Ausgabe 06 - Goethe-Universität

Hannes Ahbe: Die Kunst, einen Tag zu fliehen
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der Größe und des Gewichts wird von den Schifffahrtsgesellschaften für den Transport dieser
Kisten ein Rollwagen, die sogenannte ölkärra, zum Kauf angeboten. Dabei gibt es auch spezielle
Angebote der Betreiber. Beispielsweise kann eine ölkärra im Paket mit vier (oder mehr) Bierkisten
erworben werden. Dabei ist der Wagen schon mit den Kisten bestückt und muss nur noch zur
Kasse gerollt werden. Der Preis liegt hierbei weit unter dem Einzelkaufpreis der Kisten sowie des
Wagens. Dieses Beispiel ist symptomatisch für die Angebotsstruktur auf den Fähren. So wird
dem geneigten Kunden bei jeder Gelegenheit nahe gelegt eine größere Menge Alkoholika abzunehmen.
Der günstigere Preis wird bei Mehrfachabnahme im Paket gewährt. So kommt es vor
das der Kauf von drei Kisten Bier nur minimal teurer (und sogar in manchem Fällen billiger) als
der Kauf von zwei ist 129 . Ebenso vollzieht es sich bei Wein oder Spirituosen. Der Kunde wird
durch spezielle Angebote angehalten mehr zu kaufen. Das Anreizsystem verführt den Kunden
zur Abnahme größerer Mengen Alkohol im Tax Free Shop.
Passagiere die mit reedereieigenen Bussen angereist sind, haben die Möglichkeit, schwere Waren
(wie Bierkisten) vom Personal zum Bus bringen zu lassen. Dies bestimmen sie entweder über
einen Bestellzettel vorab an Bord des Busses, oder über ein Bestellsystem im Tax Free Shop.
Hierbei bezahlen die Kunden im Geschäft und nach andocken im Hafen werden die Kisten bzw.
die Ware von Mitarbeitern in die Busse gebracht (kostenfreier Service). Dabei verlässt die Ware
den Tax Free Shop nicht, sondern wird erst nach Ankunft im Hafen von der Hinterbühne in den
Abfahrtbereich der Busse gebracht.
Der Tax Free Shop bietet die einzige Möglichkeit zum Einkauf Waren ab Bord. In der Alkoholabteilung
gibt es neben dem Angebot großer Umverpackungen, die für den Heimgebrauch bestimmt
sind, auch die Möglichkeit Getränke in Einzelverpackung (teilweise gekühlt) und kleinen
Umverpackungen (von Einzelportion bis zum sogenannten Six-Packs) zu erwerben. Grundsätzlich
gilt jedoch, dass das Trinken von alkoholischen Waren aus dem Shop offiziell an Bord nicht
gestattet ist. Der Kassenbereich des Marktes bietet außerdem sogenannte Quengelware an. Die
Süßigkeiten sind hierbei durch Spirituosen-Miniflaschen ersetzt. Auch diese dürften die Passagiere
laut Hausordnung nicht an Bord verzehren. Im Tax Free Shop erhalten zusätzlich die Mitglieder
des Vielfahrer Programmes der Schifffahrtslinien besondere Rabatte auf ihre Einkäufe.
Die Öffnung des Shops habe ich immer mit Spannung erwartet. Es ist eines der wichtigsten Ereignisse
an Bord und wird von einigen Passagieren wie ein Ritual zelebriert. Circa 15 bis 20 Minuten
vor der Öffnung sammeln sich in der aula bzw. der Eingangshalle die ersten potenziellen
Einkäufer. Die aula wird dann kurzzeitig zur Wartehalle für die Kunden umfunktioniert. Unruhe,
Ungeduld und Spannung sind während dieser Schwellenphase im Raum spürbar. Ein Teil der
Kunden beschäftigt sich zur Überbrückung der Wartezeit mit der Lektüre der ausgelegten Kataloge.
Diese sind in Katalogständern im Raum verteilt. Viele Besucher nehmen sich ein Exemplar
und blättern es eilig durch. Es ist ein beachtliches Heft. Der Gesamtkatalog bringt es auf circa
250 Seiten. Einmal im Quartal wird dieser erneuert und für jedes Schiff der Linie einzeln gestaltet.
Zusätzlich gibt es noch spezielle Ausgaben zu Alkohol- und Tabakangeboten sowie zu
„Fragrances, Cosmetics, Fashian & Gifts“. Außerdem gibt es einen monatlichen Zwischenkatalog
mit einem Umfang von 90-100 Seiten. Dieser beinhaltet die „bästa erbjuanden“ 130 . Die Kataloge
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129 Dieser Fall ist häufig eingetreten. Auf Nachfrage wieso des so sei, wurde mir entgegnet, dass die Lager geräumt
werden sollen.
130 Schwedisch für: Schnäppchen.
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