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2013 09 22 20010 Projektbericht 5 Bezirke Berlin_final - SFBB

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Bestimmung steuerungsrelevanter Wirkungsindikatoren HzE in <strong>Berlin</strong> (5 <strong>Bezirke</strong>)<br />

Abschlussbericht für das Gesamtprojekt Wirkungsevaluation (2010 bis <strong>2013</strong>)<br />

2 Theoretisch-methodische Grundlagen für eine evidenzbasierte Steuerung von Hilfen<br />

zur Erziehung<br />

2.1 Die Bedeutung der Steuerung im Qualitätsmanagement sozialer Dienstleistungen<br />

Der zentrale Begriff, um den in der sozialen Arbeit und hier speziell in der Jugendhilfe seit fast 20 Jahren gerungen<br />

wird, ist der der „Steuerung“. Gemeint sind damit Modelle und Verfahren, mit denen man auf unterschiedlichen<br />

Verantwortungsebenen gezielt Einfluss auf etwas nehmen kann, das offensichtlich nicht so recht<br />

zu planen und zu lenken ist.<br />

Qualitätsmanagement ist die Summe der planenden, steuernden und prüfenden Aktivitäten, mit denen die<br />

Erfordernisse eines Produktes oder einer Dienstleistung möglichst effektiv und effizient erfüllt werden sollen<br />

(Bruhn, 2003) (Beckmann, 2004) (Dukek & Burmeister, 2012) (Eversheim, 1997) (Meinhold, 1996) (Ebel, 2001)<br />

(Walter Geiger & Willi Kotte, 2008) (Peterander & Speck, 1999). Es umfasst in allen Branchen, die Kundenerwartungen<br />

treffen wollen und müssen, Maßnahmen der Qualitätsentwicklung und der Qualitätssicherung.<br />

Qualitätsentwicklung meint, die Organisation so auszurichten, dass die Qualitätserfordernisse möglichst gut<br />

erfüllt werden, durch Prozesse der Produktplanung und der Produktion sowie durch einen kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozess, der insbesondere durch die Fakten und Daten zur Ergebnisqualität gespeist wird. Qualitätssicherung<br />

meint, die Ressourcen und Prozesse so zu lenken, dass ein Optimum an Ergebnisqualität erreicht<br />

wird. Nach den Modellen umfassender Qualitätsmanagementsysteme werden die Ergebnisse bei den<br />

Nutzern und die finanziellen Ergebnisse gemessen und bewertet und in die Organisation als Lernimpulse zurückgemeldet.<br />

In der Untersuchung zur Erprobung von Wirkungskennzahlen in <strong>Berlin</strong> geht es genau um dieses Verständnis.<br />

Steuerung bedeutet in diesem Sinne nicht die retrospektive Erklärung von Wirkungen oder Abweichungen,<br />

sondern die Generierung eines Wissens zu proaktiver Einflussnahme auf ein System zur Erreichung von besten<br />

Ergebnissen zum kleinstmöglichen Preis (Breyer & Zweifel, 1992) (Bruhn, 1999) (Beckmann, 2004) (Jessen u.<br />

a., 2011) (Landes, 2011). Steuerung in diesem Sinne heißt, systematisch Erfahrungswissen dafür zu nutzen, in<br />

Zukunft Gelingenswahrscheinlichkeiten zu erhöhen oder Fehler- oder Misserfolgswahrscheinlichkeiten zu minimieren.<br />

Im <strong>Berlin</strong>er Max-Planck-Institut für Bildungsforschung beschäftigen sich derzeit Wissenschaftler mit der Steuerung<br />

komplexer Systeme unter den Bedingungen von Unbestimmtheit (Gigerenzer, 2011). Letztlich lassen<br />

sich Gewissheiten nicht generieren, wohl aber lassen sich Wahrscheinlichkeiten zukünftiger Ereignisse berechnen<br />

und damit Grundlagen für Entscheidungen in ungewissen Umwelten finden. Die Steuerungsfähigkeit<br />

hängt bei komplexen Systemen unter den Bedingungen der Ungewissheit stark davon ab, wie gut die Steuernden<br />

in der Lage sind, mit Wahrscheinlichkeiten umzugehen („risk literacy“) (Gigerenzer, 2008). Interessanterweise<br />

ist es nicht der Umfang der Informationen, der Entscheidungen besser macht. Dieses widerspricht<br />

einem Trend in der Sozialen Arbeit, dass immer mehr Daten und immer komplexere Modelle gesucht werden,<br />

um zu angeblich besseren Ergebnissen zu führen. Die Empfehlung geht dahin, die entscheidenden Informationen<br />

zu nutzen und daraus praktikable, einfache und effiziente Faustregeln abzuleiten (Heuristiken). Das einzige<br />

Kriterium, das erfüllt werden muss, ist das der Nützlichkeit.<br />

Steuerung setzt eine klare Definition von Zielen voraus. In dem <strong>Berlin</strong>er Projekt gingen wir davon aus, dass<br />

die Ziele von Erziehungshilfe im Grundsatz beschrieben sind. Sie lassen sich ableiten aus den §§ 1 und 27 des<br />

SGB VIII:<br />

1. Junge Menschen sollen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung gefördert werden,<br />

2. Benachteiligungen sollen vermieden oder abgebaut werden,<br />

3. Eltern und andere Erziehungsberechtigte sollen bei der Erziehung beraten und unterstützt werden,<br />

4. Kinder und Jugendliche sind vor Gefahren für ihr Wohl zu schützen,<br />

5. es sollen positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien sowie eine kinder- und<br />

familienfreundliche Umwelt erhalten oder geschaffen werden.<br />

Auf den unterschiedlichen Steuerungsebenen kommen gegebenenfalls weitere Steuerungsziele hinzu.<br />

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