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DIE NEUEN ABENTEURER<br />
> DER POLARSPORTLER<br />
Ben Saunders<br />
Alter 35 Wohnort London<br />
SEINE ABENTEUER Im Oktober wird Ben Saunders <strong>mit</strong><br />
zwei Mitstreitern die Scott Expedition in die Antarktis<br />
anführen. Bei dem wagemutigen Unterfangen soll Captain<br />
Robert Falcon Scotts Terra Nova Expedition von 1910/12<br />
zu Ende gebracht werden, die damals tödlich endete. Die<br />
viermonatige Exkursion zieht sich über 2.900 Kilometer.<br />
Glückt die Mission, werden Saunders sowie seine Kollegen<br />
Alastair Humphreys und Martin Hartley die Ersten sein,<br />
die den Weg zum Südpol zu Fuß beziehungsweise nur <strong>mit</strong><br />
Skiern zurückgelegt haben. Gleichzeitig ist dies die längste<br />
Polarexpedition der Geschichte ohne externe Unterstützung.<br />
„Die Leute machen sich allgemein eine falsche Vorstellung<br />
von Polarexpeditionen. Schließlich kann ein wohlhabender<br />
Tourist zum Südpol fliegen. Selbst deine Großmutter<br />
kannst du auf eine Kreuzfahrt in die Antarktis schicken.<br />
Doch Captain Scott hat die Messlatte so hoch gelegt, dass<br />
bisher noch niemand seine Reise zu Ende brachte“, erklärt<br />
Saunders, der 2004 als jüngster Mensch überhaupt allein<br />
<strong>mit</strong> den Skiern zum Nordpol gewandert war. Auch die längste<br />
Reise eines Briten durch die Arktis geht auf sein Konto<br />
(1.032,3 km). Dann fügt er hinzu: „Wir machen das nicht<br />
etwa für Volk und Vaterland. Das ist vielmehr eine sportliche<br />
Herausforderung als eine reine Entdeckungsreise.“<br />
Saunders ist kein Erkunder im traditionellen Sinne,<br />
der in unerforschte Gebiete vordringt. Er erklärt: „Ich<br />
erkunde aber schon Grenzen – geografisch, mental<br />
und körperlich. Wie jeder andere Profisportler habe<br />
auch ich eine Saison <strong>mit</strong> einem großen Projekt pro<br />
Jahr. Und das ist mein bisher größtes Projekt.“<br />
Ich trainiere<br />
auf Kraft und<br />
Effektivität,<br />
nicht auf Masse.<br />
Ich werde<br />
<strong>mit</strong> meinem<br />
Schlitten wohl<br />
nie Bankdrücken<br />
machen<br />
müssen.<br />
,<br />
SEIN TRAINING Polarexpeditionen stellen hohe<br />
Anforderungen an den menschlichen Körper. „Du musst<br />
ein richtiger <strong>Fitness</strong>-Allrounder sein: ein Marathonläufer<br />
und <strong>Power</strong>lifter <strong>mit</strong> einer Ausdauer für vier Monate.<br />
Außerdem musst du stark genug sein, um einen<br />
200 Kilo schweren Schlitten zu ziehen“, so Saunders.<br />
Er hat bereits bewiesen, dass es möglich ist, all diese<br />
Vorgaben gleichzeitig zu erfüllen. Saunders läuft den<br />
Marathon unter drei Stunden und bringt beim Kreuzheben<br />
220 Kilo hoch. Das ist 2,8 Mal so viel wie sein eigenes<br />
Körpergewicht (78 Kilo). Er trainiert sechs Tage die<br />
Woche. Sein Pensum liegt dabei zwischen 16 und 30<br />
Trainingsstunden. Um sein Durchhaltevermögen aufzubauen,<br />
absolviert er dreistündige Läufe oder fünfstündige Radtouren.<br />
Dazwischen baut er hoch intensive Sprints auf der Laufbahn<br />
oder <strong>mit</strong> dem Rad am Hügel ins Programm ein. Sein Haushang<br />
ist der Box Hill in der englischen Grafschaft Surrey.<br />
Bei seinen drei <strong>Fitness</strong>center-Besuchen pro Woche wechselt<br />
er zwischen „Zugübungen“ wie Kreuzheben, Klimmzügen<br />
und Rudern sowie „Druckübungen“ wie Kniebeugen und<br />
Dips (dazu Saunders: „Der Trizeps und die Deltamuskeln<br />
müssen ordentlich was leisten, wenn du Skistecken<br />
verwendest.“). Er arbeitet dabei <strong>mit</strong> drei Sätzen zu fünf<br />
Wiederholungen und <strong>mit</strong> Maximalkraft. „Ich will Kraft und<br />
Effektivität, keine Masse“, sagt Saunders. „Ich werde <strong>mit</strong><br />
meinem Schlitten wohl nie Bankdrücken machen müssen.“<br />
Saunders hat seine Ernährung komplett umgekrempelt.<br />
Er isst mehr Eiweiß und gesunde Fette. Sein Speiseplan<br />
beinhaltet Vollmilch, rotes Fleisch und Avocados, dazu<br />
Fischöle für die Gelenke und Magnesium am Abend, um die<br />
Regeneration voranzutreiben. Allerdings gibt er auch zu:<br />
„Ein leckeres Currygericht <strong>mit</strong> Dessert kann ich nur schwer<br />
ausschlagen.“ Sein Trainer Andy McKenzie hat ihm zusätzlich<br />
ein Konditions-Workout verordnet, das aus dem Militärbereich<br />
stammt. Das Zirkeltraining beinhaltet unter anderem<br />
Bergsprints <strong>mit</strong> einer 30-Kilo-Weste am Körper. „Wenn es<br />
in der Antarktis hart auf hart kommt, weiß ich zumindest:<br />
So schlimm wie das Training kann nicht mehr werden.“<br />
scottexpedition.com<br />
mensfitness.de/SEPTEMBER 2013/39