Kapitel 9 für PDF - Bezirk Oberfranken
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226 KAPITEL 9<br />
Industrialisierung im Dorf<br />
Feierabendziegel vom Dach<br />
der Zuckerfabrik (aus der<br />
Ziegelei Schmölz, 1837)<br />
richter bei der Regierung. Dieses Unternehmen, so schrieb der Beamte am<br />
24. Juni 1836, verdient allen Vorschub und ist geeignet, die sehr armen Einwohner<br />
zu Redwitz, von denen außer vier Landwirten und einigen Juden der<br />
größere Teil Tagarbeiter sind, zu beschäftigen.<br />
Den Unternehmern fehlt es weder an BetriebsCapital, noch weniger an<br />
Localitäten. Die großen maßiven Nebenbauten des Redwitzer Schlosses sind<br />
[...] trefflich zu einer Raffinerie und Zuckersiederei geeigenschaftet, die Gutsherrschaft<br />
und ihre Compagnisten besitzen große, zum Rübenbau vollkommen<br />
geeigenschaftete Gründe und bei der Tätigkeit und dem Speculationsgeiste<br />
der Unternehmer läßt sich nur der beste Erfolg erwarten.<br />
Ferner hätten sich die Unternehmer durch einen großen Aufwand das Geheimnis<br />
der schnellsten und billigsten Zuckerbereitung aus der Runkelrübe<br />
angeeignet. Es handelte sich dabei um die lizenzierte Methode der<br />
Quedlinburger Zuckerfabrikanten Zier und Hanewald.<br />
Karl Sigmund von Redwitz wollte sein Unternehmen nicht allein<br />
betreiben; dazu fehlten ihm sicherlich die Mittel. Wie aus dem<br />
Schreiben hervorgeht, hatte er Kompagnons. Die Fabrikgesellschaft<br />
setzte sich wie folgt zusammen: Karl Sigmund von<br />
Redwitz selbst hatte drei Anteile, sein Vetter Georg Carl von<br />
Redwitz zu Unterlangenstadt zwei, Patrimonialrichter Joseph<br />
Dohrer einen, Forstmeister von Wasmer in Guttenberg zwei, ein<br />
gewisser Liebhardt in Bayreuth zwei, Samuel Marx Gütermann<br />
und sein Sohn Koppel je zwei.<br />
Da die Voraussetzungen <strong>für</strong> eine Fabrikgründung gegeben waren,<br />
erteilte die Regierung des Obermainkreises am 3. August<br />
1836 die Konzession zur Errichtung und Betrieb einer Runkelrübenzuckerfabrik.<br />
1837 ging die Gesellschaft an die Errichtung<br />
eines Fabrikgebäudes. Vom Plan, die Fabrik im Schloss<br />
einzurichten, war man abgekommen. Der Fabrikbau kostete die<br />
Gesellschafter mit allem Drum und Dran die stattliche Summe<br />
von 40 000 Gulden.<br />
Das Verfahren zur Gewinnung von Zucker aus Runkelrüben war<br />
seit der Mitte des 18. Jahrhunderts bekannt; 1802 eröffnete die<br />
erste Fabrik in Deutschland. Der Ablauf bei der Zuckerherstellung<br />
ist in groben Zügen folgender: Die Rüben werden ge-