oead.news Nr. 88/2013 - Österreichischer Austauschdienst
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23<br />
von oben:<br />
The Red House in Sofia;<br />
Red House Lectures: The Political Exclusion<br />
of Roma;<br />
Asylum debate panel – Depot Wien 2012<br />
© the red house<br />
Kunst und Kultur als soziale Software<br />
Kultur ist somit nicht einfach nur ein großer und wichtiger Wirtschaftszweig;<br />
sie ist eine ›soziale Software‹. Das Durchführen gemeinsamer<br />
kultureller Aktivitäten, das Eintauchen in Kunstwerke<br />
anderer Kulturen kann soziale Bindungen über soziale, nationale und<br />
geographische Grenzen hinweg aufbauen. Die Teilnahme am kulturellen<br />
Leben hat mit Lernen, dem Auf- und Ausbau von Fertigkeiten<br />
und Qualifikationen zu tun. Formen der Teilnahme am kulturellen<br />
Leben haben das Potential, aktive Bürger/innen hervorzubringen<br />
– solche, die es verstehen, zu debattieren, eine andere Meinung zu<br />
vertreten, die aber auch fähig sind, das Andersartige zu erfassen und<br />
zu akzeptieren. Die Förderung der Kultur des ›Nachdenkens‹, der Reflexion,<br />
der Beteiligung an Debatten, die uns die Situation und den<br />
Standpunkt der anderen verständlich<br />
machen und auch deren unterschiedliche<br />
Lebenssituationen begreifen lassen,<br />
sind von besonderer Bedeutung.<br />
Kunst und Kultur arbeiten Hand in Hand<br />
für eine Förderung des intellektuellen<br />
und emotionalen Verständnisses über<br />
soziale, nationale und geographische<br />
Grenzen hinweg. Die Auswirkungen<br />
der Teilnahme am kulturellen Leben auf<br />
die Förderung sozialer Kohäsion und<br />
Wohlergehen werden jedoch oft nicht<br />
beachtet; es ist eine Sichtweise, die von<br />
den Entscheidungsträger/innen immer<br />
noch relativ selten eingenommen wird.<br />
Ein kürzlich veröffentlichter Bericht<br />
der Arbeitsgruppe des deutschen Parlaments<br />
über die Förderung des Wohlergehens,<br />
der den Studien der OECD<br />
nicht unähnlich ist, befand es nicht für<br />
nötig, die Rolle der Kultur zu erwähnen.<br />
Das Programm der irischen EU-Präsidentschaft<br />
enthält nur drei Zeilen zum<br />
Thema Kultur. Und das sind nur zufällig<br />
ausgewählte Beispiele für die Blindheit<br />
der Entscheidungsträger/innen in<br />
Hinblick auf die Auswirkungen der Teilnahme<br />
am kulturellen Leben auf das<br />
Wohlergehen ihrer Wähler/innenschaft.<br />
Es gibt aber auch einige Anzeichen für<br />
ein aufkeimendes Bewusstsein dafür.<br />
Ein Arbeitsgruppenbericht, der vom<br />
Europäischen Rat in Auftrag gegeben<br />
wurde, betonte kürzlich die Bedeutung<br />
des Zugangs zu Kunst und Kultur und<br />
zeigte strategische Leitlinien zu einer<br />
möglichen Umsetzung auf.<br />
Wenn wir wollen, dass die Donauregion<br />
zu einer echten soziokulturellen und<br />
nicht nur zu einer Wirtschaftsregion<br />
wird, müssen wir uns Möglichkeiten<br />
zur Förderung des Verständnisses auch<br />
für die entfernten ›Anderen‹ überlegen.<br />
Rationale Einblicke, die durch die Teilnahme<br />
an grenzüberschreitenden Debatten<br />
über wichtige aktuelle Themen<br />
ermöglicht werden, und Kunst, die inspirierende<br />
Einblicke in das Leben jener,<br />
die etwas ferner von uns sind, bringen,<br />
können einen guten Ausgangspunkt<br />
bilden.<br />
1<br />
Eurobarometer 379, April 2012 ›Future of<br />
Europe‹<br />
2<br />
›Visiting the cinema, concerts, museums or<br />
art exhibitions as determinant of survival: a<br />
Swedish fourteen-year cohort follow-up‹,<br />
von Konlaan et al, 2000 und ›The Italian culture<br />
and well-being study‹, IULM/Bracco.<br />
infopoint<br />
www.redhouse-sofia.org