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Kapitel 9 für PDF - Bezirk Oberfranken

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werk ergriffen, erweiterten ihren Betrieb bald zu Fabriken, zumindest aber<br />

machten sie erste Schritte in diese Richtung. Juden waren in Redwitz der<br />

Motor der Industrialisierung.<br />

Die Grenze zwischen Handwerk und Industrie ist freilich fließend. Kennzeichen<br />

<strong>für</strong> den industriellen Charakter sind die Trennung von Leitung und Produktion,<br />

eine gewisse Größe des Betriebes und hoher Kapitaleinsatz, doch<br />

Zahlen, bei denen Handwerk endet und Industrie beginnt, sind nicht bestimmbar.<br />

Deutlich wird die Problematik anhand der Redwitzer Textilproduzenten. In<br />

den 1820er Jahren hatten mehrere junge Juden die Weberei erlernt und nach<br />

ihrer Rückkehr nach Redwitz ihr Handwerk erfolgreich ausgeübt. So konnte<br />

1831 der in den Ruhestand versetzte Lichtenfelser Landgerichtsassessor<br />

Thomas Rüblein schreiben: einige neue, jüdische Zeugmacher, Wollen- und<br />

Seidenweber zu Redwitz scheinen ihr neues Gewerbe emporzubringen. Sie<br />

sind die ersten im L.-G. 26 , welche spanische Wolle verarbeiten und liefern<br />

schon beliebte Shawls und Damentücher, Westen und andere Zeuge von seidenen<br />

Stoffen, Sommerzeugen und dergleichen 27 . Fünf Juden arbeiteten zu<br />

dieser Zeit als Textilproduzenten in Redwitz: der Strumpfwirker Marx Wald<br />

(1801–1863), der einem Adressbuch von 1858 zufolge eine Strumpfwarenfabrik<br />

betrieb 28 und auf seinem Grabstein als Fabrikant tituliert wird, ferner<br />

die Zeugmacher Michael Schnebel und Moritz Hallo (1804–1855) und die<br />

Seiden- und Baumwollenweber Wolf und Hirsch Kastor.<br />

Als König Ludwig I. von Bayern im Juni 1830 Bamberg besuchte, fand dort<br />

im Zuge der Empfangsfeierlichkeiten eine Gewerbeausstellung statt. Von<br />

Redwitz nahmen zwei Gewerbetreibende teil: die Weber Michael Schnebel<br />

und Wolf Kastor, die dem König und der Öffentlichkeit Schals und Westen<br />

zeigten 29 .<br />

Über Größe und Form dieser beiden Betriebe wissen wir nichts. Waren ihre<br />

Inhaber noch fortschrittliche Handwerker oder schon angehende Industrielle?<br />

Bei einem anderen Textilbetrieb in Redwitz wird man die Frage wohl eher<br />

zugunsten der Industrie beantworten. Als das Patrimonialgericht Schnebel<br />

und Kastor <strong>für</strong> die Bamberger Ausstellung anmeldete, erwähnte es in diesem<br />

Schreiben, es gebe auch noch eine kleine Tuchfabrik hier, die aber zur Zeit<br />

blos ordinaire Tücher liefert 30 . Näheres zu dieser Fabrik erfahren wir von<br />

Günter Dippold<br />

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