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Weindozenten stillen Wissensdurst Wenn Laien in den Reben ...

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Die Verkoster:<br />

Ramona Fischer, Geschäftsführer<strong>in</strong><br />

We<strong>in</strong>gärtner Essl<strong>in</strong>gen<br />

Edmund Diesler, Direktor Oenologie<br />

Württembergische We<strong>in</strong>gärtner-Zentralgenossenschaft,<br />

Mögl<strong>in</strong>gen<br />

Andreas Eisele, Kellermeister W<strong>in</strong>zer<br />

vom We<strong>in</strong>sberger Tal, Löwenste<strong>in</strong><br />

Leitung: Rudolf Knoll, We<strong>in</strong>journalist,<br />

Redaktion Württemberger<br />

Im Test<br />

We<strong>in</strong>e für warme Tage<br />

Wir waren auf der Suche nach leichteren We<strong>in</strong>en, die man <strong>in</strong> <strong>den</strong> wärmeren<br />

Monaten unkompliziert genießen kann. Gar nicht so e<strong>in</strong>fach. Denn<br />

die klassischen „Sommerwe<strong>in</strong>e“ s<strong>in</strong>d selten gewor<strong>den</strong>. E<strong>in</strong>e Entdeckung<br />

am Rande: Der Schraubverschluss ist weiter im Kommen.<br />

Fotos: Kar<strong>in</strong> Vogel<br />

Der Klimawandel bee<strong>in</strong>flusst auch die Zusammenstellung<br />

von We<strong>in</strong>proben. War es <strong>in</strong> <strong>den</strong> 90er Jahren noch<br />

e<strong>in</strong> leichtes Spiel, e<strong>in</strong>e Serie von Leichtwe<strong>in</strong>en auf <strong>den</strong><br />

Tisch zu stellen, die mit wenig Alkohol als typische<br />

„Sommerwe<strong>in</strong>e“ durchgehen konnten, so ist das heute<br />

schon schwierig gewor<strong>den</strong>. Die Natur sorgt für reichlich<br />

Zucker <strong>in</strong> <strong>den</strong> Trauben, e<strong>in</strong>e früher bei Qualitätswe<strong>in</strong>en<br />

stets notwendige Anreicherung des Mostes ist nur mehr<br />

selten notwendig.<br />

12 und mehr „Volt“ s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen fast die Regel. Liegt<br />

der We<strong>in</strong> im Alkoholgehalt darunter, ist er <strong>in</strong> der Regel<br />

fruchtig. Das heißt, e<strong>in</strong> Teil des natürlichen Zuckers<br />

wurde nicht vergoren. Erzeuger versuchen, der Natur<br />

e<strong>in</strong> Schnippchen zu schlagen. So wer<strong>den</strong> Trauben teilweise<br />

früher und nicht <strong>in</strong> optimaler Reife gelesen, damit<br />

der hier entstehende leichtere, etwas säurebetonte We<strong>in</strong><br />

später mit e<strong>in</strong>em kräftigeren Tropfen „vermählt“ wer<strong>den</strong><br />

kann, so dass letztlich e<strong>in</strong> harmonisches, lebhaftes<br />

Gewächs zustande kommt, das nicht zu schnell <strong>in</strong> die<br />

Blutbahn geht.<br />

„Wir haben e<strong>in</strong> absolutes Luxusproblem“, weiß Ramona<br />

Fischer, Geschäftsführer<strong>in</strong> der We<strong>in</strong>gärtner <strong>in</strong> Essl<strong>in</strong>gen.<br />

Und Edmund Diesler, als Produktionschef der<br />

We<strong>in</strong>gärtner-Zentralgenossenschaft <strong>in</strong> Mögl<strong>in</strong>gen und<br />

Präsi<strong>den</strong>t des Bundes Deutscher Oenologen e<strong>in</strong> langjähriger<br />

Intimbeobachter der Szene, er<strong>in</strong>nert sich: „Was haben<br />

wir noch vor zehn Jahren über S<strong>in</strong>n und Uns<strong>in</strong>n der<br />

Konzentration zur Steigerung des Alkoholgehaltes diskutiert.<br />

Das ist heute <strong>in</strong> Deutschland praktisch ke<strong>in</strong><br />

Thema mehr.“<br />

Wir haben <strong>den</strong>noch bei unserer Verkostung e<strong>in</strong>e Reihe<br />

von We<strong>in</strong>en entdeckt, die zwar e<strong>in</strong>e gewisse Muskelkraft<br />

haben, aber doch auch bei wärmeren Temperaturen<br />

Spaß machen können. Die weißen Burgundersorten<br />

s<strong>in</strong>d zudem gute Begleiter im „Spargel-Endspurt“.<br />

Derartige We<strong>in</strong>e gibt es bei <strong>den</strong> beteiligten Genossenschaften<br />

zu durchgängig fairen und manchmal sogar<br />

extrem günstigen Preisen.<br />

Auffällig bei unserer Probe <strong>in</strong> <strong>den</strong> Räumen der Werbegeme<strong>in</strong>schaft<br />

Württembergischer We<strong>in</strong>gärtnergenossenschaften<br />

<strong>in</strong> Mögl<strong>in</strong>gen: Der Korkenzieher war beim Öffnen<br />

überflüssig. Die We<strong>in</strong>e hatten durchgängig (!)<br />

Schraubverschluss. Von <strong>den</strong> hier registrierten 100 Prozent<br />

– und null Prozent Naturkork – ist man <strong>in</strong> der Branche<br />

natürlich noch e<strong>in</strong> Stück entfernt. Aber es ist doch<br />

<strong>in</strong>teressant, dass der Schraubverschluss, heute viel edler<br />

anmutend als noch vor Jahren, <strong>in</strong>zwischen mit se<strong>in</strong>em<br />

Marktanteil von 53 Prozent <strong>in</strong> Deutschland <strong>den</strong> traditionellen<br />

Kork mit 27 Prozent weit h<strong>in</strong>ter sich gelassen<br />

hat. In der Beliebtheitsskala liegt zwar der Naturkork<br />

noch vorn. Aber wer sich als Intensivgenießer schon<br />

häufiger über e<strong>in</strong>en Korkschmecker ärgerte, ist letztlich<br />

froh, dass es die beim Öffnen „klick“ machende Alternative<br />

so weit gebracht hat und das Risiko m<strong>in</strong>dert.<br />

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