /*<br />
1<br />
Für die Risikofel<strong>de</strong>r<br />
wur<strong>de</strong>n<br />
Verantwortliche<br />
benannt<br />
\ \ *<br />
\<br />
Kennzahlen und<br />
Schwellenwerte<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>finiert<br />
Ein Berichtskonzept<br />
wur<strong>de</strong> eingeführt<br />
Im Unternehmen ist<br />
ein Risikobewusstsein<br />
vorhan<strong>de</strong>n<br />
! \ l 1<br />
\ /<br />
\ / ^<br />
•7 •<br />
/ 1 !<br />
1 2 3 4 5 6<br />
trifft voll<br />
und ganz zu<br />
trifft überhaupt<br />
nicht zu<br />
Abb. 2: Risikomanagementprofile nach Rechtsform<br />
-AG<br />
-•— Genossenschaft<br />
GmbH<br />
GmbH & Co. KG<br />
—— Körperschaft ö.R.<br />
-•—OHG<br />
- - gesamt<br />
605
Controller magazin 6/02 - Ulrich Dorprigter<br />
Wir verfoigei<br />
keine<br />
Wir erfüllen nur<br />
die gesetzlichen<br />
Anforperungen 14%<br />
20%<br />
Wir nCktzen das Risikomanagement<br />
zur Optimierung<br />
<strong>de</strong>r Chancen-rRisikopositionen<br />
Wir Ihtegrieren das<br />
Risikomanagement in alle<br />
relevanten Strategie-/<br />
SteuerungsAund<br />
Kontroliprozesse<br />
Wir nehmen die Einführung<br />
<strong>de</strong>s Risikomanagements<br />
proaktiv auf und/Oegreifen<br />
es als Chance<br />
Abb. 3: Strategien zur Einßhrung <strong>de</strong>s Risil
Controller magazin 6/02<br />
Controlling<br />
60%<br />
Arbeitskreise<br />
^^^^^^^^^H 32% 1<br />
Workshops<br />
^^26%<br />
1<br />
einzelne Mitarbeiter<br />
^H|||l2%<br />
Revision<br />
1^' 10% :<br />
's- !<br />
eigene Abteilung<br />
8%<br />
Sonstige<br />
7%<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%<br />
Abb. 4: Organisatorische Einordnung <strong>de</strong>s Risikomanagementsystems<br />
%<br />
100<br />
90<br />
9,4<br />
11.1<br />
11,3i<br />
9,2<br />
21,71<br />
15,«<br />
10,31<br />
insgesamt<br />
11,7<br />
Wesentliche<br />
Risiken wer<strong>de</strong>n:<br />
B vermie<strong>de</strong>n<br />
SO<br />
70<br />
60<br />
33,0<br />
33,9i<br />
31,4!<br />
24,2i<br />
14,2<br />
22,2<br />
39,5<br />
37,^<br />
32,3i<br />
• vermin<strong>de</strong>rt<br />
50<br />
40<br />
30<br />
19,6<br />
19,5<br />
22,01<br />
52,5<br />
30,6<br />
28,5<br />
20,i<br />
21,71<br />
• überwälzt<br />
20<br />
10<br />
0<br />
38,0;<br />
35,5;<br />
35,3<br />
25,6}<br />
17,0;<br />
31,3<br />
34,5:<br />
• selbst getragen<br />
ci^<br />
Abb. 5: Maßnahmenstrategien zur Risikobewältigung - Branche<br />
Wie Abb. 5 zeigt, ist <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Risiken,<br />
die selbst getragen wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r Branche<br />
Ver- und Entsorgung beson<strong>de</strong>rs gering<br />
(17 %), ebenfalls gering ist <strong>de</strong>r Anteil<br />
bei öffendichen Organisationen (26 %).<br />
Diese Unternehmensgruppe hat auch <strong>de</strong>n<br />
größten Anteil bei <strong>de</strong>n Risiken, die nach<br />
I<strong>de</strong>ntifizierung vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n (22%).<br />
Wesentliche Abweichungen von <strong>de</strong>n vorgenannten<br />
Durchschnittssätzen konnten fallend gering ist hier noch bei <strong>de</strong>n OHG's<br />
wir bei <strong>de</strong>r Analyse nach <strong>de</strong>r Unterneh- <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ntifizierten Risiken, die<br />
mensgröße nicht feststellen. Die Analyse vermie<strong>de</strong>n bzw. vermin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n könnach<br />
<strong>de</strong>r Rechtsform zeigt, dass im ge- nen (zusammen nur 25 %). •<br />
nossenschaftlichen Bereich nur wenige<br />
Risiken überwälzt bzw. vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
können (Anteil von jeweils 5 %), dafür<br />
Zuordnung CM-Themen-Tableau<br />
aber 55 % <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ntifizierten Risiken<br />
selbst getragen wer<strong>de</strong>n (müssen). Auf-<br />
09 21 24 G F 8<br />
607
Controller magazin 6/02 - Stephan Brückl<br />
STEUERUNG IN KOMPLEXEN<br />
SYSTEMEN MIT SYSTEM-TOOLS<br />
von Dipl. Oec. Stephan Brückl, Augsburg<br />
Stephan Brückl, Geschäftsführer,<br />
Süd<strong>de</strong>utsches Institut, Augsburg<br />
eMail: sued<strong>de</strong>utsches.institut@t-online.<strong>de</strong><br />
Zunehmen<strong>de</strong> Komplexität ist eines <strong>de</strong>r<br />
zentralen Themen unserer Zeit. Durch<br />
die zunehmen<strong>de</strong> Vernetzung im und<br />
außerhalb <strong>de</strong>s Unternehmens wird es<br />
zunehmend schwieriger, Ziele zu erreichen.<br />
Plötzlich auftauchen<strong>de</strong> Ereignisse<br />
(neue Konkurrenten, neue Technologien<br />
etc.), Nebenwirkungen und Wirkungsverzögerungen<br />
eigener Handlungen führen<br />
so manches Managementvorhaben<br />
zum Scheitern. Die Praxis kann heute<br />
allerdings auch auf erprobte Verfahren<br />
aus <strong>de</strong>r Systemforschung zurückgreifen.<br />
Die gegebene Komplexität wird damit<br />
zwar nicht abgeschafft, aber besser<br />
bewältigbar. Im folgen<strong>de</strong>n Artikel wird<br />
mit System-Tools von Prof. Vester ein EDV-<br />
Mo<strong>de</strong>ll vorgestellt, welches bzgl. <strong>de</strong>r Benutzerfreundlichkeit<br />
internationaler<br />
Benchmark im Bereich <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llierung<br />
komplexer Systeme ist.<br />
Die neuen Bausteine <strong>de</strong>r System-<br />
Analyse und ihr jeweiliger Nutzen<br />
Die Systemanalyse besteht aus 9 Bausteinen<br />
bzw. Schritten, die jeweils unterschiedliche<br />
Vorteile bringen.<br />
1. Im ersten Schritt wird das Problem<br />
und das zu betrachten<strong>de</strong> System<br />
abgegrenzt - damit wird einem voreiligen<br />
„jump-to-conclusions" entgegengewirkt.<br />
2. Im zweiten Teil wer<strong>de</strong>n die Faktoren,<br />
die dabei von Be<strong>de</strong>utung sind, zusammengestellt<br />
- damit fließen verschie<strong>de</strong>nste<br />
Perspektiven und subjektiv<br />
be<strong>de</strong>utsame Aspekte mit ein.<br />
3. Im dritten Schritt wird überprüft, ob<br />
die Variablen in <strong>de</strong>r Lage sind, ein<br />
System abzubil<strong>de</strong>n - es geht hier<br />
um die Sicherstellung <strong>de</strong>r Systemrepräsentaüvität.<br />
4. Im vierten Schritt wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
Einflussmatrix die Zusammenhänge<br />
zwischen <strong>de</strong>n Variablen betrachtet<br />
- es wird <strong>de</strong>udich, welche Wirkungen<br />
von <strong>de</strong>n einzelnen Variablen ausgehen.<br />
5. Die Rollenverteilung liefert eine Einschätzung<br />
zu Dynamik und Steuerbarkeit<br />
<strong>de</strong>s Gesamtsystems sowie<br />
zum Steuerungswert <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Variablen im Gesamtsystem - gera<strong>de</strong><br />
diese Aspekte sind für das Management<br />
hoch interessant, können<br />
jedoch mit an<strong>de</strong>ren, nicht-kybernetischen<br />
Metho<strong>de</strong>n kaum erfasst<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
6. Mittels <strong>de</strong>s sogenannten Wirkungsgefüges<br />
wird die Stabilität bzw. Instabilität<br />
<strong>de</strong>s Systems sichtbar - auch<br />
dies ist mit an<strong>de</strong>ren Metho<strong>de</strong>n kaum<br />
leistbar. Darüber hinaus können (ver<strong>de</strong>ckte)<br />
Regelkreise ent<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n<br />
und die Ausbreitung von Wirkungen<br />
im System verfolgt wer<strong>de</strong>n.<br />
7. Mit <strong>de</strong>n Teilszenarien wird ein Teilbereich<br />
o<strong>de</strong>r ein spezielles Problem<br />
herausgegriffen und quasi „wie mit<br />
einer Lupe" näher untersucht - die<br />
Analyse kann damit an je<strong>de</strong>r Seile<br />
vertieft wer<strong>de</strong>n, ohne <strong>de</strong>n Gesamtzusammenhang<br />
zu vertieren.<br />
8. In <strong>de</strong>r Simulation schließlich können<br />
unterschiedliche „wenn-dann-Szenarien"<br />
schnell und mühelos durchgespielt<br />
wer<strong>de</strong>n. Das geistige Probe-<br />
Han<strong>de</strong>ln ist eines <strong>de</strong>r wichtigsten Instrumente,<br />
um Probleme zu antizipieren<br />
- hier erhält es ein Transparenz<br />
schaffen<strong>de</strong>s Instrument.<br />
9. Abschließend erfolgt im letzten Schritt<br />
die Einschätzung <strong>de</strong>s Gesamtsystems<br />
hinsichdich seiner Lebensfähigkeit -<br />
mit <strong>de</strong>n acht biokybernetischen Regeln<br />
liegen Organisationsprinzipien<br />
<strong>de</strong>r Natur vor, mit <strong>de</strong>nen die Lebens-<br />
fähigkeit von Unternehmen <strong>de</strong>udich<br />
erhöht wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Diese neun Bausteine wer<strong>de</strong>n im folgen<strong>de</strong>n<br />
vorgestellt und anhand von Beispielen<br />
ver<strong>de</strong>udicht.<br />
1. Was ist das Problem (ganzheitliche<br />
Problemanalyse)?<br />
Beginnen wir mit <strong>de</strong>r Problembeschreibung<br />
bzw. Systemabgrenzung.<br />
Was ist eigendich das Problem? Betrachten<br />
wir z. B. einen Controller, <strong>de</strong>r Vorstand<br />
wer<strong>de</strong>n möchte. Wo liegt das Problem?<br />
Eventuell wird auf Jahre keine Stelle<br />
im Vorstand frei (heute eher ungewöhnlich),<br />
es fehlen möglicherweise Qualifikationen<br />
o<strong>de</strong>r Managementerfahrungen,<br />
die interne o<strong>de</strong>r externe Konkurrenz ist<br />
(zu) groß, es fehlt an Selbstvertrauen o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>n nötigen Beziehungen. Das Problem<br />
gibt es kaum - es existiert fast immer ein<br />
ganzes Bün<strong>de</strong>l an Problemursachen. Diese<br />
Ursachen stehen ihrerseits jeweils mit<br />
bestimmten Faktoren in Verbindung, die<br />
in die Betrachtung mit einzubeziehen<br />
sind. Zu nennen wären Auswahlkriterien,<br />
die Bevorzugung interner o<strong>de</strong>r externer<br />
Bewerber, Erfolgserlebnisse, Unternehmensverkauf<br />
etc.<br />
Für fast je<strong>de</strong>s Problem können Maßnahmen<br />
entwickelt wer<strong>de</strong>n: die eigene Kompetenz<br />
kann mittels Weiterbildung in<br />
fachlicher o<strong>de</strong>r sozialer Hinsicht verbessert<br />
wer<strong>de</strong>n, Beziehungen können aufgebaut<br />
wer<strong>de</strong>n usw. Allerdings weisen diese<br />
Maßnahmen ihrerseits jeweils spezielle<br />
Grenzen auf: bei <strong>de</strong>r Weiterbildung ist<br />
es <strong>de</strong>r zeitliche und finanzielle Aufwand,<br />
bei <strong>de</strong>r Bildung von betriebsinternen<br />
Koalitionen die Existenz und <strong>de</strong>r Einfluss<br />
an<strong>de</strong>rer Koalitionen.<br />
608
Controller magazin 6/02<br />
Dies führt uns bereits zur Frage: „Wer ist<br />
dagegen und warum?" Dies können sowohl<br />
die bereits erwähnten Mitbewerber<br />
als auch ganz an<strong>de</strong>re Personen sein: <strong>de</strong>r<br />
Lebenspartner, die Kin<strong>de</strong>r. Hier wird<br />
schnell <strong>de</strong>utlich, dass <strong>de</strong>r Kontext - aus<br />
ganz an<strong>de</strong>ren Bereichen stammen<strong>de</strong> Faktoren<br />
- in <strong>de</strong>n Entscheidungsprozess mit<br />
einzubeziehen sind.<br />
Während diese ersten Fragen sehr stark<br />
auf das Problem und mögliche Maßnahmen<br />
fokussieren, zielen die nächsten drei<br />
Fragen auf das übergeordnete Gesamtsystem,<br />
in welchem das Problem zu beheben<br />
ist: „Was muss erhalten wer<strong>de</strong>n?".<br />
Was darf durch <strong>de</strong>n Aufstieg im System<br />
„Unternehmen" nicht gefähr<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n:<br />
die Leistungskraft <strong>de</strong>r Firma, <strong>de</strong>r Umsatz,<br />
<strong>de</strong>r Gewinn, das Image wären entsprechen<strong>de</strong><br />
Faktoren.<br />
Wovon lebt das System: die Erfüllung<br />
von Kun<strong>de</strong>nwünschen, die Zahlungsströme,<br />
die Motivation <strong>de</strong>r Mitarbeiter.<br />
Was macht seine Eigenart aus? Was ist<br />
das ganz Beson<strong>de</strong>re an diesem Unternehmen?<br />
Wodurch unterschei<strong>de</strong>t es sich<br />
von an<strong>de</strong>ren Unternehmen? Ist es beson<strong>de</strong>rs<br />
technologieorientiert, beson<strong>de</strong>rs<br />
bürokratisch o<strong>de</strong>r gar unbürokratisch bis<br />
hin zum Chaotischen.<br />
Die Diskussion und Beantwortung dieser<br />
Fragen kann leicht bis zu 200 Faktoren<br />
erbringen, die hierbei von <strong>de</strong>r Problemlösegruppe<br />
genannt wer<strong>de</strong>n. Eine solche<br />
Gruppe sollte nicht weniger als sieben<br />
Teilnehmer aufweisen, die aus unterschiedlichen<br />
Unternehmensbereichen<br />
stammen sollten.<br />
2. Der Variablensatz o<strong>de</strong>r die<br />
Clusterung <strong>de</strong>r Einflussfaictoren<br />
Viele <strong>de</strong>r genannten Einflussfaktoren weisen<br />
untereinan<strong>de</strong>r eine hohe Ähnlichkeit<br />
auf, so dass unterschiedliche Begriffe unter<br />
Oberbegriffen zusammengefasst wer<strong>de</strong>n<br />
können. Dadurch reduziert sich <strong>de</strong>r<br />
Variablensatz auf 20 bis 50 Variablen.<br />
Das ist <strong>de</strong>r Erfahrungs wert <strong>de</strong>r Vesterschen<br />
Analysen, entspricht aber auch unseren<br />
eigenen Projekterfahrungen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Definition ist es wichtig, die Variablen<br />
gut, und das heißt <strong>de</strong>tailliert zu beschreiben,<br />
da im Anschluss immer wie<strong>de</strong>r<br />
darauf zurückgegriffen wird. Nur<br />
allzu oft ist festzustellen, dass gleiche<br />
Worte von verschie<strong>de</strong>nen Personen sehr<br />
unterschiedlich verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Pausenloses aneinan<strong>de</strong>r Vorbeire<strong>de</strong>n<br />
ist die Folge, <strong>de</strong>r durch die sorgfältige<br />
Variablen<strong>de</strong>finition entgegengewirkt<br />
wird.<br />
Ein typisches Beispiel für die Definition<br />
von Führungsqualität - aus einem unserer<br />
Fälle - lautet: Fähigkeit,<br />
- strategisch zu <strong>de</strong>nken und zu<br />
han<strong>de</strong>ln,<br />
- Mitarbeiter zu führen,<br />
- Vorbild zu sein.<br />
Sorge dafür zu tragen, dass<br />
- Ziele <strong>de</strong>finiert sind,<br />
- Korrekturmaßnahmen eingeleitet,<br />
- Regelungen vereinbart sind.<br />
D. h., dass hier sechs Einzelfaktoren zusammengefasst<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
3. Die Kriterienmatrix o<strong>de</strong>r „ist <strong>de</strong>r<br />
Variablensatz systemtauglich"<br />
Nach<strong>de</strong>m all die genannten Einflussfaktoren<br />
erfasst und verdichtet wur<strong>de</strong>n, stellt<br />
sich die Frage, ob diese Variablen tatsächlich<br />
in <strong>de</strong>r Lage sind, ein reales System<br />
abzubil<strong>de</strong>n. Hierfür wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r<br />
Kriterienmatrix ein Instrument entwickelt,<br />
welches sukzessive überprüft, ob<br />
