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Journalistenpreis Ehrenamtliches Engagement. Ausgezeichnete ...

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<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />

3. Preis<br />

Kristina Maroldt<br />

Themenseite „Helfer im Hintergrund“<br />

Sächsische Zeitung, 15. August 2004<br />

Helfer im Hintergrund<br />

Ehrenamtliche. Ohne sie wäre die<br />

Kulturlandschaft ärmer. Eine Reise<br />

zu denen, die man selten wahrnimmt,<br />

aber immer öfter braucht.<br />

Wahrscheinlich begann es im Oktober<br />

1955. Damals, als Martin Hoffmann<br />

seine U-Bahn-Tickets nicht wegwarf,<br />

sondern als Erinnerung aufbewahrte.<br />

Genau wie die Blechtasse, die er noch<br />

bei sich trug. Denn das, was mit diesen<br />

Gegenständen zusammenhing, wollte<br />

der 25-jährige Oederaner nicht vergessen.<br />

Nicht, weil es besonders schön gewesen<br />

wäre, im Gegenteil: Martin Hoffmann<br />

hatte wegen seines Einsatzes gegen<br />

willkürlichen Verhaftungen in seinem<br />

Heimatort vier Jahre im Arbeitslager<br />

Workuta verbracht, bis zur von<br />

Adenauer arrangierten Freilassung der<br />

Gefangenen. Die Moskauer Fahrkarten<br />

waren seine ersten Tickets auf dem<br />

Rückweg in die Freiheit. Heute liegen<br />

sie gemeinsam mit einer Unzahl an Artikeln,<br />

Plakaten, Büchern zum Thema<br />

Menschenrechte in einem Raum in<br />

Oederan. „Zeitzeugenmuseum“ hat<br />

Martin Hoffmann seine seit 1955 angesammelte<br />

Privatdokumentation genannt<br />

– eine Aufarbeitung der eigenen<br />

Vergangenheit.<br />

Aber auch ein Archiv, das öffentlich zugänglich<br />

ist. Eintritt verlangt Hoffmann<br />

nicht, er betreibt das Museum ehrenamtlich.<br />

Dafür wird er demnächst vom<br />

sächsischen Kunstministerium geehrt,<br />

zusammen mit 20 anderen, die kostenlos<br />

in und für Museen arbeiten.<br />

30 Prozent der Sachsen engagieren sich<br />

ehrenamtlich – nicht nur während der<br />

Flut vor zwei Jahren. Das ist mehr als in<br />

allen anderen ostdeutschen Bundesländern.<br />

Rund 16 Prozent davon sind wie<br />

Martin Hoffmann im Kulturbereich aktiv.<br />

Sie gründen Museen, führen durch<br />

Ausstellungen, beaufsichtigen Bibliotheken,<br />

leiten Chöre. Meist sind sie wie<br />

Hoffmann Rentner, immer öfter finden<br />

sich aber auch Arbeitslose unter ihnen,<br />

die eine sinnvolle Tätigkeit und soziale<br />

Kontakte suchen. Die Zahlen stammen<br />

noch aus einer Studie von 1999, derzeit<br />

wird im Auftrag der Bundesregierung<br />

an einer neuen gearbeitet. Und wahrscheinlich<br />

wird darin gerade der Anteil<br />

der Kulturhelfer höher ausfallen. Denn<br />

trotz der langen Tradition bürgerschaftlichen<br />

Kulturengagements – das Interesse<br />

von Kultureinrichtungen an den<br />

Ehrenamtlichen wurde erst in letzter<br />

Zeit so richtig geweckt.<br />

Der Grund hierfür leuchtet einem schon<br />

von weitem entgegen, wenn man die<br />

Gallerie des Neuen Sächsischen Kunstvereins<br />

in Dresden besucht. Drei der<br />

ins Fensterglas gravierten Förderer-Na-<br />

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