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Krebsforschung in der Schweiz - Krebsliga Schweiz

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Rothermundt Christian | Das Diabetes-Medikament<br />

Metform<strong>in</strong> im E<strong>in</strong>satz gegen das Fortschreiten<br />

des Prostatakarz<strong>in</strong>oms: e<strong>in</strong>e Studie <strong>der</strong> SAKK<br />

(KFS 02641-08-2010)<br />

Metform<strong>in</strong> <strong>in</strong> castration-resistant prostate cancer: a<br />

multicentre phase II trial conducted by the Swiss Group<br />

for Cl<strong>in</strong>ical Cancer Research (SAKK 08 /09)<br />

Studienziel<br />

Ziel <strong>der</strong> multizentrischen Phase-II-Studie war es, Wirksamkeit<br />

und Verträglichkeit von Metform<strong>in</strong> bei Patienten mit<br />

langsam fortschreitendem kastrationsresistentem Prostatakarz<strong>in</strong>om<br />

(CRPC) zu untersuchen. Bei dieser Behandlung<br />

stehen die Stabilisierung <strong>der</strong> Erkrankung und ihrer Symptome<br />

im Vor<strong>der</strong>grund. Als Zusatzprojekte wurden Stoffwechselverän<strong>der</strong>ungen<br />

durch Metform<strong>in</strong> analysiert. Metform<strong>in</strong><br />

ist e<strong>in</strong> Biguanid und wird zur Therapie des Diabetes<br />

mellitus e<strong>in</strong>gesetzt. Es handelt sich um e<strong>in</strong> kostengünstiges<br />

und nebenwirkungsarmes Medikament. Metform<strong>in</strong> kann<br />

e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>hibierenden Effekt auf die Zellproliferation ausüben<br />

und die negativen Effekte <strong>der</strong> Hormonentzugstherapie<br />

beim metastasierten Prostatakarz<strong>in</strong>om rückgängig<br />

machen.<br />

Methode und Vorgehen<br />

An <strong>der</strong> Studie konnten Patienten mit metastasiertem Prostatakarz<strong>in</strong>om<br />

und nachgewiesener Krankheitspro gredienz<br />

unter m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Hormontherapie (Orchiektomie<br />

o<strong>der</strong> LHRH-Agonist) sowie langsamer Krankheitsdynamik<br />

teilnehmen. Die Weiterführung <strong>der</strong> LHRH-Agonisten-<br />

Therapie bei nicht chirurgisch kastrierten Patienten war<br />

vor geschrieben. Die Patienten erhielten Metform<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dosierung von 1000 mg zweimal täglich.<br />

Primärer Endpunkt <strong>der</strong> Studie war das progressionsfreie<br />

Überleben (PFS) nach 12 Wochen.<br />

Resultate<br />

Insgesamt wurden 44 Patienten zwischen Dezember 2010<br />

bis Dezember 2011 <strong>in</strong> die Studie e<strong>in</strong>geschlossen. Es wurden<br />

206 4-Wochen-Zyklen Metform<strong>in</strong> verabreicht, Median<br />

3,5 (1– 13). Sechzehn Patienten (36,4 %, 95 % CI:<br />

22,4 %–52,2 %) hatten nach 12 Wochen e<strong>in</strong>e stabile Erkrankung.<br />

Vier Patienten (9,1 %, 95 % CI: 2,5 %– 21,7 %)<br />

waren progressionsfrei nach 24 Wochen. Das mediane PFS<br />

betrug 2,79 Monate (0,3 – 12,5).<br />

Nutzen für die Patienten<br />

Metform<strong>in</strong> hat e<strong>in</strong>e mo<strong>der</strong>ate Aktivität bei Patienten mit<br />

CRPC und weist nur ger<strong>in</strong>ge Toxizität auf. Bei <strong>der</strong> Mehrzahl<br />

<strong>der</strong> Patienten kommt es zu e<strong>in</strong>er Verlangsamung des<br />

PSA-Anstiegs. Bei den metabolischen Analysen zeigt sich<br />

e<strong>in</strong>e diskrete Abnahme <strong>der</strong> Glukose, des Insul<strong>in</strong>s und von<br />

IGF-1 nach 12 Wochen Therapie mit Metform<strong>in</strong>. Metform<strong>in</strong><br />

kann aufgrund dieser Daten nicht als alle<strong>in</strong>ige Therapie<br />

des CRPC empfohlen werden. Geplant ist aber e<strong>in</strong>e<br />

Studie zur Evaluation des E<strong>in</strong>satzes von Metform<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em früheren Erkrankungsstadium.<br />