- die verschie<strong>de</strong>nen Lebensbereiche<br />
eines Systems (man könnte auch<br />
sagen die verschie<strong>de</strong>nen fachdisziplinären<br />
Sichtweisen wie Ökonomie,<br />
Soziologie, Technik, Psychologie,<br />
Ökologie etc.) berücksichtigt wur<strong>de</strong>n;<br />
- die energetische, stoffliche und informationelle<br />
Dimension vertreten sind;<br />
- ob Struktur und Flussvariablen enthalten<br />
sind.<br />
Wichtig ist festzuhalten, dass durch<br />
diese Kriterienmatrix sichergestellt wird,<br />
dass das reale System - wenn auch nur<br />
unscharf - so doch ganzheitlich, also in<br />
seiner Ganzheit erfasst wird.<br />
Die später folgen<strong>de</strong> Rollenverteilung kann<br />
nur dann korrekte Aussagen liefern, wenn<br />
die Systemrepräsentativität sichergestellt<br />
ist.<br />
4. Die Einflussmatrix o<strong>de</strong>r wie sensitiv<br />
reagieren Faktoren auf Einflüsse<br />
Mit <strong>de</strong>r Einflussmatrix kommen wir zu<br />
<strong>de</strong>m Teil, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m sogenannten<br />
Sensitivitätsmo<strong>de</strong>ll lange Zeit seinen<br />
Namen gegeben hat. Es geht dabei um<br />
die Frage, wie die gesammelten Variablen<br />
zusammenhängen, genauer gesagt,<br />
wie sensibel Variablen auf Verän<strong>de</strong>rungen<br />
an<strong>de</strong>rer Variablen reagieren.<br />
Dem Prinzip <strong>de</strong>r Unscharfe (Fuzzy Logic)<br />
folgend wer<strong>de</strong>n hier - in <strong>de</strong>r ersten Annäherung<br />
an die Zusammenhänge - vier<br />
Fälle unterschie<strong>de</strong>n:<br />
- eine Variable verän<strong>de</strong>rt sich, bei einer<br />
an<strong>de</strong>ren Variable än<strong>de</strong>rt sich<br />
nichts: kein Zusammenhang (0);<br />
- eine Variable verän<strong>de</strong>rt sich, bei einer<br />
an<strong>de</strong>ren Variable kommt es zu<br />
geringen (unterproportionalen) Verän<strong>de</strong>rungen:<br />
schwacher Zusammenhang<br />
(1);<br />
- eine Variable verän<strong>de</strong>rt sich, bei einer<br />
an<strong>de</strong>ren Variable kommt es zu<br />
einer starken (proportionalen) Verän<strong>de</strong>rung:<br />
starker Zusammenhang<br />
(2);<br />
- eine Variable verän<strong>de</strong>rt sich, bei einer<br />
an<strong>de</strong>ren Variable kommt es zu<br />
einer sehr starken (überproporrionalen)<br />
Verän<strong>de</strong>rung; sehr starker Zusammenhang<br />
(3).<br />
Betrachten wir das Eingangsbeispiel „Aufstiegschancen<br />
eines Controllers". Aus <strong>de</strong>n<br />
genannten Faktoren wer<strong>de</strong>n für das Beispiel<br />
fünf Variablen ausgewählt, <strong>de</strong>ren<br />
Zusammenhänge im folgen<strong>de</strong>n untersucht<br />
wer<strong>de</strong>n sollen:<br />
1. fachliche Kompetenz<br />
2. soziale Kompetenz<br />
3. Selbstvertrauen<br />
4. Konkurrenz <strong>de</strong>r Kollegen<br />
5. Aufstiegsgeschwindigkeit.<br />
Beginnend bei <strong>de</strong>r Variable 1 stellt sich<br />
die Frage, wie sich eine Erhöhung <strong>de</strong>r<br />
fachlichen Kompetenz auf die Variable 2<br />
„soziale Kompetenz" auswirkt. Nach<strong>de</strong>m<br />
hier kein bzw. kaum ein Zusammenhang<br />
festzustellen ist, wür<strong>de</strong> eine 0 vergeben<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Einwirkung auf Variable 3 „Selbstvertrauen"<br />
ist <strong>de</strong>mgegenüber <strong>de</strong>utlicher und<br />
liegt bei 2.<br />
EflfliilFliyigsDmiilpisx<br />
Konsensnat rix<br />
Wirkung uon^aur-*- 1<br />
1 fachi. Konpetenz<br />
X<br />
2 soziale Kompetenz<br />
X<br />
3 Selbstvertrauen<br />
X<br />
Korburrenz and. MA<br />
5 Aufstiegsgeschuindgbei<br />
X<br />
X<br />
609
Controller magazin 6/02 - Stephan Brückl<br />
Die Variable 4 „Konkurrenz <strong>de</strong>r Kollegen"<br />
wird angeregt o<strong>de</strong>r reduziert (die Richtung<br />
<strong>de</strong>r Wirkung spielt an dieser Steile<br />
ja noch keine Rolle), so dass auch hier<br />
eine 2 vergeben wird.<br />
Die Variable 5 „Aufstiegsgeschwindigkeit"<br />
wird jedoch nur schwach beeinflusst,<br />
es gibt entsprechend eine 1.<br />
So wird Zeile für Zeile zumeist in zwei<br />
getrenntem Gruppen diskutiert.<br />
Das Ergebnis <strong>de</strong>r Einschätzungen bei<br />
diesen doch sehr „weichen" Variablen<br />
überrascht. In <strong>de</strong>n über 15 Versuchen<br />
mit unterschiedlichsten Controller-<br />
Gruppen ergab sich jeweils ungefähr das<br />
selbe folgen<strong>de</strong> Muster:<br />
MATRIX C<br />
WIRKUNG UON |_ AU-F-*• 1 2 3 •T s<br />
1 T'.achl. KOMPETENZ<br />
X<br />
o 2 2 1<br />
2 SOZIALE- KOMPETENZ 0<br />
X<br />
2 1 1<br />
3 SELBSTVERTRAUEN • 1<br />
X<br />
2 2<br />
•T KONBURRENZ AND. MN 0 0 1<br />
X<br />
2<br />
5 nufstiegsgeschwindqkei • 0 2<br />
B X<br />
Demnach haben die verschie<strong>de</strong>nen „Stellhebel"<br />
fachliche und soziale Kompetenz<br />
sowie Selbstvertrauen ähnlich starke<br />
Wirkungen.<br />
Betrachtet man die direkten Einflüsse<br />
auf die Aufstiegsgeschwindigkeit „Variable<br />
5", so ist <strong>de</strong>r Faktor Selbstvertrauen<br />
<strong>de</strong>r fachlichen und sozialen Kompetenz<br />
sogar überiegen. Demnach müsste eine<br />
individuelle Aufstiegsstrategie alle drei<br />
Parameter berücksichtigen. Doch was<br />
wird in <strong>de</strong>r Praxis wohl favorisiert, was<br />
wird wohl eher vernachlässigt? Und das,<br />
obwohl <strong>de</strong>m Selbstvertrauen <strong>de</strong>r stärkste<br />
unmittelbare Einfluss zugesprochen<br />
wird. Erste Ansatzpunkte für die (hier)<br />
individuelle Strategieentwicklung wer<strong>de</strong>n<br />
damit <strong>de</strong>udich.<br />
5. Die kybernetische 4-Fel<strong>de</strong>r-Matrix:<br />
die Rollenverteilung<br />
Das Instrument, welches hier weiterhilft,<br />
ist die Rollenverteilung. Die Rollenverteilung<br />
kann als eine Art kybernerische 4-<br />
Fel<strong>de</strong>r-Matrix gesehen wer<strong>de</strong>n, wobei die<br />
Stärke <strong>de</strong>r ausgehen<strong>de</strong>n Wirkungen die<br />
X-, diejenige <strong>de</strong>r eingehen<strong>de</strong>n Wirkungen<br />
die y-Achse bil<strong>de</strong>t.<br />
Die Aktivität o<strong>de</strong>r Wirkmächtigkeit einer<br />
Variable erhält man, wenn man die<br />
Wirkungspunkte je Zeile addiert:<br />
1. fachliche Kompetenz 5<br />
2. soziale Kompetenz 4<br />
3. Selbstvertrauen 5<br />
4. Konkurrenz <strong>de</strong>r Kollegen 3<br />
5. Aufstiegsgeschwindigkeit 5<br />
Die Passivität / Abhängigkeit o<strong>de</strong>r<br />
Beeinflusbarkeit einer Variable erhält<br />
man, wenn man die Wirkungspunkte<br />
je Spalte addiert:<br />
1. fachliche Kompetenz 0<br />
2. soziale Kompetenz 1<br />
3. Selbstvertrauen 7<br />
4. Konkurrenz <strong>de</strong>r Kollegen 8<br />
5. Aufstiegsgeschwindigkeit 6<br />
Es wird <strong>de</strong>utlich, dass gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r<br />
Abhängigkeit erhebliche Unterschie<strong>de</strong><br />
bestehen, was bzgl. <strong>de</strong>r Mitwirkung <strong>de</strong>r<br />
einzelnen Variablen im dynamischen<br />
Gesamtgeschehen erhebliche Konsequenzen<br />
hat.<br />
Die Rollenverteilung fasst bei<strong>de</strong> Dimensionen<br />
zusammen. Eine Variable, die<br />
kaum Wirkungen hat noch Wirkungen<br />
Matrix A<br />
( UARIABLENLISTE)<br />
AktlvsuTipie<br />
empfängt, fin<strong>de</strong>t sich unten links. Sie<br />
wird als puffernd bezeichnet und spielt<br />
oft nur am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Systemgeschehens<br />
mit. Je mehr Wirkungspunkte eine Variable<br />
hat, <strong>de</strong>sto stärker wan<strong>de</strong>rt sie nach<br />
oben in <strong>de</strong>n Bereich aktiv. Hier, in <strong>de</strong>n<br />
Fel<strong>de</strong>rn oben links, liegen die Steuerungshebel<br />
<strong>de</strong>s Systems: in unserem Fall die<br />
fachliche und soziale Kompetenz.<br />
Je mehr Wirkungspunkte eine Variable<br />
empfängt, <strong>de</strong>sto weiter wan<strong>de</strong>rt sie nach<br />
rechts in <strong>de</strong>n passiven Bereich. Die Aufstiegsgeschwindigkeit<br />
und das<br />
Konkurrenzverhalten liegen in diesen<br />
Sektoren.<br />
Variablen, die sowohl viele Effekte haben<br />
als auch vielen Einflüssen unteriiegen,<br />
fin<strong>de</strong>n sich oben rechts und wer<strong>de</strong>n als<br />
kritisch bezeichnet: das Selbstvertrauen<br />
fin<strong>de</strong>t sich hier in diesem Sektor.<br />
Die Rollenverteilung liefert damit zugleich<br />
Einschätzungen bzgl. <strong>de</strong>r potentiellen<br />
Dynamik und <strong>de</strong>r Steuerbarkeit <strong>de</strong>s<br />
Systems, je stärker sich <strong>de</strong>r gesamte<br />
Variablensatz von links unten nach rechts<br />
oben verschiebt, <strong>de</strong>sto dynamischer<br />
können sich Verän<strong>de</strong>rungen im System<br />
ausbreiten. In unserem Fall liegt <strong>de</strong>r<br />
Schwerpunkt ungefähr in <strong>de</strong>r Mitte (beim<br />
Wert 20 auf <strong>de</strong>r 45 Grad-Achse), das<br />
System könnte somit starke Verän<strong>de</strong>rungen<br />
in relativ kurzer Zeit erfahren (bei<br />
<strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>n Wirkungen wird<br />
zumeist ein Betrachtungszeitraum von<br />
einem Jahr zugrun<strong>de</strong> gelegt, <strong>de</strong>r jedoch<br />
je nach Zielsetzung <strong>de</strong>utlich abweichen<br />
kann).<br />
Sustenno<strong>de</strong>ll: ca2<br />
1,67 1,33<br />
F 0,751<br />
2<br />
Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite interagieren diese<br />
drei Faktoren untereinan<strong>de</strong>r Betrachten<br />
wir das Selbstvertrauen, so zeigt sich,<br />
dass es nicht nur starke Wirkungen hat,<br />
son<strong>de</strong>rn auch von allen an<strong>de</strong>ren Faktoren<br />
beeinflusst wird (Spalte 3). Aufgrund<br />
<strong>de</strong>r Rückwirkungen än<strong>de</strong>rt sich das Gesamtbild,<br />
was Konsequenzen auch für<br />
die Strategiefindung hat. Ohne Hilfsmittel<br />
ist es schwer, <strong>de</strong>n Überblick zu bekommen.<br />
Gesamtzahl<br />
vergebener<br />
Punkte: 1<br />
- 23<br />
K-Wert<br />
Abweichung 3.<br />
von ^:<br />
= +43,8X<br />
Höchster 2-<br />
Sunnenwert:<br />
= 7<br />
C<br />
0<br />
©<br />
[jS.aot?{?i3)lplKi
Controller magazin 6/02<br />
Das System wäre evolutionär steuerbar<br />
durch die bei<strong>de</strong>n aktiven Kompetenz-<br />
Variablen, revolutionäre Verän<strong>de</strong>rungen<br />
wären am ehesten durch Verän<strong>de</strong>rungen<br />
bei <strong>de</strong>r kritischen (gefährlichen) Variable<br />
Selbstvertrauen <strong>de</strong>nkbar Hier ist<br />
aufgrund <strong>de</strong>r vielen, im vorhinein schwer<br />
durchschaubaren Rückwirkungen Vorsicht<br />
geboten, <strong>de</strong>r „Schuss" kann bei <strong>de</strong>rartigen<br />
„revolutionären" Verän<strong>de</strong>rungen<br />
sozusagen leicht nach hinten los gehen.<br />
Durch diesen Analyseschritt wird<br />
<strong>de</strong>utlich,<br />
- wie dynamisch sich Verän<strong>de</strong>rungen<br />
ausbreiten (wie träge o<strong>de</strong>r kritisch<br />
das System ist);<br />
- ob und durch welche Variablen es<br />
steuerbar ist und<br />
- wie die Steuerungs-Charakteristika<br />
<strong>de</strong>r Variablen einzuschätzen sind.<br />
KonsensMat r ix SystenMo<strong>de</strong>l 1 : UB c**<br />
Wirkung von ^ auf— 1 3 •» S 6<br />
10 II 12 13 M IS 1£ fiS P<br />
1 Führungsqualität<br />
X D 1 0 1 0 Q<br />
0 • • 0 2 1 0 to 180<br />
2 ZielkUrheit<br />
X 2 1 • 1 0 1 1 a 0 O 0<br />
2 O 29 290<br />
3 Regelungsklarheit 1 • X 1 0 O 0 • o Q 0 1 o 1 2 • 21 312<br />
t HlHsmittelqualität o • 0 1 1 0 0 2 o • • o 1 1 o 11 H3<br />
X<br />
5 Bürogröpe u.Attraktivi o 0 • • 1<br />
X<br />
• 0 2 • 0 • 0 0 1 • 18 112<br />
6 IJ, W ~ Qualität o • • • • X Q • 1 0 0 • 1 2 2 0 27 351<br />
7 Entlohnungshöhe • 0 • • 0 0 X • 1 0 0 • • • O o 9 81<br />
8 Uision 1 2 1 0 1 1 • X<br />
1 • 0 0 • O O • 13 130<br />
9 Ausstrahlunqgskraft 0 o • 0 0 0 o o X 2 2 1 1 • O • 9 288<br />
10 Anzahl Kun<strong>de</strong>n 0 o o 0 o 0 • 2 X<br />
1 1 o 0 o 2 ' 21 1-17<br />
11 Qualität d. Kun<strong>de</strong>n a • • • 0 0 0 1 2 = 1<br />
X<br />
2 1 1 ü 23 181<br />
12 Kund*nvorgaben 0 0 1 1 0 1 • • • 0 0<br />
X<br />
2 • 2 ü j 20 ISO<br />
13 Kun<strong>de</strong>nbegeisterung • 1 0 O 0 • 1 1 2 2 ^2 1<br />
X • 0 l| 17 357<br />
H Qual. Requisition 0 0 0 Q o • • 0 0 2<br />
X<br />
1 2 [22 672<br />
15 Qual. Abuicl^lung 0 o o • o 0 0 o 1 0 G O 2 0 1 j 22 591<br />
X<br />
lö Anzahl Aufträge 0 o 1 1 o 1 1 o • 0 • 0 0 0 o 81<br />
XM2<br />
d l Q Q C D<br />
12 13 13 7 13 9 10 32 ? 9 9 21 26 27 7 PS<br />
333 290 185 85 229 203 100 130 23 300 288 222 81 85 81 171<br />
QxlOO<br />
^ Konsens j : ^ )<br />
KOPtEREN<br />
Hinzu kommen für je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r 43 farblich<br />
unterschiedlich gekennzeichneten Fel<strong>de</strong>r<br />
spezielle weitere kybernetische Charakteristika,<br />
die bei <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Strategie genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Allerdings sind die Ergebnisse unseres<br />
Beispiels nicht korrekt. Warum nicht?<br />
Nun, weil <strong>de</strong>r Variablensatz zu klein ist<br />
und die Kriterienmatrix <strong>de</strong>utlich machen<br />
wür<strong>de</strong>, dass wichtige Dimensionen fehlen.<br />
Für das Verständnis <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls ist<br />
dieser vereinfachte Fall jedoch nützlich.<br />
Betrachten wir im Folgen<strong>de</strong>n nun ein<br />
echtes Mo<strong>de</strong>ll.<br />
Es stammt aus einer Start-Up-Beratung<br />
bei einer Beratungsfirma, die 1997 gegrün<strong>de</strong>t<br />
wur<strong>de</strong>. Die Frage bzw. das zu<br />
lösen<strong>de</strong> Problem lautete „an welchen<br />
Bereichen müssen wir ansetzen, um<br />
eine gute Entwicklung in <strong>de</strong>n nächsten<br />
Jahren zu erreichen".<br />
Der Variablensatz umfasste 35 Variablen:<br />
von <strong>de</strong>r Führungsqualität und Zielklarheit<br />
über die Bürogröße und IT-Qualität zu<br />
Prozessvariablen wie Qualität<br />
Acquisition und Abwicklung<br />
<strong>de</strong>r<br />
sowie<br />
Aspekten wie Zeitdruck und Ausmaß an<br />
Dienstreisen.<br />
Die Einflussmatrix zeigt in <strong>de</strong>m ausgewählten<br />
Ausschnitt Zusammenhänge<br />
zwischen <strong>de</strong>n ersten 16 Variablen. Insgesamt<br />
stellten die Mitarbeiter bei ca.<br />
KonsensMatr ix Svistenno<strong>de</strong>l 1: UB ca<br />
Aktiusunfia = 1,67 1.33<br />
0<br />
lifösai'itzahl<br />
Punk te:<br />
= 566<br />
Höchster<br />
= 41<br />
K~Wei-t<br />
^bwe ichunö<br />
uon «:<br />
30 _!0_<br />
0,10<br />
t<br />
Q-Uert<br />
Passiv<br />
sunne<br />
o<br />
s<br />
=== I<br />
1000 möglichen Zusammenhängen ca.<br />
300 tatsächliche Zusammenhänge fest.<br />
Darunter 19 sehr starke Zusammenhänge<br />
