26.10.2012 Aufrufe

III. Der Mond

III. Der Mond

III. Der Mond

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

0. Vorbemerkung<br />

Skripten zu schreiben ist schwierig, v.a. auf einem Gebiet mit einer solchen Fülle an Informationen wie<br />

das der Astronomie und Astrophysik.<br />

Immer wieder ist man versucht, die eine oder andere interessante Information noch aufzunehmen,<br />

aber ein zu ausführliches Skript hat zwei Nachteile:<br />

• Man verliert sich darin und findet nicht mehr die wesentlichen Punkte, die man unbedingt<br />

behalten sollte.<br />

• <strong>Der</strong> Reiz, sich selber Informationen aus Büchern oder dem Internet zu beschaffen, wird<br />

vermindert<br />

Dieses Skript versucht vor allem, grosse Linien heraus zu arbeiten. Zum Verständnis der Vorgänge in<br />

Sternen und im All werden auch Kurzbesuche auf anderen Schauplätzen nötig sein, z.B. der Kern-<br />

und Teilchenphysik.<br />

Die fett gedruckten Stichworte sollen helfen, wichtige Aspekte hervor zu heben. Aber das entbindet<br />

Sie nicht davon, selbst zu schauen, was wirklich wichtig für Sie ist.<br />

Sie sollten auch regelmässig am Kurs teilnehmen, denn aus den oben genannten Gründen kann das<br />

Skript nicht versuchen, vollständig zu sein und wesentliche Punkte werden in der Stunde behandelt.<br />

Die Bibliotheken und Buchläden sind voll von interessanten Büchern zum Thema: blättern Sie einmal<br />

darin! Zu kaum einem Thema findet man so ergiebige Internet-Sites: surfen Sie ausgiebig, es gibt<br />

nicht nur viele Daten, sondern auch viele Bilder! (siehe auch Links unten)<br />

Vor allem: Schauen Sie in klaren Nächten wirklich auch einmal intensiver und bewusster zum<br />

Sternenhimmel hoch! Versuchen Sie, Sternbilder zu identifizieren und spüren Sie Planeten auf.<br />

Vielleicht sehen Sie auch einmal die internationale Raumstation ISS vorbeifliegen.<br />

Erstaunlich viele interessante Details erschliessen sich schon mit einem einfachen Fernglas<br />

(Details der <strong>Mond</strong>oberfläche, Saturnringe, Sternhaufen ...).<br />

Aber: man muss es wirklich tun!<br />

Besorgen Sie sich eine Sternkarte (Buchladen, Internet, für die Ultra-Minimalisten: es hat auch eine<br />

am Ende von Kapitel 1), starten Sie Ihre Beobachtung bei klarem Wetter, ohne störende Lichtquellen<br />

in der Umgebung, möglichst schon gegen Ende der Dämmerung. Dann erscheinen gerade die<br />

hellsten Sterne, das erleichtert die Orientierung (bei dunklen klaren Nächten ist das Gewimmel der<br />

Lichtpunkte schon sehr gross und zu Beginn verwirrend).<br />

Ich wünsche Ihnen eine anregende Begegnung mit der Astronomie und Astrophysik.<br />

September 2010, Stefan Stankowski<br />

Links:<br />

www.astronomie.de (Daten zur Sternbeobachtung, ausführliche Daten zu Planeten u.a.)<br />

www.astronomie.info<br />

www.CalSky.de<br />

www.nasa.org , www.hubblesite.org (Satellitenmissionen, Hubble-Observatorium, Bilder!)<br />

www.astronomie-heute.de<br />

www.skyandtelescope.com<br />

www.friedrichonline.de<br />

www.ephemeriden.com (Zeitangaben für Beobachtungen)


I. Orientierung am Sternenhimmel, Sternbilder<br />

Seit alters her haben die Menschen versucht, die Orientierung am Sternenhimmel zu erleichtern,<br />

indem man Sterngruppen zu Sternbildern zusammenfasst.<br />

Die meisten Namen unserer Sternbilder am Nordhimmel stammen aus der griechischen Mythologie.<br />

Namen einzelner heller Sterne stammen meist aus dem Arabischen.<br />

In der offiziellen Namensgebung werden die Bereiche der Sternbilder genau definiert und die<br />

verschiedenen Sterne werden mit einem griechischen Buchstaben - in der Regel der scheinbaren<br />

Helligkeit nach geordnet - und dem lateinischen Sternbildnamen bezeichnet.<br />

Zum Beispiel ist der Polarstern der hellste Stern im Kleinen Bären, α Ursae Minoris (das ist der Genitiv<br />

von Ursa Minor = Kleiner Bär), abgekürzt α UMi.<br />

Rigel, der rechte Fuss-Stern im Sternbild Orion, ist β Orionis.<br />

Die Sterne innerhalb eines Sternbilds haben aber nichts mit einander zu tun: sie stehen nur zufällig<br />

nahe der selben Sichtlinie, in ganz verschiedenen Entfernungen von uns. Sie bewegen sich mit der<br />

Zeit am Fixsternhimmel und wenn die seitliche Bewegung gross genug ist, verändert sich die Form<br />

eines Sternbilds innerhalb von einigen tausend Jahren deutlich.<br />

Die Sonne bewegt sich entlang der Himmelskugel auf einem Kreis, der Ekliptik genannt wird, dies<br />

entspricht der Bahnebene der Erde auf ihrem Weg um die Sonne. Die Sternzeichen entlang der<br />

Ekliptik spielen in der Astrologie eine besondere Rolle, es sind die Tierkreiszeichen (Zodiak).<br />

Allerdings hat sich die Sonne gegenüber der Anordnung dieser Sternzeichen seit der Festlegung<br />

durch die Griechen, 150 v. Chr. Die Daten, die Sie in den Horoskopen den verschiedenen<br />

Tierkreiszeichen zugeordnet finden, entsprechen den Daten, wo die Sonne zur Zeit der Griechen<br />

diese Sternbilder durchwanderte. Heute ist ihr Gang um etwa 1 Monat dagegen verschoben. Wer<br />

daran glaubt, sollte sein Horoskop daher vielleicht an einem anderen Ort suchen, als üblicherweise<br />

angegeben wird....<br />

Ausser Sonne und <strong>Mond</strong> bewegen sich auch die Planeten, von denen Venus, Mars, Jupiter und<br />

Saturn leicht mit dem blossen Auge sichtbar sind, sie sind sogar heller als die meisten Fixsterne.<br />

Venus erscheint nur am Abend oder am Morgen (da sie näher a der Sonne steht, als die Erde), daher<br />

der Name Abend- bzw. Morgenstern.<br />

Die Fixsterne sind so weit entfernt, dass sie still zu stehen scheinen (daher ihr Name), über lange<br />

Zeiträume von Tausenden von Jahren ist ihre Bewegung aber auch erkennbar. Mit modernen<br />

Methoden kann man nicht nur ihre Lateralbewegung messen, sondern auch ihre Radialbewegung<br />

(von uns weg oder auf uns zu).<br />

Leider ist es heute in unseren Gegenden nicht mehr sehr dunkel. In den Bergen bei klarem Himmel<br />

sieht man aber deutlich das Band der Milchstrasse, die Häufung von Sternen, wenn man in Richtung<br />

auf das Zentrum unserer Galaxis schaut (was ihr und anderen Sternsystemen den Namen gegeben<br />

hat, denn "galaktos" heisst im Griechischen Milch).<br />

Reist man gegen Süden, so verschieben sich die Sternbilder am südlichen Horizont gegen oben und<br />

neue Sterne tauchen am Horizont auf. Südlich des Äquators findet man dann den Südhimmel vor (mit<br />

weniger charakteristischen und weniger fantasievoll bezeichneten Sternbildern, am bekanntesten dem<br />

Kreuz des Südens).


Sternbilder<br />

Die markantesten Sternbilder finden sich am Winterhimmel, wo v.a. der Orion leicht zu erkennen ist.<br />

Seine linke Schulter, der Stern Betelgeuze ist einer der grössten Sterne vom Typ der Roten Riesen,<br />

dass er rötlich scheint, ist deutlich zu erkennen. Sein Durchmesser ist fast 1'000 mal so gross wie der<br />

unserer Sonne und seine Leuchtkraft 13'000 mal grösser.<br />

<strong>Der</strong> weisse rechte Fussstern Rigel ist sogar 60'000 mal heller als unsere Sonne.<br />

Unter den Gürtelsternen befindet sich übrigens der berühmte Orionnebel - keine Galaxis, sondern ein<br />

Gasnebel, eine Region, wo neue Sterne am Entstehen sind.<br />

Links unten neben dem Orion leuchtet ganz weiss und hell der Stern Sirius im Grossen Hund, der<br />

hellste Fixstern an unserem Himmel (zwar nur 23 mal so hell wie unsere Sonne, aber dafür besonders<br />

nah).<br />

Später im Jahr taucht noch weiter links der einsame helle Stern Prokyon im Kleinen Hund auf, weiter<br />

im Zenit (Zenit = höchster Punkt am Himmel) das helle Sternenpaar der Zwillinge.<br />

(Die zwei nahe bei einander stehenden Sterne heissen Kastor und Pollux, nach zwei Zwillingen der<br />

griechischen Sage, von denen einer unsterblich war, der andere nicht. Sie entschlossen sich, beide<br />

mit einander abwechselnd je einen Tag im Olymp und einen in der Unterwelt zu verbringen. Zur<br />

Belohnung für diese Treue wurden sie an den Himmel versetzt).<br />

Rechts oberhalb des Orion sieht man deutlich die Hörner des Stiers (mit dem hellen, rötlichen Stern<br />

Aldebaran am unteren Horn). Etwas rechts von Aldebaran ist der Sternhaufen der Hyaden, weiter<br />

oberhalb der Sternhaufen der Plejaden, des Siebengestirns (man sieht mit dem blossen Auge<br />

allerdings nur 6 Sterne nahe beieinander, nach der Sage sind das 7 Nymphen, die an den<br />

Sternhimmel versetzt worden sind und von denen sich eine scheu verhüllt). Diese Sternhaufen<br />

enthalten Sterne, die wirklich räumlich zusammengehören.<br />

Noch weiter oben sieht man den Bogen des Sternbilds Perseus und senkrecht dazu den längeren<br />

Bogen des Sternbilds Andromeda - kein sehr charakteristisches Bild, aber berühmt, weil es die<br />

einzige Galaxie enthält, die man mit blossem Auge sehen kann, den Andromedanebel (allerdings nur<br />

bei wirklich guten Sichtbedingungen und indem man den Blick leicht daneben fixiert).<br />

In der griechischen Sage befreite Perseus die Königstochter Andromeda, die einem Drachen geopfert<br />

werden sollte. <strong>Der</strong> helle Stern im unteren Teil des Sternbilds Perseus (β Persei, Algol) ist ein<br />

berühmter Stern aus der Klasse der "Bedeckungsveränderlichen": seine Helligkeit variiert, da er<br />

regelmässig von einem Begleitstern teilweise verdeckt wird. Berühmt ist auch der Meteorschauer<br />

