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Ausgabe 06 - Goethe-Universität

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Hannes Ahbe: Die Kunst, einen Tag zu fliehen<br />

21<br />

fig Passagiere, die sich in kleinen Grüppchen zusammengetan haben und die an Bord gekauften<br />

Alkoholvorräte gemeinsam verzehren.<br />

Busse der Reederei<br />

Sollten die Passagiere nicht in Stockholm oder unmittelbarer Umgebung leben, kümmern sich die<br />

Reedereien um die individuelle Anreise zum Hafen. Die Kreuzfahrtlinien besitzen jeweils beachtliche<br />

Busflotten. Bei der Buchung hat der Passagier die Möglichkeit –in der Regel kostenfrei –<br />

eine Busanreise aus der Heimatstadt zu ordern. Am Abreisetag wird der Passagier dann per Bus<br />

nach Stockholm zum Abfahrthafen gebracht. Viking Line steuert beispielweise allein in Schweden<br />

über 60 verschiedene Orte an. Auch in Finnland werden große Landesteile mit Busverbindungen<br />

durch die Reederei abgedeckt. Tallink/Silja und Birka Cruises betreiben ebenso eigene oder gecharterte<br />

Busse. In den Bussen gibt es die Möglichkeit Bestellungen für den Tax Free Shop aufzugeben.<br />

Dabei füllt der Gast eine Bestellkarte aus und übergibt sie dem Busfahrer. Dieser kümmert<br />

sich dann anschließend darum, dass die Bestellung nach Rückkehr des Schiffes in den Bus<br />

gebracht wird. Einige Passagiere reisen aber auch mit dem eigenen Auto oder dem Taxi an. Im<br />

Terminal kommen die Schifffahrtspassagiere daher das erste Mal miteinander in Kontakt. Das<br />

Publikum der Passagiere wird nach und nach „tröpfchenweise“ (Knoblauch 1988) zu einer<br />

Schiffsgemeinschaft.<br />

Passagiere<br />

Die Teilnehmer der Schifffahrten rekrutieren sich aus verschiedenen Gruppen. Die objektive<br />

äußerliche Gästestruktur unterscheidet sich von einer subjektiven inneren Gästestruktur. Dabei<br />

ist mit der äußeren Struktur der Gäste die objektive Zusammensetzung gemeint, so wie sie mir<br />

erschien. Die innere Struktur meint hingegen die Herstellung und Kategorisierung der Gäste untereinander.<br />

Das werde ich an späterer Stelle noch gesondert vorstellen.<br />

Äußerlich rekrutieren sich die Teilnehmer der Schifffahrten sprichwörtlich aus der Mitte der Gesellschaft.<br />

Auf den Schiffen trifft man Ärzte und Ingenieure ebenso wie die Fabrikarbeiter, Erwerbslose,<br />

Rentner oder Studierende. Ein Großteil der gesellschaftlichen Schichten sind vertreten<br />

72 . Ebenso findet sich äußerlich ein ausgeglichener Teil an Männern und Frauen auf den Schiffen<br />

(obwohl die meisten jungen Männer häufig monieren, es seien zu viele killar 73 an Bord). Außerdem<br />

sind alle Generationen an Bord vertreten: vom Kleinkind bis zum Greis. Die Reisegemeinschaften<br />

habe ich daher als relativ heterogen erlebt.<br />

Differenzieren lassen sich die Gäste hauptsächlich in vier Kategorien: zum Ersten gibt es die<br />

sogenannten Vielfahrer. Sie nutzen mitunter wöchentlich die Schiffe. Meist sind sie im Vielreisenden-Programm<br />

der Reederei organisiert und profitieren dadurch von günstigen Angeboten,<br />

die nur diesen Gästen zugänglich sind. Sie sind es, die das eigentliche Expertenwissen (Maeder &<br />

Honer 1994) über Ticketpreise und Shoppingangebote, Animation, Programm und Künstler an<br />

Bord. Ihnen gegenüber steht zum Zweiten das große Heer der regulären Gaste: die Gelegenheitsfahrer.<br />

Die Kategorie des Gelegenheitsfahrers muss noch einmal in Kreuzfahrer sowie regulär<br />

Reisende unterteilen werden. Die letztere Gruppe nimmt dabei die Transportfunktion der Fähren<br />

!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />

72 Es existiert keine Statistik über die sozioökonomischen Verhältnisse der Kreuzfahrtteilnehmer. Ich kann jedoch<br />

aus eigener Erfahrung bestätigen(sofern mich keiner meine Gesprächspartner belogen hat) dass ich mich vielen<br />

Teilnehmern verschiedener „Schichten“ gesprochen habe.<br />

73 Deutsch: ugs. Burschen.<br />

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