Kapitel 9 für PDF - Bezirk Oberfranken
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220 KAPITEL 9<br />
Industrialisierung im Dorf<br />
(Kreissäge), 2. Gutsbesitzer Paul Gampert zum Oekonomiebetriebe (Futterschneiden),<br />
3. Brauereibesitzer Paul Hanna zum Brauerei- und Oekonomiebetriebe.<br />
Das Bayerische Gewerbemuseum in Nürnberg, die heutige Landesgewerbeanstalt,<br />
gutachtete im Juni 1903, dass sowohl die Stromerzeugungsanlage<br />
als auch das Leitungsnetz in einem Zustande sind, die im Interesse der öffentlichen<br />
Sicherheit als äusserst bedenklich bezeichnet werden müssen. [...]<br />
Zur Zeit ist eine Dynamomaschine in Betrieb, welche durch Wasserräder<br />
angetrieben zum Laden einer aus 66 Elementen bestehenden Akkumulatorenbatterie<br />
dient, von welcher aus elektrische Energie an die Bewohner von<br />
Redwitz abgegeben wird. Im September 1903 stellte ein Ingenieur des Gewerbemuseums<br />
fest, die 66 Hausanschlüsse seien sämmtlich unvorschriftsmäßig<br />
hergestellt, das da<strong>für</strong> verwandte Material sei teilweise äußerst minderwertig.<br />
Wenig später, am 30. Oktober 1903, ging das Elektrizitätswerk in den Besitz<br />
der Firma Electricitätswerke Redwitz a. d. R. F. H. Pülz & Co. 9 über, von der<br />
sie zwei Monate später der Bürgermeister von Redwitz, Bäckermeister Heinrich<br />
Maier, und der Buchhalter Georg Sturm übernahmen. Während Anfang<br />
1904 die Hausanschlüsse keine wesentlichen Bedenken mehr hervorriefen,<br />
erregten das Elektrizitätswerk und die dort beschäftigten Menschen heftige<br />
Kritik beim Gewerbemuseum: Das dortige Personal erscheint zu einem gefahrlosen<br />
Betrieb des Elektrizitätswerkes und zu der unbedingt nötigen Kontrolle<br />
der Hausinstallationen völlig ungeeignet. Die Errichtung der Zentrale<br />
in ihrem jetzigen Zustande muss seitens der Erbauer mit Rücksicht auf die<br />
Gefährdung des Bedienungspersonals als gewissenlos bezeichnet werden.<br />
Die öffentlichen Stellen waren nicht bereit, den jungen Ingenieur Erich Grabs<br />
aus Eberswalde als Betriebsleiter zu akzeptieren. Als die Eigentümer ihn<br />
nicht durch einen erfahreneren Fachmann ersetzten, ordnete das <strong>Bezirk</strong>samt<br />
Lichtenfels am 11. März 1904 die sofortige Betriebsstilllegung an. Eindringlich<br />
widersprachen Maier und Sturm. Ein Stillstand des Werks werde dazu<br />
führen, dass die Akkumulatorenbatterien, mit welchen nur unser gesammter<br />
Betrieb aufrecht erhalten werden kann und die eine geradezu enorme Kapitalsanlage<br />
verschlungen haben, durch den Nichtgebrauch in aller kürzester<br />
Zeit vollkommen betriebsunfähig sein würden.<br />
Doch da technische Mängel erkannt wurden – in jedem Augenblick könnten