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Weindozenten stillen Wissensdurst Wenn Laien in den Reben ...

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„Den We<strong>in</strong> kann ich dir<br />

empfehlen.“ Barbara Nölly<br />

und ihr Mann Roland<br />

verwöhnen nicht nur die<br />

Gäste, sondern auch sich<br />

selbst mit Fachkompetenz.<br />

ren. Der Lemberger mit se<strong>in</strong>en reifen Gerbstoffen war e<strong>in</strong><br />

saftiger Vertreter se<strong>in</strong>er Zunft und deshalb der perfekte<br />

Rote zur Suppe.<br />

Das ganze Heckengäu auf e<strong>in</strong>em Teller – das gibt’s im<br />

„Hasen“ als Vorspeise: L<strong>in</strong>sen mit geschmorten Schwe<strong>in</strong>ebäckle,<br />

serviert mit e<strong>in</strong>er rassigen Pommery-Senfsauce,<br />

e<strong>in</strong>e herrlich würzige Ergänzung zum lauwarmen,<br />

mürben Schwe<strong>in</strong>ebäckchen und zu <strong>den</strong> schön sauren<br />

L<strong>in</strong>sen. „Sauer“ ist <strong>in</strong> diesem Fall das höchste Lob für<br />

gelungene schwäbische L<strong>in</strong>sen. Der begleitende Riesl<strong>in</strong>g<br />

„Edition Wirtemberg“ 2011 aus dem Holzfass vom hochdekorierten<br />

Stuttgarter Collegium Wirtemberg brachte<br />

das Kunststück fertig, <strong>in</strong> Sachen „Säure“ nicht noch e<strong>in</strong>en<br />

draufzusetzen. Im Gegenteil, der Ausbau im Holzfass<br />

hatte ihn weich und rund wer<strong>den</strong> lassen, fast e<strong>in</strong><br />

bisschen cremig, mit zartem Schmelz. E<strong>in</strong> Gaumenschmeichler,<br />

der sich auch als passender Begleiter zur<br />

Zuckerschotensuppe mit Birne und Scampi erwies.<br />

Nicht nur Fotograf<strong>in</strong> Jana war gleich verschossen <strong>in</strong> diese<br />

We<strong>in</strong>-Suppe-Komb<strong>in</strong>ation.<br />

Im Zwischengang reizte uns die gebackene R<strong>in</strong>derpral<strong>in</strong>e<br />

mit Mango-Chutney, Salatbukett und Baguette – e<strong>in</strong>e<br />

perfekte optische Täuschung, <strong>den</strong>n die Pral<strong>in</strong>en sahen<br />

so „süß“ aus, dass wir zweimal h<strong>in</strong>gucken mussten, um<br />

die herzhafte Variante zu erkennen. E<strong>in</strong> optischer<br />

Schmaus bis h<strong>in</strong> zur sorgfältig arrangierten Salatbeilage<br />

mit sehr gelungenem Dress<strong>in</strong>g – das macht Lust auf Sommer.<br />

Dazu im Glas die „Creation Südweststerne“ vom<br />

Collegium Wirtemberg. Die rote Cuvée war kraftvoll, rassig,<br />

feurig, mit ihrer schönen Beerenfrucht e<strong>in</strong> Begleiter<br />

auf Augenhöhe zum gebackenen R<strong>in</strong>dfleisch.<br />

Ich liebe Fleisch, ich liebe Fisch… und kann auch ganz<br />

ohne sie leben. Im „Hasen“ geht das besonders gut. Me<strong>in</strong>e<br />

nächste Wahl fiel auf <strong>den</strong> <strong>in</strong> Butter gebratenen Kräuterseitl<strong>in</strong>g,<br />

serviert auf Rahmblattsp<strong>in</strong>at, garniert mit<br />

lauwarmen Honig-Rosmar<strong>in</strong>-Schafkäsewürfeln, geröstetem<br />

Sesam und Le<strong>in</strong>samen sowie „Röst<strong>in</strong>chen“. Deren<br />

niedlich kl<strong>in</strong>gende Bezeichnung entpuppte sich als Untertreibung<br />

schlechth<strong>in</strong>. Zwei kapitale, herrliche Rösti<br />

oder für mich als gebürtige Berl<strong>in</strong>er<strong>in</strong> eher „Kartoffelpuffer“<br />

oder <strong>in</strong> der westfälischen Version „Reibekuchen“…<br />

egal wie Sie es benennen – das, was da auf<br />

me<strong>in</strong>em Teller war, verdiente auf je<strong>den</strong> Fall die Bezeichnung<br />