und über 100 starke Zusammenhänge.<br />
Dennoch war das System vergleichsweise<br />
noch unterdurchschnittlich<br />
vernetzt (44 % unter <strong>de</strong>m Durchschnitt).<br />
Dementsprechend liegt das System relativweit<br />
unten links, die potentielle Dynamik<br />
<strong>de</strong>s Systems scheint <strong>de</strong>udich begrenzt.<br />
Ein rapi<strong>de</strong>s Wachstum ist hier<br />
kaum zu erwarten. Bezüglich <strong>de</strong>r Steuerbarkeit<br />
sind zunächst zwei Feststellungen<br />
zu treffen:<br />
1. die gute Nachricht: das System ist<br />
steuerbar.<br />
2. die schlechte Nachricht: es fin<strong>de</strong>n sich<br />
ca. 10 Lenkrä<strong>de</strong>r (10 aktive Variablen<br />
- oben links).<br />
Was ist in dieser Situation zu tun? Zunächst<br />
sind die aktiven Variablen 1,24,2,<br />
6 etc. auf ihren aktuellen Zustand und ihre<br />
Entwicklungsrichtung hin abzuklopfen.<br />
Die Frage lautet: welche <strong>de</strong>r starken Einflussfaktoren<br />
wirkt heute negativ auf die<br />
Entwicklung ein. Was sind damit die<br />
Engpassfaktoren, also diejenigen Faktoren,<br />
die das Wachstum am stärksten<br />
behin<strong>de</strong>rn?<br />
Im Untersuchungsfall verblieben von <strong>de</strong>n<br />
10 Faktoren 3 Engpassfaktoren. Damit<br />
erfolgte eine starke Komplexitätsreduktion:<br />
aus ursprünglich 33 Faktoren<br />
stellten sich 10 als beson<strong>de</strong>rs einfluss-<br />
611
Controller magazin 6/02<br />
- Stephan Brückl<br />
stark heraus, von <strong>de</strong>nen wie<strong>de</strong>rum 3<br />
<strong>de</strong>n Engpass bil<strong>de</strong>n.<br />
Damit können die Kräfte auf die drei Variablen<br />
fokussiert wer<strong>de</strong>n, von <strong>de</strong>ren Verän<strong>de</strong>rung<br />
die größten Wirkungen zu erwarten<br />
sind.<br />
6. Das Wirkungsgefüge: eine zweite<br />
Perspektive auf das System<br />
Während die Einflussmatrix alle potentiellen<br />
Reaktionen erfasst, wer<strong>de</strong>n im<br />
Wirkungsgefijge nur diejenigen Wirkungen<br />
aufgenommen, die<br />
a) stark o<strong>de</strong>r sehr stark sind (die 2er<br />
und 3er) und<br />
b) aktuell tatsächlich wirken.<br />
Im Wirkungsgefüge wird auch die Richtung<br />
<strong>de</strong>r Wirkung mit erfasst. Eine durchgezogene<br />
Linie be<strong>de</strong>utet, dass ein Anstieg<br />
<strong>de</strong>r Ausgangsvariable einen Anstieg bei<br />
<strong>de</strong>r beeinflussten Variablen zur Folge hat.<br />
Die Vernetzung wird anhand dieses Bil<strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>utlich. Aber wie ist es zu lesen? In<br />
einem ersten Schritt erfolgt eine Analyse<br />
<strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Regelkreise. Regelkreise<br />
sind Wirkungen, die zu sich selbst zurückführen.<br />
Hierbei wer<strong>de</strong>n zwei Arten von Rückkopplungen<br />
unterschie<strong>de</strong>n:<br />
1. Wachstumsmotoren bzw. Teufelskreise:<br />
Rückwirkungen, die zu Aufo<strong>de</strong>r<br />
Abwärtsspiralen führen.<br />
2. Selbst stabilisieren<strong>de</strong> Regelkreise:<br />
Rückwirkungen, die eine Stabilisierung<br />
<strong>de</strong>s Systems bewirken.<br />
Wie viele Regelkreise sind nun in <strong>de</strong>m<br />
System enthalten, und welcher Art sind<br />
sie? Die Regelkreisanalyse macht <strong>de</strong>utlich,<br />
dass das System 78 selbstverstärken<strong>de</strong><br />
und keinen einzigen stabilisieren<strong>de</strong>n<br />
Regelkreis enthält. Das System<br />
ist damit sehr instabil und gefähr<strong>de</strong>t.<br />
Die hohe Anzahl <strong>de</strong>r selbstverstärken<strong>de</strong>n<br />
Regelkreise korrigiert <strong>de</strong>n ersten Eindruck<br />
eines eher trägen Unternehmenssystems.<br />
Ähnlich wie in <strong>de</strong>r Medizin liefert auch<br />
bei <strong>de</strong>r Systemanalyse erst die Nutzung<br />
mehrerer Verfahren das ganze Bild.<br />
Dass keine selbstregulieren<strong>de</strong>n Regelkreise<br />
existieren, ist ein <strong>de</strong>utliches Zeichen<br />
für Handlungsbedarf in <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung.<br />
Was passiert, wenn<br />
entgegen <strong>de</strong>n Erwartungen die Umsätze<br />
nicht steigen, son<strong>de</strong>rn nach zwei o<strong>de</strong>r<br />
drei Perio<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r sinken? Wer kümmert<br />
sich darum, wer ist dafür verantwordich,<br />
wann wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rartige Entwicklungen<br />
erkannt? Zwischen welchen Bereichen<br />
müssten Kopplungen eingebaut<br />
wer<strong>de</strong>n? Hier ergeben sich eine<br />
ganze Reihe von wichtigen Erkenntnissen<br />
und Ansatzpunkten zur Systemoptimierung.<br />
Betrachtet man die Wachstumsmotoren<br />
im Einzelnen, so wird <strong>de</strong>utlich,<br />
wo Eigendynamiken zu erwarten<br />
sind. Außer<strong>de</strong>m kann erkannt wer<strong>de</strong>n,<br />
wo diese Dynamiken anzustoßen wären:<br />
„eine erfolgreiche Projektrealisierung<br />
(17) steigert die Kun<strong>de</strong>nbegeisterung<br />
(13), was weitere erfolgreiche<br />
Projektrealisierungen erwarten lässt<br />
(17)".<br />
Suatonnodall: UO ca<br />
o<br />
2<br />
^^Ql'c ICH!<br />
»ttOEL->E<br />
Mit begeisterten Kun<strong>de</strong>n wird es einfacher,<br />
weitere Projekte erfolgreich umzusetzen.<br />
Ansatzpunkt: erste Projekte<br />
erfolgreich abschließen.<br />
Hier wird eine <strong>de</strong>r wichtigsten Eigendynamiken<br />
für eine erfolgreiche Entwicklung<br />
angesprochen, auf <strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung<br />
auch Peter Drucker hinweist. Nicht zu<br />
selten wird die Konzentration auf die Projektrealisierung<br />
aufgrund einer Verzettelung<br />
beeinträchtigt.<br />
Wie gesagt ist dies ein Aspekt, <strong>de</strong>n man<br />
auch in Lehrbüchern nachlesen könnte.<br />
Der Unterschied ist, dass diese Erkenntnis<br />
hier von <strong>de</strong>n Mitarbeitern für ihr<br />
eigenes Unternehmen entwickelt wur<strong>de</strong>.<br />
Damit steigt die Chance einer Berücksichtigung,<br />
und d. h. Umsetzung <strong>de</strong>utlichst.<br />
Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n a) reihenweise<br />
Zusammenhänge erarbeitet in b) einer<br />
Zeitspanne, die <strong>de</strong>utlich geringer ist als<br />
das Lesen <strong>de</strong>r einschlägigen Literatur.<br />
tealisq mm. Hüitt,i]t<br />
P'113111? n<br />
—(«mliliit Ii, HuddLii<br />
i l<br />
[fiual. flcquisitlnn]<br />
j<br />
Neben <strong>de</strong>r Einsicht in die Regelkreise wird<br />
die Be<strong>de</strong>utung und Abhängigkeit einzelner<br />
Bereiche transparent. So zeigt das<br />
Mo<strong>de</strong>ll jeweils die entsprechen<strong>de</strong>n Verbindungen<br />
auf.<br />
Bei <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Acquisition zeigt sich,<br />
dass diese nicht nur die Anzahl <strong>de</strong>r Projekte<br />
(17), son<strong>de</strong>rn auch die Klärung <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>nvorgaben (12) und die Qualität<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n (11) beeinflusst, was jeweils<br />
weitere Folgewirkungen hat. So ist die<br />
Qualität <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n z. B. wichtig für die<br />
Ausstrahlung.<br />
Die die Qualität <strong>de</strong>r Acquisition beeinflussen<strong>de</strong>n<br />
Faktoren sind ebenfalls gut<br />
zu erkennen: Demnach hängt die Qualität<br />
<strong>de</strong>r Acquisition von<br />
- <strong>de</strong>r Zielklarheit,<br />
- <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Aufträge (Routine /<br />
Erfahrung),<br />
- <strong>de</strong>r Mitarbeiterqualität und<br />
- MJtarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheit ab.<br />
612
Controller magazin 6/02<br />
Liegt <strong>de</strong>r diesbezügliche Engpass bei <strong>de</strong>r<br />
Zielklarheit, so kann zurückverfolgt wer<strong>de</strong>n,<br />
durch welchen Faktor die Zielklarheit<br />
selbst beeinträchtigt wird.<br />
So wer<strong>de</strong>n Ursachen Schritt für Schritt<br />
zurückverfolgt o<strong>de</strong>r aber die Ausbreitung<br />
von Verbesserungswirkungen beobachtet.<br />
Hieraus resulitert ein tieferes Problem-<br />
und Systemverständnis, eine Konzentration<br />
auf tatsächliche Ursachen<br />
(statt auf Symptome) sowie eine Einschätzung<br />
<strong>de</strong>r Wirkung von Maßnahmen.<br />
7. und 8. Teilszenarien und Simulation:<br />
zur Entwicidung eines Management-Simulators<br />
Mit <strong>de</strong>n nunmehr folgen<strong>de</strong>n Analyse-<br />
Schritten wer<strong>de</strong>n Sub-Systeme o<strong>de</strong>r -<br />
einfacher formuliert - ausgewählte Problembereiche<br />
o<strong>de</strong>r Themen von beson<strong>de</strong>rem<br />
Interesse <strong>de</strong>taillierter erforscht.<br />
Hierzu wer<strong>de</strong>n zunächst die am engsten<br />
und unmittelbarsten mit <strong>de</strong>r Fragestellung<br />
zusammenhängen<strong>de</strong>n Faktoren,<br />
nicht mehr als 10 -12, i<strong>de</strong>ntifiziert, und in<br />
ein Wirkungsgefüge gebracht.<br />
Analog zum „großen" Gesamt-Wirkungsgefüge<br />
wer<strong>de</strong>n die gleich- und entgegengerichteten<br />
Wirkungen eingegeben. Wie<strong>de</strong>rum<br />
können die positiven und negativen<br />
Regelkreise und damit die Stabilität<br />
o<strong>de</strong>r Instabilität <strong>de</strong>s Subsystems erkannt<br />
wer<strong>de</strong>n. Der Schritt zur Simulation wird<br />
vollzogen, in<strong>de</strong>m zunächst die Variablen<br />
grob skaliert wer<strong>de</strong>n. Z. B. reichen die<br />
möglichen Werte bei <strong>de</strong>r Acquisition von<br />
0 (Min): unvertretbar schlechte Qualität<br />
über<br />
10: holprig, z.T fehlen Argumente zu<br />
20: gutes Niveau und schließlich<br />
30 (Max): excellent und überzeugend.<br />
Anschließend wer<strong>de</strong>n die Wirkungsverläufe<br />
wesentlich <strong>de</strong>taillierter, als es<br />
bislang geschah, beschrieben:<br />
Im Unterschied zu <strong>de</strong>n vorigen Schritten<br />
lautet die Frage nun auch nicht mehr, wie<br />
sich eine Verän<strong>de</strong>rung einer Variablen<br />
auswirkt, son<strong>de</strong>rn wie sich <strong>de</strong>r Zustand<br />
auswirkt. Dabei sind Schwellwerte und<br />
Kipp-Phänomene abbildbar<br />
Die Anzahl <strong>de</strong>r Aufträge ist auf <strong>de</strong>r vertikalen<br />
Achse, die Wirkungsstärke auf <strong>de</strong>r<br />
horizontalen x-Achse abgebil<strong>de</strong>t. In einer<br />
Situation ohne Aufträge (y = 0) sind negative<br />
Wirkungen auf die Qualität <strong>de</strong>r Abwicklung<br />
festzustellen. Warum? Ohne<br />
Aufträge fallen die Mitarbeiter im Vergleich<br />
zur Konkurrenz im Praxiseinsatz<br />
zurück. Dieser Effekt schwächt sich mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>r Auftragslage ab. Ab einem<br />
Wert von 8 (unterdurchschnittliche Auslastung)<br />
beginnt die Lernkurve positive<br />
Wirkung zu zeigen. Die Lerneffekte nehmen<br />
bis zu einer Auslastung von 21 zu<br />
und ab 2 6 wie<strong>de</strong>r ab. Kurz vor <strong>de</strong>r Kapazitätsgrenze<br />
treten sogar wie<strong>de</strong>r negative<br />
Effekte auf: die Qualität <strong>de</strong>r Abwicklung<br />
beginnt aufgrund einer Überbeanspruchung<br />
zu lei<strong>de</strong>n.<br />
Nach<strong>de</strong>m die Zustän<strong>de</strong> bewertet wur<strong>de</strong>n,<br />
zeigen die Balken <strong>de</strong>n aktuellen<br />
Variablenzustand an, so dass sich in <strong>de</strong>r<br />
Analyse das Bild ergibt: das Betriebsvermögen<br />
ist noch zu 60 % vorhan<strong>de</strong>n, die<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Aufträge ist niedrig, noch niedriger<br />
ist die Anzahl <strong>de</strong>r realisierten Projekte<br />
(Umsatz). Die Qualität <strong>de</strong>r<br />
Acquisition ist noch unterdurchschnittlich,<br />
die Anzahl <strong>de</strong>r sonstigen Aufgaben<br />
hoch. Die Anzahl <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n ist noch<br />
niedrig, die Qualität <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n durchschnittlich.<br />
Kun<strong>de</strong>nbegeisterung ist noch<br />
niedrig, ebenso die Ausstrahlungskraft.<br />
Damit ergibt sich ein <strong>de</strong>utlicher Gesamteindruck<br />
- erheblich <strong>de</strong>utlicher als <strong>de</strong>r,<br />
<strong>de</strong>n z. B. eine Eröffnungsbilanz erbracht<br />
hätte.<br />
Im nächsten Schritt wird nunmehr simuliert,<br />
wie sich die Situation ohne Intervention<br />
bzw. bei einer Umsteuerung weiterentwickeln<br />
wür<strong>de</strong>. Nach<strong>de</strong>m man bis<br />
dahin gemeinsam die Probleme gesammelt,<br />
die Einflussfaktoren erhoben, die<br />
Wirkungen nach bestem Wissen bewertet<br />
und <strong>de</strong>n Zustand eingeschätzt hat,<br />
lautet nun die spannen<strong>de</strong> Frage „wie wird<br />
sich das System bei dieser Ausgangskonstellation<br />
her entwickeln?"<br />
In <strong>de</strong>r Graphik (Seite 614) oben gibt die<br />
unterste Kurve <strong>de</strong>n Umsatzveriauf an.<br />
Der Umsatz nimmt in <strong>de</strong>r 1. Perio<strong>de</strong> zu,<br />
um dann zu stagnieren und schließlich<br />
erst langsam und dann schneller einzubrechen.<br />
Derartige Entwicklungen, die<br />
wohl in <strong>de</strong>n seltensten Fällen in Übereinstimmung<br />
mit <strong>de</strong>n Erwartungen stehen,<br />
führen schnell zur Frage „wo kommt das<br />
her?" Die Simulation wird <strong>de</strong>swegen erneut,<br />
diesmal in Zeitlupe, betrachtet, je<strong>de</strong><br />
Wirkung wird nochmals einzeln überprüft.<br />
Dadurch wird für je<strong>de</strong>rmann erkennbar<br />
<strong>de</strong>utlich, wo die Ursachen bzw.<br />
problematischen Konstellationen dieser<br />
Entwicklung liegen.<br />
Nun ist zu überlegen, wie dieser Entwicklung<br />
entgegengesteuert wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Hierzu können probeweise Verän<strong>de</strong>rungen<br />
an <strong>de</strong>n einzelnen Variablen vorgenommen<br />
wer<strong>de</strong>n. So ergibt z. B. eine <strong>de</strong>utliche<br />
Reduktion <strong>de</strong>r „sonstigen Aufgaben"<br />
das Bild <strong>de</strong>r mittleren Graphik. Es zeigt,<br />
dass <strong>de</strong>r Umsatz über drei Perio<strong>de</strong>n ansteigt,<br />
um anschließend wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>utlich<br />
einzubrechen. Die „sonstigen Aufgaben",<br />
auch das zeigt das Bild, erreichen<br />
zügig wie<strong>de</strong>r das alte Niveau und steigen<br />
bis zum oberen Grenzwert an. Hier wirkt<br />
eine starke, für die Entwicklung unvorteilhafte<br />
Eigendynamik. Die Maßnahme<br />
scheint also nicht auszureichen, weitere<br />
Verbesserungen wer<strong>de</strong>n notwendig. Mittels<br />
<strong>de</strong>s „Management Simulators" können<br />
