HDTV Jetzt in HDTV einsteigen (Vorschau)

Die Entwickler bei Arcam haben dem
AVR600 eine Vielzahl von Anschlüssen
spendiert. Eine Besonderheit ist
die Phonoeingangsstufe für Moving-Magnet-
Abtastsysteme. Sie ist eine Reminiszenz an die
große Stereodomäne, in der Arcam seit jeher
einen guten Ruf pflegt. Die große Anzahl von
digitalen sowie analogen Audio- und Videoanschlüssen
ist übersichtlich strukturiert. Bis zu
fünf HDMI-Geräte lassen sich anschließen und
auf zwei HDMI-Ausgängen ausgeben. Auch an
die Möglichkeit, Bild und Ton auf bis zu drei Zonen
zu verteilen, wurde gedacht. Dazu gesellen
sich der analoge 7.1-Audioeingang und ein 7.3-
Pre-Amp-Ausgang, für bis zu drei aktive Subs.
Mit einem Netzwerk-USB-Anschluss sowie dem
optionalen rDock für den iPod, haben Sie die
Freiheit, Ihre Musik über das Internet, von der
Festplatte oder vom Massenspeicher zu genießen.
Auf der spartanischen Front befinden
sich im Miniklinkenformat ein Kopfhörer- und
ein Multifunktionsanschluss, der entweder ein
Analogsignal oder ein optisches Digitalsignal
verarbeitet und zum Anschluss des Messmikrofons
dient.
Ein Schwergewicht in Sachen Ton
Arcam steht für höchste Ansprüche im Bereich
klangneutraler Wiedergabe. So finden sich hier
aktuelle Prozessoren von Analog Devices sowie
besonders rausch- und verzerrungsarme Digital-Analog-Wandler
von Cirrus Logic. Selbst die
Lautstärkensteuerung wird von einem speziellen
und sich sehr neutral verhaltenden Cirrus-Logic-
Chip erledigt, sodass Sie keinerlei Artefakte
wahrnehmen werden. Regelrecht spürbar sind
dagegen die Leistungsreserven, die im Arcam
stecken. Neben dem massiven Netzteil für die
sieben Endstufen schlummert noch ein zweites
im Inneren. Jedes dieser Netzteile ist mit streufeldarmen
Ringkerntransformatoren und hohen
Kondensatorkapazitäten ausgerüstet. Dies bürgt
für hohe Stromlieferfähigkeit, die wir auch messen
konnten: An acht Ohm ermittelten wir bei
gleichzeitiger Belastung aller sieben Endstufen
eine Sinusleistung von 85 Watt und dies bei sehr
guten Audiomesswerten. So beträgt der Signal-Rausch-Abstand,
gemessen bei einem Eingangssignal
von minus 20 Dezibel (dB) in jedem
Lautsprecherausgang sehr gute 79 dB, inklusive
eines geringen Verzerrungsverhältnisses von
0,01 Prozent. Lediglich das Übersprechen der
Kanäle ineinander erreicht bei 10 Kilohertz (kHz)
nur noch einen guten Abstand von 55 dB.
Eingemessen
Von Haus aus ist der Arcam mit einer eigenen
Einmessautomatik versehen, die aus dem Menü
heraus gestartet wird. Die selbst entwickelte
Software misst und korrigiert die Lautstärke,
den Frequenzumfang der Lautsprecher und deren
Abstand zum mitgelieferten Messmikrofon.
Sie korrigiert und linearisiert zudem den Frequenzgang
für die Wiedergabe und bestimmt
den Abstand zu den Lautsprechern. Obwohl
die Größe der Lautsprecher vorgegeben werden
kann, ignorierte der Arcam unsere Eingabe
und trennte die angeschlossenen KEF-Standlautsprecher
bei 40 Hz. Sie haben aber jederzeit
die Möglichkeit, alle ermittelten Parameter von
Hand nachträglich zu korrigieren.
