Ausgabe 06 - Goethe-Universität
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Hannes Ahbe: Die Kunst, einen Tag zu fliehen<br />
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fig Passagiere, die sich in kleinen Grüppchen zusammengetan haben und die an Bord gekauften<br />
Alkoholvorräte gemeinsam verzehren.<br />
Busse der Reederei<br />
Sollten die Passagiere nicht in Stockholm oder unmittelbarer Umgebung leben, kümmern sich die<br />
Reedereien um die individuelle Anreise zum Hafen. Die Kreuzfahrtlinien besitzen jeweils beachtliche<br />
Busflotten. Bei der Buchung hat der Passagier die Möglichkeit –in der Regel kostenfrei –<br />
eine Busanreise aus der Heimatstadt zu ordern. Am Abreisetag wird der Passagier dann per Bus<br />
nach Stockholm zum Abfahrthafen gebracht. Viking Line steuert beispielweise allein in Schweden<br />
über 60 verschiedene Orte an. Auch in Finnland werden große Landesteile mit Busverbindungen<br />
durch die Reederei abgedeckt. Tallink/Silja und Birka Cruises betreiben ebenso eigene oder gecharterte<br />
Busse. In den Bussen gibt es die Möglichkeit Bestellungen für den Tax Free Shop aufzugeben.<br />
Dabei füllt der Gast eine Bestellkarte aus und übergibt sie dem Busfahrer. Dieser kümmert<br />
sich dann anschließend darum, dass die Bestellung nach Rückkehr des Schiffes in den Bus<br />
gebracht wird. Einige Passagiere reisen aber auch mit dem eigenen Auto oder dem Taxi an. Im<br />
Terminal kommen die Schifffahrtspassagiere daher das erste Mal miteinander in Kontakt. Das<br />
Publikum der Passagiere wird nach und nach „tröpfchenweise“ (Knoblauch 1988) zu einer<br />
Schiffsgemeinschaft.<br />
Passagiere<br />
Die Teilnehmer der Schifffahrten rekrutieren sich aus verschiedenen Gruppen. Die objektive<br />
äußerliche Gästestruktur unterscheidet sich von einer subjektiven inneren Gästestruktur. Dabei<br />
ist mit der äußeren Struktur der Gäste die objektive Zusammensetzung gemeint, so wie sie mir<br />
erschien. Die innere Struktur meint hingegen die Herstellung und Kategorisierung der Gäste untereinander.<br />
Das werde ich an späterer Stelle noch gesondert vorstellen.<br />
Äußerlich rekrutieren sich die Teilnehmer der Schifffahrten sprichwörtlich aus der Mitte der Gesellschaft.<br />
Auf den Schiffen trifft man Ärzte und Ingenieure ebenso wie die Fabrikarbeiter, Erwerbslose,<br />
Rentner oder Studierende. Ein Großteil der gesellschaftlichen Schichten sind vertreten<br />
72 . Ebenso findet sich äußerlich ein ausgeglichener Teil an Männern und Frauen auf den Schiffen<br />
(obwohl die meisten jungen Männer häufig monieren, es seien zu viele killar 73 an Bord). Außerdem<br />
sind alle Generationen an Bord vertreten: vom Kleinkind bis zum Greis. Die Reisegemeinschaften<br />
habe ich daher als relativ heterogen erlebt.<br />
Differenzieren lassen sich die Gäste hauptsächlich in vier Kategorien: zum Ersten gibt es die<br />
sogenannten Vielfahrer. Sie nutzen mitunter wöchentlich die Schiffe. Meist sind sie im Vielreisenden-Programm<br />
der Reederei organisiert und profitieren dadurch von günstigen Angeboten,<br />
die nur diesen Gästen zugänglich sind. Sie sind es, die das eigentliche Expertenwissen (Maeder &<br />
Honer 1994) über Ticketpreise und Shoppingangebote, Animation, Programm und Künstler an<br />
Bord. Ihnen gegenüber steht zum Zweiten das große Heer der regulären Gaste: die Gelegenheitsfahrer.<br />
Die Kategorie des Gelegenheitsfahrers muss noch einmal in Kreuzfahrer sowie regulär<br />
Reisende unterteilen werden. Die letztere Gruppe nimmt dabei die Transportfunktion der Fähren<br />
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!<br />
72 Es existiert keine Statistik über die sozioökonomischen Verhältnisse der Kreuzfahrtteilnehmer. Ich kann jedoch<br />
aus eigener Erfahrung bestätigen(sofern mich keiner meine Gesprächspartner belogen hat) dass ich mich vielen<br />
Teilnehmern verschiedener „Schichten“ gesprochen habe.<br />
73 Deutsch: ugs. Burschen.<br />
!