diese Maßnahmen sukzessive getestet,<br />
kombiniert und umgruppiert wer<strong>de</strong>n,<br />
bis eine positive Entwicklung machbar<br />
erscheint.<br />
Dabei - und das ist das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> -<br />
geht es nicht darum, die Zukunft zu prognostizieren.<br />
Alle Prognosen sind bedingte<br />
Prognosen (Wenn-dann). Da in <strong>de</strong>r<br />
Praxis immer Störeinflüsse auftreten,<br />
weichen die realen Veriaufe oftmals von<br />
prognostizierten Verläufen ab. Aber gera<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>swegen ist es wichtig, verschie<strong>de</strong>ne<br />
Szenarien durchzuspielen. Hieraus<br />
entsteht ein Gespür und eine Einsicht für<br />
problematische und erfolgversprechen<strong>de</strong><br />
Konstellationen sowie für beson<strong>de</strong>rs<br />
wirksame Maßnahmenbün<strong>de</strong>l.<br />
9. Die biol(ybernetische Bewertung:<br />
wie lebensfähig ist das System?<br />
Nach<strong>de</strong>m diese acht Analysestufen<br />
durchlaufen wur<strong>de</strong>n, das System aus<br />
verschie<strong>de</strong>nen Perspektiven und in unterschiedlicher<br />
Detailliertheit betrachtet<br />
wur<strong>de</strong>, wird abschließend die Lebensfähigkeit<br />
<strong>de</strong>s Systems eingeschätzt. Dabei<br />
wird überprüft, inwieweit die lebenserhalten<strong>de</strong>n<br />
und -notwendigen acht<br />
biokybernetischen Prinzipien in <strong>de</strong>m<br />
untersuchten Unternehmen erfüllt sind.<br />
1. Es beginnt mit <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r Selbstregulation:<br />
hat das System genügend<br />
Selbstregulationsmechanismen?<br />
2. Ist das System wachstumsunabhängig?<br />
Kann es auch ohne Wachstum<br />
überleben (gera<strong>de</strong> in<br />
Stagnationszeiten eine elementar<br />
wichtige Fähigkeit)?<br />
3. Ist es funktionsorientiert? Konzentriert<br />
es sich auf die zu befriedigen<strong>de</strong>n<br />
Bedürfnisse o<strong>de</strong>r aber auf die<br />
613
Controller magazin 6/02 - Stephan Brückl<br />
eigene Technologie (was nicht zu selten ist -<br />
gera<strong>de</strong> bei Grün<strong>de</strong>rn und technologieorientierten<br />
Start-Ups, aber nicht nur dort).<br />
4. Wer<strong>de</strong>n externe Kräfte für die eigenen<br />
Zwecke <strong>de</strong>s Systems genutzt?<br />
5. Wer<strong>de</strong>n Resultate o<strong>de</strong>r Prozesse mehrfach<br />
genutzt?<br />
6. Wer<strong>de</strong>n die dann genutzten Resultate<br />
recycelt, d. h. in das System o<strong>de</strong>r in an<strong>de</strong>re<br />
Systeme zurückgeführt?<br />
7. Wer<strong>de</strong>n Symbiosen eingegangen -<br />
z. B. in Form von Kooperationen?<br />
8. Ist das System biologisch <strong>de</strong>signed, ist es<br />
gesundheitsför<strong>de</strong>rnd und die Sinne ansprechend?<br />
TS l: HertschBpfuf ii. Durchlauf
LITERATURFORUM<br />
Controller magazin 6/02<br />
Auf ein Wort<br />
Sehr geehrte Damen und Herren!<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Ich begrüße Sie herzlich zur letzten Ausgabe in diesem |ahr<br />
Ich habe wie<strong>de</strong>r versucht, Ihnen eine Mischung aus <strong>de</strong>rzeit aktuell diskutierten<br />
und praxisrelevanten Themen sowie visionären Ausblicken zusammenzustellen.<br />
Wir müssen einerseits die Gegenwart bewältigen und uns an<strong>de</strong>rerseits<br />
auf die Zukunft vorbereiten - hierzu will das Literaturforum etwas<br />
beitragen. Vorbereiten müssen wir uns neben Basel II und an<strong>de</strong>re Themen<br />
insbeson<strong>de</strong>re auf lAS/IFRS - <strong>de</strong>m neuen europäischen Standard <strong>de</strong>r Rechnungslegung.<br />
Auf einer Tagung <strong>de</strong>r bekannten Schmalenbach-Gesellschaft,<br />
einer ganz be<strong>de</strong>utsamen betriebswirtschaftlichen Instanz, war u. a. von<br />
dramatischen Verän<strong>de</strong>rungen im Rechnungswesen die Re<strong>de</strong>. Daher widme<br />
ich dieser Thematik im Interesse vieler Kolleginnen und Kollegen breiten<br />
Raum, zumal ich aus <strong>de</strong>r eigenen Einarbeitung in diese Thematik um die<br />
Schwierigkeiten <strong>de</strong>r Einführung und Umstellung weiß.<br />
So habe ich für diese Ausgabe für Sie vorbereitet die Rubriken:<br />
* In <strong>de</strong>r Diskussion: Einfach managen<br />
* Aktuelles aus <strong>de</strong>r Controlling-Diskussion<br />
* Neue Fachlexika<br />
^ Basel II • Perspektivenwechsel<br />
^ Corporate Governance<br />
^ Internationales Management und Beteiligungsmanagement<br />
* lAS / IFRS - <strong>de</strong>r neue europäische Standard <strong>de</strong>r Rechnungslegung<br />
••• Organisation und DV-Revision<br />
^ Controller/innen persönlich<br />
* Neuauflagen<br />
In <strong>de</strong>r Diskussion: Einfacli managen<br />
Bran<strong>de</strong>s, Dieter: Einfach managen<br />
Frankfurt/Wien: Wirtschaftsverlag Carl Überreuter 2002 -176 Seiten -€ 12,90 (D)<br />
Autor und Konzeption<br />
Dieter Bran<strong>de</strong>s war Geschäftsführer und Mitglied <strong>de</strong>s Verwaltungsrates von ALDI Nord. Heute ist er selbständiger Berater für Strategie. In diesem<br />
Buch geht es um - so <strong>de</strong>r Untertitel - „Klarheit und Verzicht • <strong>de</strong>r Weg zum Wesentlichen".<br />
Inhaltsüberblick<br />
Einfachheit IST <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Weg - Einfachheit und Komplexität - Warum machen wir es nicht einfach? - Was brauchen wir für die Einfachheit?<br />
- Konkrete Anleitungen für die Praxis - Anhang (Checklisten, Literatur- und Quellennachweis).<br />
Anmerkungen<br />
Das Buch erweist sich als mehrfache Herausfor<strong>de</strong>rung. Einfachheit, so <strong>de</strong>r Autor braucht Klarheit, Dezentralisation und gesun<strong>de</strong>n Menschenverstand.<br />
So setzt sich Bran<strong>de</strong>s damit auseinan<strong>de</strong>r, was <strong>de</strong>r Einfachheit entgegen steht. Beispielsweise verweist er auf die Unternehmenskultur<br />
und zitiert u. a. Herb Kelleher Chef und Grün<strong>de</strong>r von Southwest-Airlines mit „Es ist interessant, die Leute von an<strong>de</strong>ren Firmen besuchen uns und<br />
sagen, sie wollten eine ähnliche Unternehmenskultur wie bei uns aufbauen. Wir erzählen ihnen, dass wir einfach nur die Leute richtig behan<strong>de</strong>ln.<br />
Aber das klingt zu einfach. Sie suchen nach etwas Komplexem. Sie glauben es nicht". An an<strong>de</strong>rer Stelle behan<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>r Verfasser die<br />
„Komplexitätstreiber" und sieht mit einer eindrucksvollen Argumentation die Angst als Komplexitätstreiber Nr 1. Dabei geht Bran<strong>de</strong>s näher auf<br />
die Veröffentlichungen von Felix von Cube ein, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Congress <strong>de</strong>r Controller 2002 einen sehr gut aufgenommenen Vortrag hielt. Offen<br />
bleibt, wie weit <strong>de</strong>r Leser ihn in <strong>de</strong>r Sachauseinan<strong>de</strong>rsetzung folgt. Der ernsthafte Leser wird angeregt, vielleicht auch provoziert, sich zu fragen,<br />
ob seine Prozesse und Metho<strong>de</strong>n usw. <strong>de</strong>r kritischen Belastung standhalten o<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungen erfor<strong>de</strong>rn. Beispielsweise heißt es, Planungs- und<br />
Budgetierungsprozesse seien <strong>de</strong>r Ausdruck von Unsicherheit und mangeln<strong>de</strong>m Vertrauen <strong>de</strong>r Unternehmensleitungen in ihre Mitarbeiter Im<br />
Streben nach Einfachheit im Sinne von Bran<strong>de</strong>s braucht man auch keinen Controller <strong>de</strong>nn - so <strong>de</strong>r Autor - das fähige Management brauche<br />
keine Controller als Managementservice. Die Schwäche <strong>de</strong>s Buches liegt in <strong>de</strong>r undifferenzierten und generellen Übertragung von ALDI-<br />
Verhältnissen. Es ist fraglich, wieweit komplexe Unternehmen auf ein „ALDI-Maß" zurecht geschnitten wer<strong>de</strong>n können. Gleichwohl ist das Buch<br />
recht lesens- und diskussionswert, weil es zum einen die Hemmnisse auf <strong>de</strong>m Weg zur Einfachheit bewusst macht und an<strong>de</strong>rerseits so manches<br />
mo<strong>de</strong>rne Managementkonzept kritisch hinterfragt und vielerlei als Scheinlösung entlarvt. Das Buch hinterlässt nach<strong>de</strong>nkliche, fragen<strong>de</strong> und<br />
auch wi<strong>de</strong>rsprechen<strong>de</strong> Leser<br />
615
Controller magazin 6/02 - Alfred Biels Literaturforum<br />
Aktuelles aus <strong>de</strong>r Controlling-Diskussion<br />
Bauer, Michael: Controllership in Deutschland<br />
Deutscher Universitäts-Verlag 2002 - 330 Seiten<br />
Autor und Konzeption<br />
Dr Michael Bauer war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Iphrstuhl von Prof. Dr Jijrgen Weber an <strong>de</strong>r Wissenschaftlichen Hochschule für<br />
Untemehmensführung (WHU). Das Buch erscheint als Band 4 <strong>de</strong>r Schriften <strong>de</strong>s Center for Controlling & Management. Die dieser Veröffentlichung<br />
zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> Dissertation befasst sich mit <strong>de</strong>r erfolgreichen Zusammenarbeit von Controllern und Managern.<br />
Inhaltsüberblick<br />
Einleitung - Controlleraufgaben bei <strong>de</strong>r Sicherstellung <strong>de</strong>r Rationalität <strong>de</strong>r Untemehmensführung - Stand <strong>de</strong>r empirischen Forschung zum<br />
Zusammenwirken von Controllern und Managern - Konzeption <strong>de</strong>r Zusammenarbeit von Controllern und Managern - Schlussbetrachtung -<br />
Anhang.<br />
Kommentierung<br />
Die Arbeit von Bauer, so das Geleitwort von Weber, hat sich zum Ziele gesetzt, „neue Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Kontext,<br />
<strong>de</strong>n Ausprägungen und <strong>de</strong>n Wirkungen <strong>de</strong>s Zusammenwirkens von Managern und Controllern bei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s Controlling zu eriangen.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re die Wirkungen <strong>de</strong>r Controllerarbeit sollen beschrieben und - soweit möglich - in <strong>de</strong>r Wirkung auf <strong>de</strong>n Untemehmenserfolg<br />
bewertet wer<strong>de</strong>n". Dem Autor gelingt mit seiner Arbeit, bei Controllern und Managern in <strong>de</strong>n Unternehmen eine Reflexion und Diskussion über<br />
die vielfältigen Aspekte ihrer Zusammenarbeit anzustoßen, ein theoretisch fundiertes Konzept aufzuzeigen und letztlich praktische Handlungsempfehlungen<br />
zu vermitteln. Die Arbeit beruht auf einer umfassen<strong>de</strong>n empirischen Erhebung. Erstmals wird eine Messung <strong>de</strong>r Dienstleistungsqualität<br />
<strong>de</strong>r Controllerieistungen durchgeführt. Diese wird in Bezug zum Untemehmenserfolg gesetzt, und es erfolgt eine Überprüfung <strong>de</strong>r<br />
Relevanz <strong>de</strong>s Controllingkonzepts. Eine <strong>de</strong>r Kernthesen <strong>de</strong>r Arbeit ist, dass die Controllerieistungen indirekt über die Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Managerleistungen auf <strong>de</strong>n Untemehmenserfolg wirken. Wenn Controller ihre Beratungs- und Unterstützungsleistungen gut erfüllen, so Bauer,<br />
dann profitiert das gesamte Unternehmen davon. Der Praktiker wird so manche theoretische Ableitung überblättern, aber sicher auch an<br />
zahlreichen Passagen innehalten, die vertiefen<strong>de</strong> Einsichten vermitteln, so z. B. bei <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r Rationalitäts<strong>de</strong>fizite in <strong>de</strong>r Führung, o<strong>de</strong>r<br />
Anregungen zum praktischen Han<strong>de</strong>ln geben. Im abschließen<strong>de</strong>n Kapitel „Implikationen für die Praxis" befasst sich Bauer mit <strong>de</strong>r bewussten<br />
Gestaltung <strong>de</strong>s Führungskontextes sowie <strong>de</strong>r erfolgreichen Rationalitätssicherung von Controllern und Managern und stellt schließlich die Frage<br />
<strong>de</strong>r Gratwan<strong>de</strong>rung zwischen Dienstleister- und Counterpart-Rolle. Das Buch erweist sich als wertvoller Impulsgeber für die Unternehmenspraxis<br />
sowie nützliche und hilfreiche Gestaltungshilfe für die Zusammenarbeit zwischen Controller und Manager<br />
Krey, Antje: Controlling filialisierter Han<strong>de</strong>lsunternehmen<br />
Hamburg: Verlag Dr. Kovac 2002 - 245 Seiten<br />
Autorin und Konzeption<br />
Dieser Titel erscheint als Band 6 <strong>de</strong>r Rostocker Beiträge zu Controlling und Rechnungswesen, herausgegeben von Prof. Dr lürgen Graßhoff. Der<br />
Veröffentlichung liegt eine Dissertation an <strong>de</strong>r Universität Rostock zugrun<strong>de</strong>. Ziel dieser Veröffentlichung, geför<strong>de</strong>rt von <strong>de</strong>r Quistorp-Stiftung,<br />
ist die Konzeption für ein empfängerorientiertes Controlling unter Berücksichtigung einer themenorientierten Warenpräsentation.<br />
Inhaltsüberblick<br />
Einleitung - Das Wesen filialisierter Han<strong>de</strong>lsunternehmen -Controlling in filialisierten Han<strong>de</strong>lsunternehmen - AusgewählteControUinginstnjmente<br />
filialisierter Han<strong>de</strong>lsunternehmen - Ausprägung <strong>de</strong>r Controllinginstrumente für die zentrale Unternehmensleitung - Zusammenfassung und<br />
Ausblick.<br />
Anmerkungen<br />
ICV-Mitglied Prof. Dr Jürgen Graßhoff schreibt im Vorwort, die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit zeichne sich aus durch eine kritische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit<br />
bisher nur wenig vorhan<strong>de</strong>nen Ansätzen in Theorie und Praxis und unterbreite eine Fülle eigener Vorschläge zu <strong>de</strong>ren Weiterentwicklung, führe<br />
hin zu einem theoretisch fundierten und praktisch handhabbaren Gesamtkonzept. Das Buch erweist sich für konzeptionell arbeiten<strong>de</strong> Leser im<br />
Bereich Han<strong>de</strong>lscontrolling als anregend, unterstützend und wegweisend. Es ist auch für Praktiker weitgehend gut zu lesen, wozu auch fast 100<br />
Abbildungen beitragen. Die Autorin unterbreitet Vorschläge für die empfängerorientierte Ausgestaltung folgen<strong>de</strong>r Controllinginstrumente:<br />
Balanced Scorecard, Deckungsbeitragsrechnung, Kennzahlen und Kennzahlensysteme sowie Verbun<strong>de</strong>rfolgsrechnung. Die Ausführungen zur<br />
Verbun<strong>de</strong>rfolgsrechnung dürften von beson<strong>de</strong>rem Interesse sein, da sie in dieser Form an an<strong>de</strong>rer Stelle kaum zu fin<strong>de</strong>n sein dürften. Die<br />
Verbun<strong>de</strong>rfolgsrechnung unterstützt <strong>de</strong>n Zentraleinkauf bei <strong>de</strong>r Fundierung sortimentspolitischer Entscheidungen, in<strong>de</strong>m sie die Ausstrahlungseffekte<br />
<strong>de</strong>r Sortimentsbestandteile ergebniswirksam sichtbar macht. Die Eignung <strong>de</strong>r Verbun<strong>de</strong>rfolgsrechnung auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s Conjoint Profit<br />
