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die Bioküche Kaffee - Geschichtenerzähler und Muntermacher (Vorschau)

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zum Nachdenken<br />

Alfons Schuhbeck präsentiert<br />

sein neues Buch<br />

W<br />

enn ein Starkoch wie<br />

Schuhbeck ein neues<br />

Kochbuch geschrieben<br />

hat <strong>und</strong> zur Buchpräsentation<br />

lädt, ist das vorwiegend weibliche<br />

Publikum illuster. Von Prada- über Gucci- bis hin zu Versace-<br />

Taschen ist da so ziemlich alles an namhaften Kleidermarken vertreten.<br />

Natürlich stecken da Menschen drin, aber <strong>die</strong> gehen angesichts<br />

der Markenlabels fast unter. Aber Alfons fühlt sich in <strong>die</strong>sem<br />

Kreis offensichtlich zu Hause. Bussi hier, Bussi da, Handschlag<br />

<strong>und</strong> Schultertätscheln bilden den Auftakt zur Vorstellung seines neuesten<br />

Druckerzeugnisses mit dem Titel „Meine Gewürzküche aus<br />

In<strong>die</strong>n, Thailand, Vietnam <strong>und</strong> China“. Ein waschechter Promi,<br />

der Regisseur Joseph Vilsmaier, darf natürlich auch nicht fehlen.<br />

Und wie das nun mal so ist bei Buchpräsentationen wird erst einmal<br />

denjenigen gedankt, ohne <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses w<strong>und</strong>erbare Buch ja<br />

gar nicht zustande gekommen wäre, <strong>die</strong> Reise nicht möglich gewesen<br />

wäre <strong>und</strong> <strong>die</strong> Entwicklung der neuen Rezepte schon gleich<br />

gar nicht <strong>und</strong> so weiter. An <strong>die</strong>ser Stelle sei angemerkt, dass <strong>die</strong><br />

Bemühungen der Einzelnen für <strong>die</strong> Produktion natürlich zu lobend<br />

sind, aber wenn mit den Namen, trotz der Anwesenheit der Genannten,<br />

keine Gesichter verb<strong>und</strong>en sind, dann bleiben es einfach<br />

nur langweilige Worthülsen.<br />

Schließlich ergreift FAZ-Redakteur Jakob Strobel y Serra das Wort.<br />

Er hat <strong>die</strong> Texte für das Buch formuliert. Ohne Dank, dass er an<br />

der Reise auf der Gewürzstraße teilnehmen durfte, geht es aber<br />

dann doch nicht. Schuhbeck <strong>und</strong> sein Tross haben in 25 Tagen<br />

<strong>die</strong> vier Länder In<strong>die</strong>n, Thailand, Vietnam <strong>und</strong> China bereist, um<br />

dort <strong>die</strong> Geheimnisse der Würze ans Tageslicht zu bringen. Meinen<br />

mathematischen Kenntnissen zu folge macht das mit An- <strong>und</strong><br />

Abreise gerade knapp fünf Tage pro Land. Und in <strong>die</strong>ser kurzen<br />

Zeit kann Schuhbeck in <strong>die</strong> Welt der Gewürze eintauchen, einheimischen<br />

Küchenchefs über <strong>die</strong> Schulter schauen <strong>und</strong> auch mit<br />

ihnen kochen?<br />

Kann er offensichtlich, denn das Buch ist das dritte Schuhbeck-<br />

Buch, das sich mit Gewürzen befasst. Natürlich auch, weil <strong>die</strong><br />

Reisen bis ins kleinste Detail akribisch genau von den Mitarbeitern<br />

geplant wurden, denen anfangs ausführlich gedankt wurde.<br />

„Alfons hat sich auf den Weg gemacht, wo der Pfeffer wächst“,<br />

heißt es von Strobel y Serra weiter. Brav lacht das Publikum auf<br />

<strong>und</strong> nun ist Schuhbeck dran:<br />

Eigentlich ist er ja Starkoch, darauf deutet seine hübsch weiße<br />

Kochjacke hin, <strong>die</strong> am Ärmel <strong>die</strong> Initialen AS zieren. Doch im<br />

Gr<strong>und</strong>e genommen ist er ein PR- <strong>und</strong> Marketing-Profi. Gekonnt<br />

erzählt er Anekdötchen seiner Reise, dass er in In<strong>die</strong>n den besten<br />