("Sternschnuppen") der Perseïden in der ersten Augusthälfte: jeweils zu dieser Zeit durchquert die<br />

Erde eine Zone mit zahlreichen Meteoriten in Richtung des Sternbilds Perseus.<br />

Die Sommer-Sternbilder sind weniger charakteristisch, am deutlichsten sieht man die langgestreckte<br />

Figur des Löwen, später nahe am Horizont die Zangen des Skorpions (mit dem stark rötlichen<br />

Hauptstern Antares) und den Schützen mit dem gespannten Bogen.<br />

Das ganze Jahr über sichtbar sind der Grosse und der Kleine Wagen (oder Bär- die Deichseln<br />

werden bei dieser Interpretation als Bärenschwänze gedeutet, die so lang wurden, als Zeus die Bären<br />

an den Schwänzen packte und an den Himmel beförderte). In der (fünffachen) Verlängerung des<br />

hinteren Grossen Wagen-Kastens findet man den Polarstern, der gleichzeitig die Spitze der Deichsel<br />

des kleinen Wagens bildet. Er steht im Nordpol des Sternenhimmels.<br />

<strong>Der</strong> zweite Deichselstern im Grossen Wagen hat einen (gut im Fernglas, ev. sogar mit dem Auge<br />

sichtbaren) kleinen Begleiter, das Reiterlein (beide sind selbst wieder Doppelsterne).<br />

Mehrere Sterne im grossen Wagen bewegen sich in die selbe Richtung ("Bärenstrom").<br />

Verlängert man die Deichsel des Grossen Wagens nach vorn, findet man den hellen Stern Arktur, am<br />

unteren Rand des trapezförmigen Sternbilds Bootes. Unter den hellen Sternen am Himmel hat Arktur<br />

eine besonders starke Eigenbewegung: 1' seitliche Verschiebung in nur 26 Jahren, gleichzeitig<br />

bewegt er sich mit 5 km/s auf uns zu.<br />

(Am schnellsten bewegt sich Barnards Pfeilstern, der nur knapp 6 Lichtjahre von uns entfernt ist und<br />

sich in 180 Jahren um eine Strecke vom Durchmesser des Vollmonds seitlich verschiebt).<br />

Charakteristisch sind auch das grosse W der Kassiopeia und das kleine W der Leier, mit dem hellen<br />

Stern Wega (im Sommer hoch oben am Himmel, einer der ersten Sterne, die nach der Dämmerung<br />

sichtbar werden).


Überhaupt ist es zweckmässig, einmal den Himmel beim allmählichen Eindunkeln zu beobachten.<br />

Zunächst sind nur die hellsten Sterne sichtbar und das vereinfacht die Orientierung.<br />

Ebenfalls (im Sommer) hoch oben gut erkennbar ist das asymmetrische Kreuz des Schwans, mit dem<br />

langen Hals und dem kurzen Schwanz (wo der helle Stern Deneb leuchtet).<br />

Wega, Deneb und der helle Stern Ataïr im Adler (etwas tiefer, fast senkrecht zur Verbindungslinie<br />

Wega - Deneb) bilden das sogenannte Sommer-Dreieck: ein markantes Dreieck aus 3 hellen Sternen,<br />

besonders beim Eindunkeln deutlich erkennbar. Ataïr ist nur 16 Lichtjahre entfernt.<br />

Zwischen dem Dreieck aus Deneb, Kassiopeia und Polarstern befindet sich das Sternbild Cepheus.<br />

Es ist von der Form her nicht sehr charakteristisch, enthält aber einen berühmten Stern (δ Cepheï),<br />

dessen Helligkeit mit charakteristischer Periode von knapp 5.5 Tagen schwankt. Die nach ihm<br />

benannte Klasse der δ-Cepheïden hat eine besondere Bedeutung für die Entfernungsmessung von<br />

Galaxien (siehe später).<br />

Um sich am Himmel ein bisschen orientieren zu können, ist es sehr zu empfehlen, sich, mit einer<br />

Sternkarte bewaffnet, bei klarem Himmel anhand der sichtbaren Sternbilder zu orientieren.<br />

Man wird dann selbst merken, wenn es helle Sterne gibt, die nicht auf der Sternkarte verzeichnet sind<br />

- das müssen dann Planeten sein. Auch die internationale Raumstation ISS sieht wie ein Stern aus,<br />

allerdings ein schnell beweglicher, ähnlich wie ein fernes Flugzeug.<br />

Erstaunlich viele Details am <strong>Mond</strong> und den grossen Planeten lassen sich bereits mit einem guten<br />

Fernglas erkennen. Allerdings merkt man dabei auch, wie schnell sich die Himmelssphäre<br />

weiterbewegt und wie schwierig es sein kann, das beobachtete Objekt nicht aus dem Gesichtsfeld zu<br />

verlieren, wenn man keine automatische Nachführung hat.


Zur Orientierung auf offiziellen Sternkarten kann es nützlich sein, die lateinische Bezeichnung der<br />

erwähnten Sternbilder zu wissen:<br />

Orion Orion Grosser Wagen (Bär) Ursa Maior<br />

Grosser Hund Canis Maior Kleiner Wagen (Bär) Ursa Minor<br />

Kleiner Hund Canis Minor Bootes (Bärenführer) Bootes<br />

Zwillinge Gemini Kassiopeia Cassiopeia<br />

Stier Taurus Leier Lyra<br />

Perseus Perseus Schwan Cygnus<br />

Andromeda Andromeda Adler Aquila<br />

Löwe Leo Cepheus Cepheus<br />

Skorpion Scorpio<br />

Schütze Sagittarius<br />

Helligkeit<br />

Auf der Sternkarte sind die Sterne nach ihrer Helligkeit verzeichnet, wie sie uns am Himmel<br />

erscheinen (offizielle Bezeichnung: magnitudo).<br />

Mit der tatsächlichen (absoluten) Helligkeit der Sterne hat das wenig zu tun.<br />

Relativ lichtschwache Sterne können hell erscheinen, weil sie in unserer Nähe stehen, relativ<br />

lichtstarke Sterne sehen eventuell schwach aus, weil sie weit entfernt sind.<br />

Über Methoden, die Entfernung der Sterne (und sogar von ganzen Galaxien) abzuschätzen, wird<br />

später informiert. Wenn man Entfernung und scheinbare Helligkeit kennt, kann man die absolute<br />

Helligkeit bestimmen.<br />

Die Klassifizierung der scheinbaren Helligkeit geht auf die Einteilung nach Grössenklassen zurück,<br />

die bereits die Griechen vorgenommen haben. Sie hatte 6 Stufen, von Stufe 1 = sehr hell (z.B. Wega)<br />

bis Stufe 6 (gerade noch mit dem blossen Auge sichtbar).<br />

Um daraus eine mathematische Definition zu machen, hat man eine logarithmische Skala festgelegt.<br />

Die scheinbare Helligkeit eines Sterns wird mit m bezeichnet (magnitudo) und für den Vergleich zweier<br />

Sterne gilt:<br />

m1 - m2 = - 2.5 log (I1 / I2)<br />

I ist die gemessene Lichtintensität (Lichtleistung pro m 2 ) des Sterns.<br />

<strong>Der</strong> Vorfaktor ist negativ, weil hellere Sterne die kleinere Kennzahl haben (je grösser m, desto<br />

lichtschwächer der Stern). Wenn also Stern 1 heller ist als Stern 2, so ist I1 > I2 und die Differenz der<br />

m-Werte wird negativ. Sehr helle Sterne haben negative m-Werte.<br />

Als Referenzwert wird die Helligkeit des Polarsterns gewählt, dessen magnitudo festgesetzt wird auf<br />

m (polaris) = 2 m .12<br />

Damit ergibt sich für Wega gerade die magnitudo 0.<br />

Hellere Sterne haben dann einen negativen m-Wert:<br />

Sonne: m = -26 m .8<br />

Sirius: m = - 1 m .6<br />

Venus: m max = - 4 m .3<br />

Frage: Wie gross ist die magnitudo eines Sterns, dessen Intensität 100x kleiner ist als die von<br />

Wega?<br />

Um wie viel ist die Intensität eines Sterns mit 6 m kleiner als die von Wega?<br />

Die absolute Helligkeit M erhält man unter Berücksichtigung des Abstands des Sterns.<br />

Dies wird später behandelt (im Zusammenhang mit den physikalischen Eigenschaften der Sterne).


II. Koordinatensysteme und Zeitskalen der Astronomie<br />

1. Lokales KS<br />

Wir empfinden den Anblick des Himmels als Sicht auf die Innenseite einer grossen Halbkugel (die<br />

untere Halbkugel wird durch den Horizont abgeschnitten).<br />

Wir selbst befinden uns im Zentrum dieser Kugel.<br />

Genau über uns ist der Zenit, unter uns der Nadir.<br />

<strong>Der</strong> Horizont bildet die Randlinie der Halbkugel.<br />

<strong>Der</strong> Südpunkt markiert die südliche Richtung auf dem Horizont.<br />

<strong>Der</strong> Bogen vom Nordpol zum Südpunkt ist der Ortsmeridian.<br />

Die Halbkugel mit den Sternen daran scheint sich langsam und gleichmässig zu drehen, von Osten<br />

über Süden nach Westen. Dabei steigen die Sterne immer höher, bis sie im Süden ihren höchsten<br />

Punkt über dem Horizont erreicht haben, den "oberen Kulminationspunkt" beim Kreuzen des<br />

Ortsmeridians.<br />

Dann sinken sie herab. Wenn Sie im Norden angelangt sind (und also den Grosskreis des<br />

Ortsmeridans wieder schneiden), haben sie den tiefsten Punkt bezüglich des Horizonts erreicht, den<br />

"unteren Kulminationspunkt".<br />

Sternbahnen am Nordpol Sternbahnen am Äquator Sternbahnen bei 55° Breite<br />

Je nachdem, wie hoch der Stern am Himmel steht, liegt der untere Kulminationspunkt noch über dem<br />

Horizont, dann ist der Stern vom Beobachtungspunkt aus immer zu sehen, er ist "zirkumpolar". Das<br />

Wort bedeutet "rund um den (Nord-)Pol herum", denn der Nordpol (wo der Polarstern steht), ist der<br />

Drehpunkt der Bewegung und bleibt daher immer am gleichen Ort.<br />

Tiefere Sterne verschwinden im Norden, ihre untere Kulmination liegt unter dem Horizont.<br />

Später wird der Begriff "Deklination" eingeführt, eine Angabe, die man in Sternentabellen findet.<br />

Sei ϕ die geographische Breite des Beobachters. Wenn die Deklination<br />

δ > (90° - ϕ) , ist ein Stern zirkumpolar.