Mo<strong>de</strong>lls wird durch eine empirische Untersuchung untermauert. Insgesamt ein bemerkenswerter Beitrag, das Controlling filialisierter Han<strong>de</strong>lsunternehmen<br />
zu qualifizieren.<br />
Scheibeier, Alexan<strong>de</strong>r: Balanced Scorecard für KMU<br />
Berlin: Springer Verlag 2002 - 215 Seiten mit CD-ROM - E 64,95 - 2., neu bearbeitete und enweiterte Auflage<br />
Diese Neuauflage zeigt die Umsetzung <strong>de</strong>r Balanced Scorecard in Verbindung mit <strong>de</strong>n messbaren Qualitätszielen aus <strong>de</strong>r DIN EN ISO 9001 ; 2000.<br />
Dazu ist das Buch in zwei Hauptbereiche aufgeteilt. Der erste Teil befasst sich mit <strong>de</strong>r Umsetzung und Einführung <strong>de</strong>r Balanced Scorecard. Der<br />
zweite Teil hat die Umsetzung <strong>de</strong>r neuen prozessorientierten DIN EN ISO 9001 : 2000 zum Gegenstand, und zwar als grafisches Handbuch mit<br />
<strong>de</strong>n benötigten dokumentierten Verfahren. Die Umsetzung wird am Beispiel eines realen Unternehmens gezeigt. Insofern ist diese Veröffendichung<br />
in doppelter Hinsicht bemerkenswert: Zum einen bringt <strong>de</strong>r Autor die Balanced Scorecard und die ISO 9001:2000 zusammen und eröffnet<br />
damit eine neue Perspektive. Zum an<strong>de</strong>ren erfährt <strong>de</strong>r Leser eine kompakte Darstellung <strong>de</strong>r neuen DIN EN ISO 9001 : 2000, die in vielen<br />
Unternehmen im Jahre 2003 erstmals <strong>de</strong>r Zertifizierung zugrun<strong>de</strong> liegt. Die relativieren<strong>de</strong>n Hinweise zur neuen ISO-Norm tragen zu einer<br />
realistischen Sichtweise bei und machen <strong>de</strong>utlich, dass das Erstellen <strong>de</strong>r Dokumentation nicht Selbstzweck sein, son<strong>de</strong>rn eine wertsteigern<strong>de</strong><br />
Tätigkeit sein sollte. Das Buch mit CD-ROM wen<strong>de</strong>t sich an Praktiker in Klein- und Mittelbetrieben, die selbst eine Umsetzung <strong>de</strong>r Balanced<br />
Scorecard unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r ISO-Norm im eigenen Unternehmen durchführen wollen.<br />
616
Controller magazin 6/02<br />
Weber, Jürgen u. Schäffer, Utz: Rationalitätssicherung <strong>de</strong>r Führung<br />
Wiesba<strong>de</strong>n: Deutscher Universitäts-Verlag 2001 - 289 Seiten - ca. € 60,~<br />
Zwei herausragen<strong>de</strong> aka<strong>de</strong>mische Fachvertreter beleben mit ihren Beiträgen zur Theorie <strong>de</strong>s Controlling die Diskussion um das Verständnis und<br />
Selbstverständnis <strong>de</strong>s Controlling. Weber und Schäffer plädieren für eine sieht <strong>de</strong>s Controlling als Funktion <strong>de</strong>r Sicherstellung einer rationalen<br />
Untemehmensführung. Dieser Band bün<strong>de</strong>lt die Forschungsarbeiten zur Fundierung und Anwendung dieser Sicht <strong>de</strong>s Controlling, die in <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahren am Lehrstuhl für Controlling an <strong>de</strong>r WHU entstan<strong>de</strong>n ist. Die Autoren la<strong>de</strong>n zur Diskussion ein und rufen dazu auf, an <strong>de</strong>r<br />
Weiterentwicklung mitzuarbeiten. Für <strong>de</strong>n „praktischen Controller" ist - neben <strong>de</strong>r Suche nach einer theoretischen Fundierung - das letzte<br />
Kapitel „Entwicklungsten<strong>de</strong>nzen und Zukunftsperspektiven" beachtens- und bemerkenswert. Unter „Konsequenzen für Controller" gelangen<br />
Weber und Schäffer einerseits zum Schluss, dass Controller einer ungewissen Zukunft entgegengehen und verweisen an<strong>de</strong>rerseits auf neue<br />
Chancen und Herausfor<strong>de</strong>rungen. Das Buch macht <strong>de</strong>utlich, dass sowohl aus theoretischer als auch praktischer Perspektive Controlling in <strong>de</strong>r<br />
Verän<strong>de</strong>rung und Entwicklung steht.<br />
Krag, Joachim u. Mölls, Sascha: Rechnungslegung<br />
München: Verlag Vahlen 2001 - 383 Seiten - kartoniert - € 25,--<br />
Dieses WiSo-Kurzlehrbuch vermittelt die han<strong>de</strong>ls- und steuerrechtlichen Grundlagen <strong>de</strong>r Rechnungslegung. Der Aufbau <strong>de</strong>s Buches orientiert<br />
sich im wesentlichen an <strong>de</strong>r Struktur <strong>de</strong>s dritten Buches <strong>de</strong>s HGB. Eine Betrachtung <strong>de</strong>r Rechnungslegung nach US-GAAP und/o<strong>de</strong>r lAS<br />
unterbleibt bzw. wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Rahmen dieses Basiswerkes sprengen. Didaktisch gut aufbereitet liefert das Kurzlehrbuch eine Vielzahl von<br />
Übersichten und Beispielen, die die angesprochenen Sachverhalte ver<strong>de</strong>utlichen. Das Werk eignet sich einerseits im Grundstudium und<br />
an<strong>de</strong>rerseits als praktische Einführung.<br />
Cremer, Udo: BWL für Einsteiger, Aufsteiger und Existenzgrün<strong>de</strong>r<br />
München: Verlag Mo<strong>de</strong>rne Industrie 2002 - 236 Seiten<br />
Dipl.-Betriebswirt (FH) Udo Cremer legt hiermit betriebswirtschaftliches Basiswissen vor Ziel dieses Buches ist, einen Überblick zu verschaffen,<br />
welche Teilbereiche für unter betriebswirAchaftlichen Aspekten geführte Unternehmen wichtig sind und wie sich die einzelnen Teilbereiche zu<br />
einem geschlossenen System ergänzen. Das Buch eignet sich insbeson<strong>de</strong>re für technische Fach- und Führungskräfte, ferner als Begleitmaterial<br />
für betriebswirtschaftliche Schulungen. Behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Sachverhalte.<br />
Neue Fachlexika<br />
Witt, Frank-Jürgen: Controlling-Lexikon<br />
Beck Wirtschaftsberater im DTV Nr. 50851 - Stand 2002 - 876 Seiten - kartoniert -€ 24,~<br />
Der Autor, Prof. Dr Frank-Jürgen Witt, ist Leiter <strong>de</strong>s Transfer-Instituts Management & Controlling TI M&C und unter Controllern bekannt. Das<br />
Lexikon eriäutert rund 1.000 Controllingbegriffe mit zahlreichen Abbildungen sowie einer Vielzahl von praktischen Beispielen und Hinweisen.<br />
Die Auswahl <strong>de</strong>r Stichworte und ihre Bescheibung orientieren sich am Bedarf <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis. Das Werk, so <strong>de</strong>r Autor im Vorwort,<br />
vermittle <strong>de</strong>n State of the art <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Controlling in kompakter, schlanker und anschaulicher Form. Witt behan<strong>de</strong>lt sowohl mo<strong>de</strong>rne und<br />
neue als auch klassische Themen. Von ABC-Analyse bis Zwischenbericht über z. B. Lea<strong>de</strong>rship, Make-or-Buy und Riskmanagement o<strong>de</strong>r Skill-<br />
Mapping. Der Autor vermittelt aktuelles Controlling-Know-How und begriffliche Sicherheit in kompakter und praxisnaher Weise.<br />
Hessenberger, Manfred: Fachwörterbuch Controlling<br />
München: Verlag Vahlen 2002 - 455 Seiten - € 39,90<br />
Diese Neuerscheinung Englisch - Deutsch / Deutsch - Englisch umfasst jeweils rund 25.000 Stichwörter aus <strong>de</strong>n Bereichen Accounting,<br />
Controlling, Financing und Banking. Enthalten sind sowohl englische als auch amerikanische Begriffe <strong>de</strong>r Geschäftssprache. Der Verfasser geht<br />
davon aus, dass <strong>de</strong>r Benutzer über soli<strong>de</strong> Grundkenntnisse <strong>de</strong>s Standard American English (SAB) verfügt; grammatikalische Erklärungen sind<br />
somit in diesem Fachwörterbuch nicht enthalten. Das Werk wen<strong>de</strong>t sich an Betriebswirte und Wirtschaftsingenieure in international tätigen<br />
Unternehmen aller Branchen und an Unternehmensberatungen.<br />
Lexikon Rechnungswesen<br />
Freiburg: <strong>Haufe</strong> Mediengruppe 2002 - ca. 800 Seiten -€ 39,90<br />
Im Untertitel dieses Praxis-Ratgebers heißt es „alle wichtigen Fachbegriffe von A-Z kurz und einfach erklärt". Der Veriag stellt diese<br />
Neuerscheinung als Wissensspeicher für Einsteiger und Profis gleichermaßen dar Von Abgrenzungsrechnung o<strong>de</strong>r Abschreibung über z. B.<br />
Kalkulation o<strong>de</strong>r Leasing bis Vorsteuerverprobung und Wertaufholung fin<strong>de</strong>n sich eine Vielzahl praxisrelevanter Stichworte. Die Darstellung <strong>de</strong>r<br />
meisten Schlagworte umfasst Beispiele wie z. B. Buchungssätze sowie Tipps und Empfehlungen, ebenso Querverweise und Fundstellen. Die<br />
Sprache ist einfach und verständlich. Das Buch ist insbeson<strong>de</strong>re auf <strong>de</strong>n Bedarf von Klein- und Mittelbetrieben zugeschnitten. So fehlen z. B.<br />
Stichworte wie lAS und US-GAAP Die Eriäuterungen sind verschie<strong>de</strong>ntlich eng gefasst, z. B. bringt das Stichwort Inventur keinen Hinweis auf<br />
mo<strong>de</strong>rne Inventurvereinfachungsverfahren wie Stichprobeninventur o<strong>de</strong>r Systemgestützte Werkstattinventur Das Lexikon vermittelt systematisch<br />
und gut lesbares Basiswissen zum Rechnungswesen.<br />
617
Controller magazin 6/02 - Alfred Biels Literaturforum<br />
Basel II - Perspektivenwechsel<br />
Tietmeyer, Hans u. Rolfens, Bernd (Hrsg.): Basel II - Das neue Aufsichtsrecht und seine Folgen<br />
Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2002 -161 Seiten - gebun<strong>de</strong>n - € 44,90<br />
Autoren und Konzeption<br />
Der vorliegen<strong>de</strong> zweite Band <strong>de</strong>r ecfs-Schriftenreihe (european center for financial Services) greift <strong>de</strong>n Themenkomplex <strong>de</strong>r Reformierung <strong>de</strong>s<br />
Baseler Eigenkapitalakkords auf und beleuchtet die Baseler Vorschlage aus verschie<strong>de</strong>nen Blickwinkeln. Die im Rahmen dieser Veröffentlichung<br />
publizierten Beiträge basieren auf <strong>de</strong>n Vorträgen <strong>de</strong>r Referenten - ausgewiesene Experten aus Wissenschaft und Praxis - <strong>de</strong>s 5. Duisburger<br />
Banken-Symposiums.<br />
Inhaltsüberblick<br />
Das Baseler 3-Säulen-Konzept - Banken im Wettbewerb - Basel II und die zukünftigen Kreditpreise - Das Aufgabenpaket <strong>de</strong>r Kreditinstitute zur<br />
praktischen Umsetzung von Basel II - Die Be<strong>de</strong>utung von operativen Risiken für Eigenkapitalunterlegung und Risikomanagement - Erfahrungen<br />
beim Aufbau einer mo<strong>de</strong>rnen und aufsichtsadäquaten Kreditrisikosteuerung am Beispiel - Revolution im Kreditgewerbe und in <strong>de</strong>r Bankenaufsicht.<br />
Anmerkungen<br />
Der Sammelband ver<strong>de</strong>utlicht eindrücklich, dass Basel II nicht nur die Unternehmen, son<strong>de</strong>rn auch die Kreditinstitute und auch die<br />
Aufsichtsbehör<strong>de</strong>n vor eine enorme Herausfor<strong>de</strong>rung stellt. Mehrere Autoren sprechen vom Paradigmenwechsel und davon, dass ein massives<br />
Um<strong>de</strong>nken und Höchstleistungen in <strong>de</strong>r Anpassung und in <strong>de</strong>r Umsetzung erfor<strong>de</strong>rlich seien. Eindringlich wird dargelegt, dass es auf <strong>de</strong>m Weg<br />
zu einem betriebswirtschaftlich fundierten und aufsichtsrechtlich konformen Risikomanagement eine Reihe von be<strong>de</strong>utsamen Aufgaben<br />
umzusetzen gilt. Neben <strong>de</strong>r Implementierung geeigneter Instrumentarien und Metho<strong>de</strong>n zur Messung von Kreditrisiken wird die Schaffung eines<br />
Regelkreises zur Steuerung als wesentliche Aufgabe herausgearbeitet. Von beson<strong>de</strong>rem Interesse ist die Feststellung, dass die Hauptmotivation<br />
für die angelaufenen Aktivitäten nicht allein die Vorbereitung auf Basel II sei. Vielmehr habe die Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Mess- und Steuerungsmetho<strong>de</strong>n<br />
für das Kreditrisiko <strong>de</strong>utlich gemacht, welches Potenzial in einer Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r „Kreditkultur" liege. Dieser Band ergänzt die<br />
Diskussion um Basel II durch <strong>de</strong>n Einbezug <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>r Kreditinstitute und <strong>de</strong>r Aufsichtsbehör<strong>de</strong>n recht ergebnisreich und fügt das Thema<br />
zusammen mit Fragen <strong>de</strong>r Kreditsteuerung. Insofern erweist sich Basel II sowohl auf Seiten <strong>de</strong>r Kreditgeber als auch <strong>de</strong>r Kreditnehmer als eine<br />
herausragen<strong>de</strong> Aufgabe für das Controlling.<br />
Corporate Governance<br />
Nlppa / Petzold / Kürsten (Hrsg.): Corporate Governance<br />
Berlin: Physica Verlag 2002 - 237 Seiten - € 34,95<br />
Autoren und Konzeption<br />
Der vorliegen<strong>de</strong> Sammelband beruht auf einer Vortragsreihe an <strong>de</strong>r TU Bergaka<strong>de</strong>mie Freiberg. Das Buch vermittelt einen Überblick über das<br />
Thema Corporate Governance, wie er in <strong>de</strong>r Regel nur durch zeitaufwändige Recherchen möglich ist.<br />
Inhaltsüberblick<br />
Konzeptionelle Grundlagen - Akteure im Spannungsfeld - Ausgewählte Instrumente.<br />
Anmerkungen<br />
Dieser Band verbin<strong>de</strong>t die Vielfalt <strong>de</strong>r Themen, unter <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>rzeit <strong>de</strong>r Begriff Corporate Governance diskutiert und verwen<strong>de</strong>t wird. Im ersten Teil<br />
<strong>de</strong>s Sammelban<strong>de</strong>s wer<strong>de</strong>n einführend theoretische und international verschie<strong>de</strong>ne Corporate Governance-Entwürfe überblicksartig dargestellt.<br />
Im zweiten Teil wird die Interessenlage und Einflussnahme verschie<strong>de</strong>ner Akteure betrachtet, die in spezifischer Weise am Unternehmen beteiligt<br />
sind und <strong>de</strong>shalb ein beson<strong>de</strong>res Interesse am Unternehmen sowie seiner Steuerung und Kontrolle haben. Abschließend wer<strong>de</strong>n im dritten Teil <strong>de</strong>s<br />
Sammelban<strong>de</strong>s Ansatzpunkte für die Gestaltung einzelner Corporate-Governance-Instrumente aufgegriffen. Insofern umschreibt <strong>de</strong>r Untertitel<br />
„Herausfor<strong>de</strong>rungen und Lösungsansätze" treffend Inhalt und Zielsetzung dieser Veröffentlichung. Der Leser gewinnt einen Eindruck von <strong>de</strong>r<br />
Vielgestaltigkeit und Komplexität <strong>de</strong>r Thematik, aber auch Kenntnis von <strong>de</strong>r Verschie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Sichtweisen und Anfor<strong>de</strong>rungen. Das Buch bewegt<br />
sich streckenweise betont im Grundsätzlichen und Abstrakten und weniger im „Operativen". Der Sammelband verschafft einen fundierten und<br />
differenzierten Zugang zu einer Thematik mit einerseits wachsen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung und an<strong>de</strong>rerseits beson<strong>de</strong>rer Klärungsbedürftigkeit.<br />
Demmer, Christine: Wie sage ich's meinen Aktionären?<br />
München: Verlag Mo<strong>de</strong>rne Industrie 2002 - 295 Seiten - € 24,90<br />
Autorin und Konzeption<br />
