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38 Management_Konfliktmanagement<br />
Han<strong>de</strong>ln, Lösen, Lernen als Bausteine<br />
<strong>de</strong>s Konfliktmanagements<br />
Aufgebaut wer<strong>de</strong>n kann das System<br />
nach <strong>de</strong>r Devise „Han<strong>de</strong>ln, Lösen und<br />
Lernen“. Der erste Baustein „Han<strong>de</strong>ln“<br />
bestimmt Konfliktanlaufstellen für <strong>de</strong>n<br />
Erstkontakt. Hier wird <strong>de</strong>r Konflikt aufgenommen,<br />
beraten und entschie<strong>de</strong>n,<br />
welches Verfahren eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
soll. Eine solche Anlaufstelle kann beispielsweise<br />
ein Ombudsmann sein, <strong>de</strong>r<br />
relativ autark agiert und das Vertrauen<br />
<strong>de</strong>r Mitarbeiter genießt. Alternativ<br />
kann auch ein Mitarbeiter <strong>de</strong>r Personalabteilung<br />
diese Funktion übernehmen.<br />
Ganz wichtig ist hier die interne Kommunikation,<br />
die die Zugangshür<strong>de</strong>n<br />
möglichst gering hält; Intranet und Mitarbeiterzeitung<br />
sind bei Weitem nicht<br />
ausreichend. „<strong>Als</strong> Ombudsmann wer<strong>de</strong><br />
ich in je<strong>de</strong>m Arbeitsvertrag genannt.<br />
Zu<strong>de</strong>m erhält je<strong>de</strong>r Mitarbeiter unsere<br />
Wertekarte in Scheckkartenformat, auf<br />
<strong>de</strong>r meine Telefonnummer vermerkt<br />
ist. So bin ich für je<strong>de</strong>n direkt erreichbar“,<br />
erläutert aus <strong>de</strong>r Praxis Michael<br />
Bayerlein, Ombudsmann bei Hofmann<br />
Personal.<br />
Der Baustein „Lösen“ beinhaltet die eigentliche<br />
Konfliktbearbeitung durch Kläbausteine<br />
eines Konfliktmanagementsystems<br />
<strong>de</strong>m die interne Kommunikations- und<br />
Feedbackkultur thematisiert wird und<br />
<strong>de</strong>r die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Neugestaltung<br />
<strong>de</strong>r Konfliktkultur <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n<br />
lässt, kann ebenso zur Einführung eines<br />
Konfliktmanagementsystems führen.<br />
In einem mittelständischen Unternehmen<br />
mit etwa 6.000 Mitarbeitern<br />
hat beispielsweise ein Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />
Rechtsabteilung, <strong>de</strong>r eine Weiterbildung<br />
zum Mediator absolviert hat, das<br />
Thema entwickelt und so weit vorangetrieben,<br />
dass er inzwischen als zentrale<br />
Konfliktanlaufstelle agiert. Bei <strong>de</strong>m Personaldienstleister<br />
Hofmann Personal in<br />
Nürnberg war das Thema zunächst bei<br />
<strong>de</strong>r Geschäftsleitung und <strong>de</strong>n Führungskräften<br />
platziert. Mit zunehmen<strong>de</strong>r Größe<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens und <strong>de</strong>m wachsen<strong>de</strong>n<br />
Anspruch an eine Professionalisierung<br />
wur<strong>de</strong> ein entsprechend ausgebil<strong>de</strong>ter<br />
Ombudsmann installiert. Aufgrund ihrer<br />
Funktion und Verantwortlichkeiten sind<br />
es auch oft die Leiter <strong>de</strong>r Personalabteilung,<br />
die die Initiative ergreifen. Im allerbesten<br />
Fall laufen hier sogar Rechts- und<br />
Personalwesen zusammen, wie es bei<br />
Grundig praktiziert wird.<br />
Anfang und Aufbau entschei<strong>de</strong>n über<br />
Akzeptanz und Erfolg <strong>de</strong>s Systems<br />
Wie lässt sich ein Konfliktmanagementsystem<br />
aufbauen und welche Aufgaben<br />
erfüllt es bestenfalls, hat man sich einmal<br />