Die momentane Position eines Sterns im lokalen KS zu einer gegebenen Zeit t wird beschrieben<br />

durch:<br />

h = Höhe über dem Horizont<br />

a = Azimut = sphärische Länge (Azimutwinkel),<br />

positiv von Süd nach West (und weiter nach Nord) gemessen<br />

(in der Navigation von Nord über Ost nach Süd).<br />

Wegen der Drehung der Himmelssphäre ändern sich h und a<br />

eines Fixsterns ständig.<br />

Manchmal wird auch die Zenit-Distanz angegeben:<br />

z = 90° - h<br />

2. Äquator-Meridian-System<br />

Statt im erdgebundenen System beschreibt man Sterne besser im Fixsternsystem.<br />

<strong>Der</strong> Himmelsäquator in diesem System ist die Projektion des Erdäquators auf die Himmelssphäre.<br />

<strong>Der</strong> Himmelsäquator ist ein Grosskreis, der senkrecht auf der Achse Himmels-Nordpol (Polarstern) -<br />

Himmels-Südpol steht.<br />

Nullpunkt entlang des Äquators ist der Schnittpunkt mit dem Ortsmeridian.<br />

Koordinaten:<br />

t = Stundenwinkel = sphärische Länge (im Uhrzeigersinn gemessen, in Zeiteinheiten angegeben):<br />

24 h = 360°<br />

1 h = 15°<br />

4 m = 1°<br />

1 m = 15'<br />

4 s = 1'<br />

δ = Deklination = sphärische Breite<br />

Die obere Kulmination ist erreicht bei h max = δ + h = δ + (90° - ϕ) (ϕ = geogr. Breite)<br />

die untere Kulmination bei h min = δ - h = δ - (90° - ϕ)<br />

Daraus folgt sofort die oben erwähnte Bedingung für zirkumpolare Sterne!<br />

Die Deklination ist auf den Himmelsäquator bezogen, also eine vom Beobachtungsort unabhängige<br />

Grösse.<br />

Dagegen hängt der Stundenwinkel noch vom Beobachtungsort ab (Lage des Ortsmeridians als Null-<br />

Linie). Dies vermeidet man durch die Wahl des Frühlingspunkt-Systems.


3. Frühlingspunkt-System<br />

Dieses System ist mit dem Äquator-Meridian-System identisch bis auf die Wahl des Nullpunkts für die<br />

sphärische Länge. An Stelle des Ortsmeridians wählt man hier den "Frühlingspunkt", das ist der<br />

Punkt, wo die Sonne den Äquator im Frühling überschreitet. (Gegenüber auf dem Äquator liegt der<br />

Herbstpunkt, wo die Sonne den Äquator im Herbst kreuzt).<br />

Die Sonne beschreibt im Lauf des Jahres einen Kreis, der den Himmelsäquator im Frühlings- und<br />

Herbstpunkt schneidet.<br />

Umgekehrt gesagt: die Bahn der Erde um die Sonne, die Ekliptik, die gegenüber der Himmels-<br />

Äquator-Ebene um 23.5° geneigt ist, schneidet den Himmelsäquator in diesen beiden Punkten.<br />

Im Frühlingspunkt-System wird die sphärische Länge gegen den Uhrzeigersinn (!), also in<br />

umgekehrter Richtung wie in den beiden bisher behandelten Systemen, gemessen. Diese Koordinate<br />

heisst<br />

α α = Rektaszension (gemessen in Zeiteinheiten, wie der Stundenwinkel)<br />

Für die geographische Breite gilt weiterhin die Deklination.<br />

Mit α und δ hat man also zwei Koordinatenpunkte,<br />

die die Position eines Sterns unabhängig vom<br />

Beobachtungspunkt und in etwa unabhängig vom<br />

Zeitpunkt beschreiben.<br />

Für einfache Sternbeobachtungen genügt das.<br />

Genau genommen, gibt es aber doch einen Haken,<br />

denn die Bewegung der Erde um die Sonne ist nicht<br />

ganz exakt gleichmässig, sondern ist Störungen<br />

ausgesetzt. Dadurch verschieben sich der Frühlings-<br />

punkt und der Äquator im Lauf der Zeit.<br />

Für genauere Angaben gibt man daher<br />

Rektaszension und Deklination für ein bestimmtes<br />

"Äquinox" an, Äquinox 2000 heisst z.B.<br />

die Angabe gilt im Jahr 2000.<br />

Als Beispiel die Koordinaten des Polarsterns (α UMi):<br />

Jahr α δ<br />

1950 1 h 48 m .8 89° 02'<br />

1994.5 2 h 25 m .8 89° 14'<br />

2000 2 h 31 m .8 89° 16'


4. Umrechnungen<br />

<strong>Der</strong> Stundenwinkel des Frühlingspunkts heisst Sternzeit Θ t = Θ - α α<br />

α<br />

Dies ist eine besonders wichtige Grösse, die in Tabellen immer zuoberst angegeben ist.<br />

Die Umrechnung (t, δ) --> (a, h) ist komplizierter. Mittels sphärischer Geometrie findet man:<br />

sin h = cos δ cos ϕ cos t + sin δ sin ϕ<br />

sin a = cos δ sin t / sin z = cos δ sin t / cos h<br />

Die Umrechnung benutzt das sogenannte "nautische Dreieck",<br />

das ist das sphärische Dreieck, dessen Ecken gebildet werden<br />

aus dem betrachteten Objekt P, dem Nordpol N und dem Zenit Z.<br />

5. Zeit<br />

Sternzeit = Stundenwinkel des Frühlingspunkts<br />

0 h Sternzeit bedeutet, dass der Frühlingspunkt am Beobachtungspunkt kulminiert (den Ortsmeridian<br />

kreuzt, im Süden steht, am höchsten steht).<br />

Die Sternzeit hängt also vom Beobachtungsort ab.<br />

Die Sternzeit auf dem Meridian von Greenwich wird mit Θ 0 bezeichnet.<br />

Sterntag = Zeit von Kulmination bis Kulmination des Frühlingspunkts<br />

Tagbogen = Zeit, in der ein Gestirn über dem Horizont steht<br />

Nachtbogen = Zeit, wo es unter dem Horizont steht<br />

(ausser der Sonne liegt der Tagbogen von Sternen also in der Nacht)<br />

siehe Darstellung zu Beginn dieses Kapitels zum Thema "zirkumpolar".


Wahre Ortszeit = Stundenwinkel der Sonne + 12 h<br />

(die 12 h - Korrektur sorgt dafür, dass es am Mittag 12 h ist und nicht 0 h).<br />

Die wahre Ortszeit ist nicht gleichmässig! Dafür gibt es 2 Gründe:<br />

1. es zählt nicht die Position der Sonne, sondern ihre Projektion auf den Himmelsäquator (für die<br />

Bestimmung des Stundenwinkels), dies gibt eine Schwankung mit Halbjahresperiode<br />

halbjährliche Schwankung<br />

2. Die Winkelgeschwindigkeit der Sonne ist auf ihrer Bahn nicht konstant. Dies gibt einen Effekt mit<br />

Jahresperiode.<br />

Beide Effekte zusammen ergeben die Zeitgleichung:<br />

jährliche Schwankung<br />

Das Wort Zeitgleichung ist missverständlich. Es<br />

handelt sich nicht um eine Gleichung, sondern um<br />

einen Zeitvergleich.<br />

Korrigiert man die wahre Sonne mit der Zeitgleichung, so erhält man die mittlere Sonne<br />

und als deren Stundenwinkel + 12 h die mittlere Ortszeit<br />

Mittlere Ortszeit = wahre Ortszeit - Zeitgleichung<br />

Ist die Zeitgleichung positiv, so geht eine Sonnenuhr gegenüber der MOZ vor.<br />

Im Januar sinkt die Zeitgleichung schnell gegen ihr Minimum am 12. Februar. Das ist der Grund,<br />

warum die Morgendämmerung im Januar fast gleich bleibt und frühere Helligkeit erst gegen Mitte<br />

Februar einsetzt.<br />

Im September/Oktober hat die Zeitgleichung ihr Maximum von ca. 17 Minuten. Das ist der Grund,<br />

warum der früheste Nachtbeginn schon im November stattfindet und nicht am kürzesten Tag, dem<br />

21.12.


Dämmerung<br />

Dämmerung ist die Zeit zwischen Sonnenuntergang und Finsternis. Das "Zwischenlicht" (Twilight)<br />

entsteht dadurch, dass die Sonne, auch wenn sie die Erdoberfläche nicht mehr beleuchtet, doch noch<br />

die Atmosphäre bescheint, von wo Licht durch Streuung zurück zur Erde kommt.<br />

Wegen der schnelleren Lateralbewegung der Erde am Äquator ist die Dämmerung dort sehr kurz und<br />

wird umso länger, je höher man nach Norden kommt.<br />

Für genaue Zeitangaben unterscheidet man<br />

• bürgerliche Dämmerung (Sonnenmitte 6° unter dem Horizont), Sterne 1. Grössenklasse<br />

sichtbar, Lesen im Freien noch möglich<br />

• nautische Dämmerung (Sonnenmitte 12° unter dem Horizont), Sterne 3. Grössenklasse<br />

sichtbar, Sternbilder erkennbar (wichtig für Richtungsbestimmung auf See)<br />

• astronomische Dämmerung (Sonne 18° unter dem Horizont), Himmel dunkel, Sterne generell<br />

sichtbar, astronomische BEobachtungen möglich<br />

Zonenzeiten<br />

UT (Universal Time): mittlere Ortszeit am nullten Längengrad (Greenwich)<br />

MEZ (Mitteleuropäische Zeit): mittlere Ortszeit am 15. östlichen Längengrad = UT + 1<br />

(genauer: MEZ = UTC + 1, siehe unten)<br />

Bei Sommerzeit: UT + 2<br />

Für einen Beobachter bei geographischer Länge λ gilt:<br />

mittlere Ortszeit MOZ = UT - λ<br />

Bern: λ = 7° 28' Ost = - 29 m 48 s<br />

d.h. die MOZ in Bern geht gegenüber der UT um 29 m 48 s vor, gegenüber der MEZ um 30 m 12 s nach.<br />

Moderne Zeitskalen:<br />

• TAI (International Atomic Time) basiert auf Cäsium-Atomuhr , SI-Einheit.<br />

• UTC (Coordinated UNiversal Time) weicht von TAI um ganzzahliges Vielfaches einer<br />

Sekunde ab, von Zeit zu Zeit wird eine Schaltsekunde aktiviert, um die Abweichung nicht zu<br />

gross werden zu lassen<br />

• TDT (Dynamical Time) berücksichtigt ausserdem relativistische Effekte<br />

Weitere Zeiten:<br />

ET (Ephemeridenzeit, fiel am 1.1.1900 mit der UT zusammen, inzwischen zugunsten der TAI<br />

fallen gelassen)<br />

Julianisches Datum JD zählt die Tage seit dem 1.1.4713 v.Chr. durch,<br />

das modifizierte JD ist JD - 2'400'000.5<br />

(beachte: es gibt kein Jahr 0: auf das Jahr 1 v.Chr. folgt sofort das Jahr 1 n.Chr.)