Christine Demmer ist Wirtschaftsjournalistin und seit einiger Zeit als Kommunikations- und Managementberaterin tätig. In diesem Buch<br />
beschäftigt sie sich mit <strong>de</strong>r Frage, wie Investoren optimal informiert wer<strong>de</strong>n können.<br />
Inhaltsüberblick<br />
Einleitung - Szenarien von A bis Z - Anhang.<br />
Anmerkungen<br />
Dieses Buch erscheint vor <strong>de</strong>m Hintergrund, dass die „neue <strong>de</strong>utsche Aktienkultur" Vorstän<strong>de</strong> unter Druck setzt und das Prinzip „Vorstands-<br />
Vertrauen gegen Gesellschafter-Vertrauen" strapaziert ist. Dieser Ratgeber bietet für vielfältige Anlässe einen Leitfa<strong>de</strong>n für die Vermittlung<br />
sachlich präziser und überzeugen<strong>de</strong>r Informationen. Die Gesprächsanlässe sind in alphabetischer Reihenfolge geordnet. Die lexikalische<br />
Reihenfolge för<strong>de</strong>rt die Übersichtlichkeit und ermöglicht es <strong>de</strong>m Leser, sich das jeweils am besten auf seinen Fall zutreffen<strong>de</strong> „Drehbuch"<br />
herauszusuchen und es auf seine spezifische Situation zuzuschnei<strong>de</strong>n. Mit Hilfe eines natüriich nur mo<strong>de</strong>llhaften und i<strong>de</strong>altypischen Vorgangs<br />
und Ablaufs kann eine geeignete Vorgehens- bzw. Umgehensweise entwickelt wer<strong>de</strong>n. Beispielsweise wer<strong>de</strong>n „Drehbücher" angeboten u. a. für<br />
Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Geschäftsstrategie, Technischer Störfall o<strong>de</strong>r Rückgang <strong>de</strong>s Gewinns. Angesichts <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung gesetzlicher<br />
Vorschriften wer<strong>de</strong>n zahlreiche Kapitel ergänzt durch rechtliche Aspekte.<br />
618
Controller magazin 6/02<br />
Internationales Management und Beteiligungsmanagement<br />
Scherm, Ewald u. Süß, Stefan: Internationales Management<br />
München: Verlag Vahlen 2001 - 459 Seiten - € 29,--<br />
Autoren und Konzeption<br />
Univ.-Prof. Dr Ewald Scherm und Dipl.-Ök. Stefan Süß, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre an <strong>de</strong>r Fern-Universität Hagen, legen ein Lehr- und<br />
Handbuch vor, das sich vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Internationalisierung mit <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Aspekten <strong>de</strong>s internationalen<br />
Managements beschäftigt.<br />
Inhaltsüberblick<br />
Grundlagen - Planung - Organisation - Personalbereitstellung - Personalführung - Controlling.<br />
Anmerkungen<br />
Das Buch gefällt durch eine lesefreundliche Aufmachung: Zusammenfassungen, übersichtiiche Glie<strong>de</strong>rung, Abbildungen, Fettdruck, Kontrollfragen<br />
usw. Der Vermittlungsstil, <strong>de</strong>r auf eine theoretische Fundierung gerichtet ist, vermag weitgehend auch Praktiker zu erreichen. Auf rund 50 Seiten<br />
erfolgen Darlegungen zum Controlling im internationalen Management und zu „an<strong>de</strong>re Umwelt - an<strong>de</strong>res Controlling". Dieser Teil vermittelt auf<br />
kompakte Weise die bislang nur eher am Ran<strong>de</strong> behan<strong>de</strong>lte Thematik. Er for<strong>de</strong>rt aber auch Diskussion, wohl auch zu Maßnahmen und<br />
vermutlich bei manchem Leser hier und da auch zum Wi<strong>de</strong>rspruch heraus. Die Autoren machen u. a. auf die Problematik <strong>de</strong>r starken Betonung<br />
monetär messbarer Aspekte und die damit verbun<strong>de</strong>ne verengte Sicht aufmerksam. Controlling in <strong>de</strong>r bisherigen Form, so Scherm und Süß, wird<br />
<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r internationalen Unternehmenstätigkeit nicht gerecht. Beispielsweise ist von „Informationspathologie" die Re<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
vom „inneren Mo<strong>de</strong>ll" eines Managers anstelle <strong>de</strong>r objektiven Realität. Organisatorisches Lernen ohne Controlling ist nach <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>r<br />
Verfasser nicht möglich, Controlling ohne organisatorisches Lernen nicht effizient. Das Buch bietet insofern eine grundlegen<strong>de</strong> Wissensvermittlung<br />
aus einer funktionalen Perspektive als auch eine bereichern<strong>de</strong> problemorientierte Erörterung, die in <strong>de</strong>r Controller-Community diskussionsbedürftig<br />
und insbeson<strong>de</strong>re diskussionswürdig ist.<br />
Haux, Jörg F.: Beteiligungsmanagement<br />
München: Verlag Vahlen 2001 - 350 Seiten - ca. € 60,~<br />
Autor und Konzeption<br />
Das vorliegen<strong>de</strong> Werk, so <strong>de</strong>r Autor (haux@gmx.ch), basiert auf <strong>de</strong>r Auswertung von Firmenberichten sowie auf eigener, langjähriger Erfahrung<br />
in <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>s Beteiligungsmanagements.<br />
Inhaltsüberblick<br />
Strategischer Rahmen - Investitionskonzepte - Führungskonzepte - Finanzkonzepte - Dynamisches Beteiligungsmanagement.<br />
Anmerkungen<br />
Das Handbuch will als ganzheitliches, aber kompaktes Nachschlagewerk die wesendichen Aspekte <strong>de</strong>s Beteiligungsmanagements behan<strong>de</strong>ln.<br />
Betrachtungen zur Unternehmensstrategie und zum Beteiligungsmanagement eröffnen die Arbeit. Aktuelle Investitionskonzepte bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
Schwerpunkt <strong>de</strong>r Veröffentlichung und machen knapp die Hälfte <strong>de</strong>s Umfanges aus. Überlegungen zu Führungs- und Finanzkonzepten run<strong>de</strong>n<br />
das Buch ab. Das Beteiligungscontrolling fin<strong>de</strong>t eine eher geringe Berücksichtigung. Das Werk bietet vielfache Entscheidungshilfen (Chancen und<br />
risiken sowie Strategische Optionen) sowie rund 90 Checklisten.<br />
lAS / IFRS - <strong>de</strong>r neue europäische Standard <strong>de</strong>r Rechnungslegung<br />
Hohenstein, Götz u. Kremin-Buch, Beate: Fachbegriffe Internationale Rechnungslegung<br />
Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2002 -165 Seiten -€ 49,~ - IFRS International Financial Reporting Standards<br />
Prof. Dr Beate Kremin-Buch lehrt Rechnungswesen an <strong>de</strong>r FH Ludwigshafen. Dr Götz Hohenstein war Leiter <strong>de</strong>s Management Instituts<br />
Hohenstein. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Internationalisierung <strong>de</strong>r Wirtschaft und damit auch <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Zahl internationaler<br />
lahresabschlüsse nach lAS und US-GAAP legen die Autoren dieses Buch vor, und zwar in <strong>de</strong>r Glie<strong>de</strong>rung Englisch - Deutsch sowie Deutsch -<br />
Englisch. Von „a case before a court" über z. B. „Impairment" o<strong>de</strong>r „revenue account" bis „zero bonds" bzw. von „Abandon" über z. B. „Disagio"<br />
o<strong>de</strong>r „Nettoveräußerungswert" bis „Zwischenzins" wer<strong>de</strong>n die gängigen Begriffe <strong>de</strong>r Internationalen Rechnungslegung unter beson<strong>de</strong>rer<br />
Berücksichtigung von JAS und US-GAAP übersetzt und knapp erläutert, teilweise auch mit Beispielen und Querverweisen versehen. Insofern<br />
verbin<strong>de</strong>t die Veröffentlichung die Funktion eines Fachwörterbuches mit einer kurzen Einführung in die Internationale Rechnungslegung.<br />
Buchholz, Rainer: Internationale Rechnungslegung<br />
Berlin: Erich Schmidt Verlag 2002 - 466 Seiten -€ 24,80 (D)<br />
Autor und Konzeption<br />
Prof Dr Rainer Buchholz lehrt an <strong>de</strong>r Fachhochschule Würzburg. Der voriiegen<strong>de</strong> Band informiert über die Vorschriften nach lAS, HGB und US-<br />
GAAP im Vergleich. Das Buch ist als vorlesungsbegleiten<strong>de</strong> Lektüre konzipiert, eignet sich aber auch gut zum Selbststudium.<br />
Inhaltsübersicht<br />
Grundlagen internationaler Rechnungslegung - Prinzipien internationaler Rechnungslegung - Internationale Bilanzen - Internationale G -h V-<br />
Rechnungen - Internationale Kapitalflussrechnungen - Weitere Internationale Rechnungslegungskomponenten - Aufgaben- und Lösungstell<br />
- Übersicht wichtiger Vorschriften - Dictionary (Englisch - Deutsch).<br />
619
Controller magazin 6/02 -Alfred Biels Literaturforum<br />
Anmerkungen<br />
Das Buch vermittelt die wesendichen Vorschriften zur internationalen Rechnungslegung nach lAS und US-GAAP auf verständliche und<br />
anschauliche Weise. Der Stoff wird lernfreundlich durch ca. 140 Abbildungen, zahlreiche Merksatze und Beispiele aufbereitet. Über 150<br />
Übungsaufgaben mit Lösungen dienen <strong>de</strong>r Überprüfung und Vertiefung <strong>de</strong>s erarbeiteten Wissens. Zwei englischsprachige Klausuren mit<br />
Lösungen ermöglichen eine Wissenskontrolle in <strong>de</strong>r international üblichen Sprache. Eine Zusammenfassung und ein Dictionary unterstützen<br />
das konzentrierte Training wichtiger Begriffe und Vorschriften. Insgesamt eine empfehlenswerte Veröffentlichung zum optimalen Einstieg in die<br />
internationale Rechnungslegung.<br />
Grünberger, David u. Grünberger, Herbert: lAS und US-GAAP 2002/2003<br />
Herne/Berlin: Verlag Neue Wirtschaftsbriefe 2002/2003 -163 Seiten -€ 24,80 (D)<br />
Autoren und Konzeption<br />
Mag. David Grünberger CPA, und WP Dr Herbert Grünberger, CPA, legen hiermit einen systematischen Praxis-Leitfa<strong>de</strong>n auf aktuellem Stand vor<br />
Inhaltsüberblick<br />
Rechtliche Grundlagen - Grundsätze - Immaterielle Vermögenswerte - Sachanlagevermögen - Wertpapiere und Beteiligungen - Vorräte -<br />
Fremdkapital - Pensionen - Eigenkapital - Latente Steuern - Derivate - lahresabschluss - Segmentberichterstattung - Kapitalflussrechnung -<br />
Konzernrechnungslegung - Glossar<br />
Anmerkungen<br />
Das Buch bietet im Sinne einer Einstiegshilfe eine kompakte Vermittlung <strong>de</strong>r für die Praxis be<strong>de</strong>utsamen Bestimmungen <strong>de</strong>r lAS und <strong>de</strong>r US-GAAP<br />
Zur Lösung weiterführen<strong>de</strong>r Fragen sind die Fundstellen in <strong>de</strong>n Originalstandards fortlaufend angegeben. Zahlreiche Fallbeispiele erleichtern die<br />
praktische Anwendung und das Selbststudium. Die einführen<strong>de</strong>n Hinweise sind knapp gehalten, im Mittelpunkt steht die Anwendung <strong>de</strong>r<br />
Vorschriften nach lAS und US-GAAR Die rund 200 wichtigsten englischen Fachbegriffe sind übersetzt und können im Glossar nachgeschlagen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Tanski, Joachim: Internationale Rechnungslegungsstandards<br />
Beck Wirtschaftsberater im DTV Nr. 50852 - 360 Seiten - kartoniert - € 12,50<br />
Autor und Konzeption<br />
Prof. Dr loachim S. Tanski unterrichtet Rechnungswesen und Steuern an <strong>de</strong>r Fachhochschule Bran<strong>de</strong>nburg. Das vorliegen<strong>de</strong> Buch vermittelt lAS/<br />
IFRS Schritt für Schritt.<br />
Inhaltsüberblick<br />
lAS und internationale Rechnungslegung (u. a. Aufbau und Nutzung <strong>de</strong>r lAS) - Die IA5 im Einzelnen (Darstellung <strong>de</strong>s Abschlusses, Vorräte,<br />
Perio<strong>de</strong>nergebnis usw.).<br />
Anmerkungen<br />
Im ersten Teil vermittelt das Werk auf etwa 60 Seiten einen kompakten Überblick über Grundlagen und Grundsätzliches und erschließt somit<br />
<strong>de</strong>m Leser <strong>de</strong>n Zugang zu einer anspruchsvollen Materie und zum lAS-Umfeld. Der zweite Teil bespricht in Einzeldarstellungen sämtliche<br />
Standards. Da dieses Buch praxisorientiert Standard für Standard erläutert, hat <strong>de</strong>r Leser entwe<strong>de</strong>r die Möglichkeit, gezielt auf einzelne Themen<br />
zuzugreifen o<strong>de</strong>r sich das ganze Regelwerk schrittweise zu erarbeiten. Je<strong>de</strong>r Standard wird unter folgen<strong>de</strong>n Aspekten betrachtet und<br />
beschrieben: Zielsetzung, lAS-spezifische Definition, Anwendungsbereich und wesentlicher Inhalt. Insgesamt bietet das Taschenbuch eine<br />
praxisnahe, gut lesbare und zu<strong>de</strong>m auch preiswerte Einführung in diesen be<strong>de</strong>utsamen internationalen Rechnungslegungsstandard.<br />
Fe<strong>de</strong>rmann, Rudolf u. International Accounting Standards Committee Foundation (lASCF): lAS - STUD (International Accounting<br />
Standards - für Studienzwecke gekürzte <strong>de</strong>utsche Originalfassung)<br />
Berlin: Erich Schmidt Verlag 2002 - 424 Seiten -€ 24,80 (D)<br />
Mit diesem Werk wird erstmals eine <strong>de</strong>utschsprachige Studienausgabe <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r International Accounting Standards Committee Foundation<br />
(lASCF) autorisierten Originalfassung <strong>de</strong>r International Accounting Standards (IA5) in komprimierter Form vorgelegt. Die für <strong>de</strong>n praktischen<br />
Einstieg, das Studium und das Selbststudium unhandliche Fülle <strong>de</strong>r lAS-Langfassung wur<strong>de</strong> sachkundig auf die für die Wissensvermittlung und<br />
das praktische Lernen relevanten Passagen gekürzt. Allen Standards sind darüber hinaus Abbildungen vorangestellt, aus <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Inhalt<br />
überschlägig und strukturiert hervorgeht. Einführen<strong>de</strong> Kapitel vermitteln zu<strong>de</strong>m eine Übersicht <strong>de</strong>r Regelungsbereiche <strong>de</strong>r International<br />
Accounting Standards und geben einen Überblick über das Rahmenkonzept für die Aufstellung und Darstellung von Abschlüssen. Der Kern <strong>de</strong>s<br />
Buches bil<strong>de</strong>t eine Darstellung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitig gültigen lAS 1 - 41 (darunter einige, die z. Zt. außer Kraft gesetzt sind), also z. B. lAS 1: Darstellung<br />
<strong>de</strong>s Abschlusses; lAS 2: Vorräte; lAS 17: Leasingverhältnisse; lAS 22: Unternehmenszusammenschlüsse; lAS 32: Finanzinstrumente o<strong>de</strong>r lAS 41:<br />
Landwirtschaft. Ein Stichwortverzeichnis unterstützt <strong>de</strong>n gezielten Zugriff. Insgesamt eine recht nützliche und hilfreiche Publikation für alle, die<br />
sich mit <strong>de</strong>r Einführung und Anwendung von lAS befassen wollen o<strong>de</strong>r müssen.<br />
Endriss, Horst-Walter u. Nicolini, Hans-Jürgen (Hrsg): Bilanzbuchhalter international<br />
Herne / Berlin: Verlag Neue Wirtschaftsbriefe 2002 - 296 Seiten - gebun<strong>de</strong>n - € 29,80<br />
Autoren und Konzeption<br />
Ein fünfköpfiges Expertenteam legt diesen Band mit <strong>de</strong>m Untertitel „Rechnungslegung und Steuerung bei internationaler Geschäftstätigkeit"<br />
vor Aufgrund <strong>de</strong>r dringen<strong>de</strong>n Nachfrage richten immer mehr Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammern eine eigene Prüfung „Bilanzbuchhalter -<br />
international" ein. Sie baut auf <strong>de</strong>n Kenntnissen auf, die in <strong>de</strong>r Bilanzbuchhalter-Prüfung nachgewiesen wer<strong>de</strong>n müssen. Dieses Buch stellt die<br />
umfassen<strong>de</strong>n Kenntnisse bereit, die in <strong>de</strong>r neuen Prüfung erwartet wer<strong>de</strong>n.
