23.12.2013 Aufrufe

Weindozenten stillen Wissensdurst Wenn Laien in den Reben ...

Weindozenten stillen Wissensdurst Wenn Laien in den Reben ...

Weindozenten stillen Wissensdurst Wenn Laien in den Reben ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Spätburgunder<br />

(P<strong>in</strong>ot Noir) liefert<br />

fe<strong>in</strong>gliedrige We<strong>in</strong>e mit<br />

e<strong>in</strong>em vielschichtigen<br />

Fruchtaroma.<br />

PRAXIS UND NEWS<br />

Sortenkunde<br />

Die launische Diva<br />

Foto: Faber & Partner<br />

Manche mühen sich e<strong>in</strong> Wengerterleben<br />

lang mit ihm ab<br />

und verzweifeln Jahr für Jahr,<br />

weil er nicht so recht gel<strong>in</strong>gen will.<br />

Andere erklimmen höchste Geschmackssphären<br />

mit ihm. Der Spätburgunder gilt als<br />

elegant, filigran und seidig. Je nach Terroir offenbart<br />

er recht unterschiedliche Ausprägungen – etwa<br />

<strong>in</strong> Säuregehalt oder Färbung. Im Sortenspiegel e<strong>in</strong>es<br />

größeren We<strong>in</strong>baubetriebes darf er eigentlich nicht fehlen,<br />

zu viel Anerkennung genießt die Rebe. Spricht man<br />

mit We<strong>in</strong>gärtnern über sie, fällt nicht selten das Wort<br />

von der Herausforderung. So, als habe man es mit e<strong>in</strong>em<br />

schwierigen Gegenüber, e<strong>in</strong>er launischen Diva, zu tun.<br />

Das fängt schon im We<strong>in</strong>berg an. Empf<strong>in</strong>dlich, auch gegenüber<br />

vielerlei Pflanzenkrankheiten, anspruchsvoll<br />

und im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes dünnhäutig s<strong>in</strong>d die<br />

Beeren an der nur mittelgroßen Traube. Der Spätburgunder<br />

mag warme Bö<strong>den</strong>, solche etwa, die auch für die besten<br />

Riesl<strong>in</strong>ge taugen, sowie e<strong>in</strong> eher kühles Klima. Die<br />

Erfahrung lehrt, dass die besseren, vielschichtigeren<br />

und spannungsvolleren Spätburgunder oder P<strong>in</strong>ot Noir<br />

aus nördlichen We<strong>in</strong>bauregionen wie eben Württemberg<br />

kommen. Se<strong>in</strong> Renommee hat er vom Burgund,<br />

aber auch <strong>in</strong> der Neuen We<strong>in</strong>welt hat er sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> vergangenen<br />

Jahrzehnten erfolgreich<br />

verbreitet, bis nach<br />

Oregon oder Neuseeland. In<br />

Deutschlands Südwesten ist er unglaublich<br />

früh dokumentiert: Kaiser<br />

Karl III., genannt der Dicke, soll ihn bereits<br />

im 9. Jahrhundert ans Schwäbische Meer, <strong>den</strong><br />

Bo<strong>den</strong>see, gebracht und angepflanzt haben. In<br />

Württemberg s<strong>in</strong>d nach aktuellem Stand exakt<br />

884 Hektar mit ihm bestockt. Als klassischer Premiumwe<strong>in</strong><br />

wird er meist trocken ausgebaut, ist nicht selten<br />

im kle<strong>in</strong>en oder auch größeren Eichenfass gereift,<br />

schmeichelt mit Aromen von roten Früchten (vor<br />

allem Johannisbeere) und Mandeln. E<strong>in</strong>e zurückhaltend<br />

noble Säure tut ihm gut, genauso wie e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Fe<strong>in</strong>gliedrigkeit. Denn mit korpulenten, dichten<br />

und dunklen Rotwe<strong>in</strong>en will er sich gar nicht<br />

messen.<br />

Besonderer Beliebtheit <strong>in</strong> Württemberg erfreut sich<br />

der Blanc de Noirs vom Spätburgunder, e<strong>in</strong> durch direkten<br />

Saftabzug bei schonender Pressung gewonnener<br />

Weißwe<strong>in</strong>. Das klassische Vorbild ist Champagner,<br />

der nicht selten mehr oder weniger bedeutende<br />

Anteile an P<strong>in</strong>ot Noir enthält.<br />

Andreas Braun<br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!