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Weindozenten stillen Wissensdurst Wenn Laien in den Reben ...

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E<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong> namens Vitis V<strong>in</strong>ifera<br />

We<strong>in</strong>bau für<br />

Anfänger<br />

Sie haben sich <strong>den</strong> late<strong>in</strong>ischen<br />

Namen der We<strong>in</strong>rebe gegeben.<br />

16 Hobby-Wengerter bewirtschaften<br />

seit 2004 exakt 0,38<br />

Hektar Fläche im Remstal unter<br />

Regie von Profis, mit dem Segen<br />

der Stadt We<strong>in</strong>stadt.<br />

We<strong>in</strong>stadt im März, blauer Himmel, weiße Schäfchenwolken:<br />

Mit dem wichtigsten Utensil für die Arbeit im<br />

We<strong>in</strong>garten, der Rebschere, machen sich Sozialpädagoge<br />

Ra<strong>in</strong>er Schumacher und die anderen ans Werk. Im<br />

Wengert <strong>in</strong> Beutelsbach müssen die alten Triebe entfernt<br />

wer<strong>den</strong>. Ratsch-ratsch, ratsch-ratsch schneidet<br />

der 54-Jährige die dürren Zweige aus der Rebwand. Nur<br />

zwei wer<strong>den</strong> stehen gelassen – die späteren Tragruten,<br />

aus <strong>den</strong>en die Seitenzweige mit <strong>den</strong> Trauben wachsen.<br />

Stark und kräftig sollen sie se<strong>in</strong> und vielleicht sogar<br />

schon <strong>in</strong> die richtige Richtung zeigen, <strong>in</strong> die sie später<br />

gebun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Wahl. Im We<strong>in</strong>berg<br />

wird Entscheidungsfreudigkeit geübt, heißt es deshalb.<br />

Sogar Managersem<strong>in</strong>are f<strong>in</strong><strong>den</strong> neuerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> solchen<br />

Fluren statt. Das Lernziel: lieber e<strong>in</strong>e schlechte Entscheidung<br />

treffen als ke<strong>in</strong>e.<br />

Ra<strong>in</strong>er Schumacher, neuestes Mitglied des 16-köpfigen<br />

Vere<strong>in</strong>s Vitis V<strong>in</strong>ifera, entscheidet wacker. Meter für<br />

Meter arbeitet er sich durch die Rebzeile. Wegen se<strong>in</strong>es<br />

Interesses am We<strong>in</strong> hat er letztes Jahr die Leute von Vitis<br />

V<strong>in</strong>ifera angesprochen. „Die Chemie hat gestimmt,<br />

deshalb haben wir ihn aufgenommen“, sagt der Vorsitzende<br />

Alex Kusch und gr<strong>in</strong>st. Schließlich haben alle<br />

das gleiche Motiv. „Es macht e<strong>in</strong>fach Spaß, <strong>in</strong> der Natur<br />

zu arbeiten“, me<strong>in</strong>t der 53-Jährige. Und für Ruheständler<br />

ist es ebenfalls e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Freizeitbeschäftigung.<br />

Die Hälfte der Mitglieder s<strong>in</strong>d tatsächlich schon Rentenempfänger.<br />

Jürgen Brand reist sogar aus Bayern an. „Ich<br />

habe jahrelang nach so etwas gesucht. Ich wusste: <strong>Wenn</strong><br />

ich mal nicht mehr arbeite, will ich mich nicht nur genießend<br />

mit We<strong>in</strong> beschäftigen.“ Der 65-Jährige fährt je<strong>den</strong><br />

Monat m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal die 240 Kilometer von Isman<strong>in</strong>g<br />

bei München nach We<strong>in</strong>stadt zum monatlichen<br />

Stammtisch oder zur Arbeit <strong>in</strong> <strong>den</strong> We<strong>in</strong>bergen.<br />

Die meisten kommen freilich aus der näheren Umgebung<br />

von We<strong>in</strong>stadt im unteren Remstal. Geschafft<br />

wird meist samstags, wenn auch die Berufstätigen Zeit<br />

haben. Mal s<strong>in</strong>d viele da, mal nur vier oder fünf. Wer<br />

halt gerade kann. Dann heißt es je nach Jahreszeit<br />

schnei<strong>den</strong> und b<strong>in</strong><strong>den</strong> oder Stämmle putzen. Es müssen<br />

Triebe ausgebrochen wer<strong>den</strong>, <strong>den</strong>n je weniger Trauben<br />

e<strong>in</strong> Rebstock ernähren muss, desto gehaltvoller wer<strong>den</strong><br />

die e<strong>in</strong>zelnen Beeren und desto besser wird – hoffentlich<br />

– im Herbst dann der We<strong>in</strong>. Auch Blätter müssen<br />

entfernt wer<strong>den</strong>, damit die Trauben Sonne abkriegen.<br />

Fotos: Sigrid Krügel<br />

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