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33<br />

„Die Teilzeitausbildung<br />

ist sowohl bei<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen<br />

als auch bei <strong>de</strong>n<br />

jungen Eltern noch zu<br />

wenig bekannt.“<br />

Annette Land, Mitarbeiterin bei <strong>de</strong>r<br />

Projektstelle „Jobstarter“<br />

terentwicklung im DB-Konzern. Während<br />

<strong>de</strong>r Berufsausbildung soll die Arbeitszeit<br />

<strong>de</strong>r Mütter und Väter bei <strong>de</strong>m<br />

Pilotprojekt auf 75 Prozent reduziert<br />

wer<strong>de</strong>n. Es wird dabei geprüft, ob die<br />

Azubis individuell auch im Schichtsystem<br />

eingeplant wer<strong>de</strong>n können.<br />

Doch zunächst mussten intern einige<br />

Vorbehalte aus <strong>de</strong>m Weg geräumt wer<strong>de</strong>n.<br />

„Da <strong>de</strong>r Ausbildungsplan auf Vollzeit ausgerichtet<br />

ist, bestan<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>nken, ob das<br />

Ausbildungsziel erreicht wer<strong>de</strong>n kann“,<br />

erzählt <strong>de</strong>r Personaler. „Wir müssen gewährleisten,<br />

dass die Ausbildungsinhalte<br />

vernünftig vermittelt wer<strong>de</strong>n, sodass die<br />

Teilzeitazubis genau <strong>de</strong>nselben Ausbildungsstand<br />

haben wie an<strong>de</strong>re auch.“ Die<br />

DB geht davon aus, dass das zu schaffen<br />

ist. „Unsere Hypothese ist, dass junge<br />

Leute mit Kind das Thema Ausbildung fokussierter<br />

angehen. Im Pilotprojekt wollen<br />

wir schauen, wo es Probleme geben<br />

wird und wo wir nachjustieren müssen.“<br />

Zwei Varianten für Ausbildungsdauer<br />

Auch einige kleine und mittelständische<br />

Betriebe, aber auch öffentliche Verwaltungen<br />

bil<strong>de</strong>n inzwischen in Teilzeit<br />

aus. „Doch es sind immer noch zu wenige“,<br />

sagt Annette Land, die bei <strong>de</strong>r Programmstelle<br />

„Jobstarter“ beim Bun<strong>de</strong>sinstitut<br />

für Berufsbildung (BIBB) tätig<br />

ist. „Jobstarter“ zählt zu <strong>de</strong>n zahlreichen<br />

Programmen und Initiativen, die bun<strong>de</strong>sweit<br />

Teilzeitausbildung för<strong>de</strong>rn und Unternehmen<br />

dafür gewinnen wollen.<br />

Seit 2005 darf eine Berufsausbildung<br />

auch in Teilzeit erfolgen. Die gesetzliche<br />

Grundlage bil<strong>de</strong>t das reformierte<br />

Berufsbildungsgesetz: Die tägliche o<strong>de</strong>r<br />

wöchentliche Ausbildungszeit kann<br />

<strong>de</strong>mnach reduziert wer<strong>de</strong>n, wenn ein<br />

„berechtigtes Inte resse“ vorliegt, was etwa<br />

bei <strong>de</strong>r Betreuung eines Kin<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r<br />

Pflege naher Angehöriger o<strong>de</strong>r schwerwiegen<strong>de</strong>n<br />

