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„Die Unendlichkeit in ihrer Endgültigkeit<br />
ist für uns das Faszinierende.“<br />
So ist das mit Motten: Manchmal hört und sieht man sie nicht, aber sind sie deshalb fort? Auch Tandrins langjähriges<br />
musikalisches Projekt verschwand nach dem Weggang von Sängerin Ivy eine Weile aus dem Licht der Öffentlichkeit. Doch<br />
jetzt melden sich mechanical moth zurück, mit Sophie als weiblicher Stimme sowie kreativer Ergänzung – und mit einem<br />
neuen Album...<br />
<strong>Orkus</strong>: Nach einigen Umbrüchen während<br />
und kurz nach eurer „Deus Ex Machina“-<br />
Ära hattest du mit Rebirth einen Neustart<br />
gewagt, standest dann jedoch wieder allein<br />
da. Kamen dir damals Zweifel über das<br />
Fortbestehen von mechanical moth? Was<br />
trieb dich an, weiterzumachen, eine neue<br />
Stimme zu suchen?<br />
Tandrin: Das Fortbestehen war nie in<br />
Gefahr. Ich muss weitermachen, egal ob<br />
irgendjemand mechanical moth hört oder<br />
nicht. Dafür ist Musik zu wichtig für meine<br />
Seele als Ventil. Natürlich hing ich dennoch<br />
in den Seilen. Ein Jahr ging erst mal nichts<br />
mit der Motte. Aber da ich weiblichen<br />
Gesang nun mal liebe und auch denke, dass<br />
ich ohne nicht komplett bin, habe ich dann<br />
doch so langsam die Augen geöffnet. Und<br />
es ist wirklich schwer für mich, jemanden<br />
mit in mechanical moth hineinzulassen. Ich<br />
glaube, das Schwierigste ist, dass ich keine<br />
konkreten Vorstellungen von einer Sängerin<br />
habe, sondern will, dass sie sich selbst, ihre<br />
Seele, ihr Innerstes mit einbringt und einfach<br />
alles gibt, was sie hat. Sie muss eigene Texte<br />
schreiben, Ideen verwirklichen wollen, einen<br />
eigenen Willen haben. Bei Sophie finde ich<br />
das alles.<br />
O: Hast du zu einem dieser für das Projekt<br />
schwierigen Zeitpunkte mal in Erwägung<br />
gezogen, den stimmlichen Part selbst zu<br />
übernehmen?<br />
T: Ich kann noch nicht gut genug singen,<br />
und meine Dämonenstimme allein wäre<br />
mir einfach nicht genug. Ich liebe außerdem<br />
fast jeglichen weiblichen Gesang. Davon<br />
abgesehen, ist ein gemeinsames Auftreten<br />
schöner, und man hat mehr Möglichkeiten<br />
bei der Gestaltung der Musik. Und zu guter<br />
Letzt bin ich ein geselliger Musiker und habe<br />
großen Spaß daran, mit anderen gemeinsam<br />
an etwas zu wirken. Nein, wie eine Motte<br />
zwei Flügel hat (mindestens!), so hat auch<br />
die mechanische Motte zwei Stimmen. Wir<br />
könnten sonst nicht fliegen.<br />
O: Euer neues Werk heißt Unendlichkeit.<br />
Was fasziniert euch an dem Thema?<br />
T: Auch wenn der Mensch endlich ist: Jeder<br />
Augenblick kann unendlich erscheinen,<br />
er kann vollkommen sein, aber er kann<br />
auch das Schlimmstmögliche überhaupt<br />
bedeuten. Die Unendlichkeit kann endlose<br />
Qualen bedeuten, ebenso wie unermessliche<br />
Freude. Unsere medias res ist die dunkle<br />
Seite der Unendlichkeit. Da der Mensch<br />
endlich ist, kann er sich das Unendliche<br />
eigentlich nicht vorstellen. Und das macht<br />
es nur noch interessanter. Die Unendlichkeit<br />
in ihrer Endgültigkeit ist für uns das<br />
Faszinierende. Wie bildet man in einem<br />
naturgemäß beschränkten Medium einen<br />
unbeschränkten Zustand ab? Ein Bild, das<br />
nicht gemalt werden kann, ist für den Maler<br />
eine interessante Herausforderung.<br />
O: Ihr sagt, dass ihr euch auf dem Album<br />
mit allem beschäftigt, was kein Ende kennt,<br />
zum Beispiel unsere Suche nach Wahrheit<br />
112 - <strong>Orkus</strong>!