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Krebsforschung in der Schweiz - Krebsliga Schweiz

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Psychosoziale Forschung<br />

Präsentation <strong>der</strong> abgeschlossenen Forschungsprojekte 2012<br />

Texte <strong>in</strong> Orig<strong>in</strong>alsprache<br />

Bernhard Jürg | Erythropoiese-stimulierende Agenzien<br />

und Lebensqualität bei Krebskranken<br />

(OCS 02232­04­2008)<br />

Erythropoiesis-stimulat<strong>in</strong>g agents and quality of life <strong>in</strong><br />

cancer patients: <strong>in</strong>dividual patient data meta-analysis<br />

based on randomized controlled trials<br />

Studienziel<br />

Erythropoiese­stimulierende Agenzien (ESA) reduzieren<br />

den Bedarf an Transfusionen von roten Blutkörperchen<br />

und können die Lebensqualität von Krebskranken verbessern.<br />

ESA erhöhen allerd<strong>in</strong>gs das Risiko für thromboembolische<br />

Ereignisse und die Sterblichkeit während <strong>der</strong><br />

aktiven Behandlungsphase. Es gibt zudem H<strong>in</strong>weise, dass<br />

sie auch die Überlebenszeit verkürzen. Bisherige Meta­<br />

Analysen haben gezeigt, dass ESA tatsächlich müdigkeitsbezogene<br />

Symptome reduzieren. Diese Meta­Analysen<br />

basierten allerd<strong>in</strong>gs auf wenigen veröffentlichten Studien.<br />

Unveröffentlichte Daten wurden nicht berücksichtigt, sodass<br />

e<strong>in</strong>e zu positive Darstellung <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> ESA auf<br />

die Lebensqualität nicht ausgeschlossen werden kann. Wir<br />

wollten mit e<strong>in</strong>er Meta­Analyse <strong>in</strong>dividueller Patientendaten<br />

aus veröffentlichten und unveröffentlichten randomisiert­kontrollierten<br />

Studien die Wirkung von ESA auf die<br />

Lebensqualität von Krebskranken umfassend kritisch beurteilen<br />

und quantifizieren.<br />

Methoden<br />

Wir schlossen randomisiert­kontrollierte Studien e<strong>in</strong>, welche<br />

die Wirkung von ESA auf die Lebensqualität von<br />

Krebskranken untersuchten. Die Studien wurden mit <strong>der</strong><br />

Durchsicht elektronischer Datenbanken identifiziert (bis<br />

Januar 2011). Wir führten Meta­Analysen von müdigkeits­<br />

und anämiebezogenen Symptomen durch, wie sie<br />

von Patienten anhand <strong>der</strong> Subskalen FACT­Fatigue und<br />

FACT­Anemia (primäre Ergebnisse) o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er validierter<br />

Skalen e<strong>in</strong>geschätzt wurden. Wir erhielten ke<strong>in</strong>e Erlaubnis,<br />

<strong>in</strong>dividuelle Patientendaten zu benützen. Stattdessen<br />

analysierten wir die Daten auf Gruppenebene. Wir<br />

schlossen publizierte und unpublizierte Daten von kl<strong>in</strong>ischen<br />

Studienberichten mit e<strong>in</strong>.<br />

Resultate<br />

Wir berücksichtigten 37 Studien mit 10 581 randomisierten<br />

Patienten. Für FACT­Fatigue (23 Studien, n = 6108)<br />

war die Wirkung <strong>der</strong> ESA statistisch signifikant, jedoch<br />

unter dem Schwellenwert für e<strong>in</strong>en kl<strong>in</strong>isch bedeutenden<br />

Unterschied. Die Resultate für FACT­Anemia (14 Studien,<br />

n=2765) zeigten e<strong>in</strong>e positive, statistisch signifikante und<br />

kl<strong>in</strong>isch bedeutende Wirkung von ESA auf anämiebezogene<br />

Symptome. Wir stellten e<strong>in</strong> selektives Berichten von<br />

FACT­Anemia­Ergebnissen fest: Unpublizierte Daten, die<br />

aus kl<strong>in</strong>ischen Studienberichten stammten, zeigten – verglichen<br />

mit publizierten Daten – im Durchschnitt kle<strong>in</strong>ere<br />

Behandlungseffekte. Bei Patienten, die e<strong>in</strong>e Chemotherapie<br />

erhielten, war <strong>der</strong> Unterschied aufgrund von ESA<br />

unterhalb des Schwellenwerts für e<strong>in</strong>en kl<strong>in</strong>isch bedeutenden<br />

