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Krebsforschung in der Schweiz - Krebsliga Schweiz

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E<strong>in</strong> grosser Vorteil dieser Technologien liegt dar<strong>in</strong>,<br />

dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Untersuchungsgang das vorhandene<br />

Tumormaterial auf zahlreiche genetische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen untersucht werden kann. So kann<br />

beispielsweise das aus den Bronchien gewonnene<br />

Material e<strong>in</strong>es Adenokarz<strong>in</strong>oms <strong>der</strong> Lunge gleichzeitig<br />

auf das Vorliegen mehrerer Mutationen und<br />

Translokationen (Verschiebungen ganzer Chromosomenabschnitte)<br />

analysiert werden. Dabei lässt sich<br />

nicht nur relativ rasch eruieren, welche krebsspezifischen<br />

Genverän<strong>der</strong>ungen vorliegen, son<strong>der</strong>n auch,<br />

wie heterogen diese <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> diversen Zellen<br />

<strong>der</strong> Tumorprobe vorkommen. Aufgrund dieser Analysen<br />

kann entschieden werden, welche chirurgischen,<br />

strahlentherapeutischen und medikamentösen<br />

Therapien <strong>in</strong> Betracht kommen und <strong>in</strong> welcher<br />

Reihenfolge und Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>e<br />

optimale Wirkung erwarten lässt.<br />

Chancen und Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> grossen Herausfor<strong>der</strong>ungen beim E<strong>in</strong>satz<br />

mo<strong>der</strong>ner molekularer Techniken wie dem «next<br />

generation sequenc<strong>in</strong>g» liegt dar<strong>in</strong>, dass momentan<br />

noch zu wenige Erfahrungen vorliegen, wie die Mediz<strong>in</strong><br />

mit den generierten Informationen umgehen soll.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Fällen, bei denen genetische Fehler<br />

nur <strong>in</strong> sehr wenigen Tumorzellen (im Extremfall <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen Tumorzelle) nachgewiesen werden,<br />

ist die Relevanz des Diagnoseresultats für das Fortschreiten<br />

und die Therapie des Tumors noch ungeklärt.<br />

Hier besteht noch grosser Forschungs bedarf,<br />

vor allem im Rahmen prospektiver kl<strong>in</strong>ischer Studien.<br />

In diesem Zusammenhang s<strong>in</strong>d diverse Fragen zu klären:<br />

Welche Voraussetzung muss e<strong>in</strong>e Tumorprobe<br />

erfüllen, damit sie als repräsentativ gilt? Genügen<br />

wenige Zellen, die beispielsweise bei e<strong>in</strong>er endosonografisch<br />

gesteuerten Fe<strong>in</strong>nadelpunktion von e<strong>in</strong>em<br />

Tumorareal entnommen wurden, für die Bestimmung<br />

prädiktiver, prognostischer und pharmakodynamischer<br />

Biomarker? Erlaubt die Untersuchung <strong>der</strong> Heterogenität<br />

des Primärtumors Rückschlüsse auf die Eigenschaften<br />

neu entdeckter Metastasen o<strong>der</strong> müssen<br />

diese erneut analysiert werden?<br />

Obwohl pr<strong>in</strong>zipiell für diese mo<strong>der</strong>nen Untersuchungen<br />

rout<strong>in</strong>emässig entnommenes und fixiertes Zellund<br />

Gewebematerial verwendet werden kann, hat<br />

sich gezeigt, dass je nach Materialmenge und -verarbeitung<br />

unterschiedlich gute Resultate erzielt werden.<br />

3 Das Problem ist, dass bisher ke<strong>in</strong>e standardisierten<br />

und zertifizierten Protokolle für diese<br />

Verfahren existieren. Auch s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit für die neuesten<br />

Sequenzierungsmethoden noch ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stitutionenübergreifenden<br />

Qualitätssicherungen wie R<strong>in</strong>gversuche<br />

etabliert.<br />

Offensichtlich ist aber auch das grosse Potenzial <strong>der</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen Krebsdiagnostik. Dank <strong>der</strong> Sequenzierung<br />

des gesamten Tumorgenoms bzw. aller prote<strong>in</strong>kodierenden<br />

DNA-Abschnitte wird es <strong>in</strong> Zukunft möglich<br />

se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuellen Tumoren nicht nur die durchschnittlich<br />

zwei bis acht «Driver-Mutationen», die<br />

für die bösartige Entartung <strong>der</strong> Zellen hauptverantwortlich<br />

s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n auch an<strong>der</strong>e, für die Krebsentwicklung<br />

weniger relevante Genverän<strong>der</strong>ungen<br />

nachzuweisen. 4 Nach diesen sogenannten «Passenger-Mutationen»<br />

hat man bisher nicht gesucht,<br />

obwohl <strong>der</strong>en Vorliegen erhebliche therapeutische<br />

Konsequenzen haben könnte.<br />

Zunehmende Relevanz <strong>der</strong> Pathologie<br />

Für den Pathologen ergibt sich aus diesen Entwicklungen<br />

zum e<strong>in</strong>en, dass er <strong>in</strong> Zukunft die Kl<strong>in</strong>iker<br />

noch mehr <strong>in</strong> voranalytische Aspekte wie Probenwahl<br />

und -aufbewahrung e<strong>in</strong>beziehen muss. Zum<br />

an<strong>der</strong>en muss er aufgrund se<strong>in</strong>er morphologischen<br />

Expertise entscheiden, welche Probenanteile ausreichend<br />

Tumorzellmaterial für die weiterführenden<br />

Untersuchungen enthalten. Zentral ist ausserdem,<br />

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