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Weindozenten stillen Wissensdurst Wenn Laien in den Reben ...

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Wanderung im Remstal<br />

Besuch beim We<strong>in</strong>geist<br />

Das Wahrzeichen des idyllischen We<strong>in</strong>ortes Stetten im Remstal ist die<br />

Y-Burg. Ke<strong>in</strong> Wunder, dass die Ru<strong>in</strong>e auch beim „Stettener We<strong>in</strong>weg“<br />

im Mittelpunkt steht.<br />

Fotos: Simone Mathias<br />

„Rund um die Y-Burg“ heißt es auf jeder der 34 dunkelgrün<br />

gehaltenen H<strong>in</strong>weistafeln des Stettener We<strong>in</strong>weges.<br />

Der Name ist Programm: Immer aus e<strong>in</strong>em anderen<br />

Blickw<strong>in</strong>kel präsentiert sich die e<strong>in</strong>stige Wohnburg,<br />

erbaut irgendwann zwischen 1300 und 1350, während<br />

der Wanderung durch die We<strong>in</strong>berge. Von hier oben hat<br />

man außerdem e<strong>in</strong>e herrliche Sicht auf das großzügigweite<br />

Remstal.<br />

Wir starten mit Rüdiger Borck vor dem alten Rathaus<br />

<strong>in</strong> Stetten (Rems-Murr-Kreis) am St.-Pierre-Platz. Der<br />

Vorstandsvorsitzende der We<strong>in</strong>gärtnergenossenschaft<br />

Stetten zeigt auf die Übersichtstafel, auf der <strong>in</strong> Rot die<br />

rund drei Kilometer lange Route verzeichnet ist. Etwa<br />

Anfang der 70er Jahre sei der We<strong>in</strong>weg angelegt und im<br />

Jahr 1995 überarbeitet wor<strong>den</strong>, erzählt unser Scout. Der<br />

Lehrpfad solle Wissenswertes rund um <strong>den</strong> We<strong>in</strong>bau,<br />

die Rebsorten, die Lagen und die Heimatgeschichte vermitteln<br />

und <strong>den</strong> Leuten <strong>den</strong> We<strong>in</strong> näherbr<strong>in</strong>gen.<br />

Uns begeistert gleich neben der Übersichtstafel das „Öffentliche<br />

Bücherregal“: Dort stehen öffentlich zugänglich<br />

und vor der Witterung geschützt Bücher – jeder<br />

kann welche mitnehmen oder e<strong>in</strong>stellen, e<strong>in</strong>gerichtet<br />

wurde es von der Bürgerstiftung. Wir registrieren die<br />

heimeligen Fachwerkhäuser, flanieren vorbei an der<br />

evangelischen St.-Veit-Kirche und gelangen auf der gegenüberliegen<strong>den</strong><br />

Straßenseite zum ersten H<strong>in</strong>weisschild.<br />

Dort ist von e<strong>in</strong>em etwa e<strong>in</strong>stündigen Rundgang<br />

die Rede – die Zeitangabe für <strong>den</strong> Stettener We<strong>in</strong>weg<br />

durch die bekannten We<strong>in</strong>berglagen Pulvermächer,<br />

L<strong>in</strong>dhälder und Brotwasser br<strong>in</strong>gt Borck zum Schmunzeln:<br />

„Da muss man aber schnell machen. Gemütlicher<br />

ist es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb bis zwei Stun<strong>den</strong> – man will ja<br />

schließlich auch was sehen.“<br />

Den Rat beherzigen wir gerne. Immer wieder halten wir<br />

<strong>in</strong>ne und lassen <strong>den</strong> Blick über die Landschaft schweifen.<br />

Zunächst aber geht es über e<strong>in</strong>ige Stäffele und e<strong>in</strong>en<br />

schmalen Pfad h<strong>in</strong>auf zur Burg, die wir nach wenigen<br />

M<strong>in</strong>uten erreichen. Auf der Mauer erspähen wir e<strong>in</strong>e kecke<br />

Skulptur des Strümpfelbacher Künstlers Karl Ulrich<br />

Nuss: Der „We<strong>in</strong>geist“ sche<strong>in</strong>t versonnen <strong>in</strong>s Remstal zu<br />

blicken. Wir tun es ihm gleich und genießen die Aussicht<br />

auf <strong>den</strong> südwestlich liegen<strong>den</strong> Kappelberg und<br />

<strong>den</strong> Kernen, die 513 Meter hohe Erhebung des Schurwaldes.<br />

Das We<strong>in</strong>dorf Stetten mit se<strong>in</strong>en rund 6100 E<strong>in</strong>wohnern<br />

erstreckt sich vor uns, zusammen mit Rommelshausen<br />

bildet es die Geme<strong>in</strong>de Kernen. Manchmal<br />

könne man sogar <strong>den</strong> Hohenasperg im Kreis Ludwigsburg<br />

sehen, weiß Borck.<br />

Der „We<strong>in</strong>geist“ ist e<strong>in</strong>e der Bronzeplastiken, die die Y-<br />

Burg <strong>in</strong>nen und außen bevölkern. Nicht nur für Kunst<strong>in</strong>teressierte<br />

ist das 1760/61 wegen Baufälligkeit bis auf<br />

die Außenmauern abgerissene Relikt aus alten Zeiten<br />

e<strong>in</strong> Anziehungspunkt, sondern auch für We<strong>in</strong>liebhaber:<br />

Immer am letzten Augustwochenende f<strong>in</strong>det hier die<br />

We<strong>in</strong>probe der Stettener We<strong>in</strong>gärtner statt. Und so<br />

manches Paar gab sich bereits <strong>in</strong> der stimmungsvollen<br />

Kulisse der Burg, die gleich e<strong>in</strong>em Würfel <strong>in</strong>mitten der<br />

We<strong>in</strong>berge thront, bei standesamtlichen Trauungen das<br />

Ja-Wort.<br />

Auf asphaltierten Wegen geht es weiter zu e<strong>in</strong>em ähnlich<br />

romantischen Flecken: <strong>den</strong> Sieben L<strong>in</strong><strong>den</strong>, zugleich<br />

der höchste Punkt des kaum nennenswerte Steigungen<br />

aufweisen<strong>den</strong> We<strong>in</strong>berges. Dort habe so mancher verliebte<br />

Jüngl<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>er Herzensdame e<strong>in</strong>en Heiratsantrag<br />

gemacht, erzählt unser Begleiter. Er selbst verweile dort<br />

oft nach e<strong>in</strong>em arbeitsreichen Tag bei e<strong>in</strong>em Glas Secco.<br />

„Da schalte ich dann e<strong>in</strong>en Gang runter“, sagt der Lohnunternehmer,<br />

der schon als 21-Jähriger selbstständig<br />

wurde und etwa 2000 Stun<strong>den</strong> im Jahr auf e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>e<br />

sitzt. Mal ist es bei der Lese e<strong>in</strong> Vollernter, mal schweres<br />

Gerät bei der Anlage e<strong>in</strong>es We<strong>in</strong>berges und gelegentlich<br />

e<strong>in</strong> Mähdrescher. Se<strong>in</strong>e Saison geht bis <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

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