Klimaschutz ist Gesundheitsschutz - G´sund Online
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Gesundheit & Forschung<br />
X, O und andere kurze, krumme Beine<br />
Das LKH Stolzalpe <strong>ist</strong> ein erfahrener Partner<br />
Nicht nur die Therapie, sondern<br />
auch Ursachen für<br />
Beinverkürzung und Beinverkrümmungen<br />
haben sich mit der Zeit<br />
gewandelt, seit konservative und<br />
chirurgische Orthopädie praktiziert<br />
wird. Genauer betrachtet,<br />
sind ganze Krankheitsbilder in<br />
unserer Bevölkerung beinahe völlig<br />
verschwunden, beispielsweise<br />
Floride Fälle von Rachitis, Kinderlähmung<br />
und Gelenktuberkulose.<br />
Wenn gleich man nachdenklich<br />
feststellen muss, dass die Erkrankungen<br />
„anderswo“ immer noch<br />
grassieren.<br />
Abb. 1: Epiphysiodese.<br />
Abb. 2: Liegender TSF während<br />
Verlängerung.<br />
Große Erfahrung am LKH<br />
Stolzalpe<br />
Am LKH Stolzalpe hat die Korrektur<br />
von Beinlängendifferenzen<br />
oder Achsabweichungen eine<br />
Jahrzehntelange Entwicklung<br />
hinter sich. Begonnen hat alles<br />
mit Univ. Prof., Prof. h. c. Prim.<br />
Dr. Reinhard Graf, der mit der<br />
Ilizarovmethode (Ringfixateur)<br />
als einer der ersten in Österreich<br />
das Prinzip der Kallusd<strong>ist</strong>raktion<br />
angewandt hat. Dabei wird der<br />
Knochen durchtrennt (osteotomiert)<br />
und anschließend beide<br />
Enden auseinandergezogen. So<br />
können Beinlängenunterschiede<br />
und Achsabweichungen (X- oder<br />
O-Bein) korrigiert werden.<br />
Ursachen für derartige Abweichungen<br />
können angeboren,<br />
aber auch erworben sein z.B.<br />
nach Knochenbrüchen (posttraumatisch).<br />
Auch Verletzungen der<br />
Wachstumsfugen im Kindesalter<br />
können Störungen des Knochenwachstums<br />
und damit Veränderungen<br />
der Knochenform und der<br />
Beinachse hervorrufen.<br />
Konservative Therapie<br />
Anfänglich kann man durch<br />
Schuhausgleich oder Orthoprothesen<br />
die Beinlängendifferenz<br />
bzw. die Achsabweichung gut<br />
ausgleichen. Nimmt die Deformität<br />
jedoch zu und stört die natürliche<br />
Biomechanik, kommt es zu<br />
Beschwerden und dies stellt den<br />
Zeitpunkt zur Korrektur dar.<br />
Indikationen für eine OP<br />
Die Tatsache, ob noch weiteres<br />
Knochenwachstum zu erwarten<br />
<strong>ist</strong>, <strong>ist</strong> für die Planung sehr wichtig,<br />
um das endgültige Ausmaß<br />
der Abweichung zu bestimmen.<br />
Beispielsweise <strong>ist</strong> im Kindesalter<br />
(Abb. 1) eine Steuerung des<br />
Knochenwachstums durch Blockierung<br />
der Wachstumsfuge<br />
(Epiphysiodese) möglich. So<br />
können X- oder O-Beine sehr gut<br />
korrigiert werden. Auch kann im<br />
Kindesalter eine akute Korrektur<br />
im Sinne einer Osteotomie mit<br />
anschließender Fixierung mittels<br />
Spickdrähten und Gipsruhigstellung<br />
durchgeführt werden.<br />
Handelt es sich jedoch um komplexere<br />
Deformitäten stellt der<br />
externe Fixateur das Mittel der<br />
Wahl dar. Wir verwenden heute<br />
den TSF (Taylor Spatial Frame,<br />
Abb. 2), eine Weiterentwicklung<br />
des Ilizarov-Fixateurs. Dieser<br />
besteht aus 2 Ringen (Frames)<br />
und 6 Stäben (Struts). Dieser<br />
„Käfig“ wird im Knochen verankert<br />
und stabilisiert so die<br />
getrennten Knochenstücke. Es<br />
wird praktisch ein künstlicher<br />
Knochenbruch geschaffen, deren<br />
Enden danach auseinanderbewegt<br />
werden. Dabei dreht<br />
der Patient selbst täglich an den<br />
Stäben nach einem von einem<br />
Computerprogramm vorgegebenem<br />
Drehplan. So kann das Bein<br />
beispielsweise täglich um 1mm<br />
verlängert werden. Aufgrund der<br />
Anordnung der Stäbe können so<br />
neben simplen Verlängerungen<br />
auch Achskorrekturen in allen<br />
3 Ebenen des Raumes durchgeführt<br />
werden. Im Computerprogramm<br />
werden bestimmte Parameter<br />
eingegeben und daraus<br />
ein Drehplan errechnet. Damit<br />
kann die Deformität genauest<br />
korrigiert werden.<br />
Die Methode mittels Ringfixateur<br />
Korrekturen durchzuführen<br />
<strong>ist</strong> sehr zuverlässig. Jedoch darf<br />
die Länge der Behandlung nicht<br />
unterschätzt werden. Für 5 cm<br />
Längenausgleich benötigt man<br />
ca. 7 Monate Tragedauer des<br />
Fixateurs. Regelmäßige Physiotherapien<br />
sind ebenso unbedingt<br />
notwendig.<br />
Deformitätenkorrektur <strong>ist</strong> eine<br />
komplexe Aufgabe, die mit dem<br />
Patienten genau besprochen und<br />
exakt geplant werden muss (Abb.<br />
3). Das Ergebnis <strong>ist</strong> auch sehr von<br />
der Mitarbeit des Patienten abhängig.<br />
Sind diese Tatsachen alle erfüllt,<br />
wird das Ergebnis auch zufriedenstellend<br />
sein. Komplikationen wie<br />
Abb. 3: Präoperative Planung/<br />
Messung.<br />
Infektionen der Weichteile oder<br />
des Knochens, ein nicht Zusammenwachsen<br />
der Knochenenden<br />
(Pseudoarthrose, besonders bei<br />
Rauchern) oder ein Bruch des<br />
verlängerten Knochens <strong>ist</strong> sehr<br />
selten, aber schwerwiegend. Es<br />
sollte also vor der Operation der<br />
Nutzen und das Risiko immer genau<br />
abgewogen werden. n<br />
Prim. Priv. Doz. Dr. Roman Radl,<br />
Dr. Gert Fuhrmann,<br />
OA. Dr. Milenko Lojpur,<br />
LKH Stolzalpe<br />
Fotos: LKH Stolzalpe<br />
März 2011<br />
Menschen helfen Menschen