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30 jahre horizont award

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18 UNTERNEHMENSMANN DES JAHRES<br />

Hier kocht der Chef selbst: Im Preisträgerfilm spielt McDonald’s-Chef Bane Knezevic den Gastwirt<br />

hälter bereits seit einigen Jahren kaum gestiegen“,<br />

erinnert sich Knezevic. Der Grund dafür:<br />

Nach dem Auslaufen des Tarifvertrags 2001 hatte<br />

es keine neue Einigung gegeben und so entfielen<br />

die regelmäßigen Gehaltserhöhungen. Die<br />

Fronten zwischen Bundesverband der Systemgastronomie<br />

und der Gewerkschaft seien völlig<br />

verhärtet gewesen: „Gutes und faires Personalmanagement<br />

waren und sind für mich jedoch<br />

Grundlage des Erfolgs. Wir haben dann 2007<br />

selbst die Gehälter erhöht und Ende des Jahres<br />

kam dann, auch auf unser drängendes Engagement<br />

hin, ein neuer Tarifvertrag zustande.“<br />

Hinter solchen Maßnahmen, wie auch<br />

hinter der preisgekrönten Employer-Branding-<br />

Kampagne steckt natürlich geschäftliches Kalkül.<br />

McDonald’s steht in einem tendenziell kleiner<br />

werdenden Pool an geeigneten Arbeitskräften in<br />

einem immer schärfer werdenden Wettbewerb.<br />

Doch wenn Knezevic McDonald’s in den Werbefilmen<br />

als Arbeitgeber bewerben lässt, der alle<br />

seine Mitarbeiter für High Potentials hält, ist das<br />

mehr als unverbindliches Werbegeklingel. Knezevic<br />

war einmal selbst einer von den Teilzeitjobbern<br />

hinter der Theke. Während seines Jurastudiums<br />

in London finanzierte er seinen Aufenthalt<br />

als Restaurant-Mitarbeiter bei McDonald’s.<br />

Der Erstkontakt hinterließ einen bleibenden<br />

Eindruck. Denn nach dem Ende seines Studiums<br />

zog es den frischgebackenen Nachwuchsanwalt<br />

schon nach kurzer Zeit wieder zurück zum Fastfood-Konzern:<br />

„Der berufliche Alltag von Junganwälten<br />

ist viel langweiliger, als man glauben<br />

mag. Leider bestand oft genug die größte Herausforderung<br />

im Kaffee holen.“<br />

Viel Langeweile dürfte Knezevic seit seinem<br />

Amtsantritt in Deutschland nicht mehr verspürt<br />

haben. Vor sieben Jahren übernahm er eine<br />

Restaurantmarke, die seit 2001 nur Krisen<strong>jahre</strong><br />

erlebt hatte. Das Problem war kein exklusiv<br />

deutsches, wie Knezevic betont: „McDonald’s<br />

hatte damals den Blick fürs Wesentliche verloren.<br />

Wir mussten uns wieder auf den Kern unserer<br />

Marke konzentrieren.“ Doch auch in Deutschland<br />

mussten Lösungen gefunden werden,<br />

und zwar schnell.<br />

Seitdem geht es nicht nur für McDonald’s<br />

Deutschland kontinuierlich aufwärts, der Markt<br />

liefert auch eine beachtliche Zahl von Impulsen<br />

für die Marke insgesamt. Den Erfolgsclaim „Ich<br />

liebe es“ lieferte die Münchner Agentur Heye &<br />

Partner. Das Erfolgskonzept McCafé entwickelte<br />

Knezevic aus einem Phänomen, das er in Australien<br />

beobachtet hatte. Dort hatten Restaurantbetreiber<br />

mit Kaffeespezialitäten großen Erfolg.<br />

In Europa war McDonald’s mit einem ähnlichen<br />

Angebot gescheitert. Knezevic ließ sich davon<br />

nicht beeindrucken, überarbeitete die Idee noch<br />

einmal komplett und setzte die McCafés gegen<br />

die anfängliche Skepsis der Londoner Europazentrale<br />

durch. McCafé wurde zum Erfolg, andere<br />

europäische Länder folgten. Vor drei Jahren ist<br />

die europäische Kaffeewelle sogar im McDonald’s-Heimatmarkt<br />

USA angekommen. Ein<br />

besserer Beleg für Knezevics Credo „Gute Ideen<br />

sind nichts wert, wenn sie nicht konsequent umgesetzt<br />

werden“ ist eigentlich nicht vorstellbar.<br />

Ähnlich selbstbewusst servierte er auch die<br />

Erfolgsidee „Mein Burger“. Die Crowdsourcing-<br />

Aktion, die Knezevic nicht zuvor in der Marktforschung<br />

getestet hatte, entwickelte sich mit<br />

116000 Einreichungen schon im ersten Jahr zum<br />

digitalen Erfolg und ist jetzt internationaler Best<br />

Case. Neun weitere Länder haben das Konzept<br />

übernommen. Doch Knezevic feilt schon an<br />

neuen Ideen, um auch 2013 den Deutschen wieder<br />

Appetit auf McDonald’s zu machen. Schließlich<br />

sind nicht alle so traditionsbewusste Markenfans<br />

wie er selbst. Wenn es um sein eigenes<br />

Mittagessen geht, sucht er ausnahmsweise nicht<br />

zuerst die neuen Ideen, sondern greift bevorzugt<br />

zu den Klassikern wie Cheeseburger, Royal TS<br />

oder Chicken McNuggets.<br />

SANTIAGO CAMPILLO-LUNDBECK<br />

DAS LUKRATIVE MILLIARDENGESCHÄFT RUND UM DEN BURGER<br />

Von seinen Anfangszeiten, als Werbetestimonial<br />

Thomas Gottschalk augenzwinkernd andeutete,<br />

dass ja eigentlich niemand zu McDonald’s gehe,<br />

ist der Fastfood-Konzern heute Licht<strong>jahre</strong> entfernt.<br />

Mit einem Nettoumsatz von 3,2 Milliarden<br />

Euro, 1415 Restaurants und 64000 Mitarbeitern<br />

ist McDonald’s mit deutlichem Abstand der wichtigste<br />

Gastronomiebetreiber und akzeptierter Bestandteil<br />

im Alltag vieler Deutschen. Rund eine<br />

Milliarde Kundenbesuche konnte die Marke mit<br />

den goldenen Bögen 2011verzeichnen.<br />

Bemerkenswert daran ist, dass es McDonald’s seit<br />

Jahren gelingt, in einem eigentlich überbesetzten<br />

Die Erfolgsstory der McCafés begann in Deutschland<br />

Markt kontinuierlich zu wachsen. Seit Knezevics<br />

Amtsantritt stieg der Nettoumsatz um rund<br />

1 Milliarde Euro. Wesentlicher Erfolgstreiber ist<br />

die McDonald’s-Strategie, neue Tageszeiten und<br />

Produktkategorien mit dem eigenen Sortiment zu<br />

erschließen. Einen Quantensprung stellte dabei<br />

die Etablierung der McCafés dar, von denen es<br />

mittlerweile 783 Niederlassungen in Deutschland<br />

gibt. Doch das Potenzial scheint noch nicht<br />

ausgeschöpft. So nahm McDonald’s gerade erst<br />

das asiatische Trendgetränk Bubble-Tea ins Sortiment<br />

auf und testet in Österreich das Potenzial<br />

von Asia-Nudeln.<br />

HORIZONT MAGAZIN JANUAR 2013

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