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Weindozenten stillen Wissensdurst Wenn Laien in den Reben ...

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Fotos: Simone Mathias<br />

tung Denkmalschutz über die Burg. E<strong>in</strong>en solchen Hilferuf<br />

vernahmen auch die We<strong>in</strong>gärtner Cleebronn-Gügl<strong>in</strong>gen.<br />

Der Vorstandschaft war bekannt, dass auf der Burg<br />

e<strong>in</strong>st We<strong>in</strong>bau betrieben wurde und die Eigentümer<br />

nicht nur Besitz am Michaelsberg,sondern auch am Südhang<br />

der Burg hatten – heute nur mehr e<strong>in</strong>e mit reichlich<br />

Bäumen bestan<strong>den</strong>e Wildnis. Die Genossenschaft, „Entdeckung<br />

des Jahres 2012“ im „Gault Millau“, entschloss<br />

sich zu e<strong>in</strong>er besonderen Edition mit We<strong>in</strong>en aus dem Michaelsberg.<br />

Sie sollte ursprünglich „Burg Magenheim“<br />

heißen, aber dagegen sprachen we<strong>in</strong>rechtliche Gründe.<br />

Also kam der Name der Eigentümer zum Tragen: „Baron<br />

von Lamezan“ steht für jeweils trocken ausgebaute We<strong>in</strong>e<br />

vom Lemberger (duftet nach Brombeeren, sehr saftig,<br />

gradl<strong>in</strong>ig), Samtrot (Nüsse, Mandeln, Bitterschokolade<br />

im Bouquet; würzig, herzhaft), Riesl<strong>in</strong>g (m<strong>in</strong>eralisch,<br />

knackig, anregend) und e<strong>in</strong>en Blanc de Noirs (delikate<br />

Würze, druckvoll, viel Herz). Die We<strong>in</strong>e wer<strong>den</strong> zum e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Preis (6,49 Euro pro Flasche) verkauft und<br />

müssen auch Gnade vor Nase und Zunge der Baron<strong>in</strong> von<br />

Lamezan f<strong>in</strong><strong>den</strong>. Vorstand Thomas Beyl oder Kellermeister<br />

Andreas Reichert br<strong>in</strong>gen gelegentlich e<strong>in</strong> Deputat<br />

vorbei. „Ich mag am liebsten <strong>den</strong> Blanc de Noirs“, verrät<br />

sie – und freut sich, dass e<strong>in</strong> Teil des Erlöses für <strong>den</strong> We<strong>in</strong><br />

für die Kulturstiftung Burg Magenheim abgezweigt wird.<br />

Sie betreibt eher hobbymäßig e<strong>in</strong>e ungewöhnliche Art<br />

von Archäologie und bannt bronzezeitliche und noch ältere<br />

Ste<strong>in</strong>gravuren <strong>in</strong> Form von Abreibungen auf Papier<br />

(Frottagen <strong>in</strong> der Fachsprache). Dafür ist sie vor allem <strong>in</strong><br />

Spanien und Schwe<strong>den</strong> bekannt. Außerdem spielt sie<br />

Cello und Orgel. In diesem Zusammenhang ereilte sie<br />

1992 e<strong>in</strong>e Vision: „Als ich damals das Gebäude betrat,<br />

hatte ich die Idee, dass es sich für Kunst nutzen lässt.“<br />

Entstan<strong>den</strong> ist aus e<strong>in</strong>stmals vier Räumen durch Herausnahme<br />

verschie<strong>den</strong>er E<strong>in</strong>bauten e<strong>in</strong>e großräumige Kapelle<br />

mit guter Akustik und e<strong>in</strong>drucksvoller Holzdeckenkonstruktion.<br />

„Sie ist noch schöner als me<strong>in</strong>e<br />

Vision“, lacht Renate von Lamezan, die für die Besucher<br />

gleich darauf Bach auf der Orgel erkl<strong>in</strong>gen lässt.<br />

Die Baron<strong>in</strong> wurde für ihre Verdienste um <strong>den</strong> Erhalt des<br />

Bauwerks vor zwei Jahren mit der Staufermedaille des<br />

Landes Ba<strong>den</strong>-Württemberg ausgezeichnet. Die damalige<br />

Staatssekretär<strong>in</strong> im M<strong>in</strong>isterium für Ländlichen Raum<br />

und Verbraucherschutz, Friedl<strong>in</strong>de Gurr-Hirsch, würdigte<br />

die tatkräftige Frau mit <strong>den</strong> Worten: „Sie hat sich<br />

als verantwortungsbewusste, fachkundige und überaus<br />

kooperative Denkmalseigentümer<strong>in</strong> erwiesen. Ohne ihr<br />

selbstloses persönliches und f<strong>in</strong>anzielles Engagement<br />

wäre die bedeutende Burg <strong>in</strong> ihrem Bestand gefährdet.<br />

So ist sie wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.“<br />

Als die Auszeichnung im April 2011 verliehen wurde,<br />

reifte gerade der erste We<strong>in</strong> der Edition „Baron von Lamezan“<br />

heran, e<strong>in</strong> Lemberger des Jahrgangs 2010.<br />

Verantwortungsbewusste<br />

Denkmalseigentümer<strong>in</strong>:<br />

Renate Freifrau<br />

von Lamezan mit der<br />

Staufermedaille.<br />

Die Burggeschichte im Zeitraffer<br />

12./13. Jahrhundert: Die Herren von Magenheim s<strong>in</strong>d die<br />

vornehmste und e<strong>in</strong>flussreichste Familie im Zabergäu. 1210<br />

(<strong>in</strong> anderen Quellen 1220) beg<strong>in</strong>nen sie mit dem Bau der<br />

Burg, die ihre herausragende Stellung während der Stauferzeit<br />

demonstriert.<br />

1410: Das Geschlecht der Magenheimer stirbt aus, der Besitz<br />

fällt an die Grafen von Württemberg.<br />

Mitte des 16. Jahrhunderts: Nach e<strong>in</strong>em Brand muss das<br />

teilweise verfallene Gebäude wieder aufgebaut wer<strong>den</strong>. Es<br />

folgt e<strong>in</strong>e Reihe wechselnder Besitzer, zu <strong>den</strong>en immer<br />

wieder als Nothelfer das Haus Württemberg gehört.<br />

1823: Die Geme<strong>in</strong>de Cleebronn kauft das Anwesen, um es ab<br />

1825 teilweise an Cleebronner Bürger zu veräußern.<br />

1954: Erwerb durch e<strong>in</strong>e Familie Schlösser, die umfangreiche<br />

Instandsetzungen sowie <strong>den</strong> Ausbau e<strong>in</strong>er Wohnetage samt<br />

Bibliothek vornehmen lässt.<br />

1987 bis 1992: Die Burg steht leer und sche<strong>in</strong>t dem allmählichen<br />

Verfall preisgegeben.<br />

1992: Freiherr und Freifrau von Lamezan übernehmen und<br />

br<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> zwei Jahrzehnten alles wieder <strong>in</strong> Schuss.<br />

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