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Magazin 198404

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Arbeiter-Samariter-Bund<br />

Ein Provisorium geht zu Ende<br />

Bertin: Neue<br />

Rettungsleitstelle des ASB<br />

t 983 eine positive Bilanz der Hilfe -<br />

Wasserre"ungsdienst mit sieben Booten im Einsatz<br />

In diesem Jahr wird auf dem Grundstück<br />

der Wasserrettungsstation am Tegeler<br />

See eine neue Re"ungsleitstelle gebaut,<br />

die allen Anforderungen genügen soll.<br />

Bisher konnten die Bootsführer, Rettungsschwimmer<br />

und Sanitäter nicht<br />

einmal duschen, wenn sie abends nach<br />

hartem Einsatz unter praller Sonne ihre<br />

Boote festgemacht hatten. Der Querschni"<br />

der Wasserleitung war zu klein.<br />

Mit dem Neubau soll dieses Manko beseitigt<br />

werden. Gleichzeitig wird eine<br />

ohnehin nötige neue Strom leitung verlegt<br />

und mit dem Anschluß an das Berliner<br />

Entwässerungsnetz wird auch die<br />

alte Versitzgrube überflüssig werden.<br />

Diese Außenanlagen verschlingen den<br />

größten Teil der auf 5,7 Millionen veranschlagten<br />

Bausumme, die aus Lottogeldern<br />

bereitgestellt wird .<br />

An jedem Wochenende zwischen Mai<br />

und September sind zwei 11-m-Boote<br />

auf Streifenfahrt. Dazu kommt ein 12-m­<br />

Boot mit beheizbarer Mi"elkajüte, das<br />

nach dem Bau der Berliner Mauer angeschafft<br />

wurde, als zahlreiche Ostberliner<br />

den Weg in die Freiheit durch die obere<br />

Havel suchten. Schließlich liegen noch<br />

Ein Segelboot Ist umgeschlagen: Hilfe lel.ten ASS und OLRG.<br />

vier kleine Einsatzboote in Bereitschaft,<br />

die mit Höchstgeschwindigkeiten bis zu<br />

65 km /Std. jeden Unfallort innerhalb von<br />

fünf Minuten erreichen können.<br />

Einsatzgebiet des ASB ist nach Übereinkunft<br />

mit der DLRG und Wasserwacht<br />

die Oberhavel, der Tegeler See und der<br />

Heiligen-See. Die Leitstelle Saatwinkel<br />

koordiniert in diesem Bereich die sieben<br />

Boote sowie sechs Nebenstationen, deren<br />

je zweiköpfige Besatzung im Turnus<br />

von den Ortsverbänden gestellt wird .<br />

Dagegen bilden die Bootsbesatzungen<br />

und die Mitarbeiter in der Leitstelle eine<br />

feste Gruppe: den Fachdienst Wasserre"ung,<br />

der unmittelbar beim Landesverband<br />

angesiedelt ist. Sie werden unterstützt<br />

von 25 DLRG-Rettungsschwimmern,<br />

die ebenfalls zur Stammbesetzung<br />

der Boote gehören. Sie alle sind<br />

ehrenamtliche Helfer. Zivildienstleistende<br />

gibt es nicht, weil ja in Berlin<br />

keine Wehrpflicht besteht. Einziger<br />

Hauptamtlicher ist ein Hausverwalter,<br />

der mit seiner Familie in der Station<br />

wohnt. Er ist voll ausgebildeter Bootsführer,<br />

Fernrneider und RTW-Fahrer und<br />

kann daher notfalls unter der Woche alleine<br />

einen Verunglückten bergen.<br />

Samstag morgen kommt Leben in die<br />

Saatwinkler Re"ungsstation. Zwischen<br />

9.00 und 10.00 Uhr wird bei der Feuerwehr<br />

die Einsatzbereitschaft angemeldet,<br />

und von da an geht der Dienst<br />

durch bis Sonntagabend. In der neuen<br />

Station soll es wieder, wie in der alten,<br />

eine Küche und einen gemütlichen Aufenthaltsraum<br />

geben, und dann wird sicher<br />

wieder an manchen Samstagabend<br />

eine Bombenstimmung aufkommen. Das<br />

muß auch im nächsten Sommer nicht<br />

anders sein, aber zumindest wird es<br />

dann recht beengt zugehen. Denn dann<br />

ist die einzige Ausweichmöglichkeit der<br />

Sanitätsraum, der ein paar Schri"e abseits<br />

der Baustelle in einem kleinen Nebengebäude<br />

untergebracht ist, das erst<br />

abgerissen wird, wenn der Neubau<br />

steht. Hier sind auch die Stockbe"en,<br />

die zuvor im ersten Stock des Hauptgebäudes<br />

in mehrere Räume verteilt waren,<br />

aufgestellt worden - eines neben<br />

dem anderen ohne Zwischenraum.<br />

Als logistische Basis dient bis zur Fertigstellung<br />

der neuen Station ein Bauwagen.<br />

In ihm sind zwei Sprechfunkanlagen<br />

untergebracht - ein Kanal für die<br />

Boote, einer für die Landfahrzeuge -<br />

sowie zwei graue Telefone und ein rotes,<br />

auf dem über Direktleitung die Notrufe<br />

von der Feuerwehr ankommen. Die<br />

Fernmelderin in der Leitstelle führt über<br />

jede Durchsage genau Buch, um jederzeit<br />

einen Überblick über die momentane<br />

Einsatzbereitschaft zu haben. Auf<br />

einer Karte schiebt sie kleine magnetische<br />

Schiffchen über den Arbeitstisch<br />

ständig auf die Position, die ihr von den<br />

Booten durchgegeben wird.<br />

Helmut Pohl, Leiter des Fachdienstes<br />

Wasserrettung im Vorstand, weiß zu berichten,<br />

daß es in dieser Leitstelle<br />

manchmal ganz schön hektisch zugeht.<br />

So können an stürmischen Tagen<br />

manchmal dreißig und mehr Boote zu<br />

bergen sein - der Rekord liegt über<br />

fünfzig. Denn wegen der Vielen kleinen<br />

Inseln kann auf dem Tegeler See die<br />

Windrichtung ganz tückisch wechseln,<br />

und dann unterliegt so mancher Freizeitkapitän<br />

im Kampf gegen das Element.<br />

Für die DLRG-Schwimmer bedeutet das<br />

harte Arbeit, aber Menschen kommen<br />

dabei nur selten ernsthaft zu Schaden.<br />

Viel öfter müssen die Sanitäter infolge<br />

fahrlässiger Umweltverschmutzung<br />

durch leere Dosen und zerbrochene Flaschen<br />

in Aktion treten. Es ist keine Seltenheit,<br />

daß ein Kind auf die Re"ungsstation<br />

gebracht wird, dessen Fußsohle<br />

bis auf die Sehnen aufgeschnitten ist.<br />

Das ASB-Team geht jedes Jahr vor Be-<br />

ZS-MAGAZIN 4/84 47

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