Magazin 198404
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Die Einsatzbilanz ergab, daß von den<br />
niederländischen und deutschen Katastrophenschutzkrähen<br />
im Hochwassergebiet<br />
die Evakuierung von 37 Personen<br />
aus gefährdeten Häusern durchgeführt<br />
werden mußte. Außerdem wurden<br />
insgesamt 87 Kühe, 13 Kälber und<br />
21 Schafe von den Einsatzkräften in<br />
Sicherheit gebracht.<br />
Nach dem Ablaufen des Wassers waren<br />
Bewohner und Kräfte des niederländischen<br />
Katastrophenschutzes noch tagelang<br />
im Einsatz, um die Keller leerzupumpen<br />
und Schlamm und Geröll von<br />
den Straßen zu entfernen. G. E.<br />
Schmuck sieht die<br />
neue SrOcke über den<br />
Münsterbach aus.<br />
(Fotos: Felber)<br />
Mit Muskelkraft und<br />
Köpfchen<br />
Aachen. Mit vereinten Kräften montierte<br />
der 2. Bergungszug des THW-OV Aaehen<br />
vor kurzem eine neue Holzbrücke<br />
im Stolberger Naherholungsgebiet Gedautal.<br />
Die Arbeiten verlangten viel Muskelkrah<br />
und "Köpfchen", denn die Helfer<br />
mußten beide Brückenträger um Hindernisse<br />
bugsieren, ohne daß ein Kran<br />
eingesetzt werden konnte.<br />
Mitte 1983 hatte die Stolberger Stadtverwaltung<br />
beschlossen, die alte Holzbrücke<br />
zu sperren, weil der Zahn der<br />
Zeit so weit an den Balken genagt hatte,<br />
daß sie einzustürzen drohte. Nach der<br />
Sperrung war es den lufthungrigen Stolbergern<br />
leider nicht mehr möglich, eine<br />
große Runde im Gedautal zu "drehen",<br />
die über den Münsterbach führte. Rat<br />
und Verwaltung sahen denn auch die<br />
Notwendigkeit, einen Ersatz für den<br />
baufälligen Fußgängersteg zu schaffen,<br />
doch scheiterten die Überlegungen zunächst<br />
an der Kostenfrage. Die neue<br />
Brücke zu bestellen und alle Arbeiten zu<br />
vergeben erschien mit Blick auf die angespannte<br />
Finanzlage der Kupferstadt<br />
unvertretbar. Doch kam ein Ratsherr<br />
schließlich auf die rettende Idee, das<br />
THW solle die Montage übernehmen. So<br />
verblieben für die Kommune nur die rei-<br />
Auf die Hilfe eines<br />
Krans müssen die Helfer<br />
verzichten: Muskelkraft<br />
ist gefragt.<br />
nen Materialkosten sowie die Ausgaben<br />
für die Reparatur der alten Brückenträger,<br />
die neu betoniert werden mußten.<br />
Auch die Stadtverwaltung zeigte sich<br />
flexibel und ließ ihre Beziehungen zur<br />
Technischen Hochschule Aachen "spielen":<br />
Der Technische Beigeordnete vereinbarte<br />
mit dem Institut für Baukonstruktion<br />
I einen Wettbewerb, an dem<br />
sich eine Reihe Studenten beteiligten.<br />
Aus den eingereichten Brückenmodellen<br />
wählten die Fachleute im Rathaus eine<br />
Fachwerk-Ausführung aus, die äußerlich<br />
anspricht und wenig Folgekosten verursacht.<br />
Nach eingehenden statisch,m Berechnungen<br />
konnte der 2. Bergungszug des<br />
THW-OV Aachen die Pläne in Empfang<br />
nehmen und sich an die Arbeit machen,<br />
nachdem die bestellten Balken geliefert<br />
waren. Unter Leitung des Bauingenieurs<br />
Lutz-Ernst Siegmund, langjähriger Helfer<br />
im Ortsverband Aachen, griffen 15 ausgewählte<br />
Zugmitglieder zu Sägen und<br />
Bohrern. Zweimal pro Woche trafen sich<br />
die Brückenbauer in der Brander Unterkunft,<br />
um die Einzelteile zu bearbeiten '<br />
und die 13 Meter langen Träger aus<br />
Brettschichtholz mit Stahldübeln zu verschrauben.<br />
Rund 750 Helferstunden waren erforderlich,<br />
bis alle Vorbereitungen für die End-<br />
montage in StoJberg endlich getroffen<br />
waren. Doch erwartete die 38 Helfer des<br />
2. Bergungszuges noch harte Arbeit, als<br />
an einem Samstagmorgen die Fachwerkträger<br />
mit einem Autokran auf einen<br />
Tieflader-Sattelzug verladen wurden. Auf<br />
die hydraulische Hilfe des Krans mußten<br />
sie nämlich verzichten, nachdem die<br />
beiden 750 Kilogramm schweren Teile<br />
vor einem Brückenkopf abgelegt waren.<br />
Auch per Hand gestaltete sich die Montage<br />
der Holzkonstruktion nicht einfach:<br />
Die zwei Träger mußten stückweise<br />
über den Münsterbach gehievt werden,<br />
immer wieder standen Bäume und Büsche<br />
im Weg. Daher gab der Zugführer<br />
Klaus Gacht wohl einige dutzendmal die<br />
Kommandos "Anheben" und "Absetzen",<br />
bis beide Fachwerk-Brückenträger<br />
ihre Position auf den Widerlagern eingenommen<br />
hatten.<br />
Weiter hieß es in die Hände spucken,<br />
denn viele Schrauben mußten angezogen<br />
werden, bevor die Helfer im<br />
Scheinwerferlicht die letzten Planken<br />
ein nageln konnten. Zu den Zaungästen,<br />
die vorbeischauten, um die Montagearbeiten<br />
zu beobachten, gehörte auch besagter<br />
Ratsherr. Er dankte dem THW für<br />
den freiwilligen Einsatz im Interesse der<br />
Stolberger Bürger.<br />
Zum Abschluß des langen Arbeitstages<br />
richtete Bauleiter Siegmund noch einige<br />
Worte an seine Helferkameraden und<br />
erläuterte einem Reporter der "Aachener<br />
Nachrichten", weshalb sich der<br />
THW-OV Aachen bereiterklärt hatte, die<br />
Brückenmontage auszuführen: "Wir<br />
wollten einmal zeigen, daß wir nicht nur<br />
Sandsäcke schleppen oder Keller auspumpen<br />
können, sondern daß auch solche<br />
Aufgaben zur Ausbildung im THW<br />
gehören." Sieg mund vergaß auch nicht<br />
zu erwähnen, daß der THW-OV Stolberg<br />
mitgeholfen hatte, das Projekt Münsterbach-Brücke<br />
zu verwirklichen: Die Stolberger<br />
waren eingesetzt worden, um die<br />
morsche, alte Brücke abzureißen.<br />
H. F.<br />
ZS-MAGAZIN 4/84 39