Controller magazin 6/02<br />
Inhaltsübersicht<br />
Grundlagen <strong>de</strong>r Bilanzierung nach lAS und US-GAAP - Internationales Steuerrecht - Internationales Finanzmanagement - Außenwirtschaftstheorie<br />
und -politik - Die Europäische Union - Internationale Organisationen.<br />
Anmerkungen<br />
Das Buch eignet sich nicht nur zur unmittelbaren Prijfungsvorbereitung. Es ist auch für alle lesenswert, die schon jetzt o<strong>de</strong>r in absehbarer Zukunft<br />
an Abschlüssen nach lAS o<strong>de</strong>r US-GAAP mitwirken müssen und zur Vorbereitung eine taugliche Einführung suchen. Darüber hinaus für alle, die<br />
vor o<strong>de</strong>r in Aufgaben im Rahmen <strong>de</strong>r internationalen Geschäftstätigkeit stehen. Der vorliegen<strong>de</strong> Band bietet eine hilfreiche und nützliche<br />
Dariegung im Hinblick auf die Bewältigung <strong>de</strong>r sich durch die zunehmen<strong>de</strong> Internationalisierung ergeben<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen und Aufgaben.<br />
Organisation und DV-Revision<br />
Weinert, Peter: Organisation<br />
München: Verlag Vahien 2002 - 300 Seiten -€ 20,-<br />
Die vorliegen<strong>de</strong> Neuerscheinung mit <strong>de</strong>m Untertitel „Organisationsgestaltung, Organisationsmethodik, Fallklausuren" von Prof. Dr Peter<br />
Weinert, Universität <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr München, aus <strong>de</strong>r bewährten Reihe „WiSo - Kurzlehrbücher", liefert in kompakter Form die Grundlagen <strong>de</strong>s<br />
organisatorischen Han<strong>de</strong>lns und Gestaltens. Didaktisch gut aufbereitet, vertieft das Werk mit Hilfe von Übungen und Fallklausuren das<br />
vermittelte Wissen und bereitet auf die Bearbeitung organisatorischer Aufgabenstellungen vor Das Buch richtet sich vornehmlich an<br />
Studieren<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehre an Universitäten, Fachhochschulen und Aka<strong>de</strong>mien. Darüber hinaus zeigt die Veröffentlichung auch<br />
Praktikern, welche Bearbeitungsschritte und Techniken eingesetzt wer<strong>de</strong>n können, um auf einem methodisch sinnvollen Wege zu einer<br />
geeigneten organisatorischen Lösung zu gelangen. Dies um so mehr als sowohl die 12 Übungen als auch die 12 Fallklausuren durchweg<br />
praxisrelevante Themenstellungen behan<strong>de</strong>ln, so z. B. Entwicklung eines Fragebogens zum Risikomanagement o<strong>de</strong>r Prozessoptimierung <strong>de</strong>r<br />
Teilprozesse Wareneingang und Rechnungsprüfung.<br />
Wähner, Gerd W.: DV-Revision<br />
Ludwigshafen: Friedrich Kiehl Verlag 2002 - 608 Seiten - gebun<strong>de</strong>n - € 60,~<br />
Autor und Konzeption<br />
Dr Gerd W. Wähner, tätig in <strong>de</strong>r REVIDATA Unternehmensberatung GmbH, legt hiermit ein Handbuch für die Untemehmenspraxis vor Dieses<br />
Buch vermittelt einen umfassen<strong>de</strong>n Überblick über die wichtigsten fachlichen und methodischen Grundlagen <strong>de</strong>r DV-Revision.<br />
Inhaltsüberblick<br />
Grundsätzliches - Prüft;ngsgrundlagen und Prüftjngsmaßstäbe - Prüftrngsschwerpunkte und Prijftjngsansätze - Prüftjngsarten und Prüfungsmetho<strong>de</strong>n<br />
- Praxisbeiträge.<br />
Anmerkungen<br />
Der Autor schreibt vor <strong>de</strong>m Hintergrund langjähriger Prüftjngs- und Beratungserfahrungen für Unternehmenspraktiker Prüfer und Berater.<br />
VorgesteUt wer<strong>de</strong>n sowohl traditionelle als auch neue, innovative Prüfungsansätze wie z. B. die Prüfung Internet-basierter Anwendungssysteme.<br />
Das Werk erweist sich als übersichtlich, verständlich und gut lesbar und „nahe an <strong>de</strong>r Praxis". Der Schreiber dieser Zeilen konnte bei einer<br />
anstehen<strong>de</strong>n Systemprüfung sowie im Rahmen von Schulungsmaßnahmen bei einer Systemumstellung dieses Buch einem „Praxistest"<br />
unterziehen, <strong>de</strong>r zur vollen Zufrie<strong>de</strong>nheit ausfiel. Die Beispielhaftigkeit, die nähere Darstellung von Lösungsansätzen sowie die zahlreichen<br />
Tabellen, Checklisten, Arbeitshilfen und Abbildungen erweisen sich als recht hilfreich und nützlich. Das Buch hilft, die Methodik <strong>de</strong>r DV-Revision<br />
zu verstehen, geeignete Vorbereitungen auf einschlägige Prüfungen zu treffen sowie Prüfern und Beratern angemessen zu begegnen. Wähner<br />
bevorzugt einen lebendigen und anschaulichen Schreibstil, <strong>de</strong>r die - manchmal als trocken empfun<strong>de</strong>ne - Materie vorteilhaft vermittelt. Er<br />
bringt die Persönlichkeit <strong>de</strong>s Prüfers und Beraters aus einer erfahrungsgeprägten Sicht voll ein. Verschie<strong>de</strong>ntlich mögen die Aussagen subjektiv<br />
sein, manche auch polemisch und streitbar Das Buch füllt eine gewisse Lücke, da es auch <strong>de</strong>m sachkundigen Praktiker z. B. beim<br />
Zugriffsberechtigungskonzept o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Dokumentation eine praktische Hilfe ist und zu<strong>de</strong>m verschie<strong>de</strong>ntlich auf die Beson<strong>de</strong>rheiten im<br />
System SAP« R/3, z. B. bei Schnittstellen und Archivierung, kompakt eingeht.<br />
Controller/innen persönlich<br />
Brinkmann, Ralf D.: Intervision<br />
Hei<strong>de</strong>lberg: I. H. Sauer Verlag 2002 -109 Seiten - € 13,~<br />
Im voriiegen<strong>de</strong>n Band 48 aus <strong>de</strong>r Reihe „Arbeitshefte Führungspsychologie" behan<strong>de</strong>lt Prof. Dr Ralf D. Brinkmann Intervision als Beratung und<br />
Begleitung von Mitarbeitern bei Problemlösungsprozessen durch berufserfahrene und mit Mo<strong>de</strong>ration und Problemlösungstechniken vertraute<br />
Kollegen. Der Autor legt - so <strong>de</strong>r Untertitel - ein Trainings- und Metho<strong>de</strong>nbuch für die kollegiale Beratung vor Brinkmann vermittelt Intervision<br />
als geeignetes, empfehlenswertes, ergänzen<strong>de</strong>s Instrument <strong>de</strong>r Personal- und Organisationsentwicklung. Eine anschauliche, systematische und<br />
nachvollziehbare überblicksartige Anleitung, die theoretische Grundlagen mit konkreter praktischer Anwendung verbin<strong>de</strong>t.<br />
Crisand, Ekkehard: Soziale Kompetenz<br />
Hei<strong>de</strong>lberg: I. H. Sauer Verlag 2002 -106 Seiten -€ 12,~<br />
Im vorliegen<strong>de</strong>n Band 41 aus <strong>de</strong>r Reihe „Arbeitshefte Führungspsychologie" behan<strong>de</strong>lt Prof. Dr Ekkehard Crisand die Soziale Kompetenz als<br />
persönlichen Erfolgsfaktor Der Autor gibt eine lesenswerte Lern- und Arbeitshilfe an die Hand. Das Buch stellt kompakt die Persönlichkeits- und<br />
621
Controller magazin 6/02 - Alfred Biels Literaturforum<br />
Handlungskomponenten <strong>de</strong>r sozial kompetenten Führungskraft dar In seinem Hauptteil vermittelt das Werk, wie man tatsächlich durch soziale<br />
Kompetenz erfolgreich führt und Probleme im Unternehmen zu lösen vermag. Darüber hinaus - für Controller im Zeichen steigen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>r immateriellen Vermögenswerte bzw. Intangibles Assets beson<strong>de</strong>rs interessant - bietet die Veröffendichung Messverfahren zur Erfassungund<br />
Überprüfung von sozialer Kompetenz.<br />
Bloemer, Vera:... und verlässt unser Haus auf eigenen Wunsch<br />
Regensburg / Berlin: Walhalla Verlag 2002 -192 Seiten -€ 15,50 (D)<br />
Dr Vera Bloemer, selbständige Unternehmensberaterin, bietet einen nützlichen Ratgeber für Fach- und Führungskräfte, die Arbeit suchen o<strong>de</strong>r<br />
einen beruflichen Wechsel strategisch vorbereiten wollen. Hierzu bietet die Autorin vielfältiges Orientierungswissen und zahlreiche konkrete<br />
Hilfen unter <strong>de</strong>r Perspektive „Hilfe zur Selbsthilfe" o<strong>de</strong>r „Vom Veriierer zum Gewinner". So erfährt <strong>de</strong>r Leser u. a. Wissenswertes über<br />
Aufhebungsverträge und Kündigung, organisatorische Verän<strong>de</strong>rungen, berufliche Ziele und Selbstpräsentation, Berater und Arbeitsamt,<br />
Selbständigkeit und Interimszeiten, Bewerbungen und Vertragsverhandlungen. Ein umfangreicher Nachweis hilfreicher Internet-Adressen und<br />
Überlegungen, warum ein Karrierebruch vorteilhaft sein kann, run<strong>de</strong>n die Veröffentlichung ab. Das Taschenbuch empfiehlt sich als verlässlicher<br />
und motivieren<strong>de</strong>r Begleiter in misslichen Zeiten und bei heiklen persönlichen Fragen.<br />
Born, Sigrid u. Wurth, Nicole: WISO Mein Recht<br />
Frankfurt / Wien: Wirtschaftsverlag Carl Ueberreuter 2002 - 304 Seiten - Paperback - € 15,90<br />
Sigrid Born und Nicole Wurth, zugelassene Rechtsanwältinnen und seit einigen jähren Fernsehautorinnen <strong>de</strong>r ZDF-Sendung WISO, legen einen<br />
neuen WISO-Band von Das Werk bietet in einer verständlichen Darstellungsweise einen fundierten Überblick über gängige Rechtsfragen <strong>de</strong>s<br />
Alltags. Der Leser erfährt das Wichtigste aus <strong>de</strong>n Bereichen Arbeit und Beruf, Ehe und Familie, Vererben und Verschenken, Verträge und<br />
Verbraucherschutz, Uriaub und Reisen, Auto und Verkehr, Alter und Krankheit sowie Rechtsberatung und Rechtsschutz. Ein Anhang enthält<br />
zahlreiche Musterbriefe, Vertragsentwürfe, Tabellen usw. Insgesamt sowohl als persönlicher Ratgeber als auch als einführen<strong>de</strong>s Nachschlagewerk<br />
hilfreich und nützlich.<br />
Neuauflagen<br />
Eisele, Wolfgang: Technik <strong>de</strong>s betrieblichen Rechnungswesens - 7., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage<br />
München: Verlag Vahlen 2002 -1.225 Seiten - gebun<strong>de</strong>n -€ 45,-<br />
Beibehalten wur<strong>de</strong> die bewährte Trilogie <strong>de</strong>s Lehrbuchinhaltes: Buchführung und Bilanzierung, Kosten- und Leistungsrechnung sowie<br />
Son<strong>de</strong>rbilanzen. Das Buch hat sowohl bei <strong>de</strong>r Nutzung als Lehrmaterial wie auch in <strong>de</strong>r Praxisanwendung einen hohen Akzeptanzgrad gefun<strong>de</strong>n<br />
und sich mit <strong>de</strong>r 7. Auflage als führen<strong>de</strong>s allgemeines Standardwerk <strong>de</strong>s Rechnungswesens etabliert. Wesentiiche Neuerungen beziehen sich z.<br />
B. auf die Stichwörter Konsortialgeschäft / Aktienemission, Strukturierte Anleihen, Bilanzierung von Stock Options, Halbeinkünfteverfahren,<br />
Lebenszyklusrechnung, Harmonisierung interne / externe Rechnungslegung, Insolvenzrechtsreform.<br />
Perridon, Louis u. Steiner, Manfred: Finanzwirtschaft <strong>de</strong>r Unternehmung -11., überarbeitete und erweiterte Auflage<br />
München: Verlag Vahlen 2002 - 720 Seiten - gebun<strong>de</strong>n - € 25,-<br />
Dieses anerkannte Standardwerk von Studieren<strong>de</strong>n und Finanzmanagern liefert in <strong>de</strong>r 11. Auflage einen fundierten Überblick über Grundlagen<br />
<strong>de</strong>rFinanzwirtschaft <strong>de</strong>r Unternehmung, Management <strong>de</strong>r Vermögensstruktur Wertpapiergeschäfte, Alternativen <strong>de</strong>r Kapitalaufbringung,<br />
Finanzanalyse und Finanzplanung. Wesentiiche Erweiterungen und Neuerungen gelten u.a. <strong>de</strong>n Themen Investor Relations, Stock Options, Basel<br />
II, Realoptionen, Effective Duration / Key Rate Duration, Delisting, Exchange Tra<strong>de</strong>d Funds, Smile-Effekt o<strong>de</strong>r Halbeinkünfteverfahren.<br />
Kilger, Wolfgang / Pampel, Jochen / Vikas, Kurt: Flexible Plankostenrechnung und Deckungsbeitragsrechnung -11., vollständig<br />
überarbeitete Auflage<br />
Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2002 - 657 Seiten - gebun<strong>de</strong>n - € 59,50<br />
Mit dieser Neuauflage wird <strong>de</strong>r Klassiker von Prof. Dr Wolfgang Kilger fortgeführt. Dieses Standardwerk bietet <strong>de</strong>n State-of-the-Art einer<br />
mo<strong>de</strong>rnen Plankosten- und Deckungsbeitragsrechnung. Inhalt: Grenzplankostenrechnung als Controlling-Instrument, Entwicklung <strong>de</strong>r Kostenrechnung<br />
zur Grenzplankosten- und Deckungsbeitragsrechnung, Theoretische Grundlagen, Planung und Kontrolle <strong>de</strong>r Einzelkosten, <strong>de</strong>r<br />
Kostenstellenkosten und <strong>de</strong>r Kostenträgerkosten, Grenzplankosten- und Deckungsbeitragsrechnung als Grundlage <strong>de</strong>r betrieblichen Planung.<br />
Arbeitskreis „Revision <strong>de</strong>s Finanz- und Rechnungswesen" im Institut für Interne Revision: Revision <strong>de</strong>s Rechnungswesens -<br />
2. Auflage<br />
Berlin: Erich Schmidt Verlag 2002 - 88 Seiten - € 22,60<br />
Prüfungsleitfa<strong>de</strong>n für die Revisionspraxis zu <strong>de</strong>n Gebieten Geschäftsbuchhaltung, Kostenrechnung; Aufbewahrung von Unteriagen. Im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund steht die Frage nach <strong>de</strong>r wirtschaftlichen, ordnungsgemäßen und zielführen<strong>de</strong>n Funktionserfüllung.<br />
Fischer / Herold / Dangelmaier / Nastansky / Suhl: Baustein <strong>de</strong>r Wirtschaftsinformatik<br />
Berlin: Erich Schmidt Verlag 2000 - 410 Seiten mit CD-ROM in 2. Auflage - ca. € 25,~<br />
Lehrbuch zu Grundlagen, Anwendungen und PC-Praxis. Die Autoren legen umfassend und didaktisch aufbereitet die grundlegen<strong>de</strong>n Bausteine<br />
<strong>de</strong>r Wirtschaftsinformatik dar<br />
622
Controller magazin 6/02<br />
Zu guter Letzt<br />
Es ist immer wie<strong>de</strong>r aufs Neue bereichernd, interessant, lehr- und aufschlussreich, für Sie eine neue Ausgabe <strong>de</strong>s Literaturforums zusammen<br />
zu stellen.<br />
Zum Abschluss <strong>de</strong>s Jahres 2002 habe ich allen herzlich zu danken, die diesen Literaturservice, <strong>de</strong>r nun schon seit <strong>de</strong>m Heft 2/81<br />
regelmäßig in meiner Verantwortung erscheint, ermöglichen. + Natürlich zunächst Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, für Ihr Interesse. Aber<br />
auch Herausgeber und <strong>de</strong>m Redaktionsteam für die vorbildliche Zusammenarbeit. Nicht zuletzt auch <strong>de</strong>n vielen Vertagen, die durch ihre<br />
Rezensionsexemplare die Voraussetzung für die Besprechungen schaffen.<br />
Ihnen alles Gute für <strong>de</strong>n lahresabschluss-Endspurt und für <strong>de</strong>n bevorstehen<strong>de</strong>n lahreswechsel. Ich wünsche Ihnen - beruflich und persönlich<br />
- eine gute lahresbilanz und einen zuversichtlichen und hoffnungsvollen Ausblick auf das neue Jahr<br />
Herzliche Grüße und alles Gute bis zum V\/ie<strong>de</strong>riesen o<strong>de</strong>r auch Wie<strong>de</strong>rsehen und Wie<strong>de</strong>rhören<br />
Ihr<br />
Alfred Biel<br />
Email; alfred.biel@eplus-online.<strong>de</strong><br />
* Damals hieß das „Bücherecke". Aus <strong>de</strong>r Ecke<br />
ist durch Alfred Biels beharriiches Arbeiten ein<br />
richtiges Controller-Bücher-Zentrum gewor<strong>de</strong>n.<br />
Controller Magazin Thementableau<br />
Seit Anbeginn gibt es fijr die Beiträge im Controller Magazin eine Zuordnung nach Themenziffern gemäß <strong>de</strong>m<br />
folgen<strong>de</strong>n, auch im Internet unter controllermagazin.<strong>de</strong> zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Rahmen sowie nach Buchstaben die<br />
Zielgruppen und Anwendungen betreffend - wobei die Zielgruppe Controller nicht erwähnt ist. Die Controller<br />
sind immer gemeint.<br />
die Thementafel<br />
DerControler 0<br />
Cortrdling;<br />
Briefings zum Siiw 01<br />
OperativePlanung<br />
FührungdurchZiele 1StrategischePlanung 2 undBudgetierung 3 j<br />
Fühfungsgrundsötze 1 1<br />
Analysen, Prognosen,<br />
Szenarien 21<br />
TeilplankooiJinotion, 31<br />
Optimierungen, Mol<br />
Aufgaben, Stellung und 02<br />
Organisollon <strong>de</strong>s Controllers<br />
Aulgoben, 12<br />
Kompetenzen, Verontwor1tjnc[<br />
ünlernehmens-leilbild 22<br />
Kostenstelenrecbnung 32<br />
Bezugsgrbßen<br />
ControllerZiele<br />
03<br />
ControHet's Arbeilstechniken<br />
Senchtswesen; 0^<br />
EDV-Anwendungen<br />
ZiclkernzaHenZ<br />
Zielmafistäbe einzelner 13<br />
Autgoberträger<br />
Arbeitstechniken<br />
14<br />
insziele.<br />
z.B. ROi Morktontk, 23<br />
Bilanzstruktur<br />
Arbeitstechniken in <strong>de</strong>r<br />
stroteqischen Planung, 24<br />
Kalkulation, Preislindung<br />
Projektreclnjngen, 33<br />
Fransferpreise<br />
Monagemeri-<br />
Erfdgsrechrong 34<br />
Deckungsbeitragsrechnung<br />
Controller's<br />
Anfof<strong>de</strong>rungsproW 05<br />
Beurteilungswesen 15<br />
Potenlialanalyse/<br />
Poctfoliobil<strong>de</strong>t 25<br />
Umsatz-/ 35<br />
Aultrogseingangsbudget<br />
Ouo-vndis - Fragt<br />
zum Contrdler-Bi 06<br />
Controller-Verhalten 07<br />
VKeilerbildung/<br />
För<strong>de</strong>rung 16<br />
VerfiolieriT<br />
Management by...<br />
Regeln 17<br />
Quo-vodis /<br />
Unternehmen' Hcklung 26<br />
Arbeiten 27<br />
Abweichungsonolysen, 36<br />
Erwart ungsrechnrjng<br />
Bestän<strong>de</strong>/Bilanzen/<br />
finonzierung/Steuern 37<br />
Controler-Handbuch 08<br />
18<br />
28<br />
InvestitionsfethrHjng 38<br />
Controller Verein;<br />
Controller Aka<strong>de</strong>mie 09<br />
fül¥ungs(iio<strong>de</strong>ll<br />
19<br />
Unlernehmensplanung - 29<br />
System; Hanungswürfel<br />
Rechnungswesen-Panoroma/^<br />
Einführungs-Systemolik/ 39<br />
EDV-Programme<br />
DieAnwendungsfäle<br />
Arlikei/Produkte/Auftröge<br />
Sparten / Branchen<br />
Gesamtleitung<br />
Forschung und Entwicklung<br />
DieZielgruppen<br />
Personal<br />
Technik/Produktion/Betriebe<br />
Kun<strong>de</strong>n<br />
Finonzen<br />
Regionen: notiond/internolionol R Einkauf/logislik<br />
Verkauf/Marketing<br />
Zweignie<strong>de</strong>rlassungen 2<br />