Projektverantwortlicher<br />

Dr. med. Christian Rothermundt<br />

Fachbereich Onkologie /Hämatologie<br />

Kantonsspital St. Gallen<br />

CH-9007 St. Gallen<br />

christian.rothermundt@kssg.ch<br />

Skoda Radek C. | Die Pathogenese von myeloproli -<br />

ferativen Erkrankungen (KLS 02398-02-2009)<br />

The pathogenesis of myeloproliferative disor<strong>der</strong>s<br />

Myeloproliferative Neoplasmen (MPN) s<strong>in</strong>d Blutkrankheiten,<br />

die mit e<strong>in</strong>er Vermehrung von weissen und roten<br />

Blutzellen sowie von Blutplättchen e<strong>in</strong>hergehen und sich<br />

zu e<strong>in</strong>er akuten Leukämie entwickeln können. Bei rund<br />

drei Viertel <strong>der</strong> Patienten mit MPN haben wir <strong>in</strong> den blutbildenden<br />

Stammzellen e<strong>in</strong>e somatische Mutation im Gen<br />

für das signalübermittelnde Enzym Janus-K<strong>in</strong>ase 2 (JAK2)<br />

entdeckt.<br />

Diese Mutation erhöht die enzymatische Aktivität von<br />

JAK2, was zur erhöhten Empf<strong>in</strong>dlichkeit <strong>der</strong> Blutzellen<br />

gegenüber Wachstumssignalen führt. Sie ist damit kausal<br />

an <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Krankheit beteiligt. Gegen das<br />

mutierte JAK2-Prote<strong>in</strong> konnten Hemmstoffe entwickelt<br />

werden, die heute als Medikamente zur Behandlung<br />

dieser Erkrankungen e<strong>in</strong>gesetzt werden. Der Effekt dieser<br />

JAK2-Inhibitoren kann aber die MPN-Krankheit nicht<br />

heilen. In dieser Studie haben wir e<strong>in</strong> Mausmodell für<br />

MPN entwickelt, dem die gleiche JAK2-Mutation zugrunde<br />

liegt, die auch bei Menschen MPN verursacht.<br />

In diesem vorkl<strong>in</strong>ischen MPN-Modell können wir jetzt<br />

JAK2-Inhibitoren sowie Komb<strong>in</strong>ationen mit an<strong>der</strong>en Therapien<br />

untersuchen. Dies ermöglicht es, die Suche nach<br />

effizienteren Therapieansätzen zu beschleunigen und die<br />

richtigen Komb<strong>in</strong>ationen für kl<strong>in</strong>ische Tests auszusuchen.<br />

Zusätzlich haben wir bei e<strong>in</strong>er familiär vererbten Form<br />

von MPN e<strong>in</strong>e neue Genmutation gefunden, die e<strong>in</strong>e Prädisposition<br />

für MPN darstellt. Diese Mutation wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Folgeprojekt weiter untersucht.<br />

Projektverantwortlicher<br />

Prof. Dr. med. Radek C. Skoda<br />

Experimentelle Hämatologie<br />

Departement Biomediz<strong>in</strong><br />

Universitätsspital Basel<br />

CH-4031 Basel<br />

radek.skoda@unibas.ch<br />

Zeller Rolf | Analyse <strong>der</strong> Signalregulation während des<br />

Medulloblastom-Wachstums (OCS 02368-02-2009)<br />

Functional analysis of modulators of SHH pathway<br />

activity dur<strong>in</strong>g the formation of medulloblastomas:<br />

a mechanistic study with cl<strong>in</strong>ical relevance<br />

Studienskizze<br />

Medulloblastome des Kle<strong>in</strong>hirns gehören zu den häufigsten<br />

und aggressivsten Gehirntumoren bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Die<br />

e<strong>in</strong>zig mögliche Therapie besteht aus operativer Entfernung<br />

des Tumors <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Bestrahlungs- und /<br />

o<strong>der</strong> Chemotherapie. Aber selbst erfolgreiche Operationen<br />

führen häufig zu Langzeitschäden. Wir haben gezeigt,<br />

dass etwa 90 % aller Biopsien von menschlichen<br />

Medulloblastomen (MB) e<strong>in</strong>en natürlich vorkommenden<br />

Protease<strong>in</strong>hibitor, Serp<strong>in</strong>E2 /PN-1, <strong>in</strong> abnormal grossen<br />

Mengen produzieren. Diese PN-1-Überexpression korreliert<br />

mit dem humanen SHH-MB-Subtyp. PN-1 wird auch<br />

im SHH-MB-Mausmodell, <strong>der</strong> sogenannten Ptch1-heterozygoten<br />

Maus, <strong>in</strong> abnormal grossen Mengen produziert.<br />

Daher haben wir untersucht, ob und wann Serp<strong>in</strong>E2 /PN-1<br />

für die Medulloblastombildung nötig ist, und ob dieser<br />

extrazelluläre Faktor e<strong>in</strong> mögliches Zielprote<strong>in</strong> zur Entwicklung<br />

von neuen molekularen Therapien se<strong>in</strong> könnte.<br />

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