26.02.2014 Aufrufe

die Bioküche Kaffee - Geschichtenerzähler und Muntermacher (Vorschau)

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Im Blick<br />

Der größte Teil der Tauben, <strong>die</strong><br />

auf den 25 Hektar großen Weinbergen<br />

wachsen, werden jedoch<br />

nicht für das Traubenkonzentrat,<br />

sondern für <strong>die</strong> zwölf Bio-Weine<br />

der cantina LaSelva gekeltert<br />

(siehe Info-Kasten rechts).<br />

„Wir wollen ehrliche<br />

Produkte machen“<br />

Angetreten ist Karl Egger, der<br />

übrigens auch einer der zehn<br />

Gründer des Öko-Anbauverbandes<br />

Naturland ist, mit der<br />

Devise, ehrliche Produkte machen<br />

zu wollen. Gelingt ihm das<br />

heute noch mit über 150 verschiedenen<br />

Produkten <strong>und</strong> einem<br />

Jahresumsatz von 20 Millionen<br />

Euro? „Mit ehrlich meinte<br />

ich, Produkte herzustellen mit<br />

möglichst wenig Zutaten <strong>und</strong> möglichst gering verarbeitet, <strong>und</strong> das<br />

gilt heute noch. Natürlich haben wir heute eine sehr moderne Tomatenverarbeitung,<br />

doch <strong>die</strong>se findet temperaturschonend <strong>und</strong><br />

ohne Chemieeinsatz statt.“<br />

Den Takt gibt beim Öko-Pionier <strong>die</strong> Natur vor. Seit Beginn arbeitet<br />

man in LaSelva nach dem Ökostandard von Naturland <strong>und</strong> erfüllt<br />

auch <strong>die</strong> EU-Verordnung zum Ökolandbau. Besonders am<br />

Herzen liegt Karl Egger <strong>die</strong> Bodenfruchtbarkeit. Hierbei<br />

geht es darum, auf Dauer gute Ernten zu sichern, ohne<br />

den Mutterboden auszulaugen. Dies wird erreicht<br />

durch eine gezielte Humuswirtscha in Verbindung<br />

mit einer angepassten Abfolge der Feldkulturen. Bestens<br />

bewährt hat sich eine sieben- bis achtjährige<br />

Fruchtfolge. Das heißt, dass Gemüse <strong>und</strong> Tomaten<br />

frühestens nach sieben Jahren wieder auf <strong>die</strong>selben<br />

Ackerflächen zurückkehren. In der Zwischenzeit verschwinden<br />

Krankheitserreger <strong>und</strong> mögliche Schädlinge.<br />

Eine perfekte Ernährung für alle Pflanzen ist laut Egger der Kompost,<br />

der je zu einem Drittel aus eigenem Stallmist, Holzschnitzeln (vom<br />

Obstbaumschnitt) sowie Erde hergestellt wird. Seit Jahren werden<br />

laut Karl Egger auf LaSelva keine Insektizide mehr ausgebracht, auch<br />

nicht <strong>die</strong>, <strong>die</strong> im ökologischen Landbau zugelassen sind. „Dies gelingt,<br />

wenn man das Gleichgewicht zwischen Nützlingen <strong>und</strong> Schädlingen<br />

wiederherstellt, in dem man zum Beispiel den Zuzug von<br />

Vögeln durch das Angebot von Bäumen, Wäldchen <strong>und</strong> Hecken<br />

fördert.“ Vor dem zweiten Weltkrieg habe es auch ein Gleichgewicht<br />

in der Natur gegeben, <strong>die</strong>s gelte es heute wieder zu erreichen.<br />

Neu aus der cantinaLaSelva:<br />

schwefelfreier Rotwein<br />

R<br />

<strong>und</strong> 200.000 Flaschen Wein werden jährlich von der cantinaLaSelva produziert. Die<br />

Trauben der zwölf von Naturland zertifizierten Weine wachsen auf einem Anbaugebiet<br />

mit einer Größe von 25 Hektar in der südlichen Toskana. Neben veganen Weinen<br />

ohne Eiweißklärung gibt es in <strong>die</strong>sem Jahr erstmals einen schwefelfreien Wein. Schwefeldioxid<br />

wird normalerweise dem Wein gasförmig oder in wässriger Lösung zugesetzt, um ihn länger<br />

lagern zu können. Sulfite verhindern, dass der Wein durch Oxidation umkippt oder unerwünschte<br />