<strong>III</strong>. <strong>Der</strong> <strong>Mond</strong><br />

1. Die <strong>Mond</strong>bahn<br />

<strong>Der</strong> <strong>Mond</strong> umrundet die Erde in knapp einem Monat (das Wort "Monat" kommt von <strong>Mond</strong> und alte<br />

Kalender rechnen mit <strong>Mond</strong>zyklen).<br />

Genauer unterscheidet man zwischen:<br />

siderischer Monat = Zeit für eine Runde gegenüber den Fixsternen = 27 d 07 h 43 m 12 s<br />

synodischer Monat = Zeit von Neumond bis Neumond = 29 d 12 h 44 m 03 s = 29 d .55<br />

Warum dauert der synodische Monat länger?<br />

Wenn der <strong>Mond</strong> wieder am gleichen Ort ist, hat sich die Erde in der Zwischenzeit um die Sonne weiter<br />

bewegt, um wieder den gleichen Stand bezüglich der Linie Erde-Sonne zu haben, muss der <strong>Mond</strong><br />

noch etwas weiter drehen.<br />

Gegenüber der Sonne bewegt sich der <strong>Mond</strong> täglich um (360 / 29.55) = 12°.18 nach Osten.<br />

Bei seiner Drehung ändert sich die relative Position zu Sonne und Erde<br />

Einmal sehen wir nur die unbeleuchtet Rückseite: Neumond<br />

½ Monat später sehen wir den <strong>Mond</strong> voll von der Sonne beleuchtet: Vollmond<br />

Dazwischen liegt der (zunehmende bzw. abnehmende) Halbmond.<br />

Man spricht von den "<strong>Mond</strong>phasen"<br />

(27.3 / 365)*360=27


Quantitativ bezeichnet man den Winkel γ zwischen den Linien Erde-Sonne und Erde-<strong>Mond</strong> als<br />

"Elongation".<br />

Elongation 0°: Neumond<br />

Elongation 90°: Halbmond (zunehmend)<br />

Man sagt auch "Sonne und <strong>Mond</strong> stehen in Quadratur"<br />

<strong>Der</strong> Halbmond kulminiert bei Sonnenuntergang und geht um Mitternacht unter.<br />

Elongation 180°: Vollmond, Sonne und <strong>Mond</strong> stehen in "Opposition" (gegenüber)<br />

Elongation 270°: Halbmond (abnehmend), der <strong>Mond</strong> kulminiert bei Sonnenaufgang.<br />

Erde<br />

Sonne<br />

<strong>Der</strong> Schattenteil des <strong>Mond</strong>s ist nicht ganz dunkel.<br />

Dies ist auf Reflektion von der Erde zurück zu führen.<br />

Sonnen- und <strong>Mond</strong>finsternis<br />

Die <strong>Mond</strong>bahn ist gegenüber der Ekliptik (Bahnebene Erde/Sonne) um 5° geneigt.<br />

Daher stehen Sonne, Erde und <strong>Mond</strong> normalerweise nicht in einer Linie.<br />

Das tritt nur auf, wo die <strong>Mond</strong>bahn die Ekliptik kreuzt. Steht in diesem Augenblick der <strong>Mond</strong> zwischen<br />

Erde und Sonne, so sieht man (auf der Tagseite der Erde) eine Sonnenfinsternis.<br />

Steht die Erde zwischen Sonne und <strong>Mond</strong>, so sieht man (auf der Nachtseite der Erde) eine<br />

<strong>Mond</strong>finsternis.<br />

Die Kreuzung zwischen Ekliptik und <strong>Mond</strong>bahn heisst "Knoten"<br />

aufsteigender Knoten: die <strong>Mond</strong>bahn steigt über die Ekliptik<br />

absteigender Knoten: die <strong>Mond</strong>bahn sinkt unter die Ekliptik<br />

Die Zeit, die die Sonne braucht, um von einem <strong>Mond</strong>knoten zum nächsten zu gelangen, heisst<br />

"Finsternisjahr" und dauert 346 d .62<br />

Das "tropische Jahr" (Zeit von Frühlingspunkt zu Frühlingspunkt) dauert 365 d .2422<br />

Die <strong>Mond</strong>knoten durchlaufen in 18.6 Jahren einmal die Ekliptik. Das war schon den Kulturen des alten<br />

Orients bekannt. Die Tatsache, dass Sonnen- und <strong>Mond</strong>finsternisse mit dieser Periode auf einander<br />

folgen, wird als "Saros-Zyklus" bezeichnet.<br />

In einem Jahr können maximal 3 <strong>Mond</strong>- und 5 Sonnenfinsternisse stattfinden.


Abstände<br />

Die <strong>Mond</strong>bahn ist leicht elliptisch. <strong>Der</strong> mittlere Abstand Erde-<strong>Mond</strong> beträgt 384'400 km.<br />

Solche Abstände konnte man schon früh durch Parallaxenmessung bestimmen:<br />

Man misst den Sichtwinkel zum <strong>Mond</strong> von zwei verschiedenen Punkten auf der Erde aus.<br />

Die zwei Winkel und der gerade Abstand zwischen den Beobachtern definieren ein Dreieck, aus dem<br />

sich der Abstand des <strong>Mond</strong>s bestimmen lässt.<br />

Genauso kann man z.B. auch den wesentlich grösseren Abstand zur Sonne bestimmen<br />

(150 Millionen km) und sogar Abstände zu Fixsternen. Dafür benutzt man Beobachtungspunkte an<br />

entgegengesetzten Stellen der Erdumlaufbahn um die Sonne, sodass die Basis des Dreiecks gleich<br />

dem Durchmesser der Erdbahn wird.<br />

Die selbe Argumentation benutzten schon die Griechen, z.B. bestimmte Eratosthenes im<br />

3. Jh. vor Chr. die Krümmung der Erde (und damit den Erdradius) aus dem Vergleich der<br />

Schattenlängen gleicher Stäbe an 2 verschiedenen Orten zu gleicher Zeit (er nahm an, dass<br />

diese Orte, Alexandria und Assuan in Ägypten, auf dem gleichen Längengrad liegen und dort<br />

gleichzeitig Mittag ist).<br />

Kennt man den Abstand des <strong>Mond</strong>s, so kann man aus dem scheinbaren Durchmesser der<br />

<strong>Mond</strong>scheibe von 31' dessen Radius bestimmen:<br />

r = 1'733 km<br />

Da die <strong>Mond</strong>bahn elliptisch ist, ist der Abstand des <strong>Mond</strong>s nicht genau konstant und seine scheinbare<br />

Grösse variiert etwas<br />

Heute sind erheblich genauere Abstandsmessungen möglich, z.B. durch Messung der Laufzeit von<br />

Radarechos, beim <strong>Mond</strong> auch optisch: Durch die Apollo-Mission wurde auf dem <strong>Mond</strong> ein Spiegel<br />

installiert und mit Hochleistungslasern kann die Laufzeit des reflektierten Strahls sehr genau<br />

gemessen werden. <strong>Der</strong> Abstand Erde-<strong>Mond</strong> ist seither auf wenige cm genau bekannt und man hat<br />

auch ein theoretisch bekanntes Phänomen direkt nachweisen können: der <strong>Mond</strong> entfernt sich<br />

allmählich von der Erde, im Jahr etwa 3 cm.


Störungen der <strong>Mond</strong>bahn<br />

Störungen in der <strong>Mond</strong>bahn entstehen v.a. durch die Sonne, z.B.<br />

• Evektion (Deformation der Bahnellipse durch den Sonnenstand)<br />

• Variation (steht der <strong>Mond</strong> im 1. Viertel, läuft er von der Sonne weg und wird gebremst, steht er<br />

im letzten Viertel, läuft er auf die Sonne zu und wird beschleunigt).<br />

• Perigäumsdrehung (die Bahnellipse dreht sich allmählich, siehe Skizze)<br />

2. Das "Gesicht" des <strong>Mond</strong>s<br />

Libration<br />

Da der <strong>Mond</strong> sich während eines (siderischen) Umlaufs gerade einmal um sich selbst dreht, wendet er<br />

uns immer die gleiche Seite zu.<br />

Trotzdem können wir etwas mehr als die Hälfte (59%) seiner Oberfläche sehen, der <strong>Mond</strong> scheint hin<br />

und her zu wackeln, was man als "Libration" bezeichnet.<br />

Dafür verantwortlich sind verschiedene Gründe:<br />

• <strong>Mond</strong>äquator und Bahnebene bilden einen Winkel von 6°,7, um so viel kipt der <strong>Mond</strong> gegen<br />

oben und unten<br />

• Die Geschwindigkeit des <strong>Mond</strong>s auf seiner elliptischen Bahn ist ungleichmässig, dadurch kippt<br />

der <strong>Mond</strong> etwas nach rechts und links<br />

• Durch die tägliche Rotation der Erde sehen wir den <strong>Mond</strong> von verschiedenen<br />

Beobachtungspunkten aus<br />

• <strong>Der</strong> Durchmesser des <strong>Mond</strong>s ist in Richtung zur Erde etwas vergrössert, dadurch entstehen<br />

leichte Schwingungseffekte im Schwerefeld der Erde.


Gezeiten<br />

Dass sich der <strong>Mond</strong> allmählich von uns entfernt ebenso wie die Tatsache, dass er uns immer die<br />

selbe Seite zuwendet, hat mit dem Effekt der Gezeiten zu tun.<br />

Manche Leute denken, der <strong>Mond</strong> zieht die Wassermassen der Erde an, also sollte die Flut auf der<br />

Seite des <strong>Mond</strong>s sein, die Ebbe auf der entgegengesetzten Seite der Erde.<br />

Das stimmt aber nicht: Die Flut tritt in etwa (siehe unten) auf der Seite des <strong>Mond</strong>s und ebenso auf der<br />

Gegenseite auf, die Ebbe dazwischen. Daher hat die Flut eine Periode von 12 Stunden und nicht von<br />

24 Stunden.<br />

Wie erklärt sich das?<br />

Genau genommen dreht nicht der <strong>Mond</strong> um die Erde, sondern Erde und <strong>Mond</strong> drehen sich um den<br />

gemeinsamen Schwerpunkt. Dieser liegt noch in der Erde, aber nicht in der Erdmitte.<br />

Wenn die Erde im monatlichen Rhythmus um diesen Punkt dreht, entsteht eine Zentrifugalkraft.<br />

Wegen des grösseren Abstands zum Drehpunkt ist sie auf der mondabgewendeten Seite wesentlich<br />

grösser als auf der mondzugewendeten.<br />

Umgekehrt ist die Gravitationskraft (deren Stärke mit dem Quadrat des Abstands abnimmt) auf der<br />

mondzugewandten Seite grösser.<br />

Insgesamt ist die Differenz von Zentrifugal- und Gravitationskraft auf der mondabgewandten Seite von<br />

ähnlicher Grösse wie die Summe der beiden Kräfte auf der mondzugewandten Seite. Auf beiden<br />

Seiten werden so die Wassermassen von der Erdoberfläche hoch gezogen. Die Sonne moduliert den<br />