„ausgezeichnet“. Nicht zu fettig, herzhaft, gut abgeschmeckt<br />

und e<strong>in</strong>fach richtig gut im Zusammenspielmit<br />

dem cremigen Sp<strong>in</strong>at und dem knackig-frischen<br />

Pilz. Dazu Schafkäse, Sesam, Honig, Rosmar<strong>in</strong>.<br />

Diese himmlische Komb<strong>in</strong>ation verlangte nach Rot im<br />

Glas: Wir entschie<strong>den</strong> uns für e<strong>in</strong>en 2009er Acolon –<br />

Edition Aurum – von der Genossenschaft Bottwartaler<br />

W<strong>in</strong>zer. Fast schwarz oder wie ich immer gerne sage:<br />

blickdicht! Trotz des Jahrgangs erstaunlich jugendlich<br />

und ausgewogen, mit genug Kraft für die gelungene<br />

Aromenkomb<strong>in</strong>ation des vegetarischen Gerichts. E<strong>in</strong><br />

herrliches Sommeressen, das <strong>den</strong> Rotwe<strong>in</strong> gut verkraften<br />

konnte. Auch dieses Gericht hätte es, wie so<br />

manches auf der Speisekarte, als kle<strong>in</strong>ere Portion gegeben…<br />

aber dann hätte ich nur e<strong>in</strong> Röst<strong>in</strong>chen bekommen...<br />

Im anderen Hauptgang war großer Appetit unbed<strong>in</strong>gt<br />

erforderlich: frisches Forellenfilet – natürlich<br />

aus der Region –, <strong>in</strong> Ingwer-Wermut pochiert, auf<br />

Rahm-Lauch-Kraut, serviert mit Salzkartoffeln. Das<br />

kann ich gleich verraten: Letztere blieben auf dem Teller<br />

zurück, nichts g<strong>in</strong>g mehr. Der Fisch präsentierte<br />

sich frisch, saftig und butterweich.,knackig dazu der<br />

Wirs<strong>in</strong>g als Kraut. Sehr gehaltvoll die helle Sauce – gut,<br />

dass wir als We<strong>in</strong> e<strong>in</strong> echtes Kontrastprogramm gewählt<br />

hatten: 2011er Chardonnay von der Remstalkellerei.<br />

„Frucht“ war das Motto. Der Chardonnay, im Stahltank<br />

ausgebaut, überzeugte mich mit frischer Säure, die<br />

durchaus etwas Prickelndes hatte. Diese sanfte Spritzigkeit<br />

gab der Forelle und ihrer mächtigen Sauce Pfiff.<br />

Auch wenn die Dessertkarte mit allerlei Köstlichkeiten<br />

wie zum Beispiel e<strong>in</strong>em Karamelltöpfle oder Apfelküchle<br />

reizte, wir hissten die sprichwörtliche weiße<br />

Flagge und w<strong>in</strong>kten ab. E<strong>in</strong>fach fe<strong>in</strong> war es, also tierisch<br />

gut gegessen im „Hasen“ zu Herrenberg – anregend<br />

unterhalten mit <strong>den</strong> herzlichen Gastgebern, dem<br />

Ehepaar Nölly, und letztendlich gut geschlafen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em der 117 Betten des Vier-Sterne-Hotels. Auch ohne<br />

Schweizer Wurzeln legten wir e<strong>in</strong>en Eid ab: Dieser<br />

„Hase“ war für uns ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>tagsfliege, wir wer<strong>den</strong> uns<br />

wiedersehen.<br />

Petra Kle<strong>in</strong><br />

Fotos: Jana Kay<br />

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