Klanglich angenehm
Das Einmesssystem verleiht der Klangreproduktion
eine exzellente Transparenz in den
Tiefmitten. Stimmen besitzen dadurch einen
echten Charakter und keine überzogenen S-
Laute. Der Arcam produziert einen straffen, impulsfreudigen
Klang, ohne Aufgeweichtheiten
im Bass. Gegenüber der Konkurrenz ein klarer
Vorteil. Auch in Stereo, mit aktiviertem „Audio
Direct“-Modus, spielt der Arcam ausgewogen
und detailreich auf. Die Abbildung von räumlicher
Tiefe ist dabei etwas besser als die Breite
des Stereopanoramas. Dies deckt sich mit den
Hörtests im Mehrkanalmodus, denn spätestens
hier fiel auf, dass das Surround-Geschehen sich
etwas zu sehr um den Hörort konzentrierte, anstatt
sich weiter im Raum zu verteilen. Das kann
eine Folge des Übersprechens der Kanäle sein,
die durch eine kapazitive Kopplung infolge der
Packungsdichte der Bauteile entsteht. Ein echtes
Plus ist die Dolby-Volume-Funktion des Arcams.
Sie hält die Lautheitssprünge, die sich bei der
Umschaltung des Programminhaltes ergeben
können, immer auf konstantem Pegel. Dass
der Arcam über keine zusätzlichen Raumsimulationen
verfügt, lässt sich leicht verschmerzen,
seine Domäne sind hochwertige Klangwandler,
anhand derer er ohne Schönfärbereien den audiophilen
Inhalt wiedergibt.
Ferngesteuert
Das Menü ist ein hochauflösendes Overlay, das
den Signalfluss nicht unterbricht. Die Navigation
ist nach kurzer Eingewöhnung sehr intuitiv
und alle Ein- und Ausgänge sind verwalt- und
zuweisbar. Die digitale Weiterleitung der Bildinformationen
ist die einfachste Übung für ein
Gerät dieser Klasse. Wenn die Bildverarbeitung
aber gefordert wird, schauen wir genauer hin.
Über eine Komponentenverbindung zeigte der
Arcam eine souveräne Bildschärfe und skalierte
die Informationen bis 1 080p. Über HDMI zugespielte
SD-Interlace-Signale wurden dagegen
nicht bearbeitet. Die Rauschunterdrückung
greift wenig effizient ein, sodass schwächeres
Bildmaterial nur unzureichend aufbereitet wird.
Bei dem Versuch, Konturen nachzuschärfen,
entstanden störende Artefakte. Der Filmmodus
arbeitete ebenfalls fehlerhaft und produzierte
flimmernde Konturen, weshalb Sie diesen deaktivieren
sollten. Somit entsprechen die Fähigkeiten
der Bildaufbereitung nicht dem soliden
Auftritt der sehr guten Audioabteilung. Aus
unserer Sicht ist der AVR600 aber ein ideales
Gerät für Klangpuristen, die hochwertige Bluray-Player
zur Filmdarstellung nutzen.
Testergebnisse
Videoverarbeitung
Autoeinmessung
Stromverbrauch
Stand-by
befriedigend
sehr gut
4,4 W
0 W 1 W > 2 W
Bildverarbeitung
Analog->HDMI
Signalwandlung Vollbildkonvertierung Skalierung
HDMI->HDMI
Weiterleitung Vollbildkonvertierung Skalierung
Wärmebild
6 dB
0 dB
–6 dB
30 Hz
Screenshot 1
100 Hz 250 Hz 500 Hz 1 kHz 4kHz
10kHz 20kHz
Nach der Einmessung (grün) ist der Frequenzgang deutlich
linearer als vor der Einmessung (blau)
In dieser Ansicht des Bildschirmmenüs, ist das übersichtliche
Ergebnis der Einmessung zu sehen
Ausstattung/
Verarbeitung
20 von 20
Benutzerfreundlichkeit
16 von 20
Wiedergabequalität
53 von 60
Wertung 89 von 100
Bewertungsschlüssel: 100–95: Referenzklasse, 94–90: ausgezeichnet, 89–85: sehr gut, 84–70: gut, 69–55: befriedigend, 54–40: ausreichend, 39–0: mangelhaft Kaufberatung 85