Effekt: wenn sie etwa in der selben Linie steht wie Erde und <strong>Mond</strong>, verstärkt sie die Flut (Springflut),<br />

wenn sie senkrecht dazu steht, kompensiert sie den Effekt (Nippflut).<br />

Übrigens sind die Kräfte relativ klein, der starke Fluteffekt kommt dadurch zustande, das sich die<br />

Wassermassen von Flut zu Flut aufschaukeln (bis zu einer Höhe, die v.a. durch Reibeffekte limitiert<br />

wird). Das erklärt auch, warum es keine Gezeiten in Binnenmeeren gibt.<br />

Wenn gesagt wurde, das die Flut dort hoch ist, wo gerade der <strong>Mond</strong> steht (und auf der Gegenseite),<br />

so ist das nicht korrekt. Reibung (am Meeresgrund und an den Küsten) bewirkt ein Nachhinken der<br />

Flut, die erst dann am Maximum ist, wenn der <strong>Mond</strong> schon wieder sinkt.<br />

<strong>Mond</strong><br />

Die Flutwelle entspricht einer Ausbauchung der Erde, dort ist die Anziehung durch den <strong>Mond</strong> etwas<br />

grösser und so gerichtet, dass die Bewegung gebremst wird. Man spricht von "Gezeitenreibung".<br />

Durch diesen Effekt ist die Erde in ihrer Drehung nach und nach immer mehr verlangsamt worden.<br />

Früher waren die Tage etwas kürzer.<br />

(Aus feinen Streifen in Korallen lässt sich die Anzahl Tage pro Jahr rekonstruieren. Für die<br />

Zeit des Devon vor 400 Mio Jahren findet man 400 Tage pro Jahr, für die Zeit des Karbon vor<br />

300 Mio Jahren findet man 380 Tage/Jahr).<br />

Heute beträgt die Verlangsamung der Erddrehung etwa 1 ms pro Jahr.<br />

Ähnliche Gezeiteneffekte spielen nicht nur beim Wasser, sondern sogar beim Gestein. Es bewegt sich<br />

zwar nicht um Meter, sondern nur um Zentimeter, aber der Effekt ist da und auch die Gezeitenreibung.<br />

Für den <strong>Mond</strong>, der kein Wasser besitzt, ist die Gesteins-Gezeitenreibung ausschlaggebend. Sie hat<br />

den <strong>Mond</strong> nach und nach immer mehr abgebremst, bis er unserer Erde immer die gleiche Seite<br />

zudrehte, damit ist eine stabile Situation erreicht.<br />

Die Gezeitenbauchung der Erde beschleunigt andererseits den <strong>Mond</strong> auf seiner Umlaufbahn und das<br />

ist der Grund, weshalb sein Abstand von der Erde sich allmählich vergrössert.


3. Die Oberfläche des <strong>Mond</strong>s<br />

<strong>Der</strong> <strong>Mond</strong> hat keine Atmosphäre (Anziehung, 1/81 der Erdschwere, reicht nicht).<br />

Dadurch gibt es dort Temperaturextreme: + 120°C / - 150 °C<br />

Die dunklen "Meere" sind wahrscheinlich alte lavagefüllte Ebenen<br />

Die helleren "Länder" sind kraterübersäte Bereiche, die aufgrund der rauheren Oberfläche stärker<br />

reflektieren.<br />

Die charakteristischen Strahlensysteme um einige Krater herum bestehen aus pulverisiertem Material,<br />

das wahrscheinlich bei der Kraterbildung weggeschleudert worden ist (bis zu 100 km Länge beim<br />

Krater Tycho !)<br />

Einige Krater sind vulkanischen Ursprungs, die meisten aber durch Meteoriteneinschläge entstanden.<br />

Die Rückseite des <strong>Mond</strong>s zeigt wesentlich mehr Krater: da sie nicht von der Erde abgeschirmt wird,<br />

können dort Meteorite leichter einschlagen.<br />

Die charakteristischen Rillen werden als aufgesprungene ehemalige Lavakanäle interpretiert.<br />

Helligkeit<br />

<strong>Der</strong> <strong>Mond</strong> strahlt nur etwa 7% des Sonnelichts zurück (3% in den dunklen Bereichen, 24% in den<br />

hellen). Seine Oberfläche besteht aus wenig reflektierendem Gestein und Staub.<br />

<strong>Der</strong> dunkle Teil des <strong>Mond</strong>s erscheint grau durch das von der Erde zurückgestrahlte Licht (Erde: 40%<br />

Reflexion, jahreszeitlich verschieden wegen Schnee und Wolken).<br />

Ausserdem strahlt der <strong>Mond</strong> selbst Wärmestrahlung aus (IR, v.a. in Kratern).<br />

4. Die Entstehung des <strong>Mond</strong>s<br />

Ein Kollisionsszenario erklärt praktisch alle bekannten Fakten, z.B. die sehr ähnliche Dichte des<br />

<strong>Mond</strong>gesteins und des Erdgesteins.<br />

Offenbar ist der <strong>Mond</strong> bei einer mächtigen Kollision mit einem Himmelskörper aus der Erdoberfläche<br />

herausgesprengt worden, und zwar in der Frühzeit der Erde.<br />

Hypothesen, dass der <strong>Mond</strong> nachträglich von der Erde eingefangen worden oder gleichzeitig mit der<br />

Erde als separater Körper in Erdnähe entstanden sei, hat man heute weitgehend entsorgt.


5. Die Apollo-Missionen<br />

Nach langer Vorbereitung (unbemannte und bemannte Umrundungen des <strong>Mond</strong>es, unbemannte<br />

Landungen durch Surveyor-Sonden, gründliches Kartographieren der <strong>Mond</strong>oberfläche durch Lunar<br />

Orbiter) konnten die Apollo-11-Astronauten Armstrong und Aldwin am 20.7.1969 auf dem <strong>Mond</strong><br />

landen und ihn als erste Menschen betreten, während ihr Kollege Collins im Apollo-Mutterschiff den<br />

<strong>Mond</strong> umrundete.<br />

Insgesamt gab es 6 <strong>Mond</strong>landungen (Apollo 11/12/14/15/16/17, Apollo 13 musste wegen einer<br />

Sauerstofftankexplosion vorzeitig heimkehren), zuletzt im Dezember 1972.<br />

Auf den Bildern der Astronauten sieht man ihre Hüpfschritte.<br />

Dies kommt von der geringen Schwerkraft auf dem <strong>Mond</strong>, die nur 1/ 6 der Schwerkraft der Erde<br />

beträgt.<br />

Auf dem <strong>Mond</strong> wurden Sonden und ein Spiegel installiert, Gesteinsproben wurden zur Erde gebracht<br />

und hier analysiert. U.a. wurde auch mit einer UV-Kamera fotografiert.<br />

Insbesondere wurde ein Seismometer auf dem <strong>Mond</strong> deponiert, mit dem Erdbeben gemessen<br />

werden können, ausserdem ein Spiegel, mit dem via Laserpuls-Laufzeit die Entfernung des <strong>Mond</strong>s<br />

auf besser als 10 cm genau bestimmt werden kann.<br />

Die letzten 3 <strong>Mond</strong>landungen erfolgten mit einem <strong>Mond</strong>auto, das mehr Bewegungsspielraum liess.<br />

Im Zusammenhang mit diesen Missionen wurden auch 99% der <strong>Mond</strong>oberfläche kartographiert (Lunar<br />

Orbiter 1966/67, 1994 durch den Satelliten Clementine und 1998 durch Lunar Prospector verbessert).


IV. Gravitation - der Motor der Himmelsbewegungen<br />

Alle Massen ziehen sich gegenseitig an, eine Kraft, die Gravitation genannt wird und uns von der<br />

Schwerkraft her bekannt ist. Allerdings ist diese Kraft vergleichsweise schwach und daher nur von<br />

Bedeutung, wenn sehr grosser Massen im Spiel sind - dies ist aber gerade in der Astronomie der Fall.<br />

Die Gravitation ist der Motor im Leben der Sterne (darüber in einem späteren Kapitel) und ihrer<br />

Bewegungen umeinander.<br />

Newton erkannte, dass Schwerkraft und die Kraft, mit der Sterne auf ihren Bahnen gehalten werden,<br />

auf die selbe Ursache zurückzuführen sind. Das erlaubte ihm, das Gravitationsgesetz zu formulieren:<br />

Die Gravitationskraft ist proportional zu den beteiligten Massen und umgekehrt proportional zum<br />

Quadrat ihres Abstands:<br />

m m<br />

F = G<br />

r<br />

1 2<br />

2<br />

Die Konstante G = 6. 67 ⋅10 - 11 N m 2 kg - 2 ist die Gravitationskonstante.<br />

Setzt man für m1 die Erdmasse von 6⋅10 24 kg ein und für r den Erdradius (6'380 km),<br />

so erhält man einen vertrauten Faktor für die Masse m2 !<br />

Die <strong>Mond</strong>masse beträgt 1/ 81 der Erdmasse, der <strong>Mond</strong>radius beträgt 1733 km im Vergleich<br />

zum Erdradius von 6380 km. Verifizieren Sie die Behauptung, dass die Schwerkraft auf dem<br />

<strong>Mond</strong> 1/ 6 der Schwerkraft auf der Erde ist.<br />

Fluchtgeschwindigkeiten<br />

Die potentielle Energie erhält man durch Integrieren der radialen Kraft über r:<br />

E pot<br />

m1m<br />

= −G<br />

r<br />

2<br />

Ekreis<br />

E<br />

R<br />

Epot<br />

1<br />

Das Diagramm zeigt die Energiesituation im Gravitationsfeld der Erde (Erdradius = R)<br />

Punkt 1 entspricht einem Körper in Ruhe an der Erdoberfläche.<br />

2<br />

Punkt 2 entspricht einem Objekt (Satellit, <strong>Mond</strong>) auf einer Kreisbahn, es lässt sich<br />

zeigen, dass die kinetische Energie dort gerade halb so gross ist wie (dem Betrag nach) die<br />

potentielle, E kin = ½ G m1 m2 / r .<br />

Um eine solche Kreisbahn erreichen zu können, muss die Differenz der potentiellen Energien<br />

aufgebracht werden + die kinetische Energie. Am kleinsten ist das, wenn r nahe beim<br />

Erdradius liegt, die Kreisbahn also erdnah ist. Mit r ≃ R folgt:<br />

½ m v 2 = ½ G m Erde m / R und daraus v ≃ 7 900 m/s<br />

Diese Mindestgeschwindigkeit zum Erreichen einer stabilen Kreisbahn um die Erde wird als<br />

"1. kosmische Geschwindigkeit" bezeichnet.<br />

3<br />

r


Will man sich ganz aus dem Einflussbereich der Erde entfernen, so braucht es eine<br />

Gesamtenergie E = 0 (Punkt 3), die benötigte kinetische Energie ist dann<br />

½ m v 2 = G m Erde m / R und daraus v ≃ 11 200 m/s<br />

Dies wird als "2. kosmische Geschwindigkeit" bezeichnet.<br />

Solche Überlegungen sind fundamental in der Raketentechnik.<br />

Um die hohen Fluchtgeschwindigkeiten zu erreichen, hilft es auch, wenn man die<br />

