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Herr Vermin, welche Jahreszeit mögen Sie<br />
mehr – Sommer oder Winter?<br />
Beide haben ihre Vorteile. Wenn der Winter naht, bin<br />
ich froh, dass es endlich wieder mit Eishockey losgeht.<br />
Und im Sommer haben wir Eishockey-Profis mehr Zeit<br />
für uns selber, für Freunde und Familie. Dann ist auch<br />
die mentale Belastung nicht so gross wie während der<br />
Saison – und ich bin froh, dass ich einmal richtig entspannen<br />
kann.<br />
INTERVIEW<br />
Winter bedeutet für Sie also Arbeit und Druck.<br />
Andere freuen sich aufs Skifahren oder Snowboarden.<br />
Können Sie das zwischendurch auch<br />
geniessen?<br />
Ich glaube, ich war 15, als ich das letzte Mal auf den Skis<br />
stand. Ich würde das gerne wieder mal tun, wir Spieler<br />
müssen aber sehr darauf achten, dass wir uns nicht verletzen<br />
– Risikosportarten sind da nicht so gerne gesehen.<br />
Die Möglichkeit bestünde grundsätzlich wohl schon,<br />
aber wenn ich während der Saison mal einen Tag frei<br />
habe, dann spanne ich lieber aus, als etwas zu unternehmen.<br />
Und wenn die Eishockey-Saison für uns zu Ende<br />
ist, ist meist auch die Ski-Saison zu Ende – sonst waren<br />
wir nicht gut genug.<br />
Im Sommer haben Sie mit zusätzlichen Trainingseinheiten<br />
jeweils die Basis für Ihre Erfolge<br />
als Eishockey-Spieler gelegt. Sie sagten einmal,<br />
mit 15 hätten Sie realisiert, dass Andere talentierter<br />
seien und Sie nur auf diese Weise mithalten<br />
könnten. Sind Sie besonders ehrgeizig?<br />
Ich denke schon, dass ich sehr viel für meine Karriere<br />
arbeite. Ohne Mehraufwand wäre ich nicht bis zu diesem<br />
Punkt gelangt. Mein Ehrgeiz ist sicher einer der Erfolgsfaktoren<br />
– aber ich denke nicht, dass es so viel ist, was ich<br />
bisher erreicht habe.<br />
Immerhin sind Sie vom scheuen Junior, der mit<br />
17 im Fanionteam des SC Bern debütiert hat, zu<br />
einem Leistungsträger gereift. Sie haben letzte<br />
Saison 35 Skorerpunkte erzielt, sind Nationalspieler<br />
geworden und haben einen NHL-Vertrag<br />
in der Tasche – und das mit 21 Jahren. Ging das<br />
nicht auch für Sie rasend schnell?<br />
Doch, extrem! Diese Jahre verflogen im Handumdrehen.<br />
Die Finalniederlage gegen den ZSC, der Titelgewinn gegen<br />
Gottéron – und jetzt stehe ich schon in meiner vierten<br />
kompletten Saison. Manchmal vergeht die Zeit wirklich<br />
zu schnell, und man kann zu wenig innehalten und<br />
geniessen.<br />
Letzte Saison spielten Sie an der Seite von NHL-<br />
Star John Tavares und Byron Ritchie. Auch mit<br />
Martin Plüss und Ivo Rüthemann agierten Sie<br />
schon in einer Linie. Welche Spieler haben Sie<br />
am meisten beeindruckt?<br />
Alle Erwähnten sind gestandene Spielerpersönlichkeiten<br />
und auf ihre Weise beeindruckend. Letztlich war es aber<br />
schon John Tavares, der den grössten Eindruck bei mir<br />
hinterlassen hat. Es war ein Riesen-Highlight für mich,<br />
Joël Vermin: «Ohne Ehrgeiz und Mehraufwand wäre ich nicht so<br />
weit gekommen.»<br />
neben ihm spielen zu dürfen. Er ist einer der besten Eishockeyspieler<br />
der Welt – was er auf dem Eis kann, haben<br />
alle gesehen. Es war aber nicht nur seine Spielweise: Es ist<br />
auch seine Art als Mensch, die ihn zu einem Vorbild<br />
macht. Neben dem Eis ist er ruhig und bescheiden, er ist<br />
am Boden geblieben und hat keinerlei Starallüren. Wie<br />
seriös seine Einstellung ist, zeigte sich auch im Kraftraum,<br />
wo er jeweils einer derjenigen war, der am längsten trainierte.<br />
Apropos Star: Auch Sie sind heute ein Vorbild –<br />
Sie werden von den Fans angehimmelt, geben<br />
Autogramme und sind Werbeträger auf Plakaten.<br />
Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um?<br />
Als Star würde ich mich nicht bezeichnen. Wir sind<br />
Menschen wie alle Anderen auch – Eishockey zu spielen<br />
ist unser Job. Als Spieler, der aus der Nachwuchs-<br />
Sprachgewandter «Verminator»<br />
Joël Vermin wuchs in Murten (bis zur<br />
5. Klasse) und Frauenkappelen auf. Sein Vater<br />
ist Niederländer, seine Mutter gebürtige<br />
Ungarin. Vermin absolvierte die Matur mit<br />
Schwerpunktfach Spanisch und spricht<br />
neben Deutsch und Berndeutsch fliessend<br />
Englisch, Französisch sowie Niederländisch<br />
und versteht auch ein paar Brocken Ungarisch.<br />
Der Flügelstürmer und Center absolvierte<br />
beim SC Bern sämtliche Nachwuchsstufen<br />
und debütierte mit 17 Jahren im<br />
Fanionteam, für das er aktuell die fünfte<br />
Saison bestreitet. Im September 2013 unterzeichnete<br />
Vermin einen Dreijahresvertrag<br />
beim NHL-Team Tampa Bay Lightning, zu<br />
dem er ab der Saison 2014 / 15 stossen wird.<br />
An der U20-WM 2012 in Kanada erhielt er von<br />
den Medien wegen seiner vier Tore den<br />
Übernamen «Verminator».<br />
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