Tochtergesellschaften, Beteiligungen iL<br />
n<br />
623
Controller magazin 6/02<br />
Der„VCC"<br />
, Albrecht Deyhle<br />
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624
ICV<br />
im<br />
CM<br />
Internationaler<br />
Controller Verein eV<br />
im Controller Magazin<br />
Dättwil 2002 ein<br />
voller Erfolg<br />
Am 10. September fand zum 13.<br />
Mal die Controller-Tagung <strong>de</strong>r<br />
Schweizer Arbeitskreise <strong>de</strong>s ICV<br />
im Forschungszentmm <strong>de</strong>r ABB<br />
in Dättwil bei Ba<strong>de</strong>n statt.<br />
Wie ihre Vorgängerinnen war<br />
auch die Tagung 2002 sehr gut<br />
besucht, organisatorisch reibungslos<br />
abgelaufen und inhaltlich ein<br />
voller Erfolg. Die Themen aus<br />
Praxis und Wissenschaft beleuchteten<br />
verschie<strong>de</strong>ne Facetten <strong>de</strong>s<br />
Controlling: „Controlling, Kommunikation<br />
und Corporate<br />
Govemance" von Dr. Linard<br />
Nadig, Dozent an <strong>de</strong>r Fachhochschulc<br />
in Zug; „Wertsteigerung<br />
durch Mergers & Akquisitions"<br />
von Werner Gessner, Projektleiter<br />
M&A bei <strong>de</strong>r SIG Holding<br />
AG, sowie <strong>de</strong>r Schlussvortrag von<br />
Prof. Dr. C. Gerberich über „Erfolgreiches<br />
Innovationscontrolling"<br />
fan<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n vorgetragenen<br />
Fachthemen beson<strong>de</strong>ren<br />
Anklang.<br />
Wie üblich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n rund 140<br />
Teilnehmern auch in diesem Jahr<br />
wie<strong>de</strong>r ein Komplementärthema<br />
vorgestellt: Marguerite Spycher,<br />
dipl. Schriflpsychologin, hielt einen<br />
interessanten Vortrag über „Werte<br />
ent<strong>de</strong>cken - Wirken optimieren".<br />
Zum Ausklang gab es einen Ausblick<br />
für das kommen<strong>de</strong> Jahr: Die<br />
14. Tagung <strong>de</strong>r Schweizer Arbeitskreise<br />
ist für <strong>de</strong>n 9. September<br />
2003 an gleicher Stelle geplant.<br />
Hermann Jenny<br />
Wie soll man „Zukunft managen"?<br />
Berlin-Adlershof - die Stadt für<br />
Wissenschaft, Wirtschaft und<br />
Medien - war am 7. September<br />
<strong>de</strong>r Treffpunkt <strong>de</strong>r Controllerinnen<br />
und Controller anlässlich <strong>de</strong>r<br />
diesjährigen CIB (Controlling Innovation<br />
Berlin) Tagung mit <strong>de</strong>m<br />
Titel „Zukunft managen". Eine<br />
Stadt in <strong>de</strong>r Stadt mit Inspiration<br />
für Neues und Unbekanntes. Sie<br />
weckt Abenteuerlust und vermittelt<br />
Aufbruchstimmung.<br />
Na ja, und ein Abenteuer war es<br />
auch für mich. <strong>Als</strong> mich mein<br />
Controller Vereins Kollege Dr.<br />
Walter Schmidt (Arbeitskreisleiter<br />
<strong>de</strong>s ICV, Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg)<br />
ansprach, ob ich nicht Lust<br />
hätte, das Schlussreferat zu halten,<br />
habe ich erst eine Weile überlegt.<br />
Die „Zukunft managen" -<br />
<strong>de</strong>r Titel an sich war schon eine<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung. Wie soll man<br />
Zukunft managen? Ich hatte keinen<br />
Plan und dazu dann noch ein<br />
passen<strong>de</strong>s Schlusswort sprechen?<br />
Die Themen waren mir vertraut,<br />
größtenteils je<strong>de</strong>nfalls: Basel II/<br />
Rating-Kriterien - kein Problem,<br />
damit hatte sich mein Arbeitskreis<br />
in Thüringen schon vor einem<br />
Jahr beschäftigt. Auch die Themen<br />
Risikomanagement und<br />
Balanced Scorecard hatten wir<br />
bereits im Arbeitskreis ausführlich<br />
besprochen. Aber was genau<br />
+++Termine+++<br />
AK Süd I<br />
Treffen 28./29.11.2002, Dr.<br />
R. Pfleger GmbH. Bamberg,<br />
„Management-Informationssystem",<br />
„Ergebnisabhängige<br />
Altersvorsorge & Bonussystem<br />
für Mitarbeiter",<br />
Info: Adolf Gschiel<br />
Tel: ++49-89-92 68 II 33<br />
VORMERKEN:<br />
AK Gesundheitswesen CH<br />
Treffen am 28.03.2003 im<br />
Kantonsspital Chur, „Umsetzung<br />
<strong>de</strong>r VKL und Tarmed",<br />
Info: Rainer J. Stelzer<br />
Tel.: ++4I-I-400 55 40<br />
AK Nord II<br />
Treffen am 06./07.04.2003<br />
Info: Eberhard Schwarz<br />
Tel: ++49-9I22-977 102<br />
28. Congress <strong>de</strong>r Controller<br />
26./27. Mai 2003, München,<br />
Motto: „Innovadves<br />
Controlling"<br />
Info: ICV-Geschäflsstelle<br />
TeL: ++49-89-89 31 34 20<br />
be<strong>de</strong>utete Beyond Budgeting? -<br />
Bevor man ein Schlusswort<br />
spricht, sollte man schon präzise<br />
wissen worum es geht. <strong>Als</strong>o<br />
machte ich mich auf die Suche -<br />
im Internet natürlich. Und ich<br />
wur<strong>de</strong> fündig. Nun kam das nächste<br />
Problem. Nach<strong>de</strong>m ich mich<br />
etwas in die Materie eingelesen<br />
hatte, stellte ich fest, dass dies ein<br />
völlig neues Konzept <strong>de</strong>r<br />
Budgetierung ist, das auch Informationen<br />
außerhalb <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
(externe Einflussgrößen)<br />
in <strong>de</strong>n Budgetierungsprozess<br />
einbezieht, während traditionelle<br />
Informationssysteme nur darüber<br />
Auskunft geben, was innerhalb<br />
von Organisationen geschieht.<br />
Schon Peter F. Drucker hat gesagt:<br />
„Gewinn bringen<strong>de</strong> Strategien erfor<strong>de</strong>rn<br />
Informationen über Ereignisse<br />
und Bedingungen außerhalb<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens." Das heißt,<br />
das Informationsbedürfnis von<br />
Unternehmen und Führungskräften<br />
wird sich in Zukunft rapi<strong>de</strong><br />
verän<strong>de</strong>rn. <strong>Als</strong>o doch - „Zukunft<br />
managen"!<br />
Ich war beeindmckt, zielen doch<br />
die bekannten Konzepte in Buchhaltung<br />
und Controlling (Activity-based-Accounüng,<br />
Economic<br />
Value Analysis, Balanced Scorecard<br />
etc.) nach wie vor darauf ab,<br />
Ereignisse innerhalb <strong>de</strong>s Unter-<br />
ICV-Personalien<br />
Hermann Jenny, Vorstand <strong>de</strong>s<br />
ICV. ist jetzt neben Prof. Dr.<br />
Martin Hauser, Vorstand <strong>de</strong>r CA,<br />
weiterer Herausgeber <strong>de</strong>s Print-<br />
Newsletters <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie<br />
AG, „Controlling &<br />
Finance". In gemeinsamer Herausgeberschaft<br />
verantwortet das<br />
Tan<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Newsletter: die gera<strong>de</strong>n<br />
Nummern Hermann Jenny,<br />
die ungera<strong>de</strong>n Martin Hauser.<br />
Rene Scharn, Mitglied im AK<br />
Thüringen, hat am 27. September<br />
nach 3-jährigem Studium an <strong>de</strong>r<br />
Oxford Brookes Universität <strong>de</strong>n<br />
MBA-Titel erhalten.<br />
Thorsten Tillner, Stellv. AK-Leiter<br />
Weser-Harz, ist seit <strong>de</strong>m<br />
01.10.2002 als Vorstand Wirtschaft<br />
und Verwaltung bei <strong>de</strong>r<br />
Diakonie in Düsseldorf e.V. tätig.<br />
Hartmut Wach hat sein Amt als<br />
AK-Leiter Thüringen aus gesundheitlichen<br />
Grün<strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>rgelegt.<br />
Den AK führt jetzt Cornelia<br />
Bieler alleine weiter.<br />
Cornelia Bieler, Leiterin <strong>de</strong>s<br />
AK Thüringen und Mitglied<br />
<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en-Werkstatt <strong>de</strong>s ICV<br />
nehmens abzubil<strong>de</strong>n. Künftig<br />
wird jedoch die Sammlung und<br />
Analyse von unternehmensexternen<br />
Informationen mehr und<br />
mehr zur Herausfor<strong>de</strong>rung für das<br />
Controlling.<br />
<strong>Als</strong> Nächstes stellte ich zugegeben<br />
mit etwas Unbehagen fest,<br />
dass meine Vorredner speziell<br />
zum Thema Beyond Budgeting<br />
(Prof. Dr. Utz Schäffer, ebs; und<br />
Jürgen Daum, SAP) wissenschaftliche<br />
und prakdsche Vorreiter auf<br />
diesem Gebiet waren. Nichts ist<br />
jedoch langweiliger für <strong>de</strong>n Zuhörer,<br />
als am En<strong>de</strong> eines spannen<strong>de</strong>n<br />
aber anstrengen<strong>de</strong>n Kongresstages<br />
erneut bereits gehörte Informationen<br />
serviert zu bekommen.<br />
<strong>Als</strong>o beschloss ich, <strong>de</strong>n Blickwinkel<br />
etwas zu verän<strong>de</strong>rn und das<br />
Ganze von <strong>de</strong>r Makroebene aus<br />
zu betrachten - also ein Schlusswort<br />
<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Art sozusagen.<br />
Und ich stieß auf ein weiteres Problem,<br />
diesmal <strong>de</strong>r Wirtschaftswissenschaften<br />
an sich.<br />
Wie kann „man" konkrete Ziele<br />
objektiv bewerten, ihre Wi<strong>de</strong>rspruchsfreiheit<br />
und Realisierbarkeit<br />
sicherstellen, wenn die Festlegung<br />
<strong>de</strong>r Zielprioritäten über eine Bewertung<br />
mittels Werturteil von Personen<br />
stattfin<strong>de</strong>t, die durch ihre Vorbildung,<br />
die Gesellschaft und ihre<br />
eigenen Erfahrungen geprägt sind?<br />
Hier scheint mir eine weitere Herausfor<strong>de</strong>mng<br />
für das Controlling zu<br />
liegen, <strong>de</strong>nn „Zukunft managen"<br />
be<strong>de</strong>utet, sich von Paradigmen zu<br />
lösen, wenn sie <strong>de</strong>n Weg versperren,<br />
und sich Neuem zu öffnen, also<br />
Unbekanntes aufsuchen und es sich<br />
bekannt machen. In diesem Sinne<br />
-alles Gute für2003.
Internationaler Controller Verein eV im Controller Magazin<br />
Besucherrekord zur Controller Gesundheitstagung 2002<br />
Mehr als 100 internationale Gäste beraten „Risiken und Nebenwirkungen" <strong>de</strong>r BSC<br />
Bereits zum 3. Mal veranstalteten<br />
die AK Gesundheitswesen aus<br />
Deutschland, Österreich und <strong>de</strong>r<br />
Schweiz unter <strong>de</strong>m Patronat <strong>de</strong>s<br />
ICV die Internationale Controller<br />
Gesundheitstagung. Die Tagung<br />
fand mit freundlicher Unterstützung<br />
<strong>de</strong>r Hirslan<strong>de</strong>n Holding AG<br />
am 25. Oktober in Zürich statt.<br />
Mit mehr als 100 Teilnehmern<br />
wur<strong>de</strong> ein neuer Besucherrekord<br />
aufgestellt und die Notwendigkeit<br />
dieser Fachtagung bestätigt.<br />
Acht Referenten aus Medizin und<br />
Ökonomie <strong>de</strong>r drei vertretenen<br />
Län<strong>de</strong>r erörterten ausgewogen die<br />
Problematik <strong>de</strong>r Controllingaufgabe<br />
im Gesundheitswesen.<br />
Univ. Prof. Dr. Hauke aus Wien<br />
machte zunächst auf die Problematiken<br />
<strong>de</strong>s Controlling im Krankenhaus<br />
aufmerksam. Eine isolierte<br />
Betrachtung und Arbeitsweise<br />
sowohl aus medizinischer<br />
wie aus ökonomischer Sicht gehöre<br />
<strong>de</strong>r Vergangenheit an. Dr. S.<br />
Baller, Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Deutschen Gesellschaft für<br />
Medizincontrolling, berichtete<br />
über diesen neuen Berufsstand,<br />
<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Notwendigkeit <strong>de</strong>r<br />
ganzheitlichen, wertorientierten<br />
Betriebsführung eines Krankenhauses<br />
entstan<strong>de</strong>n ist.<br />
Für <strong>de</strong>n Schulterschluss zwischen<br />
Medizin und Ökonomie geeigne-<br />
Strahlen<strong>de</strong> Organisatoren: Manuela Pfiel, Rainer Stelzer, Silke Neunzig.<br />
te Controllingansätze wur<strong>de</strong>n von<br />
Dr. G. Schüpfer aus Luzem und<br />
Dr. S. Lorenz von <strong>de</strong>r Hirslan<strong>de</strong>n<br />
Holding vorgestellt. Um die angestrebte<br />
Transparenz und Wirtschaftlichkeit<br />
ohne Einbußen bei <strong>de</strong>r<br />
medizinischen Qualität o<strong>de</strong>r gar<br />
Versorgung erreichen zu können,<br />
bedarf es insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Kommunikation.<br />
Nicht die Menge von Daten<br />
und Kermzahlen wird ausschlaggebend<br />
sein, son<strong>de</strong>rn die Qualität<br />
und die zeitgerechte Aufbereitung.<br />
Die AK Gesundheitswesen in<br />
Deutschland, Österreich und <strong>de</strong>r<br />
Schweiz veranstalten regelmäßige<br />
AK-Treffen. Termine und Themen<br />
wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r ICV-Website,<br />
http://www.controllerverein.<strong>de</strong><br />
frühzeitig publiziert.<br />
2003 wird die Internationale<br />
Controller Gesundheitstagung im<br />
Oktober in Wien stattfin<strong>de</strong>n.<br />
Rainer J. Stelzer<br />
„Eine Chance zur Emanzipation"<br />
CIB 2002: Beyond Budgeting im Fokus<br />
Am 7. September 2002 hatte <strong>de</strong>r<br />
ICV zur 2. Controlling Innovation<br />
Berlin gela<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r WISTA<br />
Berlin konnte Axel Meyl, Regional<strong>de</strong>legierter<br />
O.st <strong>de</strong>s ICV, mehr<br />
als 100 Teilnehmer begrüßen.<br />
Nach <strong>de</strong>r Eröffnung durch <strong>de</strong>n<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>r WISTA Management<br />
GmbH, Hardy Rudolf<br />
Schmitz, sprach Matthias Brauner,<br />
Bürgschaftsbank zu Berlin-<br />
Bran<strong>de</strong>nburg GmbH, zu „Basel II<br />
- Gmndlage für eine neue Kreditkultur",<br />
anschließend Kurt Richter,<br />
Deutsche Immobilien AG<br />
Rostock, über Konsequenzen, die<br />
sein Unternehmen im Hinblick<br />
auf Basel II gezogen hat. Andre<br />
Schwihel, Erdgas Südbayern<br />
GmbH München, stellte dann einen<br />
Ansatz zur Verknüpfung von<br />
BSC und Risikomanagement vor.<br />
Beson<strong>de</strong>rs intensiv widmete sich<br />
die CIB 2002 <strong>de</strong>m noch jungen<br />
Thema Beyond Budgeting. Zunächst<br />
referierte Utz Schäffer,<br />
European Business School Oestrich-Winkel:<br />
„Budgetieren ohne<br />
Budgets: ein neuer Weg mit Zukunft?".<br />
Schäffer riet dazu, die<br />
recht allgemein gehaltenen Prinzipien<br />
<strong>de</strong>s Beyond Budgeting kritisch<br />
zu hinterfragen. Noch steckt<br />
das Konzept in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen.<br />
Trotz<strong>de</strong>m maß er diesem ähnliches<br />
Potenzial zu wie <strong>de</strong>r BSC.<br />
Anschließend sprach Jürgen<br />
H. Daum, SAP Walldorf, <strong>de</strong>r exponierteste<br />
Vertreter <strong>de</strong>s Beyond<br />
Budgeting im <strong>de</strong>utschsprachigen<br />
Raum, zu <strong>de</strong>n Fragen: Weshalb<br />
brauchen wir Beyond Budgeting?<br />
Wie funktioniert es in <strong>de</strong>r Praxis?<br />
Wer muss mit „ins Boot", wenn<br />
das Konzept aufgehen .soll?<br />
Die „neue Betriebswirtschaft"<br />
braucht tlexiblere Lösungen. Dem<br />
will Beyond Budgeting gerecht<br />
wer<strong>de</strong>n. Allerdings bedarf es großer<br />
Verän<strong>de</strong>rungen im Unternehmen.<br />
Dies sei eine große Chance:<br />
Der Controller Service könnte sich<br />
endgültig emanzipieren als ein<br />
„Business Economies Competencc<br />
Center".<br />
Das Thema „Beyond Budgeting"<br />
wur<strong>de</strong> abgerun<strong>de</strong>t mit einem Podiumsgespräch,<br />
das vom AK-Leiter<br />
Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg, Walter<br />
Schmidt, ICG Investitions-Consult<br />
GmbH Beriin, mo<strong>de</strong>riert wur<strong>de</strong>.<br />
Neben Daum und Schäffer nahmen<br />
daran Christiane Jaap. Dussmann<br />
GmbH & Co. KgaA, und Harald<br />
Pick, Wall AG, teil.<br />
Die AK-Leiterin Thüringen,<br />
Cornelia Bieler, TIBAY München,<br />
been<strong>de</strong>te die CIB 2002. Die Veranstaltungsreihe<br />
wird mit <strong>de</strong>r CIB<br />
2003 am 6. September 2003 fortgesetzt,<br />
DK Walter Schmidt<br />
Rostocker Uni mit ICV-Arbeitskreis<br />
Controllingkonferenz in Rostock erfolgreich<br />
„Anfor<strong>de</strong>rungen an das Controlling<br />
zu Beginn <strong>de</strong>s XXI. Jahrhun<strong>de</strong>rts"<br />
lautete das Motto <strong>de</strong>r<br />
diesjährigen Controllingkonferenz<br />
am 25. und 26. Oktober in<br />
<strong>de</strong>r Hansestadt Rostock.<br />
Der Lehrstuhl Rechnungswesen,<br />
Controlling und Wirtschaftsprüfung<br />
<strong>de</strong>r Universität zu Rostock<br />
und <strong>de</strong>r Arbeitskreis Mecklenburg-Vorpommern<br />
<strong>de</strong>s Intemationalen<br />
Controller Vereins haben<br />
wie<strong>de</strong>r einmal erfolgreich Controllerinnen<br />
und Controllinginteressierten<br />
eine Plattform für<br />
Prof. Dr. Jürgen Craßhojf in Rostock.<br />
Wissenserweiterung und Erfahrungsaustausch<br />
geboten.<br />
Gefragt nach <strong>de</strong>m Erfolgsgeheimnis<br />
seiner Veranstaltungen meint<br />
Prof. Dr. Jürgen Graßhoff: „Es ist<br />
die Kombination von aktuellen<br />
theoretischen Erkenntnissen mit<br />
fundierten praktischen Erfahrungen,<br />
die von <strong>de</strong>n Teilnehmern<br />
beson<strong>de</strong>rs geschätzt wird. Hinzu<br />
kommt die Mischung von hochkarätigen<br />
Referenten aus international<br />
tätigen Konzernen und<br />
erfolgreichen kleinen und mittleren<br />
Unternehmen aus <strong>de</strong>r Region.<br />
Über 150 Teilnehmer aus<br />
ganz Deutschland machen<br />
mich auch ein wenig<br />
stolz." Schwerpunkte <strong>de</strong>r<br />
Konferenz waren die<br />
Balanced Scorecard im<br />
Blickwinkel verschie<strong>de</strong>ner<br />
Branchen und<br />
Funktionen.das Controlling<br />
in <strong>de</strong>r Produktentwicklung<br />
und im<br />
Prozess-Reengineering,<br />
die Instrumente <strong>de</strong>s Controlling<br />
in kleinen und<br />
mittleren Unternehmen,<br />
die Harmonisierung von<br />
internem und externem<br />
Rechnungswesen sowie<br />
die internationale Rechnungslegung.<br />
Dr Mark Richter<br />
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