Unterschied für FACT­Fatigue und oberhalb für<br />

FACT­Anemia (beide statistisch signifikant).<br />

Schlussfolgerung<br />

Bei Krebskranken, beson<strong>der</strong>s bei denjenigen, die e<strong>in</strong>e Chemotherapie<br />

erhielten, fanden wir, dass ESA e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e,<br />

jedoch kl<strong>in</strong>isch bedeutende Verbesserung von anämiebezogenen<br />

Symptomen bewirken. Für müdigkeitsbezogene<br />

Symptome erreichte die Wirkung den Schwellenwert<br />

für e<strong>in</strong>en kl<strong>in</strong>isch bedeutenden Unterschied <strong>in</strong>sgesamt<br />

nicht. Bei Patienten, die mit e<strong>in</strong>em kurativen Ansatz<br />

behandelt werden, ist es unwahrsche<strong>in</strong>lich, dass <strong>der</strong> beobachtete<br />

Nutzen die negativen Auswirkungen von ESA<br />

(erhöhte Sterblichkeit und vermehrt thromboembolische<br />

Ereignisse) aufwiegt.<br />

Projektverantwortlicher<br />

Prof. Dr. Jürg Bernhard<br />

Universitätskl<strong>in</strong>ik für Mediz<strong>in</strong>ische Onkologie<br />

Inselspital, Universitätsspital Bern<br />

CH­3010 Bern<br />

juerg.bernhard@<strong>in</strong>sel.ch<br />

Kiss Alexan<strong>der</strong> | E<strong>in</strong>e achtsamkeitsbasierte kognitive<br />

Verhaltens<strong>in</strong>tervention zur Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

bei Depression und Fatigue von Patienten nach<br />

Stammzelltransplantation (OCS 02400­02­2009)<br />

A cognitive-behavioural m<strong>in</strong>dfulness <strong>in</strong>tervention to<br />

improve health-related quality of life, depression and<br />

fatigue among long-term haematopoietic stem cell<br />

transplant survivors<br />

Die achtsamkeitsbasierte Intervention (M<strong>in</strong>dfulness­<br />

Based Intervention, MBI) ist e<strong>in</strong> achtwöchiges Gruppenprogramm<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität, das sich<br />

bei Patient<strong>in</strong>nen und Patienten mit chronischen Krankheiten<br />

bewährt hat.<br />

Mit dieser Studie haben wir untersucht, ob MBI bei Patienten,<br />

die vor m<strong>in</strong>destens sechs Monaten e<strong>in</strong>e Stammzelltransplantation<br />

(HSCT) hatten, machbar ist und die gesundheitsbezogene<br />

Lebensqualität (Leistungsvermögen,<br />

positive und negative Stimmungen, Kontaktvermögen,<br />

Fähigkeit das Leben zu geniessen) verbessern und Depression,<br />

Fatigue und Angst l<strong>in</strong><strong>der</strong>n kann. Die 65 Patienten,<br />

die an <strong>der</strong> Studie teilnehmen konnten, wählten zwischen<br />

<strong>der</strong> experimentellen Intervention (MBI) und «Augmented<br />

Optimal Medical Care» (AOMC), die als Kontrolle diente.<br />

Studienteilnehmer ohne Behandlungspräferenz wurden<br />

e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> beiden Behandlungen randomisiert zugeteilt.<br />

Die AOMC be<strong>in</strong>haltete nebst e<strong>in</strong>er optimalen mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Regelversorgung zusätzlich 15 bis 30 M<strong>in</strong>uten<br />

telefonische psychosoziale Beratung durch e<strong>in</strong>e Psychoonkolog<strong>in</strong>,<br />

zweimal monatlich während <strong>der</strong> achtwöchigen<br />

Interventionsphase. Messungen wurden vor (T1),<br />

nach (T2) sowie drei Monate nach <strong>der</strong> Intervention (T3)<br />

durchgeführt. Der primäre Endpunkt war T2.<br />

Unsere Resultate zeigen positive Auswirkungen von MBI<br />

auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität, Angst und<br />

Depression zum Zeitpunkt T2, während AOMC ke<strong>in</strong>en<br />

Effekt hatte. Fatigue wurde durch ke<strong>in</strong>e <strong>der</strong> beiden Interventionen<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Zum Zeitpunkt T3 zeigten sich po­<br />

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