Journalistenpreis Ehrenamtliches Engagement. Ausgezeichnete ...
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<strong>Ausgezeichnete</strong> Beiträge<br />
ten. Sie reicht von der Neueindeckung<br />
des Schlossbergturmes über die Anschaffung<br />
der Weihnachtsbeleuchtung<br />
bis hin zur Sanierung der Rathausfassade.<br />
In den 27 Jahren seit der Gründung<br />
spendierte der Verein 61333 Euro. „Alles<br />
Geld bleibt hier in Lichtenberg und<br />
soll der Allgemeinheit zugute kommen“,<br />
erklärt Rita Heller und bezeichnet den<br />
ungewöhnlichen Einsatz ihrer 60 Mitglieder<br />
als „aktive Heimatpflege“. Dies<br />
sei gerade in Zeiten knapper Kassen<br />
notwendig, weil ja überall gespart werden<br />
müsse. Und so lassen die Damen<br />
an diesem fröhlichen Abend im Gemeindehaus<br />
noch lange ihre Nadeln<br />
klappern, um Masche für Masche „Zuddelsocken“<br />
herzustellen und ihrer Stadt<br />
damit zu helfen.<br />
Genau dieses Ziel verfolgt auch Werner<br />
Schmidt aus Schwarzenbach am Wald –<br />
allerdings auf eine andere Weise. Seit<br />
fünf Jahren bricht er immer im April zu<br />
seiner großen Müllsammel-Tour auf.<br />
Vierzehn Tage lang ist er in den Außenbereichen<br />
von Schwarzenbach unterwegs,<br />
um jeden Schnipsel Papier, jede<br />
weggeworfene Bierdose, jede zerknüllte<br />
Zigarettenschachtel aufzulesen. „Meine<br />
Frau sagt, ich habe eine Krankheit: Ich<br />
kann nichts liegen sehen“, erklärt der<br />
67-jährige Rentner schmunzelnd. Deshalb<br />
hat Werner Schmidt immer eine<br />
Plastiktüte einstecken, wenn er das<br />
Haus verlässt. Nicht selten werde er von<br />
Mitbürgern belächelt, die ihn ungläubig<br />
fragten: „Wieso machst du das? Du<br />
hast den Dreck doch nicht weggeschmissen.“<br />
Aber Werner Schmidt lässt<br />
sich nicht beirren. „Irgendjemand muss<br />
es doch machen“, sagte er. Und so stört<br />
es ihn nicht, dass ihm sein ungewöhnliches<br />
Hobby den Spitznamen „Papierle-<br />
Sammler“ eingebracht hat.<br />
Bei seinen alljährlichen Touren rund<br />
um Schwarzenbach findet er jedoch<br />
weit mehr als nur „Papierle“. Vom kaputten<br />
Zigarettenautomaten über volle<br />
Ölflaschen bis hin zum Auspuff sei<br />
schon alles dabei gewesen, erzählt er.<br />
Die Fundsachen transportiert der Rentner<br />
mit seinem Anhänger nach Hause<br />
und sortiert sie auf seinem Grundstück<br />
in Wertstoff, Rest- und Sondermüll.<br />
Im Rathaus ist man ihm sehr dankbar<br />
für das ehrenamtliche <strong>Engagement</strong>. Anerkennung<br />
zollen ihm aber auch ältere<br />
18<br />
Bürger, die sich über seine Säuberungsaktionen<br />
freuen. „Einmal hat ein Lastwagenfahrer<br />
angehalten und mir fünf<br />
Mark in die Hand gedrückt. Er kam von<br />
auswärts und hat mir gesagt, dass er so<br />
etwas noch nie gesehen hat.“<br />
Werner Schmidt reinigt aber nicht nur<br />
Wald und Wiesen, sondern auch die<br />
Bäche. Als langjähriges Mitglied des Fischereivereins<br />
liegt ihm die Sauberkeit<br />
von Flüssen wie Selbitz, Thiemitz und<br />
Wilde Rodach sehr am Herzen.<br />
Aber auch ein anderer Beweggrund lässt<br />
ihn immer wieder mit seinem Wägelchen,<br />
den Handschuhen und der Greifzange<br />
bewaffnet aufbrechen: „Ich denke<br />
dabei auch an den Fremdenverkehr.<br />
Da wird auf großen Messen Werbung<br />
für uns gemacht und dann kommen die<br />
Leute her und überall liegt der Dreck<br />
herum. Das geht doch nicht. Der Frankenwald<br />
soll sauber sein!“, sagt er. Deshalb<br />
wolle er auch weitermachen, solange<br />
er es gesundheitlich könne. „Man<br />
muss die Stadt doch unterstützen!“<br />
