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DER ULTRALÄUFER<br />
Ryan Sandes<br />
Alter 31 Wohnort Kapstadt, Südafrika<br />
SEINE ABENTEUER Der südafrikanische<br />
Geländeläufer Ryan Sandes vertritt die<br />
folgende Philosophie: „Der menschliche Geist<br />
bezieht im Kern seine Energie aus neuen<br />
Erfahrungen.“ Daher kombiniert er nur zu<br />
gern Sport <strong>mit</strong> Abenteuer, indem er sich an<br />
abgelegene und extreme Orte begibt, wo er<br />
die Grenzen körperlicher <strong>Fitness</strong> auslotet.<br />
Im Jahr 2010 gewann Sandes als erster Mensch<br />
alle vier Events des „4 Deserts“. Bei der<br />
Veranstaltung werden innerhalb einer Woche 250<br />
mörderische Kilometer durch vier große Wüsten<br />
der Welt zurückgelegt: die Atacamawüste in<br />
Chile, die Wüste Gobi in China und die Sahara in<br />
Ägypten. Die letzte Etappe ist „The Last Desert“,<br />
ein Abschnitt der Antarktis. Im Jahr 2012 stellte er<br />
<strong>mit</strong> sechs Stunden und 57 Minuten einen neuen<br />
Geschwindigkeitsrekord auf dem 90 Kilometer<br />
langen Wanderweg durch den namibischen<br />
Fish River Canyon auf. Da<strong>mit</strong> verbesserte er den<br />
vorherigen Rekord um ganze vier Stunden. „Jedes<br />
Rennen ist für mich eine körperliche und mentale<br />
Herausforderung“, so sein Kommentar. „Wenn du<br />
das Gefühl hast, dass dir die Beine abfallen, wenn<br />
dir übel ist und du alle Kräfte mobilisieren musst,<br />
um noch einen Fuß vor den anderen zu setzen ...<br />
dann erfährst du erst, wozu du wirklich fähig bist.“<br />
Dieses Jahr nimmt Sandes am The North Face<br />
100 in den Blue Mountains Australiens und am<br />
Western States 100 in Kalifornien teil. Dazu kommt<br />
ein noch geheimes Projekt in der Kalahari, das ihm<br />
zufolge „viel Planung und Diskretion“ erfordert.<br />
SEIN TRAINING Die typische Trainingswoche<br />
beinhaltet für Sandes 12 bis 24 Stunden Laufen,<br />
fünf Stunden Crosstraining und (anders als bei den<br />
meisten anderen Ausdauerläufern) fünf Stunden<br />
Kraft- und Core-Workouts im <strong>Fitness</strong>center. Er<br />
bringt jede Woche zwei vier- bis achtstündige<br />
Ausdauerläufe im Gelände hinter sich. Abgerundet<br />
wird das Ganze durch drei bis vier hoch intensive<br />
90-minütige Läufe inklusive Tempoläufe am<br />
Hügel. Dazu Sandes: „Mit jeder Einheit verfolge<br />
ich ein bestimmtes Ziel.“ Sein Crosstraining<br />
besteht aus Schwimmen und Mountainbike-<br />
Fahren. „Dabei muss ich allerdings aufpassen.<br />
Mein <strong>Fitness</strong>niveau spornt mich dazu an, schneller<br />
zu fahren, als es meine Fahrtechnik erlaubt.“<br />
Im Studio übt Sandes Kreuzheben und<br />
Kniebeugen. Dabei verwendet er niedrige<br />
Gewichte über drei Sätze zu zehn, 15 und<br />
20 Wiederholungen. Ergänzend kommen<br />
einseitige Übungen wie Einbein-Kniebeugen und<br />
Ausfallschritte, isometrische Halteübungen auf<br />
dem Bosu-Ball sowie Theraband-Training<br />
zur Stärkung der Fußgelenke hinzu.<br />
„Im <strong>Fitness</strong>center behebe ich das<br />
Ungleichgewicht, das beim<br />
Laufen entsteht. Die<br />
richtige Form<br />
ist etwas ganz Grundlegendes für einen Läufer“,<br />
meint er. „Wenn ich müde bin, höre ich auf.“<br />
Sandes stimmt seinen Plan außerdem auf die<br />
spezifischen Anforderungen der jeweils nächsten<br />
anstehenden Veranstaltung ab. So trägt er<br />
beispielsweise zwei Jacken, um sich auf eine heiße<br />
Wüste einzustellen. Oder er läuft an vier oder fünf<br />
aufeinanderfolgenden Tagen, um die Bedingungen<br />
eines mehrtägigen Rennens nachzustellen. Seine<br />
Erklärung dazu: „Der menschliche Körper ist<br />
etwas ganz Besonderes, wenn es darum geht,<br />
sich an neue Bedingungen anzupassen. Das<br />
sind die Grundprinzipien der Evolution.“<br />
Wenn du<br />
das Gefühl<br />
hast, dass<br />
dir die Beine<br />
abfallen und<br />
du alle Kräfte<br />
mobilisieren<br />
musst ... dann<br />
erfährst du<br />
erst, wozu<br />
du wirklich<br />
fähig bist.<br />
,<br />
40/SEPTEMBER 2013/mensfitness.de