INTERVIEW 8 «Unser Job ist es, Eishockey zu spielen – meine politische Meinung behalte ich für mich.» Joël Vermin, Stürmer des SC Bern.
INTERVIEW abteilung des SC Bern hervorgegangen ist, will ich mit gutem Beispiel vorangehen. Ich will den vielen Kindern zeigen, dass man mit seriöser Einstellung und harter Arbeit den Durchbruch schaffen kann. Dass dabei Alkoholexzesse nicht förderlich wären, versteht sich von selbst. Natürlich darf man auch als SCB-Spieler mal in den Ausgang gehen – aber sicher nicht am Abend vor einem Spiel. Und klar ist auch, dass man aufpassen muss, was man sagt. Ansonsten gibt es immer Menschen, die man vor den Kopf stösst. Unser Job ist es, Eishockey zu spielen – und nicht, uns mit politischen Äusserungen aufs Glatteis zu begeben. Eine politische Meinung habe ich sehr wohl – aber die behalte ich für mich. Sie sind einer der Spieler, die auf Plakaten für die <strong>BLS</strong> werben, einen Goldsponsor des SC Bern. Sind Sie ein glaubwürdiger Werbeträger? Ich hoffe es doch! Der öffentliche Verkehr ist eine sehr gute Alternative zum Auto. In Städten ist es oft viel «gäbiger», mit Tram oder S-Bahn zu fahren, als das Auto zu nehmen. Und auf längeren Strecken ist man mit dem Zug sowieso schneller und hat nie Stau. Das Reisen mit der Bahn ist angenehmer und entspannender. Wurden Sie auf die <strong>BLS</strong>-Plakate und -Inserate angesprochen? Ja, schon ein paarmal. Man hat mir SMS oder sogar Fotos aus den Zügen geschickt. Joël Vermins Ausflugstipp Joël Vermin fällt es schwer, sich auf einen einzigen Ausflugstipp in der <strong>BLS</strong>-Region zu beschränken. «Ich mag zum Beispiel die Ruhe und die idyllische Natur am Blausee oder die Aussicht vom Niesen.» Schliesslich nennt er aber eine Schifffahrt auf dem Thunersee als Tipp: «Wir waren im August mal mit der Mannschaft und Sponsoren auf dem Motorschiff Berner Oberland – das war sehr gemütlich. Auf dem Deck war es noch warm, und wir konnten die Landschaft und den Sonnenuntergang geniessen. See und Berge, alles auf einem Fleck – da kamen echt Heimatgefühle auf.» Die Thunersee-Schiffe fahren auch im Winter, mit Schnee wirkt die Landschaft noch einmal anders. Hin- und Rückreise Mit der Bahn nach bzw. ab Thun. Auch während der Wintersaison (28.10.2013 bis 4.4.2014) verkehrt täglich mindestens ein Schiff auf dem Thunersee: Thun ab 11.40 Uhr, Interlaken West an 13.49 Uhr / ab 14.10 Uhr, Thun an 16.20 Uhr. Wie sind Sie als Gymeler von Frauenkappelen nach Bern gependelt? Nachdem ich die Prüfung gemacht hatte, nahm ich mit 16 im Sommer meist den Roller, im Winter aber öfter auch das Poschi und den Zug. Seit es das Westside gibt, sind die Zugverbindungen dank der neuen Haltestelle viel besser geworden. Jetzt wohne ich aber nicht mehr in Frauenkappelen, sondern zusammen mit meiner Freundin in Boll. Seit 2012, als Sie die Spitzensportler-RS in Magglingen absolviert und die Matur erlangt haben, sind Sie Profi – wie lebt es sich so in diesem Beruf? Es ist cool! Wir haben meistens am Morgen Training und am Nachmittag dann frei. Diese Freizeit habe ich nach dem Gymi und der RS extrem genossen. Ich kann mich jetzt ganz aufs Eishockey fokussieren und habe Zeit für mich – vorher musste ich immer zur Schule und in jeder freien Minute lernen. Das war echt streng. Jetzt habe ich mich aber an der Privaten Hochschule Wirtschaft eingeschrieben – ob das machbar ist, wenn ich in die NHL wechsle, muss sich noch zeigen. Sie sprechen es an – Sie haben bei der NHL- Organisation Tampa Bay Lightning einen Dreijahresvertrag unterschrieben und sollen in der Saison 2014 / 15 nach Florida wechseln. Der Traum eines jeden Hockeyspielers wird für Sie also wahr. Ja, in der Tat. Ob und wenn ja wie schnell dieses grösste Ziel auch tatsächlich in Erfüllung geht, wird sich zeigen. Ich freue mich auf die neue Herausforderung, habe als Eishockeyspieler aber auch noch andere Ziele: Ich möchte für das Schweizer Nationalteam an einer Weltmeisterschaft und an Olympischen Spielen spielen. Sie tragen wie einige andere bekannte Spieler Ihren Jahrgang auf dem Rücken – die Nummer 92. Warum? Als ich klein war, erhielten wir einfach eine Nummer zwischen 1 und 30. Schon da war es immer mein Traum, einmal die 92 zu tragen. Das tut auch der Schwede Gabriel Landeskog, der in Colorado spielt – und auch Roman Josi trug beim SCB mit der 90 seinen Jahrgang, Christoph Bertschy tut es mit der 94 noch jetzt. Grosse Stars wie Sydney Crosby mit der 87 oder Patrick Kane mit der 88 tragen ebenfalls ihren Jahrgang als Rückennummer. Für mich ist das aber heute nicht mehr so wichtig – ich könnte auch mit einer anderen Nummer spielen. Was sagt eigentlich die Familie Ihres niederländischen Vaters zu Ihren Erfolgen – in Holland ist doch Eisschnelllaufen viel populärer als Eishockey? Sie finden es cool, dass ich den Schritt zum Profispieler geschafft habe. Obwohl Eishockey in Holland nicht so populär ist, wollen mein Onkel und mein Cousin demnächst mal ein Spiel des SC Bern besuchen. 9