Kapitel 9 für PDF - Bezirk Oberfranken
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236 KAPITEL 9<br />
Industrialisierung im Dorf<br />
stammte. In den Kirchenbüchern erscheint er bis 1832 als Korbmachermeister,<br />
erst ab 1834 als Korbhändler. Wir wissen jedoch, dass Harthan schon seit<br />
1818 Korbhandel trieb.<br />
Für die Handelsgeschäfte Harthans steht uns eine überaus aussagekräftige<br />
Quelle zur Verfügung: sein Schreibbuch, ein Geschäfts- und Haushaltsbuch,<br />
das als solches von 1818 bis etwa 1846 in Gebrauch war 80 .<br />
Georg Harthan begann sein Handelsgeschäft 1818 zusammen mit Sebastian<br />
Fischer. Schon im nächsten Jahr handelte er teils zusammen mit Fischer,<br />
teils allein. In Zukunft verlor die Zusammenarbeit mit Fischer immer mehr<br />
an Bedeutung. Ab 1829 scheint er ohne Kompagnon gearbeitet zu haben.<br />
Das Handelsgeschäft warf um diese Zeit beträchtliche Gewinne ab; die Einnahmen<br />
überstiegen die Einkaufs- und Geschäftskosten bei weitem. Die Gewinnsätze<br />
schwankten zwischen 7,3 und 27,2 Prozent.<br />
Um mehrere hundert Gulden Gewinn pro Jahr zu erhalten, investierte Harthan<br />
bei Einkauf und Geschäftsbetrieb alljährlich 2000 bis 5000 Gulden. Dieses<br />
Geld musste er sich oft durch kurzfristige Kredite bei anderen Redwitzern –<br />
Christen und Juden – beschaffen. Der Zahlungsverkehr mit den weit entfernten<br />
Kunden war mühselig und langsam; daher überstiegen die Außenstände<br />
meist 1000 Gulden.<br />
Harthan versandte um 1830 pro Jahr 15 bis 35 Kisten, durchschnittlich etwa<br />
25. 85 bis 90 Prozent dieser Lieferungen gingen nach Wien, die restlichen<br />
nach Graz und Linz. In Wien belieferte Harthan etwa 20 Kunden. Vereinzelt<br />
schickte er Ende der 30er und in den 40er Jahren auch Ware an andere Orte,<br />
so nach Nürnberg, Fürth, Schweinfurt, Zeil, Sassanfarth, Sonneberg,<br />
Kleinschmalkalden und Dresden. Von 1845 datiert die erste Rechnung Harthans<br />
<strong>für</strong> eine Firma in New York. Für Geschäfte mit den USA konnte Georg<br />
Harthan seine dortige Verwandtschaft von Nutzen sein. 1839 war sein Bruder,<br />
der Maurer Georg Heinrich Harthan, ausgewandert und hatte sich in<br />
Cincinnati niedergelassen. Ihm folgte 1840 eine Nichte. 1843 schließlich<br />
ging deren Vater, ein Schwager Georg Harthans, in die Vereinigten Staaten 81 .<br />
Überhaupt waren familiäre Verbindungen in jener Zeit nützlich, da das Netz<br />
der Bankverbindungen sehr weitmaschig war. Harthan erhielt 1834 Zahlungen<br />
von Matthäus Karg in Marktzeuln <strong>für</strong> Lieferungen an seinen Bruder<br />
Georg Karg in Wien und von Margaretha Schmitt in Burgkunstadt <strong>für</strong> ihren<br />
Sohn Joseph im ungarischen Mezökövesd.