gesundheitlichen Einschränkungen<br />

<strong>de</strong>r Fall sein kann.<br />

„Üblicherweise vereinbaren die Betriebe<br />

mit ihren Teilzeitauszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

eine wöchentliche Ausbildungszeit zwischen<br />

25 und 30 Stun<strong>de</strong>n. Dann ist keine<br />

Verlängerung <strong>de</strong>r gesamten Ausbildungsdauer<br />

notwendig“, erläutert Annette Land<br />

das Konzept. Eine zweite Variante <strong>de</strong>r<br />

Teilzeitausbildung beschränkt sich auf<br />

20 bis 25 Stun<strong>de</strong>n pro Woche im Ausbildungsbetrieb,<br />

hat aber zur Folge, dass<br />

sich die Ausbildung um ein weiteres Jahr<br />

verlängert. Der Berufsschulunterricht erfolgt<br />

dabei immer in Vollzeit. Für Unternehmen<br />

seien bei<strong>de</strong> Varianten durchaus<br />

lohnenswert: „Sie erschließen sich die<br />

Potenziale einer neuen Bewerbergruppe,<br />

die hoch motiviert ist. Damit sichern sie<br />

sich nicht nur ihren Fachkräftebedarf,<br />

son<strong>de</strong>rn profitieren auch vom Image- und<br />

Standortvorteil als familienfreundlicher<br />

Betrieb und können die Ausbildungszeit<br />

flexibel passend zur Betriebsstruktur gestalten“,<br />

sagt Annette Land.<br />

Noch weitgehend unbekannt<br />

Doch zwischen Theorie und Praxis besteht<br />

eine große Diskrepanz: Laut <strong>de</strong>n<br />

Daten <strong>de</strong>s Statistischen Bun<strong>de</strong>samts<br />

stan<strong>de</strong>n im Jahr 2011 <strong>de</strong>n 565.824 abgeschlossenen<br />

Vollzeitsausbildungsverträgen<br />

lediglich 1.173 Verträge für<br />

Teilzeitausbildungen gegenüber. Diese<br />

Statistik zeuge von einem großen Informations<strong>de</strong>fizit,<br />

resümiert Annette Land<br />

das Problem: „Die Teilzeitberufsausbildung<br />

ist sowohl bei <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

als auch bei <strong>de</strong>n jungen Eltern noch zu<br />

wenig bekannt.“<br />

Zu<strong>de</strong>m hätten manche Unternehmen<br />

noch Be<strong>de</strong>nken gegenüber dieser Ausbildungsform.<br />

„Uns begegnen immer wie<strong>de</strong>r<br />

Vorbehalte gegen eine Ausbildung<br />

in Teilzeit, für die es keine empirische<br />

Grundlage gibt“, erläutert Land. „Personaler<br />

befürchten beispielsweise Ausfallzeiten<br />

<strong>de</strong>r Teilzeitauszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

bei Erkrankung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s und dass<br />

es dadurch zu Unterbrechungen <strong>de</strong>s Arbeitsablaufs<br />

kommen könnte. O<strong>de</strong>r sie<br />

befürchten, dass Teilzeitauszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Neid und Missgunst bei Vollzeitauszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

hervorrufen könnten und dadurch<br />

das Betriebsklima lei<strong>de</strong>n könnte.<br />

Manche Personaler bezweifelten auch,<br />

„Wir haben geschaut, welche Zielgruppe<br />

wir bisher außer Acht gelassen haben. So<br />

sind wir auf junge Eltern gekommen.“<br />

Christof Beutgen, Leiter Mitarbeiterentwicklung bei <strong>de</strong>r Deutschen Bahn AG<br />

dass die Ausbildungsinhalte in <strong>de</strong>r<br />

kürzeren Zeit erlernbar sind.“ Erfahrungsgemäß<br />

können diese Zweifel und<br />

Vorbehalte relativ schnell beseitigt wer<strong>de</strong>n.<br />

„Diese Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n sind sehr<br />

engagiert. Sie beißen sich durch und haben<br />

wesentlich geringere Abbruchquoten<br />

als Vollzeitauszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>.“<br />

Straffe Tagesorganisation ist Pflicht<br />

Natürlich müssen Teilzeitauszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

ihren Tag straffer organisieren und oft<br />

mehr leisten als ihre Kollegen, die keine<br />

familiären Verpflichtungen haben. Betty<br />

Holloman (29), die gera<strong>de</strong> eine Teilzeitausbildung<br />

zur Bürokauffrau bei <strong>de</strong>r<br />

Flensburger Fahrzeugbau-Gesellschaft<br />

(FFG) absolviert, erzählt: „Ich komme<br />

später zur Arbeit und gehe früher als<br />

06 / 13 personalmagazin<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong>

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