Eigendrehung der Erde zur Hilfe nimmt.<br />

<strong>Der</strong> Vergleich von Fluchtgeschwindigkeit und (temperaturabhängiger) statistischer<br />

Molekülgeschwindigkeit in einem Gas entscheidet über die Zusammensetzung einer Atmosphäre<br />

eines Planeten.<br />

Die Gestirne im Sonnensystem (ebenso wie Satelliten um die Erde) bewegen sich zwar genau<br />

genommen auf Ellipsen, die aber fast kreisförmig sind, sodass im Folgenden näherungsweise eine<br />

Kreisbewegung angenommen wird.<br />

zur Kreisbewegung:<br />

Winkelgeschwindigkeit ω = dφ / dt = zeitliche Änderung des Winkels (in rad/s)<br />

Die Periode der Kreisbewegung ist T = 2π/ω<br />

Dreht sich ein Vektor, so ist seine zeitliche Änderung = Betrag mal ω<br />

Also für die gleichförmige Kreisbewegung (Radius r):<br />

v = ω r Geschwindigkeit<br />

a = ω ( ω r) = ω 2 r (Normal-) Beschleunigung<br />

Im Folgenden wird m1 = M gesetzt und m2 = m<br />

Für die Bewegung von m:<br />

Mm 2<br />

F = G = mω<br />

r<br />

also<br />

2<br />

r<br />

Diese Formeln sind äusserst nützlich.<br />

GM<br />

4π<br />

T<br />

2 3<br />

= ω r =<br />

2<br />

2<br />

3<br />

r *)<br />

Betrachten wir z.B.<br />

1. das System Erde-<strong>Mond</strong><br />

mit T = 27 d und r = 384 400 km lässt sich sofort die Erdmasse ausrechnen!<br />

2. das System Erde-Sonne<br />

mit T = 365.25 d und r = 150 Mio km erhält man die Sonnenmasse.<br />

3. einen Satelliten, der um die Erde kreist<br />

Wenn T = 1 d , folgt r ≃ 42'300 km (mit Erdradius R = 6'380 km ist das 36'000 km über der<br />

Erdoberfläche): das ist die Entfernung für einen geostationären Satelliten.<br />

Solche Satellitenbahnen können nur über dem Äquator liegen.<br />

4. GPS-Satelliten haben Bahnen 20'200 km über der Erdoberfläche.<br />

Wie gross sind ihre Bahnperioden?<br />

5. Hat man GM für die Sonne einmal bestimmt, so lässt sich aus der Umlaufzeit eines<br />

Planeten sein Sonnenabstand berechnen.


Betrachten wir verschiedene Objekte, die um das selbe Gestirn kreisen, z.B. Planeten um die Sonne<br />

(M = Sonnenmasse) oder <strong>Mond</strong> und Satelliten um die Erde (M = Erdmasse).<br />

Für all diese Objekte ist die linke Seite der Gleichung *) immer gleich, also muss auch die rechte Seite<br />

immer gleich sein, d.h. T 2 ist proportional zu r 3 .<br />

Dies ist im wesentlichen das dritte Keplersche Gesetz.<br />

Es sagt aus: je weiter ein Objekt vom Anziehungszentrum entfernt ist, desto langsamer bewegt es sich<br />

auf seiner Kreisbahn.<br />

Aus dem Vergleich der Umlaufzeiten der Planeten lassen sich ihre Abstände von der Sonne<br />

bestimmen.<br />

(Das Gesetz gilt auch für Ellipsenbahnen, dann gilt T 2 prop. a 3<br />

wo a = grosser Halbmesser der Ellipse).<br />

Keplers Gesetze waren bahnbrechend und ihre Formulierung nur möglich auf Grund der<br />

Präzisionsmessungen seines Vorgängers Tycho Brahe.<br />

1. Keplersches Gesetz:<br />

Planeten bewegen sich auf<br />

Ellipsenbahnen, die Sonne steht in<br />

einem Brennpunkt<br />

2. Keplersches Gesetz<br />

Die Umlaufgeschwindigkeit ist auf der<br />

Ellipsenbahn nicht konstant. Sie ist<br />

höher, wenn der Planet näher an der<br />

Sonne steht und geringer, wenn er<br />

entfernter von ihr steht.<br />

Es gilt der Flächensatz:<br />

<strong>Der</strong> "Fahrstrahl" (Linie Planet-Sonne) überfährt in gleichen Zeiten immer gleiche Flächen.<br />

Das 2. Keplersche Gesetz gilt grundsätzlich, wenn die Anziehungskraft immer auf das gleiche<br />

Zentrum gerichtet ist. Es ist eine Folge der Drehimpulserhaltung<br />

Drehimpuls: L = m r x v (Vektorprodukt, Vektoren sind fett gedruckt statt mit Pfeil)<br />

Zentralkraft F // r (r zeigt vom Kraftzentrum zum bewegten Objekt=Planet)<br />

dL / dt = m dr / dt x v + m r x dv / dt<br />

= m v x v + r x ma<br />

= m v x v + r x F = 0 denn das Kreuzprodukt von parallelen Vektoren ist null.<br />

Also ist der Drehimpuls erhalten.<br />

Andererseits zeigt die Zeichnung,<br />

dass dL = |m r x v dt| = 2 dA / dt wo dA = eingeschlossene Fläche<br />

d.h. die überstrichene Fläche pro Zeiteinheit<br />

ist auch erhalten. Das ist der Flächensatz.<br />

Das 1. Keplersche Gesetz ist erheblich mühsamer zu beweisen. Man kann zeigen:<br />

Aus der 1/r 2 - Form des Gravitationsgesetzes folgt, dass alle möglichen Bahnen Kegelschnitte sind,<br />

das sind die Schnittkurven, die sich ergeben, wenn man einen Kegel mit einer Ebene schneidet.<br />

Wenn die Ebene die Basis des Kegels nicht berührt, sind das Ellipsen (Kreis als Spezialfall), wenn die<br />

Basis einbezogen wird, Hyperbeln (offene Kurve, Parabel und Gerade sind Grenzfälle).<br />

Hyperbelbahnen treten z.B. bei nicht-periodischen Kometen auf (die nie mehr zurückkehren).


Das Zweikörper- und das Mehrkörperproblem<br />

Das Zweikörperproblem<br />

In der einfachen Version des Keplerschen Gesetze bewegt sich ein Himmelskörpern um ein<br />

Zentralgestirn, dessen Position als fest angenommen wird. Dies ist in der Realität nicht so. In<br />

Wirklichkeit bewegen sich beide Körper um den gemeinsamen Schwerpunkt.<br />

Was das für die Gezeiten bedeutet, wurde schon behandelt.<br />

<strong>Der</strong> Schwerpunkt teilt die Verbindungslinie zweier Körper mit den Massen M und m<br />

im Verhältnis m / (M+m) und M / (M+m).<br />

Rechnen Sie daraus aus, wo der Schwerpunkt des Systems Erde / <strong>Mond</strong> liegt<br />

und wo der Schwerpunkt des Systems Erde / Sonne.<br />

Die <strong>Mond</strong>masse beträgt 1/ 81 der Erdmasse (= 6⋅10 24 kg), Sonnemasse = 3⋅10 30 kg.<br />

Sie sehen, dass das enorme Gewicht der Sonne die einfache Version als sehr gute Näherung<br />

erscheinen lässt. Dies gilt auch für die anderen Planeten, sogar noch für den schwersten, Jupiter,<br />

dessen Gewicht mehr als 300 x so gross ist wie das der Erde.<br />

Das Mehrkörperproblem<br />

Weiterhin sind die Planeten nicht der Sonne allein, sondern auch der Gravitationswirkung der anderen<br />

Planeten ausgesetzt. Das führt zu kleinen Bahnstörungen. Auf Grund der Analyse solcher Störungen<br />

sind die Existenz noch unbekannter Planeten und Kleinplaneten postuliert worden.<br />

Z.B. berechneten Leverrier und Adams (unabhängig voneinander) aus den Bahnstörungen des<br />

Uranus die Position eines neuen Planeten (Neptun), der nach nur halbstündiger Suche 1846 am<br />

vorausberechneten Ort nachgewiesen werden konnte.<br />

In ähnlicher Weise wurde 1930 Pluto gefunden.


V. Die Planeten unseres Sonnensystems<br />

1. Allgemeines<br />

In unserem Sonnensystem kennt man 8 Planeten:<br />

• Merkur<br />

• Venus<br />

• Erde<br />

• Mars<br />

• Jupiter<br />

• Saturn<br />

• Uranus<br />

• Neptun<br />

(in der Reihenfolge ihres Abstands von der Sonne)<br />

und diverse Kleinplaneten (Planetoiden).<br />

Zu den letzteren gehört Pluto, auf der äussersten Bahn, der erst vor kurzem aus der Reihe der<br />

Planeten eliminiert wurde, weil man die Mindestmasse neu definierte und er zu klein war.<br />

2003 wurde noch viel weiter aussen der Kleinplanet Eris entdeckt (etwas grösser als Pluto).<br />

Diese Himmelskörper bewegen sich im wesentlichen alle im selben Umlaufsinn und nahezu in der<br />

selben Bahnebene (der Eklipitik), mit geringen Abweichungen (wenige Grad) - ausser bei Pluto,<br />

dessen Bahn stärker gegen die Ekliptik geneigt ist (17°).<br />

Es lässt sich daher annehmen, dass das ganze Planetensystem aus einer einzigen Gasmasse<br />

entstanden ist, die um die Sonne kreiste.<br />

(zuerst Bildung von kleineren "Planetesimalen", die dann zu Planeten fusionierten).<br />

Alle Planeten (und Kleinplaneten) umkreisen die Sonne auf elliptischen Bahnen, in deren einem<br />

Brennpunkt die Sonne steht.<br />

Die Exzentrizität der Ellipsen ist in der Regel sehr klein (< 0.1 ausser Merkur: 0.206 ).<br />

Diejenige von Mars (0.093) ist noch vergleichsweise gross: das war ein Glück für Kepler, der aus der<br />

genauen Analyse der Bahndaten des Mars die Ellipsenhypothese formulieren konnte.<br />

Exzentrizität ε der Bahn = Abstand Mittelpunkt/Brennpunkt dividiert durch grosse Halbachse,<br />

ε = e/a = (a 2 - b 2 ) ½ / a (a, b = grosse bzw. kleine Halbachse).<br />

<strong>Der</strong> Punkt, wo der Planet am nächsten an der Sonne steht,<br />

heisst Perihel<br />

(griechisch "bei der Sonne", Helios = Sonne),<br />

der sonnenfernste Punkt heisst Aphel<br />

("fern der Sonne", Ap-hel aussprechen).<br />

Perihel Sonne<br />

Aphel<br />

Merkur und Venus sind näher an der Sonne als unsere Erde, daher bleiben sie immer in<br />

Sonnennähe (Merkur entfernt sich maximal 28°, Venus maximal 48° von der Sonne).<br />