Tandoori-Koch kennengelernt hat, dass er in Vietnam eine Straße<br />

überqueren wollte, an deren Ampel gefühlt mindestens 500 Motorroller-Fahrer<br />

standen <strong>und</strong> dass er schon morgens zum Frühstück<br />

eine warme Gemüsesuppe verspeist hat. Er erzählt auch, wie er<br />

in <strong>die</strong> Küchen geschaut <strong>und</strong> mitgekocht hat.<br />

Das klingt eigentlich menschlich, umso mehr erstaunt es, dass er<br />

<strong>die</strong> Namen der Köche, mit denen er so „sensationell“ gekocht<br />

hat, nicht erwähnt. Hat er <strong>die</strong> vergessen? Schuhbeck hat auf <strong>die</strong>ser<br />

Reise nichts dem Zufall überlassen, Zeit, um <strong>die</strong> Essgepflogenheiten<br />

kennenzulernen, blieb da kaum. Er erzählt von scharfen<br />

Gewürzen <strong>und</strong> wie er sie für den europäischen Gaumen angepasst<br />

hat. Dafür hat er nämlich – wen w<strong>und</strong>ert’s – eine neue Gewürzpastenreihe<br />

auf den Markt gebracht. „Eben nicht scharf“,<br />

wie er sagt.<br />

Beim Blick ins Buch fällt auf, dass Schuhbeck sich bemüht, dem<br />

geneigten Leser mit Zubereitungstipps, den Einstieg in <strong>die</strong> asiatische<br />

Küche leicht zu machen. Im ersten Teil wird ausführlich erklärt,<br />

wie was zubereitet werden muss, bevor es dann mit dem<br />

Rezeptteil weitergeht. Die Fotos illustrieren <strong>die</strong> Gerichte <strong>und</strong> sehen<br />

appetitanregend aus. Doch <strong>die</strong> Zutatenliste der meisten Rezepte<br />

zeigt, hier ist erst einmal ein Großeinkauf im Asia-Markt angesagt,<br />

wenn <strong>die</strong> Gerichte nachgekocht werden wollen. Schuhbeck erklärt<br />

hingegen: „Das ist alles leicht nachzukochen.“ Es lässt mich<br />

zweifeln.<br />

Und nicht nur mich, auch Vilsmaier, der sich für <strong>die</strong> Kostproben,<br />

<strong>die</strong> dann folgen, neben mich gesetzt hat, zweifelt: „Die sind bestimmt<br />

nicht leicht zu kochen.“<br />

Zum Schluss gab’s Fingerfood: Schwarzwurzelsuppe – einfach<br />

zu trinken aus dem Glas – <strong>und</strong> Spargelsuppe (im Winter, auch<br />

wenn’s Thaispargel war, wenig nachhaltig) aus dem Fingertässchen.<br />

Dumm aber, dass sich der feingeschnittene Spargel so hartnäckig<br />

an der Tassenwand festkrallte. Dies hat auch <strong>die</strong> Gucci<strong>und</strong><br />

Prada-Damen vor Herausforderungen gestellt. Die eine fischte<br />

mit dem Finger nach dem Spargel, <strong>die</strong> andere schleckte <strong>die</strong> Tassenwand<br />

ab <strong>und</strong> <strong>die</strong> nächste neigte den Kopf weit nach hinten,<br />

um den Spargel zum Rutsch in den Gaumen zu bewegen.<br />

Ach ja, <strong>und</strong> das Buch. Es ist hübsch gemacht, ganz im Schuhbeck’schen<br />

PR-Marketing-Stil. Deswegen heißt es auch „Meine<br />

Gewürzküche aus In<strong>die</strong>n, Thailand, Vietnam <strong>und</strong> China“. Trotz<br />

der aufwändigen Fotographien will der Funke aber nicht so recht<br />

überspringen. Vielleicht liegt es an der zu durchgeplanten Professionalität,<br />

<strong>die</strong> den Menschen Schuhbeck völlig überschattet.<br />

Wer sich von asiatischer Küche à la Schuhbeck inspirieren lassen<br />

will, sollte das Buch durchblättern – Anregungen <strong>und</strong> viele Tipps<br />

findet er genügend, ebenso auch interessante Rezepte, auch<br />

wenn das Titelbild des Buches wenig einladend ist … ƒ<br />

Christiane Manow-Le Ruyet<br />

42 4/5•2013 // <strong>die</strong> <strong>Bioküche</strong>

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