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Der Angst ins<br />
Auge geblickt<br />
Motocross-Legende, Stuntfahrer und jetzt NASCAR-Teilnehmer ... der amerikanische<br />
Tausendsassa Travis Pastrana steht fast täglich großen Gefahren gegenüber. Dabei ist<br />
er keinesfall frei von Furcht – er plant nur gut.<br />
Text Nick Hutchings Fotos Red Bull<br />
Eine Stuntplanung kann Jahre in Anspruch<br />
nehmen Wenn du dann vor dem Stunt stehst<br />
und das Gefühl hast, dass auch etwas schief<br />
laufen kann, bist du schon so fokussiert, dass<br />
Angst keine Rolle mehr spielt. Du musst<br />
nur darauf achten, dass alles so sicher wie<br />
möglich ist. Du hast deine konkrete Aufgabe.<br />
Ganz gleich, wie schlecht du vom Start<br />
wegkommst – du musst es durchziehen<br />
und dabei das Beste herausholen.<br />
Beim Freestyle-Motocross geht es nicht<br />
nur um Tempo. Viel Planungszeit wird<br />
auch darauf verwendet, zu erörtern, was<br />
alles danebengehen könnte. Wenn du<br />
das nicht tust und tatsächlich etwas aus<br />
dem Ruder läuft, kann es sein, dass du<br />
eine lange Zeit außer Gefecht bist.<br />
Ich hatte schon große Verletzungen und unglaublich<br />
viel Glück. Als ich 15 Jahre alt war trennte es mir die<br />
Wirbelsäule vom Becken ab. Es war mehr oder weniger<br />
so, dass es mir das Rückgrat durchs Becken schlug. Es<br />
kam praktisch zum Hintern wieder raus! Ich war der<br />
dritte bekannte Fall <strong>mit</strong> so einer Verletzung. Die beiden<br />
anderen endeten querschnittsgelähmt im Rollstuhl.<br />
Wirklich furchtlose Menschen würden nicht lang<br />
genug überleben, um wirklich gut in ihrer Disziplin<br />
zu werden. Du musst lernen, die Angst richtig<br />
einzuschätzen. Manche Menschen haben einen<br />
Autounfall und setzen sich nachher nie wieder ans<br />
Steuer. Andere sagen sich, dass sich das Risiko eines<br />
Unfalls lohnt, um ans Ziel zu gelangen. Für mich<br />
mögen die Risiken größer sein – aber es lohnt sich. Ich<br />
kann mir nicht vorstellen, eines Morgens nach dem<br />
Aufwachen die Entscheidung zu treffen, mich zukünftig<br />
an den Schreibtisch zu setzen. Nur, weil ich zu viel<br />
Angst habe, etwas Außergewöhnliches zu machen.<br />
Wenn du längere Zeit nicht gefahren bist, tut dir alles<br />
weh. Die Unterschenkel-Außenseite schmerzt und<br />
die Bauchmuskeln fühlen sich so an, als würden<br />
sie auseinandergerissen. Bevor es auf eine Tour<br />
wie etwa die Nitro Circus-Show geht, kraxle ich an<br />
meiner Kletterwand nach oben und lass mich in<br />
ein Schaumstoffbecken fallen. Das verursacht ein<br />
Schleudertrauma und eine Rückenmarkkompression.<br />
Das klingt jetzt wie die dümmste aller Ideen. Doch<br />
da<strong>mit</strong> schaffe ich es, mich innerhalb von zwei Wochen<br />
von schmerzempfindlich auf unverwüstlich umzupolen.<br />
Du brauchst wirklich viel Explosivität, um einen<br />
Rückwärtssalto zu machen. Du musst ein 100 Kilo<br />
schweres Motorrad hochziehen, während sich der<br />
Körper in die entgegengesetzte Richtung bewegt.<br />
72/SEPTEMBER 2013/mensfitness.de