Diese grösste seitliche Entfernung heisst "Elongation" (1)<br />

Steht der Planet von der Erde aus gesehen in einer<br />

Linie mit der Sonne, ist er in "Konjunktion";<br />

untere Konjunktion: zwischen Erde und Sonne (2)<br />

obere Konjunktion: hinter der Sonne (3)<br />

In oberer Konjunktion ist ein Planet also grundsätzlich unsichtbar.<br />

1<br />

Sonne<br />

Erde<br />

1<br />

3<br />

2


Alle anderen Planeten sind weiter von der Sonne entfernt als unsere Erde.<br />

Für sie gibt es nur eine Konjunktion: hinter der Sonne (2)<br />

Stehen sie in der Linie Sonne - Erde - Planet hinter der Erde,<br />

so sagt man, sie stehen in Opposition (3)<br />

Natürlich sind sie dann besonders gut zu beobachten,<br />

da sie auf der Nachtseite der Erde stehen.<br />

Die Position senkrecht zur Sonne<br />

heisst Quadratur (1).<br />

1<br />

2<br />

Sonne<br />

Erde<br />

Beobachtet man den Lauf der Planeten über den Nachthimmel, so sieht man merkwürdige Schleifen:<br />

von Zeit zu Zeit laufen die Planeten rückwärts und dann wieder vorwärts.<br />

In der Antike, wo man annahm, dass alle Sterne, auch die Planeten an einem drehenden<br />

kugelförmigen Himmelsgewölbe befestigt sind, verursachte das enorme<br />

Interpretationsschwierigkeiten. Man benutzte die<br />

Zykloiden-Hypothese: die Planeten bewegen sich auf Kreisen, die wiederum auf grösseren Kreisen<br />

abrollen. Die entstehende Kurve ist eine Zykloide, die tatsächlich Schleifen zeigt.<br />

Erst als sich die Vorstellung durchsetzte, dass man das Sonnensystem am einfachsten interpretieren<br />

kann, indem man annimmt, dass Erde und Planeten um die Sonne kreisen, löste sich das Rätsel von<br />

selbst. Alle Planeten, inklusive Erde, bewegen sich auf Kreisbahnen (genauer: Ellipsenbahnen) und<br />

immer, wenn die Erde einen anderen Planeten in der Blickrichtung überholt (oder umgekehrt), entsteht<br />

scheinbar eine Schleife.<br />

Dies ist einer der Hauptvorteile des sonnenzentrierten Weltbilds.<br />

Abbildung: Schleifenbildung, Grössenvergleich der Planeten und der Sonne, Grössenvergleich der<br />

Planetenbahnen (inklusive Pluto).<br />

3<br />

1


Abstände im Sonnensystem werden meist durch "Astronomische Einheiten" angegeben:<br />

1 AE = mittlerer Abstand Erde / Sonne = ca. 150 Mio km (genauer: 149'597'870 km)<br />

In der folgenden Tabelle sind die Massen in Vielfachen der Erdmasse (5.98 ⋅10 24 kg) angegeben. r<br />

mittel ist der mittlere Abstand zur Sonne<br />

Daten der Planeten<br />

Planet<br />

Merkur<br />

Venus<br />

Erde<br />

Mars<br />

Jupiter<br />

Saturn<br />

Uranus<br />

Neptun<br />

Äquatordurch-<br />

messer (km)<br />

4 878<br />

12 104<br />

12 756<br />

6 794<br />

142 796<br />

120 000<br />

51 118<br />

49 424<br />

r mittel<br />

(AE)<br />

0.39<br />

0.72<br />

1.00<br />

1.52<br />

5.20<br />

9.58<br />

19.28<br />

30.14<br />

Masse /<br />

m (Erde)<br />

0.055<br />

0.80<br />

1.00<br />

0.107<br />

317.9<br />

95.15<br />

14.54<br />

1.67<br />

Umlaufzeit<br />

um Sonne<br />

87.55 d<br />

224.7 d<br />

365.25 d<br />

687 d<br />

11.87 y<br />

29.46 y<br />

84.67 y<br />

165.49 y<br />

Eigenrotations-<br />

Periode (d)<br />

58.6<br />

243 (retro)<br />

0.993<br />

1.026<br />

0.41<br />

0.45<br />

0.72 (retro)<br />

Neigung zu<br />

Ekliptik<br />

Zwischen Mars und Jupiter liegt der Asteroiden-Gürtel.<br />

Dort kreisen zahlreiche kleinere Körper. Man nimmt an, dass es sich um Bruchstücke eines früheren<br />

Planeten in dieser Region handelt.<br />

Ganz aussen liegt der Kuiper-Gürtel, wo der Kleinplanet Eris entdeckt wurde und wo noch mehr<br />

Kleinplaneten zu finden sein könnten und noch weiter aussen die Oort'sche Wolke, aus der ein<br />

Grossteil der Kometen stammt.<br />

Die acht grossen Planeten teilen sich in zwei in ihrem Aufbau grundverschiedene Gruppen:<br />

0.67<br />

• die 4 sonnen-näheren Planeten (einschliesslich der Erde) bis zum Mars und<br />

• die 4 grossen Gasplaneten von Jupiter bis Neptun.<br />

Von den Planeten der ersten Gruppe haben nur Venus und Erde eine dichte Atmosphäre, während<br />

die Gasplaneten der zweiten Gruppe zu einem grossen Teil ihrer Masse aus Gas bestehen.<br />

Sie sollten aus dem bisher Gesagten in der Lage sein, diese Tatsache zu begründen !!<br />

Im Folgenden werden die einzelnen Planeten behandelt.<br />

Für weitere Daten dazu ist die Website www.astronomie.de empfohlen.<br />

7.0°<br />

3.4°<br />

0°<br />

1.9°<br />

1.3°<br />

2.5°<br />

0.7°<br />

1.8°


VI. Die Planeten unseres Sonnensystems im Detail<br />

Merkur<br />

Durchmesser 4878 km, wenig grösser als der Erdmond<br />

Dichte 5,44 kg/dm 3 : Eisenkern (ähnlich wie Erde)<br />

Hohe elliptische Exzentrizität, ε = 0.206<br />

Grösse der Scheibe variiert stark, 4.8" bei 220 Mio km Erdabstand bis 13.3" bei 79 Mio km.<br />

Phasenwechsel<br />

Radarmessungen (Dopplereffekt am Rand!):<br />

Rotationsperiode 58.65 Tage = 2/3 der Umlaufzeit um die Sonne (88 Tage),<br />

1 Sonnentag = 176 Erdtage!<br />

Periheldrehung 5.74" / Jahr, nach Newton nur 5.31", restliche 0.43" durch Allg. Relativität<br />

erklärt<br />

Praktisch keine Atmosphäre, Temperaturen 425°C / - 170°C<br />

Ähnliche Oberfläche wie der <strong>Mond</strong>, Krater, mittlere Albedo (Reflektivität) 6%<br />

mehr vulkanische Aktivität als beim <strong>Mond</strong><br />

Caloris-Becken: grosser Einschlag (Durchmesser etwa ¼ des Merkur-Durchmessers!),<br />

Krustenaufbruch mit nachfolgender Lavaüberflutung<br />

Venus<br />

Scheibengrösse variiert von 10" bei 259 Mio km Erdabstand bis 64" bei 40 Mio km.<br />

Ausgeprägte Phasen<br />

Rotationszeit 243 Tage (retrograd!), Umlaufzeit 225 Tage, Sonnentag 117 Tage<br />

Hohe Albedo (80%): Atmosphäre<br />

96% Kohlendioxid: grosser Treibhauseffekt, Oberflächentemperatur 460°C, wenig variabel.<br />

Oberflächendruck 90 bar; nur 2% des Sonnenlichts gelangt an die Planetenoberfläche.<br />

Stark schwankende Radio-Emissionen durch elektrische Entladungen in der Atmosphäre.<br />

Oberfläche: kaum kleine Krater (warum, sollten Sie selbst herausfinden können!), grosse<br />

Lavaflüsse.<br />

Spektakulär sind Venusdurchgänge vor der Sonnenscheibe (mit geeignetem Sonnenfilter mit<br />

blossem Auge sichtbar); der nächste wird sich am 6.6.2012 ereignen.<br />

Erde<br />

Im Vergleich zu Merkur und Venus schnelle Eigenrotation (die sich mit der Zeit allmählich<br />

verlangsamt).<br />

Die Erdachse steht unter einem Winkel von 23.5° zur Bahnebene um die Sonne (Ekliptik), dabei dreht<br />

sie sich ("Präzession") wie eine Kreiselachse in 26'000 Jahren einmal (Eiszeiten). Gleichzeitig führt sie<br />

unter dem Einfluss von Sonne, <strong>Mond</strong> und Planeten jährlich kleinere Wackelbewegungen aus<br />

("Nutation").<br />

Schalenaufbau: fester Kern, flüssiger Kern, Mantel, Kruste.<br />

Durch die Rotation des flüssigen Kerns entseht das Erdmagnetfeld. Es schirmt die Erde vom Einfluss<br />

des "Sonnenwinds" und des Magnetfelds der Sonne ab. Es ist verantwortlich für die Nordlichter.<br />

Unregelmässige Umpolungen (im Mittel einmal in 100'000 Jahren).<br />

Plattentektonik: Bruchzonen, Erdbeben und Vulkanismus.<br />

Die Erdatmosphäre ist geschichtet. <strong>Der</strong> Ozonanteil absorbiert die UV-Strahlung der Sonne sehr<br />

weitgehend. CO2: Treibhauseffekt. <strong>Der</strong> Sauerstoff der Atmosphäre ist erst seit Entstehung der grünen<br />

Pflanzen vorhanden.<br />

Mars<br />

rötlich (Magnetit-Staub)<br />

Durchmesser 6794 km (ca. ½ Erde), m = 0.11 m(Erde)


Erdabstand zwischen 55 Mio km und 400 Mio km<br />

Relativ grosse Ellipsenexzentrizität, ε = 0.0934<br />

Nordhalbkugel lange Sommer, Südhalbkugel lange Winter<br />

jahreszeitliche variable Polkappenbedeckung (CO2 = Trockeneis, Wasser-Schnee und -eis)<br />

Mittlerer Sonnentag sehr ähnlich wie auf der Erde<br />

schwache Atmosphäre mit Bodendruck von 8 mbar, Temperatur variiert an einer Stelle in<br />

einem Tag von 20°C / - 100 °C<br />

Mars hat die vielfältigste Oberflächenstruktur aller Planeten.<br />

1/3 der Oberfläche Dunkelgebiete, Krater, v.a. ehemalige Vulkane<br />

Mons Olympus: grösster Vulkan im Sonnensystem, Höhe 25 km, Basisdurchm. 600 km<br />

Canyons (grösster: 2'700 km lang, 6 km tief {vgl. Grand Canyon: 35/1.8 km})<br />

