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44 MEDIENKONGRESS<br />
FOTO: FRIEDEMANN VOGEL / GETTY IMAGES<br />
„Hätten wir uns nur auf<br />
Instrumentarien verlassen,<br />
die die Historie betrachten,<br />
wäre ‚Thank you, Mum‘<br />
vermutlich nie entstanden“<br />
„Die Universalformel<br />
für die ROI-Ermittlung<br />
gibt es einfach nicht“<br />
„Up-to-date halten<br />
funktioniert am<br />
besten durch<br />
People Rotation“<br />
Susanne Kunz,<br />
Procter & Gamble<br />
Frank Sahler,<br />
Hornbach<br />
Christian Deuringer,<br />
Allianz<br />
nur aus, wie man auf der letzten Teilstrecke gearbeitet<br />
hat. Doch der Blick über die Schulter<br />
und der Blick auf die kurzfristigen Effekte helfe<br />
nur bedingt. Um langfristig erfolgreich zu sein,<br />
müsse man eine Balance aus Wissen, Effektivität,<br />
Kundenverständnis und Mut zur Innovation finden,<br />
rät Kunz. „Hätten wir uns nur auf Instrumentarien<br />
verlassen, die die Historie betrachten,<br />
wäre eine Kampagne wie ‚Thank you, Mum‘ vermutlich<br />
nie entstanden.“ Wegen solcher Erfahrungen<br />
lohnt sich für Christian Deuringer, Head<br />
of Global Brand Management Allianz, die Arbeit<br />
mit Analysen, Modellen und Trackingmethoden.<br />
Die Ergebnisse beruhigen bisweilen kritische<br />
Controller und nachfragende Vorstände. „Das<br />
gibt dem Marketing die Freiheit, etwas experimenteller<br />
zu sein“, sagt Deuringer.<br />
Trotzdem wissen die Marketiers, dass der<br />
Rucksack nicht leichter wird. Im Gegenteil. Er<br />
scheuert immer mal wieder und bringt einen<br />
kräftig zum Schwitzen, weil neue Gepäckstücke<br />
hinzukommen. Mobile etwa oder weitere Medien,<br />
die neu entstehen und die der Kunde in der<br />
Zukunft wieder anders nutzen wird als das bisherige<br />
Angebot. „Ich persönlich finde, man ist<br />
nicht in der Lage, mit den ganzen Entwicklungen<br />
Schritt zu halten“, sagt auch Susanne Kunz. Eine<br />
Chance zum Atemenholen sind allenfalls Stopps<br />
bei Weiterbildungen und Trainingsprogrammen.<br />
Doch für Kunz birgt das die Gefahr, dass<br />
man am Ende nur an der Oberfläche bleibt. Sie<br />
setzt stattdessen auf die Zusammenarbeit mit<br />
Spezialisten, Agenturen und Partnern. Sie übernehmen<br />
den Part des Lotsen und des Sherpa<br />
gleichermaßen.<br />
Zum Bergführer eignen sich aber auch die<br />
eigenen Mitarbeiter. „Up-to-date halten funktioniert<br />
am besten durch People Rotation“, sagt<br />
Christian Deuringer. Über den Einsatz der neuen<br />
Technologien erfahre er am meisten, wenn er<br />
seinen brasilianischen Kollegen drei Monate für<br />
ein Projekt an den Allianz-Konzernsitz nach<br />
München hole. Oder er besucht seinen indischen<br />
Kollegen, weil der sehr viel über mobile Ansprache<br />
weiß, da es auf dem Subkontinent lange kein<br />
stationäres Internet gab. Für Frank Sahler ist die<br />
Mischung aus beidem die beste Lösung, weil er<br />
sich für jede Disziplin und jede technische Neuerung<br />
ohnehin keinen Spezialisten leisten kann.<br />
„Wir als CMO müssen ein Orchester aus internen<br />
und externen Kräften zusammenstellen<br />
und dafür sorgen, dass am Ende ein Lied dabei<br />
rauskommt.“ Dennoch ist wohl auch mehr<br />
Coolness gefragt. Das Ziel ist immer noch der<br />
Kunde. Von der zunehmenden Last auf dem Rücken<br />
sollte sich jedenfalls keiner verrückt machen<br />
lassen. Das rät Anders Sundt Jensen, Leiter<br />
Markenkommunikation von Mercedes-Benz:<br />
„Wenn du einen Gipfel erklimmen willst und es<br />
fängt an zu regnen, dann ziehst du halt eine<br />
Regenklamotte an und erklimmst trotzdem den<br />
Gipfel.“ Dadurch wird ganz nebenbei auch der<br />
Rucksack ein wenig leichter. MICHAEL REIDEL<br />
HORIZONT MAGAZIN JANUAR 2013