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Im Test<br />
Tracktion 4<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/30185<br />
te Regionen befördern Sie durch einen<br />
Klick auf das l oben in der Mitte zu Loops.<br />
Darüber hinaus unterstützt Tracktion<br />
auch vorgefertigte Loop-Dateien in den<br />
Formaten Acid und Apple, wobei sich<br />
Acid-Dateien lediglich als einfache Audio-Files<br />
laden lassen.<br />
Öffnen Sie im Objektkasten unten mittig<br />
die Karteikarte loop properties, lassen<br />
sich perkussive Ansätze („Beatpoints“) in<br />
der Datei finden, und Sie können die<br />
Loop in einer Bibliothek speichern. Letztere<br />
finden Sie in der Liste links, die standardmäßig<br />
den Dateibrowser anzeigt.<br />
Für das Einsortieren in diese Bibliothek<br />
muss die Datei mit einer „Tag“ genannten<br />
Markierung versehen sein. Solche<br />
Tags beschreiben den Instrumententyp,<br />
das Genre, den möglichen Einsatzbereich,<br />
die Tonart und anderes mehr. Diese<br />
Tags lassen sich außer beim Speichern<br />
aus dem Werkzeug loop properties auch<br />
mit dem Datei browser von Tracktion per<br />
Rechtsklick auf Audio-Dateien vergeben.<br />
Sobald Sie eine unterstützte Audio-<br />
Datei (WAV, AIFF, FLAC, OGG, MP3) mit<br />
einem Tag versehen, taucht diese in der<br />
Loops-Liste auf. Die Tags schreibt Tracktion<br />
nicht in die Dateien selbst, sondern<br />
in eine Textdatei in einem XML-Format,<br />
die sich mit Grundkenntnissen in XML<br />
auch direkt bearbeiten lässt. Ein Linksklick<br />
auf die weiße Grenze zwischen<br />
zwei Loop-Durchläufen erzeugt einen<br />
Anfasser, mit dem Sie die Abstände aller<br />
Loop-Segmente gleichmäßig ändern. So<br />
fügen Sie zum Beispiel hinter einem einzelnen<br />
Drum-Sample so viel Pausenzeit<br />
ein, dass der Sound mit einer halben<br />
Note Abstand wiederholt wird.<br />
Tracktion arbeitet wie alle modernen<br />
Audio-Workstations nichtdestruktiv:<br />
Egal, was Sie oder Tracktions Automatismen<br />
am Audio-Material herumschneiden<br />
– alles lässt sich rückgängig machen,<br />
weil die Originaldateien dabei unverändert<br />
bleiben. Das gilt auch für Änderungen,<br />
die zum Beispiel in Ardour<br />
neue Dateien anlegen, wie etwa Korrekturen<br />
an Tonhöhe und Geschwindigkeit.<br />
Die Ad-hoc-Berechnung dieser Werte erwies<br />
sich allerdings im Test auch als jene<br />
Operation, die am meisten Rechenleistung<br />
und Wartezeiten verursachte 8.<br />
Falls die Echtzeitaktionen auf einer<br />
Spur Ihren Rechner überfordern, kann die<br />
Freeze-Funktion von Tracktion einen Ausweg<br />
bieten. Sie steht im Ein stel lungsbereich<br />
unten in der Mitte zur Verfügung,<br />
wenn Sie eine Spur ausgewählt haben.<br />
Eine eingefrorene Spur gibt genau das<br />
wieder, was sich im Moment des Einfrierens<br />
auf ihr abgespielt hat – in „gefrorenem“<br />
Zustand sind keinerlei Einstellungen<br />
verfügbar. Dafür lässt sich die Spur,<br />
wie auch andere eingefrorene Dinge, jederzeit<br />
mit einem Klick auf unfreeze wieder<br />
auftauen.<br />
Kinderkrankheiten<br />
8 Zwei bis drei Minuten<br />
sollten Sie manchmal einplanen:<br />
Hier berechnet<br />
Tracktion einen Audio-Clip<br />
neu, der ungefähr halb so<br />
schnell wie im Original laufen<br />
soll. Das Ergebnis klang<br />
im Test allerdings tadellos.<br />
Bei Tracktion für Mac und Windows und<br />
dem JUCE-Framework handelt es sich<br />
um ausgereifte Software; Tracktion 4 für<br />
Linux hat noch nicht den gleichen Entwicklungsstand<br />
erreicht. Neben unbedeutenden<br />
Kleinigkeiten beobachteten<br />
wir drei deutlich spürbare Probleme. Das<br />
erste ist eher kosmetischer Art: Die Projektübersicht<br />
zeigt die Namen von Projektbestandteilen<br />
nicht an. Zweitens<br />
konnten wir Tracktion nicht dazu überreden,<br />
sein Video-Fenster anzuzeigen. An<br />
sich lassen sich mit der Video-Integration<br />
der Software Filme nachvertonen, die<br />
Funktion wird für Linux noch eingebaut.<br />
Drittens gab es in der von uns getesteten<br />
Version auch ein Problem mit dem<br />
Speichern von Projektdateien: Beim Öffnen<br />
einer vorher gesicherten Edit-Datei<br />
setzt sich die Oberfläche in den Auslieferungszustand<br />
zurück, alle Lautstärkeregler<br />
stehen auf null. Die gute Nachricht:<br />
Bis das Tracktion-Team den Fehler beseitigt,<br />
können Sie sich einfach selbst helfen:<br />
Tracktion verwendet beim Speichern<br />
der Daten in Fließkommazahlen<br />
statt des üblichen angelsächsischen Dezimalpunkts<br />
das Komma. Bevor Sie ein<br />
gespeichertes Projekt wieder einlesen,<br />
öffnen Sie im Projektverzeichnis ein Terminal<br />
und geben folgenden Befehl ein:<br />
$ sed ‐i 's/','/'.'/g' Projekt\ EU<br />
dit\ 1.trkedit<br />
Dabei ersetzen Sie Projekt durch den Namen<br />
Ihres Projekts. Der Befehl ersetzt<br />
alle Kommas in der Projektdatei durch<br />
Punkte – in unseren Tests bewährte sich<br />
diese etwas krude Methode gut.<br />
Fazit<br />
Insgesamt fühlt sich Tracktion in der Bedienung<br />
logisch und reibungslos an. Wer<br />
an klassisch gestaltete Suiten wie Ardour<br />
gewöhnt ist, benötigt eine gewisse Umgewöhnungszeit.<br />
Beim Test von Tracktion<br />
stellte sich bei uns sehr schnell so viel<br />
Spaß an der Arbeit mit der Workstation<br />
ein, dass wir bald viele Stunden mit dem<br />
nur auf den ersten Blick simpel erscheinenden<br />
Programm zubrachten.<br />
Das interessante Bedienkonzept und<br />
vor allem die bemerkenswerte Stabilität<br />
und Leistung machen Tracktion zu einem<br />
vielversprechenden Neuling in der<br />
Welt der Audio-Tools für Linux. (jlu) n<br />
66 www.linux-user.de<br />
11.2013