Strukturen, die wie ausgetrocknete Flussläufe oder Küsten aussehen, nähren Spekulation,<br />

dass es früher auf dem Mars flüssiges Wasser gegeben haben könnte.<br />

Marsmonde:<br />

Phobos (länglich, Länge 27 km), Abstand 9'300 km, T = 7h 40 m<br />

Umlauf schneller als Marsrotation, Phobos geht im W auf, im O unter<br />

Deimos (Länge 15 km), Abstand 23'600 km, T = 30h18 m<br />

Längsachse zeigt immer zum Mars<br />

Jupiter<br />

zweithellster Planet von der Erde aus nach Venus<br />

grösster Planet, m = 318 m(Erde) = 0.001 m(Sonne)<br />

Durchmesser 143'000 km<br />

Jupiter ist rund zweimal so massiv wie alle anderen Planeten zusammen genommen.<br />

"Gasplanet", dichte Wolken, Streifen parallel zum Äquator<br />

Windgeschwindigkeiten von bis zu 550 km/h. Roter Fleck = stabiler Wirbel<br />

rotiert schnell, T = 9h 50m, am Äquator schneller als an den Polen! (Wirbelbildung)<br />

Polabplattung aber kleiner als für reinen Gasplaneten erwartet: fester Kern (Fe/Ni)<br />

darum herum "metallischer" Wasserstoff (bei 4 Mio bar DRuck!), weiter aussen molekularer<br />

Wasserstoff, dann Gasatmosphäre (ca. 1'000 km, Wolkenzone 140 km).<br />

Starkes Magnetfeld (19'000x Dipolmoment der Erde)<br />

Netto-Energieabgabe<br />

mehr als 60 <strong>Mond</strong>e<br />

Die 4 grössten: Io, Europa, Ganymed, Kallisto von Galilei entdeckt (Galileische <strong>Mond</strong>e).<br />

Kallisto als äusserster <strong>Mond</strong> hat wesentlich mehr Einschlagkrater<br />

ausserdem Ringsystem aus feinen Teilchen (von Pioneer-Sonde entdeckt), nur<br />

30 km dick, starke Schichtung durch Resonanz mit <strong>Mond</strong>en<br />

Die kreisförmige Bahn des schweren Jupiter stabilisert die übrigen Planeten.


Saturn<br />

Durchmesser wenig kleiner als bei Jupiter<br />

m = 95 Erdmasse (weniger als 1/3 der Jupitermasse: geringe Dichte von 0.7 kg/dm 3 )<br />

Zonen und Bänder ähnlich wie bei Jupiter<br />

Rotationszeit am Äquator 10h 30m, nimmt zum Pol zu.<br />

Starke Polabplattung (10%), im Fernrohr direkt sichtbar.<br />

mindestens 60 <strong>Mond</strong>e<br />

der grösste davon: Titan (Masse 2x Erdmond),<br />

einziger <strong>Mond</strong> im Sonnensystem mit einer Atmosphäre (aus Methan)<br />

Ringsystem:<br />

charakteristisches Ringsystem schon im Fernglas sichtbar<br />

Ringe abwechselnd von oben und von unten sichtbar, max. Sehwinkel 27°<br />

Entdeckung der Ringe durch Galilei, der sich sehr wunderte, dass sie später "verschwunden"<br />

waren (Kantensicht). Durchmesser 250'000 km, Dicke nur 1.5 km.<br />

aus Eispartikeln (die meisten im cm - bis m - Bereich) mit Verunreinigungen<br />

Cassinische Teilung, Resonanzvorgänge mit <strong>Mond</strong> Mimas, Schäferhunde,<br />

<strong>Mond</strong>e, die auf + 60°-Position vor und hinter einem anderen <strong>Mond</strong> laufen<br />

<strong>Mond</strong>e, die alle 4 Jahre die Bahn austauschen<br />

Voyager-Sonden haben Tausende von Teilungen und eine Art Speichensystem entdeckt<br />

Erklärungen dafür sind noch unvollständig.<br />

Uranus und Neptun, (Pluto)<br />

ähnlicher Aufbau wie Jupiter, mehr Methan<br />

Uranus: 1781 entdeckt (Herschel)<br />

5 <strong>Mond</strong>e, Ring<br />

als einziger Planet (s. aber Pluto) Rotationsachse fast in der Bahnebene<br />

Neptun 1846 entdeckt (Galle) auf Grund von Berechnungen (Leverrier, Adams)<br />

165 Jahre Umlaufperiode<br />

grünliche Farbe<br />

Turbulenzen, Windgeschwindigkeiten bis 2'000 km/h.<br />

8 <strong>Mond</strong>e, davon Triton besonders gross (Durchm. > Erdmond)<br />

(Pluto) 1930 nach Berechnungen entdeckt<br />

klein (Durchm. 2'300 km, m = 2 Promille der Erdmasse), zählt nicht als Planet<br />

stark elliptische Bahn mit grosser Ekliptikneigung (17°)<br />

war 1989 im Perihel und wird erst 2113 im Aphel sein (T = ca. 250 Jahre)<br />

besteht vermutlich aus Wassereis und Gestein.<br />

Rotationsachse fats in der Bahnebene, ähnlich wie bei Uranus.<br />

<strong>Mond</strong> Charon nur wenig kleiner als Pluto selbst.<br />

Asteroiden<br />

In der "Lücke" zwischen Mars und Jupiter. Quelle für Meteorite.<br />

Durchmesser zwischen 1 - 1000 km (Ceres: 974 km).<br />

Charakteristische Lücken im Abstandsdiagramm zur Sonne: Aufschaukeln von<br />

Bahnstörungen durch Jupiter, wenn Umlaufzeiten in ganzzahligem Verhältnis stehen<br />

(Ausnahmen: v.a. Trojaner, gleiche Umlaufzeit wie Jupiter, Lagrange-Punkte).<br />

Leicht verschiedene Bahn-Exzentrizitäten können zu Kollisionen führen. Die Trümmer<br />

können als Meteorite bis zur Erde gelangen.


Meteoride, Meteoriten<br />

ca. 20-40 Mio kg fallen pro Jahr auf die Erde.<br />

Die ursprünglichen Körper, vermutlich Asteroiden-Bruchstücke, heissen Meteoride, beim<br />

Eindringen in die Erdatmosphäre werden sie zu Meteoriten.<br />

Die meisten (mm-Grösse) verglühen in 80 - 100 km Höhe über dem Boden.<br />

Meteoriten von bis zu mehreren Tonnen Gewicht gelangen bis zur Erdoberfläche: Krater.<br />

Typische Aufprallgeschwindigkeit auf die Atmosphäre: 70 km/s, auf der Nachtseite addiert<br />

sich die Erdgeschwindigkeit von 30 km/s, auf der Tagseite subtrahiert sie sich.<br />

Kometen<br />

stammen aus dem Sonnensystem, v.a. der Oortschen Wolke am äussersten Rand<br />

(langperiodische Kometen). Es wird geschätzt, dass es dort einige Milliarden KOmeten gibt,<br />

deren Gesamtmasse allerdings nicht sehr gross ist.<br />

Langgestreckte Ellipsenbahnen. Langperiodisch: 10 5 - 10 6 J, kurzperiodisch: 2 - 200 Jahre.<br />

Die kurzperiodischen Kometen kommen aus der Jupiter-Region (ursprünglich vermutlich aus<br />

dem Kuiper-Gürtel).<br />

Material: Wassereis, gefrorenes CO2, NH3 und kohlenstoff-oder siliziumhaltiges Material.<br />

In Sonnennähe: Kern (wenige km), Halo oder Koma (bis 10 5 km), Schweif (bis 10 8 km, vom<br />

Sonnenwind weggetrieben, sehr geringe Dichte).<br />

Schweif Typ I: ionisierte Gasmoleküle (Plasmaschweif), Typ II: kleine Staubteilchen.


Einige Satellitenmissionen<br />

Die grosse Zahl der Missionen schauen Sie besser im Internet nach (Wikipedia, Astrokram,<br />

Nasa...). Hier werden nur ein paar besonders wichtige erwähnt:<br />

Merkur<br />

Mariner 9 und 10 (1971, 1973) Orbit<br />

Messenger 2004 - 2012<br />

geplant: das Programm Bepicolombo der europäischen und japanischen Raumfahrt-<br />

Organisationen (Start 2013)<br />

Venus<br />

zahlreiche russische Venera-Sonden, Venera 5 - 16 mit Landemodulen (die aber den hohen<br />

Druck der Atmosphäre nur kurze Zeit überlebten)<br />

Mariner 5 und Pioneer-Venus<br />

seit 2005 Orbiter des europäischen Venus-Express<br />

Mars<br />

<strong>Der</strong> Mars ist zur Zeit besonders gesucht als Satellitenziel.<br />

Nach dem Mariner- und Viking-Programm (US) und dem Mars-Programm (russisch) sind vor allem zu<br />

erwähnen:<br />

der Mars Global Surveyor (1996 - 2006) zum Kartieren und der<br />

Mars Pathfinder mit dem ersten Rover.<br />

Weitere Rover: MER-A Spirit (2003) und MER-B Opportunity (2003), noch in Betrieb<br />

Phoenix erreicht den Mars im Mai 2008. Mit dem 6 Monate aktiven Lander erstmals<br />

Wassereis gefunden und Schneeflocken detektiert.<br />

Verschiedene Mars-Missionen sind für 2011 bis 2020 in Vorbereitung (Mars Science Laboratory,<br />

MAVEN, Exomars, Mars Sample Return)<br />

Jupiter<br />

1973 / 1974 fliegen die Sonden Pioneer 10 und Pioneer 11 an Jupiter vorbei,<br />

1979 sind es Voyager 1 und 2.<br />

<strong>Der</strong> Satellit Galileo startet 1989 und dreht ab 1995 in einem Orbit um Jupiter. Absetzen einer<br />

Mess-Sonde. Noch auf der Hinreise gelangen ihm 1994 Aufnahmen vom Aufprall des<br />

Kometen Shoemaker-Levy auf dem Jupiter. 2003 stürzte er gezielt in die Jupiteratmosphäre.<br />

Für 2011 ist das neue Jupiter-Programm Juno geplant.<br />

Saturn<br />

1979 Vorbeiflug von Pioneer 10, 1981 von Voyager 2<br />

Die Sone Cassini-Huygens (Start 1997, Orbit um Saturn ab 2004) erforschte gezielt die<br />

Saturnringe und -monde. 2005 wurde eine Landekapsel auf dem Saturnmond Titan<br />

abgesetzt. Das Programm wurde bis 2017 verlängert.<br />

Uranus und Neptun<br />

wurden 1986 bzw. 1989 von Voyager 2 besucht, der seither (wie auch Voyager 1 und die<br />

Pioneer-Sonnen) sich gegen die Grenzen des Sonnensystems bewegt. Er könnte bis 2020<br />

betriebsbereit bleiben.<br />

Pluto<br />

Die Sonde New Horizons wurde 2006 gestartet und soll 2015 Pluto erreichen und ihn und<br />

seine <strong>Mond</strong>e erforschen. 2007 flog sie an Jupiter vorbei.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!