dafür entschie<strong>de</strong>n? Je nach Unternehmensgröße<br />
und -struktur kann <strong>de</strong>r<br />
Aufbau von einfach und pragmatisch bis<br />
zu hin zu sehr komplex angelegt sein;<br />
die Bandbreite ist sehr groß.<br />
Alle Systeme haben jedoch folgen<strong>de</strong> Aufgabengebiete<br />
mehr o<strong>de</strong>r weniger gemein:<br />
• Etablierung von Konfliktanlaufstellen<br />
• Interne Kommunikation und Verän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s Konfliktverständnisses<br />
• I<strong>de</strong>ntifizieren und Differenzieren von<br />
Konflikten<br />
• Konfliktanalyse und Entscheidung<br />
über die Konfliktlösungsmethodik<br />
• Herbeiführen von konkreten Lösungen,<br />
im besten Fall Setzen von allgemeinen<br />
Verfahrensstandards<br />
Han<strong>de</strong>ln Lösen Lernen<br />
• Kommunikation<br />
• Anlaufstellen<br />
• Verfahrensauswahl<br />
Die drei Elemente eines Konfliktmanagementsystems wer<strong>de</strong>n von unterschiedlichen<br />
Stellen im Unternehmen wahrgenommen. Auch Externe können hilfreich sein.<br />
• Analyse <strong>de</strong>r Konfliktstrukturen und<br />
Eskalationsgra<strong>de</strong> bis hin zu einem<br />
Frühwarnsystem beispielsweise in<br />
Verän<strong>de</strong>rungsprozessen<br />
• Ableitung von Maßnahmen zur Prävention<br />
• Qualitätssicherung <strong>de</strong>r Konfliktbearbeitung<br />
• Kompetenzaufbau<br />
• Konfliktbearbeitung<br />
• Richtlinien<br />
• Dokumentation<br />
• Controlling<br />
• Impulse<br />
• Evaluierung<br />
rungsgespräche, Teamentwicklung bis<br />
hin zur Mediation durch einen externen<br />
Mediator sowie <strong>de</strong>n Aufbau von Konfliktlösungskompetenz<br />
etwa durch mo<strong>de</strong>rierte<br />
Workshops und Seminare.<br />
Der letzte Baustein „Lernen“ ist sicherlich<br />
eine <strong>de</strong>r größten Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s Konfliktmanagements. Denn um die<br />
Akzeptanz <strong>de</strong>r Mitarbeiter in <strong>de</strong>r Fläche<br />
zu erreichen, muss erst eine kritische<br />
Masse von positiven Erfahrungen überwun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Oberstes Gebot ist daher<br />
von Anfang an Vertraulichkeit, sowohl<br />
was <strong>de</strong>n einzelnen Mitarbeiter wie auch<br />
was die jeweilige Führungskraft betrifft.<br />
So können Impulse für die Organisationsentwicklung<br />
gesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Konfikte vom Wertevernichter in<br />
Wertetreiber umwan<strong>de</strong>ln<br />
Bei <strong>de</strong>r Einführung eines Konfliktmanagementsystems<br />
sind je nach Unternehmen<br />
einige Hür<strong>de</strong>n und Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong><br />
zu überwin<strong>de</strong>n. Um nicht gleich zu<br />
Beginn ausgebremst zu wer<strong>de</strong>n, ist es<br />
ratsam, im Vorfeld eine sorgfältige Analyse<br />
vorzunehmen und entsprechend<br />
zu planen. Sind diese Hür<strong>de</strong>n erst einmal<br />
genommen, wird <strong>de</strong>utlich, welches<br />
Potenzial hinter einem Konfliktmanagementsystem<br />
steckt. Professionell gemanagt<br />
wer<strong>de</strong>n Konflikte vom Wertevernichter<br />
zum Wertetreiber.<br />
NICole Musäus-Rausch<br />
ist Seniorberaterin bei <strong>de</strong>r<br />
Internal Relations GmbH und<br />
Wirtschaftsmediatorin.<br />
Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an kristina.en<strong>de</strong>rle@personalmagazin.<strong>de</strong><br />
personalmagazin 06 / 13