Das dachte sich auch Karsten Asparuchov<br />
aus Naila. In der Frankenpost hatte<br />
er die Artikel über die große Finanznot<br />
der Kommunen verfolgt und sich<br />
spontan entschlossen, etwas zu unternehmen.<br />
Da er wusste, dass das Nailaer<br />
Rathaus dringend neu gestrichen werden<br />
müsste, bot der Malermeister seine<br />
Unterstützung an. Er stellte ein Gerüst<br />
zur Verfügung und ein anderer Bürger –<br />
der anonym bleiben will – spendierte die<br />
Farbe, sodass die Stadtarbeiter loslegen<br />
konnten. Dadurch kamen die Nailaer zu<br />
einer schönen, blauen Rathausfassade,<br />
ohne Geld auszugeben. Normal hätte so<br />
ein Anstrich bis zu 3000 Euro gekostet.<br />
„Da bricht man sich doch keinen Zacken<br />
aus der Krone, wenn man so etwas<br />
macht“, sagt Karsten Asparuchov. Bürgermeister<br />
Frank Stumpf freut sich über<br />
so viel Einsatz. „Es ist anerkennenswert,<br />
wenn jemand auf die Stadt zukommt<br />
und von sich aus Hilfe anbietet“, sagt er.<br />
Leider komme das jedoch selten vor.<br />
Eine weitere Ausnahme findet sich in<br />
dem Selbitzer Ortsteil Dörnthal. Wer<br />
hier durchfährt, dem fällt der Neubau<br />
in der Mitte des Dorfes auf. Doch kaum<br />
einer ahnt, dass es sich dabei geradezu<br />
um ein Symbol, ja ein Denkmal für Bürgereinsatz<br />
handelt. Die Vorgeschichte:<br />
Die Feuerwehr Dörnthal/ Sellanger/ Stegenwaldhaus<br />
hat eine sehr aktive Jugendgruppe<br />
mit zehn Mitgliedern. Doch<br />
es gab bis jetzt keinen Raum, wo der<br />
Unterricht für die jungen Leute stattfinden<br />
konnte. Außerdem wurde die Garage,<br />
in der das Feuerwehrauto, die Geräte<br />
und die Uniformen gelagert sind, viel<br />
zu eng. So entstand vor zwei Jahren die<br />
Idee, ein Feuerwehrhaus anzubauen.<br />
Doch wie sollte das finanziert werden,<br />
wenn die Stadtkasse leer ist? „Die Feuerwehren<br />
sind wichtig, weil sie in den<br />
Dörfern Kulturträger sind und viel für<br />
die Jugend leisten. Doch man muss alle<br />
gleich behandeln und in Zeiten leerer<br />
Kassen, kann man unmöglich 20000<br />
Euro aufbringen“, sagt Bürgermeister<br />
Klaus Adelt.<br />
Auf diese Summe kamen die Feuerwehrleute<br />
bei ihren Plänen fürs Haus.<br />
Das war aber nur der Preis für das Material,<br />
denn von Anfang an stand fest:<br />
„Wir helfen uns selbst und machen alles<br />
in Eigenleistung“, erklärt Kommandant<br />
Norbert Honheiser.<br />
Weil die Stadt aber auch diese – für<br />
einen Neubau mit Glockenturm – sehr<br />
niedrige Summe nicht aufbringen konnte,<br />
kam Feuerwehrmitglied Rüdiger<br />
Strobel auf eine ungewöhnliche Idee.<br />
Er lieh der Stadt das Geld, das sie, laut<br />
Adelt, zu sehr guten Konditionen zurückzahlen<br />
kann.<br />
Seit September arbeiten die 27 Aktiven<br />
der Feuerwehr nun nonstop an ihrem<br />
neuen Haus – auch die Jugendlichen<br />
packen kräftig mit an. Schließlich werden<br />
sie sich ab Mai, wenn alles fertig<br />
sein soll, in diesem Raum treffen können.<br />
Überhaupt soll das kleine Haus<br />
eine Art Gemeindezentrum für das<br />
Dorf werden, in dem von der Wahl bis<br />
zur Weihnachtsfeier alles stattfinden<br />
kann. „Wir haben uns nicht gefragt, was<br />
kann die Stadt für uns tun“, erklärt Rüdiger<br />
Strobel und Kommandant Honheiser<br />
ergänzt: „Wir wollten nicht nur<br />
fordern, sondern aktiv eingreifen.“<br />
Diese Einstellung freut natürlich den<br />
Bürgermeister. Was hier in Dörnthal geleistet<br />
werde, sei vorbildlich und vor allem<br />
für die Jugendlichen wichtig. „So<br />
können sie eine Beziehung zum Ort<br />
aufbauen und ein Gefühl dafür bekommen,<br />
wo sie hingehören.“