Nachgärungen stattfinden. Sulfite zählen aber auch zu den Allergenen. Ab einem<br />

Wert von unter 10 mg/l darf sich ein Wein nach gesetzlichen Vorgaben „ohne Zugabe von<br />

Sulfiten“ bezeichnen. Diesen Wert hat der „Privo“ DOC Maremma Toscana unterschritten.<br />

„Schwefelfrei Weine zu produzieren, ist sehr schwierig, da man sehr sauber lesen muss, so<br />

dass kein einziges Träubchen dabei ist, das zu Essig werden kann“, erklärt Karl Egger.<br />

Ebenfalls neu in <strong>die</strong>sem Jahr ist der „Sangiovese Bianco“ IGT Bianco Toscano, ein Weißwein<br />

aus roten Sangiovese-Trauben. Das Verfahren, aus roten Trauben weißen Wein herzustellen,<br />

wird in Frankreich „blanc de noir“ genannt <strong>und</strong> ist für Italien eine Neuheit. In dem Wein soll<br />

sich <strong>die</strong> Kraft eines Rotweins <strong>und</strong> <strong>die</strong> Eleganz <strong>und</strong> Leichtigkeit eines Weißweines vereinen.<br />

ƒ<br />

den Sorten in den Weinbergen, damit <strong>die</strong> Bienen ihre Freude haben.“<br />

Das nächste Problem sind <strong>die</strong> Amphibien, ihnen fehlen Feuchtgebiete.<br />

Daher wurden vier Teiche angelegt als Lebensraum <strong>und</strong> als<br />

Tränke für Frösche, Schlangen, Schildkröten <strong>und</strong> Co. Immer wieder<br />

sterben Vogelarten aus, weil Nistplätze fehlen. Um <strong>die</strong><br />

heimische Vogelwelt zu fördern, wurde mit Vogelbeobachtern<br />

ein Vertrag geschlossen <strong>und</strong><br />

„<br />

Möglichst<br />

wenig<br />

Zutaten“<br />

130 Vogelhäuser auf dem 450 Hektar großen<br />

Land aufgehängt. Über <strong>die</strong> Jahre wurden<br />

außerdem r<strong>und</strong> 7000 Bäume gepflanzt,<br />

darunter viele Fruchtbäume <strong>und</strong><br />

Sträucher zur Ernährung der Vögel.<br />

Fazit: LaSelva-Erzeugnisse haben nicht nur<br />

den Anspruch, hochwertige Lebensmittel<br />

zu sein, sondern auch unter ethischen, nachhaltigen<br />

<strong>und</strong> ökologischen Bedingungen hergestellt<br />

worden zu sein. Das hat natürlich seinen Preis. Karl Egger ist mit<br />

LaSelva seit 33 Jahren deshalb erfolgreich, weil er neben dem Öko-<br />

Pionier auch Unternehmer ist. „Wenn man Bio-Produkte verkaufen<br />

will, muss beim K<strong>und</strong>en Bildung <strong>und</strong> Geld da sein“, stellt er klar.<br />

Heute reiche aber Bio o nicht mehr aus, vegan <strong>und</strong> glutenfrei seien<br />

große Trends – gerade bei jungen Frauen. „Das wächst uns derzeit<br />

zu, weil wir <strong>die</strong>sen Markt sehr gut be<strong>die</strong>nen können.“<br />

ƒ Alexandra Höß<br />

Weitere Infos <strong>und</strong> Online-Shop:<br />

: www.laselva-bio.eu<br />

Von Bienen, Amphibien <strong>und</strong> Vögeln<br />

Für <strong>die</strong>ses Gleichgewicht wird auf LaSelva eine Menge getan. Da<br />

sind zum einen <strong>die</strong> Bienen: „Im letzten Jahr hatten wir wegen der<br />

Trockenheit ein großes Bienensterben. Aufgr<strong>und</strong> der Monokulturen<br />

von Raps <strong>und</strong> Mais sind <strong>die</strong> Bienenvölker sowieso schon bedroht.<br />

Daher haben wir überall <strong>die</strong> herrlich blau blühende Bienenweide<br />

gesät, außerdem blühende Macchiapflanzen zwischen<br />

Alexandra Höß<br />

als Ökotrophologin versucht sie beim<br />

Thema Essen, den Spagat zwischen Ernährungswissenschaft<br />

<strong>und</strong> Genuss hinzubekommen.<br />

16 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!